Eine differenzierte Mischung aus analog und digital

Eine differenzierte
Mischung aus analog und
digital
Credit Suisse Jugendbarometer Schweiz
Digital Natives: Vorsichtige Digitalisierung
weiterer Lebensbereiche
Sechstes Credit Suisse Jugendbarometer
Im Auftrag des Bulletin der Credit Suisse, 2015
Projektteam
Lukas Golder Politik- und Medienwissenschafter
Claude Longchamp Politikwissenschafter,
Lehrbeauftragter der Universitäten Bern, Zürich und St. Gallen
Cloé Jans Politikwissenschafterin
Martina Mousson Politikwissenschafterin
Stephan Tschöpe Politikwissenschafter
Meike Müller Soziologin und Medienwissenschafterin
Philippe Rochat Politikwissenschafter
Marcel Hagemann Sozialwissenschafterin
Aaron Venetz Politikwissenschafter
Johanna Schwab Sekretariat und Administration
Sabrina Schüpbach Sozialwissenschafterin
Inhaltsverzeichnis
1
WICHTIGES IN KÜRZE ................................................................................3
Zielsetzung und Methode .............................................................................3
Digitalisierung ................................................................................................3
Zukunft – Beruf – Bildung – Finanzen ...........................................................7
Politik .............................................................................................................9
Werte und Orientierung ..............................................................................10
Fazit 11
2
EINLEITUNG ..............................................................................................14
2.1 Auftrag und Methode..........................................................................14
2.2 "Jugend" und Generationenbegriffe (Generation Y, Millenials) ...........15
2.3 Die Datenbasis ....................................................................................16
2.4 Die bisherigen Erkenntnisse ...............................................................17
3
BEFUNDE ...................................................................................................19
3.1 Digitalisierung der Lebensbereiche ....................................................19
3.1.1
Zwischenbilanz .......................................................................27
3.2 Digitale Kommunikation, Interaktion und Medien ..............................28
3.2.1
Zwischenbilanz .......................................................................37
3.3 Ausbildung – Beruf – Wirtschaft – Finanzen .......................................38
3.3.1
Zwischenbilanz .......................................................................47
3.4 Politik, Sorgen und Verhältnis zur EU .................................................47
3.4.1
Zwischenbilanz .......................................................................58
3.5 Vorstellungen des Lebens und Werte ................................................58
3.5.1
Zwischenbilanz .......................................................................65
4
SYNTHESE .................................................................................................66
5
ANHANG ....................................................................................................69
5.1 gfs.bern-Team .....................................................................................69
Bern, 07. Juli 2015
Copyright by gfs.bern
Für die Publikation bestimmt
2
1
Wichtiges in Kürze
Zielsetzung und Methode
Das Credit Suisse Jugendbarometer soll einen breiten Einblick in Lebensweise
und Ansichten der 16- bis 25-jährigen EinwohnerInnen der Schweiz geben.
Speziell für 2015 wurden Fragen zur Digitalisierung gestellt. Wegen der hohen
Online-Affinität der Jugendlichen wurde die Befragung online durchgeführt,
wobei die Teilnehmenden über verschiedene Wege rekrutiert wurden. Die Online-Befragung selbst fand zwischen April und Juni 2014 statt. Die Datenbasis
umfasst 1003 befragte EinwohnerInnen der Schweiz zwischen 16 und 25 Jahren aus allen drei Landesteilen. Die Auswertungen basieren auf einem gewichteten Datensatz, womit die Struktur der Stichprobe bezüglich Geschlecht, Ausbildung und Sprachregion optimiert wurde.
Digitalisierung
1
Die Digital Natives erleben als (zum Teil) junge Erwachsene die Digitalisierung
neuer Lebensbereiche. Sie differenzieren, wenn es um Vor- und Nachteile der
Digitalisierung geht: 79 Prozent der Jugendlichen in der Schweiz sehen für sich
persönlich eher Vorteile aus der Digitalisierung und für 17 Prozent überwiegen
die Nachteile. Noch zurückhaltender sind sie diesbezüglich für die Gesellschaft:
66 Prozent sehen Vorteile, 28 Prozent dagegen Nachteile der Digitalisierung auf
die Gesellschaft.
Grafik 1
Vergleich Auswirkung Digitalisierung
persönlich und Gesellschaft
"Das Leben der Menschen wird zunehmend durch Digitalisierung durchdrungen: Elektronisch vernetzte Daten
übernehmen bei allen Tätigkeiten eine wachsende Rolle."
"Ist das für Sie persönlich… / "Ist das für die Gesellschaft…"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
2
4
ein grosser Nachteil
15
24
4
6
57
46
eher ein Nachteil
weiss nicht/keine
Antwort
eher ein Vorteil
22
20
für Sie persönlich
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
ein grosser Vorteil
für die Gesellschaft
1
Wir definieren Digital Natives oder die Generation Y als Menschen mit den Jahrgängen 1977 bis
1999. Sie ist die erste Gruppe, die mit den Möglichkeiten der Personal Computers aufgewachsen
ist.
3
Was die persönliche Nutzung von weiteren Möglichkeiten der Digitalisierung
betrifft, so haben sich der Produktevergleich, die Stellensuche und der Zahlungsverkehr als Bereiche bewährt, bei denen die Online-Lösung mehrheitlich
vorgezogen wird. Gerade beim Produktvergleich scheinen grosse Mehrheiten
die direkten Nutzungsvorteile zu schätzen. Selbst beim Zahlungsverkehr ziehen
24 Prozent der Schweizer Jugendlichen weiterhin eine Offline-Lösung vor. Darüber hinaus schreitet die Digitalisierung je nach Bereich sehr unterschiedlich
voran.
Grafik 2
Lebensgestaltung Online vs. Offline (1/2)
"Denken Sie nun an ihre persönliche Lebensgestaltung. Es gibt immer mehr Online-Angebote, um sich
auszutauschen und um Dinge zu erledigen. Wie stark setzen sie bei den folgenden Bereichen auf ein OnlineAngebot und wo ziehen Sie Lösungen ohne Internet vor?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Produktvergleich
28
Stellensuche
23
Zahlungsverkehr
Autokauf
4
17
Projektarbeit im Team
5
16
Kleidereinkauf
5
15
Wählen/Abstimmen
7
11
Versicherungsberatung
voll online
eher ohne Internet
4
19
32
10
25
22
21
39
19
3
17
13
28
6
20
23
eher online
möglichst ohne Internet
7
20
21
24
6
17
16
30
14
14
18
20
5 3
22 3
10
33
17
4
26
33
11
6
14
44
18
Anleitungen/Lernen von
Themen
Erledigung
Behördengeschäfte
46
2
30
26
9
17
online/offline gleichwertig
weiss nicht/keine Antwort
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Sobald Vertrauen eine Rolle spielt oder erst entstehen muss, ziehen auch die
Digital Natives die analoge Interaktion in der Regel deutlich vor. Zwar wird viel
Zeit online verbracht und das Internet spielt eine kaum wegzudenkende Rolle,
aber gerade für Freizeit, Beruf, Partnerschaft und Freundschaft kommt es offenbar stark auf das Offline-Erlebnis an. Auch neue Angebote wie Wählen/Abstimmen oder Fitnessberatung sind nicht für breite Kreise attraktiver als
eine Offline-Lösung.
4
Grafik 3
Lebensgestaltung Online vs. Offline (2/2)
"Denken Sie nun an ihre persönliche Lebensgestaltung. Es gibt immer mehr Online-Angebote, um sich
auszutauschen und um Dinge zu erledigen. Wie stark setzen sie bei den folgenden Bereichen auf ein OnlineAngebot und wo ziehen Sie Lösungen ohne Internet vor?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Freizeit/Entspannung
4
10
Flirten/Daten
3
11
Freundschaftspflege
4
10
Geld verdienen/Arbeiten
4
9
Politisches/gesellschaftliches
2
Engagement
2
10
Hobbies
3
9
Lebensberatung 2
9
Finanzberatung
7
Lebensmitteleinkauf
voll online
eher ohne Internet
3 3
28
21
13
33
20
24
20
14
22
13
29
28
eher online
möglichst ohne Internet
4
20
31
20
27
16
7
30
25
33
4
38
29
25
8
30
20
27
11
Fitnesscoaching
3
24
38
3
34
17
30
18
57
1
online/offline gleichwertig
weiss nicht/keine Antwort
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
2
Wenn Unterschiede von Digital Natives zwischen Digital Immigrants interessieren, dann lässt sich dies weiterhin sehr gut anhand vom Umgang mit Kommunikations-Tools und sozialen Netzen erkennen. Ob in diesem Bereich etwas
"in" oder "out" ist, beantworten Jugendliche ausser in Bezug auf YouNow sehr
klar. Das Smartphone steht zuoberst, von Hand geschriebene Briefe und das
Festnetztelefon zuunterst. Der Zeitgeist der Jugend wird durch diese Tools
geprägt.
2
Wir definieren Digital Immigrants oder die Generation X als Menschen mit den Jahrgängen 19601976. Kennzeichnend für die Nachfolgegeneration der Babyboomer ist, dass sie als erste ohne
direkten Kriegskontext aufgewachsen sind. Die Möglichkeiten von Computern haben sie erst während des Erwachsenwerdens erlebt.
5
Grafik 4
Trends alle Lebensbereiche: Kommunikation
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen des Lebens aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese
in ihrem privaten Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Smartphone wie iPhone oder Android
WhatsApp
94
YouTube
91
Instagram
40
44
Musik runterladen
17
62
Netflix/TV-Streaming
14
33
Filme runterladen
E-Mail
7
71
18
27
Twitter
Tinder/Dating-Apps
9
13
42
SMS
13
43
Mal offline sein
22
24
Festnetz-Telefon
16
26
von Hand geschriebene Briefe
16
YouNow 1
7
7
14
Umfeld: in, aber nutze ich nicht
Umfeld: out & nutze ich nicht
1
26
12
31
40
18
23
26
11
24
3
1
2
7
35
10
3
6
15
5 2
44
4
9
3
14
58
11
22
8
46
11
2
32
56
9
15
36
gleichzeitig Fernsehen und Smartphone/Tablet nutzen
9
12
16
39
Spotify
3
11
60
10
3 4
43
Facebook
Umfeld: in & nutze ich selbst
Umfeld: out, aber nutze ich selbst
4 2
67
Fernsehen
Smartwatches
1
31
2
3 1
2 1
3 3
95
27
38
45
64
1
20
weiss nicht/keine Anwort
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Im Umgang mit dem interaktiven Web 2.0 ist die Schweizer Jugend sehr versiert und sie adaptiert neue Trends rasch und praktisch vorbehaltlos. Die meisten Topranglisten der über 100 Trends werden von Kommunikations-Tools angeführt. Smarpthones, WhatsApp und YouTube belegen drei der vier vordersten Ränge der gelebten Trends aus über 100 Elementen, die wir den Jugendlichen zur Beurteilung ihres Lebensstils vorlegten. Der Siegeszug von Smartphone und WhatsApp schreitet voran.
6
Grafik 5
Top-Ten: Gelebte Trends aller Lebensbereiche:
in und genutzt Schweiz
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen des Lebens aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese
in ihrem privaten Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Smartphone wie iPhone
oder Android
95
WhatsApp
94
Freunde treffen
91
YouTube
91
Ferien im Ausland
88
neue Leute
kennenlernen
79
ins Kino gehen
74
sich selbst sein und sich
nicht verstellen
73
E-Mail
71
Flugzeuge
Umfeld: in &
mache ich gerne
68
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Jugendliche differenzieren deutlich weniger bei Web 2.0 als bei den Möglich3
keiten von Web 3.0 . Die Umwälzungen bezüglich Interaktionsmedien von Jahr
zu Jahr sind beeindruckend. Neben den bereits in den letzten fünf Jahren deutlich gewordenen Veränderungen rund um Smartphones, welche den Internetkonsum mobil ermöglichen und den Absturz von SMS bewirkten, betrifft das
auch kurzfristig weitere Umwälzungen wie den langsamen Abstieg von E-Mails,
die Entwicklung von Facebook von einem trendigen Interaktions- zu einem
Informationsmedium sowie den langsamen Abstieg des Fernsehens als Informationskanal oder den Rückgang der Nutzung von bezahlten Tageszeitungen.
Zukunft – Beruf – Bildung – Finanzen
In der Übergangsphase zwischen Ausbildung und Beruf präsentiert sich die
Jugend in der Schweiz sehr heterogen. In der Beurteilung des Teils Ausbildung
ist sie aber in aller Regel sehr positiv. Die Vielzahl an Optionen hilft, dass für die
Meisten ein Weg möglich wird, der die Verfolgung der eigenen Ziele ermöglicht. Die gute Ausbildung ist ein kennzeichnendes Merkmal der Generation Y
und das Bewusstsein für die Bedeutung und die Priorität der Ausbildung ist in
der Schweiz stark ausgeprägt.
3
Web 2.0 vernetzt Menschen über soziale Netzwerke. Mit Web 3.0 werden Daten und Computersysteme vernetzt und selbst lernfähig. Die Systeme eignen sich für komplexere Lösungen in weiteren Lebensbereichen und werden damit eigenständiger wie am Beispiel des selbstfahrenden Autos.
7
Grafik 6
Trend Vorstellungen des Lebens: Wirtschaft/Beruf Schweiz
"Jeder Mensch hat bestimmte Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran
denken, was Sie in Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteile äusserst und sehr wichtig addiert
85
83
77
75
87
87
77
85
79
77
73
65
60
85
eine gute Aus- bzw.
Weiterbildung erhalten
64
63
60
einen spannenden
Beruf haben
63
gesteckte Ziele mit
Fleiss erreichen
40
39
Aug.-Okt. 2010
33
19
19
Karriere machen
23
23
38
33
21
Mai 2011
März/April
2012
17
April/Mai 2013 April-Juni 2014 April-Juni 2015
öffentliche
Anerkennung
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Viel weniger zum Klischee der Generation Y passen aber die Anteile von Jugendlichen, welche sehr klare Vorstellungen im Leben verfolgen. Im Unterschied zur gängigen Vorstellung, die Generation Y könne sich zwischen allen
Möglichkeiten nicht entscheiden, verfolgt sie überwiegend eine sehr klare Strategie im Umgang mit den vielen Optionen. Die Jugend strebt eine systematische Verbindung von einem erfüllten Berufsleben mit einem erfüllten Privatleben im Sinne der Work-Life-Balance an.
Grafik 7
Aussagen Zukunftspläne (Auswahl)
"Wenn Sie an Ihre Pläne im Leben denken: Wie stark treffen die folgenden Aussagen auf Ihre Zukunftspläne
zu?"
Ziele sind tiefste Überzeugungen "Meine Ziele entsprechen meinen tiefen Überzeugungen."
Ziele so flexibel wie möglich "Ich versuche mit meinen Zielen so flexibel wie möglich zu sein und passe mich der Situation an."
klare Lebensvorstellung "Ich habe eine klare Lebensvorstellung und versuche meine Ziele auch gegen Widerstand zu
realisieren."
Berufsziele sicher "Ich bin absolut sicher, was meine Berufsziele betrifft"
Verantwortung übernehmen "Ich will Verantwortung für die Gesellschaft und die Umwelt übernehmen."
zu unsichere Wirtschaftslage für feste Pläne "Die heutige Wirtschaftslage ist zu unsicher, um mit festen Plänen durchs Leben
zu gehen."
Ziele unwichtig, Leben geniessen "Ziele sind unwichtig, ich will das Leben jeden Moment geniessen."
Wirtschaft: Gefühl angewiesen zu sein "Die Wirtschaft gibt mir das Gefühl, dass sie auf mich angewiesen ist."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Ziele sind tiefste Überzeugungen
27
Ziele so flexibel wie möglich
17
klare Lebensvorstellung
16
Verantwortung übernehmen
15
zu unsichere Wirtschaftslage für feste
Pläne
trifft voll zu
34
trifft eher zu
28
19
weiss nicht/keine Antwort
10
29
7
36
2
12
40
39
trifft eher nicht zu
4
6
29
6
11
3
23
2
43
14
19
4
43
7
3
3
44
8
Ziele unwichtig, Leben geniessen
6
57
23
Berufsziele sicher
Wirtschaft: Gefühl angewiesen zu
sein
50
11
23
27
trifft überhaupt nicht zu
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
8
Schade ist in diesem Zusammenhang, dass es der Wirtschaft nur wenig gelingt, aufzuzeigen, dass sie auf diese Jugend angewiesen ist. Dass in dieser
Hinsicht die Aussichten zuletzt nicht besser geworden sind, zeigt beispielsweise der leicht höhere Anteil, den Jugendliche für schwierige Zeiten ansparen
wollen.
Politik
Das Verhältnis der Jugend in der Schweiz zur Politik ist distanziert, aber vergleichsweise unkritisch. Junge sind in der Regel zufrieden mit dem System,
sehen gute persönliche Perspektiven und identifizieren sich mit der Schweiz.
Eine Ursache dürften die geringen Schwierigkeiten mit Arbeitslosigkeit sein,
denn diese Probleme werden zuletzt weniger als solche genannt. Damit gelingt
eine wirtschaftliche Integration der Jugendlichen, was auch die gesellschaftliche und politische Integration harmonischer gestaltet.
Die vergleichsweise geringe Bereitschaft, sich politisch zu engagieren, hat weniger mit dem politischen Interesse zu tun, als eher mit einer gewissen Ernüchterung nach den ersten Erfahrungen mit dem eigenen Engagement als Bürgerin
4
oder Bürger, wie spezifische Studien hierzu zeigen .
In der aktuellen Erhebung werden jedoch die gesellschaftlichen Perspektiven
etwas kritischer beurteilt. Die Diskussion um den Euro-Mindestkurs dürfte hier
eine gewisse Verunsicherung nach sich gezogen haben. Auch die Probleme mit
Ausländern und Migration auch im Asylbereich beschäftigen die Jugendlichen
stärker. Rassismus respektive Fremdenfeindlichkeit gehört zudem für viele zu
den wichtigsten Problemen. Die Asylzahlen und das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer beschäftigen deutlich mehr junge Menschen in der Schweiz. Das Verhältnis von jungen Schweizern und jungen Ausländern nehmen Jugendliche
verbreitet als angespannt wahr, obwohl die meisten von ihnen Ausländer im
eigenen Freundkreis haben.
4
Studie gfs.bern (2014) zur Kampagnenplanung easyvote. Online im Internet:
[http://www.gfsbern.ch/de-ch/Detail/mobilisierung-jugendlicher-fuer-wahlen-die-kampagnenplanungfuer-easyvote], Medienmitteilung der eidgenössischen Kommission für Kunder- und Jugendfragen
(EKKJ) vom 22.06.2015. Online im Internet:
[http://www.ekkj.admin.ch/c_data/d_15_MM_Umfrage.pdf].
9
Grafik 8
Trend fünf wichtigste Probleme Top Eleven Schweiz
"Auf dieser Liste sehen Sie einige Themen, über die in der letzten Zeit viel diskutiert und geschrieben worden
ist: Sehen Sie sich bitte die gesamte Liste an, und wählen Sie dann aus dieser Liste jene fünf Punkte aus, die
Sie persönlich als die fünf wichtigsten Probleme der Schweiz ansehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
AusländerInnen/Personenfreizügigkeit/Zuwanderung*
AHV/Altersvorsorge
Flüchtlinge/Asylfragen
45
44
50
39
37
41
32
27
34
32
30
29
23 22
24 20
15
13
11
18
17
22
17 15
26 26
24
23 23
9
11
10
Aug.-Okt.
2010
Mai 2011
März/April
2012
April/Mai
2013
44
42
42
29
22
22
36
34
51
49
43
30 27
19
15
April-Juni
2014
Umweltschutz/Klimaerwärmung/
Umweltkatastrophen
EU/Bilaterale/Europäische
Integrationsfragen
Rassismus/Fremdenfeindlichkeit
38
25
23
22
14
15 15
14 15
April-Juni
2015
Energiefragen/Kernenergie/
Versorgungssicherheit
Sicherung der Sozialwerke
AHV+IV/Soziale Sicherheit
Arbeitslosigkeit**
Datenschutz im Internet/
Cyber-Spionage
Euro-Krise/Euro-Kurs
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000),
*bis 2014:AusländerInnen, Integration von AusländerInnen/Personenfreizügigkeit,
**bis 2014: Arbeitslosigkeit/Jugendarbeitslosigkeit
Bemerkenswert ist die anhaltend hohe Beschäftigung mit den Problemen der
Altersvorsorge. Die Alterung der Gesellschaft wird, wenn die Befragten konkret
darauf angesprochen werden, sogar noch stärker als Problem gesehen als die
zunehmende Zahl von Ausländern.
Das Verhältnis zur EU gehört ebenfalls zu den wichtigeren Problemen aus Sicht
der jungen Menschen in der Schweiz. Obwohl die Problemsicht nicht zunahm,
hat sich die Meinungsbildung zur Zukunft dieses Verhältnisses etwas weiter
entwickelt. Es bleibt aber beim gleichen Befund wie noch 2014: Die Fortsetzung der Bilateralen hat für eine klare Mehrheit Priorität. Ein Beitritt zur EU
kommt nur für eine kleine Minderheit in Frage, ebenso die Kündigung der Bilateralen. Wenn schon wird in zweiter Priorität ein Beitritt zum EWR bevorzugt.
Zu den wichtigeren Problemen der Jugendlichen gehören aber auch Cyberkriminalität und Internet-Spionage. Die Perspektiven auf Probleme und Risiken mit
der digitalen Identität dürften aufgrund des höheren Bewusstseins und der
höheren Alltagsrelevanz anders sein als bei den älteren Mitbürgern.
Werte und Orientierung
Im Alter zwischen 16 und 25 Jahren verändert sich im persönlichen Leben viel.
Parallel zur persönlichen Entwicklung schreitet die technische Entwicklung
rasch voran und die Schweiz steht vor grossen politischen und wirtschaftlichen
Herausforderungen. Die Grundorientierungen und Werte bleiben angesichts
solcher Veränderungen auffallend stabil. Vielleicht gerade, weil man sich diesen
Veränderungen flexibel stellen will, stehen für die eigene Lebensvorstellung
Stabilität und damit traditionell-bürgerliche Werte in allen Milieus von Links bis
Rechts im Vordergrund.
10
Grafik 9
Trend Vorstellungen des Lebens:
Werte/Religion Schweiz (1/3)
"Jeder Mensch hat bestimmte Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran
denken, was Sie in Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteile äusserst und sehr wichtig addiert
91
95
87
81
89 89
87
85 80
79
77
94
89 89
88
81 79
80
94
90
89 88
84
92
89
85 85
81
76 75
79 77
92
89
87 88
81
76 77
70
Freunde haben, auf die man
sich verlassen kann
Ehrlichkeit
ein gutes Familienleben/eine
gute Partnerschaft führen
Treue
das Leben in vollen Zügen
geniessen
als Persönlichkeit respektiert
werden
Aug.-Okt.
2010
Mai 2011
März/April
2012
April/Mai
2013
April-Juni
2014
April-Juni
2015
verantwortungsbewusst
leben und handeln
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Wie stark dieser bürgerliche und am nahen persönlichen Glück orientierte
Mainstream der Jugend etwas wirklich Neues ist, kann für die Schweiz nur
indirekt beantwortet werden. Solche Werte spielten, auch in einer seit 1953
durchgeführten Shell-Jugendstudie, schon seit langem eine zentrale Rolle.
In vielerlei Hinsicht ist der Wunsch nach Stabilität der Jugend in der Schweiz
erkennbar. Für die Veränderungen fit macht eine gute Ausbildung, die eine
hohe Priorität geniesst. Dazu gehört auch eine gute Balance zwischen Beruf
und Freizeit und nicht eine einseitige Karriereorientierung oder einseitiger Materialismus, sondern eher ein spannender Beruf, der auch der Selbstverwirklichung dient. Bei all diesen Werten soll insbesondere auch an die Umwelt, an
die Schwächeren und an nachfolgende Generationen gedacht werden. Es ist
nicht ein Potpourri an Werten, an denen sich Jugendliche orientieren. Sie versuchen auffallend konstant, neue Wertsynthesen zu finden, um in einer sich
schnell ändernden Zeit für sich selbst Stabilität zu finden und wählen in der
Multioptionsgesellschaft jeweils eine möglichst balancierte Option für sich und
die Gesellschaft.
Fazit
Die Befunde des Jugendbarometers 2015 fassen wir für die Schweiz wie folgt
zusammen:
Befund 1: Differenzierter Umgang mit Digitalisierung
Der differenzierte und vorsichtige Zugang zur Digitalisierung ist Ausdruck einer
digital bewussten Jugend, die auch gerne einmal auf Online-Lösungen verzichtet und auf menschliches Vertrauen setzt.
11
Befund 2: Das Web 2.0 verkörpert den Zeitgeist, die Jugend lebt ihn
Der Zeitgeist der Jugend wird durch digitale Kommunikation und Interaktion im
Sinne des Web 2.0 geprägt, wo die Jugend offensiv und risiko-affin neue Tools
nutzt.
Befund 3: Individualität und Zielorientierung beim Beruf
Das Schweizer Bildungssystem ermöglicht viele Optionen, aus denen sich die
meisten Jugendlichen mit klarer individueller Strategie einen passenden Mix
zusammenstellen. Ausbildung, ein spannender Beruf, aber auch Work-LifeBalance haben für sie eine sehr hohe Priorität.
Befund 4: Wohlwollende Distanz zur Politik
Die Jugend ist dank zuletzt verbesserten Arbeitsperspektiven zufrieden, aber
auch distanziert gegenüber dem politischen System der Schweiz. Politisches
Engagement gehört gerade für Jugendliche im Stimmrechtsalter nicht zu den
Prioritäten.
Befund 5: Probleme mit Eurokurs und Zuwanderung
Wirtschaftlich haben die Sorgen um den Eurokurs zugenommen und gesellschaftlich trüben die Sorgen um Zuwanderung und das Asylwesen das Bild.
Das Verhältnis zu Ausländern erleben Jugendliche als angespannter und die
Sorge um Rassismus nimmt zu.
Befund 6: Bürgerlich-nachhaltige Balance in der Multioptionsgesellschaft
Der Mainstream der Jugend strebt in erster Linie nach Stabilität im Privaten mit
einer Balance zwischen Beruflichem und Privatem, aber auch nach Nachhaltigkeit.
12
Zur Diskussion stellen wir folgende Thesen:
These 1: Mit Web 3.0 werden Digital Natives zu Digital Immigrants
Die Digitalisierung prägt den Zeitgeist der Generation Y und der locker-versierte
Umgang mit dem Potenzial von Web 2.0 als Interaktions-Tool stärkt sie. Die
sogenannten Digital Natives werden aber auf das Web 3.0 ähnlich distanziert
reagieren wie die Digital Immigrants auf das Web 2.0.
These 2: Wirtschaftliche Integration reduziert politisches Engagement
Die Jugend muss nach Abschluss der obligatorischen Schule früh und selbstverantwortlich die wirtschaftliche Integration schaffen. Die geringe Bereitschaft, sich danach noch politisch zu engagieren, ist unter anderem auf die
hohe wirtschaftliche Integrationskraft der Schweiz zurückzuführen.
These 3: Privates Fundament als Stabilisator
Die Schweizer Jugend erlebte zwar materielles Glück in der Elterngeneration,
aber der rasche gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel haben viele Probleme in der Familie geschaffen. Die Wertorientierung der Jugend ist ein
Wunsch nach einem stabileren privaten Fundament, um besser mit dem Wandel umgehen zu können.
13
2
Einleitung
2.1
Auftrag und Methode
Das sechste Credit Suisse Jugendbarometer soll einen Einblick in Lebensweise
und Ansichten der 16- bis 25-jährigen EinwohnerInnen der Schweiz geben.
Konkret interessieren die folgenden Bereiche:

