Auf sanften Pfoten

AGRARTECHNIK TEST
Auf sanften Pfoten
Zehn Pneus zeigen im AGRARTECHNIK-Reifentest auf Straße, Acker und Grünland, was in ihnen steckt
fentest
Der Reeinarbeit mit:
mm
in Zusa
Die landwirtschaftliche
Zeitschrift für Management
Produktion und Technik
Um die angestrebten fünf Grünlandschnitte zu ernten, wird
ein Bestand etwa 25 Mal überfahren. Nur wenige Hersteller
haben ausgesprochene Grünlandreifen in ihrem Lieferprogramm, die anderen verweisen auf ihr Angebot an 70erund 65er-Breitreifen. In dem gemeinsamen Test von dlz
agrarmagazin und AGRARTECHNIK wollten wir herausfinden, wie es um Narbenschonung, Zugkraft und Fahrkomfort
der zehn Pneus denn so bestellt ist.
D
er Trend geht auch auf dem Grünland zu immer leistungsstärkeren
und damit schwereren Maschinen.
Die logische Konsequenz ist, dass dadurch
die Belastung für Boden und vor allem
Grasnarbe ansteigt. Bei trockenen Bodenverhältnissen spielt der Reifentyp nicht die
große Rolle. Problematisch wird es bei
ungünstigen Bedingungen. Durch die
6
Druck- und Scherkräfte kommt es dann zu
mehr oder weniger starken Schäden an der
Bodenstruktur und der Grasnarbe.
Der Reduzierung des Bodendruckes wird
mit der Entwicklung der Breitreifen der
70er- und später der 65er-Dimension
schon länger Tribut gezollt. Zur Schonung
der Grasnarbe sind die Forderungen an
den Reifen eigentlich auch klar definiert:
Die beiden Grünlandexperten Rainer Schröpel
und Hubert Wehrle beim Bonitieren der Narbenschäden. Ab 15 Prozent Schlupf bei der
Überfahrt löst sich bei den meisten Reifen die
komplette Narbe ab.
■ Da auf Grünland eine hohe Zugkraft bei
gleichzeitig niedrigen Schlupfwerten gewünscht wird – was ja gegen das Grundprinzip, “ohne Schlupf keine Zugkraft” verstößt – sollte die Reifenaufstandsfläche
möglichst groß sein. Dies lässt sich zum
einen durch einen hohen Stollenanteil, zum
anderen durch einen niedrigen Reifenfülldruck
bei Niederdruck-Breitreifen erreichen.
AGRARTECHNIK NOV ´99
Stabiles Dauergrünlandprofil
benötigt 50 bis 150 Jahre
Fachleute, wie der Grünlandreferent der
Bayerischen Landesanstalt für Bodenstruktur und Pflanzenbau, Dr. Johann
Rieder, weisen immer wieder darauf hin,
dass es zwischen 50 und 150 Jahre dauert,
bis sich ein stabiles Dauergrünlandprofil
herausbildet. Hoher Druck auf den Boden
durch die immer schwereren Traktoren,
Silier- oder Güllewagen bedingen zunächst
ein geringeres Porenvolumen.
Mit Zahlen lässt sich dies eindrucksvoll
belegen: Unbelasteter Boden mit einem
Volumengewicht von 1,1 Gramm pro Kubikzentimeter hat ungefähr 30 Prozent Grobporen. Bei einem Volumengewicht von 1,5
Gramm pro Kubikzentimeter liegt der
Grobporenanteil nur noch bei fünf Prozent.
Vor allem in Feldeinfahrten ist dieses “Zermatschen” des Bodens symptomatisch.
Im Gegensatz zum Acker sind auf Grünland die Möglichkeiten sehr begrenzt,
Bodenverdichtungen zu beseitigen. Der
Umbruch ist wegen des angesprochenen
Zeitraumes für ein stabiles Grünlandprofil
laut Dr. Rieder keine wirkliche Alternative.
