„Wir glauben an Ehrlichkeit, die Kraft des Willens, das Recht des Schwächeren und an viele Tugenden, an denen auch wir straucheln.“ Interview mit Tobias Kupfer, Gründer und Co-Geschäftsführer der GORILLA Deutschland gGmbH, zum Gesundheitsförderungsprojekt GORILLA GORILLA ist das erste nichtstaatliche und überregionale Gesundheitsförderungsprojekt in Deutschland. Seit 2015 bewegt das Programm bundesweit Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 9 bis 25 Jahren. Mit Freestylesport und coolen Botschaftern vermittelt GORILLA wichtige Themen wie Ernährungskompetenz, Nachhaltigkeit und Selbstbewusstsein. Im Interview erzählt Co-Geschäftsführer und Skateboardweltmeister Tobias Kupfer, was ihn bewegt und warum Kinder in Deutschland wieder mehr Werte benötigen. München, 26.01.2016 Herr Kupfer, Sie sind der amtierende deutsche Skateboardweltmeister und Gründer sowie Co-Geschäftsführer von GORILLA Deutschland. Was ist GORILLA und warum braucht Deutschland Ihrer Meinung nach mehr Uga-Uga im Leben ? GORILLA ist ein Programm von vielen Freestylesportlern und Ernährungsfachleuten, die durch ihre Fähigkeiten auf sich aufmerksam machen und glaubwürdige Vorbilder für die nächste Generation sind. Sie wollen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene motivieren unseren Planeten zu schützen, gesund zu leben und sich ausgewogen zu ernähren. Die Zahlen verschiedener Studien zeigen, dass mehr als 2.000.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland übergewichtig sind. In Zeiten von Überkonsum, Medienwahn und sozialer Armut braucht es einen neuen Ansatz. Wir nennen diese, unsere Kraft, die Uga-Power. Was sind aus Ihrer Sicht die aktuellen Probleme im Bereich der Jugendgesundheit? Und welche Ursachen haben sie? Die Probleme vieler Kinder beginnen bereits im Elternhaus. Vielen Kids fehlt heute das klassische Familienleben. Eltern leben heute verstärkt entweder in Scheidung, sind beruflich stark gefordert oder auf Hartz 4 angewiesen, um nur einige Problematiken zu nennen. Kinder verbringen einen großen Teil ihres Tages in der Schule. Die meisten Schulsysteme sind darauf ausgerichtet dem jungen Menschen theoretisches Fachwissen zu vermitteln, das er kurz darauf auf Abruf wiedergeben muss. Langfristige Werte oder persönliche Bedürfnisse werden dabei oftmals nicht beachtet, auch individuelle Begabungen werden teilweise nicht gefördert. Bringt der Jugendliche nicht auf Abruf die geforderte Leistung, rutscht er durch das Noten-Raster und steigt möglicherweise in der Leiter des erfolgsorientierten Leistungskonzepts schnell ab. Hier kann GORILLA kompensieren. Nebenher befinden wir uns im Zeitalter der modernen Technik, welche meist ungefiltert und nicht auf Nebenwirkungen geprüft auf unseren Nachwuchs einwirkt. Egal ob Smartphone oder soziale Netzwerke, alle machen mit, man will schließlich nicht außen vor bleiben. Der familiäre Mittagstisch ist fast ausgestorben und die Verlockungen nach Fast Food und ungesunden Snacks lauern überall, werden durch gezielte Werbung sogar noch größer. Das Ergebnis ist durchaus schon bei vielen Heranwachsenden spürbar und es wird in der Zukunft verheerende Folgen mit sich bringen, wenn wir nicht gemeinsam an neuen Konzepten und Programmen arbeiten, die den Zahn der Zeit treffen. Was tun Sie mit Ihrem Programm GORILLA gegen die von Ihnen beschriebenen Probleme? Wir wollen Kinder wieder Kinder sein lassen. Wir wollen zu Bewegung und ausgewogener Ernährung motivieren. Wir schaffen ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und vermitteln positive Zukunftsperspektiven. Das alles durch Freude am Erlernten und durch die Vorbildfunktion unserer Botschafterinnen und Botschafter. Das Programm steht erst am Anfang, doch es trifft bereits die Herzen der Kinder und darum stoßen wir die GORILLABewegung an. GORILLA besteht aus vielen Modulen, welche die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ganzjährig begleiten können. Das Programm wird permanent erweitert und optimiert, um sich auf neue Erkenntnisse einzustellen und mit der Zeit zu gehen. Wir kämpfen nicht gegen etwas oder