Was für ein Leben wünschen sich die Jungen und was für Hoffnungen
haben sie? Welche Sorgen haben sie?

Wie ist das Zusammenleben der Jungen, was unternehmen sie wenn sie
ausgehen? Wie kommen sie mit verschiedenen Gruppen aus? Wie stehen sie zu Ausländerinnen und Ausländern, zur Gleichberechtigung und
zu älteren Menschen?

Was ist der Zeitgeist der Jungen über mehrere Lebensbereiche hinweg?
Was ist in und was ist out? Wie aktiv sind die Jungen von heute?

Wie informieren sich Jugendliche und welche Kanäle nutzen sie für interpersonelle Kommunikation? Welche Medien werden von Jugendlichen
konsumiert und welche Inhalte interessieren sie?

Weiter interessieren Ausbildung, Arbeit, Beruf und Finanzen: Wie glücklich sind die Jungen mit ihrer Arbeit und wie kommen sie mit Geld zurecht? Was würden Jugendliche mit einem unerwarteten Geldbetrag anstellen?

Dieses Jahr wurden die Schweizer Jugendlichen speziell auch zu ihrem
Umgang mit der Digitalisierung von verschiedenen Lebensbereichen befragt.
Diese Fragestellungen sollen weiterhin jährlich erhoben werden, was Aussagen
über die Zeit hinweg ermöglicht. Dies dürfte vor allem bei den Einschätzungen
zu den Trends von Bedeutung sein, wo eine gewisse Dynamik erwartet werden kann. Solche Trendaussagen waren 2012 erstmals möglich, da drei Messpunkte vorlagen. Die nun vorliegenden sechs Messpunkte führen also zu verlässlichen Aussagen über Trends.
Für die Erstellung des Fragebogens wurde auf die Studien von gfs.bern aufgebaut, teilweise flossen auch Inputs aus der 15. Shell-Jugendstudie in die Fragen
ein. 2010 wurden zusätzlich mehrere Expertinnen- und Expertengespräche und
schliesslich auch mehrere Gespräche mit Jungen mit unterschiedlichen Bildungsniveaus und aus verschiedenen Regionen der Schweiz geführt. Der Fragebogen resultierte aus diesen Gesprächen, den Kundenwünschen sowie den
Inputs aus vergleichbaren Jugendstudien.
Zur verdichteten Auswertung und Analyse gliedern wir die Berichterstattung
entlang der folgenden Kapitel und Bereiche:

Digitalisierung (Spezialthema 2015)

