Auf die Mischung kommt es an - Markus

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23. April 2015
Auf die Mischung kommt es an
Diesen Donnerstag ist Tag des deutschen Bieres – ein guter Grund für einen Besuch bei "Markus-Bräu"
in Offenburgs Nordweststadt.
Markus Kühnhanss in seiner Hausbrauerei in der Offenburger Nordweststadt
Foto: Hubert Röderer
OFFENBURG. Der Bierkonsum in Deutschland ist in den letzten zehn Jahren zurückgegangen, die Zahl der
Brauereien hingegen gestiegen. Was im Wesentlichen daran liegt, dass es immer weniger mittlere und große
Brauereien gibt, indes immer mehr kleine Hausbrauereien. Auch in der Ortenau gibt es welche – solche, die nur für
den Eigenkonsum produzieren, aber auch solche, die Liebhaber individuell hergestellter Biere bedienen. Einer
dieser Hausbrauer ist Markus Kühnhanss, der in der Franz-Volk-Straße sein Markus-Bräu herstellt. An diesem
Donnerstag ist der Tag des deutschen Bieres.
Höchst unterschiedlich sind die Trends beim Getränkekonsum in Deutschland. Der Jahresweinkonsum liegt mit
zuletzt rund 21 Litern seit Jahren zwischen leicht ansteigend und konstant. Hingegen nehmen die Deutschen immer
mehr Mineralwasser zu sich, gegenwärtig 145 Liter pro Person. Abgeflaut ist der Bierkonsum: Noch vor zehn
Jahren, so der Deutsche Brauerbund, lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 115,3 Liter, zuletzt bei nur noch rund 106
Litern, der Bierabsatz ging im selben Zeitraum von 105 Millionen Hektoliter auf rund 95 Millionen zurück.
Was verwundert: Die Zahl der Brauereien ist in dieser Zeit in Deutschland trotz zahlreicher Fusionen von 1281 auf
1350 gestiegen – dank kleinerer Hausbrauereien, die in Küche oder Keller Hopfen und Malz, Hefe und Wasser zu
einem meist sehr individuellen Gemisch verarbeiten. Markus Kühnhanss betreibt eine solche Brauerei in der FranzVolk-Straße 45. Er hat sie im geräumigen Keller des Hauses eingerichtet, das er mit seiner Lebensgefährtin und
den beiden kleinen Kindern bewohnt. Im April 2014 hat er hier das erste Bier gebraut, brachte aber reichlich
Erfahrung mit, zumal er bereits ab 2009 in seiner Wohnung in der Poststraße die Küche ab und zu in eine
Braustätte verwandelte. Kühnhanss brachte noch was mit: die nie erlahmte Lust, eines Tages ein sehr gutes
Lebensmittel zu kreieren. "Ich wollte immer Bäcker, Konditor oder Bierbrauer werden." Bei Letzterem ist er
gelandet. Im Keller steht alles, was ein Bierbrauer braucht, vom Sudkessel über den Läuterbottich bis zum
Whirlpool, einer Art Zentrifuge, vom Kühlraum bis zu Fässern und 1-Liter-Flaschen mit Bügelverschluss – denn nur
darin verkauft er sein handgemachtes Produkt.
Die Standardbiere heißen derzeit Kloster-Bier, Markus-Pils oder Markus-Maiböckle, demnächst gibt es auch wieder
Spezialitäten wie Markus’ Weizen und Markus’ dunkles Sommerbier. Die Literflasche kostet sechs Euro, davon sind
drei Euro Pfand. Er verwende allerbeste Ware, sagt Kühnhanss: Malzmischung, Hefe, Hopfen. Zudem: Die Anlage
sei 1a – all dies sei wichtiger als das Wasser. Es sei immer sein Traum gewesen, ein leckeres Bier abseits des
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Mainstreams zu brauen.
Ob nicht jeder Mensch Bier brauen könne? "Doch, aber es schmeckt nicht." Man müsse studieren, probieren und
die richtige Beigabenmischung finden. Pro Woche wird einmal gebraut, drei Durchgänge à drei Hektoliter, also 900
Liter. Von April bis Dezember 2014 hat der 52-Jährige 50 Hektoliter gebraut, für dieses Jahr geht er von 150 aus.
Kosten für Werbung hat er keine, das läuft alles auf der Flüsterebene: "Es spricht sich immer mehr herum, dass ich
ein süffiges Bier mache. Mein Vertrieb hat bis jetzt immer nur darin bestanden, dass ich die Tür aufgemacht habe."
Die Kundschaft besucht ihn in seinem Keller, tauscht Leer- gegen Vollgut – und zieht sich dort auch gerne
Bierseminare rein. Die sind gewiss nicht bierernst. Der Brauer ist auch ein guter Geschichtenerzähler.
Wer vermutet in ihm schon einen waschechten Schweizer? In Grächen im Wallis ist er aufgewachsen, machte
Abitur in Brig und studierte Betriebswirtschaft in Genf. Seither ist er Unternehmensberater. Das ist nach wie vor
sein Brotberuf: In der Hauptstraße in Offenburg hat er eine Firma, die Kunden in der Logistik- und
Transportbranche betreut.
O r t en au er Br au erei en
Im Ortenaukreis gab es zu den besten Zeiten 100 Brauereien. Viele sind eingegangenen, viele von größeren
Nachbarn geschluckt worden. Seit die Brauerei Mellert in Steinach zum 1. März 2012 den Betrieb eingestellt hat,
bestehen kreisweit lediglich noch vier Brauereien. Es sind dies: Ketterer in Hornberg, Schlossbrauerei Stöckle in
Schmieheim, Bauhöfer in Renchen-Ulm ("Ulmer) und das Kronenbrauhaus in Offenburg, mit mehr als 100 000
Hektolitern mit Abstand größte Ortenauer Brauerei. In ihr gingen 1993 die Wagner-Brauerei Offenburg und 1997
die Biberacher Brauerei Jehle auf. Bereits vorher hatte Wagner Mundinger, ebenfalls Offenburg, gekauft.
Autor: hrö
Autor: Hubert Röderer
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