HUNDESPORT CHAMPDOG – Wo Hunde zu Champions und Stars werden Was vor eineinhalb Jahren seinen Anfang genommen hatte, konnte am 7. und 8. März endlich statt fi nden. So lockte das schöne Frühlingswetter gut gelaunte Teilnehmer zu dem neuen Agility-Event. Die gepflegte Anlage mit Halle, die auch bei schlechtem Wetter TopVoraussetzungen garantiert, und eine gute Organisation ermöglichten eine entspannte Stimmung, was die Hunde mit guten Leistungen honorierten. Das war gar nicht so einfach, denn Max Glanzmann hatte sich kniffl ige Parcours für diesen Anlass ausgedacht. Der erfahrene Richter richtet seit 18 Jahren nationale und seit 15 Jahren internationale Turniere, wobei er nach vielen verregneten Anlässen die Halle und den gut ausgelegten Kunstrasen besonders zu schätzen weiss. Ein Sport mit vielen Facetten Die elf Jahre junge Julia, die mit dem Sheltie Siro am Samstag startete, schätzt Glanzmann und freute sich, bei ihm starten zu dürfen. Am folgenden Sonntag würde sie bei der Europameisterschafts-Qualifi kation darum kämpfen, in Deutschland für die Schweiz starten zu können. Sie ist vor sechs Jahren durch ihre Mutter zum Agility gekommen und beide betreiben den Sport mit viel Leidenschaft, wobei für Julia der gemeinsame Sport und Spass mit dem Hund im Vordergrund stehen. In Münchenstein bei Basel fand ein Agility-Anlass der besonderen Art statt. Am Tag trafen sich in der KUSPO-Halle Hunde- und Menschenteams, die im Parcours gegeneinander antraten. Am Abend kämpften vier ausgewählte Teams aus Hunde- und Menschenathleten in einem Zehnkampf um das ChampdogPreispaket und zeigten Hundesport vom Feinsten. Viele Shelties starten im Agility in den Kategorien Medium und Small. In der Kategorie Large sind Border Collies und Malinois sehr beliebt, wobei die Hunde mit Geschwindigkeit und Esprit begeistern: im Tunnel, wenn sie die Wand entlang spurten und der Schwerkraft für einen Moment trotzen können. Das verlangt den Führern viel ab. «Agility ist in den letzten Jahren viel schneller geworden», erklärt Max Glanzmann, «das liegt am Führungsstil, aber auch am harten Training.» Dabei würde er sich wünschen, dass die «Handler» den Schwerpunkt weniger auf das Tempo und dafür mehr Wert auf die exakte Führung legten. «Die Hunde machen in den seltensten Fällen ‹Fehler›, in der Regel ist es der Mensch, der den Weg nicht richtig zeigt. Und am Ende gewinnt das schnellste Team mit einem sauberen Lauf.» den Tunnel aus der falschen Richtung durchqueren oder das falsche Hindernis nehmen will. Passiert das, führt dies zur sofortigen Disqualifi kation für den jeweiligen Lauf. Wird hingegen ein Hindernis gerissen, gibt es «nur» Strafpunkte, was an diesem Turnier besonders ärgerlich war, winkten den Siegern doch Gutscheine von Qualipet im Wert von 500 Franken. Über diesen Preis konnte sich der junge Franzose Geoff rey Dreyer freuen. Er gewann mit seiner zweijährigen Malinois-Hündin Hulane in der Kategorie Large 2. Für diesen Sieg trainierte er dreimal in der Woche und, falls kein Turnier anstand, auch an den Wochenenden. Auch Alexandra Kunz aus Basel übt fleissig mit dem Rüden Pato, jedoch erst seit er zwei Jahre alt ist, denn eigentlich gehört er einer Arbeitskollegin, doch beide Freundinnen trainieren und starten regelmässig. Kunz fi ndet es wichtig, dass ein Hund körperlich und mental gefördert wird. Sie fi ndet: «Agility bietet beides.» Damit