Hinzu kommt, dass eine “Saatgraswirtschaft” langfristig zur Verarmung der
Artenvielfalt führe und viel an Pufferkapazität verloren gehe. Auch der Einsatz
von Kalk helfe nur sehr begrenzt, weil er
nicht, wie im Ackerbau, intensiv in den
Boden eingemischt werden könne.
Der Grünlandexperte empfiehlt die natürliche Regeneration. Langlebige Wurzelapparate können über einen gewissen Zeitraum die Bodenschäden wieder reparieren.
sechs Modelle der 65er-Reifendimension;
einen 70er, und als Referenzreifen einen
so genannten Standardreifen. Nachfolgend
die getesteten Reifen im Überblick:
Der Reifenfülldruck ist ein ganz entscheidendes Kriterium für die Bodenschonung.
Die 65er-Reifen wurden mit 1,2 bar, die
70er-Reifen mit 1,4 bar und der 85er-Reifen
mit 1,6 bar gefahren.
■ Um ein Durchstechen der Grasnarbe zu
verhindern, sollten die Stollen flach und
abgerundet sein.
Bereits Anfang der 80er Jahren beschäftigten sich deshalb Reifenhersteller mit der
Entwicklung von speziell auf das Grünland
abgestimmten Traktorreifen. Im Test waren beide derzeit auf dem Markt angebotenen reinen Gründlandvertreter als
70er-Reifen angemeldet. Bei den anderen
acht Testkandidaten handelte es sich um
AC 70 G
AC 65
520/70 R 38 600/65 R 38
Radial
Radial
DT 820
8000
9000
600/65 R 38
520/70 R 38 600/65 R 38
Continental
AC 70 G
AC 65
520/70 R 38
600/65 R 38
Firestone
Radial 8000
Radial 9000
520/70 R 38
600/65 R 38
Goodyear
DT 820
600/65 R 38
Kléber
Traker
Super GL
460/85 R 38
520/70 R 38
Michelin
XM 108
600/65 R 38
Pirelli
TM 800
600/65 R 38
Vredestein
Traxion +
600/65 R 38 A
Super GL
Traker
XM 108
TM 800
Traxion+
520/70 R 38 460/85 R 38 600/65 R 38 600/65 R 38 600/65 R 38
Technische Daten
22/36 mm
22/49 mm
21/50 mm
23/47 mm
22/50 mm
23/41 mm
21/50 mm
23/48 mm
22/52 mm
21/50 mm
Aufstandsbreite/-länge
45,2/46,2 cm
48,3/49,2 cm
48,3/48,8 cm
47,8/49,2 cm
48,9/51,5 cm
48,0/49,8 cm
42,9/56,0 cm
49,2/52,0 cm
52,9/48,8 cm
54,5/48,7 cm
Stollenaufstandsfläche
486 cm2
503 cm2
444 cm2
495 cm2
508 cm2
618 cm2
455 cm2
500 cm2
517 cm2
641 cm2
Gesamtaufstandsfläche
1857 cm
2120 cm
2046 cm
2039 cm
2200 cm
2193 cm
2030 cm
2259 cm
2325 cm
2
2339 cm2
Stollenzahl/-höhe
2
2
2
2
2
2
2
2
1 375 DM
1 695 DM
1 595 DM
1 935 DM
2 015 DM
1 995 DM
1 532 DM
2 250 DM
2 025 DM
1 995 DM
Aufschaukelverhalten
5,7
8,0
6,3
4,7
4,7
6,7
4,7
6,3
8,6
8,6
Kurvenstabilität
7,0
7,6
5,7
7,3
4,0
7,0
6,7
7,6
7,3
8,0
Bremsverhalten
6,7
8,0
6,7
7,0
6,0
7,3
7,0
7,3
8,0
8,0
Preis für Landwirte/plus MwSt
Komfort-/Sicherheitstest
DLG-Zugkraftmessungen
Zugkraft (daN)
5%
1195
1218
1322
1598
1293
1275
994
1120
1306
1306
bei ... Schlupf
10%
1919
1960
1980
2355
2083
2024
1665
1872
2064
2069
Grünland
15%
2363
2380
2316
2634
2454
2506
2073
2337
2466
2564
6,7
5,5
3,5
4,0
4,2
7,2
3,5
5,3
6,2
5,5
Bonitierung
von 1 bis 10
Wertung
Eingeschränkte Grünlandeignung
AGRARTECHNIK NOV ´99
Empfehlenswert
Sehr Empfehlenswert
7
AGRARTECHNIK TEST
Selbst bei Schlupfwerten über zehn Prozent
verursacht der Grünlandreifen Super GL von
Kléber keinerlei Narbenschäden.