jemanden, sondern leben neue Visionen mit positiven Aussichten vor. Wer sich dafür interessiert schaut doch einfach auf www.deingorilla.de oder auf www.gorilladeutschland.de vorbei. Fehlen Jugendlichen und Kindern in Deutschland Werte? Wenn ja, welche sind es und warum braucht es heute überhaupt noch Werte? Ich denke es fehlt den Kids in der heutigen Zeit an vielem. Nun sie werden sicher in Deutschland nicht verhungern, jedoch ist seelischer Hunger, vor allem wenn er unbemerkt bleibt, eine fatale Geißel unserer Gesellschaft. Und ob es nun das fehlende Familiengefüge, die nötigen Grenzen, der Überkonsum an Medien oder schlicht die Sinnlosigkeit unserer Zeit ist, Fakt ist doch, es hat Konsequenzen in allen Bereichen des Lebens. Ja wir brauchen dringend wieder Werte, jedoch sollten sie von Vorbildern vermittelt werden, um glaubhaft zu sein. Wir glauben an Ehrlichkeit, die Kraft des Willens, das Recht des Schwächeren und an viele Tugenden, an denen auch wir straucheln. Der Mensch kann sich wandeln, jeden Tag aufs Neue – das ist unsere Motivation. GORILLA verkörpert Lifestyle und Sport – ähnlich wie zum Beispiel Energiedrink-Hersteller. Wie passt da das Thema Inklusion hinein. Körperlich und geistig behinderte Menschen im Freestylesport? Energiedrink-Hersteller kaufen sich das Image des Freestylesports für Marketingzwecke, kein Hochleistungssportler könnte gute Ergebnisse erzielen mit dem dauerhaften Verzehr dieser Substanzen. GORILLA ist nicht eine Marke die sich das Image Lifestyle und Sport kauft, wir das GORILLA Team sind Freestylesportler und leben den Lifestyle, den Sport und die gesunde Ernährung. Wir sind die Bewegung, die an die Schulen geht und zum Umdenken anregen will. Wir sind die Heros der nächsten Generation. Ob ein Mensch körperlich oder geistig behindert ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Jeder sollte die Möglichkeit bekommen sein Potential zu entfalten. Wir werten nicht, wir motivieren. Was sind Ihre Ziele mit GORILLA Deutschland? Wo geht der Weg hin? Was ist nach der Tour 2015 geplant? Wir haben große Ziele. Für 2016 planen wir mehrere GORILLA Touren durch Deutschland. Wir bauen gerade ein Netzwerk auf, um auch nach den Workshops bei den Kindern und Jugendlichen präsent zu sein. Zudem bieten wir den Schulen ganzjährige Module für den Unterricht an. Da entsteht gerade sehr vieles, um richtige GORILLA Schulen zu schaffen und mit klaren und lebensnahen Wirkungsmodellen die Kinder und Jugendlichen bei ihrer Entwicklung nachhaltig zu unterstützen. Wie finanziert sich GORILLA? GORILLA ist ein Programm der deutschen Prof. Otto Beisheim Stiftung und wird zusammen mit der GORILLA Deutschland gGmbH umgesetzt und stetig weiterentwickelt. Im Zuge des Projektausbaus sollen weitere Workshops und Module aufgesetzt werden, wofür auch andere mögliche Sponsoren und Unterstützer angesprochen werden. Für uns ist aber die Zeit, die uns Menschen zu Verfügung stellen enorm wertvoll. Viele Botschafter und Unterstützer von GORILLA schenken uns ihre Erfahrung und ihr Wissen und machen das Programm zu einem Erfolg. Ihr Programm hat auch kritische Stimmen hervorgerufen, da Sie mit einigen Herstellern und Marken zusammenarbeiten. Macht Sie das beeinflussbar? Wie weit geht die Kommunikation von Markenbotschaften im GORILLA Programm? Nun können auch wir nicht ohne Geld unser Programm verwirklichen und das kommt aus verschiedenen Quellen. Alle unsere Partner verstehen uns als ein soziales Engagement und nachhaltige Initiative für eine gesunde Zukunft. Wir achten auch darauf, dass wir nicht zum Werbezirkus mutieren. Trotzdem ist es nur fair diese Unterstützer auch zu erwähnen und das geschieht auch in einigen unserer Module ganz nach dem Motto weniger ist oft mehr. Ein Wort zu Ihnen: Skateboarden ist ein Lifestylesport. Warum haben Sie Ihren Job an den Nagel gehängt und kümmern sich nun um ein gemeinnütziges Projekt? Jobangebote aus dem Lifestylebereich hatten Sie ja sicherlich genug, oder? Weil ich am Abend ins Bett gehen will mit dem Gefühl etwas Sinnvolles getan zu haben.
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