Update Neurologie 1.April 2016
Update Neurologie
Ulrich Roelcke, Neurologie & Hirntumorzentrum, KSA
Claudia Zuber, Hausärztin, Othmarsingen
Inhaltsverzeichnis
Leitlinien Deutsche Gesellschaft für Neurologie
http://www.dgn.org/leitlinien/
 Schlaganfall
 Epilepsie
 Parkinson
Schlaganfall
Schlaganfall
 Sofort-Massnahmen (80% Ischämie – DD Blutung, SAB)
 ausser bei Vomitus horizontal lagern (Hirnperfusion )
 Vitalparameter einschl. BD, Atemwege
 Tel 144:
 wann zuletzt gesund
 wann Symptom-Eintritt
 Medikation, Vorerkrankungen, andere Info
 Stroke Center oder Stroke Unit
Stroke Center - Stroke Unit

Stroke Center: endovaskuläre Rekanalisierung (Neuroradiologie)
& Operation (z.B. Dekompression, Neurochirurgie)

www.neurovasc.ch
Stroke Unit: ohne die o.g. Therapie-Optionen
Schlaganfall – im Spital
 Stroke-Labor (v.a. Crea, Gerinnung)
 CCT+CT-Angio (bzw. MR+MR-Angio): Ischämie <> Blutung
 Syndrom-orientierte Indikation zur Lyse
 i.v. ≤ 4.5 Std., i.a. bzw. mechanisch ≤ 8 Std
 Spezialisiertes Stroke-Team: Neurologie/Neuradiologie/Pflege
(Neurochirurgie)
 Stroke Center bzw. Stroke Unit, Abklärung Stroke-Ursache,
evtl. Planen Stent / Operation > Normalstation > evtl. Reha
Akutdiagnostik mit CT
nativ CT
T. Kahles, Neurologie KSA
Perfusion
(MTT)
CT-Angio
Outcome i.v.-Lyse
NINDS
0-3 h
placebo
rt-PA
26%
25%
39%
mRS 0 or 1
ECASS 3
3-4.5 h
placebo
rt-PA
45%
52%
27%
21%
mRS 2 or 3
21%
23%
17%
mRS 4 or 5
mRS 6
28%
23%
19%
17%
8%
7%
mRS 0-1 ‘ok’, 2-3 ‘am Stock’, 4-5 ‘pflege-behindert’, 6 verstorben
T. Kahles, Neurologie KSA
Mechanische Lyse
MCA-M1-Verschluss
(Pfeil)
T. Kahles, AJNR 2016
ERIC Retriever
MCA-M1-Rekanalisation
Outcome alle Verfahren

