kritischer Hochparterre-Artikel - Gmür & Geschwentner Architekten AG

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18.-, € 12.-
Zeitschrift für Architektur, Planung und Design
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Studienauftrag, 1. Rang, Graber Pul'
Visualisierung: Maaars Visualisierur
Pro¡ektentwicklung <Hoff nig>, Dübendorf.
Studienauftrag, 1. Rang, Meier Hug Architekten.
Wohn- und Gewerbehaus im Limmatfeld, Dietikon.
Studienauftrag, 1. Rang, Giuliani Hönger Architekten.
Schöne neue Stadt
Die Agglomeration soll urban werden. Aktuelle Wettbewerbe stärken die Tendenz zur <städtischen
Fassade>. Mit einem normierten Bild von Stadt ist derAgglomeration aber nicht geholfen.
Text: Marcel Bächtiger
Baslerstrasse, Zürich-Altstetten. S
Felix Partner und Fischer Architekl
Wohn- und Gewerbeüberbauung Gleis Nord Areal A,
Lenzburg. Studienauftrag, 1. Rang, Dachtler Partner.
Überbauung Cosmos, Bümpliz. Planungsgemeinschaft Bümpliz Nord:
Rolf Mühlethaler, Schär Buri Architekten.
Visual¡sierung: Maars Visualis¡erungen
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Geistlich-Areal Bauleld B.2.2 I C'l', Schlieren. Studienauft rag,
Armon Semadeni Architekten. V¡sual. : Nightnurse lmages
Zentrumsüberbauung Neuhausen am Rheinfall.
Studienauftrag, l. Rang, Caruso St John Architects.
Hochparterrel-2/16
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Schöne neue Stadt
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Überbauung Cosmos, Bümpliz. Pla
Rolf Mühlethaler, Schär Buri Arch¡t
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Geistlich-Areal Schlieren, BauÍelder B.2.2 I C1.
Studienauftrag, 1. Rang, Graber Pulver Architekten.
Visual¡sierung: Maaars Visualis¡erungen
Wohnüberbauung Greencity Zür¡ch, Baufeld 84 Si¡d. Pro¡ektwettbewerb,
1.
Preis, Zita Cotti Architekten.
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Baslerstrasse, Zür¡ch-Altstetten. Studienauftrag,
Felix Partner und Fischer Architekten.
Zentrumsentwicklung Geroldswil. Stud¡enauftrag,
Baumberger&Stegmeier ArchiteKen.
1.
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Geistlich-Areal Schl¡eren, Baufeld 82.1. Studienauftrag, 1. Rang,
Gmür&Geschwentner Architekten. V¡sualisierung: Atel¡er Brunecky
Überbauung Cosmos, Bümpl¡2. Planungsgeme¡nschaft Bümpliz Nord:
Rolf Mühlethaler, Schär Buri Architekten.
Hochparterre.l-2116
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Schöne neue Stadt
23
Trotz des namensgebenden Touristenmagneten ist Neu- Anlass geben, mutig voranzugehen, schreibt Sulzer, denn
hausen am Rheinfall eine typische und etwas verschlafe- hier zeige sich, <wie wir Stadtbauarchitektur in Zukunft
ne Agglomerationsgemeinde. Die Melange aus Handwer- verstehen sollen>. - Ia, wie eigentlich? Die klingende Wortkerhäusern, Fünfzigerj ahreblocks und Wohnhochhäusern, schöpfung <Stadtbauarchitektur> verrät bereits den umaus Industriearealen und Fabrikantenvillen, aus Einkaufs- fassenden Anspruch: Sulzer und Kollegen geht es nicht
zentren, Schweizerfahnen und Pizzabuden ergibt in Kom- nur um die Möglichkeiten baulicher Verdichtung, nein, die
bination mit dem Naturschauspiel des Rheinfalls ein Sit- <Stadtwerdung der Agglomeration> will auch architektonitenbild helvetischer Eigentümlichkeit, wie es schöner sches Programm sein.