Digitale Kommunikation, Interaktion und Medien

Beruf, Wirtschaft und Finanzen

Politik, Sorgen und Verhältnis zur EU

Vorstellungen des Lebens und Werte
14
2.2
"Jugend" und Generationenbegriffe
(Generation Y, Millenials)
Es gibt verschiedene sozialwissenschaftliche Definitionen der Jugend. In der
Regel wird das Alter von 13 bis 21 Jahren als "Jugend" bezeichnet. Wir haben
den Fokus der Befragung auf drei bis vier Jahre Ältere gelegt. Dies wird einerseits durch die durchschnittlich länger werdenden Ausbildungswege und andererseits durch den Fokus der Studie auf die Zeit nach der obligatorischen Schulzeit, mit Ausbildung und Berufswahl, erklärt. Dies ist wiederum die Begründung
dafür, dass wir erst Junge ab 16 Jahren befragten.
Im vorliegenden Bericht bezeichnen wir demnach die 16- bis 25-jährigen EinwohnerInnen der Schweiz als "Jugend".
Generationenbegriffe sind in der Soziologie umstritten, im Medienalltag aber
werden sie sehr oft verwendet. Vielfach überschneiden sich dabei sogenannte
Kohorten- und Lebenszykluseffekte.
Lebenszykluseffekte sind für alle Jugendlichen unabhängig vom Jahrgang als
Lebensphase ("Jugend") typisch. Kohorteneffekte sind in Gruppen von gleichen
Jahrgängen festzustellen, die sich auch beim Älterwerden zeigen. Erst wenn in
Kohorten gleicher Jahrgänge systematische Unterschiede zu anderen Kohorten
erkennbar werden, kann von einer Generation gesprochen werden. Die bisherigen Wellen des CS-Jugendbarometers lassen eine solche Aussage zu einer
Generation nicht zu und können als Diskussionsbeitrag zu aktuellen Generationenbegriffen verstanden werden.
Wir verwenden je nach Situation unterschiedliche Generationenbegriffe. Wesentliche Parameter der meist verwendeten Begriffe sind die Sinnfrage (Generation X, Y und Z) sowie der Umgang mit der Digitalisierung (Digital Natives
respektive Digital Immigrants). Der Einfachheit halber verwenden wir als Arbeitsdefinition gleiche Alterskohorten in dieser Studie.
Die Generation X umfasst die Jahrgänge ab 1960 – 1976. Sie ist die erste Generation, die deutlich nach dem Zweiten Weltkrieg erwachsen wurde. Sie wird
in Deutschland teilweise auch Null-Bock-Generation oder Generation Golf genannt. Ihre Ablehnung der Konsumwelt und der klassischen auf Sicherheit bedachten Karriereorientierung ist für sie kennzeichnend. Die Vertreter dieser
Generation mussten mit einem ökonomischen Rückschritt gegenüber der Elterngeneration umzugehen lernen. Sie sind auch die sogenannten Digital Immigrants, da sie oft nicht seit Kindesbeinen an mit Personal Computers und
dem Potenzial der Digitalisierung in Berührung kamen.
Die Generation der Millenials oder der Digital Natives (1977 bis 1999 Geborene) wird in Anlehnung an die Generation X-Begrifflichkeit auch als Y5
Generation bezeichnet. Das Y steht für "why?" und die für die Generation
kennzeichnende Sinnsuche. Sie hat früh die Möglichkeiten vom Web der ersten
Generation (vernetzte Computern und Internet) kennen gelernt und kamen bald
darauf mit Web 2.0 in Berührung, wo wie bei Facebook und Twitter Computer
zu sozialen Netzwerken verbunden wurden. Bisher wurden im Rahmen des CSJugendbarometers nur Angehörige dieser Generationsbezeichnung befragt.
Die nachfolgende Generation wird teilweise bereits als Generation Z bezeichnet
und umfasst die nach 2000 Geborenen. Sie ist bisher beim CSJugendbarometer demnach nicht befragt worden. Die Z-Generation dürfte seit
Geburt stärker durch die Möglichkeiten des Internets und von Web 2.0 und
Smartphones geprägt sein und damit stärker als die Generation Y zur Aussendarstellung drängen.
5
Minimale Definition in der Folge als Kohorten von Jahrgängen: "Generation X" Geburtsjahrgänge
1965-1976, "Generation Y" 1977-1999, "Generation Z": 2000-…Zur inhaltlichen Diskussion vergleiche
die Erläuterungen im vorliegenden Bericht sowie Wikipedia auf Deutsch und Englisch.
15
6
Seit wenigen Jahren entwickelt sich das Web in Richtung Web 3.0 weiter .
Hier werden statt Menschen Computer zu selbstlernenden Netzwerken verbunden, die nur noch gezielt mit Menschen interagieren und ansonsten autonom handeln können. Dies wird eine Digitalisierung weiterer Lebensbereiche
mit sich bringen. Ein Beispiel ist das selbstfahrende Auto. Keine der hier diskutierten Generationen kam bisher intensiv mit solchen Möglichkeiten in Berührung.
2.3
Die Datenbasis
Aufgrund der hohen Internet-Affinität von jungen Menschen haben wir uns für
eine Online-Befragung entschieden. Dabei wurde ein Teil der Befragten aufgrund der Erfahrungen aus dem Vorjahr mittels Zufallsverfahren frühzeitig telefonisch rekrutiert. Allerdings war die Zielgruppe, wie bereits letztes Jahr, nicht
nur schwierig zu erreichen, sondern auch schwer von der Teilnahme zu überzeugen. Die Incentivierung (Kinogutschein plus Teilnahme an einer iPadVerlosung) war eine grosse Hilfe, die Jugendlichen für eine Teilnahme zu motivieren. Weiter hat sich ein Teil der Studienteilnehmenden aus dem Vorjahr damals bereit erklärt, auch 2015 wieder teilzunehmen. Diese Personen bilden ein
Panel, welches als Teil der Stichprobe mit in die Auswertungen eingeflossen
ist. Durch die Kombination von telefonischer Rekrutierung und Rekrutierung auf
der Strasse, Schneeballverfahren und Panel konnte die angestrebte Zahl an
Befragten 2015 erreicht werden. Das kombinierte Vorgehen bei der Rekrutierung hat sich bewährt.
Verzerrungen im Sample, welche sich aus der Kombination verschiedener Rekrutierungsmethoden ergeben haben, wurden mittels Gewichtungsfaktoren
korrigiert. Somit basieren die Auswertungen auf einem gewichteten File, womit
die Struktur der Stichprobe bezüglich Geschlecht, Ausbildung und Sprachregion
optimiert wurde. Die Studie ist vergleichbar mit den fünf ersten Erhebungswellen 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014.
Die Online-Befragung selbst fand zwischen April und Juni 2015 statt. Die Datenbasis umfasst 1003 befragte EinwohnerInnen der Schweiz zwischen 16 und
25 Jahren aus allen drei Landesteilen.
6
Vgl. bspw. http://www.nzz.ch/finanzen/der-computer-als-intelligente-maschine-1.18363342
16
Tabelle 1
Technischer Kurzbericht alle Wellen Jugendbarometer
Erhebungswelle
1. Welle - 2010
2. Welle – 2011
3. Welle - 2012
4. Welle - 2013
5. Welle - 2014
6. Welle - 2015
Land
Schweiz
Schweiz
Schweiz
Schweiz
Schweiz
Schweiz
Zeitraum
30. August - 31.
Oktober 2010
16. März - 4.
Mai 2011
5. März - 17.
April 2012
3. April - 6. Mai
2013
23. April - 20.
Juni 2014
29. April - 2.
Juni 2015
InterviewSprachen
Deutsch, Französisch, Italienisch
Deutsch, Französisch, Italienisch
Deutsch, Französisch, Italienisch
Deutsch, Französisch, Italienisch
Deutsch, Französisch, Italienisch
Deutsch, Französisch, Italienisch
Auswahlverfahren
Geschichtete
Zufallsauswahl
anhand verschiedener
Verfahren, Teil
als (externes)
Panel
Geschichtete
Zufallsauswahl
anhand verschiedener
Verfahren, Teil
als (internes)
Panel
Geschichtete
Zufallsauswahl
anhand verschiedener
Verfahren, Teil
als (internes)
Panel
Geschichtete
Zufallsauswahl
anhand verschiedener
Verfahren, Teil
als (internes)
Panel
Geschichtete
Zufallsauswahl
anhand verschiedener
Verfahren, Teil
als (internes)
Panel
Geschichtete
Zufallsauswahl
anhand verschiedener
Verfahren, Teil
als (internes)
Panel
Erhebungsart
OnlineBefragung
OnlineBefragung
OnlineBefragung
OnlineBefragung
OnlineBefragung
OnlineBefragung
Grundgesamtheit
EinwohnerInnen
der Schweiz
zwischen 16
und 25 Jahren
EinwohnerInnen
der Schweiz
zwischen 16
und 25 Jahren
EinwohnerInnen
der Schweiz
zwischen 16
und 25 Jahren
EinwohnerInnen
der Schweiz
zwischen 16
und 25 Jahren
EinwohnerInnen
der Schweiz
zwischen 16
und 25 Jahren
EinwohnerInnen
der Schweiz
zwischen 16
und 25 Jahren
Datenquellen
Online-Panel
(extern): n =
370, CATI /
Schneeballverfahren: n = 641
Panel: n = 364,
CATI / Schneeballverfahren /
Strassenrekrutierung:
n = 648
Panel: n = 570,
CATI / Schneeballverfahren /
Strassenrekrutierung:
n = 430
Panel: n = 590,
CATI / Schneeballverfahren /
Strassenrekrutierung:
n = 435
Panel: n = 572,
CATI / Schneeballverfahren /
Strassenrekrutierung:
n = 431
Panel: n = 633,
CATI / Schneeballverfahren /
Strassenrekrutierung:
n = 376
Sample
N = 1011
N = 1012
N = 1000
N = 1025
N = 1003
N = 1009
Theoretischer
Stichprobenfehler
3.1 Prozentpunkte bei
50/50
3.1 Prozentpunkte bei
50/50
3.2 Prozentpunkte bei
50/50
3.1 Prozentpunkte bei
50/50
3.2 Prozentpunkte bei
50/50
3.2 Prozentpunkte bei
50/50
Mittlere Dauer
(inhaltliche
Fragen)
35 Minuten
38 Minuten
36 Minuten
36 Minuten
39 Minuten
39 Minuten
Gewichtung
Geschlecht,
Ausbildung,
Sprachregion
(gemäss Volkszählung 2000)
Geschlecht,
Ausbildung,
Sprachregion
(gemäss Volkszählung 2000)
Geschlecht,
Ausbildung,
Sprachregion
(gemäss Volkszählung 2000)
Geschlecht,
Ausbildung,
Sprachregion
(gemäss Volkszählung 2000)
Geschlecht,
Ausbildung,
Sprachregion
(gemäss Volkszählung 2000)
Geschlecht,
Ausbildung,
Sprachregion
(gemäss Volkszählung 2000)
Incentives
ein Kinoeintritt,
Verlosung von
drei iPads
ein Kinoeintritt,
Verlosung von
drei iPads
ein Kinoeintritt,
Verlosung von
einem iPad
ein Kinoeintritt,
Verlosung von
einem iPad
ein Kinoeintritt,
Verlosung von
einem iPad
ein Kinoeintritt,
Verlosung von
einem iPad
Auftraggeber
Credit Suisse
Credit Suisse
Credit Suisse
Credit Suisse
Credit Suisse
Credit Suisse
© gfs.bern, Credit Suisse Jugendbarometer, April-Juni 2015
2.4
Die bisherigen Erkenntnisse
Die Schweizer Jugend war seit 2010 grundlegend und konstant stark an der
Familie und Freunden sowie einem Gleichgewicht zwischen Freizeit und Beruf
orientiert. Im Kern ihres Wertgefüges spielte aber auch die Orientierung an
materiellen und postmateriellen Werten eine grosse Rolle, wobei hier klare
Unterschiede zwischen Milieus auftauchten. Linke gewichteten Postmaterialismus stärker, Rechte kombinierten Materialismus und leichten Konservatismus zu einem bürgerlich geprägten Mainstream.
17
Trends und damit der Zeitgeist wurden stark durch Kommunikationsmittel geprägt und blieben in dauernder Bewegung. Smartphones und WhatsApp legten
2014 weiter zu, während die Rolle von Facebook weiter abnahm. Auch NewsApps waren auf dem Vormarsch. Es zeichnete sich ein Umbruch in der Mediennutzung ab. Prägend war das hohe digitale Bewusstsein, womit auch spezifische Forderungen an die Politik zum Schutz der digitalen Identität verbunden
sind.
Für das Vertrauen und das politische Bewusstsein sind das Verhältnis zum Ausland, das Verhältnis zu AusländerInnen und 2014 nach der Abstimmung über
die Masseneinwanderungsinitiative insbesondere auch das Verhältnis zur EU
prägend. Eine politische Prägung ist kaum erkennbar: Die Bereitschaft, sich für
Reformen politisch zu engagieren, ist schwach ausgeprägt und Politik gilt oft
als out.
Die wirtschaftliche Integration der Schweizer Jugend gelingt dagegen ausserordentlich gut. Sie sehen für sich selber gute Perspektiven und sind diesbezüglich entlang ihrer Werteorientierung an klaren Zielen orientiert.
18
3
Befunde
3.1
Digitalisierung der Lebensbereiche
Jugendliche in der Schweiz pflegen ein Leben neben der Digitalisierung. In den
letzten fünf Jahren ist der Anteil, der sich einem Verein sehr oder eher zugehörig fühlt, von 52 auf 60 Prozent gestiegen. Das ist insofern bemerkenswert, als
verschiedene Vereine und Jugendorganisationen für zahlreiche Junge als out
gelten.
Noch höhere Anteile fühlen sich konstant der Familie oder den Freunden oder
der Menschheit zugehörig. Etwas sinkend ist der Anteil, welcher sich der
Schweizer Gesellschaft zugehörig fühlt, es sind aber immer noch 64 Prozent.
Deutlich weniger, nämlich 23 Prozent der Jugendlichen fühlen sich sehr oder
eher einer Online-Community zugehörig. Das ist nochmals weniger als sich der
europäischen Gesellschaft oder einer Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen,
bleibt aber für diese neue Zugehörigkeitsform ein bemerkenswerter Anteil.
Grafik 10
Trend Zugehörigkeit soziale Einheiten Schweiz
"Welcher der sozialen Einheiten auf dieser Liste hier fühlen Sie sich zugehörig? Bitte geben Sie für alle
aufgelisteten sozialen Einheiten an, ob Sie sich sehr zugehörig fühlen, eher zugehörig, eher nicht zugehörig
oder gar nicht zugehörig."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, sehr und eher zugehörig
96
94
95
95
95
93
93
94
Ihrer Familie
94 94
Ihrem Freundeskreis
78
73
71
52
37
75
73
67
55
74
72
66
79
73
73
der Menschheit
66
64
60
der Schweizer Gesellschaft
56
52
Ihrer Partnerschaft/
Ehe/Beziehung
39
33
23
77
23
21
38
einem Verein (z.B. Sport/Kulturverein)
28
27
21
23
der europäischen
Gesellschaft
34
einer Religionsgemeinschaft
einer Online-Community
Mai 2011
März/April 2012 April/Mai 2013 April-Juni 2014 April-Jun 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Das Internet hat für die Jungen einen festen, wenn nicht sogar unersetzbaren
Wert im Leben. Ein Drittel hält das Internet für unverzichtbar, für 56 Prozent ist
es wichtig und nur für 8 Prozent spielt es nur gelegentlich eine Rolle. Eine unbedeutende oder gar keine Rolle spielt es für keine Befragten.
19
Grafik 11
Trend Bedeutung Internet im täglichen Leben Schweiz
"Welche Bedeutung hat das Internet in Ihrem täglichen Leben?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
2
1
9
2
8
weiss nicht/keine
Antwort
Internet spielt eine
unbedeutende oder
negative Rolle
56
55
Internet spielt nur
gelegentlich eine
Rolle
Internet spielt
wichtige Rolle
33
34
Auf Internet möchte
ich keinesfalls
verzichten
April-Juni 2014
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
April-Juni 2015
Jugendliche differenzieren jedoch, wenn es um Vor- und Nachteile der Digitalisierung geht: 79 Prozent der Jugendlichen in der Schweiz sehen für sich persönlich eher Vorteile aus der Digitalisierung und für 17 Prozent überwiegen die
Nachteile. Noch zurückhaltender sind sie diesbezüglich für die Gesellschaft: 66
Prozent sehen Vorteile, 28 Prozent dagegen Nachteile der Digitalisierung auf
die Gesellschaft.
Grafik 12
Vergleich Auswirkung Digitalisierung
persönlich und Gesellschaft
"Das Leben der Menschen wird zunehmend durch Digitalisierung durchdrungen: Elektronisch vernetzte Daten
übernehmen bei allen Tätigkeiten eine wachsende Rolle."
"Ist das für Sie persönlich… / "Ist das für die Gesellschaft…"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
2
4
ein grosser Nachteil
15
4
24
6
57
46
eher ein Nachteil
weiss nicht/keine
Antwort
eher ein Vorteil
22
für Sie persönlich
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
20
ein grosser Vorteil
für die Gesellschaft
20
Auffallend zurückhaltend sind die jüngsten Befragten der aktuellen Jugendstudie. Teilt man die Generationen etwas holzschnittartig nach Jahrgängen ein,
sind genau dies vielleicht die ersten Vertreter der Generation Z. Sie sehen nur
zu 8 Prozent grosse Vorteile für die Gesellschaft.
Grafik 13
Auswirkung Digitalisierung Gesellschaft nach Alter
"Das Leben der Menschen wird zunehmend durch Digitalisierung durchdrungen: Elektronisch vernetzte Daten
übernehmen bei allen Tätigkeiten eine wachsende Rolle. Ist das für die Gesellschaft…"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
5
26
4
5
24
23
4
ein grosser Nachteil
8
7
eher ein Nachteil
45
43
weiss nicht/keine
Antwort
54
eher ein Vorteil
23
21
ein grosser Vorteil
8
16 bis 17 Jahre
18 bis 21 Jahre
22 bis 25 Jahre
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009), sig.
Für sich selber ist die Generation etwas optimistischer, aber nicht stärker als
die 18- bis 21-Jährigen. Trotzdem sind die jüngeren Altersgruppen insgesamt
etwas zuversichtlicher als die Ältesten im CS-Jugendbarometer.
Grafik 14
Auswirkung Digitalisierung persönlich nach Alter
"Das Leben der Menschen wird zunehmend durch Digitalisierung durchdrungen: Elektronisch vernetzte Daten
übernehmen bei allen Tätigkeiten eine wachsende Rolle. Ist das für Sie persönlich…"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
1
19
3
12
16
5
1
ein grosser Nachteil
8
eher ein Nachteil
64
61
49
weiss nicht/keine
Antwort
eher ein Vorteil
16
16 bis 17 Jahre
21
24
ein grosser Vorteil
18 bis 21 Jahre
22 bis 25 Jahre
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009), sig.
21
Am stärksten sehen die Vorteile junge Menschen, die selber stark an der Wirtschaft orientiert sind und sich entsprechend selber stark an wirtschaftlichen
Zielen orientieren.
Grafik 15
Auswirkung Digitalisierung persönlich nach wirtschaftlicher
Orientierung
"Das Leben der Menschen wird zunehmend durch Digitalisierung durchdrungen: Elektronisch vernetzte Daten
übernehmen bei allen Tätigkeiten eine wachsende Rolle. Ist das für Sie persönlich…"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
1
2
3
5
16
13
3
4
19
ein grosser Nachteil
9
46
eher ein Nachteil
58
58
weiss nicht/keine
Antwort
56
eher ein Vorteil
49
22
22
14
sehr stark
eher stark
eher schwach
ein grosser Vorteil
sehr schwach
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009), sig.
Junge Frauen sehen für sich persönlich etwas stärker die Nachteile der Digitalisierung, sind aber nicht skeptischer als junge Männer, was die Auswirkungen
auf die Gesellschaft betrifft.
Grafik 16
Auswirkung Digitalisierung persönlich nach Geschlecht
Auswirkung Digitalisierung Gesellschaft nach Geschlecht
"Das Leben der Menschen wird zunehmend durch Digitalisierung durchdrungen: Elektronisch vernetzte Daten
übernehmen bei allen Tätigkeiten eine wachsende Rolle. Ist das für Sie persönlich…"
"Das Leben der Menschen wird zunehmend durch Digitalisierung durchdrungen: Elektronisch vernetzte Daten
übernehmen bei allen Tätigkeiten eine wachsende Rolle. Ist das für die Gesellschaft…"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
2
12
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
2
18
ein grosser Nachteil
5
4
5
24
23
6
6
ein grosser Nachteil
4
eher ein Nachteil
eher ein Nachteil
55
58
weiss nicht/keine
Antwort
45
47
weiss nicht/keine
Antwort
eher ein Vorteil
eher ein Vorteil
21
26
18
Mann
Mann
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009), sig.
19
ein grosser Vorteil
ein grosser Vorteil
Frau
Frau
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009), n.sig.
Noch deutlicher ist die Differenzierung der jungen Menschen in der Schweiz
erkennbar, wenn es um die konkrete Abwägung zwischen online und offline
geht. In lediglich drei Bereichen dominiert die Online-Abwicklung mehrheitlich:
Beim Produktvergleich, der Stellensuche und beim Zahlungsverkehr ziehen
mindestens knappe Mehrheiten eine Online-Lösung vor.
Bereits beim Zahlungsverkehr beurteilen aber 19 Prozent online und offline als
gleichwertig und 24 Prozent erledigen den Zahlungsverkehr lieber offline. Zwei
22
typische Beispiele für ein situatives Abwägen von online und offline sind Anleitungen respektive Lernen sowie Projekarbeit im Team. Wenn es um Anleitungen oder Lernen geht, beurteilt ein Drittel beide Kanäle als gleichwertig, 43
Prozent ziehen eine Online-Lernlösung vor. Bei der Projektarbeit im Team beurteilen sogar 39 Prozent beide Varianten als gleichwertig, 21 ziehen OnlineProjektarbeit vor, während 34 Prozent eher klassische Projektarbeit ohne Internet vorziehen.
Addiert man die Anteile, die Internet-Lösungen mindestens als gleichwertig
einstufen, haben Online-Lösungen noch bei der Erledigung von Behördengeschäften sowie beim Autokauf mehrheitliches Potenzial.
Bereits umstrittener sind Kleidereinkäufe, denn hier haben sich sehr viele Jugendliche eine Meinung gebildet. Nur 20 Prozent präferieren aktuell reine Online-Lösungen, 30 Prozent beurteilen beide Wege als gleichwertig, 48 Prozent
hingegen wollen Kleider lieber offline kaufen.
Grafik 17
Lebensgestaltung Online vs. Offline (1/2)
"Denken Sie nun an ihre persönliche Lebensgestaltung. Es gibt immer mehr Online-Angebote, um sich
auszutauschen und um Dinge zu erledigen. Wie stark setzen sie bei den folgenden Bereichen auf ein OnlineAngebot und wo ziehen Sie Lösungen ohne Internet vor?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Produktvergleich
28
Stellensuche
23
Zahlungsverkehr
Autokauf
4
17
Projektarbeit im Team
5
16
Kleidereinkauf
5
15
Wählen/Abstimmen
7
11
Versicherungsberatung
voll online
eher ohne Internet
4
19
32
10
25
22
21
39
19
3
17
13
28
6
20
23
eher online
möglichst ohne Internet
7
20
21
24
6
17
16
30
14
14
18
20
5 3
22 3
10
33
17
4
26
33
11
6
14
44
18
Anleitungen/Lernen von
Themen
Erledigung
Behördengeschäfte
46
2
30
26
9
17
online/offline gleichwertig
weiss nicht/keine Antwort
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Bei den weiteren Aktivitäten ist das Potenzial unter Einbezug der Anteile, welche on- und offline als gleichwertig einschätzen, nicht gross genug für OnlineMehrheiten.
Das gilt beispielsweise für das Wählen/Abstimmen: 53 Prozent ziehen eine
Offline-Lösung bei der politischen Partizipation vor. Wenn es generell um politisches oder gesellschaftliches Engagement geht, so ziehen nur 13 Prozent reine
Online-Lösungen vor. Beim Engagement ist allerdings der hohe Anteil, welcher
dies nicht beurteilen kann oder beide Kanäle als gleichwertig erachtet, zu berücksichtigen.
Versicherungsberatung ziehen 14 Prozent-, Finanzberatung gar nur 10 Prozent
online vor. Damit ist die Finanzberatung noch knapp vor dem Lebensmitteleinkauf der Bereich, wo für Junge Online-Lösungen spontan beurteilt wenig Sinn
machen.
Generell werden bei Bereichen, in welchen die persönliche Interaktion wichtig
ist, offenbar Offline-Lösungen bevorzugt. Ausserhalb der Projektarbeit (in fixen
Teamstrukturen) ist die physische Begegnung offenbar für sehr breite Kreise
der Jugendlichen noch immer wesentlich. Das gilt fürs Flirten, die Freundschaftspflege und auch für das Geldverdienen/Arbeiten oder die Freizeitgestal23
tung und neben der Versicherungs- und Finanz- auch für die Fitness- oder Lebensberatung.
Grafik 18
Lebensgestaltung Online vs. Offline (2/2)
"Denken Sie nun an ihre persönliche Lebensgestaltung. Es gibt immer mehr Online-Angebote, um sich
auszutauschen und um Dinge zu erledigen. Wie stark setzen sie bei den folgenden Bereichen auf ein OnlineAngebot und wo ziehen Sie Lösungen ohne Internet vor?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Freizeit/Entspannung
4
10
Flirten/Daten
3
11
Freundschaftspflege
4
10
Geld verdienen/Arbeiten
4
9
Politisches/gesellschaftliches
2
Engagement
2
10
Hobbies
3
9
Lebensberatung 2
9
Finanzberatung
7
Lebensmitteleinkauf
voll online
eher ohne Internet
3 3
28
21
25
13
33
20
24
14
22
13
29
28
eher online
möglichst ohne Internet
4
20
31
20
27
16
7
30
25
33
4
38
29
20
8
30
20
27
11
Fitnesscoaching
3
24
38
3
34
17
30
18
57
1
online/offline gleichwertig
weiss nicht/keine Antwort
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Anhand der starken situativen Entscheidung, welcher Kanal offline oder online
bevorzugt wird, lässt sich ein Cluster mit ähnlichen Haltungen erkennen. 31
Prozent sind eigentlich "Digitale", die in der Regel einen digitalen Weg bevorzugen. Analoge als Gegengruppe machen immerhin 23 Prozent aus und sind entsprechend nicht deutlich seltener vertreten unter jungen Einwohnern der
Schweiz. Fast die Hälfte aber lassen sich als Differenzierte bezeichnen, die je
nach Situation entscheiden.
24
Grafik 19
Cluster Digitalisierung der persönlichen Lebensgestaltung
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Analoge
23
Digitale
31
Differenzierte
46
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Bei Analogen kommen noch Produktvergleich oder Stellensuche digital in Frage, danach kippt es bereits bei Zahlungsverkehr und beim Lernen, wo nur noch
