IM-Studie zu FinTechs: FinTechs bleiben vorerst klein und trotzdem

IM-Studie zu FinTechs
FinTechs bleiben vorerst klein und trotzdem einflussreich
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Für das Jahr 2020 Marktanteil von 5,5 Prozent bei Konsumentenkrediten,
von 2,5 Prozent bei Geldanlage und 0,5 Prozent der Girokonten erwartet
Kreative Neuansätze im Finanzgeschäft ändern jedoch Kundenverhalten
und Marktstrukturen
Banken brauchen daher Strategien, mit der digitalen Herausforderung
umzugehen
Frankfurt am Main, 11. Dezember 2015. FinTechs werden in den kommenden
Jahren stark wachsen, können allerdings von ihren Marktanteilen her noch keine
Bedrohung für etablierte Finanzinstitute werden. Das ist die zentrale Aussage
der IM-FinTech-Studie 2016, die von der auf den Finanzmarkt spezialisierten
Managementberatung Investors Marketing (IM) erstellt wurde. Demnach werden
FinTechs im Jahr 2020 im Bereich Konsumentenkredite rund 5,5 Prozent des
jährlichen Neugeschäftes für sich gewinnen können, bei der Geldanlage wird ihr
Anteil der Studie zufolge auf etwa 2,5 Prozent ansteigen. Zudem werden sie etwa
500.000 Girokonten zu sich ziehen können. Trotz dieser vergleichsweise
niedrigen Anteile werden sie insbesondere auf das Privatkundengeschäft in den
kommenden Jahren starken Einfluss haben. „Ihre einfachen und pfiffigen
Angebote ändern die Kundenerwartungen und bereiten auf diese Weise
branchenfremden Unternehmen wie Amazon oder Google den Markteintritt“,
sagt Dr. Oliver Mihm, CEO von Investors Marketing. „Daher müssen sich die
etablierten Banken mit den Angeboten FinTechs auseinander setzen.“
Eine Orientierung am Kundenbedarf vor allem in der Anwendung mit einfachen und
intuitiven Abschlussprozessen ist ein Charakteristikum der neuen FinTech-Anbieter.
Kennzeichnend ist ebenso, dass diese sich oft in Form von Cherry-Pickern auf
spezifische Finanzangebote fokussieren. Aktuell zeichnen sich vor allem in drei
Bereichen eine wachsende Bedeutung von FinTechs ab: Bei der privaten
Kreditversorgung mit dem Konzept des Peer-to-Peer-Crowdlendings, in der
Geldanlage, wobei hier einfache Wertpapier-Anlageangebote für kleinere
Anlagesummen im Zentrum stehen sowie Angebote zum Zahlungsverkehr,
insbesondere digitale Girokontolösungen.
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Bis 2020 werden FinTechs in wichtigen Geschäftsfeldern
Marktanteile zwischen 0,5 und 5,5 Prozent erreichen
Erwartete Marktanteile FinTechs bis 2020
2,5%
944,1
5,5%
80,8
0,5%
25,3
4,4
Konsumentenkredit
(Neugeschäft
in Mrd. EUR)
Geldanlage
(Wertpapierbestand
in Mrd. EUR)
Gesamt
98,6
0,5
Girokonten
(Mio. Konten)
FinTechs 2020
Quelle: Investors Marketing AG, IM-FinTech-Studie 2016, Prognose Investors Marketing auf Basis Deutsche Bundesbank (Stand Ende 2014)
© Investors Marketing AG
Erwartete Marktanteile der FinTechs bis 2020
Der Markt für Konsumentenkredite ist das mit Abstand beliebteste Geschäftsfeld für
FinTechs in Deutschland: Mit rund 120 Start-ups (Stand Sommer 2015) machen
neue Anbieter für Konsumentenkredite fast die Hälfte aller FinTechs aus. Sie agieren
dabei als Vermittler zwischen potenziellen Kreditnehmern und -gebern (CrowdlendingModell). Insgesamt belief sich das Volumen der im vergangenen Jahr neu ausgegeben
Konsumentenkredite auf 80 Milliarden Euro. 36 Prozent davon wurden direkt bei
Händlern abgeschlossen, ein Anteil, der sich künftig stabil bleiben wird. Von den
verbleibenden Krediten werden nach IM-Berechnungen 73 Prozent von Multikanaloder reinen Filialkunden in Anspruch genommen. Es verbleiben Konsumentenkredite
mit einem Volumen von rund 14 Milliarden Euro, die pro Jahr online vergeben werden.
Hier haben FinTechs die Chance, einen Marktanteil von 20 Prozent zu erringen, was
einem Kreditvolumen von 2,8 Milliarden Euro entspricht.
