Materialwirtschaft 41550 KE2 - Bestellmengen- und Losgrößenplanung - Heuristiken 2. Dynamische Bestellmengenplanung 2⋅c⋅ x basiert auf statischem Modell und berücksichtigt nicht unterl ⋅t schiedliche Periodenbedarfe, Lagerkostensätze oder bestellfixe Kosten. Deshalb Anwendung der Verfahren der dynamischen Bestellmengenplanung Harris-Formel Q O = 2.1 WAGNER und WHITIN exaktes Verfahren, berücksichtigt - variable Bedarfe (deterministisch bestimmte Bedarfe pro Periode), - variable Planungszeiträume (Planung über eine oder über mehrere Perioden), - variable, in zeitlicher Folge unterschiedliche, bestellfixe Kosten - variable, in zeitlicher Folge unterschiedliche, Lagerkostensätze Prämissen: - Betrachtung eines einzelnen Gutes/Produktes, - Lageranfangs und -endbestand gleich Null (ggfs. Korrektor durch Null setzen), - schlagartige Lieferung, - Periodenbedarf wird jeweils am Anfang der Periode benötigt, - Fehlmengen sind nicht erlaubt Lösung nach WAGNER und WHITIN mit Hilfe der dynamischen Programmierung 2.2 Heuristische Lösungsverfahren allgemein: - Heuristiken nutzen vereinfachte Lösungsverfahren mit geringerem Rechenaufwand, - begnügen sich mit suboptimalen Lösungen, sind Näherungsverfahren, - Anwendung ist iterativer Prozess, beginnend mit erster Periode wird der Bedarf der nachfolgenden Perioden mit einbezogen, bis die jeweilige Abbruchregel erfüllt wird. - die Bestellmenge besteht dann aus der Summe der Periodenbedarfe, für die die Abbruchregel noch nicht erfüllt ist - Nächste Iteration startet dann wieder mit Bedarf der daran anschließenden Periode - Je kleiner die Bedarfsschwankungen ausfallen und je geringer die Zahl der betrachteten Perioden ist, desto eher liefern die heuristischen Verfahren eine optimale Lösung. Vorteil Heuristiken in der Praxis: - Typischerweise weisen Ausgangsdaten (Bedarfe/Kostensätze) Unsicherheiten auf, die die Verwendung eines aufwändigen exakten Verfahrens in Frage stellt - nach WAGNER/WHITIN steht damit das tatsächliche Ergebnis erst nach Ende des Planungszeitraumes fest (durch Zurückrechnen). - Ergebnisse müssten in der rollierenden Planung nach WAGNER/WHITIN ständig revidiert werden. - Man hofft, dass die Kostenerhöhungen aufgrund der suboptimalen Ergebnisse einer Heuristik durch den geringeren Rechenaufwand und die vereinfachte Handhabung gegenüber einer exakten Berechnung ausgeglichen werden. Rolf.Baumanns/ Martin Neuhaus WS 06/07 Seite 1 Materialwirtschaft 41550 KE2 - Bestellmengen- und Losgrößenplanung - Heuristiken Gegeben Woche Bedarf 1 100 2 120 Bestellfixe Kosten: Lagerkosten pro Tonne und Monat: 3 80 4 110 5 80 6 40 250 GE 2,00 GE 2.2.1 gleitendes wirtschaftliches Bestellmengenverfahren Ansatz: Optimierungsprinzip basiert auf Eigenschaft des HARRIS/ANDLER Modells, dass im Minimum der Gesamtkosten des Planungszeitraumes auch die gesamten Stückkosten minimal werden. Ablauf: Man erhöht solange die Bestellmenge sukzessive um die Bedarfe der nachfolgenden Perioden, wie dadurch die Stückkosten sinken. Die optimale Bestellmenge ist dann erreicht, wenn durch die Hinzunahme eines weiteren Periodenbedarfs die Stückkosten wieder ansteigen würden. Dann startet das Verfahren neu. Beispiel: i =1 j = 1: j = 2: j = 3: i=3 j = 3: j = 4: j = 5: bestellf .K . + Lagerkosten 250 = = 2,50 Bestellmenge 100 250 + 240 k12 = = 2,23 ← minimale Stückkosten 100 + 120 250 + 240 + 320 k13 = = 2,70 ← Stückkosten steigen wieder, 100 + 120 + 80 Verfahren startet neu in Periode 3 250 k 33 = = 3,13 80 k11 = 250 + 220 = 2, 47 80 + 110 250 + 220 + 320 k35 = = 2,93 80 + 110 + 80 k34 = ← Stückkosten steigen wieder, Verfahren startet neu in Periode 5 i=5 j = 5: j = 6: 250 + 0 = 3,13 80 250 + 80 k56 = = 2, 75 80 + 40 k55 = Optimale Politik: p12 ; p34 ; p56 Kosten 1.290 GE Rolf.Baumanns/ Martin Neuhaus WS 06/07 Seite 2 Materialwirtschaft 41550 KE2 - Bestellmengen- und Losgrößenplanung - Heuristiken 2.2.2 Kostenausgleichsverfahren Ansatz: Basierend auf HARRIS/ANDLER-Modell wird optimale Bestellmenge in die Funktion der Lagerkosten als auch in die Funktion der Bestellkosten eingesetzt. Im Optimum entsprechen die Bestellkosten den Lagerkosten, es