Struktur vereinseigener Fitnessanlagen

TEMPOMACHER CONSULTING UG (HAFTUNGSBESCHRÄNKT)
Struktur vereinseigener
Fitnessanlagen
Darstellung der Positionierung, des
Leistungsumfangs sowie der Preisstruktur
vereinseigener Fitnessanlagen
Andreas M. Bechler
21.12.2015
Abstract
Die folgende Analyse setzt sich mit der Struktur der vereinseigenen Fitnessanlagen auseinander. Am
Beispiel von Baden-Württemberg werden die Positionierung, der Leistungsumfang sowie die
Preisstruktur von 38 vereinseigenen Fitnessanlagen analysiert und dargestellt. Im Anschluss daran
wird ein Vergleich zu den kommerziellen Anlagen gezogen, um sowohl Gemeinsamkeiten als auch
Unterschiede zwischen den Fitnessanlagen unter unterschiedlichen Rechtsformen aufzuzeigen.
Struktur vereinseigener Fitnessanlagen
Hinführung zur Thematik
Seitdem Sportvereine im größeren Maße mit eigenen Fitnessstudios auf den Fitnessmarkt zu drängen
beginnen, ist zwischen den kommerziellen und den gemeinnützigen Anbietern ein Streit über die
gegenseitige Konkurrenzsituation entstanden. Verschiedene Initiativen wurden auf kommerzieller
Seite gegründet, um auf die nach ihrer Meinung ungleiche Behandlung aufmerksam zu machen, die
zulasten der kommerziellen Fitnessstudios gehen würde. Inwiefern dies zutrifft oder nicht, kann in
dieser Analyse ausdrücklich nicht abschließend festgestellt werden.
Diese Analyse dagegen möchte sich grundsätzlich mit der Frage beschäftigen, wie sich die Struktur
vereinseigener Fitnessstudio in Deutschland darstellt. In diesem Zusammenhang möchte diese
Analyse ebenso einen ersten Vergleich anhand der erhobenen Daten zwischen den drei Segmenten
Einzelbetriebe (kommerziell), Kettenbetriebe (kommerziell) und vereinseigener Fitnessstudios wagen.
Zu Beginn wird die Vorgehensweise im Rahmen der Datenerhebung vorgestellt, bevor diese
ausgewertet wird. Im Rahmen der Auswertung wird auch der angesprochene Vergleich zwischen den
drei Fitness-Segmenten vorgenommen. In einem abschließenden Fazit werden die Ergebnisse
zusammengefasst, Schwächen der vorliegenden Analyse dargestellt und ein Ausblick auf weitere noch
vorzunehmende Analysen gegeben.
Methodik der Untersuchung
In einem ersten Schritt wurden Vereine in Baden-Württemberg recherchiert, welche über ein
vereinseigenes Fitnessstudio verfügen. Hierzu wurden die Vereinsregister des Freiburger Kreis1, des
Netzwerk SVZ2 sowie des Qualitätssiegels „SPORT PRO FITNESS“3 zu Hilfe genommen. Zusätzlich
wurden die ersten 250 Google-Suchergebnisse nach "Vereinseigenes Fitnessstudio BadenWürttemberg" begutachtet. Hierbei wurden insgesamt 38 vereinseigene Fitnessstudios ermittelt.
Für sämtliche zuvor ermittelte vereinseigene Fitnessstudios wurden anschließend ihre Positionierung,
ihr Leistungsumfang und ihre individuelle Preisstruktur ermittelt. Die einzelnen Aspekte wurden
gemäß der Definition der DSSV-Eckdaten4 analysiert. Die Positionierung wurde anhand der
Einschätzung des Autors basierend auf der öffentlichen Darstellung des vereinseignen Fitnessstudios
vorgenommen. In Bezug auf die Preisstruktur wurden die monatlichen Kosten einer 12-monatigen
Mitgliedschaft einschließlich der Grundgebühren des Gesamtvereins verwendet. Auch wenn die
Bereitschaft zur öffentlichen Preisgabe der Preise höher ist als bei kommerziellen Anbietern, so
konnten nur für 33 vereinseigene Fitnessstudios Preise ermittelt werden. Die Bewertung der einzelnen
Aspekte erfolgte auf Basis der öffentlich zugänglichen Informationen auf den Homepages der Vereine
bzw. der vereinseigen Fitnessstudios.
