Homiletische Bausteine – Embolismus

HOMILETISCHE BAUSTEINE - EMBOLISMUS
1. Liturgische Aspekte
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Embolismus (griechisch: „Einschub“): Gebet des Priesters zwischen dem Vaterunser und
der Doxologie der Gemeinde. Diese lehnt sich an einen Text aus dem ersten Buch der
Chronik (vgl. 1 Chr 29,11-13) an. Der heute in der Messe verwendete Text wird erstmals in
der Didache („Zwölfapostellehre“) erwähnt und reicht wohl in das 1. Jahrhundert zurück.
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Vermutlich in der Zeit Papst Leos des Großen (440-461) entstanden ist als Gebet um
Frieden und Erlösung in einer Zeit, als Rom von den Vandalen bedroht und schließlich
geplündert wurde.
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Ähnliche Formen finden sich auch in fast allen ostkirchlichen Liturgien.
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Bei der Liturgiereform in den 1960er Jahren wurde das Gebet um die Anrufung der
Gottesmutter und der Heiligen Apostel Petrus, Paulus und Andreas gekürzt und an der
Stelle zwischen Vater unser und Doxologie belassen, obwohl zur gleichen Zeit im deutschen
Sprachgebiet die katholische Kirche mit den protestantischen Kirchen übereinkam, das
Vaterunser mit der sog. Doxologie „Denn dein ist das Reich ..." abzuschließen.
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Die Bitte um Frieden im Embolismus hat durch alle Zeiten hindurch nichts an Aktualität
verloren.
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Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit bekommt nun die Bitte „Komm uns zu Hilfe mit
deinem Erbarmen …“ besondere Relevanz.
2. Impulse für eine Homilie
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„Weglassen oder doch nicht?!“ – Manchmal fragen ja Gottesdienstbesucher, warum in
Gemeinden der Embolismus nicht gebetet wird oder warum mal schon und mal nicht. Ist er
wohl beliebig? In der Allgemeinen Einführung zum Messbuch heißt es ganz klar nach dem
Vater unser: „Dann spricht er den Embolismus, den die Gemeinde mit der Doxologie
abschließt. Der Embolismus führt die letzte Bitte des Vaterunser weiter und erbittet für die
Gemeinde der Gläubigen die Befreiung von der Macht des Bösen. Die Einladung, das
Vaterunser, der Embolismus und die Schlussdoxologie der Gemeinde werden gesungen oder
vernehmlich gesprochen.“ (AEM 56.a) Die Praxis beim Gebet des Vaterunser außerhalb der
Arbeitshilfe zum Hl. Jahr der Barmherzigkeit
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Messe und vor allem beim gemeinsamen ökumenischen Gebet (s. o.) sollte dieses wichtige
und kostbare Gebet nicht in Vergessenheit geraten lassen. „Weglassen?“ – so wenig wie
das Böse wegbleibt, genauso wenig darf die Bitte um Befreiung vom Bösen und vor Angst
und Verwirrung bewahrt zu bleiben, weggelassen werden. Wir schaden uns nur damit!
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„Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen…“ – Gottes Barmherzigkeit ist echte Lebenshilfe.
Wenn ich allein nicht weiterkomme, wenn ich meine Grenzen und meine Ohnmacht spüre,
immer dann darf ich diese Hilfe erbitten. Er hilft, weil er barmherzig ist. Damit degradiere
ich Gott in diesem Gebet nicht zum „Notnagel“, sondern nehme ehrlich meine irdischbegrenzte Existenz wahr. Zudem bittet die Gemeinde „Komm uns zu Hilfe…“ und das bleibt
nicht nur auf diese beschränkt, sondern weitet sich stets für alle Menschen, hat eine
ekklesiologische und soziale Dimension. Papst Franziskus schreibt in seiner
Verkündigungsbulle zum Heiligen „Misericordiae vultus“ vom 11. April 2015: „Barmherzig
wie der Vater ist also das Leitwort des Heiligen Jahres. In der Barmherzigkeit haben wir den
Nachweis, wie Gott liebt. Er gibt sich selbst ganz hin, für immer, als Geschenk, ohne etwas
als Gegenleistung zu erbitten. Er kommt uns zu Hilfe, wenn wir ihn darum bitten. Es ist
schön, dass das tägliche Gebet der Kirche mit den Worten beginnt: „O Gott, komm mir zu
Hilfe. Herr, eile mir zu helfen“ (Ps 70,2). Die Hilfe, die wir erbitten, ist bereits der erste
Schritt der Barmherzigkeit Gottes mit uns. Er kommt, um uns aus unserer Schwachheit zu
retten. Und seine Hilfe besteht darin, dass er uns bewegt, seine Gegenwart und Nähe
anzunehmen. Angerührt von seiner Barmherzigkeit können auch wir Tag für Tag
barmherzig mit den anderen sein.“ (S. 19-20)
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Schriftstellen, die mit dem Gebetsanliegen des Embolismus korrelieren und in der Homilie
eine Verbindung möglich machen: Lk 4, 1-13 („Die Versuchung Jesu“), Lk 6, 36 („Seid
barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“), Lk 11, 1-4 (Das Gebet des Herrn), Joh 14, 1 („Euer
Herz lasse sich nicht verwirren.“)
Verfasser: Pfr. Thomas Vogl, Waldsassen
Arbeitshilfe zum Hl. Jahr der Barmherzigkeit
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