Dresdner Verein für Genealogie e.V. Postfach 19 25 03 01283 Dresden Aller Anfang ist (nicht) schwer Eine kleine Auslese für Einsteiger in die Familienforschung Teil 2 Kirchenbuch-Latein – Abkürzungen und Zeichen Kirchenbuch-Latein Obwohl viele Kirchenbücher in Sachsen von Anfang an in deutscher Sprache geführt wurden, finden sich jedoch zahlreiche lateinische und andere Begriffe, die uns heute nicht mehr ohne weiteres zugänglich sind. Eine kleine Auswahl sei hier aufgeführt. Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bezeichnung abortivus aetatis suae Affinität Agnat , Agnatus alumnus amicus anno currentis anno elapso, anno praecedente anno praesente anno, ao. (Domini) annum ...... ante capulativ auf Anordnung von Herrn Ephoro addita correctione copuliert avia avius avus, avius avus, avia b. beati Abkürzung aet ao.c.; a.c. a.e. ao.d. Bedeutung Frühgeburt; ein zu früh geborenes Kind seines Alters [bei Altersangaben] angeheiratete Verwandtschaft, Schwägerschaft Blutsverwandter im Mannesstamm Pflegesohn, Zögling, Student ferner Verwandter, im laufenden Jahre im verflossenen Jahre im vorigen Jahre im gegenwärtigen Jahre im Jahre (des Herrn) im Alter von ..... vor der Ehe auf Anordnung von Herrn Superintendenten [eigtl. Kirchenaufsehers] hinzugefügter Zurechtweisung (Züchtigung) getraut (bei Trauung nach vorehelicher sexueller Beziehung) Großmutter Großvater Großvater Großvater, Großmutter selig verstorben Aller Anfang ist (nicht) schwer – Tipps vom DVG – 2 Kirchenbuch-Latein Bezeichnung bapitzaturium bapt.(izatus) baptista Base Cat[echet] coelebs Comp[atres], Compater concubitus anticipatus condictus conjuges Copulation copuliert cum cum corretive concessione Abkürzung bapt. Cop. cop. Custodie de dato deflorata d.d. defunctus defunctus, demortus, denatos dicto die d.d. dictus dict. die sequ[ens] dies dies absolutionis dies Jovis dies lunae dies Martis dies Mercurii dies Saturni dies solis Dies Veneris dimittieren © DVG e.V. 2015 Bedeutung Taufbuch getauft Täufling, der Täufer Kusine Kinderlehrer ledig, ehelos Mitväter, Mitvater [übliche Bezeichnung für Paten] Beischlaf vor der Trauung genannt Eheleute Trauung getraut mit mit ausgleichender behördlicher Genehmigung (bei Trauung nach vorehelichen sexuellen Beziehungen) Gefängnis (z. B. wurden im 18. Jh. Mütter außerehelicher Kinder wegen der Schwängerung eingesperrt) von heute [lat. nicht mehr jungfräulich, entjungfert, geschwängert] nachträglich in den Traueintrag geschrieben oder im Taufeintrag des Kindes vermerkt, wenn es dem Paar früher als 7 Monate nach der Eheschließung geboren wurde. der Verstorbene; [ist] verstorben verstorben, gestorben am genannten Tag genannt am folgenden Tage Tag der Karfreitag Donnerstag Montag Dienstag Mittwoch Sonnabend Sonntag Freitag (aus dem Dienst) entlassen; einem Brautpaar, das in einen anderen Pfarrbezirk heiraten will, die Zustimmung erteilen www.dresdner-verein-fuer-genealogie.de -2- Aller Anfang ist (nicht) schwer – Tipps vom DVG – 2 Kirchenbuch-Latein Bezeichnung Abkürzung Dispens dito domi Dominika edituus Eidam ej[usdem], ejusd. Eodem die natus et babtizatus est ... eodem die, eod. die Ephorus et binis seqq. et seqq., et sequ., etteswanne ex Exitus expositus exulant Famulus feria feria quarta (f' a 4a) feria quinta (f' a 5a) feria secunda (f' a 2a) feria septima (f' a 7a) feria sexta (f' a 6a) feria tertia (f' a 3a) figural filia filia illegittima filiaster Filiation filius filius illegittimus frater hoc tempore honestus juvenis hujus impraeg[nata]; impraegniert © DVG e.V. 2015 Da., Dnca., Dom., DMC ejusd., ejd. eod.die et sqq., et sequ. fil. fil. h.t. huj. hj. Bedeutung Ausnahme(bewilligung), dasselbe, der gleiche, desgleichen (z. B. des gleichen Tages] zu Hause [bei Haustaufen] Sonntag [eigtl. "Tag des Herrn"] Küster, auch Lehrer (nicht Schulmeister) Schwiegersohn desselben [Monats, Jahrs] Am selben Tage wurde geboren und getauft … an demselben, am gleichen [Tage] Vorsteher, Leiter und die beiden folgenden (Sonntage) und folgende (Sonntage) [beim Aufgebot] lat. für weiland, verstorben verstorben Tod Findling (Glaubens-)Flüchtling Diener, Gehilfe, Knecht Feiertag, Wochentag Mittwoch Donnerstag Montag Sonnabend Freitag Dienstag am Grabe gesungen Tochter unehelich geborene Tochter Stiefkind, manchmal auch Schwiegersohn (Bluts-)Abstammung, Kindschaft Tochter; Sohn unehelich geborener Sohn Bruder derzeit, gegenwärtig der ehrbare Jüngling dieses [z. B. Monats] geschwängerte, geschwängert [vor dem Namen der Braut] www.dresdner-verein-fuer-genealogie.de -3- Aller Anfang ist (nicht) schwer – Tipps vom DVG – 2 Kirchenbuch-Latein Bezeichnung Abkürzung Bedeutung in noe. schwängern unehrenhaft (wenn Braut in Erwartung eines Kindes ist) im Namen in Gegenwart von ... insgesamt und einmal für immer imprägnieren impudica in nomine in praesente, praesentibus in tutum und semel pro semper item juvenis ludimod[erator] Magister Magister civium majores marit[us] marital Marito, Maritua mater materna mensis morbus mort natale natalis natus, nata Nobilitierung Nomen Nesicio nothus Nuntius ob mortis periculum obiit, defunctus est obstetrix orphanus p[er] Trin., post Trin. pachorus Parentation parentes Pascha pater paternus patrini © DVG e.V. 2015 Juv. m. nat. N.N. par. p. ebenso, desgleichen Junggeselle Schulmeister Studierter, oft Pfarrer Bürgermeister Vorfahren verheiratet ehelich Ehemann, Gatte Mutter Patin Monats an Krankheit gestorben gestorben Geburtstag Geburtsort geboren (natus, nata) Erhebung in den Adelsstand Name unbekannt uneheliches Kind Bote in Todesgefahr [bei Haustaufen] es starb … Hebamme Waise nach Trinitatis [Trinitatissonntag = Sonntag nach Pfingsten] Pfarrer (öffentliche) Aufbahrung Eltern Ostern Vater Pate Taufpaten www.dresdner-verein-fuer-genealogie.de -4- Aller Anfang ist (nicht) schwer – Tipps vom DVG – 2 Kirchenbuch-Latein Bezeichnung Abkürzung Bedeutung p.t. Pfingsten nachgeboren; (nach dem Tode des Vaters geboren) Schulmeister in Erwartung [eines Kindes] das erste Mal [aufgeboten] vorher zur Zeit Pentec[oste] posth[uma; umus] Praeceptor praegnaus, praegnata prima vice, 1ma vice, prius pro tempore Proclamation proclamiert proclamiert pudica pudica virgo puerpera puerperium quam primum natus fuit relicta relicta [us] Relicta vidua relictus Relictus filia Relictus filius Relictus viduus renat[us] renatus selig sepultura sepultus sequens sponsa/sponsus spuria, spurius stupr[ata] Stuprator stuprum stuprum violentium subito mortuus est testes tutor © DVG e.V. 2015 