Nun braucht es nicht viel Fantasie, um zu erraten, wie
fast nicht zu finden ist. Die Zeit scheint ein wenig stehen
geblieben zu sein: Ja, so ungefälir sah Ende des 2}.Iahr- diese Architektur auszusehen hat: <Ein Haus>, erklärte
hunderts das Mittelland abseits der grösseren Städte aus. Iürg Sulzer dem interessierten Laien in der NZZ, <hat eiAber das Dorf, das schon lange kein Dorf mehr ist, nen klar lesbaren Bezug zum öffentlichen Strassenraum,
steht vor einschneidenden Verändemngen. Neben dem In- eine klar gestaltete Sockelzone mit vielfältigen Nutzungsdustrieplatz, dem Rhytech- und dem SIG-Areal soll auch möglichkeiten und einen betonten Dachabschluss.> Weidas Ortszentrum von Neuhausen neu überbaut werden. ter lesen wir von <Fassadengliederung>, von der <DurchforDen Studienauftrag haben Caruso St John Architects im mung der Aussenwände> und von <Vor- und Rücksprüngen
letzten Jahr gewonnen. Adam Caruso möchte anstelle des mit ihren Schattenwirkungen>. Pate standen offenkundig
bestehenden <Flickwerks>, in dem die öffentlichen Ge- Hans Kollhoffs <Baukunst des Schattens> und die von Vitbäude <architektonisch und städtebaulich bezugslos>> ne- torio Magnago Lampugnani immer wieder beschworene
beneinanderstünden, ein urbanes Zentrum schaffen s¡ene <Normalität> im Städtebau. Und damit schliesst sich der
Kreis in einmütiger Harmonie, denn die <Silberstreifen
hochparterre.wettbewerbe 3/15. Ein Grossteil des Bestands wird
zu diesem Zweck abgerissen und durch Neubauten mit am Horizont) stammen aus der Feder just dieser beiden
Vordenker: Kollhoff plante das Limmatfeld, Lampugnani
das Richti-Areal. Beide Architekten entwarfen zudem je
ein exemplarisches städtisches Gebäude. Mit Eckerkern,
Gesimsen und Giebeln erinnert Kollhoffs Haus dabei an
die Berliner Gründerzeit, während Lampugnanis Hofrandbebauung mit der lang gezogenen Arkade und den stehenden Fenstern italienische Vorbilder ins Gemüt ruft.
merkwürdige
Verkümmerung
des architektonischen
<<Eine
Bilder bauen Städte
Dass es ein Gebot der Vernunft ist, mehr haushälte-
Vokabulars.>>
axialsymmetrischen Fassaden ersetzt. Den neuen, rechteckigen Platz in der Mitte nennt Caruso (Agora), die Arkade, die den grössten Baukörper über die ganze Länge
begleitet, <Stoa>. Die tektonisch gegliederten Fassaden
schliesslich knüpfen für ihn an <eine Architektur mit langer Tradition> an. Ftir sich genommen ist dies zweifellos
ein sorgfältiger, stimmiger Entwurf. Nur hat er mit Neuhausen in etwa so viel gemein wie der <Plan Voisin> Le Corbusiers mit dem historischen Paris.
Das Projekt ist ein Beispiel unter vielen: Ie länger, je
mehr zeigt sich, dass die bauliche Entwicklung der Agglomeration einhergeht mit einem bestimmten Bild von <städtischer Architektur>. Warum ist das so? Und ist das gut?
Silberstreifen am Horizont
.
rische Bodennutzung und mehr Dichte, auch mehr baulichen Gemeinsinn, kurz: eben mehr Stadt zu fordern; steht
ausser Frage. Eine kritische Diskussion über die konkrete
Architektur dieser neuen Stadt hingegen wäre angebracht.
<Die zentrale Bestimmung der Disziplin Städtebau>, sagt
Lampugnani dazu, muss <die Deutung und Definition der
gebauten Form der Stadt> sein. Man möchte nicht widersprechen. Wie überhaupt vieles, was die Fürsprecher einer neuen urbanen Qualität als Argumente ins Feld führen,
dem gesunden Menschenverstand zu schmeicheln weiss:
Sollten denn Häuser, wie Kollhoff fragt, nicht so beschaffen sein, dass daraus <ein grosses Ganzes, eine Stadt> erwachsen kann? Sicherlich, das wäre wünschenswert. Ist
der bescheidene Hausbau nicht den <PR-Spektakeln> der
Star-Architekten vorzuziehen? Bestimmt. Und wer hat
schon ernsthaft etwas gegen <identitätsstiftende Stadträume> und <erkennbare Ortsbilder> einzuwenden, wie sie
Jürg Sulzer fordert? Niemand. Dass die dichte Stadt als
<Zivilisationsmaschine par excellence> auch von immensem kulturellen, sozialen und integrativen Wert ist, wie
Lampugnani feststellt-, wird schliesslich jeder aufgeklärte
Zeitgenosse gerne unterschreiben. Tatsächlich beginnt
Seit vergangenem Sommer ist wissenschaftlich beglaubigt, was Architekturschulen und Fachverbände im
Chor mit dem gehobenen Feuilleton schon länger predigen. <Neue urbane Qualität> tut dem Land not. lürg Sulzer,
Leiter eines Nationalen Forschungsprojekts mit ebendie- Urbanität dort, wo unterschiedliche Lebensformen und
sem Titel, verkürzte die vielfältigen Erkenntnisse verschie- Ideen nebeneinander existieren und sich über alle Widerdener Forschungsgruppen auf eine einfache Forderung: sprüche hinweg gegenseitig zu bef ruchten vermögen.