sehr kleine Anteile überhaupt an den Online-Kanal denken. Digitale sind für alle
Angebote ausser dem Lebensmitteleinkauf wenigstens zu 20 Prozent offen.
Sie tendieren zu einem Drittel auch in der Freizeit und der Freundschaft sowie
bei Kleiderkauf oder Behördengeschäften zum Online-Kanal. Sie können sich
Lebensberatung und Flirten online durchaus vorstellen.
Differenzierte sind zu wenigstens einem Viertel oder etwas weniger offen für
Behördengeschäfte, das Wählen und Abstimmen sowie den Autokauf. 17 Prozent der Differenzierten sind offen für Projektarbeit im Team und den Kleiderkauf.
25
Grafik 20
Lebensgestaltung Online vs. Offline nach Cluster
Digitalisierung der persönlichen Lebensgestaltung
"Denken Sie nun an ihre persönliche Lebensgestaltung. Es gibt immer mehr Online-Angebote, um sich
auszutauschen und um Dinge zu erledigen. Wie stark setzen sie bei den folgenden Bereichen auf ein OnlineAngebot und wo ziehen Sie Lösungen ohne Internet vor?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren voll/eher online
76
77
75
64
58 58
72
Digitale
48
35
32
22
25
9
9
31
26
15
2
Versicherungsberatung
1
3
5
3
2
4
4
2
1
4
0
Differenzierte
1
0
Finanzberatung
5
Geld
verdienen/Arbeiten
Politisches/gesellschaft
liches Engagement
5
8
6
Lebensberatung
7
4
7
Wählen/Abstimmen
Projektarbeit im Team
9
9
Freundschaftspflege
22
5
Autokauf
Zahlungsverkehr
Anleitungen/Lernen
von Themen
Erledigung
Behördengeschäfte
Stellensuche
3
25
17 17
Kleidereinkauf
24
13
Produktvergleich
29
Hobbies
25
16
35
34
29
Lebensmitteleinkauf
34
28
Flirten/Daten
44
36
Fitnesscoaching
36
Freizeit/Entspannung
47
Analoge
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Wer sich grundsätzlich den digitalen Kanal für verschiedenste Lebensbereich
vorstellen kann, sieht in der Digitalisierung auch stärker die Vorteile. Analoge
dagegen sehen die Vorteile (knapp) nicht mehrheitlich.
Grafik 21
Auswirkung Digitalisierung Gesellschaft nach Cluster
Ditialisierung der persönlichen Lebensgestaltung
"Das Leben der Menschen wird zunehmend durch Digitalisierung durchdrungen: Elektronisch vernetzte Daten
übernehmen bei allen Tätigkeiten eine wachsende Rolle. Ist das für die Gesellschaft…"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
2
3
21
22
7
10
ein grosser Nachteil
3
7
32
eher ein Nachteil
49
weiss nicht/keine
Antwort
50
32
eher ein Vorteil
25
Digitale
18
17
Differenzierte
Analoge
ein grosser Vorteil
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009), sig.
Zu einer digital bewussten Jugend passt auch die Bedeutung, die dem Schutz
des Individuums und seiner personenbezogenen Daten zugeschrieben wird.
Primär sehen die Jungen sich selbst in der Verantwortung. Dahinter folgen
26
Schulen/Ausbildungsstätten sowie zunehmend auch der Staat und die Politik.
Das CS-Jugendbarometer 2014 zeigte, dass die politischen Forderungen für
Schutz im Internet sehr konkret und unter Jungen klar mehrheitsfähig sind.
Aber auch die Anbieter von Internet oder von IT sowie die Unternehmen und
die Verbandswelt haben für Mehrheiten eine bedeutende Rolle.
Grafik 22
Trend Wichtigkeit Akteure Schutz Individuum und
Personendaten Schweiz
"Der Umgang mit Informationen in der digitalen Welt kann für den Einzelnen ein Sicherheitsrisiko bergen. Wie
wichtig schätzen Sie die Rolle der folgenden Akteure beim Schutz des Individuums und seiner
personenbezogenen Daten ein?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, sehr/eher wichtig
Jeder einzelne selbst
87
77
76
70
68
64
84
74
72
64
62 61
53
49
54
46
Schulen/andere Ausbildungsstätten
Staat/Politik
Unternehmen
Anbieter von Internet
Anbieter von
Computern/Tablets/Smartphones
Verbände/Interessengruppen/NGOs
April-Juni 2014
April-Juni 2015
Personen wie Julien Assange/Edward
Snowden
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
3.1.1 Zwischenbilanz
Die Digital Natives erleben als (zum Teil) junge Erwachsene die Digitalisierung
neuer Lebensbereiche. Sie sind diesbezüglich zurückhaltend und differenziert,
wenn diese Digitalisierung über Produktvergleiche, Stellensuche oder Zahlungsverkehr hinausgeht. Selbst beim Zahlungsverkehr ziehen 24 Prozent der
Schweizer Jugendlichen weiterhin eine Offline-Lösung vor.
Die Digital Natives gleichen in diesen neuen Bereichen mit ihrer bewussten
Zurückhaltung offenbar den Digital Immigrants, als es bei ihnen um den Umgang mit den neuen Informationstechnologien ging. Digital Immigrants umfassen Personen aus der Generation mit Geburtsjahrgängen von 1976 oder älter.
Sobald Vertrauen eine Rolle spielt oder erst entstehen muss, ziehen auch die
Digital Natives die analoge/Offline-Interaktion in der Regel deutlich vor. Zwar
wird viel Zeit online verbracht und das Internet spielt eine kaum wegzudenkende Rolle, aber gerade für Freizeit, Beruf, Partnerschaft und Freundschaft
kommt es offenbar stark auf das Offline-Erlebnis an. Auch neue Angebote wie
Wählen/Abstimmen oder Fitnessberatung sind nicht für breite Kreise attraktiver
als eine Offline-Lösung. Nur etwa ein Drittel der Jugend ist eigentlich digital
orientiert und kann sich für viele Lebensbereiche digitale Lösungen vorstellen.
In ausgewählten Bereichen dürfte die Entscheidung offline-online sehr stark auf
die Umstände ankommen und vor dem Hintergrund von ersten eigenen Erfahrungen beurteilt werden. Das gilt insbesondere für die Projektarbeit im Team,
für gesellschaftliches oder politisches Engagement oder für spezifische Formen
von Anleitungen oder des Lernens. Hier herrscht Pragmatismus vor: Eigene
Erfahrungen bei solchen interaktiven Tätigkeiten zeigen offenbar, dass offline
und online je nach Projekt und Interesse oft gleichwertig sein können, aber
27
einander gegenseitig bedingen: Online schafft Effizienz, offline schafft Vertrauen.
3.2
Digitale Kommunikation, Interaktion
und Medien
Im Unterschied zu vielen anderen Trend-Bereichen fallen die Urteile der Jungen
zu "in oder out" bei Kommunikations-Tools sehr polarisiert und gerichtet aus.
Mit Blick auf die hohe Aussagekraft dieser Elemente bei der Definition von
Trends sowie der hohen Innovationsdichte wie beispielsweise bei Smartwatches haben wir 2015 diesen Teil der Befragung um einige Tools erweitert.
Praktisch alle Jugendlichen beurteilen Smartphone, WhatsApp und YouTube als
im Trend und die breitesten Kreise nutzen es auch. Diese drei Tools und Kommunikations-Medien sind zurzeit das absolute Muss für Jugendliche und damit
auch eigentlicher Mainstream. Differenzierter ist es bei Instagram: Mit 44 Prozent beurteilen sehr hohe Anteile Instagram als in, nutzen es selber aber nicht.
Addiert man die 40 Prozent, die es nutzen, aber dazu, beurteilen ebenfalls 84
Prozent Instagram als trendy, womit es der viertwichtigste Trend aller Kommunikationsformen ist. Dahinter folgen Musik runterladen und Fernsehen. Netflix/TV-Streaming nutzen ebenfalls 43 Prozent (noch) nicht, aber für 76 Prozent
ist es in. Damit ist Netflix/TV-Streaming in dieser Hinsicht bereits auf dem Niveau von Facebook! Facebook gilt inzwischen für 24 Prozent als out.
Noch immer für breite Kreise gelten EMails als in, wobei sie auch für 24 Prozent out sind. Viele finden es zudem trendy, gleichzeitig fernzusehen und das
Smartphone oder Tablet zu nutzen. Spotify wird von relevanten Anteilen als in
bezeichnet, aber nur wenig genutzt. Deutlicher gilt dies für Twitter, welches
noch stärker polarisiert: Mit 26 Prozent beurteilen noch mehr Junge Twitter als
out als Facebook – dies bei deutlich geringeren Nutzungsraten. Das zuletzt viel
diskutierte Tinder polarsiert als Dating App stark. 34 Prozent beurteilen es als
out, 53 Prozent als in. 12 Prozent geben sich als Nutzerinnen oder Nutzer einer
solchen Plattform aus. Gerade einmal neun von hundert Jugendlichen nutzen
Tinder und finden es trendy.
Smartwatches gelten für viele als out und nur die Wenigsten besitzen eine.
Eine Mehrheit taxiert heute SMS als out. Mit 45 Prozent, welche SMS noch als
in sehen, gehört der Kurznachrichtendienst zu den Kommunikationsinstrumenten, die am wenigsten trendy sind. Noch weniger in scheint es, einmal offline
zu sein, das Festnetz-Telefon zu benutzen, von Hand Briefe zu schreiben oder
YouNow zu nutzen. YouNow kennen die 16- bis 25-Jährigen zu 64 Prozent
nicht. Der Livestreaming-Dienst richtet sich aber auch an eine noch jüngere
Zielgruppe.
28
Grafik 23
Trends alle Lebensbereiche: Kommunikation
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen des Lebens aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese
in ihrem privaten Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Smartphone wie iPhone oder Android
WhatsApp
94
YouTube
91
Instagram
40
44
Musik runterladen
17
62
Netflix/TV-Streaming
14
33
Filme runterladen
E-Mail
7
71
18
27
Twitter
Tinder/Dating-Apps
9
13
42
SMS
13
43
Mal offline sein
22
24
Festnetz-Telefon
16
26
von Hand geschriebene Briefe
16
YouNow 1
7
7
14
Umfeld: in, aber nutze ich nicht
Umfeld: out & nutze ich nicht
1
26
12
31
40
18
23
26
11
24
3
1
2
7
35
10
3
6
15
5 2
44
4
9
3
14
58
11
22
8
46
11
2
32
56
9
15
36
gleichzeitig Fernsehen und Smartphone/Tablet nutzen
9
12
16
39
Spotify
3
11
60
10
3 4
43
Facebook
Umfeld: in & nutze ich selbst
Umfeld: out, aber nutze ich selbst
4 2
67
Fernsehen
Smartwatches
1
31
2
3 1
2 1
3 3
95
27
38
45
64
1
20
weiss nicht/keine Anwort
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Wie stark die Trends von der Kommunikation bestimmt werden, zeigt das Ranking der Top-Ten aus insgesamt exakt hundert Elementen aus allen Lebensbereichen, bei welchen wir die Jungen baten, eine Trend-Einschätzung abzugeben. Kommunikations-Tools bestimmen drei der vier Toptrends, welche die
Jungen als in beurteilen und auch selber nutzen. E-Mails belegen noch immer
Rang 9. An der Spitze liegen Smartphones und WhatsApp. Die grössten
Trends, welche nicht mit digitaler Kommunikation zu tun haben, sind Freunde
treffen und Ferien im Ausland. Weiter sind die Freizeitaktivitäten "neue Leute
kennenlernen" und "ins Kino gehen" weit oben auf der Hitliste der effektiv gelebten Trends.
29
Grafik 24
Top-Ten: Gelebte Trends aller Lebensbereiche:
in und genutzt Schweiz
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen des Lebens aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese
in ihrem privaten Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Smartphone wie iPhone
oder Android
95
WhatsApp
94
Freunde treffen
91
YouTube
91
Ferien im Ausland
88
neue Leute
kennenlernen
79
ins Kino gehen
74
sich selbst sein und sich
nicht verstellen
73
E-Mail
71
Flugzeuge
Umfeld: in &
mache ich gerne
68
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Wenn man bei den Elementen die Anteile addiert, welche die Jungen unabhängig von der Nutzung als trendy bewerten, dann bleibt das Smartphone der
Spitzenreiter. WhatsApp folgt auf Rang drei und YouTube auf Rang fünf. Im
Unterschied zu den auch genutzten Elementen schaffen es Musikfestivals und
Fitnesstraining auf die vordersten Plätze. Mit anderen Worten: Musikfestivals
und Fitnesstraining gelten für viele als aktuell, obwohl sie entweder Festivals
oder Fitnesscenter nicht besuchen.
30
Grafik 25
Top-Ten: Gelebte Trends aller Lebensbereiche:
in und genutzt/in und nicht genutzt
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen des Lebens aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese
in ihrem privaten Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Smartphone wie
iPhone oder Android
98
Freunde treffen
97
WhatsApp
97
Ferien im Ausland
95
YouTube
94
neue Leute
kennenlernen
91
Musikfestivals/Live
Konzerte
90
Fitness-/
Krafttraining
ins Kino gehen
Fernsehserien
anschauen
87
86
Umfeld: in &
mache ich
gerne/Umfeld: in,
aber mache ich
nicht gerne
86
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Die Top-Ten der Anti-Hitliste aus Elementen, die man zwar selber nutzt aber als
out betitelt, werden umgekehrt noch deutlicher von Kommunikations-Tools
geprägt. Die Top-Five der etwas angestaubten aber praktischen Dinge sind
ausnahmslos auf die Kommunikation bezogen: SMS, von Hand geschriebene
Briefe, Festnetz-Telefon, Offline-Sein und E-Mail. Mit Facebook rangiert ein
weiteres solches Elemente auf Rang 8 der Top-Ten: Mit anderen Worten beurteilen viele Facebook-Nutzer Facebook als out.
31
Grafik 26
Top-Ten: Gelebte Trends aller Lebensbereiche:
genutzt aber out
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen des Lebens aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese
in ihrem privaten Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
SMS
35
von Hand
geschriebene Briefe
26
Festnetz-Telefon
26
Mal offline sein
23
E-Mail
22
Ferien im Inland
22
Schweizer
Traditionen pflegen
Facebook
16
15
sich der Religion
widmen
15
Öffentlicher Verkehr
(Bahn, Bus)
15
Umfeld: out, aber
mache ich gerne
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Die einzige Top-Ten-Liste, bei denen Kommunikations-Tools nicht die vordersten Ränge besetzen, sind Dinge, welche Junge out finden und selber auch
nicht nutzen. Am ehesten gilt das für leistungssteigernde Substanzen oder
Drogen. Auch Rauchen folgt an achter Stelle. Dahinter folgen auffallend viele
Aktivitäten oder Gruppen, die mit der Zivilgesellschaft oder dem Milizsystem in
Verbindung gebracht werden können: Sich der Religion widmen, einer politischen Partei angehören oder an politischen Demonstrationen teilnehmen, dem
Militär oder einer Jugendorganisation angehören: Alle Elemente werden verbreitet als out taxiert und die Jungen interessieren sich nicht dafür, aktiv mitzumachen. Geländewagen und von Hand geschriebene Briefe runden diese
Top-Ten-Liste der aus der Mode gekommenen Dinge ab.
32
Grafik 27
Top-Ten: Gelebte Trends aller Lebensbereiche:
out und nicht genutzt
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen des Lebens aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese
in ihrem privaten Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
leistungssteigernde Substanzen
konsumieren (bspw. Ritalin)
59
Drogen konsumieren
55
sich der Religion widmen
55
Politische Partei
52
an politischen Demonstrationen
teilnehmen
50
Geländewagen/SUV
49
Militär
48
Rauchen
46
von Hand geschriebene Briefe
Umfeld: out &
mache ich nicht
gerne
45
Jugendorganisation (z.B. Pfadi,
Blauring)
42
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Nicht nur die aktuellen Hitlisten der Trends, sondern auch die Dynamiken bei
Trends werden weitgehend von Kommunikation bestimmt. Dabei fallen zwei
Trends in erster Linie auf: Der Aufstieg von Smartphones innerhalb von vier
Jahren sowie der Abstieg von SMS ein Jahr versetzt in den letzten drei Jahren.
Eindeutig rückläufig seit kürzerer Zeit sind auch E-Mail sowie Facebook. Facebook befindet sich seit vier Jahren auf einem langsamen Sinkflug und gilt immer weniger verbreitet als zeitgemäss. Relativ stabil hält sich Fernsehen auf
den vorderen Rängen.
Grafik 28
Trends alle Lebensbereiche: Kommunikation Schweiz
"Wir haben hier eine Liste von ganz unterschiedlichen Dingen des Lebens aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese
in ihrem privaten Umfeld in oder out sind und gleichzeitig, wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, in & nutze ich selbst
92
88
80
77
67
94
92
88
81
76
81
87
84
77
76
70
65
53
47
42
41
40
39
42
86
83
74
71 71
68
19
E-Mail
72
65
64
53
55 55
42
43
34
13
71
67
62
60
56
43
39
Musik runterladen
Fernsehen
Facebook
gleichzeitig Fernsehen und
Smartphone/Tablet nutzen
SMS
22
18
Smartphone wie I-Phone
oder Android
79
28
18
95
16
26
16
Filme runterladen
Festnetz-Telefon
Aug.-Okt.
Mai 2011
März/April April/Mai 2013 April-Juni
2010
2012
2014
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
April-Juni
2015
von Hand geschriebene
Briefe
33
Der Aufstieg von WhatsApp ist eng mit dem Trend zu Smartphones und weg
von SMS verbunden. Für 84 Prozent der Jungen ist WhatsApp inzwischen der
wichtigste oder zweitwichtigste Kanal für die Kontaktaufnahme mit Freunden.
Das Mobil-Telefon folgt mit 51 Prozent weit dahinter. Andere Kontaktmöglichkeiten spielen demgegenüber kaum eine Rolle.
Grafik 29
Trend Kontaktmöglichkeiten mit Freunden Schweiz
"Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um mit Ihren Freunden in Kontakt zu treten? Bitte tragen Sie die folgenden
Medien nach Ihrer Bedeutung ein, die Sie für die Kontaktpflege haben. Rang 1 bedeutet: Das wichtigste
Kontaktmedium, Rang 8 das unwichtigste aus der Liste."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren,
wichtigstes Kontaktmedium (1) und (2)
80
75
71
64
WhatsApp
84
73
67
Mobil-Telefon
66
67
SMS
52
51
Facebook
43
40
Mail
26
12
10
26
28
24
23
16
16
10
11
9
7
7
4
6
2
6
Aug.-Okt.
Mai 2011
März/April
April/Mai
April-Juni
2010
2012
2013
2014
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000),
* bis 2014: Threema/iO/weitere Gratis-SMS-Apps
iO/Viber*
16
6
2
3
Festnetz-Telefon
April-Juni
2015
Die digitalen Möglichkeiten sind für die Mediennutzung absolut zentral. Im Internet werden täglich Stunden verbracht. WhatsApp oder andere Chats sind
dabei das am meisten benutzte Medium. Das drittwichtigste Medium ist das
Fernsehen über ein herkömmliches Fernsehgerät. Damit ist die klassische
Flimmerkiste noch etwas wichtiger als YouTube oder Online-TV-Angebote, die
aber durchschnittlich ähnlich viel Zeit wie TV in einem Tag für private Zwecke in
Anspruch nehmen. Facebook ist weiterhin ein wichtiger Kanal, mit dem viele
Junge einige Zeit verbringen. Facebook steht deutlich vor Gamen, Instagram
und Twitter. Snapchat und Tinder sind nur für wenige relevant. YouNow hat
bisher keine Bedeutung für Junge zwischen 16 und 25 Jahren erlangt.
34
Grafik 30
Mediennutzung
"Wie lange nutzen Sie die folgenden Medien an einem durchschnittlichen Tag für private Zwecke? Bitte nur
ungefähre Zeiten angeben, an denen Sie aktiv (Lesen, Anschauen oder selber Beiträge verfassen) sind."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Internet
allgemein/total
WhatsApp oder
andere Chats
Fernsehen mit
einem TV-Gerät
YouTube, OnlineTV-Angebote
4
Facebook
3
20
11
4
3
36
23
5
5
40
26
7
22
56
18
9
51
13
1
1
18
34
12
2 4
1
Instagram
3
7
1
Twitter 2
9
Tinder und Dating1
Plattformen
1
YouNow 2
41
12
Gamen
Snapchat
19
22
35
44
29
2
87
1
65
9
1
89
1
95
mehr als drei Stunden
weniger als eine Stunde
1
2
58
29
1
2
zwei bis drei Stunden
gar nicht
eine bis zwei Stunden
weiss nicht/keine Antwort
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Die Mediennutzung wird mobiler und häufiger. Mittlerweile informieren sich 41
Prozent der Jungen mehrmals täglich. 2010 waren es erst 29 Prozent. Der Anteil, der sich mindestens täglich informiert, ist dagegen leicht rückläufig. Waren
es 2011 noch 77 Prozent die sich mindestens einmal täglich informierten, sind
es jetzt noch 70 Prozent.
Grafik 31
Trend Info über Tagesgeschehen Schweiz
"Wie oft informieren Sie sich über Medien über das Tagesgeschehen?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
1
21
12
14
4
5
3
3
5
14
14
16
12
4
3
17
11
5
5
11
6
18
16
6
weiss nicht/keine
Antwort
gar nie
seltener
43
40
36
42
34
29
einmal pro Woche
mehrmals pro
Woche
29
34
36
37
36
41
täglich
mehrmals täglich
Aug.-Okt. 2010
Mai 2011
März/April 2012 April/Mai 2013
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
April-Juni 2014 April-Juni 2015
35
Wenn es um das Tagesgeschehen geht, so wecken das Wetter (65 Prozent)
und die regionale News/das regionale Tagesgeschehen (60 Prozent) seit jeher
das grösste Interesse der Jugendlichen, die sich mindestens selten informieren. Dahinter hat sich ein Mittelfeld gebildet, welches sich aus Politik, Musik,
Wirtschaft, Sport und Kultur zusammensetzt. Alle diese Elemente interessieren
jedoch nur eine Mehrheit. Ungefähr ein Drittel interessiert sich für Anlässe,
Reiseinformationen und neue Produkte. People-Stories interessierten zuletzt
immer weniger – noch 28 Prozent informieren sich darüber. Ungefähr je ein
Viertel interessiert sich für Mode oder Computer/Games.
Grafik 32
Trend Filter Interesse am Tagesgeschehen Schweiz
"Was interessiert Sie am Tagesgeschehen?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren,
die sich mindestens selten informieren
Wetter
regionale Aktualität
Politik
Musik
61
61
56
64
61
65
59
58
59
60
50
46 46
47
44
41
57
54 52
47
43
40
39 39
64
48
46
48
41
39 39 38
36
40
37 36
29
33
35 33
29
21
23
45
39 39
43
38
40
39
33
35
33
29
31
25
22
Wirtschaft
Sport
45 44
43 43
42
35
31
26
24
34
Kultur
Anlässe, Partys, Ausgehen
Reiseinformationen
28
neue Produkte/Marken
People/VIPs
Mode/Kleider/Accessoires/
Styling
Aug.-Okt.
2010
Mai 2011
März/April
2012
April/Mai 2013
April-Juni
2014
April-Juni
2015
Computer/Games
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (n = ca. 990)
Die hohe Bedeutung von Gratiszeitungen für die Information Jugendlicher bestätigt sich in der Schweiz auch mit der sechsten Durchführung der Studie.
Während das Fernsehen in dieser Zeit als Informationsmedium massiv an Bedeutung verlor, behalten Gratiszeitungen für 73 Prozent der Jugendlichen, die
sich mindestens selten informieren, ihre führende Bedeutung. Das Fernsehen
startete 2010 bei 70 Prozent auf vergleichbarem Niveau und liegt heute bei 54
Prozent. Mehrere Jahre stagnierten Newssites und hatten für gut die Hälfte der
jungen News-Konsumierenden eine Bedeutung. Nun ist der Anteil sprunghaft
auf 61 Prozent gestiegen. Während Facebook an NutzerInnen verliert, steigt
jedoch die Bedeutung als Newskanal sprunghaft an – Facebook hat die deutlich
höhere Bedeutung als andere soziale Netzwerke oder Blogs oder Maildienste,
die kaum noch Relevanz haben. News-Apps auf dem Smartphone stagnieren
dagegen nach einem massiven Aufstieg zwischen 2010 und 2014. Sie liegen
2015 bei 52 Prozent (Vorjahr 55 Prozent).
Kontinuierlich verlieren bezahlte Tageszeitungen an Bedeutung für die Information Jugendlicher. Um das Jahr 2010 herum informierte sich jeweils noch etwa
ein Drittel über Tageszeitungen, jetzt ist es erstmals weniger als ein Fünftel.
36
Grafik 33
Trend Filter Art der Information über das Tagesgeschehen
Schweiz
"Wie informieren Sie sich über das Tagesgeschehen?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, die sich mindestens selten informieren
Gratiszeitungen wie 20 Minuten,
Blick am Abend
Internet:
Newsseiten/Zeitungsseiten
75
70
51
49
74
63
57
59
53
35
35
30
32
29
23
22
14
9
23
Aug.-Okt.
2010
12 12
7
Mai 2011
76
73
71
52
TV
77
40
37
29
24
Radio
59
55
55
54
49
52 52
61
53
52
48
54
News-Apps auf
Smartphone/Tablet
(iPhone/iPad/Android)*
Facebook
47
37
bezahlte Tageszeitungen
37
Wochenzeitungen
16
13
28
22
15
14
18 16
11
6
6
6
März/April
2012
73
23
April/Mai 2013
April-Juni
2014
19
17
13
7 8
April-Juni
2015
soziale Netzwerke (andere als
Facebook)**
Blogs und Maildienste
andere Quellen
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (n = ca. 990),
*bis 2014: News-Apps auf Smartphone (iPhone/iPad/Android), **bis 2014: Internet: soziale Netzwerke
3.2.1 Zwischenbilanz
Wie Digital Natives ticken und wo sie anders als Digital Immigrants ticken, lässt
sich weiterhin sehr gut anhand des Umgangs mit Kommunikations-Tools und
sozialen Netzen erkennen.
Die Umwälzungen von Jahr zu Jahr sind beeindruckend. Breite Kreise der Jugendlichen reagieren sehr rasch auf solche Veränderungen. Neben den bereits
in den letzten fünf Jahren deutlich gewordenen Veränderungen rund um
Smartphones, welche den Internetkonsum mobil ermöglichen und damit verbunden den Aufstieg von WhatsApp und das langsame Ende der SMS einläuteten, betrifft das auch kurzfristig weitere Umwälzungen, die teilweise erst am
Anfang stehen. Vier aktuelle Beispiele illustrieren dies:

