Erfahrungsbericht Studiengang: Betriebswirtschaftslehre Bachelor Austauschjahr/Semester: HWS 2014/15 Gastuniversität: National Sun Yat-sen University Stadt: Kaohsiung Land: Taiwan Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht die Meinung der Universität Mannheim wider. Jeder Bericht wird vor der Veröffentlichung geprüft; die Universität behält sich das Recht zur Kürzung vor. Aus Spam- und Datenschutzgründen werden Name und E-Mail-Adresse des Verfassers nicht im Internet veröffentlicht. Bei Interesse an weiteren Informationen kann das Akademische Auslandsamt eine Anfrage an den Verfasser des Berichts versenden, in welcher dieser gebeten wird, sich mit dem Interessenten/der Interessentin in Verbindung zu setzen. [Ihr Text] 1. Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule) und Ankunft… Nachdem ich im Dezember meinen Platz an der NSYSU erhalten habe, hörte ich erst mal eine lange Zeit lang nichts aus Kaohsiung. Im April erhielten wir schließlich unsere Acceptance letter. Insgesamt muss man sagen, dass alle Informationen, etwa bezüglich Kurswahl, Unterbringung, Gesundheitscheck etc. von Seiten der NSYSU eher spät zu uns geschickt wurden, jedoch haben sich dadurch nach Rückspräche mit Frau Kammerer nie Probleme ergeben und es war auch genug Zeit vorhanden, alle Vorbereitungen für das Auslandssemester zu erledigen, auch die komplette Visumsprozedur dauerte nur wenige Werktage. Ich bin zusammen mit drei anderen Mannheimern Anfang September nach Taipei geflogen, wo wir eine Woche mit Sightseeing verbrachten. Im Anschluss daran nahmen wir den Zug nach Kaohsiung. Die Wegbeschreibung von der MRT Station zum Campus, die wir erhalten haben, ist schlecht dazu geeignet, um mit dem Taxi wirklich dort anzukommen. Den Begriff National Sun Yat-sen University kennt in Kaohsiung außerhalb der Uni sowieso kein Mensch, viel weiter kommt man mit dem Chinesischen Namen der Uni: 國立中山大學 = Zhōngshān Dàxué 2. Unterkunft (Kosten, Unterbringung allgemein, etc.)… Es gibt drei Möglichkeiten der Unterkunft: Eine private Unterkunft in der Stadt, der « local dorm » (man teilt sich ein Zimmer mit drei Taiwanesen, wohl vor allem empfehlenswert um sein Chinesisch zu verbessern) oder die « International Villa », das Wohnheim für Austauschstudenten. Wie fast alle anderen Exchange Students habe ich mich für eine Unterbringung in der International Villa für 17,000 TWD pro Semester entschieden. Der Standard der Einrichtung und auch der Level der Sauberkeit ist nicht besonders hoch, trotzdem kann ich es jedem empfehlen, in die International Villa zu ziehen, da sie einfach Ausgangs- und Mittelpunkt unseres gemeinsamen Lebens in Kaohsiung war und das Campusleben an der NSYSU insgesamt einfach eine tolle Erfahrung ist! (Siehe Alltag und Freizeit). Die Regelungen bezüglich Lärm, Alkohol, Feiern und Aufenthalt auf dem Stockwerk des anderen Geschlechts wurden von uns allen als Empfehlung aufgenommen, „es nicht vollkommen zu übertreiben“, und damit hat auch keiner Probleme bekommen. Die Unterbringung erfolgt geschlechtergetrennt, je acht Personen teilen sich ein Appartement mit gemeinsamen Wohnzimmer, Bad und einer Küche, die meist nur mit einem Kühlschrank, Wasserspender und Mikrowelle ausgestattet war, da die meisten von uns sowieso alle Mahlzeiten außer Haus eingenommen haben, war das jedoch kein größeres Problem. Keine