Nun ist es aber gerade diese Akzeptanz eines anderen,
die <Stadtwerdung der Agglomeration> siehe Hochparterre 8/15.
Die Rollen sind verteilt: Als beklagenswerter Ist-Zustand an der es den Visionen von einer <Neuen urbanen Qualitritt die Agglomeration auf, die Sulzer anonym und ge- tät> schmerzhaft mangelt. Denn die Bilder, die Sulzer und
sichtslos nennt, als Zukunftsbild leuchtet die identitäts- seine Gewährsleute in Wort und Bau erstehen lassen, sind
stiftende Stadt, die ein grosses Wort für sich beanspru- ausnahmslos Bilder einer historischen Stadt, einer histochen darf: Schönheit. Zu verlieren gibt es dabei nichts, da rischen Architektur und damit - weil Architektur von Redie Siedlungen aus dem 2O. Jahrhundert, so der Befund, präsentation nun einmal nicht zu trennen ist - auch Sinn<in der Regel alles andere als erhaltenswert> seien. AIs bilder einer bestimmten Vorstellung bürgerlichen Lebens.
<Silberstreifen am Horizont> erscheinen sodann zwei neue Und langsam aber sicher haben diese Bilder begonnen, ihStadtquartiere in der Zürcher Peripherie: das Richti-Areal ren Dienst in der täglichen Architekturproduktion zu tun.
in Wallisellen und das Limmatfeld in Dietikon. Sie würden Es ist kein Grund zur Freude. Denn was sich in der Theorie
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differenziert anhört, äusserst sich in der Wirklichkeit der
Bauwirtschaft als merkwürdige Verki.immerung des architektonischen Vokabulars. Vom Reichtum der Lösungen,
den die Stadtbaugeschichte fraglos bieten würde, bleibt
die Variation des immer gleichen Typus übrig. <Stadtwerdung der Agglomeration>? Ihre Realität ist die massive
Rasterfassade mit einerArkade im Erdgeschoss, ihr Farbton die falsche Patina des Beigen und Bronzenen, ihre
Dekoration die profilierte Aussenhaut und die historisie-
det. Typisch für dieses Phänomen sind zwei Wettbewerbe
für das Geistlich-Areal in Schlieren, die letzten Sommer
gleichzeitig juriert wurden. Auf dem Baufeld mit dem KürzelB2.7 gewannen Gmür Geschwentner Architekten mit
einem auf subtile Weise erfindungsreichen Wohnbaupro-
jekt. Hervor sticht insbesondere die Erschliessung der
Wohnungen über erdgeschossige Galerien, die zwei begrünte Höfe umschliessen. Filigrane innenliegende Stützen und eine durchgehende Verglasung variieren hier das
moderne Thema der Durchdringung von Innen- und Ausrenden Pendelleuchten.
senraum, während Materialisierung und Deckengestaltung aus der Ferne den frohgemuten Klang südamerikaniTabula rasa
Die Beschwörung der intakten bürgerlichen Stadt geht scher Architektur herantragen. Auch das ist natürlich ein
einher mit einer tief sitze4den Abneigung gegen die Mo- Bild - doch immerhin ein heiteres. Einen merkwürdigen
derne: Dem Städtebau der Moderne wird schlechterdings Paradigmenwechsel zeigt dann die äussere Erscheinung:
alles angelastet, was in den letzten Iahrzehnten zur formlo- Als hätten sich die Architekten nicht in die Nesseln setzen
sen Erscheinung derAgglomeration beigetragen hat. Man wollen, folgen sie da dem Ruf zum <städtischen Kleid>: Es
darf diese Entwicklung mit Recht beklagen. Man muss darf auf keinen Fall zu leicht wirken.
