Der Ton ist eine Kurve - PL

TEST ■ ■ ■
Foto Merlin Morzeck
Der Ton ist
eine Kurve
PL-Audio „Banana Wave” Line Array mit festem Curving
Von Markus Galla
Es gibt Worte, die werden nicht nur in unserem Alltag
inflationär gebraucht, sondern auch in der Welt der Beschallungstechnik. Line Array und Säulen-Array dürften gute Kandidaten für das Tontechnik-Unwort des
Jahres 2015 sein. Als HK Audio das „Elements“-System
vorgestellt hat und Bose mit seiner Säule sich anschickte, die Welt der Alleinunterhalter und Tanzbands
zu erobern, habe ich mich zu der Prophezeiung hinreißen lassen, dass innerhalb von zwei Jahren jeder Hersteller so ein System im Portfolio haben wird. Es kam
wie es kommen musste und es drängt sich heute der
Eindruck auf, dass die Alternativen vor lauter Säulen
kaum noch wahrgenommen werden. Vielleicht war das
der Grund, warum das PL-Audio Team rund um Uli Lüsebrink einen ungewöhnlicheren Namen gewählt hat –
schließlich muss man sich von der Masse absetzen …
Aber natürlich nicht nur mit der Modellbezeichnung.
Mal hören, ob und wie beides zusammenpasst.
1 tools4music
Der Name „Banana“ kommt nicht von ungefähr. Bei
diesem „Wave Array“ handelt es sich um bananenförmig gebogenes Gehäuse aus 19-mm-Multiplex Birkenholz – es handelt sich also um ein festes Curving
des innenliegenden Arrays. Die Verarbeitung ist tadellos und wer andere Farben als das übliche Schwarz
mag, darf sich gerne an PL-Audio wenden.
Ein durch Akustikschaum verdecktes Stahlgitter
schützt das Innenleben vor Beschädigungen. Per Stativ-Gabel oder Flugbügel nimmt das „Banana“ Top
seinen Platz ein. Die genaue Ausrichtung auf das Publikum kann sehr leicht durch Kippen des mittels Stativ-Gabel montierten Systems erfolgen, sodass trotz
des festen Curvings die Schallausbreitung gut kontrolliert werden kann. Die Rückseite ist schlicht mit
zwei Speakon-Buchsen, eine zum Anschluss an die
Endstufe und eine weitere zum Durchschleifen des
Signals an ein zweites „Banana“ Array, ausgestattet.
Die beiden Seitenwände des „Banana“ Wave Array
ragen über die Rückseite hinaus. Sie dienen als Standfüße, sodass trotz des gebogenen Gehäuses der Lautsprecher zum Transport gut auf die Rückseite gestellt
werden kann. Zwei Griffmulden rechts und links er-
möglichen das bequeme Tragen. Im Flugbetrieb kann
ein zweites „Banana“ Array angehängt werden, um die
Array-Wirkung zu vergrößern.
Bleibt noch die Größe: die Bilder auf der PL-Audio
Website täuschen über die tatsächliche Größe des
Systems hinweg. Mit 400 x 555 x340 mm (B x H x T)
ist das Top wesentlich kleiner als es aufgrund der
Fotos den Anschein hat. Aufgrund der lediglich 21 kg
hält sich das Gewicht in angenehmen Maßen und mit
zwei Leuten ist der Aufbau schnell erledigt.
Innerlich
Befreit man die „Banane“ von ihrer Schale, präsentieren sich sechs 6,5“ Sica Custom Made Lautsprecher
und drei 1“ Hörner mit RCF-Treibern. Vom Aufbau
her haben wir es mit drei Line Array Elementen zu
tun, die jeweils aus zwei 6,5“-Lautsprechern und
einem 1“-Horn in der Mitte bestehen. Der vertikale
Öffnungswinkel beträgt 25°, der horizontale 110°. Der
Frequenzgang reicht laut PL Audio von 80 Hz bis 20
kHz, bei 101 dB SPL (1W/1m) und erstaunlichen 135
dB Maximalpegel. Da es sich um ein passives 2-WegSystem für Bi-Amp Betrieb handelt, wird ein entsprechendes Amping und ein Controller vorausgesetzt.