Die E-Mails, die zunehmend ausser Mode geraten.

Die Veränderung von Facebook als trendiges Kontaktmedium hin zu einem bedeutenden Newskanal.

Die Etablierung von Youtube als absolutes Trend-Medium.

Der langsame Abstieg des Fernsehens als Informationskanal.
In dieser Veränderungsphase haben sich Gratiszeitungen als Schweizer Eigenart überraschend deutlich als heute im Vergleich zum TV mit Abstand wichtigstes Jugend-Medium behaupten können.
Digital Natives sind sehr versiert bis auf die Stufe Web 2.0, was sie von Digital
Immigrants unterscheidet. Sie reagieren auf Umwälzungen im Internet als
Kommunikations- und soziales Interaktionsmedium rasch und intuitiv. Vergleichsweise vorsichtig und zurückhaltend sind sie nur mit der weiteren Entwicklung des Internets in weiteren Lebensbereichen in Richtung Web 3.0.
37
3.3
Ausbildung – Beruf – Wirtschaft – Finanzen
In der Schweiz stehen Jugendlichen verschiedenste Wege zwischen Ausbildung und Berufstätigkeit offen. Nicht wenige kombinieren mit der Lehre beides. Junge Einwohner der Schweiz, die sich mindestens teilweise in Ausbildung befinden, sind in sehr hohem Mass zufrieden und überzeugt, dass die
Ausbildung sie ihren Berufszielen näher bringt. Verbreitet, aber in leicht abnehmenden Mass, wird die Ausbildung nur als Zwischenschritt betrachtet. Sie
ist in hohem Mass auch ein Teil der Selbstverwirklichung und entspricht den
eigenen Träumen. Der Generation Y wird gerne nachgesagt, sie habe keine
Ziele. Das lässt sich gerade bei der Integration in die Wirtschaftswelt sehr gut
widerlegen.
Grafik 34
Trend Aussagen Ausbildung Schweiz
"Wie stark treffen folgende Dinge für Sie zu? Sie können zwischen 0 und 100% eine Schätzung abgeben."
in Mittelwerten EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, welche in Ausbildung sind
78.6
68.0
66.8
64.1
74.5
75.7
67.1
68.0
64.5
64.5
63.0
61.9
62.8
62.6
74.0
Ausbildung bringt mich
Berufszielen näher
64.0
Ausbildung als
Zwischenschritt
Ausbildung hilft mich
selbst zu verwirklichen
Ausbildung entspricht
Träumen
März/April 2012
April/Mai 2013
April-Juni 2014
April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (n = ca. 850)
Jugendliche insgesamt schätzen je nach Situation die Ausbildung oder den
Beruf leicht kritischer, aber weiterhin positiv ein. Deutlich tiefer (40.6) ist der
Wert, wenn es um den Grad der Unklarheit der eigenen Situation geht. Obwohl
diese Phase für die Meisten eine Übergangsphase ist, scheinen die Perspektiven für viele relativ deutlich zu bestehen.
Etwas steigend ist der Mittelwert, wenn es um die Aussage "ich kann nichts
mit der Berufswelt anfangen" geht. Eine leicht steigende Minderheit ist offenbar sehr kritisch gegenüber dieser Welt.
38
Grafik 35
Trend Aussagen Beruf und Ausbildung Schweiz
"Wie stark treffen folgende Dinge für Sie zu? Sie können zwischen 0 und 100% eine Schätzung abgeben."
in Mittelwerten EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
aktuelle Situation
entspricht meinen
Wünschen
59.2
59.3
55.8
57.2
berufliche Zukunft unklar
40.9
42.9
41.1
40.6
nichts mit Berufswelt
anzufangen
11.8
März/April 2012
13.8
April/Mai 2013
13.1
April-Juni 2014
14.8
April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
16- bis 25-Jährige, die auch berufstätig sind, konnten zudem eine Bewertung
der beruflichen Situation abgeben. Die aktuelle (Ausbildungs-) Stelle gilt sehr
verbreitet als Übergangsstelle, sie ist aber auch für die jeweilige Situation für
viele genau das, was sie suchten ("Stelle entspricht Träumen"). Sie ist auch
verbreitet Teil der Selbstverwirklichung.
Grafik 36
Trend Aussagen Beruf Schweiz
"Wie stark treffen folgende Dinge für Sie zu? Sie können zwischen 0 und 100% eine Schätzung abgeben."
in Mittelwerten EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, welche berufstätig sind
Stelle nur vorübergehend
56.2
52.8
51.6
58.6
58.8
54.2
51.8
51.2
51.8
51.2
51.0
50.7
Stelle entspricht
Träumen
Stelle ist
Selbstverwirklichung
März/April 2012
April/Mai 2013
April-Juni 2014
April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (n = ca. 650)
39
77 Prozent der Jugendlichen geben an, dass ihre Zukunftspläne den tiefsten
Überzeugungen entsprechen. Viele von ihnen formulieren diese aber auch so
flexibel wie möglich, um sich den rasch wechselnden Anforderungen anpassen
zu können. Das ist kongruent zu den Annahmen zu den Eigenschaften der Generation Y, die krisenerprobt sind und deshalb reaktionsfähig sein möchten.
Sinkend ist tendenziell der Anteil, welcher angibt, eine klare Lebensvorstellung
zu haben und diese auch gegen Widerstand zu realisieren. 2010 stimmten dieser Aussage noch drei Viertel zu, aktuell sind es noch zwei Drittel.
Grafik 37
Aussagen Zukunftspläne (Auswahl)
"Wenn Sie an Ihre Pläne im Leben denken: Wie stark treffen die folgenden Aussagen auf Ihre Zukunftspläne
zu?"
Ziele sind tiefste Überzeugungen "Meine Ziele entsprechen meinen tiefen Überzeugungen."
Ziele so flexibel wie möglich "Ich versuche mit meinen Zielen so flexibel wie möglich zu sein und passe mich der Situation an."
klare Lebensvorstellung "Ich habe eine klare Lebensvorstellung und versuche meine Ziele auch gegen Widerstand zu
realisieren."
Berufsziele sicher "Ich bin absolut sicher, was meine Berufsziele betrifft"
Verantwortung übernehmen "Ich will Verantwortung für die Gesellschaft und die Umwelt übernehmen."
zu unsichere Wirtschaftslage für feste Pläne "Die heutige Wirtschaftslage ist zu unsicher, um mit festen Plänen durchs Leben
zu gehen."
Ziele unwichtig, Leben geniessen "Ziele sind unwichtig, ich will das Leben jeden Moment geniessen."
Wirtschaft: Gefühl angewiesen zu sein "Die Wirtschaft gibt mir das Gefühl, dass sie auf mich angewiesen ist."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Ziele sind tiefste Überzeugungen
27
Ziele so flexibel wie möglich
17
klare Lebensvorstellung
16
Verantwortung übernehmen
15
zu unsichere Wirtschaftslage für feste
Pläne
8
Ziele unwichtig, Leben geniessen
7
trifft voll zu
3
trifft eher zu
6
57
23
Berufsziele sicher
Wirtschaft: Gefühl angewiesen zu
sein
50
3
44
34
28
19
weiss nicht/keine Antwort
10
29
7
36
2
12
6
29
6
11
40
39
trifft eher nicht zu
4
23
2
43
3
19
4
43
14
11
23
27
trifft überhaupt nicht zu
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Über die Hälfte gibt an, bei den Berufszielen voll sicher zu sein. Ausgesprochene Unsicherheit bezüglich der Berufsziele hat etwa ein Drittel der Jugendlichen.
Das Übernehmen von Verantwortung entspricht keiner sehr verbreiteten Priorität, auch hier sank der Anteil, der dies plant, auf mittlerweile 58 Prozent. 42
Prozent geben die unsichere Wirtschaftslage als Grund an, weshalb feste Pläne
im Leben zu nicht möglich sind. Einfach nur das Leben geniessen statt Ziele zu
verfolgen wünschen sich 35 Prozent. 63 Prozent widersprechen dieser Vorstellung aber mehr oder weniger dezidiert. Ein Problem bei der beruflichen Orientierung sind die Wahrnehmungen vieler Jugendlicher, dass die Wirtschaft nicht
das Gefühl vermittelt, auf sie angewiesen zu sein. Nur (konstante) 22 Prozent
sehen ein solches Bedürfnis seitens der Wirtschaft.
Einen spannenden Beruf zu haben ist für 85 Prozent der Jugendlichen eine
äusserst oder sehr wichtige Vorstellung des Lebens und 77 Prozent wünschen
sich eine gute Aus- und Weiterbildung. Es geht in der Lebensführung mehr um
die Selbstverwirklichung als um eine fleissige Zielerreichung. Öffentliche Anerkennung spielt nur für eine kleine Minderheit eine Rolle. Eine Karriere wünscht
sich nur noch ein Drittel prioritär im Leben, der Trend ist sinkend.
40
Grafik 38
Trend Vorstellungen des Lebens: Wirtschaft/Beruf Schweiz
"Jeder Mensch hat bestimmte Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran
denken, was Sie in Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteile äusserst und sehr wichtig addiert
83
75
85
87
77
77
65
60
60
87
85
85
79
77
73
63
64
einen spannenden
Beruf haben
eine gute Aus- bzw.
Weiterbildung erhalten
63
gesteckte Ziele mit
Fleiss erreichen
39
40
38
33
23
Aug.-Okt. 2010
23
Mai 2011
33
Karriere machen
21
März/April
2012
19
17
19
April/Mai 2013 April-Juni 2014 April-Juni 2015
öffentliche
Anerkennung
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Generell strebt die Schweizer Jugend danach, die eigenen Träume zu verfolgen
und Freizeit und Beruf im Gleichgewicht zu halten. Es ist das Gleichgewicht
zwischen einer materiellen und einer immateriellen Selbstverwirklichung, welches für die meisten Jugendlichen im Zentrum der wirtschaftlichen und beruflichen Orientierung steht.
Dazu passen weitere Ziele, die für jeweils zwischen 70 und 77 Prozent von
hoher Bedeutung sind: das eigene Haus, Familie mit Kindern, aber auch die
Nachhaltigkeit im Sinne der intakten Umwelt für die nachfolgenden Generationen und das Kennenlernen von vielen Ländern und Kulturen. Karriere im Beruf
ist für immerhin 57 Prozent noch ein Ziel, wenn diese auch wie vorgängig bei
den Lebensvorstellungen aufgezeigt noch seltener eine Priorität für die Lebensführung hat.
41
Grafik 39
Trend Ziele im Leben Schweiz (1/2)
"Wenn Sie an Ziele in Ihrem Leben denken: Was streben Sie unbedingt an, was wünschen Sie sich auf keinen
Fall und wo werden Sie je nach Lauf der Dinge erst in Zukunft spontan entscheiden?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteil unbedingtes/tendenzielles Ziel addiert
eigene Träume verfolgen
87
86
79
74
72
73 70
67 60
55
85
82
73 73
71
67 66
63
89
86
84
84
79 74
71 71
74 77
70 71
69
63
57
56
70
66
56
54
54
51
Freizeit und Beruf im
Gleichgewicht halten
eigenes Haus/eigene Wohnung
den nachfolgenden Generationen
eine intakte Umwelt hinterlassen
Familie mit Kindern
viele Länder und Kulturen
kennenlernen
viele verschiedene Dinge
ausprobieren und entdecken
den eigenen Talente nachgehen
Karriere im Beruf
berufliche Grundausbildung
März/April 2012
April/Mai 2013
April-Juni 2014
April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Je nach eigenen Zielen haben andere Ausbildungsoptionen einen hohen Stellenwert. Nur für 41 Prozent ist es wichtig, nicht nach einem festen Plan durchs
Leben zu gehen. Der Kampf für eine bessere Welt, mehrere verschiedene Berufe oder der Aufstieg in den Kreis der VIPs stehen meist nicht im Vordergrund.
Grafik 40
Trend Ziele im Leben Schweiz (2/2)
"Wenn Sie an Ziele in Ihrem Leben denken: Was streben Sie unbedingt an, was wünschen Sie sich auf keinen
Fall und wo werden Sie je nach Lauf der Dinge erst in Zukunft spontan entscheiden?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteil unbedingtes/tendenzielles Ziel addiert
fachspezifische Weiterbildung
einen festen Platz in der
Gesellschaft haben
viel Geld haben
59 61
29
57
56
54
43
42
41
37
32
18
28
19
57
48
46 46
43
38
die Welt verbessern / für soziale
Gerechtigkeit kämpfen
57
54
51
45 47
42
41
36 38
berufliche Auslandaufenthalte
31
30
höhere akademische Ausbildung
(Master/Doktor/Habilitation)
17
18
mehr Wohlstand erreichen als
meine Eltern
7
mehrere verschiedene Berufe
54 52
48
42
41 41
38
12
9
März/April 2012
April/Mai 2013
7
April-Juni 2014
April-Juni 2015
nicht nach einem festen Plan
durchs Leben gehen*
akademische Grundausbildung
(Bachelor)
in den Kreis der VIPs aufsteigen
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000),
*bis 2014: nicht nach einem sturen Plan durchs Leben gehen
42
Die Beurteilungen dieser Aussagen sind in der Regel konstant. Eine Ausnahme
bildet die Wahrnehmung einer Benachteiligung durch das Alter. Der Anteil ist
von 63 Prozent kontinuierlich auf inzwischen 73 Prozent gestiegen, welcher
sich im Beruf wegen des Alters benachteiligt fühlt.
Grafik 41
Trend Aussagen über Beruf und Ausbildung Schweiz (1/2)
"Wie einverstanden sind Sie mit den folgenden Aussagen über Beruf und Ausbildung?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, voll und eher einverstanden
88
91
89
90
82
85
76
77
68
63
59
57
49
63
53
52
91
90
86
91
88
91
89
89
88
82
81
78
75
76
69
69
82
80
73
66
63
57
51 51
55
50
59
53
47
keine Freude =>
Berufswechsel
beruflicher Erfolg
lebenslange Weiterbildung
60
57
Lehre ist Türöffner für
Weiterbildung
49
Benachteiligung wegen
Alter
Benachteiligung wegen
fremdländischem Namen
Benachteiligung als Frau
froh über Job
Aug.-Okt.
2010
Mai 2011
März/April
2012
April/Mai 2013
April-Juni
2014
April-Juni
2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Da Medien und Kommunikation die Trends setzen, überrascht es nicht, dass
junge Einwohner der Schweiz am liebsten in den Medien arbeiten würden. Der
Tourismus oder das Unterrichts- und Bildungswesen sind weitere attraktive
Branchen. Deutlich weniger attraktiv sind das Baugewerbe, aber auch Banken,
Pharma und Versicherungen. Die Uhrenindustrie mit ihrer sehr hohen Reputation in der Schweizer Bevölkerung ist ebenfalls nicht sehr attraktiv als Branche.
43
Grafik 42
Trend Anstellungswunsch Bereich Schweiz (1/2)
"Sagen Sie mir, in welchem Bereich Sie gerne angestellt wären."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, die sehr gerne oder eher gerne dort angestellt wären
Medien
Tourismus/Reisebranche
55 54
55
53
54 54
44
45
43
Unterrichts- und
Bildungswesen
38 38
36
36
53 53
54
Handel
42 42
45
40
40
56
55 55
42
38 37
41
35
37
Gesundheitswesen
40
Showbusiness/Kultur
Luxusgüter
Telekommunikation/Elektronik
März/April 2012
April/Mai 2013
April-Juni 2014
April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Grafik 43
Trend Anstellungswunsch Bereich Schweiz (2/2)
"Sagen Sie mir, in welchem Bereich Sie gerne angestellt wären."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, die sehr gerne oder eher gerne dort angestellt wären
Nahrungsmittel/Konsumgüter
Uhren
Mode/Textil
Banken
37
35
29
25
30
28
24
37
37
34
32
30
29
28
27
29
28
27 27
32
31
34
30 30
28 29
26
21
Pharmabranche
Versicherungen
Baugewerbe
März/April 2012
April/Mai 2013
April-Juni 2014
April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Ein guter Chef sowie Grosszügigkeit und Toleranz sind für die Meisten von sehr
hoher Bedeutung, wenn es um gewünschte Eigenschaften des Arbeitgebers
geht. Modernität, Weiterbildungsmöglichkeiten und ein guter Ruf sind ebenfalls
wichtig. Während Sponsoring nur für eine Minderheit von Bedeutung ist, ragt
der Umweltschutz viel deutlicher hervor – allerdings in sinkendem Ausmass. An
Bedeutung gewonnen haben über einen kurzen Zeitraum Home-Office und
keine festen Anwesenheitszeiten.
44
Grafik 44
Trend Gewünschte Eigenschaften Arbeitgeber Schweiz
"Wie wichtig sind Ihnen die folgenden Eigenschaften bei einem Arbeitgeber?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, sehr und eher wichtig
97
94
98 98
98
88 88
86
78
73
89 90
84
78
74
66
66
48
50
87
85
83
7270
68
48
97
guter Chef
98
98
95
88 88
85
80
73 72
71
63
62
91
96
97 97
88
86 88
84
81
76 72
71
64
59
84 84
76 75
72
62
59
49
45
47
44
37
39
35
37
36
grosszügig und tolerant gegenüber
Mitarbeitenden
modern und kreativ
bietet Weiterbildungsmöglichkeiten und
Auslandaufenthalte
moderne Arbeitsplätze
guter Ruf am Markt
umweltfreundlich
Teilzeitarbeit als Möglichkeit
Frauen können gut Karriere machen
Aug.-Okt.
2010
Mai 2011
März/April
2012
April/Mai
2013
April-Juni
2014
April-Juni
2015
keine festen
Anwesenheitszeiten/Gleitzeiten
engagiert in sozialen/gemeinnützigen
Projekten
unterstützt als Sponsor kulturelle und
sportliche Anliegen
Home-Office/von zu Hause aus Arbeiten
möglich*
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000),
* bis 2014: von zu Hause aus arbeiten möglich
Ein Geschenk von 10'000 Franken würden Schweizer Jugendliche weiterhin in
erster Linie zu etwa einem Viertel für das Sparen verwenden. Etwas weniger
als in den letzten Jahren würden sie für Ferien ausgeben. Es bleibt aber der
erste Luxus, den sich Jugendliche gönnen möchten. Zugenommen hat etwas
die Neigung, für schwierige Zeiten zu sparen, was als Zeichen für eine leichte
Eintrübung der wirtschaftlichen Aussichten gelesen werden kann. Dagegen
würde man eher noch etwas weniger spenden oder für Kleider, Schmuck,
Schuhe oder Kosmetika ausgeben.
45
Grafik 45
Trend Mittelwerte Verwendung von CHF 10'000 Schweiz
"Angenommen Sie erhalten 10'000.- CHF geschenkt, wie würden Sie das Geld verteilen?"
auf mein Sparkonto
einzahlen
in Mittelwerten EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
Ferien machen
2'642
2'536
2'490
2'566
2'532
für schwierige Zeiten
sparen
für die Familie sparen
für ein Haus sparen
für die Familie
ausgeben
1'540
1'492
1'439
859
712
839
678
642
682
355
355
343
234 202
816
662 709
339 392
259 313
322 222
199
210
206
März/April 2012
April/Mai 2013
Mai 2011
Kleider/Schuhe/
Schmuck kaufen
1'021
792
699 739
585 619
797 822
648 675
512
388
323
277
324
620 587
1'400
1'163
1'081
1'065
Auto kaufen
1'448
347 350
spenden
778 778
740
554
April-Juni 2014
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Sport/Sportgeräte