Seit wir im BLV-Verlag Reifentests durchführen, ist das Team unverändert: Die
Firma Fendt stellt die Traktoren – dieses
Mal einen Favorit 712 mit Variogetriebe für
die Komforttests und einen Farmer 312 für
die Zugkraftmessungen – sowie einen
Fahrer; wie in den vergangen Jahren
Versuchsingenieur Hubert Fischer. Vom
dlz agrarmagazin, Hans-Gerhard Pfänder,
und von der AGRARTECHNIK, Dieter
Dänzer, kommen je ein Testfahrer. Für die
Zugkraftmessungen reiste das DLG-Team,
Friedrich Uhlig und Rüdiger Kaiser, mit
ihrem ganzen Equipment nach Kempten
auf den Spitalhof. Für die Bonitierung der
Narbenschäden bedienten wir uns der
Grünlandexperten Rainer Schröpel, Leiter
der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt
für Tierhaltung und Grünlandwirtschaft,
Spitalhof Kempten, sowie dem Verwalter
des Spitalhofes, Hubert Wehrle.
Der Favorit 712 wog mit vollem Tank,
Frontkraftheber und -zapfwelle sowie 1 300
kg Heckgewicht insgesamt 7 790 kg. Die
Vorderachslast lag bei 2 110 kg, die Hinterachslast bei 5 680 kg. Anhand dieser
Lasten erhielten die Reifen folgende Fülldruckwerte:
460/85 R 38 mit 1,6 bar
520/70 R 38 mit 1,4 bar und
600/65 R 38 mit 1,2 bar.
Mit den so aufgepumpten Reifen wurden
sowohl die Aufstandsflächen ermittelt als
auch die Fahrten auf Straße und Feldweg
im Rahmen der Komforttests durchgeführt.
Auch für die Zugkraftmessungen auf Grasland und Acker mit der Bonitierung von
Narbenschäden entschieden wir uns für
diese Fülldrücke. Wie bei allen bisherigen
Durch ihre große Aufstandsfläche bringen die
meisten 65er-Breitreifen ganz hervorragende
Zugkraftwerte, bei allerdings deutlich sichtbaren Narbenschäden.
Die Reifenaufstandsfläche haben wir mit der
bewährten Schuhcreme-Methode ermittelt.
Reifentests haben wir die so genannte Vergleichsmethode mit einem Referenzreifen
praktiziert. Hierbei wird nach jeweils zwei
Probanden immer wieder der Referenzreifen gefahren. Sollten Unterschiede im
Boden bei den Zugkraftmessungen auftreten, können diese herausgerechnet
werden. Außerdem erhält man durch diese
Methode bei den Komforttests immer eine
einheitliche Bezugsquelle.
Hohe Zugkraft und keine
Narbenschäden – geht das?