PL-Audio Kunden finden dies in Form der „Powerpac
DSP-4003“ Endstufe, den aktiven Subwoofern der
DSP-4000 Serie oder im Systemrack mit SP-48 Controller und D-Serie Endstufen. Natürlich können
auch Controller und Endstufen anderer Hersteller
verwendet werden. Für diesen Test kamen zwei aktive
„Gorilla“ Mini Sat Bässe mit 15“ Langhub Woofer zum
Einsatz, die speziell für den Betrieb mit
dem „Banana Wave“ dahingehend modifiziert wurden, dass die zwei Ausgänge des
Subwoofers auf einen vierpoligen Speakon
Anschluss zusammen geführt wurden, um
zusätzliche Adapter zu vermeiden. Mit
1.000 Watt RMS und 2.000 Watt Peak
braucht sich das „Banana“ Top nicht verstecken – zusammen mit dem Subwoofer
warten hier fast 4.000 Watt pro Seite. Einen
guten Wirkungsgrad vorausgesetzt, wird
hier eine Menge Luft bewegt. Am Rande erwähnt werden soll, dass der Subwoofer
einen kompletten Controller enthält, der
mittels USB- und Netzwerk-Technik zugänglich ist (Interessenten finden einen
ausführlichen Test des Subwoofers in der
tools 4 music Ausgabe 6/2015).
Beim „Banana Wave“ Array handelt es sich um ein transportables 2-Weg-Array mit festem
Curving – es kann beispielsweise mit den PL Audio „Gorilla DSP-4000“ Bässen (hier die 15“
Version) kombiniert und von deren Endstufen angetrieben werden
Praxis
PL-Audio stellte uns das „Banana Wave“
System für ein großes Konzert mit über 80
beteiligten Musikern (Chor plus Band) zur
Verfügung. Zu beschallen war erneut die
große Stephanus Kirche in Herne, die an
diesem Abend komplett ausverkauft war.
Für ein großes Adventskonzert arbeiteten
die Worship Combo „Complete“ und zwei
Gospelchöre aus Herne und Dortmund, die
Seitlich sind Griffmulden zum Tragen eingelassen –
außerdem finden sich Gewinde für das Anbringen
eines Flugbügels oder der Stativ-Gabel
Da es sich um ein passives System handelt, zieren die Rückseite lediglich zwei vierpolige Speakon-Buchsen – die Seitenteile sind über die Rückseite hinaus verlängert und ermöglichen Transport und Lagerung der Boxen auf der Rückseite
tools4music 2
TEST ■ ■ ■
Die PA stand inmitten der Podeste für Chor und Band – dennoch gab es kaum Probleme mit Rückkopplungen
Fakten
Anbieter: PL-Audio
Modell: „Banana Wave“
Bauform: Line Array mit
festem Curving
Eingänge: 4-Pol-Speakon
Ausgänge: 4-Pol-Speakon
Frequenzgang: 80 Hz - 20 kHz
Impedanz: 5.3 Ohm
Belastbarkeit laut Hersteller:
1.000 Watt RMS/2.000 Watt Peak
Schalldruck: 101 dB SPL
(1 W/1 m), 135 dB Peak
Abstrahlwinkel: 110° x 25°
(horizontal x vertikal)
Montagepunkte:
6 x M10, 2 x M8
Bestückung: 6 x 6,5“ Sica
Custom Made, 3 x Horn 1“ RCF
Optionales Zubehör: Flug- und
Stativbügel, Schutzhülle, Case
Maße: 400 x 555 x 340 mm
(B x H x T)
Verkaufspreis:
Gesamtsystem bestehend aus
2 x „Banana Wave“,
2 x 15“ „Gorilla Bass“: 7.990 Euro
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ich gemeinsam mit meiner Frau leite, zusammen. Begleitet wurden sie erneut von professionellen Musikern (Schlagzeug, Bass, E-Gitarre, Keyboards). Schon
ohne Verstärkung lieferten Chor und Band eine beachtliche Klangkulisse, die nun unterstützt vom „Banana Wave“ System gleichmäßig auf die gesamte,
recht breite Kirche verteilt werden sollte. Ein nicht
