Ausprobieren - GartenFlora

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13.10.2008
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ie geernteten Propolisstückchen müssen
vor der Verarbeitung noch einmal gereinigt werden. Fremdteile, wie Holzspäne
und Wachs, sollten Sie dabei entfernen. Dann
folgt die weitere Verarbeitung.
Am besten lässt sich Propolis in möglichst
kaltem Zustand zerkleinern. Dafür gibt man
die zu Klümpchen zusammengedrückte Propolis ein paar Stunden in den Gefrierschrank.
Tiefgekühlt wird sie sehr spröde und lässt
sich in einer Kaffeemühle (am besten funktioniert eine elektrische Schlagmühle) oder im
Mörser pulverisieren. Nicht zu lange rühren,
sonst wird das Kittharz weich und verklebt die
Mühle.
Dieses Kittharzpulver bildet die Basis für die
meisten Rezepte, seien sie nun für die innerliche oder für die äußerliche Anwendung gedacht. Je feiner das Pulver in Alkohol, Öl/Fett
oder einer Salbengrundlage verteilt ist, umso
besser löst sich die Propolis und entfaltet ihre
wohltuende Wirkung.
In Alkohol
Wer eine alkoholische Propolislösung herstellen will, braucht dazu möglichst hochprozentigen Alkohol. Dabei gilt: Je stärker
der Alkohol, umso vollständiger löst sich
die Propolis. Den reinsten Alkohol (96%)
bekommt man in der Apotheke. Außerdem
sind ein dicht schließendes Glasgefäß
(Schraubglas) für den Ansatz, ein dunkler
Standort, Filterpapier (oder ein Dauerfilter)
und für die fertige Tinktur dunkle Arzneifläschchen notwendig – und natürlich viel
Geduld, denn das Auflösen braucht seine
Zeit. Man rechnet etwa einen Monat für den
Ansatz. Danach kann man in gesundheitlich
angeschlagenen Zeiten nach dem Essen täglich 15 bis 20 Tropfen zur Stärkung der Abwehrkräfte einnehmen. Bei Halsentzündungen und Beschwerden der oberen Luftwege
empfehlen alte Hausrezepte, mindestens
dreimal täglich mit ein bis zwei Teelöffeln der
Tinktur, die auch verdünnt werden kann, zu
gurgeln. Erkältungen lassen sich lindern,
wenn dreimal täglich 20 Tropfen Tinktur in
etwas Wasser getrunken werden. Auch
schlecht heilende Wunden kann man mit der
Lösung bestreichen. Die Herstellung einer
alkoholischen Propolislösung beschreibt der
Kasten auf Seite 10.
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SCHWERPUNKT PROPOLIS
Rezepte
zum
Ausprobieren
Propolis hat in den vergangenen Jahren für viele Imker
an Interesse gewonnen. Die Kenntnis um ihre gesundheitsfördernden
Eigenschaften führte dazu, dass sie vermehrt für den eigenen Gebrauch
gewonnen und angewendet wird. Dabei sollte sich die Herstellung
einfacher Propolisrezepturen mit in jedem Haushalt
vorhandenen Mitteln bewerkstelligen lassen.
Ohne Alkohol
Propolis lässt sich aber auch ohne Alkohol verwenden. Dafür stellte uns Dr. Stefan Stangaciu
vom Deutschen Apitherapiebund mehrere Rezepturvarianten zur Verfügung:
1. Propolis-Olivenöl-Extrakt
Hier wird das Propolispulver statt in Alkohol in
der gleichen Menge Olivenöl gelöst. Allerdings
ist die Haltbarkeit dieser Lösung kürzer: Sie
sollte innerhalb von ein bis zwei Monaten verbraucht werden.
3. Weicher Propolisextrakt (Propolis Spiss)
Eine alkoholische Propolistinktur wird auf
eine sterile Oberfläche (flacher Teller) aufgetragen und der Alkohol langsam verdampft.
Die Verdunstung lässt sich mithilfe eines Föns
beschleunigen: Dabei den warmen Luftstrom
parallel zum Teller führen – den Föhn nicht
direkt auf die Lösung richten. Durch die
Verdunstung des Alkohols entsteht ein weicher Propolisextrakt, den man entweder mit
Honig oder Brot einnehmen oder auf einem
Mullstück äußerlich, z.B. gegen Hühneraugen, anwenden kann.
2. Propolis-Butter-Extraktion
Dazu werden 100g Propolispulver mit 800g
Butter vermischt. Die Mischung wird im Wasserbad auf höchstens 55 °C erwärmt und so
lange verrührt, bis sie homogen ist. Anschließend wird sie zum Auskühlen auf ein flaches
Blech gegossen. Nach dem Erkalten wird Honig aufgetragen und die Masse in kleine „Kekse“ geschnitten, von denen man täglich vier bis
acht zwischen oder nach den Mahlzeiten essen
kann.