Die Untersuchung fand im Monat November des Jahres 2015 statt.
Ergebnisse der Untersuchung
Im Folgenden sollen nun die Ergebnisse der Untersuchung zusammengefasst werden:
1
vgl. http://www.freiburger-kreis.de/de/mitgliedsvereine
vgl. http://www.netzwerk-svz.de/
3 vgl. http://www.sportprogesundheit.de/de/sport-und-gesundheit/sport-pro-fitness/studios-in-ihrer-naehe/
4 vgl. Kamberovic et al. (2015): S. 32ff
2
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Struktur vereinseigener Fitnessanlagen
Im ersten Schritt wird die Positionierung der Einzel- und Kettenbetriebe aus den DSSV-Eckdaten 20155
den ermittelten Positionierungen der vereinseigenen Fitnessstudios gegenüber gestellt. Dies ist in der
folgenden Abbildung zusammengefasst:
100%
80%
60%
40%
20%
0%
Training
Lifestyle
vereinseigene Fitnessstudios
Gesundheit
Einzelbetriebe
Wellness
Kettenbetriebe
Abbildung 1: Anlagen nach Positionierung
Quelle: eigene Abbildung basierend auf Kamberovic et al. (2015): S. 32
Sieht man von der Positionierungsoption „Lifestyle“ ab, so ist eine hohe Ähnlichkeit in der
Positionierung
der
einzelnen
Anlagentypen
nicht
auszuschließen.
Sowohl
die
Positionierungsalternativen „Training“, „Gesundheit“ und „Wellness“ weisen nur geringe
Abweichungen zwischen den unterschiedlichen Anlagentypen auf. Ähnlich wie kommerzielle Anbieter
konzentrieren sich auch vereinseigene Fitnessstudios hauptsächlich auf die Bereiche „Training“ und
„Gesundheit“.
In einem zweiten Schritt soll nun der Leistungsumfang der einzelnen Anlagentypen beschrieben und
dargestellt werden. Auch hier werden wieder zum Vergleich die Ergebnisse der DSSV-Eckdaten 20156
herangezogen. Die Ergebnisse sind der folgenden Abbildung zu entnehmen.
5
6
vgl. Kamberovic et al. (2015): S. 32
vgl. Kamberovic et al. (2015): S. 33
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Struktur vereinseigener Fitnessanlagen
100%
80%
60%
40%
20%
0%
vereinseigene Fitnessstudios
Einzelbetriebe
Kettenbetriebe
Abbildung 2: Anlagen nach Leistungsumfang
Quelle: eigene Abbildung basierend auf Kamberovic et al. (2015): S. 33
Ähnelten sich die einzelnen Anlagentypen im Rahmen der Positionierung zuvor noch recht stark, so
wird im Leistungsumfang der Unterschied deutlich. Vereinseigene Fitnessstudios scheinen sich im
Vergleich zu Einzel- und Kettenbetrieben deutlich stärker auf das Kernangebot (Gerätegestütztes
Krafttraining, gerätegestütztes Herz-Kreislauf-Training, Gruppentraining) zu fokussieren. Dieses wird
häufig um Wellness und gastronomische Angebote ergänzt. Alle anderen Zusatzangebote sind mit 20
Prozent und weniger in den untersuchten vereinseigenen Fitnessstudios stark unterrepräsentiert.
Einzel- und Kettenbetriebe dagegen bieten diese zusätzlichen Angebote in den meisten Fällen
(Ausnahmen: Schwimmbad und Racket) deutlich häufiger an.
Zu guter Letzt soll nun die Preisstruktur betrachtet werden. Der durchschnittliche monatliche Preis bei
einer 12-monatigen Mitgliedschaft (inklusive Vereinsgrundbeitrag) beläuft sich in den untersuchten
vereinseigenen Fitnessstudios auf 41,65 Euro. Dieser liegt zwischen dem der Kettenbetriebe (36,70
Euro) und dem der Einzelbetriebe (53,20 Euro)7. Um einen genaueren Vergleich zu ermöglichen, soll
in der folgenden Abbildung die Verteilung auf die verschiedenen Preisklassen vorgenommen werden.
