BIENE_11_008.qxp 13.10.2008 14:59 Uhr Seite 8 D ie geernteten Propolisstückchen müssen vor der Verarbeitung noch einmal gereinigt werden. Fremdteile, wie Holzspäne und Wachs, sollten Sie dabei entfernen. Dann folgt die weitere Verarbeitung. Am besten lässt sich Propolis in möglichst kaltem Zustand zerkleinern. Dafür gibt man die zu Klümpchen zusammengedrückte Propolis ein paar Stunden in den Gefrierschrank. Tiefgekühlt wird sie sehr spröde und lässt sich in einer Kaffeemühle (am besten funktioniert eine elektrische Schlagmühle) oder im Mörser pulverisieren. Nicht zu lange rühren, sonst wird das Kittharz weich und verklebt die Mühle. Dieses Kittharzpulver bildet die Basis für die meisten Rezepte, seien sie nun für die innerliche oder für die äußerliche Anwendung gedacht. Je feiner das Pulver in Alkohol, Öl/Fett oder einer Salbengrundlage verteilt ist, umso besser löst sich die Propolis und entfaltet ihre wohltuende Wirkung. In Alkohol Wer eine alkoholische Propolislösung herstellen will, braucht dazu möglichst hochprozentigen Alkohol. Dabei gilt: Je stärker der Alkohol, umso vollständiger löst sich die Propolis. Den reinsten Alkohol (96%) bekommt man in der Apotheke. Außerdem sind ein dicht schließendes Glasgefäß (Schraubglas) für den Ansatz, ein dunkler Standort, Filterpapier (oder ein Dauerfilter) und für die fertige Tinktur dunkle Arzneifläschchen notwendig – und natürlich viel Geduld, denn das Auflösen braucht seine Zeit. Man rechnet etwa einen Monat für den Ansatz. Danach kann man in gesundheitlich angeschlagenen Zeiten nach dem Essen täglich 15 bis 20 Tropfen zur Stärkung der Abwehrkräfte einnehmen. Bei Halsentzündungen und Beschwerden der oberen Luftwege empfehlen alte Hausrezepte, mindestens dreimal täglich mit ein bis zwei Teelöffeln der Tinktur, die auch verdünnt werden kann, zu gurgeln. Erkältungen lassen sich lindern, wenn dreimal täglich 20 Tropfen Tinktur in etwas Wasser getrunken werden. Auch schlecht heilende Wunden kann man mit der Lösung bestreichen. Die Herstellung einer alkoholischen Propolislösung beschreibt der Kasten auf Seite 10. 8 (488) SCHWERPUNKT PROPOLIS Rezepte zum Ausprobieren Propolis hat in den vergangenen Jahren für viele Imker an Interesse gewonnen. Die Kenntnis um ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften führte dazu, dass sie vermehrt für den eigenen Gebrauch gewonnen und angewendet wird. Dabei sollte sich die Herstellung einfacher Propolisrezepturen mit in jedem Haushalt vorhandenen Mitteln bewerkstelligen lassen. Ohne Alkohol Propolis lässt sich aber auch ohne Alkohol verwenden. Dafür stellte uns Dr. Stefan Stangaciu vom Deutschen Apitherapiebund mehrere Rezepturvarianten zur Verfügung: 1. Propolis-Olivenöl-Extrakt Hier wird das Propolispulver statt in Alkohol in der gleichen Menge Olivenöl gelöst. Allerdings ist die Haltbarkeit dieser Lösung kürzer: Sie sollte innerhalb von ein bis zwei Monaten verbraucht werden. 3. Weicher Propolisextrakt (Propolis Spiss) Eine alkoholische Propolistinktur wird auf eine sterile Oberfläche (flacher Teller) aufgetragen und der Alkohol langsam verdampft. Die Verdunstung lässt sich mithilfe eines Föns beschleunigen: Dabei den warmen Luftstrom parallel zum Teller führen – den Föhn nicht direkt auf die Lösung richten. Durch die Verdunstung des Alkohols entsteht ein weicher Propolisextrakt, den man entweder mit Honig oder Brot einnehmen oder auf einem Mullstück äußerlich, z.B. gegen Hühneraugen, anwenden kann. 2. Propolis-Butter-Extraktion Dazu werden 100g Propolispulver mit 800g Butter vermischt. Die Mischung wird im Wasserbad auf höchstens 55 °C erwärmt und so lange verrührt, bis sie homogen ist. Anschließend wird sie zum