spontan
24,1%

i.v. rtPA
46,2%

i.a.
63,2%

i.v. rtPA + US
66,2%

i.v. + i.a.
67,5%

mechanisch
83,6%
T. Kahles, Neurologie KSA; Rah, Stroke 2007
Schlaganfall
 Kosten (‘Komplex-Behandlung’ DRG): zwischen CHF 8’000 (TIA)
und CHF 10’000-60’000 Insult  Komplikationen)
 Öffentlichkeitsarbeit
 Herzstiftung, Brain Week, Welt-Schlaganfall-Tag, weitere
Vorträge in verschiedenen Laienveranstaltungen
Epilepsie
neuromatix.pro
Epilepsie
 Hausarzt wird ins Pflegeheim gerufen
 78-jährige Patientin am Tisch sitzend, für 1 Minute nicht
ansprechbar, Kopf hängt nach vorne
 Gesicht sehr blass, Augen geschlossen
 keine motorischen Entäusserungen
 trägt Einlagen, leicht feucht
 Epileptischer Anfall? Diagnostik?
 Stesolid, Temesta?
DD epileptischer Anfall
Epileptischer Anfall
Synkope
Psychogener Anfall
Augen
offen
halboffen, verdreht
geschlossen
Auslöser
unvermittelt
Schlaf-/Alkoholentzug
langes Stehen
Lagewechsel
psychischer Stress
Umgebung von Personen
Prodromale
Symptome
psychische, visuelle,
epigastrische, Aura
Übelkeit, Schweißausbruch,
Schwarzwerden vor Augen,
Rauschen in den Ohren
psychischer Stress
Dauer
< 5 min
< 30 sec
Minuten bis Stunden
Körper
alle Positionen
v.a. Stehen, Sitzen
alle Positionen
Sturz
tonisch/atonisch
schlaffes Zusammensacken
Abwehrbewegungen während Sturz,
geringe Verletzungen
Atmung
z.T. postiktal, stertorös
flach
normal
Reorientierung
Minuten bis Stunden
prompt
fluktuierend über Stunden
Verlauf
tonisch-klonisch
evtl. irreguläre Kloni
fluktuierende, z.T. demonstrative Muster
Begleitende
Zeichen
Zungenbiss, v.a. lateral
Einnässen
gelegentlich Urinabgang
Zungenbiss (Zungenspitze), Einnässen
Reuber & Elger, Epilepsy Behav 2003
Epilepsie
Definition, Sofortmassnahmen
 epileptischer Anfall ≠ Diagnose sondern Symptom
 Pathophysiologie: neuronale Hyperexzitabilität, abnorme neuronale
Synchronizität  Ungleichgewicht Erregung<>Hemmung
 einmaliger epileptischer Anfall ≠ Epilepsie i. S. v. Krankheit
 Definiton Epilepsie: ‘disorder of the brain characterized by an
enduring predisposition to generate epileptic seizures’1
 Verletzungen verhindern
 Beobachten
 Evtl. Medikation (z.B. Temesta expidet)
(1) Fisher (ILAE), Epilepsia 2014
Antiepileptika
S. Biethahn, Neurologie KSA
Video-EEG-Monitoring am KSA
Indikationen: v.a. DD anfalls-artige Störungen; prä-chirurgische Abklärung