7
vgl. Kamberovic et al. (2015): S. 34
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Struktur vereinseigener Fitnessanlagen
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
< 26 €
26 - 45 €
vereinseigene Fitnessstudios
46 - 65 €
Einzelbetriebe
> 66 €
Kettenbetriebe
Abbildung 3: Preisstruktur
Quelle: eigene Abbildung basierend auf Kamberovic et al. (2015): S. 34
Betrachtet man die vorherige Abbildung wird deutlich, dass vereinseigene Fitnessstudios in ihrer
preislichen Struktur zu zwei Drittel im unteren Bereich des mittleren Preissegments anzutreffen sind.
Darüber hinaus siedeln sie sich zu 97 Prozent im Medium-Preissegment (26 – 65 Euro) an. Dies
unterscheidet sie zwar deutlich zu den Kettenbetrieben, allerdings ist hier eine Ähnlichkeit zu den
Einzelbetrieben, welche sich zu 75 Prozent in diesem Preissegment aufhalten, nicht abzustreiten.
Diese allerdings gehen eher den oberen Bereich des mittleren Preissegments an.
Fazit
Fasst man die Ergebnisse zusammen, so kann festgehalten werden, dass vereinseigene Fitnessstudios
meist trainings- und gesundheitsorientierte Anbieter darstellen. Sie beschränken sich in ihrem
Angebot auf die Kernleistungen von Fitnessanbietern (gerätegestütztes Krafttraining,
gerätegestütztes Herz-Kreislauf-Training, Gruppentraining), welche häufig um Wellness und
Gastronomie-Angebote ergänzt werden. Diese Leistung erbringen sie zu einem Preis, welcher im
unteren Bereich des mittleren Preissegments (26 – 45 Euro) anzusiedeln ist.
Eine Konkurrenzbeziehung zu Kettenbetrieben dürfte sich damit in Grenzen halten. Die Angebote
erweisen sich hier in vielerlei Hinsicht als klar abgrenzbar.
Dagegen kann eine Konkurrenzbeziehung zu Einzelbetrieben nicht ausgeschlossen werden, da beide
Anlagentypen in einem ähnlichen Preissegment agieren. Einzelbetriebe können sich allerdings über
Zusatzangebote von den Angeboten vereinseigener Fitnessstudios klar abgrenzen, da diese
Zusatzangebote bisher nicht in größerem Maße in ihren Leistungsumfang aufgenommen haben. Dies
ist Einzelbetrieben auch mit Blick auf die allgemeine Entwicklung der Fitnessbranche wärmstens zu
empfehlen ist8.
8
vgl. Bechler (2014): S. 4/5
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Die vorliegende Analyse kann die Frage nach einer eventuellen Konkurrenzbeziehung zwischen
kommerziellen Fitnessanlagen und vereinseigener Fitnessstudios nicht endgültig beantworten. Die
dargestellten Gemeinsamkeiten lassen dies zwar sicherlich möglich erscheinen, allerdings fehlt es an
handfesten Belegen dazu. Es ist denkbar, dass vereinseigne Fitnessstudios (zumindest teilweise) ein
Kundensegment ansprechen, dass durch die kommerziellen Fitnesseinrichtungen nicht angesprochen
wird. Dies würde eine weitere Öffnung des Fitnessmarktes zu weiteren Kundensegmenten durch die
vereinseigenen Fitnessstudios bedeuten. Um dieser Frage weiter nachgehen zu können, wäre eine
zeitliche Analyse von Fitnesseinrichtungen an Standorten nötig, an denen vereinseigene
Fitnessstudios eröffnet haben. Eine solche Analyse würde die Einbindung eines stellvertretenden
Verbands der deutschen Fitnesswirtschaft nötig machen. Gerne steht der Autor dieser Analyse für
eine solche zur Verfügung.