kaufen
521
331 367
Geschenke kaufen
289 313
172
in Aktien/Fonds
investieren
April-Juni 2015
für Kosmetik/Coiffeur/
Spa ausgeben
Auffallend grosse Unterschiede gibt es nach Geschlecht. Die Sparneigung ist
bei Frauen etwas weniger ausgeprägt, vor allem wenn es um schwierige Zeiten
geht. Dafür wird mehr für die Ferien, die Familie aber auch für Fashion-Artikel
und etwas mehr für Spenden ausgegeben. Männer würden verstärkt für Autos
und Sport Geld ausgeben.
Grafik 46
Mittelwerte Verwendung von CHF 10'000 nach Geschlecht
"Angenommen Sie erhalten 10'000.- CHF geschenkt, wie würden Sie das Geld verteilen?"
in Mittelwerten EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
2576
2556
auf mein Sparkonto einzahlen*
für schwierige Zeiten sparen*
1017
1203
Ferien machen*
780
775
für ein Haus sparen*
Auto kaufen*
445
Kleider/Schuhe/Schmuck kaufen*
391
Aktien/Fonds*
376
spenden*
für Kosmetik/Coiffeur/Spa ausgeben*
867
475
185
201
Mann
662
616
für die Familie ausgeben*
Geschenke kaufen
1601
838
717
für die Familie sparen*
Sport/Sportgeräte kaufen*
1308
654
Frau
323
304
296
439
105
240
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (Männer n = 377, Frauen n = 632), *sig.
46
3.3.1 Zwischenbilanz
In der Übergangsphase zwischen Ausbildung und Beruf präsentiert sich die
Jugend in der Schweiz sehr heterogen. Die Beurteilung des Teils Ausbildung ist
aber in aller Regel sehr positiv. Die Vielzahl an Optionen hilft, dass für die Meisten ein Weg möglich wird, der die Verfolgung der eigenen Ziele ermöglicht. Die
gute Ausbildung ist ein kennzeichnendes Merkmal der Generation Y und das
Bewusstsein über die Bedeutung und die Priorität der Ausbildung ist in der
Schweiz sehr stark ausgeprägt.
Viel weniger zum Klischee der Generation Y passt aber die Anzahl Jugendlicher,
welche sehr klare Vorstellungen im Leben verfolgen. Im Unterschied zur gängigen Vorstellung, die Generation Y könne sich zwischen allen Optionen nicht
entscheiden, verfolgt sie eine sehr klare Strategie im Umgang mit den vielen
Möglichkeiten. Die Jugend strebt eine systematische Verbindung von einem
erfüllten Berufsleben mit einem erfüllten Privatleben im Sinne der Work-LifeBalance an und denkt dabei insbesondere auch an die Umwelt im und die
Nachhaltigkeit. Von Unsicherheit ist wenig zu sehen. Vielmehr hat die Generation Y gelernt, mit technischen und ökonomischen Veränderungen umzugehen
und die eigenen Vorstellungen flexibel den Gegebenheiten und Möglichkeiten
anzupassen. In diesem Sinn drängt die Jugend in die Wirtschaftswelt und
wünscht sich gute Chefs, Grosszügigkeit und Toleranz, aber auch moderne
Arbeitsbedingungen. Schade ist in diesem Zusammenhang, dass es der Wirtschaft nur wenig gelingt, aufzuzeigen, dass sie auf diese Jugend angewiesen
ist. Dass in dieser Hinsicht die Aussichten zuletzt nicht besser geworden sind,
zeigt beispielsweise der leicht höhere Anteil, den Jugendliche für schwierige
Zeiten ansparen wollen. Allerdings wird immer noch gerne Geld für Ferien ausgegeben. Bei den Konsumwünschen unterscheiden sich Männer und Frauen
deutlicher als bei Einstellungen und Werten.
3.4
Politik, Sorgen und Verhältnis zur EU
Politische Elemente geniessen in der Wertorientierung der Einwohner zwischen 16 und 25 Jahren nicht die höchste Priorität. Am ehesten noch geniesst
der Umweltschutz eine gewisse Priorität. Gut die Hälfte beurteilt auch spannende Diskussionen als wertvoll. Weniger als die Hälfte findet es bedeutsam,
Missstände auf der Welt zu bekämpfen, ein guter Einwohner der Schweiz zu
sein oder benachteiligten Menschen zu helfen. Politisches Engagement im
engen Sinn hat nur für 12 Prozent eine Priorität bei den Vorstellungen des Lebens.
47
Grafik 47
Trend Vorstellungen des Lebens: Politik Schweiz
"Jeder Mensch hat bestimmte Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran
denken, was Sie in Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteile äusserst und sehr wichtig addiert
die Umwelt
schonen/schützen
spannende Diskussionen
58
53
43
39
49
59
47
47
44
42
42
39
39
56
49
44
37
14
13
57
58
53
53
45
Missstände/Ungerechtigkeite
n in der Welt bekämpfen
44
43
40
39
38
14
12
11
ein guter Einwohner/Bürger
der Schweiz sein
benachteiligten Menschen
helfen/wohltätige Arbeit
verrichten
politisch engagiert sein
Aug.-Okt.
2010
Mai 2011
März/April
2012
April/Mai
2013
April-Juni
2014
April-Juni
2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Gerade einmal zwei Prozent beurteilen politische Parteien als im Trend und sind
selber auch aktiv. NGOs und Vereine erreichen deutlich mehr Jugendliche.
Grafik 48
Trends Aktivitäten/Einstellungen: Gruppen Schweiz
"Wir haben hier nochmals ganz unterschiedliche Aktivitäten/Einstellungen aufgelistet. Beurteilen Sie, ob diese
in Ihrem privaten Umfeld in oder out sind, und wie Sie selbst dazu stehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, in & bin selbst Mitglied
Sportvereine
Jugendorganisation
(z.B. Pfadi, Blauring)
Kulturvereine
(Theatergruppen,
Band etc.)
40
41
40
38
36
39
NGO (z.B. WWF,
Amnesty International)
Militär
12
8
6
5
3
Aug.-Okt.
2010
16
12
9
6
3
1
Mai 2011
17
16
12
13 13
12
11
11 10
10
10 7
6 8
9
5 7
5
3
2
2
1
2
1
März/April April/Mai 2013April-Juni 2014April-Juni 2015
2012
Gay-Community
(Schwule und Lesben)
Politische Partei
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Das tiefe politische Engagement ist auch an weiteren Fragen im CSJugendbarometer erkennbar. Mehr oder weniger unverändert taxieren wir auf48
grund eines darauf basierenden Indexwerts ungefähr einen Viertel der Jugendlichen als sehr oder eher stark politisch engagiert.
Grafik 49
Trend Gesamtindex politisches Engagement Schweiz
Index gebildet aus Angaben zu politikrelevanten Fragen.*
Politisch engagiert sein / ju3w: Lebensvorstellungen
Interesse News Politik ju30: Tagesgeschehen
An politischen Demonstrationen teilnehmen/ ju52af Aktivitäten/Lebensgestaltung
Mitgliederschaft politische Partei/ ju52bd: Aktivitäten/Lebensgestaltung
Parteiensympathie vorhanden / ju42: Parteipräferenz
Politische Orientierung vorhanden / ju45: Links-/Rechts-Positionierung
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
sehr schwach
48
42
47
47
48
eher schwach
25
29
20
22
7
7
Mai 2011
März/April 2012
28
28
28
20
19
20
5
6
4
April/Mai 2013
April-Juni 2014
eher stark
sehr stark
April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
*Details der Berechnung im methodischen Teil des Schlussberichts
Vor allem das direkte politische Engagement als Lebensvorstellung unterscheidet sich stark je nach Alter der Befragten. Vor der Volljährigkeit oder dem Erlangen der Bürgerrechte ist der Anteil weniger als halb so gross, welcher politisches Engagement als unwichtig betrachtet. Bei Jugendlichen über 18 Jahren
ist der Anteil entsprechend signifikant tiefer, welcher dieses Engagement als
äusserst oder sehr wichtig erachtet. Dies kann allenfalls mit der wirtschaftlichen Integration, aber auch mit den ersten ernüchternden Erfahrungen mit dem
Stimmrecht erklärt werden.
49
Grafik 50
Vorstellungen des Lebens — politisch engagiert sein nach
Alter
"Jeder Mensch hat bestimmte Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran
denken, was Sie in Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
sehr/äusserst unwichtig
12
25
9
3
weiss nicht/keine
Antwort
63
60
Mitte
äusserst/sehr wichtig
16
12
16/17-Jährige
18-Jährige und älter
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009), sig.
Das Interesse an der Politik nimmt aber dabei nicht ab. Am Beispiel des Interesses an Politik als Teil des Tagesgeschehens gibt es keine signifikanten Unterschiede.
Grafik 51
Filter Interesse am Tagesgeschehen Schweiz — Politik nach
Alter
"Was interessiert Sie am Tagesgeschehen?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren,
die sich mindestens selten informieren
nicht genannt
52
56
48
44
16/17-Jährige
18-Jährige und älter
genannt
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (n = 998), n. sig.
Etwas stärker verbreitet ist gemäss Index das soziale Engagement. Ein Drittel
ist sozial engagiert.
50
Grafik 52
Trend Gesamtindex soziales Engagement Schweiz
Index gebildet aus Aussagen zu sozialrelevanten Fragen.*
Verantwortungsbewusst leben und handeln / ju3k: Lebensvorstellungen
Benachteiligten Menschen helfen/Wohltätige Arbeit verrichten / ju3x: Lebensvorstellungen
Missstände/Ungerechtigkeiten in der Welt bekämpfen/ ju3ad: Lebensvorstellungen
Engagiert in ozialen/gemeinnützigen Projekten / ju12g: Eigenschaften Arbeitgeber
Sich für die Gleichstellung von Mann und Frau einsetzen / ju52ae: Aktivitäten/Lebensgestaltung
Sich in einer wohltätigen Organisation engagieren / ju52ag: Aktivitäten/Lebensgestaltung
Mitgliedschaft NGO / ju52bc: Aktivitäten/Lebensgestaltung
Spenden für wohltätige Zwecke / ju49g: Finanzaussagen
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
24
22
42
44
27
29
sehr schwach
28
eher schwach
39
41
38
eher stark
28
27
27
24
26
6
7
6
8
7
sehr stark
Mai 2011
März/April 2012
April/Mai 2013
April-Juni 2014
April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
*Details der Berechnung im methodischen Teil des Schlussberichts
Eine Ursache der geringen Bereitschaft, sich in der Schweiz zu engagieren,
dürfte die hohe Zufriedenheit sein. Die Zukunft der Gesellschaft bewerten aber
immerhin 28 Prozent als düster. Damit hat sich gegenüber dem Vorjahr der
Pessimismus etwas verstärkt und steht auf einem Höchststand seit 2010. Seit
der Aufhebung des Euro-Mindestkurses haben sich insbesondere die ökonomischen Prognosen in der Schweiz verschlechtert. Dies dürfte auch den Blick der
Jugendlichen auf die Zukunft der Gesellschaft trüben. Bezüglich der eigenen
Zukunft dominiert eindeutig die Zuversicht. Aber auch hier hat sich der Anteil,
der die eigene Zukunft düster sieht, auf 6 Prozent erhöht. Fast zwei Drittel der
jungen Einwohner der Schweiz sind aber zuversichtlich.
Grafik 53
Trend Meinung Zukunft der Gesellschaft Schweiz
Trend Meinung eigene Zukunft Schweiz
"Und wie ist es mit der Zukunft unserer Gesellschaft? Ist diese ..."
"Wie sieht Ihrer Meinung nach Ihre eigene Zukunft aus? Sehen Sie zum jetzigen Zeitpunkt die Zukunft…"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
3
26
3
3
31
31
2
29
3
23
1
1
23
1
1
1
1
2
weiss nicht/keine
Antwort
weiss nicht/keine
Antwort
62
64
eher zuversichtlich
66
65
65
64
eher zuversichtlich
48
46
44
45
52
46
gemischt – mal so,
mal so
gemischt – mal so,
mal so
33
25
21
20
25
22
28
Mai 2011
März/April 2012 April/Mai 2013 April-Juni 2014 April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
29
31
31
28
eher düster
4
Aug.-Okt. 2010
32
eher düster
Aug.-Okt. 2010
3
Mai 2011
6
4
3
3
März/April 2012 April/Mai 2013 April-Juni 2014 April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Die beiden Top-Probleme der Schweiz aus Sicht der Jugend bleiben unverändert Ausländer- und Zuwanderungsfragen sowie die AHV und die Altersvorsorge. Gegenüber dem Vorjahr haben Flüchtlings- und Asylprobleme sehr stark an
Bedeutung gewonnen; mittlerweile nennen es 38 Prozent als eines der fünf
wichtigsten Probleme. Das Flüchtlingsdrama am Mittelmeer und die deutlich
51
steigenden Asylzahlen zeigen offenbar Wirkung auf die Beurteilung der wichtigsten Probleme.
Problem Nummer vier ist der Umweltschutz, der sich konstant unter den wichtigsten Problemen hält. Dahinter folgen die Beziehungen zur EU, die gegenüber
dem Vorjahr wieder etwas an Bedeutung verloren. Bedeutsam sind ferner Rassismus und Fremdenfeindlichkeit als sechstwichtigstes Problem. Damit wird
der Problemhaushalt der Schweizer Jugend sehr stark von Beziehungen zu
Ausländern oder durch Migrationsfragen bestimmt.
In den letzten Jahren hat die Arbeitslosigkeit leicht an Bedeutung verloren –
addiert man die Nennhäufigkeit der Jugendarbeitslosigkeit von 12 Prozent hinzu, so nannten 27 Prozent Jugendarbeitslosigkeit oder Arbeitslosigkeit.
Seit der Erhebung 2011 kurz nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima sind
Energiefragen konstant weniger wichtig geworden – sie werden noch von 15
Prozent genannt. Neu unter den wichtigeren Problemen sind die erstmals aufgeführten Probleme Datenschutz im Internet/Cyberspionage sowie der EuroKurs. Der Euro-Kurs ist allerdings mit 14 Prozent Nennhäufigkeit bei weitem
nicht das wichtigste Problem der Schweizer Jugend.
Grafik 54
Trend fünf wichtigste Probleme Top Eleven Schweiz
"Auf dieser Liste sehen Sie einige Themen, über die in der letzten Zeit viel diskutiert und geschrieben worden
ist: Sehen Sie sich bitte die gesamte Liste an, und wählen Sie dann aus dieser Liste jene fünf Punkte aus, die
Sie persönlich als die fünf wichtigsten Probleme der Schweiz ansehen."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
AusländerInnen/Personenfreizügigkeit/Zuwanderung*
AHV/Altersvorsorge
Flüchtlinge/Asylfragen
45
44
50
49
39
37
41
32
27
34
32
30
29
23 22
24 20
15
13
11
18
17
22
17 15
26 26
24
23 23
9
11
10
Aug.-Okt.
2010
Mai 2011
März/April
2012
April/Mai
2013
44
42
42
29
22
22
36
34
51
43
30 27
19
15
April-Juni
2014
Umweltschutz/Klimaerwärmung/
Umweltkatastrophen
EU/Bilaterale/Europäische
Integrationsfragen
Rassismus/Fremdenfeindlichkeit
38
25
23
22
14
15 15
14 15
April-Juni
2015
Energiefragen/Kernenergie/
Versorgungssicherheit
Sicherung der Sozialwerke
AHV+IV/Soziale Sicherheit
Arbeitslosigkeit**
Datenschutz im Internet/
Cyber-Spionage
Euro-Krise/Euro-Kurs
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000),
*bis 2014:AusländerInnen, Integration von AusländerInnen/Personenfreizügigkeit,
**bis 2014: Arbeitslosigkeit/Jugendarbeitslosigkeit
Noch verstärkt gegenüber den Vorjahren denken die Jungen, dass an erster
Stelle Probleme rund um Ausländerfragen, etwa zu deren Integration und zur
Personenfreizügigkeit, gelöst werden sollen. Dahinter folgen neu die Probleme
mit dem Asylwesen. Weitere absolut prioritäre Probleme für mindestens einen
von zwanzig Jugendlichen sind Umweltschutz, Rassismus sowie die Beziehungen zur EU. Die Euro-Krise beschäftigt ebenfalls einen relevanten Anteil der
Jugendlichen.
52
Grafik 55
Trend Problemlösung an erster Stelle Schweiz
"Und welches dieser fünf wichtigsten Probleme müsste Ihrer Ansicht nach an erster Stelle gelöst werden?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
2
weiss nicht/keine Antwort
3
9
4
7
Anderes
34
28
40
32
2
31
40
Arbeitslosigkeit***
9
8
6
9
1
3
12
2
1
5
2
2
5
10
1
1
5
12
11
8
7
3
9
5
8
9
5
14
11
11
12
13
Mai 2011
7
8
12
8
3
3
3
4
5
4
7
14
Aug.-Okt. 2010
Energiefragen/
Kernenergie etc.
6
Extremismus/
Terrorismus
Jugendarbeitslosigkeit**
EU/Bilaterale etc.
8
7
Rassismus/
Fremdenfeindlichkeit
7
9
Umweltschutz etc.
11
12
AHV/Altersvorsorge
Flüchtlinge/
Asylfragen
16
AusländerInnen/Personenfreizügigkeit/Zuwanderung*
März/April 2012 April/Mai 2013 April-Juni 2014 April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000),
*bis 2014:AusländerInnen, Integration von AusländerInnen/Personenfreizügigkeit,
**neu ab 2015, ***bis 2014: Arbeitslosigkeit/Jugendarbeitslosigkeit
Vor dem Hintergrund dieser Probleme wächst die Ansicht leicht, dass die
Schweiz grundlegenden Reformbedarf hat. 39 Prozent teilen diese Ansicht voll
oder eher.
Grafik 56
Trend Ansicht Reformbedarf Schweiz
"In der Öffentlichkeit wird immer wieder über die Schweiz und ihre Politik diskutiert. Wie stehen Sie zur
Aussage: 'Das politische System der Schweiz braucht gründliche Reformen.'?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
4
18
4
7
6
8
7
überhaupt nicht
einverstanden
23
27
32
32
29
eher nicht
einverstanden
31
26
27
28
39
25
27
weiss nicht/keine
Antwort
eher einverstanden
38
30
30
27
34
voll einverstanden
8
Aug.-Okt. 2010
9
Mai 2011
9
4
März/April 2012 April/Mai 2013
6
5
April-Juni 2014 April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
53
Konsistent zu den wahrgenommenen Problemen der Schweiz steigt auch die
Ansicht, dass die steigende Anzahl Ausländer ein sehr grosses oder grosses
Problem darstellt. 44 Prozent sehen darin ein grosses oder sehr grosses Problem. 27 Prozent finden es ein kleineres Problem. 24 Prozent sehen in der
wachsenden Anzahl Ausländer eine Chance oder gar kein Problem.
Grafik 57
Trend Problem Ausländer und Ausländerinnen Schweiz
"In der Schweiz wird es auf absehbare Zeit auch immer mehr Ausländerinnen und Ausländer geben. Halten
Sie das für …"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
7
5
6
7
6
5
7
8
9
9
11
11
19
17
17
26
26
20
21
19
25
25
16
28
weiss nicht/keine
Antwort
ein Vorteil/eine
Chance
ein sehr grosses
Problem
ein grosses
Problem
26
14
Aug.-Okt. 2010
27
16
Mai 2011
26
28
29
12
12
27
kein Problem
20
März/April 2012 April/Mai 2013
ein kleineres
Problem
13
April-Juni 2014 April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