Auskühlen auf ein flaches Blech gegossen. Nach dem Erkalten wird Honig aufgetragen und die Masse in kleine „Kekse“ geschnitten, von denen man täglich vier bis acht zwischen oder nach den Mahlzeiten essen kann. DEUTSCHES BIENEN-JOURNAL 11/2008 BIENE_11_009.qxp 13.10.2008 15:00 Uhr Für die Haut Für die Zubereitung einer propolishaltigen Creme benötigt man als Grundstoffe Fette oder Öle, wie Vaseline (Erdölprodukt), Lanolin (tierisches Fett), Schweineschmalz oder Olivenöl (pflanzliches Produkt), und meist auch einen Anteil Bienenwachs, der die Konsistenz der Creme bestimmt. Dazu kommt natürlich noch möglichst hoch konzentrierte eingedickte Propolislösung oder staubfein gemahlene Propolis. Bei Salben ist es wichtig, die Propolis in der Salbengrundlage homogen zu verteilen. Das gelingt mit Propolislösung besser als mit Pulver. Tropfenweise Zugaben von anderen Ölen wie Latschenkiefernöl, Lärchenterpentin, Eukalyptusöl (gibt es in Apotheken) sind möglich, das Gleiche gilt für Kräuterauszüge. Für den Wachsanteil darf nur vollkommen sauberes, unbelastetes Wachs Verwendung finden. Bei Wachs aus dem eigenen Bienenstock kommt also ausschließlich heller Jungfernbau in Frage. Ansonsten sollte man reines Wachsgranulat kaufen. Das Wachs wird zusammen mit der entsprechenden Cremegrundlage in ein Rührgefäß (Becher- oder Schraubglas) gefüllt und im Wasserbad bis zum Schmelzen erwärmt. Ist die Masse dann auf etwa 50 °C abgekühlt, rührt man die Propolislösung tropfenweise unter. Dabei verdunstet ein weiterer Teil des Alkohols. Wenn die fertige Creme zu erstarren beginnt (bei unter 40 °C), füllt man sie in vorbereitete, gut schließende Cremetiegelchen ab. Propolissalbe fördert die Durchblutung, hilft z.B. bei ent- Seite 9 Propoliscreme mit Vaseline 100g Vaseline 5g Bienenwachs 40 ml Propolislösung Wachs und Vaseline schmelzen, abkühlen, bei 40 °C Propolislösung tropfenweise einrühren. Diese Creme kann auch mit Lanolin statt Vaseline gefertigt werden, dann beträgt der Wachsanteil 7,5g. Propoliscreme mit Olivenöl 100 ml Olivenöl 20g Bienenwachs 20 ml Propolislösung 4g Lärchenterpentin 10 Tropfen Latschenkiefernöl Öl und Wachs erhitzen bis zum Schmelzen, Lärchenterpentin und Latschenkiefernöl dazugeben, bei 50 °C Propolislösung einrühren. Lippenbalsam 120 ml Olivenöl 25g Bienenwachs 15g Honig 25 Tropfen Kamillenöl 5 ml Propolislösung zündlichen Hautproblemen (nicht bei nässenden Ekzemen), gereizter Haut oder bei wundgelegenen Stellen. Vielfache Verwendung Die Möglichkeiten, Propolis anzuwenden, sind vielfältig, die Zutaten zu den Rezepturen variieren. Jedem Imker steht Propolis zur Verfü- Olivenöl und Wachs auf 60 °C erhitzen, nach Abkühlung auf ca. 40 °C die übrigen Zutaten unter Rühren hinzufügen. Propoliscreme auf Pulverbasis 30g Vaseline 30g Lanolin 10g Lärchenterpentin 10 Tropfen Latschenkiefernöl 30g feines Propolispulver Alle Zutaten einfüllen, auf 40 °C erwärmen und zehn Minuten lang rühren — fertig. gung, er kann ausprobieren, was ihm guttut und sich mit geringem Aufwand realisieren lässt, und auf diese Weise für eine Bereicherung der Familien-Hausapotheke sorgen – ganz ohne Packungsbeilage sowie Risiken und negative Nebenwirkungen, mit Ausnahme von Allergien (siehe S. 6–7). Apropos Propolis Wer reichlich Propolis hat, kann sie auch als Holzschutzlasur einsetzen – z.B. für noch nicht oberflächenbehandelte Naturholzmöbel oder ➥ Fotos: Sabine Rübensaat DEUTSCHES BIENEN-JOURNAL 11/2008 (489) 9 BIENE_11_010.qxp 13.10.2008 15:02 Uhr Seite 10 Alkoholische Propolislösung Fotos: Sabine Rübensaat Propolis löst sich am besten in Alkohol, möglichst hochprozentigem. Die dabei entstehenden Tinkturen werden in konzentrierter oder verdünnter