Sorgen solltet ihr euch darum machen, dass ihr euch höchstwahrscheinlich ein Zimmer mit einer anderen Person teilen müsst: Dies ist sicher für viele eine Umstellung, hat aber zumindest während meiner Zeit in fast allen Fällen ziemlich problemlos geklappt! Empfehlenswert ist es, am Ankunftstag in Kaohsiung nicht zu spät anzukommen, da die meisten Zimmer in keinem besonders sauberen Zustand waren und man meistens auch noch eine Matratze und Bettwäsche kaufen musste (gibt es alles im Convenient store im Gebäude vor dem Wohnheim) oder alternativ bei IKEA oder Carrefour in der Stadt. Weiterhin wissenswert: Es ist wohl möglich, nach Absprache noch vor dem offiziellen Einzugsdatum das Zimmer zu beziehen. 3. Studium an der Gasthochschule… Der Alltag an der NSYSU ist recht entspannt, mit etwas Geschick ist es möglich, nur an zwei Tagen pro Woche Uni zu haben. Das Niveau der meisten Kurse ist wohl geringer als das in Mannheim, nur die Finance Kurse sollen wohl auch recht anspruchsvoll sein. Die Kursgröße liegt meistens irgendwo zwischen acht (Chinesisch) und etwa 35 Studenten. Gefallen hat mir an den BWL Kursen, dass die Leistungserbringung größtenteils über Präsentationen in Gruppen abläuft, in denen man meistens Praxisbeispiele aus der Unternehmenswelt vorstellt. Der Arbeitsaufwand für das Studium verteilt sich so auch recht gut über das ganze Semester, ich habe nur in zwei der fünf Fächer überhaupt Klausuren geschrieben, der Lernaufwand dafür hielt sich jedoch auch in Grenzen. Der Campus der NSYSU ist sehr weitläufig und traumhaft schön, direkt am Meer gelegen mit eigenem Strand, einem 50 Meter Pool, Beachvolleyballfeld, Gym und weiteren Sportanlagen. Des Weiteren gibt es mehrere Kantinen, Cafés, einen Family Mart, mehrere Convenient Stores, ein Post Office, einen Arzt und weitere Geschäfte des täglichen Lebens auf dem Campus. Sehr besonders am Campus ist auch die Tatsache, dass es auf dem Campus, besonders direkt am Wohnheim von Affen wimmelt, die nicht nur auf den Mauern und Bäumen herumsitzen, sondern auch gerne blitzschnell Essen klauen, oder wenn man nicht aufpasst in’s Wohnheim eindringen und dort ein ordentliches Chaos veranstalten können! 4. Alltag und Freizeit… Die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung in Kaohsiung und auf dem Campus sind sehr vielfältig. So gibt es sehr viele Sportmöglichkeiten, die man alle für geringe Kosten wahrnehmen kann. Ich selber war oft im Meer oder Schwimmbecken Schwimmen, habe einen Tauchkurs mit dem Diving Club gemacht (es gibt auch die Möglichkeit, einen Tauchschein zu erwerben) und so ziemlich das ganze Wohnheim hat sich jeden Mittwoch am Strand zum Beachvolleyballspielen getroffen. Darüber hinaus gibt es das Fitnessstudio, eine Outdoor Sportanlage und Sportkurse, etwa für Yoga. Und auch sonst wurde es nie langweilig. Dadurch, dass wir alle in einem gemeinsamen Haus gelebt haben, hat man immer ein paar Freunde gefunden, mit denen man in die Stadt fährt, etwas essen oder trinken geht, einen Nachtmarkt besucht, nachts am Strand ein Lagerfeuer baut, auf dem Rooftop ein Bier trinkt oder einfach nur einen Film schaut. Auch zum Feiern hat sich jede Woche zwei bis drei mal eine große Gruppe an Leuten gefunden. Meine Lieblingsbar in Kaohsiung ist das „Lighthouse“, die Zahl der Clubs in Kaohsiung ist meines Wissens nach beschränkt auf drei: „Muse“, welches