wird Kostengleichheit hergestellt. Dieser Ansatz wird auf den dynamischen Fall übertragen. Abbruchregel erfüllt, wenn Lagerkosten die bestellfixen Kosten überschreiten. (Tendenziell liefert dieses Verfahren bessere Ergebnisse als das gleitende wirtschaftliches Bestellmengenverfahren.) Ablauf: Man erhöht solange die Bestellmenge sukzessive um die Bedarfe der nachfolgenden Perioden, wie dadurch die kumulierten Lagerkosten nicht überschritten werden. Die optimale Bestellmenge ist dann erreicht, wenn durch die Hinzunahme eines weiteren Periodenbedarfs die Lagerkosten die Bestellkosten gerade überschreiten. Dann startet das Verfahren neu. Beispiel: i =1 j = 1: j = 2: j = 3: i=3 j = 3: j = 4: j = 5: i=5 ( K L )11 = 0 ≤ 250 = c ( K L )12 = 240 ≤ 250 = c ( K L )13 = 240 + 320 = 560 > 250 = c ←kumulierte Lagerkosten übersteigen bestellfixe Kosten ( K L ) 33 = 0 ≤ 250 = c ( K L ) 34 = 220 ≤ 250 = c ( K L )35 = 220 + 320 = 540 > 250 = c ←kumulierte Lagerkosten übersteigen bestellfixe Kosten j = 5: ( K L )55 = 0 ≤ 250 = c j = 6: ( K L )56 = 80 ≤ 250 = c Optimale Politik: p12 ; p34 ; p56 Kosten 1.290 GE 2.2.3 Stückperiodenausgleichsverfahren Entspricht Kostenausgleichsverfahren, wenn Bestellkosten und Lagerkosten durch einen als konstant unterstellten Lagerkostensatz dividiert werden. Rolf.Baumanns/ Martin Neuhaus WS 06/07 Seite 3 Materialwirtschaft 41550 KE2 - Bestellmengen- und Losgrößenplanung - Heuristiken 2.2.4 SILVER/MEAL-Verfahren Ansatz: Grundlage ist die Eigenschaft des HARRIS-Modells, dass die optimale Bestellmenge auch die durchschnittlichen Kosten pro Zeiteinheit minimiert Ablauf: Man erhöht solange die Bestellmenge sukzessive um die Bedarfe der nachfolgenden Perioden, wie dadurch die durchschnittlichen Kosten pro Zeiteinheit sinken. Die optimale Bestellmenge ist dann erreicht, wenn durch die Hinzunahme eines weiteren Periodenbedarfs die durchschnittlichen Kosten pro ZE wieder ansteigen würden. Dann startet das Verfahren neu. Beispiel: i =1 j = 1: j = 2: j = 3: i=3 j = 3: j = 4: j = 5: i=5 j = 5: j = 6: bestellf .K . + Lagerkosten 250 = = 250 Anz.Perioden ( ZE ) 1 250 + 240 k12ZE = = 245 ← minimale durchschn. Kosten pro ZE 2 250 + 240 + 320 k13ZE = = 270 ← min. durchschn. Kosten steigen an, 3 Verfahren startet neu in Periode 3 250 k33 = = 250 1 k11ZE = 250 + 220 = 235 2 250 + 220 + 320 k35 = = 263 ← min. durchschn. Kosten steigen an, 3 Verfahren startet neu in Periode 5 k34 = 250 + 0 = 250 1 250 + 80 k56 = = 165 2 k55 = Optimale Politik: p12 ; p34 ; p56 Kosten 1.290 GE Rolf.Baumanns/ Martin Neuhaus WS 06/07 Seite 4 Materialwirtschaft 41550 KE2 - Bestellmengen- und Losgrößenplanung - Heuristiken 2.2.5 GROFF-Verfahren Ansatz: Grenzkostenverfahren: Grundlage ist die Eigenschaft des klassischen BestellmengenModells, dass der marginale Anstieg der durchschnittlichen Lagerkosten pro Periode im Optimum der marginalen Verringerung der durchschnittlichen bestellfixen Kosten pro Periode entspricht. Hinzunahme weitere Periodenbedarfe solange Grenzlagerkosten ≤ Grenzbestellkosten. Ablauf: Man erhöht solange die Bestellmenge sukzessive um die Bedarfe der nachfolgenden Perioden, bis erstmals der marginale Anstieg der durchschnittlichen Lagerkosten pro Periode die Verringerung der durchschnittlichen Bestellkosten pro Periode überschreitet. Dann startet das Verfahren neu und der Bedarf der zuletzt hinzugenommenen Periode wird der Erstbedarf der nächsten Bestellmenge. Beispiel: für eine Periode nicht def., Ungleichung stets erfüllt 250 c 1 1 m = 1: ⋅ bi + m ⋅ l = ⋅ 120 ⋅ 2 = 120 ≤ 125 = = 1 ⋅ 2 m ⋅ (m + 1) 2 2 1 250 m = 2: ← Abbruch, weil Bedingung ⋅ 80 ⋅ 2 = 80 > 41,67 = 2 2⋅3 Grenzlagerkosten ≤ Grenzbestellkosten nicht mehr erfüllt ist i =1 m = 0: i=3 m = 0: m = 1: m = 2: i=5 m = 0: m = 1: für eine Periode nicht def., Ungleichung stets erfüllt 1 250 ⋅ 110 ⋅ 2 = 110 ≤ 125 = 2 1⋅ 2 1 250 ⋅ 80 ⋅ 2 = 80 ≤ 41, 67 = 2 2⋅3 für eine Periode nicht def., Ungleichung stets erfüllt 1 250 ⋅ 40 ⋅ 2 = 40 ≤ 125 = 2 1⋅ 2 Optimale Politik: p12 ; p34 ; p56 Kosten 1.290 GE Rolf.Baumanns/ Martin Neuhaus WS 06/07 Seite 5
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