Eines zeigte sich bei den Zugkraftmessungen auf der gemähten Dauergrünlandfläche schon nach den ersten beiden
Testkandidaten: Hohe Zugkraft und Narbenschonung schließen sich nicht gegenseitig aus. Der Kléber Traker, als Vertreter
der Standardreifen die Bezugsbasis, hinterließ selbst schon bei fünf Prozent
Schlupf deutlich sichtbare Abdrücke in der
Zugkraft auf gegrubbertem Acker
bei 10, 20, 30, 40% Schlupf
3 000
Zugkraft daN
2 500
2 000
1 500
1 000
10
20
500
30
Der 85er-Standardreifen von Kléber als Referenzreifen hinterließ selbst schon bei fünf
Prozent Schlupf deutlich sichtbare Stolleneindrücke.
8
40
0
Kléber Super GL
520/70 R 38
Michelin XM 108
Continental
600/65 R 38
Contract AC 70 G
Pirelli TM 800
600/65 R 38
Referenz Kléber
Traker 460/85 R 38
AGRARTECHNIK NOV ´99
Grasnarbe. Bei zehn Prozent Schlupf löste
sich oft schon die Grasnarbe vom Boden
ab und bei 15 Prozent Schlupf zerstörte
der Traker die Narbe irreparabel.
Ganz anders der zweite Reifen, der Super
GL von Kléber, also ein spezifischer Grünlandreifen. Bei fünf Prozent Schlupf waren
bei fast dreißig Prozent höheren Zugkraftwerten nahezu keine Auswirkungen auf die
Grasnarbe zu sehen. Bei zehn Prozent
Schlupf vergaben die Herrn Schröpel (6)
und Wehrle (9) immer noch sehr hohe
Punktzahlen, bei, im Vergleich zum Referenzreifen, über zwanzig Prozent höheren
Zugkraftwerten. Selbst bei 15 Prozent
Schlupf hinterließ der Super GL nur deutlich sichtbare Reifenabdrücke in der Narbe,
die ansonsten noch fest mit dem Unterboden verwurzelt blieb.
Ein ähnlich narbenschonendes Ergebnis
konnte sonst nur der zweite Grünlandreifen im Test vorlegen, der Conti AC 70 G
– bei im Schnitt um acht Prozent niedrigeren Zugkraftwerten. Bis zehn Prozent
Schlupf können auch die meisten Vertreter der 65er-Dimension – bei vergleichsweise hohen bis sehr hohen Zugkraftresultaten – ganz gut mithalten. Allen voran
der Pirelli TM 800, gefolgt vom Vredestein
Traxion+ und dem Conti AC 65.
Überragende Zugkraftwerte, bei fünf Prozent Schlupf immerhin 161 Prozent, erzielte
der Firestone Radial 9000. Dessen Narben-
AGRARTECHNIK NOV ´99
schäden gingen allerdings bei über zehn
Prozent Schlupf über das akzeptable
Niveau hinaus.
Generell ist zu den Zugkraftmessungen –
sowohl auf dem Acker als auch auf dem
Grünland – einschränkend zu sagen, dass
die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf
andere Standorte übertragbar sind. Dies
gilt selbstverständlich auch für die Bonitierung der Narbenschäden. Im Gegensatz
zu der sehr trockenen und klutigen Ackerfläche war das Grasland beispielsweise
sehr feucht.
Grünlandreifen ziehen
auch auf Ackerboden
Versuchsingenieur Hubert Fischer von der Firma
Fendt hilft uns mit seinem Fachwissen schon seit
mehreren Jahren bei den AS-Reifentests.
Wenn man Praktiker manchmal reden hört,
möchte man glauben, dass Grünlandreifen
auf dem Acker nichts verloren haben. Dem
ist überhaupt nicht so! Aus Zeitgründen
haben wir zwar nur zwei der 65er-Vertreter, die in früheren Reifentests in der
Spitzengruppe bei Zugkraftmessungen
lagen, zum Vergleich herangezogen: Auf
dem trockenen Ackerboden brauchen sich
die Grünlandreifen nicht zu verstecken, der
Super GL lag bei höheren Schlupfwerten
sogar über dem Pirelli. Bis 20 Prozent
Schlupf hält auch der Conti AC 70 G mehr
als gut mit, wobei auf dem Acker der
Unterschied zwischen dem Referenzreifen
und den anderen Testkandidaten viel ge-
ringer ausfiel als auf dem Grasland. Im
Durchschnitt aller Messungen lag er auf
dem Acker nur bei zehn Prozent, während
er auf dem Grünland bis zu 43 Prozent
betrug.