DEUTSCHES BIENEN-JOURNAL 11/2008
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13.10.2008
15:00 Uhr
Für die Haut
Für die Zubereitung einer propolishaltigen
Creme benötigt man als Grundstoffe Fette oder
Öle, wie Vaseline (Erdölprodukt), Lanolin (tierisches Fett), Schweineschmalz oder Olivenöl
(pflanzliches Produkt), und meist auch einen
Anteil Bienenwachs, der die Konsistenz der
Creme bestimmt.
Dazu kommt natürlich noch möglichst hoch
konzentrierte eingedickte Propolislösung oder
staubfein gemahlene Propolis. Bei Salben ist es
wichtig, die Propolis in der Salbengrundlage
homogen zu verteilen. Das gelingt mit Propolislösung besser als mit Pulver.
Tropfenweise Zugaben von anderen Ölen
wie Latschenkiefernöl, Lärchenterpentin, Eukalyptusöl (gibt es in Apotheken) sind möglich,
das Gleiche gilt für Kräuterauszüge.
Für den Wachsanteil darf nur vollkommen
sauberes, unbelastetes Wachs Verwendung
finden. Bei Wachs aus dem eigenen Bienenstock kommt also ausschließlich heller Jungfernbau in Frage. Ansonsten sollte man reines
Wachsgranulat kaufen. Das Wachs wird zusammen mit der entsprechenden Cremegrundlage in ein Rührgefäß (Becher- oder
Schraubglas) gefüllt und im Wasserbad bis
zum Schmelzen erwärmt. Ist die Masse dann
auf etwa 50 °C abgekühlt, rührt man die Propolislösung tropfenweise unter. Dabei verdunstet ein weiterer Teil des Alkohols. Wenn
die fertige Creme zu erstarren beginnt (bei unter 40 °C), füllt man sie in vorbereitete, gut
schließende Cremetiegelchen ab. Propolissalbe fördert die Durchblutung, hilft z.B. bei ent-
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Propoliscreme mit Vaseline
100g Vaseline
5g Bienenwachs
40 ml Propolislösung
Wachs und Vaseline schmelzen, abkühlen,
bei 40 °C Propolislösung tropfenweise einrühren.
Diese Creme kann auch mit Lanolin statt
Vaseline gefertigt werden, dann beträgt der
Wachsanteil 7,5g.
Propoliscreme mit Olivenöl
100 ml Olivenöl
20g Bienenwachs
20 ml Propolislösung
4g Lärchenterpentin
10 Tropfen Latschenkiefernöl
Öl und Wachs erhitzen bis zum Schmelzen,
Lärchenterpentin und Latschenkiefernöl dazugeben, bei 50 °C Propolislösung einrühren.
Lippenbalsam
120 ml Olivenöl
25g Bienenwachs
15g Honig
25 Tropfen Kamillenöl
5 ml Propolislösung
zündlichen Hautproblemen (nicht bei nässenden Ekzemen), gereizter Haut oder bei wundgelegenen Stellen.
Vielfache Verwendung
Die Möglichkeiten, Propolis anzuwenden, sind
vielfältig, die Zutaten zu den Rezepturen variieren. Jedem Imker steht Propolis zur Verfü-
Olivenöl und Wachs auf 60 °C erhitzen, nach
Abkühlung auf ca. 40 °C die übrigen Zutaten unter Rühren hinzufügen.
Propoliscreme auf Pulverbasis
30g Vaseline
30g Lanolin
10g Lärchenterpentin
10 Tropfen Latschenkiefernöl
30g feines Propolispulver
Alle Zutaten einfüllen, auf 40 °C erwärmen
und zehn Minuten lang rühren — fertig.
gung, er kann ausprobieren, was ihm guttut
und sich mit geringem Aufwand realisieren
lässt, und auf diese Weise für eine Bereicherung der Familien-Hausapotheke sorgen –
ganz ohne Packungsbeilage sowie Risiken und
negative Nebenwirkungen, mit Ausnahme von
Allergien (siehe S. 6–7).
Apropos Propolis
Wer reichlich Propolis hat, kann sie auch als
Holzschutzlasur einsetzen – z.B. für noch nicht
oberflächenbehandelte Naturholzmöbel oder ➥
Fotos: Sabine Rübensaat
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Alkoholische
Propolislösung
Fotos: Sabine Rübensaat
Propolis löst sich am besten in Alkohol, möglichst hochprozentigem. Die dabei
entstehenden Tinkturen werden in konzentrierter oder verdünnter Form prophylaktisch oder
bei leichten Beschwerden eingenommen — sie sind nicht für Kinder gedacht — oder in
Cremes weiterverarbeitet. Anbei eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Herstellung.