Pato jedoch nicht überanstrengt wird, darf er regelmässig in die Hundephysiotherapie, wo er durchgecheckt wird. «Und gut aufwärmen», betont Kunz, «das ist das Wichtigste, um Unfällen vorzubeugen.» Glanzmann, der selber noch bis Ende März eine Agility-Schule betreibt, fi ndet «dass man es mit dem Training auch übertreiben kann. Schliesslich braucht ein Hund auch Pausen, um sich zu erholen und das Gelernte zu verarbeiten. Ausserdem», fügt er hinzu, «geht nichts über den Teamgeist.» Agility fasziniert. «Hunde sollten in der Öffentlichkeit nicht nur durch Beissunfälle Beachtung fi nden. Sie sind wundervolle Freunde und begeisterte Sportler», schwärmt der ehemalige Profi fussballer. «Ich wünsche mir, dass die Öffentlichkeit Hunde mit anderen Augen sieht. Sie haben einen tollen Teamgeist, der gerade beim Agility so richtig zur Geltung kommt.» Hunde ins rechte Licht rücken Dieses Wechselbad der Gefühle hatte dann auch Enzo Polito gemeinsam mit Ferrini Records in den Song «Together we can» gepackt. Denn dass diese sportlichen Darstellungen nur mit viel Herz für den Hund umgesetzt werden können, ging einem während der ersten Live Performance von «Together we can» so Teamgeist, das ist auch, was Martin Thalmann, der die Champdog Awards und die Show Games aus der Wiege gehoben hat und mit seiner Firma Thalmann Productions auch für die ganze Organisation steht, an Deshalb wurden auch am Abend die vier Dreierteams bei den Show Games den 500 Zuschauern wie Sportstars im Scheinwerferlicht präsentiert. Verdient, denn die vierbeinigen Athleten und ihre zweibeinigen Partner mussten sich bei einem Qualifi kationsmeeting, organisiert von Fun Agility People, unter 160 Mitbewerbern durchsetzen. So kämpften am Abend die vier Teams Orange, Rot, Blau und Schwarz in vier Runden um den Sieg und einen Kurzurlaub im Kanton Graubünden, aber natürlich auch um die begehrte Gravur auf dem Wanderpokal, der von Mike Shiva, Denis Clyde und Shivas Pudel Chocolat überreicht wurde. Doch nicht nur diese prominenten Gäste sorgten für Spannung, sondern auch die gekonnten Showeinlagen der amtierenden Europameisterin im Dogdancing, Sandra Roth, und der Dogdance-Richterin Saskia Holderegger mit den drei leichtfüssigen Hunden Skju, Lizzy und Saybia. Das DiscDog-Team Ostschwiiz, das 2014 die WM in der Schweiz gewann und an diesem Abend einen DiscDogBatt le veranstaltete, brachte das Publikum durch die wilden Sprünge der Hunde zum Staunen. Unten links V. l. n. r. Technischer Leiter Stefan Erismann, Moderator Lukas Grüninger und Organisator/Produzent Martin Thalmann. Voller Einsatz im Parcours: Alicia Mauroux mit Groenendael Atomic. Das verlangt bei einem eifrigen Junghund vom Führer ein hohes Mass an Selbstkontrolle, auch weil Glanzmann bei den Stufen 2 und 3 gerne sogenannte Verleitungen einbaut. Diese führen dazu, dass der Hund © Schweizer Hunde Magazin 3/15 21 Nicht nur Nicole Pfisters Sheltie iBro zeigte tolle Leistungen. Oben rechts Dropii, der Jack Russell Terrier von Nadine Zwahlen im Slalom. richtig unter die Haut. Für Lacher sorgten hingegen die Bemerkungen des Moderators Luggi, der das Publikum beschwingt durch den Abend begleitete. Dass Thalmann so viel Aufwand nicht scheute und für den Eintritt nicht mehr als 15 Franken verlangte, wurde durch grosszügige Sponsoren wie Qualipet, Royal Canin, die Ford Garage Frenken, Mobiliar, Graubünden und Filini