Einschränkend für dieses gute Testergebnis der Grünlandreifen auf Ackerboden
ist zu sagen, dass wegen der flacheren
Stollen bei feuchteren Bodenverhältnissen
die Zugkraftwerte deutlich schlechter ausfallen dürften. Wie bei allen anderen Tests
auch, können wir jedoch nur Aussagen zu
den Verhältnissen machen, die wir vorgefunden haben. “Was wäre, wenn …” zu diskutieren, bringt hier niemanden weiter. (dd)
9
AGRARTECHNIK TEST
AGRARTECHNIK REIFENTEST 1999
Reifen 600/65 R 38 Messung auf Grünland
AC 70 G
3000
2750
2500
2250
Zugkraft daN
2000
1750
1500
Referenz
Kléber Traker 460/85 R 38
1250
1000
750
500
250
0
0
5
15 Schlupf % 20
10
Michelin XM 108 600/65 R 38
Continental AC 65 600/65 R 38
Firestone Radial 9000 600/65 R 38 Pirelli TM 800 600/65 R 38
Vredestein Traxion+ 600/65 R 38
Goodyear DT 820 600/65 R 38
AGRARTECHNIK REIFENTEST 1999
Reifen 520/70 R 38 Messung auf Grünland
Der AC 70 G ist auf den ersten
Blick anhand seiner niedrigen
Stollen – die 22 Stollen sind nur
36 mm hoch – als Grünlandspezialist erkennbar. Beim
Bonitieren der Narbenschäden
bei den drei Schlupfparametern
konnte er diese Bauweise auch
umsetzen: Er belegte in dieser
Disziplin den zweiten Platz, nur
geschlagen vom anderen
reinen Grünlandspezialisten.
Bei den Zugkraftmessungen
ließen die geringe Gesamtaufstandsfläche des AC 70 G
keine bessere Platzierung als
den achten Platz zu – wobei er
immerhin noch durchschnittlich 16 Prozent über dem
Referenzreifen lag, der fast 200
cm2 mehr Aufstandsfläche
vorweisen kann. Der AC 70 G
kann jedenfalls allen Kunden
empfohlen werden, die einen
Grünlandreifen suchen.
3 000
2 750
AC 65
2 500
2 250
Zugkraft daN
2 000
Radial 8000
Der Radial 8000 ist mittlerweile
schon ein paar Jahre auf dem
Markt. Der Reifen macht vor
allem durch seinen etwas
größeren Umfang Aufstandsfläche, was sich anhand der
Zugkraftwerte bei fünf Prozent
Schlupf auf dem Grünland ablesen lässt: Mit 33 Prozent über
dem Referenzreifen brachte er
hier das zweitbeste Ergebnis.
Bei den höheren Schlupfstufen
kann er diese Platzierung
allerdings nicht halten, weshalb
er im Schnitt aller Messungen
auf den sechsten Platz zurückfällt. Der relativ harte Reifen
verursacht außerdem bereits
ab etwa acht Prozent Schlupf
nicht akzeptable Narbenschäden. Der subjektiv harte Eindruck bestätigt sich auch bei
den Komforttests, wo alle Fahrer
ein nicht ausreichendes Dämpfungsverhalten monierten.
1 750
1 500
Referenz
Kléber Traker 460/85 R 38
1 250
1 000
750
500
250
0
0
5
10
Continental Contract AC 70 G 520/70 R 38
Kléber Super GL 520/70 R 38
Firestone Radial 8000 520/70 R 38
10
Dämpfungsverhalten noch etwas
verbessert werden.