Der Fleck muss weg
Tiefgekühlte Propolisklümpchen werden im Mörser zerrieben (oder in einer Mühle
pulverisiert).
Ca. 30g feine Propolis gibt man in ein dicht schließendes Glas und füllt
mit etwa 70 ml 96%igem Alkohol auf.
Jetzt heißt es abwarten: Die Mischung muss nun
mindestens drei Wochen möglichst dunkel stehen und sollte täglich mehrmals gut durchgeschüttelt werden.
Hat sich die Propolis gelöst, ist die Rohtinktur so weit. Nun trennt
man die verbliebenen festen Bestandteile durch Filtern (Kaffeefilter) ab.
Die fertige
Lösung wird in kleine dunkelbraune Fläschchen umgefüllt — jetzt ist sie anwendbar.
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➥ für neue Holzbeuten. In einer so behandelten
Beute fühlen sich die Bienen gleich wohler:
Neue, unbewohnt riechende Beuten mögen
sie nämlich nicht besonders, und mit einem
propolishaltigen Anstrich erscheint ihnen ihr
Haus sozusagen schon eingewohnt. Die Herstellung des propolishaltigen Anstrichstoffes ist
sehr einfach.
Propolislack: Wie viel man benötigt, hängt
von der Anzahl der Beutenteile bzw. der zu
streichenden Fläche ab. Als Faustformel gibt
man 300 bis 400g Propolis in einen Behälter
mit einem Liter Spiritus (96%). Die Mischung
sollte häufig geschüttelt werden, damit sich die
Propolis löst, was frühestens nach etwa 14 Tagen der Fall sein dürfte. Anschließend filtern.
Der aufgetragene Propolislack trocknet wegen
der starken Verdunstung des Alkohols schnell
ab und hinterlässt eine lackähnliche Oberfläche auf dem Holz.
Propolis hilft gegen vieles, aber nur wenig hilft
gegen Propolisflecken. Was also tun zur Entfernung von Propolis aus Kleidungsstücken oder
bei der Reinigung der Hände? Eine vollständige Entfernung von Flecken aus Kleidung ist
kaum möglich, also ist beim Umgang (besonders mit der Tinktur) Vorsicht angeraten. Man
kann versuchen, kleinere Flecke mit Spiritus
auszureiben und anschließend die Kleidung
möglichst heiß zu waschen, aber das verträgt
nicht jedes Gewebe.
Will man seine Hände nach der Arbeit von
Propolis reinigen, bieten sich verschiedene
Produkte an, z.B. Alkohol. Dies dringt allerdings mit der gelösten Propolis in die Haut ein
(Restfärbung bleibt), entfettet die Haut stark
und erhöht das Risiko, dass Sie eine Allergie
ausbilden. Hautfreundlicher und mit rückfettender Wirkung ist Sterillium, das zur hygienischen und chirurgischen Händedesinfektion
gedacht ist (Apotheke, ca. 10,00 Euro je Liter).
Loctite 7850 von Henkel, ein natürlicher
Handreiniger aus Zitrusschalenextrakten mit
hautpflegenden Substanzen und Zusatz von
gemahlenem Bimsstei, ohne aggressive Lösungsmittel, eignet sich ebenfalls gut (ca.
10,00 Euro für 400 ml). Weiterhin kommen einige Spezialreiniger (meist für den Werkstattbedarf und zur Entfernung von Ölfarben, Lacken, Harzen, Wachsen, Teer gedacht) in Frage,
wie Sling Spezial, eine Waschpaste mit Walnussschalenmehl und Lösungsmittel (250-g
-Tube 5,10 Euro) der Fa. Stokhausen, Manugel
von Aral (3-Liter-Gebinde ca. 26,00 Euro) oder
Walpon intensiv, eine Handreinigungscreme
mit Kunststoffreibemitteln (200-ml-Tube ca.
4,00 Euro).
Manche Imker verwenden einfaches Melkfett. Vor der Arbeit an den Vökern reiben sie
ihre Hände damit leicht ein – Propolis haftet
dadurch nur wenig und lässt sich mit Seife
rückstandsfrei entfernen. Leider werden die
Hände dadurch auch rutschiger. Natürlich
kann man auch Handschuhe tragen, aber das
schränkt die Feinfühligkeit stark ein.
Xandia Stampe
DEUTSCHES BIENEN-JOURNAL 11/2008