Darüber hinaus wurden im vergangenen Jahr Konsumentenkreditanfragen in Höhe
von acht Milliarden Euro abgelehnt. Geht man davon aus, dass 20 Prozent aller von
klassischen Banken abgelehnten Kreditanfragen im Jahr 2020 durch FinTechs
vermittelt werden können, so ergibt sich ein zusätzliches Marktpotenzial von 1,6
Milliarden Euro pro Jahr. „Damit kämen FinTechs in diesem Segment auf einen
Marktanteil von gut 5 Prozent“, sagt Oliver Mihm. „Das wäre rund das 20fache im
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Vergleich zu heute. Zudem ist ein Konsumentenkredit für die Hausbank nicht disruptiv,
das heißt, die Beziehung zum Kunden besteht in der Regel weiter.“
Nach dem Kreditmarkt ist der zweite wesentliche FinTech-Geschäftsbereich der
private Anlagemarkt. Im Bereich Geldanlage sind aktuell rund 36 FinTech Start-ups in
Deutschland tätig. Die innovativste Gruppe bilden dabei die Robo-Advisor. Sie
adressieren dabei auch Anleger mit einem Vermögen von unter 100.000 Euro, die bei
Banken kaum Beratungsangebote erhalten. Die RoboAdvisors haben deutlich
geringere Kosten durch die Automatisierung und den Wegfall persönlicher
Beratungsleistungen und sie können durch die Einfachheit des Leistungsangebotes
Zielgruppen ansprechen, denen eine Beratung bei einer Bank zu kompliziert und
zeitaufwändig ist.
Insgesamt addierten sich die Wertpapierbestände in Deutschland im Jahr 2014 auf
knapp 950 Milliarden Euro. 48 Prozent des Wertpapierbestands bestehen aus Aktien
und kurzfristigen Schuldverschreibungen, dadurch reduziert sich das Potenzial für die
FinTech-Robo-Advisor auf 492 Milliarden Euro, die durchweg auf fondsbasierte
Anlagen setzen. Analog zur Berechnung oben werden nur Online-affine
Kundengruppen als mögliches Potenzial für Robo-Advisor mit einbezogen. Aufgrund
des geringen Involvements von Kunden bei Geldangelegenheiten und des hohen
Kundenaufwands beim Wechsel eines Depots wird eine aktive Wechselbereitschaft
lediglich bei zehn Prozent der potenziellen Kunden angenommen. Daraus ergibt sich
ein Potenzial für Robo-Advisor im Jahr 2020 von 13,3 Mrd. Euro Wertpapiervolumen
(siehe Grafik).
Zudem verfügten die privaten Haushalte in Deutschland im vergangenen Jahr über
Termin- und Spareinlagen von rund 880 Milliarden Euro. Nach analoger Rechnung
ergibt sich hier ein Potenzial für Robo-Advisor von knapp 12 Milliarden Euro. In Summe
addiert sich das Marktpotenzial für das Jahr 2020 auf ein Anlagevolumen von gut 25
Milliarden Euro. „Dies entspricht einem Marktanteil von 2,5 Prozent“, sagt Oliver Mihm.
„Allerdings ist der Disruptionscharakter hoch, was die Banken vor die Herausforderung
stellt, ihr Einlagengeschäft inklusive Termin- und Spareinlagen sowie das
Wertpapiergeschäft abzusichern.“
Die Angebotsbreite von FinTechs im Bereich des Zahlungsverkehrs ist sehr hoch.
Schlagzeilen machen hier vor allem Mobile-Payment-Angebote von großen OnlineAnbietern wie Apple Pay oder Android Pay und die Endkunden in Deutschland stehen
den neuen Wettbewerbern für Zahlungsverkehrsangebote grundsätzlich
aufgeschlossen gegenüber (siehe IM Privatkundenstudie 2015). End-to-End-BankingFinTechs als wichtigste Vertreter im Bereich des Zahlungsverkehrs positionieren sich
bewusst als Alternative zu etablierten Kreditinstituten. Basis zur Potenzialberechnung
im Jahr 2020 sind die aktuell 98,6 Millionen Girokonten in Deutschland. Da bei
kostenlosen Girokontomodellen nur Erträge bei aktiver Kontonutzung entstehen,
werden von diesem Bestand die girokontobasierten Mehrfachbankverbindungen
abgezogen, was ein Potenzial von 70 Millionen Gehaltskonten ergibt. Zieht man auch
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hier nur Online-Kunden ein, liegt der Markt bei 18,9 Millionen Kunden. Damit besteht
ein realisierbares Potenzial von 0,5 Millionen Gehaltskonten bei den End-to-EndBanking-Anbietern bis 2020.
„Geht man von einem durchschnittlichen Ertrag von 150 Euro pro Jahr pro
Gehaltskonto aus, ergibt sich damit ein Umsatzvolumen von 75 Millionen Euro im Jahr
2020“, sagt Oliver Mihm. „Das Gefahrenpotenzial für die klassischen Banken ist damit
gering, allerdings ist der Disruptionscharakter sehr hoch.“
Insgesamt, so die Einschätzung von Investors Marketing, ist das das Marktpotenzial
für FinTechs aktuell noch relativ begrenzt. „Dabei darf aber nicht übersehen werden,
dass die neuen Angebote den Markt und das Kundenverhalten verändern werden, was
großen Einfluss auf die Position der klassischen Banken haben wird“, sagt Oliver
Mihm. „Sollten Großunternehmen wie PayPal, Google oder Amazon in einzelnen
Marktsegmenten aktiv werden, so kann das die Voraussetzungen schnell verändern.“
Über Investors Marketing Management Consultants
Investors Marketing AG ist eine auf den Finanzmarkt spezialisierte
Managementberatung mit Sitz in Frankfurt am Main. Das Unternehmen berät das
Management national und international führender Finanzdienstleister, wenn es um
die Lösung marktorientierter Fragestellungen geht. Die Kombination aus langjähriger
Praxiserfahrung ihrer Berater und die ausschließliche Konzentration auf die Lösung
von marktorientierten Problemstellungen im Finanzdienstleistungsmarkt geben
Investors Marketing ein herausgehobenes Profil im deutschen Beratungsmarkt.
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