DRAMATURGEN DES STAATSTHEATERS MAINZ ERLÄUTERN ICH BIN WIE IHR, ICH LIEBE ÄPFEL von Theresia Walser BESETZUNG Inszenierung: Heike M. Goetze Bühne: Mascha Deneke Kostüme: Heike M. Goetze Dramaturgie: Patricia Nickel-Dönicke Gottfried: Luc Feit Frau Imelda: Anika Baumann Frau Margot: Anna Steffens Frau Leila: Catherine Janke Ein Opernsänger: Alin Delean EINFÜHRUNG Drei Diktatorengattinnen haben sich zu einer Pressekonferenz versammelt. Anlass ist die geplante Verfilmung ihres Lebens. Redlich versucht ein Dolmetscher, zwischen den Frauen zu vermitteln – und befördert wider Willen einen Wettstreit des Monströsen, in dem schon kleinste Missverständnisse fatale politische Verwerfungen auslösen. Dabei sind die drei Damen längst nicht mehr im Amt. Die Politikergattinnen von Erich Honecker, dem ehemaligen philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos und dem tunesischen Ex-Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali stehen ihren Männern nach wie vor treu zur Seite. Absurder wird das Ganze, wenn man bedenkt, dass die Männer von Frau Margot und Frau Imelda bereits verstorben sind, und der von Frau Leila aktuell „vor so einem grotesken holländischen Gericht, Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ steht. Als handele es sich um nette Leute von nebenan, plaudern sie über Partys bei Stalin, Handküsse von Mao und Geschenke, die Castro ihnen überreichte. Selbst Mordanschläge oder Aufstände werden nonchalant wie notwendige Übel abgehandelt. Obwohl die Zeitläufe eine deutlich andere Sprache sprechen, weigern sich die drei, ihre Uhren umzustellen und befinden unisono, dass ihre Biographien viel zu überwältigend seien, um in einen banalen Film zu passen; allein die Oper könnte das angemessene Medium sein ... Theresia Walser hat ein bissiges und absurdes Feuerwerk der Schlagfertigkeit geschrieben, das die Regisseurin Heike M. Goetze inszeniert hat. Goetze arbeitet erstmals in Mainz. 2008 wurde sie für ihre Inszenierung „Spieltrieb“ von der Körber-Stiftung als „Beste Nachwuchsregisseurin“ ausgezeichnet und ihre Züricher Inszenierung „Stiller“ nach dem Roman von Max Frisch wurde zum Festival „Radikal Jung“ 2011 eingeladen. Da es sich bei der Produktion um eine Koproduktion mit Les Théâtres de la Ville Luxembourg handelt, fanden Vorstellungen auch in Luxemburg statt. Zudem sind in dem Stück neben Anika Baumann und Anna Steffens aus dem Mainzer Schauspielensemble und Alin Delean aus der Oper, die beiden Luxemburger Schauspieler Catherine Janke und Luc Feit in Theresia Walsers Stück zu sehen. Catherine Janke hat an der Schauspielschule Ernst Busch in Berlin studiert und stand u.a. in Stuttgart, Zürich und Düsseldorf auf der Bühne. Nach seiner Ausbildung an der Staatlichen Schauspielschule in Stuttgart arbeitete Luc Feit an verschiedenen Theatern in Frankreich, Deutschland und Luxemburg. Er wirkte bisher in mehr als 30 deutschen Fernsehfilmen mit. DRAMATURGEN DES STAATSTHEATERS MAINZ ERLÄUTERN Autorin Theresia Walser, Jahrgang 1967, Tochter des Schriftstellers Martin Walser, besuchte von 1990 bis 1994 die Hochschule für Musik und Theater Bern, wo sie eine Schauspielausbildung absolvierte. Anschließend war sie zwei Jahre lang Ensemblemitglied am Jungen Theater Göttingen. 1996 entstand ihr erstes Stück „Das Restpaar“, das im Jahr darauf uraufgeführt wurde. 1998 wurde sie in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute zur „besten Nachwuchsautorin“ gewählt, 1999 zur „besten deutschsprachigen Autorin“. Weitere Preise und Auszeichnungen: Fördergabe des Schiller-Gedächtnispreises des Landes Baden-Württemberg 1998, Übersetzungspreis des Goethe-Instituts 1999, „Stücke“-Förderpreis des Goethe-Instituts 1999 sowie 2001, Stipendium der BHF-Bank-Stiftung für die Frankfurter Positionen 2006. Theresia Walser lebt in Freiburg im Breisgau. Oktober 2015 Patricia Nickel-Dönicke Staatstheater Mainz
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