procl. rel. rel.vid., R.V. Rel.fil., R.F. rel.fil., R.F. rel.vid., R.V. ren. seq. spur. Aufgebot [fand in der Regel an drei aufeinander folgenden Sonntagen statt] aufgeboten aufgeboten sittsam die sittsame Jungfrau Wöchnerin Niederkunft, Kindbett, Wochenbett, Entbindung sogleich nach der Geburt Witwe hinterlassene [ r] hinterlassene Witwe Witwer hinterlassene Tochter hinterlassener Sohn hinterlassener Witwer getauft [eigtl. "wiedergeboren“] getauft verstorben Begräbnis begraben, bestatte, beerdigt der Folgende Verlobte/Verlobter außereheliche Tochter; außerehelicher Sohn geschwängert unehelicher Vater, Schwängerer Ehebruch[lat.] Notzucht, Vergewaltigung plötzlich verstorben ist … Paten [eigtl. „Zeugen“]; auch Trauzeugen Vormund www.dresdner-verein-fuer-genealogie.de -5- Aller Anfang ist (nicht) schwer – Tipps vom DVG – 2 Kirchenbuch-Latein Bezeichnung Abkürzung Bedeutung uxor va vacat vidua, viduus virgina, virgo weiland ux. Ehefrau Witwe (vidna) es fehlt, ist nicht vorhanden Witwe, Witwer Jungfrau verstorben Vid., V. Zeichen und Symbole Zur vereinfachten und verkürzten Darstellung von genealogischen Begriffen haben sich seit geraumer Zeit einige Symbole und Zeichen etabliert. Eine Auswahl ist im Folgenden dargestellt. Symbol Alternativen Bedeutung * ∗ * geboren (geb.) 〰 ~ ≈ ﹏ getauft (get.) ✝ † + ✝us gestorben (gest.), mortuus (lat.: verstorben) ▭ [] ▯ begraben (begr.) I II oo ∞ I oo II oo o|o o/o % ⧞ geschieden (gesch.) (*) o-o ⧟ uneheliche/freie Verbindung (unehel.) ✝* †* +* Totgeburt *✝ *† *+ am Tag der Geburt gestorben ⚔ X gefallen (gef.) © DVG e.V. 2015 verheiratet (verh.), Ehe 1. Ehe 2. Ehe außereheliche Geburt www.dresdner-verein-fuer-genealogie.de -6- Aller Anfang ist (nicht) schwer – Tipps vom DVG – 2 Kirchenbuch-Latein Kalender, Datumsangaben und Kirchenjahr Die in den Kirchenbüchern aufgezeichneten Daten betreffen kirchliche Handlungen, also die Taufe, die Trauung und deren Aufgebot sowie die Bestattung. Ist nur eine Datumsangabe eingetragen, betrifft diese immer diese Handlung. Wenn im Taufregister steht: Christina Peter Behmens Tochter Freytag vor Palmarum (1589) ist Peter Behmens (Böhmens) Tochter Christina am Freitag vor Palmarum 1589 (21.03.1589) getauft worden. Den Geburtstag kennen wir nicht. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert werden die Kinder häufig bis zum dritten Tag nach der Geburt getauft. Oft finden wir in den Kirchenbüchern Datumsangaben, mit denen wir nicht sofort etwas anfangen können. Um hier die Daten genauer bestimmen zu können, sind einige Kenntnisse über das Kirchenjahr erforderlich. Die Sonntage und andere Feiertage haben alle einen ihren Namen. Die Angaben hier beziehen sich auf den protestantischen Jahreskalender, da die ev.-luth. Konfession in Sachsen vorherrschend war. Auszüge aus Taufregistern als Beispiele: 1589 Christina Peter Behmens Tochter Freytag vor Palmarum Der Palmsonntag als Sonntag vor Ostern dürfte noch vielen bekannt sein. Es ist also der Freitag vor dem Palmsonntag gemeint – in diesem Falle der 21. März 1589. 