ganz so einfaches Unterfangen, denn aufgrund der
Größe des Chores und dem architektonischen Aufbau
der Kirche ist es unumgänglich, dass sich Band und
Teile des Chores vor der PA befinden. In der Konzertwoche wurde dienstags die Bühne gebaut, am Mittwoch galt es, Instrumente und die PA von mir
vorzubereiten, sodass alles sofort für den „Banana
Wave“ Anschluss vorbereitet war. Besonders gefreut
hat mich, dass ein Mitarbeiter von PL-Audio die PA
persönlich vorbei gebracht und mit mir gemeinsam
installiert hat. Auf diese Weise vorbereitet lief die erste
Inbetriebnahme reibungslos: Bässe positionieren, Distanzstange einschrauben, das „Banana Wave“ Top auf
die Stange setzen, hochkurbeln, anwinkeln, SpeakonKabel einstecken, Subwoofer mit Strom versorgen –
fertig. Im Beisein des PL-Audio Mitarbeiters unterzog
ich die Anlage einem ersten Funktionstest. Die Musik
aus der Konserve offenbarte ein sehr druckvolles
Klangbild und gleichermaßen tiefe wie kräftige Bässe.
Das Ergebnis wirkte bereits wie aus einem Guss. Lediglich die Bässe waren für die Veranstaltung etwas
zu viel des Guten, sodass hier etwas abgesenkt wurde.
Nach dem ersten Einschalten zeigte sich ein deutli-
ches Grundrauschen, welches sich allerdings durch Anpassen werksseitigen Controller-Einstellungen schnell beheben ließ,
da lediglich die Eingangsverstärkung komplett aufgedreht war. Über den Tag hinweg
wurde das System mehrfach mit Musik aus
dem Rechner getestet, abends folgte dann
eine Probe mit einem der Chöre zu vorproduzierten Backing Tracks. So war dann
auch schon eine Hälfte der Mikrofone in
Betrieb. Mit einigen, wenigen Handgriffen
am EQ ließen sich diese selbst bei hoher
Verstärkung nahezu rückkopplungsfrei betreiben. Für den Donnerstag wartete die
Generalprobe mit allen Beteiligten und
Band. Die Chöre wurden mit sechs Mikrofonen abgenommen: Vier beyerdynamic
MCE-530 Kleinmembran Kondensator-Mikrofone für Sopran und Alt, sowie zwei
Sennheiser MD-441 für den Tenor. Am
Schlagzeug kamen vier Mikrofone (BD,
Snare und Overheads) von Sennheiser und
AKG zum Einsatz. Die Gitarre wurde mit
einem Shure SM-57 abgenommen, der
Bass und die Keyboards gingen direkt per
DI-Box oder DI-Out am Verstärker in die
Stagebox. Insgesamt waren am Behringer
„X32 Producer“ 23 Kanäle belegt, die nun
ihren Weg zum „Banana Wave“ finden
mussten. Ich habe in letzter Zeit viele Säulensysteme in den Fingern gehabt, doch
war selten so begeistert. Stimmen werden klar und
druckvoll übertragen, ohne spitz zu wirken oder Volumen vermissen zu lassen. Die E-Gitarren Abbildung
zeigte sich ebenfalls von ihrer besten Seite. Hier
machten sich die angenehmen Mitten des „Banana
Wave“ positiv bemerkbar. Die Subwoofer ergänzten
die Tops perfekt, ein Bruch zwischen Top und Subs ab
ein paar Metern Abstand nicht zu hören, der Übergang wirkte fließend, was für eine gute werksseitige
Abstimmung spricht. Beim Bass Solo drückte es ordentlich, ohne zu wummern – daran sind sicherlich
auch die 15“-Speaker (im Vergleich zu 18“) verantwortlich. Schon nach der Generalprobe zeigten sich
die mitwirkenden Musiker begeistert vom Klang. Die
zahlreichen Besucher profitierten aufgrund der breiten Abstrahlung und hohen Reichweite vom guten
