Wiedertäufer

Das Täufertum am Mittelrhein ca. 1500 – 1652
Auszug aus :
Der Protestantismus im Raum Bonn von der Reformationszeit bis zum Jahre 1967
– von J.F. Gerhard Goeters -
Als erste evangelische Gruppe unterlag der obrigkeitlichen Verfolgung das freikirchliche
Täufertum, weil es ganz und entschieden mit der mittelalterlich katholischen Kirche
gebrochen hatte. Es tritt seit 1550 in den südlichen bergischen Ämtern an Sieg und
Siebengebirge auf. Dieses mittelrheinische Täufertum zwischen Köln und Koblenz geht wohl
zurück auf das Wirken des Köhlers Zelis Jacobs von Monschau, eines Schülers von Menno
Simons, der sich aber 1557 von diesem getrennt und mit den seinen den oberdeutschen
Täufern angeschlossen hatte. Bereits 1552 sind in Blankenberg an einem einzigen Tag vier
Täufer hingerichtet worden, ein Wilhelm von Birk, ein Christoph aus Geistingen, ein Christian
aus Uckerath und ein Tilmann aus Neunkirchen. Um 1558 folgte ihnen noch ein Wilhelm von
Beuel in den Tod. Durch das Wirken der Täuferlehrer Heinrich Krufft und Matthias Servaes,
der 1565 in Köln den Märtyrertod fand, hat sich die Bewegung sehr ausgebreitet und auch
eine Gemeindeorganisation mit Vorstehern und Diakonen in einzelnen Orten gewonnen. Um
1560 wurden allein aus Honnef und Dollendorf 17 Täufer des Landes verwiesen. Dort sowie
in Königswinter, Oberpleis, Küdinghoven, Vilich und Seelscheid waren sie vor allem
ansässig. In einer Kapelle in Eudenbach und in der Nähe von Küdinghoven hatten sie
Versammlungsplätze.
1565 begann die bergische Landesregierung mit Auswechslung der Beamten und des
zuständigen Landdechanten eine energische Bekämpfung, mit Vorladungen und
Belehrungen, bei Beharrlichen mit Inhaftierung und Landesverweisung. Ein dreiwöchiges
Glaubensgespräch mit drei bibelkundigen Täufern in Blankenberg führte nicht zum
gewünschten Abfall, ebenso nicht ein Verfahren mit sieben Honnefern. Konrad Koch von
Dollendorf, ein schon einmal des Landes Verwiesener, wurde am 26. November 1565 in
Honnef mit dem Schwert hingerichtet. Ein Bericht über seine Haft und Hinrichtung sowie
zwei Briefe aus dem Gefängnis sind in die mennonitischen Märtyrerbücher eingegangen, ein
Lied über sein Martyrium in die Gesangbücher.
Trotz ständiger Verfolgung haben sich die Täufer im Untergrund noch lange halten können.
Im gesamtmennonitischen Einigungskonzept von Köln 1591 ist die Gemeinde HonnefDollendorf noch offiziell vorhanden. 1622/23 sind gottesdienstliche Versammlungen im
Kirchspiel Eitorf und am Siebengebirge unterbunden worden. Trotz wiederholter
Ausweisungsgesetze von 1612, 1622, 1624 und 1637 waren 1637/38 im Amt Blankenberg
noch 44 und in Löwenburg 52 Täufer ansässig.
Bis 1652 wurden sie enteignet und polizeilich vertrieben. Nicht einmal Übertritt zum
lutherischen oder reformierten Glauben war statthaft. Täufer hatte es übrigens auch dort
gegeben, wo evangelische Gemeinden mit eigenem Gottesdienst bestanden. Sie hatten sich
strikt gesondert gehalten. Ein Auswanderungsziel wurde die 1653 neubegründete Stadt
Neuwied in der Grafschaft Wied, wo die Mennoniten Duldung genossen, seit 1680 auch die
Erlaubnis des Hausgottesdienstes hatten und sich dann sogar ein Kirchlein in der Nähe des
Schlosses bauen konnten.