Bericht - IChO NRW

Erfahrungsbericht: „Der Lebensweg eines Makromoleküls“
Am Mittwoch, den 10. Juni 2015, nahmen wir an dem Praktikumstag in dem Alfried-KruppSchülerlabor der Ruhr-Universität Bochum teil. Das durften wir als Teilnehmer der ChemieOlympiade 2015 der ICHO, die in die zweite Runde gekommen sind.
Während dieses Praktikumstages lernten wir vieles über Makromoleküle; von der Herstellung
bis zur Anwendung:
Makromoleküle sind Polymere, also viele einzelne Moleküle, die durch eine chemische
Reaktion in einer Kette vorliegen. Synthetische Polymere, wie Polyethylen oder Nylon
benötigen Monomere, die aus Erdöl oder Erdgas hergestellt werden. Jedoch werden diese
Rohstoffe immer knapper und die Herstellung für die Polymere ist äußerst umweltschädlich
und teuer. Des Weiteren bestehen Probleme bei der Entsorgung dieser Kunststoffe, denn sie
verrotten sehr langsam und bei der Verbrennung entsteht das Treibhausgas
Kohlenstoffdioxid. Daher wird an neuen Kunststoffen geforscht, die aus nachwachsenden
Rohstoffen bestehen und biologisch abbaubar sind, um die Umwelt zu schonen. Die
Synthese des Kunststoffes Polymilchsäure (PLA), der mittlerweile in größeren Mengen
hergestellt wird, erfüllt genau diese Voraussetzungen. Er wird nämlich aus Stärke hergestellt,
die durch Enzyme in Glucose gespalten wird. Diese Glucose wird im nächsten Schritt
fermentiert, d.h. vergoren und in mehreren Reaktionsschritten in 2-Hydroxypropansäure
(Milchsäure) übergeführt. Als nächster Schritt folgt die Polykondensation, in der durch das
Abspalten kleinerer Moleküle die Milchsäuremoleküle zu einem Makromolekül verbunden
werden. Dieses Milchsäuremakromolekül ist der fertige Kunststoff PLA. PLA besitzt viele
nützliche Eigenschaften, die den Kunststoff u.a. in der Medizin ideal zum Vernähen der
Wunden macht. Er ist nämlich bei Wärme verformbar, leicht zu verarbeiten und biologisch
abbaubar.
Genau
diesen
Kunststoff
durften
wir
an
dem
Praktikumstag herstellen und
ihn mit Hilfe verschiedener
Versuche
mit
anderen
Kunststoffen,
wie
Nylon
vergleichen
und
näher
untersuchen.
Zunächst
stellten
wir
Polymilchsäure mit Hilfe von
Milchsäure, Zinn(III)-chlorid und
weißem Kupfer(III)-sulfat her.
Als Abschluss der Auswertung stellten wir die Reaktionsgleichung dieser Polykondensation
auf, für uns Chemie-Olympiaden Teilnehmer natürlich ein Muss! Im nächsten Versuch
reinigten wir die PLA mit Ethanol und destillierten Wasser, um alle Unreinheiten heraus zu
waschen und das reine PLA vorliegen zu haben. Als nächstes stellten wir Nylon her. Dazu
mussten wir zwei Phasen entstehen lassen. Zum einen mischten wir Hexamethylendiamin
mit Natriumhydroxid und zum anderen Sabacinsäuredichlorid und n-Heptan. Danach
überschichteten wir vorsichtig die beiden Flüssigkeiten in einem Becherglas, um zwei
aufeinander liegende Phasen zu erlangen, denn Sabacinsäuredichlorid und n-Heptan haben
eine geringere Dichte als Hexamethylendiamin und Natriumhydroxid und schwimmen somit
über den beiden Substraten. Nun konnten wir mit Hilfe eines Glasstäbchens Fäden ziehen,
denn die beiden Substratphasen reagierten an ihren Berührungspunkten zu Nylon. Diesen
Versuch werteten wir ebenfalls aus.
Nach diesen drei Versuchen gab es eine Mittagspause, die wir in der Mensa der RuhrUniversität verbringen durften.
Danach ging es direkt weiter mit dem Abbau der Makromoleküle. Dafür stellten wir einen
Nachweis des Abbaus der Polymilchsäure an, in dem wir eine Dünnschichtchromatographie
durchführten. Bei der Dünnschichtchromatographie werden die einzelnen Substrate in ihre
Inhaltsstoffe aufgesplittet, die je nach Dichte und Beschaffenheit im Laufmittel (hier: 1Propanol und konz. Ammoniak) unterschiedlich weit laufen. Diese Stoffe kann man mit einer
Vergleichsprobe klassifizieren und mit einer Einfärbung erkennbar machen. Im letzten
Versuch beschäftigten wir uns mit dem Abbau von Nylon bei verschieden pH-Werten, dabei
lösten wir je 0,5 g Nylon in Natriumhydroxid (pH-Wert 14) und in Salzsäure (pH-Wert 1). Wir
sollten herausfinden, bei welchem pH-Wert, also ob in einer säurehaltige Lösung (pH-Wert 16) oder einer alkalische Lösung (pH-Wert 8-14) das Nylon schneller abgebaut wird. Leider
konnten wir keinen deutlich erkennbaren Unterschied der Schnelligkeit feststellen.
Nach diesen Versuchen bot uns
das Alfried-Krupp-Labor noch
ein besonderes Highlight, denn
wir durften uns einen Vortrag
von angehenden Medizinerinnen anhören, indem es um
die praktische Anwendung von
Makromolekülen in der Medizin
ging. Anschließend hatten wir
die Möglichkeit das Vernähen
von Wunden an Wundkissen
mit eben diesem PLA-Garn zu
üben.
Insgesamt war der Tag eine sehr schöne praktische Erfahrung, in dem wir endlich unsere
theoretischen Chemiekenntnisse praktisch in Versuchen beweisen konnten. Dabei lernten wir
sehr viel über die Welt der Makromoleküle.
Von Birte Dyck, 28.6.2015