im Herbst 2014 geschlossen war, „Lamp“ (Eintritt ca 12-15 Euro, für Frauen zT deutlich günstiger, immer „all you can drink“) und das Brickyard (meist kein Eintritt, verschiedene Specials wie „free drinks from 11-12 PM“) – gerade in letzterem hatten viele von uns immer sehr viel Spaß am Feiern! Zum Essen ist zu sagen, dass die Auswahl an asiatischen Speisen sehr groß ist und ich eigentlich keine schlechten Erfahrungen mit dem Essen gemacht habe. Neben typisch Chinesisch-/Taiwanesischen Gerichten Wie Dumplings, Fried Rice, Hot Pot oder als Dessert Shaved Mango Ice Cream gibt es in Campusnähe auch die Möglichkeit, sehr gut Japanisch, Koreanisch oder Thailändisch zu essen. Im Regelfall kostet eine Mazhlzeit zwischen 1,50 und 5 Euro. Ein weiterer wichtiger Punkt zum Alltag in Kaohsiung ist das Thema Roller fahren: Ein Großteil der Studenten hat sich für das komplette Semester einen Roller gemietet (ein gewisser „Louis“ vermietet für etwa 60 €/Monat 125cc Roller), was ich jedem nur ans Herz legen kann – und das nicht nur weil es extrem viel Spaß macht. Der Roller ist das beste Fortbewegungsmittel inner- wie außerhalb des Campus und natürlich auch geeignet um das Umland von Kaohsiung zu erkunden, ich selber habe einige Tages- und einen Wochenendtrip mit meinem Roller erfahren. Ich will nicht sagen, dass es ohne Roller nicht geht, aber ein Roller erhöht die Unabhängigkeit, Flexibilität und damit Lebensqualität im Alltag erheblich. Leider gab es während unserem Semester auch zwei Rollerunfälle, die sich aber beide durch eine angepasste Geschwindigkeit und eine vorausschauende Fahrweise hätten vermeiden lassen können. Kaohsiung selber als Stadt ist sicher keine Weltmetropole, man findet aber immer genug Restaurants, Shoppingmöglichkeiten, Kinos und andere Freizeitbeschäftigungen. Auch gibt es einige nette Sehenswürdigkeiten in Kaohsiung wie das Bhudda Memorial Center, der Martyr’s Shrine, den Lotus Pond oder mein persönlicher Lieblingsort, Ciji Island, welche sich in unmittelbarer Campusnähe befindet. Die Taiwanesen sind ein unheimlich nettes, höfliches und hilfsbereites Volk, welches im Regelfall sehr aufgeschlossen und interessiert gegenüber Ausländern auftritt. Man muss nur einmal verwirrt an einer Straßenecke oder Bushaltestelle stehen und bekommt sofort Hilfe angeboten, in Restaurants kommen andere Gäste zu einem, um beim Bestellen behilflich zu sein usw. Leider ist das Englischniveau der meisten Taiwanesen sehr niedrig, gerade in Kaohsiung gibt es nun mal abgesehen von den Exchange Students praktisch keine westlichen Ausländer! Man lernt dafür sehr gut, sich mit Händen und Füßen verständlich zu machen. Weitere Pluspunkte für Taiwan sind allgemein die gute und bezahlbare Infrastruktur, die Sauberkeit und vor allem die Sicherheit. Ich kenne keine einzige Person, die in Taiwan irgendeine Form von Kriminalität oder „Touristen-Abzocke“ erfahren hat. Das Wetter im Süden Taiwans ist deutlich besser als in Taipei, Regen gab es nur sehr selten und wir hatten selbst Anfang Dezember tagsüber noch 27 Grad. Was das Thema Reisen angeht: Es ist gut machbar, innerhalb eines Semesters ganz Taiwan zu bereisen, da sich viele Ziele (Kenting, Alishan Mountain, Sunmoon lake, Taroko National Park, Eastcoast, Taipei, die Inseln um Taiwan) sehr gut als Wochenendtrip realisieren lassen. Mit einem Internationalen Führerschein