1589 Simon Simon Scheumans Schmides S. Die Ascensionis Dmi. Hier wird es schon komplizierter. Dieser Tag wird mit unterschiedlichen Bezeichnungen belegt. Die Ascensionis Dmi. – so viel wie ‚Tag der Himmelfahrt des Herrn‘ – also Christi Himmelfahrt 1589 am 8. Mai 1589 1687 Sabina, George Baumgartens Hüfn. Fil. am Heil. Xten Tage gebohren In alten Namens- und Datumsbezeichnungen steht oft das große „X“ für „Christ“ – also z.B. Xtian für Christian. Hier ist der Heilige Christtag gemeint. Das ist nicht wie heutzutage häufig angenommen wird, der 24., sondern der 25. Dezember. 1700 Christina, Georg: Berthelts Hüfn. in Ob. Fil. d. 10. Xbr. Die heute gebräuchlichen Monatsnamen gehen auf den alten altrömischen Kalender zurück. Das Jahr begann damals im März. Der zehnte Monat ist also der Dezember (lat. decem = ‚zehn‘). Dies ist hier mit der römischen Zahl ‚X‘ dargelegt – also der 10. Dezember 1700. Weitere Anmerkungen dazu siehe unten. 1683 Rosina, Peter Dieterichs Hufschmiedts u. Gärtn. F. d. 29. 9br. Wie oben beschrieben, wäre dies der 29. November 1683. 1605 Johannes Lorentz Behmens Sohn Dnca. Exaudi Das ist der Sonntag vor Pfingsten – hier der 12. Mai 1605 © DVG e.V. 2015 www.dresdner-verein-fuer-genealogie.de -7- Aller Anfang ist (nicht) schwer – Tipps vom DVG – 2 Kirchenbuch-Latein Woher weiß ich aber, wann im Jahre 1633 Ostern war? Hierzu gibt es ein geniales und dazu kostenloses Hilfsprogramm, welches jeder Genealoge auf seinem Rechner haben sollte – Gentools6. Mithilfe dieses Programmes lassen sich die Sonntage des Kirchenjahres bestimmen, Datumsdifferenzen berechnen u.v.a.m. Zu beachten ist unbedingt, daß der gregorianische Kalender in den protestantischen Ländern, also auch in Sachsen, erst im Jahre 1700 eingeführt wurde. Monatsbezeichnungen VIIbris oder VIIIbris oder IXbris oder Xbris oder 7bris (7br.) 8bris (8br.) 9bris (9br.) 10bris (xbr; 10br.) = Septembris = Oktobris = Novembris = Dezembris Sonn- und Feiertage des evangelischen Kirchenjahres Nativitas Domini = Weihnacht (25. Dezember) Circumcisio Domini = Neujahr In nomine Jesu = Sonntag zwischen Neujahr und Epiphanias Epiphania (Domini) = 6. Januar, Dreikönigsfest In excelso (throno) = 1. Sonntag nach Epiphanie Omnis terra = 2. Sonntag nach Epiphanie Septuagesima = 9. Sonntag vor Ostern Sexagesima = 8. Sonntag vor Ostern Esto mihi = 7. Sonntag vor Ostern Invocavit = 1. Fastensonntag, 6. Sonntag vor Ostern Reminiscere = 2. Fastensonntag, 5. Sonntag vor Ostern Oculi = 3. Fastensonntag, 4. Sonntag vor Ostern Laetare = 4. Fastensonntag, 3. Sonntag vor Ostern Judica = Passionssonntag, 2. Sonntag vor Ostern Palmarum = Palmsonntag, Sonntag vor Ostern Pascha = Ostersonntag Quasi modo geniti = 1. Sonntag nach Ostern Misericordia(s) (domini) = 2. Sonntag nach Ostern Jubilate = 3. Sonntag nach Ostern Cantate = 4. Sonntag nach Ostern Rogate = 5. Sonntag nach Ostern Ascensio Domini = Himmelfahrt Exaudi = 6. Sonntag nach Ostern Pentec[oste] = Pfingsten, Pfingssonntag Dom(inica) Trinitatis = 1. Sonntag nach Pfingsten danach werden die Sonntage bis zum Ende des Kirchenjahres auf Trinitatis bezogen, z.B. 5. Sonntag nach Trinitatis Johannis Baptista Nativatis Marie Michaelis Martini Mart(ius), Marti(i) Maj.(us), Maji © DVG e.V. 2015 = Tag Johannis des Täufers, 24. Juni = 8. September = 29. September = 11. November = März, des (Monats) März = Mai, des (Monats) Mai www.dresdner-verein-fuer-genealogie.de -8-
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