Den Wald vor Bürokraten schützen

"Den Wald vor Bürokraten schützen"
Sägewerksbesitzer Wolf-Georg Fehrensen über die Pläne, örtliche Buchenwälderals Naturschutzgebiete auszuweisen
das auch eine Rolle. Wir glauben an den Standort Hedemünden und haben hier in
den vergangenen fünf Jahren
Der Landkreis Göttingen
fünf Millionen Euro investiert.
strebt an, die Flora-FauWir beschäftigen hier 30 Mitna-Habitat-Gebiete
arbeiter und kaufen viel Holz
direkt vor Ort: Die kurzen
(FFH) in der Regi.on als
Wege sind nicht nur ökonoNaturschutzgebiete ausmisch, sondern auch ökolozuweisen. Betroffen sind
gisch sinnvoll Müssten wir
auch 1500 Hektar Wald
das Holz von weiter weg einkaufen, schwächt das Wlsere
und Grünland zwischen
Wettbewerbssituation. Sollte
Hedemünden und
das FFH-Gebiet NaturschutzDransfeld. Über diese
gebiet werden, reden wir von
Pläne sprachen wir mit
einer nicht mehr zur Verfü·
gung stehenden Menge Holz,
Wolf-Georg Fehrensen
die fast ein Fünftel unseres
vom Hedemündener SäJahresbedarfes
entspricht.
gewerk Fehrensen, das
Aber mir geht es um mehr als
bislang einen großen Teil
nur eine betriebliche Betroffenheit.
des dort genutzten BuWarum?
chenholzes kauft und
FEHRENSEN: Nun, schon mein
weiterverarbeitet,
Großvater hat zumeist vor Ort
eingekauft, mit den örtlichen
Waldbesitzern verbinden uns
y. ~~... ~~. ~.'.s.~!~~... (III.~.~.L.~.~~~:~~. jahrzehntelange Geschäftsbeziehungen. Wer jetzt diese
Herr Fehrensen, Sie sind da- Wälder unter Schutz stellen
gegen, die Buchenwälder der will, macht durch diese stille
Region unter Schutz zu stellen. Enteignung auch etwas in den
Köpfen dieser Menschen kaWarum7'
WOLF-GEORG FEHRENSEN: Was putt, weil er ihnen nicht nur
soll denn dieser Schutz bewir- ein Teil ihrer Lebensgrundlage
ken? Die Wälder sind heute so entzieht, sondern ein Stückreich an Arten, so wertvoll ehen von dem nimmt,- wofür
und ·so schön, weil dort seit sie sich teilweise das ganze Leüber 200 Jahren nachhaltige ben lang eingesetzt haben.
Forstwirtschaft betrieben wur·
Der Landkreis hat angekündeo Jetzt soll dort mit einem digt, nicht gegen die Waldbeirrsinnigen
bürokratischen sitzer zu handeln.
Aufwand ein Schutzgebiet
FEHRENSEN: Wer glaubt denn'
Da.s Thema
entstellen. obwohl die öffent-
Sägewerk in Hedemünden: Das Foto zeigt auf dem Betriebsgeiände der Firma Fehrensen im Vordergrund Schnittware, im Hintergrun
beregnetes Stammholz Buche und Eiche.
Fotos: MühlhJUSI
Eigentum anderer Leute verfügen und diese entschädigen.
Das passt doch nicht 'zusamnlen.
daran? Aus meiner Sicht ist
Was soll stattdessen passie.
lichen Kassen leer sind und das Taktik des Landkreises,
der Wald in keinster Weise erst einen Dialog anzukündivon Zerstörung oder Entwer- gen und dann durch die Hintung bedroht ist. Mir wird im· termr doch noch den Wald
mer deutlicher: Wir müssen aus der Bewirtschaftung zu
.offensichtlich .nicht den Wa,ld.._.nehmen. Fest steht für mich:
vor den Menschen, ·sondern Wird der Wald Naturschutzge.die Wa,ldbesitzer vor behördli- biet, rfindet dort mfttelfristig
chem Unsinn schützen. keine Forstwirtschaft mehr
Was fordern Sie konkret?
statt.
FEHRENSEN: Landrat: ReinEventuelle Einschränkungen
. hard Schermann muss dieses 'sollen ja entschädigt werden...
mehr als zweifelhafte Vorha- 0- ' . FEHRENSEN: Aber: Wovon soll
ben sofort stoppen, weil dort das bezahlt werden bei stetig
massiv ins private Eigentum leeren Kassen? Wir reden bei
det Waldbesitzer und Forstge-' unserem Hedemündener Genossenschaften eingegriffen biet über zwölfMillionen Euro
wird.
einmaliger
Entschädigung
Steckt dahinter, dass Sie sich plus jährlich 25 000 Euro lauum den RohstoffHolzfürlh,Sä' "' fende Kosten für Verkehrssigewerk sorgen?
cherung. Der Landkreis hat
FEHRENSEN: Natürlich spielt kein Geld, will aber über das
ren? Naturschützer sagen, Buchenwälder seien gefährdet
und müssten deshalb geschützt werden...
'iFEHRENSEN: Das stimmt detinitiv..nichL..Die
'J!".....~en.walch..
fläche in Deutschland hat allein in den vergangenen sechs
Jahren um fünf Prozent zuge-.
nommen, vor allem durch die
Umwandlung von Nadel- in
Laubwald. Die Holzvorräte in
Deutschland sind die höchs-'
ten in Europa. Und die Menge
an Buchenholz, das in den
Wäldern der Region Göttingen wächst, hat sich in den
vergangenen 200 Jahren nachweislich inehr als versechsfacht. Und schließlich nutzen
wir jährlich nur zwei Drittel
des Holzes, das in den Wäl-
dem nachwächst. Daraus stoff im Vergleich zu Alu,
kanri doch nicht ernsthaft Kunststoff, Stahl und Beton.
eine GeHihrdung der Buchen . die sehr energieaufwändig
und ein Schutzbedürfnis abge· produziert werden müssen.
leitet werden.