84 Prozent der Jugendlichen haben selber Ausländer im Freundeskreis. Trotzdem scheint die Atmosphäre zwischen ausländischen Jugendlichen und
Schweizer Jugendlichen für viele grundsätzlich angespannt. 45 Prozent beurteilen das Verhältnis zu Ausländern eher als angespannt. Das sind allerdings deutlich weniger als noch 2010. 23 Prozent beurteilen es als harmonisch, 26 Prozent als neutral.
54
Grafik 58
Trend heutiges Verhältnis jugendliche
Schweizer/Ausländer Schweiz
"Wie würden Sie das heutige Verhältnis zwischen jugendlichen Schweizern und jugendlichen Ausländern
bezeichnen? Ist es…"*
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
6
7
6
20
18
21
6
23
6
6
weiss nicht/keine
Antwort
26
26
neutral
63
62
11
13
58
55
44
eher angespannt
24
Aug.-Okt. 2010
45
Mai 2011
23
eher harmonisch
16
15
März/April 2012 April/Mai 2013
April-Juni 2014 April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000),
*bis 2014: "Wie würden Sie das heutige Verhältnis zwischen jugendlichen Schweizern und Ausländern
bezeichnen? Ist es…"
Nicht alles wird im Problemhaushalt aber durch die Situation mit Ausländern
geprägt. Ein Hintergrund der verbreiteten Problemwahrnehmung im Bereich
der AHV ist die Zunahme von Menschen im Pensionsalter. In der konkreten
Frage hierzu wird dies von grösseren Anteilen der Jugendlichen als Problem
wahrgenommen als die Zunahme von Ausländern.
Grafik 59
Trend Problem ältere Menschen im Pensionsalter Schweiz
"In der Schweiz wird es auf absehbare Zeit immer mehr ältere Menschen im Pensionsalter und immer weniger
junge Menschen geben. Halten Sie das für ..."
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
4
6
5
6
4
8
2
8
3
23
23
24
26
26
8
8
3
20
weiss nicht/keine
Antwort
ein Vorteil/eine
Chance
ein sehr grosses
Problem
42
45
47
45
52
ein grosses Problem
49
ein kleineres
Problem
17
6
Aug.-Okt. 2010
16
5
Mai 2011
14
15
5
4
März/April 2012
April/Mai 2013
12
2
April-Juni 2014
14
kein Problem
3
April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
55
Das Verhältnis heute zwischen jungen und alten Menschen wird dabei aber nur
von 30 Prozent der Befragten als angespannt wahrgenommen.
Grafik 60
Trend Heutiges Verhältnis Jugend-Senioren Schweiz
"Wie würden Sie das heutige Verhältnis zwischen jungen und alten Menschen bezeichnen? Ist es…"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
6
5
6
7
5
7
weiss nicht/keine
Antwort
40
45
47
44
50
41
neutral
30
40
32
31
17
14
14
Aug.-Okt. 2010
eher angespannt
34
32
Mai 2011
14
März/April 2012 April/Mai 2013
22
17
eher harmonisch
April-Juni 2014 April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Auch angesichts teilweise wachsender oder neuer Probleme der Schweiz identifizieren sich die Jugendlichen unverändert sehr stark mit der eigenen Heimat.
80 Prozent sind sehr oder eher stolz auf die Schweiz. Sogar noch leicht mehr
beurteilen das Image der Schweiz im Ausland als sehr oder eher gut.
Grafik 61
Trend Stolz auf die Schweiz
Trend Ansehen der Schweiz im Ausland
"Wie stolz sind Sie auf die Schweiz? "
"Wie ist Ihrer Meinung nach das Ansehen/Image der Schweiz im Ausland? Ist es sehr gut, eher gut, eher
schlecht oder sehr schlecht?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
4
3
3
9
11
10
11
9
6
2
8
7
4
5
8
7
8
8
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
überhaupt nicht stolz
2
10
6
1
10
1
5
2
1
9
3
4
1
2
15
13
5
sehr schlecht
3
eher nicht stolz
eher schlecht
48
50
53
59
53
54
weiss nicht/keine
Antwort
65
57
61
65
55
56
weiss nicht/keine
Antwort
eher stolz
eher gut
28
Aug.-Okt. 2010
27
Mai 2011
28
März/April 2012
24
April/Mai 2013
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
27
26
April-Juni 2014
sehr stolz
April-Juni 2015
25
Aug.-Okt. 2010
27
20
Mai 2011
26
März/April 2012 April/Mai 2013
24
26
sehr gut
April-Juni 2014 April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Obwohl das Verhältnis zur EU nicht eine höhere Priorität als Problem erlangte,
hat sich die Meinungsbildung zur Weiterentwicklung fortgesetzt. Weiterhin
haben aber 27 Prozent der Befragten keine Priorität, wenn es um die Fortsetzung des Verhältnisses zur EU geht. Die Fortsetzung der Bilateralen hat gegenüber anderen Alternativen noch etwas gewonnen: 55 Prozent möchten sie in
erster Priorität fortsetzen. Die Kündigung ist für 9 Prozent die erste Option. Der
Beitritt zur EU steht für 5 Prozent an erster Stelle, derjenige zum EWR für 4
Prozent.
56
Grafik 62
Trend Zukünftiges Verhältnis CH-EU, 1. Priorität
"Wie soll das zukünftige Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU Ihrer Meinung nach aussehen? Soll sich
die Schweiz die Bilateralen künden, soll sie sie fortsetzen, soll sie dem EWR beitreten oder soll sie Mitglied der
EU werden. Was hat für sie erste Priorität?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
weiss nicht/keine
Antwort
27
31
EU beitreten
5
4
5
3
EWR beitreten
55
51
Bilaterale
fortsetzen
Bilaterale künden
10
9
April-Juni 2014
April-Juni 2015
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
Addiert man die erste und die zweite Priorität, so stehen die Bilateralen klar
vorne. Dahinter folgt der EWR, weil viele ihn für die zweite Priorität halten. Eine
Kündigung kommt für 21 Prozent in erster oder zweiter Linie in Frage, ein Beitritt zur EU für 13 Prozent.
Grafik 63
Zukünftiges Verhältnis Schweiz und EU
"Wie soll das zukünftige Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU Ihrer Meinung nach aussehen? Soll sich
die Schweiz die Bilateralen künden, soll sie sie fortsetzen, soll sie dem EWR beitreten oder soll sie Mitglied der
EU werden. Was hat für sie erste Priorität?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren
55
Bilaterale
fortsetzen
9
9
Bilaterale
künden
EU beitreten
EWR
beitreten
weiss
nicht/keine
Antwort
12
Zukünftiges
Verhältnis CH-EU,
1. Priorität
5
8
4
35
Zukünftiges
Verhältnis CH-EU,
2. Priorität
27
36
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
57
3.4.1 Zwischenbilanz
Das Verhältnis der Jugend in der Schweiz zur Politik ist distanziert, aber vergleichsweise unkritisch. Junge sind in der Regel zufrieden mit dem System,
sehen gute persönliche Perspektiven und identifizieren sich mit der Schweiz.
Eine Ursache dürften die geringen Schwierigkeiten mit Arbeitslosigkeit sein,
denn diese Probleme werden zuletzt weniger als solche genannt. Damit gelingt
eine wirtschaftliche Integration der Jugendlichen, was auch die gesellschaftliche und politische Integration harmonischer gestaltet.
In der aktuellen Erhebung werden jedoch die gesellschaftlichen Perspektiven
etwas kritischer beurteilt. Die Diskussion um den Euro-Mindestkurs dürfte hier
eine gewisse Verunsicherung nach sich gezogen haben. Insbesondere die
Probleme mit Ausländern und Migration wie auch im Asylbereich beschäftigen
die Jugendlichen stärker. Rassismus respektive Fremdenfeindlichkeit gehört
zudem für viele zu den wichtigsten Problemen. Die Asylzahlen und das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer beschäftigen deutlich mehr junge Menschen in der
Schweiz. Das Verhältnis von jungen Schweizern und jungen Ausländern nehmen Jugendliche verbreitet als angespannt wahr, obwohl die meisten von
ihnen Ausländer im eigenen Freundkreis haben.
Bemerkenswert ist aber auch die anhaltend hohe Beschäftigung mit den Problemen der Altersvorsorge. Die Alterung der Gesellschaft wird, wenn die Befragten konkret darauf angesprochen werden, sogar noch stärker als Problem gesehen als die zunehmende Zahl von Ausländern.
Das Verhältnis zur EU gehört ebenfalls zu den wichtigeren Problemen aus Sicht
der jungen Menschen in der Schweiz. Obwohl die Problemsicht nicht zunahm,
hat sich die Meinungsbildung zur Zukunft dieses Verhältnisses etwas weiter
entwickelt. Es bleibt aber beim gleichen Befund: Die Fortsetzung der Bilateralen hat für eine klare Mehrheit Priorität. Ein Beitritt zur EU kommt nur für eine
kleine Minderheit in Frage, ebenso die Kündigung der Bilateralen. Wenn schon
wird in zweiter Priorität ein Beitritt zum EWR bevorzugt.
Zu den wichtigeren Problemen der Jugendlichen gehören aber auch Cyberkriminalität und Internet-Spionage. Die Perspektiven auf Probleme und Risiken mit
der digitalen Identität dürften anders sein als bei den älteren Mitbürgern. Das
Jugendbarometer im Jahr 2014 zeigte ferner, dass dieses Bewusstsein mit
sehr klaren Forderungen an die Politik verbunden ist. Das am 17. Juni 2015
nach der Schlussabstimmung im Parlament angekündigte Referendum verschiedener Jungparteien gegen die Revision des Bundesgesetzes zur Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (BÜPF) ist in diesem Sinn nachvollziehbar.
3.5
Vorstellungen des Lebens und Werte
Bezüglich der Wertorientierung sind die Jugendlichen recht stabil, wenn
man die Werte über die Jahre vergleicht. Ein deutlicher Wertewandel in
recht kurzer Zeit wäre auch eine Überraschung und müsste mit grösseren
Umwälzungen in der Gesellschaft verbunden sein.
Sich selber schätzen Jugendliche verstärkt als fürsorglich und als modern
ein. Sie sind aber eher leicht ländlich als städtisch. Sie sind eher etwas
solid als risikofreudig und mutig statt besonnen. Sie denken lieber etwas
optimistisch als rational. Die Schweiz als Land nehmen sie im Vergleich zu
sich selber als solider, diplomatischer und national denkender aber auch
städtischer wahr. Allerdings verurteilt das Land auch eher Misserfolge,
anstatt sie zu tolerieren.
58
Grafik 64
Einschätzung Eigenschaften Schweiz
6
5
Einschätzung
Gesellschaft/Land
4
3
Selbsteinschätzung
2
1
0
© gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Die wichtigsten Vorstellungen des Lebens der jungen SchweizerInnen im Bereich Werte/Religion sind Freunde, Ehrlichkeit, ein gutes Familienleben und
Treue. Diese Werte werden fast uneingeschränkt von allen Jugendlichen als
äusserst oder sehr wichtig eingestuft. Vier von fünf Jugendlichen wünschen,
das Leben in vollen Zügen zu geniessen. Etwas weniger, aber nach wie vor
sehr deutliche Mehrheiten, möchten als Persönlichkeit respektiert werden und
verantwortungsbewusst leben und handeln. Schwankungen oder Veränderungen bei diesen Top-Prioritäten gibt es wenn schon nur leichte.
Grafik 65
Trend Vorstellungen des Lebens:
Werte/Religion Schweiz (1/3)
"Jeder Mensch hat bestimmte Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran
denken, was Sie in Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteile äusserst und sehr wichtig addiert
91
87
81
79
95
89 89
87
85 80
77
94
89 89
88
81 79
80
92
89
85 85
81
76 75
94
90
89 88
84
79 77
92
89
87 88
81
76 77
70
Freunde haben, auf die man
sich verlassen kann
Ehrlichkeit
ein gutes Familienleben/eine
gute Partnerschaft führen
Treue
das Leben in vollen Zügen
geniessen
als Persönlichkeit respektiert
werden
Aug.-Okt.
2010
Mai 2011
März/April
2012
April/Mai
2013
April-Juni
2014
April-Juni
2015
verantwortungsbewusst
leben und handeln
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000)
59
Für etwa drei Viertel der Jugendlichen ist ein gesundes Leben wichtig. Hier
kann eine leichte Zunahme der Priorität im Rahmen des vielfach beschworenen
Wellness-Trends vermutet werden. Konstant ist Toleranz und Selbständigkeit
für über 70 Prozent äusserst oder sehr wichtig. Viel von der Welt sehen sowie
von anderen Menschen unabhängig sein ist für eine Mehrheit wichtig. Nur für
48 Prozent ist die Entwicklung von Fantasie und Kreativität von zentraler Bedeutung. Noch weniger wollen zentral benachteiligten Menschen helfen respektive wohltätige Arbeit verrichten.
Grafik 66
Trend Vorstellungen des Lebens:
Werte/Religion Schweiz (2/3)
"Jeder Mensch hat bestimmte Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran
denken, was Sie in Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteile äusserst und sehr wichtig addiert
gesund leben
73
58
58
49
74
73 73
70
71
72
71
68
70
61
57
61
59
58
62
59
49
51
50
49
39
39
37
39
73
73
73 73
72
63
63
57
48
Toleranz
selbstständig/unabhängig
sein*
möglichst viel von der Welt
sehen
38
von anderen Menschen
unabhängig sein
Fantasie und Kreativität
entwickeln
Aug.-Okt.
2010
Mai 2011
März/April
2012
April/Mai
2013
April-Juni
2014
April-Juni
2015
benachteiligten Menschen
helfen/wohltätige Arbeit
verrichten
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000),
*bis 2014: selbstständig sein
Noch weniger bedeutsam sind sexuelle Erfahrungen oder nicht in der Masse
unterzugehen. Wie die Karriere ist ein Leben nach religiösen und spirituellen
Werten im Vorjahresvergleich weniger zentral. Noch weniger wünschen viel
Geld, sportliche Erfolge oder ein spannendes persönliches Internet-Profil.
60
Grafik 67
Trend Vorstellungen des Lebens:
Werte/Religion Schweiz (3/3)
"Jeder Mensch hat bestimmte Vorstellungen, die sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie daran
denken, was Sie in Ihrem Leben anstreben: Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie persönlich?"
in % EinwohnerInnen zwischen 16 und 25 Jahren, Anteile äusserst und sehr wichtig addiert
sexuelle Erfahrungen
machen
Karriere machen
41
39
38
36
28
22
20
nach meinen religiösen und
spirituellen Werten leben
können
nicht in der Masse
untergehen/anders sein
41 40
38
37
37
33
28
19
19
31
27 26
23
20
21
38
36 35
29
23
22
36
33
29 29
23 23
4
Aug.-Okt.
2010
Mai 2011
März/April
2012
April/Mai
2013
April-Juni
2014
 gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = ca. 1000),
*bis 2014: spannendes Internet-Profil haben
2
viel Geld haben
sportliche Erfolge feiern
spannendes persönliches
Internet-Profil haben*
April-Juni
2015
Erstmals wurden 2013 die Aussagen zu den Vorstellungen des Lebens und
neue Wertefragen zusammengenommen, um eine Wertelandschaft der
Schweizer Jugend zu zeichnen. Wie stehen die Schweizer Jugendlichen zu
Materialismus, Post-Materialismus, Altruismus, Religiosität, Hedonismus, Risiko, Familie/Freunde und Konservatismus? Die Mittelwerte der Indizes können
maximal +3 und minimal -3 erreichen. Aus welchen Fragen die jeweiligen Indizes gebildet wurden, lässt sich in folgender Tabelle ablesen:
Tabelle 2
Wertelandschaft – Basis der Indizes
Materialismus
viel Geld, Vorstellung
Leben
Postmaterialismus Umwelt schützen,
Vorstellung Leben
Altruismus
benachteiligten Menschen helfen / wohltätige Arbeit, Vorstellung
Leben
Religiosität
nach religiösen / spirituellen Werten leben,
Vorstellung Leben
Hedonismus
Karriere machen,
Vorstellung Leben
Ziele mit Fleiss erreichen,
Vorstellung Leben
Fantasie / Kreativität Natur vor Technik stellend
Vorstellung Leben
vs. Technik vor Natur stellend, persönlich
Toleranz, Vorstellung Leben
Missstände / Ungerechtigkeiten in der Welt bekämpfen, Vorstellung Leben
gut aussehen, Vorstellung Leben
begehrt sein, Vorstellung Leben
sexuelle Erfahrungen,
Vorstellung Leben
Risiko
risikofreudig vs. solid,
persönlich
erfolgshungrig vs.
Misserfolg vermeidend, persönlich
spannender Beruf, Vorstellung Leben
Familie /
Freunde
gutes Familienleben /
Partnerschaft, Vorstellung Leben
verlässliche Freunde, Vorstellung
Leben
Ehrlichkeit, Vorstellung
Leben
Konservatismus
national denkend vs.
konservativ vs.
global denkend, persön- modern, persönlich
lich
sportliche
Erfolge, Vorstellung Leben
egoistisch vs.
fürsorglich,
persönlich
Treue, Vorstellung Leben
ländliches Leben vs. städtisches Leben, persönlich
© gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 N CH = 1009
61
Am meisten Wert legen Schweizer Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren auf
die Familie und Freunde. In mehreren Punkten kommt die hohe Bedeutung von
Umweltschutz für die Jugend zum Ausdruck. Trotz sinkender Bedeutung der
Entwicklung der eigenen Fantasie und Kreativität, hat deshalb der Postmaterialismus in der Schweiz einen hohen Stellenwert für die Jugend. Ebenfalls relativ
deutlich ausgeprägt ist der Altruismus. Erst dahinter folgt der Materialismus.
Weniger stark ist die Orientierung am Risiko oder der Hedonismus. Trotz hoher
Bedeutung von Familien und Freunden verbunden mit traditionellen Vorstellungen ist die Jugend eher modern als konservativ orientiert. Der Indexwert zeigt
0.4 in Richtung modern.
Grafik 68
Wertelandschaft Schweiz 2015
Zusammenzug verschiedener Wertfragen zu Indizes mit Minimum -3 und Maximum +3.
Postmaterialismus
1.1
Risiko
0.7
Hedonismus
0.1
Familie/Freunde
2.4
Materialismus
1.0
Konservatismus
-0.4
Altruismus
1.4
Religiosität
0.1
-3.0
0.0
3.0
© gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Gegenüber dem Vorjahr ergeben sich nur sehr geringfügige Änderungen. Die
Jugend in der Schweiz ist leicht konservativer und weniger religiös. Familie und
Freunde dominieren nach wie vor, aber die Zunahme im letzten Jahr hat sich
nicht wiederholt.
62
Grafik 69
Trend Wertelandschaft Schweiz
Zusammenzug verschiedener Wertfragen zu Indizes mit Minimum -3 und Maximum +3.
Postmaterialismus