Kontinuierliche Ableitung von
EEG und Video über 4-10 Tage

Überwachung 24h/7d per Video
durch speziell geschultes
Pflegepersonal

Kontinuierliche technische
Betreuung des EEG durch
technische Assistenten

Kontinuierliche Auswertung
durch ärztliches Personal
S. Biethahn, Neurologie KSA
Antiepileptische Therapie
 Nebenwirkungen: v.a. Kognition, Verhalten (Keppra …)
 Labor-Kontrollen:
 je nach Medikament (Medikamenten-Spiegel, BB, Leber, Na+)
 bei den meisten ‚neuen‘ Antiepileptika nicht notwendig
 Medikamenten-Spiegel tief > und dann?
 Klinische Kontrollen:
 Frequenz durch Neurologie festgelegt
 Fahrtauglichkeit durch Neurologie festgelegt
Epilepsie und Beruf
 Fast alle Menschen mit Epilepsie können Beruf lernen und ausüben
 Vorurteil: Menschen mit einer Epilepsie sind weniger leistungsfähig
oder häufiger krank
 Vorsicht: Berufe mit Schichtarbeit/Nachtschicht, Chauffeur, Berufe
mit Absturzgefahr, Berufe mit häufiger Benutzung PKW
 Bewerbung: Epilepsie verschweigen oder erwähnen?
 Was soll man den Kollegen erzählen?
 Schweizerische Epilepsie Liga
http://www.swissepi.ch/fileadmin/pdf/Zentrum/Beruf_und_Epilepsie.pdf
Fahrtauglichkeit
 Allgemeine Richtlinien und Kriterien
 erstmaliger Anfall ≠ Epilepsie
 provoziert – unprovoziert
 post-traumatischer oder post-operativer Frühanfall
 ZNS-Läsion, hohes Risiko (40%) für weitere Anfälle
 EEG mit Fahrtauglichkeit kompatibel
 Absetzen der Antiepileptika
SWISS MEDICAL FORUM – SCHWEIZERISCHES MEDIZIN-FORUM 2015;15(7):157–160
Fahrtauglichkeit (FT)
 Führerausweis-Kategorien
 PKW (B, B1), Motorräder (A, A1) > allg. Richtlinien
 Lastwagen (C, C1), berufsmässiger Personentransport (BPT), Kleinbusse
(D1) > FT nur bei 5-jähriger Anfallsfreiheit ohne Medikation
 Car/Bus (D) > FT nur bei 5-jähriger Anfallsfreiheit ohne Medikation
 Fahrzeuge mit Höchstgeschwindigkeit 45km/h > allg. Richtlinien
 ‘Sonderfälle’ (Tramwagenführer, Lokomotivführer, Piloten) > nie wieder FT
 ‘Sonderfälle’ (Hubstaplerfahrer, Ballonführer, Bagger-Kranführer,
Motorbootfahrer, Luftseilbahn- und Bergbahnführer) > allg. Richtlinien
SWISS MEDICAL FORUM – SCHWEIZERISCHES MEDIZIN-FORUM 2015;15(7):157–160
Parkinson
Parkinson
Neuronen Substantia nigra
100%
Hyperechogenizität Substantia nigra
Hyposmie
Autonome Dysfunktion
Depression
REM-Schlaf-Störung
Kognitive Störung
Motorische Symptome
0%
Krankheitsdauer
Parkinson
Ultraschall Substantia nigra
MR T1
Daniela Berg, Mov Dis 2009
Normal
Hyperechogen
Ist es Parkinson?
 Hausarzt wird ins Altersheim gerufen: Bewohner bewegt sich ‘schlecht’
 Parkinson? L-Dopa geben?
 Motor loops bei ‘Parkinson-artigem’ Zustand
 Alter, Depression, Medikamente (v.a. Neuroleptika)
 Neurodegeneration, Normaldruckhydrozephalus, vaskulär, Tumor
Rodriguez-Oroz, Lancet Neurol 2009
Parkinson – Update & Neues
 Kurative oder neuroprotektive Therapieansätze fehlen (Azilect …)
 L-Dopa vs. Agonisten: mehr/weniger <> Wirkung/Nebenwirkungen
 Tiefe Hirnstimulation (DBS): Dopa-sensitive Fluktuationen
 Duodopa-Pumpe, Apomorphin-Pumpe: Approach, Wirkung, Kosten
 Fokussierter Ultraschall (FUS): Tremor
 Neues Medikament: Xadago (CH seit Januar 2016)
Parkinson – Early DBS
Xadago® (Safinamid)
 im mittleren bis späten Stadium mit Fluktuationen
 1x tgl. 50mg oder 100mg
 hoch-selektiver und reversibler MAO B-Hemmer
 Hemmung spannungsgesteuerter Natrium-Kanäle  Modulation
Glutamat-Freisetzung (neuro-protektiv?)
!
Cave: Kombination mit SSRI (niedrig-dosiert möglich), Pethidin
!
Cave: kein Fluoxetin oder Fluvoxamin
!
NW: dopaminerg; Katarakt; Schlafstörungen
Parkinson – Weitere Empfehlungen
 Zusammenhang zwischen Mahlzeit und L-Dopa-Einnahme beachten
 VITAMIN D-Spiegel kontrollieren, allenfalls z.B. Calcimagon
 Logopädie, Physiotherapie
 Lee Silverman Treatment (LSVT BIG)1 - Training mit repetitiven
hochamplitudigen Bewegungen signifikant besser als Nordic Walking
oder Kraft- und Dehnungsübungen
 Schweizerische Parkinson-Vereinigung, Parkinfon
http://www.parkinson.ch
(1) http://www.parkinson-beelitz.de/parkinson-infos/lsvt-big.html
Danke für Ihre
Aufmerksamkeit