Allein das Waldrestholz. 'das
Sie plädieren also für eine
Nutzung des Holzes...
FEHRENSEN: Ja, und das aus
gutem Grund. Wir haben in
Deutschland nur wenige Roh-
derzeit Jahr für Jahr im. Wald
ungenutzt verbleibt, könnte
deutschlandweit drei Milliarden Liter Heizöl ersetzen.
Und das bedeutet?
stoffe.
..D~.r .Ro!1stoff
Holz 'c:r
ein ganz besonderet, weil" er
ständig nachwächst. Und noch
etwas muss man wissen, gerade vor dem Hintergrund des
gescheiterten Klimagipfels in
Kopenhagen: In Möbeln, Häusem und Türen verwendetes
Holz ist gespeichertes und damit dem Klima wirkungsvoll
entzogenes Kohlendioxid (siehe Artikel unten). Würde das
Holz wie in stillgelegten WäJdem vergammeln, würde das
CO 2 wieder in die Atmosphäre
gelangen. Holz ist zudem ein
sehr energieeffizienter Bau-
FEt::IRENSEN:
Wer"
fll..!S .ei:n~m
Wälder abhacken. Eine nacl
na)tig~ ~~.!.w.!.nw J.'\! .dif> .e.inz i
sinnvolle Lösung.
Zur Person
.
ist Geschäftsführer und Inhaber der
WOlF-GEORG FEHRENSEN
'.' Georb".F.ehrensen-Gmbf-i in He·
Zeitgeist heraus den nachwachsenden und ökologisehen Rohstoff Holz nicht
nutzt, sondern stattdessen
durch
Naturschutzgebiete
Wälder aus der Bewirtschaftung nehmen will, handelt unverantwortlich. Wir machen
uns dadurch abhängig von
Holzimporten aus aller Welt.
Die weltweite Entwaldung
verursacht heute mittlerweile
20 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Wir können hier nicht heile Welt spielen und lassen anderswo die
del)1ünden, oie von seinem
Großvater Georg Fehrensen
im Jahr 1920
gegründet wur
de und zu einem der umsatzstärksten
Wolf-Georg
LaubholzsägeFehrensen
werke in
Deutschland
gehört. Wolf-Georg Fehrensen
ist studierter Betriebswirt und
seit 1990 im Betrieb. Fehrenser
ist verheiratet und lebt in Hann
Münden.
Holz speichert Kohlenstoff
Wälder erfüllen für den Klimaschutz eine wichtige Aufgabe
iChtigste Grundlage
für das Wachstum
der Wälder und des
gesamten Lebens auf der Erde
ist die Fähigkeit der Pflanzen,
mit Hilfe der Sonneneinstrahlung Kohlendioxid (C0 2) und
Wasser in Zucker und Sauerstoff umzuwandeln, wobei
Sauerstoff im die Atmosphäre
abgegeben wird (Photosynthese). Stirht der Baum ab, beginnt im Wald ein allmählicher Zersetzungsprozess der
Biomasse Holz.
die Nutzung langlebiger Hol;
produkte, ZlUn Beispiel beir
Bauen oder in Möbein verwer
det, bleibt der über die Jahr
gespeichert Kohlenstoff" fü
weitere Jahrzehnte im Hol
W
g~bunden.
500 Imo Kohlenstoff
So sind in einer Tonne tr(
ckenem Bauholz rund 500 K
logramm Kohlenstoff entha:
ten, was 1,8 Tonnen gebund(
nem CO 2 entspricht. Nebe:
der weltweit nötigen Vermir
derung des CO 2-Ausstoße
kommt daher nach Experter
meinung der Bindung des CO
in Biomasse eine ,besonder
Rolle zu.
Denn pro Jahr gelange:
weltweit etwa sechs MilliaJ
den Tonnen Kohlenstoff aJ
Kohlendioxid (C02) in die Al
mosphäre, davon stamme,
über 80 Prozent aus der Ve,
brennung fossiler Energietr;
ger wie Erdöl, Erdgas und Kol
le. Wälder und eine nach halt
Geschlossener K!'eislauf
Im natürlichen Kreislauf ebenso \\~e bei der Verbrennung von Holz - wird dabei
dieselbe Menge Kohlendioxid
und Wasser durch diesen Abbau wieder frei, die durch die
Photosynthese im Holz gebun-.
den wurde. CO 2 und Wasser
stehen erneut für die Photosynthese zur Verfügung,' dei'
Kreislauf ist also geschlossen.
Sowohl neue und ·im AufTransport und Verarbeitung: Ein Langholzlaster im Werk in Hedemünden, das kleine Foto zeigt das'Aufsägen des Holzes.
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~t)lfl~. Mühlhdus~n
bau befindliche 'vVälder als
ge Holznutzung und ·verwer
aU,ch Holzprodukte sind Kohlenstoffspeicher und entziehen der Atmosphäre das klimaschädliche CO?-Gas. Durch
dung können also den Anstie
der Kohlendioxidkonzentrat
on in der Atroosphäre verrir
gern. (phl)
Speichern Kohlenstoff:"Bäume wie diese Buche entziehen der Atmosphäre das klimaschädliche (OrGas.
A"hi~oto,B"k"