Form prophylaktisch oder bei leichten Beschwerden eingenommen — sie sind nicht für Kinder gedacht — oder in Cremes weiterverarbeitet. Anbei eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Herstellung. Der Fleck muss weg Tiefgekühlte Propolisklümpchen werden im Mörser zerrieben (oder in einer Mühle pulverisiert). Ca. 30g feine Propolis gibt man in ein dicht schließendes Glas und füllt mit etwa 70 ml 96%igem Alkohol auf. Jetzt heißt es abwarten: Die Mischung muss nun mindestens drei Wochen möglichst dunkel stehen und sollte täglich mehrmals gut durchgeschüttelt werden. Hat sich die Propolis gelöst, ist die Rohtinktur so weit. Nun trennt man die verbliebenen festen Bestandteile durch Filtern (Kaffeefilter) ab. Die fertige Lösung wird in kleine dunkelbraune Fläschchen umgefüllt — jetzt ist sie anwendbar. 10 (490) ➥ für neue Holzbeuten. In einer so behandelten Beute fühlen sich die Bienen gleich wohler: Neue, unbewohnt riechende Beuten mögen sie nämlich nicht besonders, und mit einem propolishaltigen Anstrich erscheint ihnen ihr Haus sozusagen schon eingewohnt. Die Herstellung des propolishaltigen Anstrichstoffes ist sehr einfach. Propolislack: Wie viel man benötigt, hängt von der Anzahl der Beutenteile bzw. der zu streichenden Fläche ab. Als Faustformel gibt man 300 bis 400g Propolis in einen Behälter mit einem Liter Spiritus (96%). Die Mischung sollte häufig geschüttelt werden, damit sich die Propolis löst, was frühestens nach etwa 14 Tagen der Fall sein dürfte. Anschließend filtern. Der aufgetragene Propolislack trocknet wegen der starken Verdunstung des Alkohols schnell ab und hinterlässt eine lackähnliche Oberfläche auf dem Holz. Propolis hilft gegen vieles, aber nur wenig hilft gegen Propolisflecken. Was also tun zur Entfernung von Propolis aus Kleidungsstücken oder bei der Reinigung der Hände? Eine vollständige Entfernung von Flecken aus Kleidung ist kaum möglich, also ist beim Umgang (besonders mit der Tinktur) Vorsicht angeraten. Man kann versuchen, kleinere Flecke mit Spiritus auszureiben und anschließend die Kleidung möglichst heiß zu waschen, aber das verträgt nicht jedes Gewebe. Will man seine Hände nach der Arbeit von Propolis reinigen, bieten sich verschiedene Produkte an, z.B. Alkohol. Dies dringt allerdings mit der gelösten Propolis in die Haut ein (Restfärbung bleibt), entfettet die Haut stark und erhöht das Risiko, dass Sie eine Allergie ausbilden. Hautfreundlicher und mit rückfettender Wirkung ist Sterillium, das zur hygienischen und chirurgischen Händedesinfektion gedacht ist (Apotheke, ca. 10,00 Euro je Liter). Loctite 7850 von Henkel, ein natürlicher Handreiniger aus Zitrusschalenextrakten mit hautpflegenden Substanzen und Zusatz von gemahlenem Bimsstei, ohne aggressive Lösungsmittel, eignet sich ebenfalls gut (ca. 10,00 Euro für 400 ml). Weiterhin kommen einige Spezialreiniger (meist für den Werkstattbedarf und zur Entfernung von Ölfarben, Lacken, Harzen, Wachsen, Teer gedacht) in Frage, wie Sling Spezial, eine Waschpaste mit Walnussschalenmehl und Lösungsmittel (250-g -Tube 5,10 Euro) der Fa. Stokhausen, Manugel von Aral (3-Liter-Gebinde ca. 26,00 Euro) oder Walpon intensiv, eine Handreinigungscreme mit Kunststoffreibemitteln (200-ml-Tube ca. 4,00 Euro). Manche Imker verwenden einfaches Melkfett. Vor der Arbeit an den Vökern reiben sie ihre Hände damit leicht ein – Propolis haftet dadurch nur wenig und lässt sich mit Seife rückstandsfrei entfernen. Leider werden die Hände dadurch auch rutschiger. Natürlich kann man auch Handschuhe tragen, aber das schränkt die Feinfühligkeit stark ein. Xandia Stampe DEUTSCHES BIENEN-JOURNAL 11/2008
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