3
1.1
1.1 1.1
Religiosität
Altruismus
0.7 0.7
0
0.2
0.1
Risiko
0.7
0.1
1.4
0.0
0.0
-3
1.4 1.4
0.1
Hedonismus
-0.6
-0.5
-0.4
April/Mai 2013
Konservatismus
1.0 1.0
April-Juni 2014
2.5
2.4
1.0
2.4
Familie/Freunde
April-Juni 2015
Materialismus
© gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Lesebeispiel: Die Skala der Wertelandschaft geht von -3 bis +3. Der Minusbereich definiert dabei, an welchen Werten man sich eher nicht
orientiert. Hier beispielsweise "Konservatismus". Auf der positiven Seite kommen die Werte zu liegen, nach denen man sich orientiert. Wobei ein
Mittelwert von 0 bis 1 eine eher schwache bis mässige Orientierung aufzeigt, während ein Mittelwert von 1 bis 2 auf mittelmässige Orientierung
hinweist. Die Indizes sind ein Zusammenzug verschiedener Wertfragen, welche in Tabelle 2 aufgelistet sind.
Gewisse Orientierungen sind dabei nach der politischen Orientierung segmentiert. Allerdings determiniert sich die Wertorientierung nicht mehr so deutlich
durch die Links-Rechts-Orientierung wie noch in den Vorjahren. Nur Rechte in
der Schweiz sind leicht konservativ und gegenüber dem Vorjahr auch konservativer geworden. Die Mitte und Linke sind moderner orientiert als im Vorjahr.
Linke sind sehr stark postmaterialistisch und altruistisch orientiert.
Nur für die Mitte spielt die Religion noch eine bedeutende Rolle. Bei Linken ist
die religiöse Orientierung rückläufig.
Grafik 70
Wertelandschaft Schweiz 2015 nach Einordnung Links-Rechts
Zusammenzug verschiedener Wertfragen zu Indizes mit Minimum -3 und Maximum +3.
Postmaterialismus
3
1.3
Religiosität
Risiko
1.0
0.9
0 0.9
0.0
0.7
0.6
0.7
-0.1
1.6
Altruismus
-3
1.0
1.7
-0.2
0.2
0.3
Hedonismus
-1.0
-0.5
Rechts
0.2
Konservatismus
0.7
1.1
1.3
Materialismus
2.4
2.4
2.6
Familie/Freunde
Mitte
Links
© gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
63
Die Werthaltung kann auch nach Geschlecht differenziert werden. Männer sind
klar weniger postmaterialistisch und weniger altruistisch, dafür aber hedonistischer. Beim Konservatismus und beim Materialismus gibt es keine Unterschiede.
Grafik 71
Wertelandschaft Schweiz 2015 nach Geschlecht
Zusammenzug verschiedener Wertfragen zu Indizes mit Minimum -3 und Maximum +3.
Postmaterialismus
3
1.2
Religiosität
0
0.3
Risiko
0.9
0.7
0.7
-0.1
Altruismus
1.6
1.2
-3
Hedonismus
0.3
-0.2
-0.4
-0.4
0.9
Konservatismus
1.0
2.4
Mann
2.5
Familie/Freunde
Frau
Materialismus
© gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
Die einzelnen Werthaltungen können weiter nach soziodemografischen Merkmalen unterschieden werden. Wir verwenden dazu das Answertree-Verfahren.
Diese Methode differenziert eine Ausgangspopulation in inhaltlich relevante
Teilpopulationen, wobei dabei sowohl die Signifikanz des beobachteten Unterschieds wie auch dessen Beitrag zur Erklärung der abhängigen Variable ein
ordnendes Kriterium darstellt. Die Visualisierung gleicht dabei einem Baum,
wobei den primären Ästen am meisten Erklärungskraft zukommt und weitere
Äste diese Erklärungskraft verfeinern.
Typischerweise lassen sich Werthaltungen in der Schweiz noch relativ deutlich
nach politischen Milieus unterscheiden. Dies ist insofern überraschend, als die
Politik in der Selbstbeurteilung für die Lebensführung keine zentrale Rolle einnimmt. Eine solche politische Prägung ist damit eher unbewusst zu vermuten.
Am deutlichsten kommt diese Prägung beim Konservatismus zum Ausdruck.
Am ehesten lässt sich eine relativ deutliche konservative Orientierung bei Jugendlichen vermuten, die sich selber rechts positionieren und gleichzeitig regelmässig ein Gotteshaus besuchen. Am wenigsten konservativ orientiert sind
demgegenüber ganz links positionierte Männer und Frauen.
64
Grafik 72
Profilbaum Wertelandschaft Schweiz: Konservatismus
Total (N = 1009)
-0.4
Mittelwert EinwohnerInnen zwischen
16 und 25
Links (0-2)
(n = 187)
-1.2
Einordnung Links-Rechts
Mitte (5,6)/
keine Bedeutung
(n = 416)
-0.5
Mitte Links (3-4)
(n = 212)
-0.9
Geschlecht
Mann
(n = 64)
-1.5
Parteibindung
Frau
(n = 123)
-1.0
SP/GPS/GLPCVP
FDP.Die Liberalen
(n = 130)
-0.6
SVP/keine Angabe
(n = 217)
-0.4
Parteiungebundene
(n = 69)
-0.6
Rechts (7-10)
(n = 194)
0.1
Gotteshausbesuch
nie/spezielle
Anlässe
(n = 135)
0.1
mind. einmal in Woche/Monat
mehrmals jährlich
(n = 59)
0.4
© gfs.bern, Jugendbarometer, April-Juni 2015 (N = 1009)
3.5.1 Zwischenbilanz
Im Alter zwischen 16 und 25 Jahren verändert sich im persönlichen Leben viel.
Parallel zur persönlichen Entwicklung schreitet die technische Entwicklung
rasch voran und die Schweiz steht vor grossen politischen und wirtschaftlichen
Herausforderungen. Die Grundorientierungen und Werte bleiben angesichts
solcher Veränderungen auffallend stabil. Vielleicht gerade, weil man sich diesen
Veränderungen flexibel stellen will, stehen für die eigene Lebensvorstellung
Stabilität und damit traditionell-bürgerliche Werte in allen Milieus von Links bis
Rechts im Vordergrund. Wie stark dieser bürgerliche und am nahen persönlichen Glück orientierte Mainstream der Jugend etwas wirklich Neues ist, kann
für die Schweiz nur indirekt beantwortet werden. Solche Werte spielten schon,
auch in einer seit 1953 durchgeführten Shell-Jugendstudie, seit langem eine
zentrale Rolle.
In vielerlei Hinsicht ist der Wunsch nach Stabilität der Jugend in der Schweiz
erkennbar. Für die Veränderungen fit macht eine gute Ausbildung, die eine
hohe Priorität geniesst. Dazu gehört auch eine gute Balance zwischen Beruf
und Freizeit und nicht eine einseitige Karriereorientierung oder einseitiger Materialismus, sondern eher ein spannender Beruf, der auch der Selbstverwirklichung dient. Bei all diesen Werten soll insbesondere auch an die Umwelt, an
die Schwächeren und an nachfolgende Generationen gedacht werden. Es ist
nicht ein Potpourri an Werten, an denen sich Jugendliche orientieren. Sie versuchen auffallend konstant, neue Wertsynthesen zu finden, um in einer schnell
ändernden Zeit für sich selbst Stabilität zu finden und wählen in der Multioptionsgesellschaft jeweils eine möglichst balancierte Option für sich und die Gesellschaft.
65
4
Synthese
Die Befunde des Jugendbarometers 2015 fassen wir für die Schweiz wie folgt
zusammen:
Befund 1: Differenzierter Umgang mit Digitalisierung
Der differenzierte und vorsichtige Zugang zur Digitalisierung ist Ausdruck einer
digital bewussten Jugend, die auch gerne einmal auf Online-Lösungen verzichtet und auf menschliches Vertrauen setzt.
Befund 2: Das Web 2.0 verkörpert den Zeitgeist, die Jugend lebt ihn
Der Zeitgeist der Jugend wird durch digitale Kommunikation und Interaktion im
Sinne des Web 2.0 geprägt, wo die Jugend offensiv und risiko-affin neue Tools
nutzt.
Befund 3: Individualität und Zielorientierung beim Beruf
Das Schweizer Bildungssystem ermöglicht viele Optionen, aus denen sich die
meisten Jugendlichen mit klarer individueller Strategie einen passenden Mix
zusammenstellen. Ausbildung, ein spannender Beruf, aber auch Work-LifeBalance haben für sie eine sehr hohe Priorität.
Befund 4: Wohlwollende Distanz zur Politik
Die Jugend ist dank zuletzt verbesserten Arbeitsperspektiven zufrieden, aber
auch distanziert gegenüber dem politischen System der Schweiz. Politisches
Engagement gehört gerade für Jugendliche im Stimmrechtsalter nicht zu den
Prioritäten.
Befund 5: Probleme mit Eurokurs und Zuwanderung
Wirtschaftlich haben die Sorgen um den Eurokurs zugenommen und gesellschaftlich trüben die Sorgen um Zuwanderung und das Asylwesen das Bild.
Das Verhältnis zu Ausländern erleben Jugendliche als angespannter und die
Sorge um Rassismus nimmt zu.
Befund 6: Bürgerlich-nachhaltige Balance in der Multioptionsgesellschaft
Der Mainstream der Jugend strebt in erster Linie nach Stabilität im Privaten mit
einer Balance zwischen Beruflichem und Privatem, aber auch nach Nachhaltigkeit.
66
Zur Diskussion stellen wir folgende Thesen:
These 1: Mit Web 3.0 werden Digital Natives zu Digital Immigrants
Die Digitalisierung prägt den Zeitgeist der Generation Y und der locker-versierte
Umgang mit dem Potenzial von Web 2.0 als Interaktions-Tool stärkt sie. Die
sogenannten Digital Natives werden aber auf das Web 3.0 ähnlich distanziert
reagieren wie die Digital Immigrants auf das Web 2.0.
These 2: Wirtschaftliche Integration reduziert politisches Engagement
Die Jugend muss nach Abschluss der obligatorischen Schule früh und selbstverantwortlich die wirtschaftliche Integration schaffen. Die geringe Bereitschaft, sich danach noch politisch zu engagieren, ist unter anderem auf die
hohe wirtschaftliche Integrationskraft der Schweiz zurückzuführen.
These 3: Privates Fundament als Stabilisator
Die Schweizer Jugend erlebte zwar materielles Glück in der Elterngeneration,
aber der rasche gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel haben viele Probleme in der Familie geschaffen. Die Wertorientierung der Jugend ist ein
Wunsch nach einem stabileren privaten Fundament, um besser mit dem Wandel umgehen zu können.
Langsam entwickelt sich aus den Erkenntnissen über die 16- bis25-Jährigen in
der Schweiz und der Diskussion um Generationen ein gewisses Verständnis zu
Elementen, die Generationen prägen. Wir stellen deshalb als Arbeitshypothese
eine Systematisierung zur Diskussion.
Babyboomers waren geprägt durch den Wohlstand, was bezüglich materieller
und privater Sicherheit neue Optionen ermöglichte. Auch der Konsum war wesentlich. Neue Generationen werden stärker durch Medien und den Umgang
mit der Digitalisierung geprägt. Die Wechselwirkung dieser technischen Innovationen auf die weiteren Bedürfnisse ist gross. Typische Medien der Generation
Y sind das Smartphone und virale Internet-Phänomene wie Gangnam Style. Als
Digital Natives sind die Jugendlichen von heute sehr versiert im Umgang mit
dem Web 2.0 und technologischem Wandel. Diese Elemente prägen demnach
ihre Werte und Prioritäten im Leben mit. Anhand dieses Versuchs einer Systematisierung im Vergleich zu anderen Generationen taxieren wir die Schweizer
Jugend zurzeit als mittelmässig materialistisch orientiert. Sie sorgt sich um die
Altersvorsorge und versucht dank Flexibilität materielle Sicherheit zu erlangen.
Sie ist stark an privater Sicherheit orientiert, mittel individualisiert, wobei neue
soziale Interaktionsformen dem mitunter festgestellten Megatrend der Gesellschaft zur Individualisierung zurzeit etwas bremsend entgegenstehen. Allerdings ist auch die teilweise Konsumkritik der Generation X etwas abgeklungen
und neue digitale Konsumformen, etwa Produktvergleiche, begeistern die Jugendlichen, sofern Nachhaltigkeit erreicht werden kann. Insgesamt suchen sie
eine Balance zwischen Leistungs- und Sicherheitsorientierung. Sie dürften
demnach stärker an Stabilität orientiert sein als die älteren und jüngeren EinwohnerInnen der Schweiz.
67
Grafik 73
Arbeitshypothese
Unterschiede Generationen Schweiz
Generation
(Jahrgänge)
Babyboomers
(1945-1959)
Generation X
(1960-1976)
Priorität
materielle
Sicherheit
Priorität
private
Sicherheit
Tief
Postmaterialismus
Tief
Experimente
Selbstverwirklichung
Tief
Status quo OK
Mittel
Wenig Priorität
Hoch
Autonome
Lebensformen
Konsumorientierung
Hoch
Hoch
Konsumgesellschaft
Fernsehen
Tief
Elvis Presley
Keine Erfahrung
Mittel
Konsumkritik
MTV
Mittel
Generation Y
(1977-1990)
Generation Z
(2000-20XX)
Neuer
Materialismus,
Flexibilität,
Altersvorsorge
Hoch (?)
Mittel
Hoch
Stabilisierung
Mittel (?)
Wenig Priorität
Wirtschaftskrise
Umgang mit
Individualisierung
Neue soziale
Interaktionen
Hoch
Dauerkonsum
über Big Data
Medien
Nirvana
Smartphone
Gangnam Style
Mittel
Digital
Immigrants
Hoch
Digital Natives
Versiert mit Web
2.0
Nachhaltigkeit
Hoch
WebHedonismus
Digitalisierung
Hoch
?
?
Digitalisiertes
Leben
Fazit
Neue Werte
und Welten,
Wohlstand,
instabil
Null Buck,
Abstieg,
instabil
Balancierte
Leistungs-und
Sicherheitsorientierung
Neue Werte,
digitale Selbstverwirklichung,
instabil (?)
© gfs.bern, CS-Jugendbarometer 2015
Zur Diskussion stellen wir folgende Thesen:
These 1: Mit Web 3.0 werden Digital Natives zu Digital Immigrants
Die Digitalisierung prägt den Zeitgeist der Generation Y und der locker-versierte
Umgang mit dem Potenzial von Web 2.0 als Interaktions-Tool stärkt sie. Die
sogenannten Digital Natives werden aber auf das Web 3.0 ähnlich distanziert
reagieren wie die Digital Immigrants auf das Web 2.0.
These 2: Wirtschaftliche Integration reduziert politisches Engagement
Die Jugend muss nach Abschluss der obligatorischen Schule früh und selbstverantwortlich die wirtschaftliche Integration schaffen. Die geringe Bereitschaft, sich danach noch politisch zu engagieren, ist unter anderem auf die
hohe wirtschaftliche Integrationskraft der Schweiz zurückzuführen.
These 3: Privates Fundament als Stabilisator
Die Schweizer Jugend erlebte zwar materielles Glück in der Elterngeneration,
aber der rasche gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel haben viele Probleme in der Familie geschaffen. Die Wertorientierung der Jugend ist ein
Wunsch nach einem stabileren privaten Fundament, um besser mit dem Wandel umgehen zu können.
68
5
Anhang
5.1
gfs.bern-Team
LUKAS GOLDER
Senior Projektleiter, Mitglied der Geschäftsleitung, Politik- und Medienwissenschafter, MAS FH in Communication Management
Schwerpunkte:
Integrierte Kommunikations- und Kampagnenanalysen, Image- und Reputationsanalysen, Medienanalysen/Medienwirkungsanalysen, Jugendforschung und
gesellschaftlicher Wandel, Abstimmungen, Wahlen, Modernisierung des Staates, Gesundheitspolitische Reformen.
Publikationen in Sammelbänden, Fachmagazinen, Tagespresse und auf dem
Internet
CLAUDE LONGCHAMP
Verwaltungsratspräsident und Vorsitzender der Geschäftsleitung gfs.bern, Verwaltungsrat gfs-bd, Politikwissenschafter und Historiker, Lehrbeauftragter der
Universitäten Bern, Zürich und St. Gallen, Dozent an der Zürcher Hochschule
Winterthur, am MAZ Luzern und am VMI der Universität Fribourg und am KPM
der Universität Bern.
Schwerpunkte:
Abstimmungen, Wahlen, Parteien, politische Kultur, politische Kommunikation,
Lobbying, öffentliche Meinung, Rassismus, Gesundheits- und Finanzpolitik
Zahlreiche Publikationen in Buchform, in Sammelbänden, wissenschaftlichen
Zeitschriften
CLOÉ JANS
Junior Projektleiterin, Politikwissenschafterin
Schwerpunkte:
Abstimmungen und Wahlen, Gesellschaftsforschung, Kampagnen, Analyse
politischer Themen und Issues, Medieninhaltsanalysen, Lehre
MARTINA MOUSSON
Projektleiterin, Politikwissenschafterin
Schwerpunkte:
Analyse politischer Themen und Issues, nationale Abstimmungen und Wahlen
(SRG-Trend, VOX-Analysen, Wahlbarometer), Image- und Reputationsanalysen,
Integrierte Kommunikationsanalysen, Medieninhaltsanalysen, Qualitative Methoden, Gesellschaftsthemen (Jugendforschung, Rassismus, Familien, Mittelschicht)
69
STEPHAN TSCHÖPE
Leiter Analyse und Dienste, Politikwissenschafter
Schwerpunkte:
Koordination Dienstleistungen, komplexe statistische Datenanalytik, EDV- und
Befragungs-Programmierungen, Hochrechnungen, Parteien- und Strukturanalysen mit Aggregatdaten, Integrierte Kommunikationsanalysen, Visualisierung
MEIKE MÜLLER
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Soziologin und Medienwissenschafterin
Schwerpunkte:
Datenanalyse, Programmierungen, Integrierte Kommunikationsanalysen, Qualitative Datenanalysen, Koordination Dienstleistungen, Medienanalysen, Recherchen, Visualisierungen
PHILIPPE ROCHAT
Datenanalytiker, Politikwissenschafter
Schwerpunkte:
Datenanalyse und Datenbanken, Programmierungen, Integrierte Kommunikationsanalysen, Medienanalysen, Recherchen, Visualisierungen, Hochrechnungen
MARCEL HAGEMANN
Datenanalytiker, Sozialwissenschafter
Schwerpunkte:
Datenanalyse und Datenbanken, Programmierungen, Integrierte Kommunikationsanalysen, Medienanalysen, Recherchen, Visualisierungen, Hochrechnungen
AARON VENETZ
Datenanalytiker, Politikwissenschafter
Schwerpunkte:
Datenmodellierungen, Qualitative Methoden, Recherchen, Datenanalyse, Programmierungen, Medienanalysen, Visualisierungen
70
JOHANNA LEA SCHWAB
Sekretariat und Administration, Kauffrau EFZ
Schwerpunkte:
Desktop-Publishing, Visualisierungen, Projektadministration, Vortragsadministration
SABRINA SCHÜPBACH
Praktikantin, Sozialwissenschafterin
Schwerpunkte:
Datenanalyse, Programmierungen, Qualitative Methoden, Recherchen, Medienanalysen, Visualisierungen
71
gfs.bern ag
Hirschengraben 5
Postfach
CH – 3001 Bern
Telefon +41 31 311 08 06
Telefax +41 31 311 08 19
[email protected]
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Das Forschungsinstitut gfs.bern ist Mitglied des Verbands
Schweizer Markt- und Sozialforschung und garantiert, dass
keine Interviews mit offenen oder verdeckten Werbe-, Verkaufsoder Bestellabsichten durchgeführt werden.
Mehr Infos unter www.schweizermarktforschung.ch