Im Rahmen dieser Analyse gilt es zu beachten, dass es sich um eine „Fernanalyse“ auf Basis der
öffentlichen Darstellung der vereinseigenen Fitnessstudios handelt. Insbesondere gilt es in Bezug auf
die Positionierung zu beachten, dass die Vergleichsdaten der DSSV-Eckdaten auf Basis der
persönlichen Einschätzung der Fitnesseinrichtungen selbst basieren, während diese Analyse auf Basis
der persönlichen Eindrücke des Autors fußte. Darüber hinaus befinden sich alle untersuchten
vereinseigenen Fitnessstudios in Baden-Württemberg. Andere Bundesländer wurden in diese
Untersuchung nicht eingebunden. Somit kann die absolute Übereinstimmung der erhobenen Daten
mit der Realität nicht garantiert werden. Eine Analyse mit einem entsprechenden Anspruch macht die
Einbindung der Sportverbände und -vereine in den Analyseprozess notwendig, was in diesem Rahme
leider nicht geschehen konnte. Grundsätzlich steht der Autor dieser Analyse auch einer solchen
Zusammenarbeit für eine konkrete und flächendeckende Analyse der deutschen Landschaft
vereinseigener Fitnessstudios im besonderen Maße aufgeschlossen gegenüber.
Ihre Meinung ist uns wichtig!
Wir freuen uns, dass Sie unseren Newsletter gelesen haben. Sicherlich haben Sie auch
Anmerkungen, Fragen oder sogar Einwände zu den Ergebnissen unserer Analyse. Wir würden uns
freuen, wenn Sie uns diese mitteilen würden. Kontaktieren Sie uns einfach unter
[email protected] oder diskutieren Sie mit uns auf unserer Unternehmensseite auf
XING. Einige Anmerkungen, Fragen und Einwände werden wir in unserem nächsten Newsletter
auch veröffentlichen.
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Struktur vereinseigener Fitnessanlagen
Der Autor
Andreas M. Bechler


B.Sc. Wirtschaftsingenieur
Geschäftsführer Tempomacher
Consulting UG (haftungsbeschränkt)
Andreas Bechler ist Mitgründer und Geschäftsführer der
Tempomacher Consulting UG (haftungsbeschränkt), einer
studentischen Unternehmensberatung der Fitness-, Gesundheitsund Sportbranche. Neben dieser Tätigkeit ist Andreas Bechler
Student der Wirtschaftswissenschaften (M.Sc.) an der
FernUniversität in Hagen und ist als Junior Consultant für
namhafte Unternehmensberatungen der Branche tätig. Darüber
hinaus ist er bereits seit seinem erfolgreich abgeschlossenen
Studium im Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen (B.Sc.) am
Karlsruher Institut für Technologie als Fitnesstrainer für einer der
weltweit größten Betreiber von Fitnessstudios tätig.
Weitere
Informationen
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Andreas
https://andreasbechler.wordpress.com.
M.
Bechler
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Die Tempomacher Consulting UG ist eine Studentische Unternehmensberatung in der Fitness-,
Gesundheits- und Sportbranche. Sie wurde im April 2013 durch
drei Studenten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)
gegründet. Als Studentische Unternehmensberatung bietet sie
Unternehmen eine preisgünstige Alternative zu den klassischen
Unternehmensberatungen der Fitness-, Gesundheits- und
Sportbranche. Auf der anderen Seite möchte sie Studenten
bereits während des Studiums die Verwirklichung großer und
spannender Projekte ermöglichen, um so den Schnittpunkt
zwischen Theorie und Praxis zu eröffnen.
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Literaturverzeichnis
Bechler, Andreas (2014): „Die Entwicklung von Einzelstudios in Deutschland“, abzurufen unter
http://www.tempomacherconsulting.de/newsletter/erster_newsletter_die_entwicklung_von_einzelstudios_in_deutschland.ht
ml, Stand: 14.06.2014
Kamberovic, Refit / Fütterer, Sabrina / Hollasch, Karsten / Menzel, Fabian / Capelan, Ralf /
Papathanassiou, Vassilios (2015): „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft“, DSSV e.V., Hamburg
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