Sound bis in den letzten Winkel. Angenehmer Nebeneffekt – Bassist und Gitarrist konnten auf einen eigenen Monitor verzichten, da ihnen der Klang des
FoH-Systems genügte. Wie immer ist die Wahrnehmung und Beurteilung von Klang natürlich eine subjektive Größe, aber: Als Langzeit Seeburg-User nutze
ich die mir bekannten Seeburg Systeme gerne als Referenz. Im Vergleich zum im Herbst beim Konzert in
gleicher Kirche eingesetzten Acoustic Line GL-24 gefällt mir die Abstimmung des „Banana Wave“ tatsächlich besser. Die PL-Audio Subwoofer klingen druckvoller und wirken effizienter im Zusammenspiel mit
dem „Banana Wave“. Das dürfte insbesondere auf den
integrierten Controller zurückzuführen sein, der
keine Wünsche hinsichtlich der individuellen Anpassungsmöglichkeiten übrig lässt. Es gilt aber im Hinterkopf zu behalten, dass dies Kritik auf sehr hohem
Niveau ist. Beide Hersteller liefern erstklassige Produkte mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis –
aber der Vergleich ist schon interessant.
Finale
Dass dieses System in Zukunft eine Rolle auf dem
deutschsprachigen Markt spielen wird, dessen bin ich
mir sicher. Das hat in erster Linie damit zu tun, dass
„Banana Wave“ bei kleinen Veranstaltungen genauso
gut funktioniert wie bei etwas größeren Events,
sprich: die Cover-Band kann damit vor 200 Leuten
oder vor 500 spielen, ohne sich Gedanken über Dimensionierung und Transport machen zu müssen.
Darüber hinaus kann bei den aktiven Bässen zwischen
15“- und 18“-Versionen gewählt oder pro Seite mit jeweils zwei „Banana Wave“ Tops und Bässen gearbeitet
werden. Der Verkaufspreis von knapp unter 8.000
Euro für das hier getestete Komplettsystem aus zwei
„Banana Wave“ und zwei aktiven 15“ „Gorilla“ Bässen
ist im Sinne einer professionellen Nutzung als günstig zu bezeichnen. Immerhin reden wir hier von
einem deutschen Anbieter – gepaart mit erstklassi-
gem Service und direkter Erreichbarkeit des Firmeninhabers kann man sich getrost für diese Investition
entscheiden, ohne als Band gleich die Privat-PKWs
verkaufen zu müssen, um die neue PA zu finanzieren.
Oft höre ich Kritik, dass ein festes Curving unpraktisch sei, da auf den „Beam“ keinen Einfluss mehr genommen werden kann. Das ist für längere Arrays
sicherlich richtig, wird den Tontechniker, der regelmäßig kleinere Hallen, Kirchen oder Plätze zu beschallen hat, jedoch weniger interessieren. Hier ist es
wichtiger, dass überhaupt ein Curving vorhanden ist
(im Vergleich zu vielen geraden Säulen ohne jegliches
Curving). Wird als Band oder Beschallungs-Dienstleister die Anschaffung eines kompakten Line Arrays
erwägt, darf das „Banana Wave“ System ruhig mit auf
der Liste stehen (falls vor Ort oder in der näheren Umgebung keine Systeme über den Handel zur Verfügung stehen ist PL-Audio bei Fragen zu Vorführ- und
Demo-Möglichkeiten des Systems behilflich).
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Pro & Contra
+ Handling
+ Klang
+ Qualität der verbauten
Komponenten
+ Preis-Leistungs-Verhältnis
+ Schallverteilung
+ Service und Betreuung
+ Verarbeitung
+ Wirkungsgrad
NACHGEFRAGT
Uli Lüsebrink von PL-Audio:
„Herzlichen Dank an alle Beteiligten für den sehr ausführlichen Test.“
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