honoriert, die Hunde schätzen und das so auch zeigen möchten. Doch für den Event-Manager ist das erst der Anfang: Seine Inspiration ist der CSI (Internationales Hallenspringturnier). Denn so, wie dort die Pferde die Zuschauer begeistern, wünscht er sich für die Hunde und ihre Leistungen eine angesehene Platt form. Auch von der Crufts (internationale Ausstellung in England) spricht Thalmann. Als Riesenereignis zieht die Crufts jährlich Millionen von Zuschauern live und via Fernsehübertragung in ihren Bann. «Denn Crufts», fi ndet er, «ist viel mehr als eine internationale Hundeausstellung. Es ist auch ein Grossanlass für Hundesport vom Feinsten.» Übrigens fand Agility, das an diesem Wochenende in Münchenstein im Vordergrund stand, erstmals auf der Crufts 1977 als Pausenfüller statt und hat sich seit damals zu einer der beliebtesten Hundesportarten entwickelt. Doch noch sind das Zukunftsträume. Trotzdem fi nden auch die Champdog Awards und die Show Games mediale Beachtung. Der Fernsehsender SportSzene fernsehen, Radio Energy, «20 Minuten» und «Blick am Abend» berichteten von dem Anlass. Dieser Umstand, das Catering und die interessanten Stände sorgten bei den Teilnehmern und den Zuschauern für eine gute Stimmung. Nächstes Jahr will man wiederkommen, wie auch Monika Eggenberg. Sie ist mit ihrer neuneinhalb Jahre alten Border-Collie-Hündin East gestartet. Ein eingespieltes Team, das 2012 in Tschechien bei der Weltmeisterschaft für die Schweiz gestartet ist und im selben Jahr die Border-Collie-Schweizer-Meisterschaft gewinnen konnte, was ein schönes Beispiel 22 © Schweizer Hunde Magazin 3/15 dafür ist, dass ein gut trainierter Hund auch im Alter Freude an seinem Hobby haben kann. Die Sicherheit steht an erster Stelle Das scheint auch für die zweibeinigen Teilnehmer zu stimmen, denn obwohl es an Nachwuchs nicht fehlt, sind Teilnehmer in den verschiedensten Altersklassen angetreten. Vielleicht liegt das auch an der Atmosphäre, denn obwohl man spürt, dass jeder gewinnen will, kennt und schätzt man sich, vergleicht Resultate und diskutiert die Schwierigkeiten. Der neue Kunstrasen mit seiner frischen Wachsschicht hat die Hunde ins Rutschen gebracht. Auch Max Glanzmann ist das aufgefallen, denn er will die geplanten Parcours für Sonntag noch ein wenig abändern. Auch den Reifen will er entfernen. Der ist ihm bei einem unsicheren Untergrund zu gefährlich. «Die Sicherheit der Hunde und die Verhinderung von Tierquälerei ist das oberste Gebot für uns Richter.» Zu diesem Anlass war es nicht nötig, aber Glanzmann ahndet tierwidriges Handling mit Tagessperren. «Ausserdem muss ich jedes Vergehen an die technische Kommission melden. Da kann es dann vorkommen, dass bis zu dreimonatige Sperren verhängt werden.» Diesmal ist das glücklicherweise kein Thema, und nach einem erfolgreichen Abend liess sich Martin Thalmann auch das Versprechen abnehmen, die Champdog Awards und die Show Games 2016 wieder statt finden zu lassen. Einen treuen Fan hat er sich schon gesichert, denn Mike Shiva hat bereits bekannt, dass er die Leistungen der AgilityTeams bewundere und sich überlege, mit seinem Chocolat auch damit anzufangen. Der elegante Pudelherr hätte bestimmt seine Freude daran. Alle Resultate finden Sie auf htt p://www.thalmannproductions.ch/champdog Text: Anna Hitz, Fotos: www.fototraechslin.ch
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