Da der Reifen auf dem Grünland nach den Spezialreifen mit
die besten Noten erhielt, vergreift sich kein Kunde, wenn er
seinen Traktor mit einem AC 65
bereift.
15 Schlupf %
20
Mit dem AC 65 schickte Conti
auch noch einen Vertreter der
65er-Reifendimension in den
Wettbewerb. Über alle Disziplinen leistete sich der AC 65
eigentlich keine größere
Schwäche. Allerdings belegte
er auch keinen absoluten Spitzenplatz. Überrascht hat er die
Fahrer dennoch, und zwar bei
den Komfort- und Sicherheitstests: Seine Rundlaufeigenschaften gaben keinen Grund
zur Beanstandung und bei den
Bremstests zeichnete er sich
durch ein exaktes Ansprechen
aus. Im Gelände könnte das
Radial 9000
Der 65er-Vertreter von Firestone hat sich in diesem Test
als Kraftprotz hervorgetan. Mit
61 Prozent lag er bei fünf Prozent Schlupf weit über dem Referenzreifen und hielt im Ge-
AGRARTECHNIK NOV ´99
AGRARTECHNIK TEST
gensatz zu dem 70er-Reifen
des gleichen Herstellers die
erste Platzierung über alle
Schlupfstufen: Im Schnitt erreichte der Radial 9000 um 17
Prozent höhere Zugkraftwerte
als der nächstbessere Wettbewerbsreifen. Wo viel Licht ist,
ist naturgemäß auch Schatten:
Der Reifen löst bei den höheren Schlupfstufen die Grasnarbe auf der ganzen Fläche
ab, verlagert jedoch kein Material, weshalb dieser Schaden
nur auffällt, wenn man die
Soden anhebt, bevor ein nachfolgender Wagen sie wieder
andrückt. Nicht zufrieden
waren wir außerdem mit den
Rundlaufeigenschaften.
DT 820
Goodyear hat als Testkandidaten den schon etwas in die
Jahre gekommenen 65er-Reifen DT 820 ins Rennen geschickt und nicht den erst kürzlich präsentierten DT 812 – ein
Reifen der 70er-Dimension, der
in Europa entwickelt wurde und
auch hier gebaut wird. Der DT
820 hat die schon aus früheren
Test bekannten Schwächen
bezüglich Rundlauf offenbart,
die beim DT 812 nicht mehr
vorhanden sind, wie wir uns
schon überzeugen konnten.
Durch die große Stollenaufstandsfläche überzeugt der DT
820 auf dem Grünland zwar mit
hohen Zugkraftwerten – in dieser Disziplin rangiert er auf dem
vierten Platz – das aggressive
Stollenprofil löst jedoch bereits
ab zehn Prozent Schlupf die
Grasnarbe vollständig ab. Wobei die wenigsten Geräte und
Fahrzeuge, die auf dem Grünland eingesetzt werden, mehr
als 2000 daN Zugleistung beanspruchen, die der DT 820 ja
schon bei 10 Prozent Schlupf
bringt.
12
vorne liegen, und hier kann der
Traker bauartbedingt natürlich
nicht mithalten.
Super GL
XM 108
Der absolute Grünland-Crack
– soviel kann man gleich vorwegnehmen. Der Super GL
schont die Grasnarbe und
überträgt dabei dennoch genügend Zugkraft – in dieser
Disziplin erreichte er immerhin
mit durchschnittlich 124 Prozent den vierten Platz. Bei der
Narbenschonung könnte man
ihn als den Trendsetter bezeichnen. Bezüglich der Zugkraftübertragung auf dem
Acker hinterließ der Super GL
ebenfalls einen guten Eindruck,
wo er im Vergleich mit absoluten Zugkraftprofis aus der 65erReifendimension im Schnitt den
zweiten Platz erreichte. Bezüglich des Komforts bleiben
jedoch ein paar Wünsche offen,
vor allem was die Dämpfungseigenschaften anbelangt.