Ähnliches zeigt das prämierte Projekt von Graber Pulauch zwingend nach konkreten Lösungen suchen, wie
die Agglomeration baulich und sozial verdichtet werden verArchitekten auf Baufeld.B2.2/C7, das den Auftakt zum
kann. Aber man sollte dies mit einer gewissen Liebe zum neuen Stadtquartier bilden wird. Während innen das corBestehenden tun. Was eine Sulzer'sche Stadtbauarchi- busianische Motiv par excellence, die <rue intérieure>, treftektur nicht vermag, ja, was sie in ihrem Furor gegen die fend aktualisiert und auf die zeitgenössische Form kollek<fehlgeleitete städtebauliche Ideologie der Moderne> gar tiven Wohnens angewandt wird, stellen die Fassaden eine
nicht will, ist ein Dialog mit der real existierenden Peri- weitere Variation der bekannten Mischung aus klassizistipherie, diesem bunten Nebeneinandervon Überlandstras- schen und rationalistischen Anleihen dar.
sen, Siedlungen und idyllischen Naturräumen, von DorfOÊsfremde Gleichform
zentren, Gewerbezonen und Shoppingmalls. Es ist die
Bleibt anzumerken, dass bei den kommerziellen Mitblosse Antithese: dort die wildgewachsene Agglomeration,
hier die normierte schöne Stadt. Daher der seltsam insula- läufern und Investoren von diesen mitunter vielschichre Charakter der neuen Stadtquartiere. Er lässt sie noch tigen <städtischen Fassaden> nichts anderes mehr übrig
künstlicher erscheinen, als sie aufgrund ihrer zeitgereis- bleibt als der banale Raster - die schlechtesten Beispiele
modernistischer Bauspekulation liegen nicht mehr fern.
ten Fassaden ohnehin sind.
Nun sind der Historismus dieser Stadtbauarchitéktur,
Im Extremfall führt diese Haltung zur Tabula rasa
mitten im Ortszentrum, wie sie beim Projekt von Caruso ihr neo-bürgerlicher Habitus und ihre autokratische TenStlohn in Neuhausen zu beobachten ist. Die aufgesetzte denz das eine. Das andere ist.die daraus folgende UniforUrbanität beisst sich hier selbst in den Schwanz: Was sie mität. Ging es Jürg Sulzer nicht um <erinnerungsfähige Lerhetorisch behauptet - eben die produktive Vielfalt der bensumfelder> und <identitätsbildende Stadträume>? Ob
Dichte, die Reibung am anderen -, verneint sie gleichzei- man will oder nicht: Auch die Agglomerationen des 20.Iahrtig mit ihrer hermetischen architektonischen Sprache. An hunderts besitzen einen Erinnerungswert, den es ernst zu
die Stelle eines aufmerksamen Blicks für die Qualitäten nehmen gilt - weil zwei Drittel der Bevölkerung dort aufgedes Vorhandenen, an die Stelle einer zeitgenössischen wachsen sind, und weil dieser so vage wie vielfältige Raum
Architektur, die das Bestehende stärken und unter neuen der Schauplatz ihres Lebens und ihrer Erinnerungen ist.
Perspektiven erlebbar machen würde, ist ein selbstgenüg- Mit einem Städtebau, der als einzige Referenz eine ortssamer Städtebau getreten, der die Deutungshoheit darü- fremde Vergangenheit akzeptiert, ist eine Stärkung lokaber, was gut und städtisch ist, für sich allein beansprucht. ler und zeitgenössischer Identität unmöglich. Er bewirkt
das Gegenteil: Eingeschlossen im immer gleichen Kanon
vorgeblich städtischer Architektur, weiss man bald nicht
Der Zwang zum städtischen Kleid
Mittlerweile lässt der verinnerlichte anti-modernisti- mehr, ob man sich gerade in Schlieren oder Bümpliz, in
sche Reflex alles verdächtig unstädtisch erscheinen, was Neuhausen oder Lenzburg, in Wallisellen oder Geroldswil
sich nicht in das hoheitliche Gewand der schweren Pfeiler, befindet. Unter einer <Stadtwerdung der Agglomeration>
französischen Fenster und massiven Mauerblenden klei- würde mansichgerneetwasanderesvorstellen. | .
reiben. Tatsächlich beginnt
iedliche Lebensformen und
rren und sich über alle Wider-
befruchtenvermögen.
Akzeptanz eines anderen,
einer <Neuen urbanen Quali;nn die Bilder, die Sulzer und
rnd Bau erstehen lassen, sind
storischen Stadt, einer histonit - weil Architektur von Reht zu trennen ist - auch Sinn;tellung bürgerlichen Lebens.
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