01_1.Adventsonntag C 2015

Aus dem Evangelium nach Lukas:
Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond
und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des
Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in
der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen;
denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht
und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn
(all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure
Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.
Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit
und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren und
dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, (so) wie
(man in) eine Falle (gerät); denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Wacht und betet
allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen
und vor den Menschensohn hintreten könnt.
Zum Nachdenken ...
 Was beschäftigt mich, wenn ich von Katastrophen wie Tsunamis, Erdbeben, Wirbel­ stürme, ... höre?
 Was bedeutet für mich Erlösung?
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www.bibelwerklinz.at; Herausgeber: Dr. Franz Kogler; Redaktion: Ingrid Penner
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1. Adventsonntag – Lesejahr C
29. November 2015
1. Lesung: Jer 33,14–16
2. Lesung: 1 Thess 3,12 – 4,2
Evangelium: Lk 21,25–28.34–36
Sonntagsblatt
Nr. 1
Eure Erlösung ist nahe
Biblisches
Lk 21,25–28.34–36
Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Die Befürchtung der Comicfigur des Majestix, dass
uns der Himmel auf den Kopf fallen könnte, scheint wahr zu werden: Die Bilder, die mit dem
Kommen des Menschensohnes aufgezeigt werden, könnten dazu verleiten, sich gut festzuhalten und die Köpfe einzuziehen.
Aber das heutige Evangelium hat eine andere Botschaft bereit: Die Menschen werden aufgefordert, sich aufzurichten und die Häupter zu erheben. Denn „vor Angst vergehen“ ist keine
christliche Haltung.
Kommentar & Hintergrundinformationen
Weiterführende Texte und Ideen
Kommentar zum Evangelium
Lukas steht nicht allein mit seiner Rede vom Kommen des Menschensohnes in der Wolke.
Bereits Markus greift dieses Bild aus dem Alten Testament auf. Der heutige Evangeliumstext
ist Abschluss der so genannten „Endzeitrede“ des Lukas, der zu Beginn auf die Zerstörung
Jerusalems samt Tempel (70 n.Chr.) hinweist (Lk 21,5–6). Was hier scheinbar angekündigt
wird, ist jedoch für Autor und Leser bereits bekannte Vergangenheit. Das Interesse liegt
jedoch nicht bei einem historischen Ereignis, sondern beim Wiederkommen Jesu.
Bedrückende Bilder …
Die hier verwendeten Bilder sind keine special effects, die – wie in manchen HollywoodFilmen – ein schwaches Drehbuch ausgleichen sollen, sondern diese apokalyptischen Bilder
waren in der Vorstellungswelt der damaligen Zeit präsent, ebenso das Deuten von bestimmten Himmelserscheinungen. Das Kommen des Menschensohnes, seine Parusie, wird von
allen biblischen Autoren mit der Offenbarungswolke (die schon im Alten Testament ein Bild für
die Anwesenheit Gottes ist) sowie mit Macht und Herrlichkeit und dem endzeitlichen Gericht
verbunden – allesamt Bilder aus verschiedenen (biblischen und außerbiblischen) Schriften
des Judentums.
… doch: keine Angst
Alles, was unbekannt ist, macht Angst. Eines ist auch von der Naturwissenschaft her klar:
Die Botschaft von der Endlichkeit aller Dinge bleibt bestehen. Himmel und Erde werden
vergehen. Und doch verbindet Lukas hier das ängstigende Szenario mit Trost. Die hereinbrechenden kosmischen Ereignisse sind mit dem Kommen des himmlischen und göttlichen Menschensohnes verbunden. Auch in größter Not fängt und trägt Gottes Hand. Das
Aufrichten des Hauptes steht im Gegensatz zum Senken des Hauptes des Kain nach der
Ermordung Abels (Gen 4,5). Lukas geht es nicht um die genaue Beschreibung zukünftiger
Ereignisse (wie es von manchen Gruppen verstanden wird), sondern um die existenzielle,
gegenwärtige und universelle Bedeutung des Christusereignisses.
Und wann ist es nun soweit?
Lukas betont wie die anderen Evangelisten auch: Es wäre irrig zu glauben, der Menschensohn
komme zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt an einen bestimmten Ort. Nein, er kommt
jederzeit unvermutet und in alle Weltgegenden. Umso wichtiger sind in diesem Zusammenhang
die Verse 34–36, die sich nur bei Lukas finden. Es gibt so viele Ablenkungen im Alltag, die
uns vom Weg abbringen können. Die rechten Haltungen sind Wachsein und Gebet – oder
anders ausgedrückt: die ständige Verbundenheit mit Gott. Und die Frohbotschaft, dass am
Ende nicht die totale Vernichtung, sondern die Erlösung steht.
Foto: Armin Haiderer
Armin Haiderer
Zum Titelbild
Manche Himmelserscheinungen faszinieren durch ihre Schönheit, andere
lösen ein mulmiges Gefühl aus – besonders dann, wenn sie voraussichtlich bestimmte Wetterkapriolen mit sich bringen. Wir fühlen uns auch heute
noch der Natur ausgeliefert. In biblischen Zeiten wurden diese Zeichen
unmittelbar mit Gott in Verbindung gebracht.
Fünf vor zwölf
Es gibt Filme darüber, Geschichten, Bücher.
Es liest sich wie die Einleitung
eines packenden Science-Fiction-Romans.
Das haben wir Menschen daraus gemacht.
Doch viele, die diese Geschichten und Filme kennen,
haben die Bibel noch nie von innen gesehen.
Und doch immer wieder vermeintliche Zeichen
an Sonne, Mond, Sternen und Meeren,
schon jetzt!
Sonnenfinsternis, rasende Kometen,
Erdbeben, Tsunamis,
doch der Menschensohn auf der Wolke blieb aus.
Oder doch nicht?
Wir können diese Phänomene wissenschaftlich verstehen,
Gott also leicht wegerklären.
Und dennoch bleibt die Furcht,
wenn es wieder Tausende dahinrafft
und der irrwitzige Glaube,
wir könnten uns fürs nächste Mal besser wappnen …
mit vorausschauender Technik, mit Dämmen, mit Teleskopen.
Doch die Wolke des Menschensohnes passt in kein Fernrohr,
wir spüren sie vielleicht in unserem Herzen
– manchmal …
Und dann fangen wir doch zu beten an.
Sandra Haiderer
Mit den Schrifttexten durch die Woche ...
 Selbst wenn die Welt rundherum scheinbar untergeht und/oder sich alles um uns verändert, werde ich von Gott nicht alleine gelassen. In welcher Situation meines Lebens
habe ich die Gegenwart Gottes besonders gespürt? Wann kam ich mir von Gott verlassen vor? Wann habe ich Gottes Schutz oder Plan erst später realisiert?
Weiterführende Bibeltexte
Ex 13,21f; Dan 7,12­–14; Joël 3,1–5; Mt 24,29–31; Mk 14,60–64; Ps 80