Traker
Mit dem Traker von Kléber
wählten wir einen Referenzreifen der so genannten Standardbaureihe. Als 85er-Vertreter mit metrischer Bezeichnung
gehört er schon der modernen
Generation an. Die Konkurrenz
zieht hier mittlerweile nach.
Dennoch konnte der Traker in
keiner Disziplin mit den 70erund 65er-Reifen mithalten. Wobei dies nicht missverstanden
werden darf: Bei den Grünlandversuchen zeigte sich eindeutig, dass nur Reifen mit einer hohen Aufstandsfläche
Dass der XM 108 mittlerweile
schon etliche Jahre auf dem
Profil hat, zeigte dieser Test. Es
war mit weitem Abstand der
älteste Kandidat, und die
Entwicklung steht nun einmal
nicht still. Der Michelin enttäuschte zwar in keinem Kriterium, belegte allerdings auch
nirgendwo mehr einen Spitzenplatz.
Seit er wie alle anderen Vertreter der 65er-Dimension auf
die breitere Felge, hier die DW
18 x 38, montiert wird, lässt
sich der XM 108 gut im Slalomkurs handeln. Was an dem
Reifen noch auffällig ist, ist die
hohe Fertigungsqualität, die bei
dem einen oder anderen der
Testkandidaten noch zu wünschen übrig ließ. Wir sind jedenfalls gespannt, wann
Michelin einen Nachfolger präsentieren wird. Denn damit, nur
im Mittelfeld dabei zu sein, wird
sich der Reifengigant nicht sehr
lange zufrieden geben.
TM 800
Wenn sich ein Reifen nach einem Test in allen Kriterien auf
einem der ersten drei Plätze
wiederfindet, dann kann man
ihn als Allround-Genie bezeichnen. Bei den Komforttests
überzeugte der TM 800, wie
fast schon gewohnt, die Fah-
rer durch seine hervorragenden
Rundlaufeigenschaften und die
Laufruhe. Deshalb wurde er im
Komfort-/Sicherheitsblock einstimmig auf Platz eins gesetzt.
Auch auf dem Grasland machte
der 65er-Reifen eine gute Figur.
Durch seine große Stollen- und
Gesamtaufstandsfläche verursacht der TM 800 bei guten
Zugkraftwerten kaum Narbenschäden – in beiden Disziplinen
belegte er den dritten Platz. Bei
den Zugkraftmessungen auf
dem trockenen Ackerboden
konnte er sich jedoch nicht entscheidend von den Grünlandspezialisten absetzen. Resümee: Ein wirklich empfehlenswerter Reifen.
Traxion+
Mit “das Auflagenflächenwunder” könnte man den Traxion
umschreiben. Er hat sowohl mit
Abstand die größte Stollen- als
auch Gesamtaufstandsfläche
der zehn Testkandidaten. Dies
drückt sich auch in den sehr
guten Zugkraftwerten auf dem
Grünland aus, wo er den zweiten Platz belegte. Der hohe
Stollenanteil in der Mitte der
Lauffläche gereicht ihm allerdings bei der Bonitierung der
Narbenschäden zum Nachteil.
Ab 12 Prozent Schlupf löst der
Reifen die Narbe vom Unterboden ab und verdrängt sie
nach außen, so dass sie der
dann bei höheren Zugkräften
normalerweise nachlaufende
Lade- oder Güllewagen nicht
wieder andrücken kann. Dies
führte deshalb zu einer gewissen Abwertung. Bei den beiden
anderen Messstaffeln, fünf und
zehn Prozent Schlupf, konnte
der Reifen nämlich überzeugen.
Ein Blick auf die Benotungen
beim Komfort- und Sicherheitstest belegt, warum der Traxion
für uns zur ersten Garnitur
gehört.
AGRARTECHNIK NOV ´99