ist es auch kein Problem, einen Mietwagen zu bekommen (etwa bei Carplus an der Kaohsiung Main Station). Ich kann die Ziele innerhalb Taiwans ausnahmslos ALLE empfehlen, um Kaohsiung herum lohnen sich auf jeden Fall noch Tainan und der Maolin National Park! Ich selber habe während bzw. vor allem nach dem Semester noch Hongkong, Singapur, Malaysia, Thailand, Kambodscha, Laos und Vietnam bereist. Ich kann euch allen vor allem ein Wochenende in Hongkong (mit HK-Express buchen) sowie generell Vietnam als Reiseland sehr empfehlen! Nach Absprache mit den Professoren war es für uns auch möglich, am 23. Dezember das letzte Mal zur Uni zu gehen um dann bis Anfang Februar reisen zu können. Normalerweise geht das Semester von Mitte September bis Mitte Januar. 5. Fazit (beste und schlechteste Erfahrung; Abschlusswort an Ihre Nachfolger)… Ich habe in Kaohsiung definitiv die schönste Zeit meines Lebens verbracht. Die Kombination aus entspanntem Campusleben direkt am Meer, warmem Klima, sehr bezahlbaren Freizeitmöglichkeiten, einer hohen Sicherheit und einem kulturell sehr interessanten und Ausländern gegenüber sehr freundlich auftretendem Gastland sind meiner Meinung nach perfekte Rahmenbedingungen für ein Auslandssemester. Eine schlechte Erfahrung kann ich hier eigentlich gar nicht nennen, es gab unzählige kleine und große Momente, oft etwa wenn ich nachts mit dem Roller durch die Stadt gefahren bin, in denen ich realisiert habe, dass es für mich persönlich wohl keinen besseren Ort für ein Auslandssemester gibt als Kaohsiung! An der ausländischen Partnerhochschule besuchte Kurse: Kursbezeichnung Kurs International Marketing Management SWS/ Credits 6 Anerkennung an der Universität Mannheim Ja, BWL-Kurs Bemerkungen Zum Teil sehr interessante Themen und Aufgabenstellungen, die sehr praxisorientiert sind. Allerdings werden Aufgabenstellungen und – Erwartungen an die Studierenden auch auf Nachfrage nicht präzise erklärt, so dass man sich manchmal auch viel Arbeit komplett umsonst macht. Insgesamt recht aufwandsintensiv, dafür sehr intransparente, schwer nachvollziehbare und auch schlechte Benotung. Würde den Kurs nicht noch einmal belegen. Global Supply Chain Management 6 Ja, BWL-Kurs Interessanter Kurs mit netten Professoren und praxisnahen Themen. Insgesamt sehr interaktiv gestaltet, als Bestandteil des Kurses fanden einige Fieldtrips zu lokalen Unternehmen statt. Keine Prüfung am Semesterende, dafür zwei Gruppenpräsentationen über das Semester verteilt. International Human Resource Management 6 Ja, BWL-Kurs An und für sich interessanter Kurs, die Aufgabenstellungen über das Semester ähneln sich jedoch relativ häufig. Leistungserbringung über zwei große Präsentationen und mehrere (sehr) kleine Präsentationen. Asian Pacific Area Studies 6 Ja, fachfremd Sehr interessanter, anspruchsvoller Kurs, der einem ein gutes Grundverständnis über die Geschichte, Kultur und Mentalität verschiedener Asiatischer Staaten geben kann. Wurde in unserem Semester von einem Amerikanischen Gastdozenten gehalten. Mandarin Beginner Course 6 Ja, fachfremd Anfänger Chinesischkurs in Kleingruppen. Die meisten Lehrer(innen) waren wohl sehr nett, weshalb immer eine sehr nette Atmosphäre herrschte. Kursniveau machbar. Insgesamt auf jeden Fall empfehlenswert! SWS = Semesterwochenstunde
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