Jonas Iten, Violoncello Margarita Höhenrieder, Klavier Les Vents

Programmheft
Sonntag, 10. April 2016, 11.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Jonas Iten, Violoncello
Margarita Höhenrieder,
Klavier
Donnerstag, 14. April 2016, 20.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Les Vents Français
Emmanuel Pahud und Freunde
Freitag, 15. April 2016, 20.30 Uhr, Chollerhalle Zug
Bach, Strings and
Electronics
Francesco Tristano, Klavier
Zuger Sinfonietta
Sonntag, 22. Mai 2016, 19.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Merel Quartett
Ab in die Hosen
Sie haben es sicher schon gehört. Oder gelesen :
Während der einjährigen Sanierung des Theater Casino
machen wir nicht nichts. Im Gegenteil.
Die Theater- und Musikgesellschaft Zug legt gleich noch
eine Schippe drauf. Was das heisst ? Nun, unsere
Saison 2016 / 17 wird aufregend, besonders und einzigartig.
In unseren Hauptmonaten Dezember bis März werden
wir die Shedhalle Zug (an der Hofstrasse 15) zu unserem
Zuhause machen. Und da unsere Veranstaltungen zelebrieren.
Und das ist noch nicht alles. Vor und nach dieser Zeit
haben wir uns viele andere spannende Orte ausgesucht. Und
werden Sie damit überraschen. Das ist zugegebenermassen
nicht ganz einfach. Und ein riesiger «Hosenlupf» für uns.
Auch finanziell. Wir laden Sie darum ganz besonders ein,
mit uns in diese beachtlich grossen Hosen zu steigen.
Und darum haben wir uns auch etwas ausgedacht, für den
Fall, dass Sie uns ganz speziell für diese besondere
Saison 2016 / 17 unterstützen wollen. So können Sie uns mit
zusätzlichen 400 Franken als sogenannter Stuhl Sponsor
unterstützen. Oder aber Sie werden für 200 Franken
ein Bühnen-m2 Sponsor. (Weitere Informationen finden Sie
auf dem eingelegten Talon.) Danach können Sie getrost sagen :
Ich steck mit denen in einer Hose.
Samuel Steinemann
Intendant der Theater- und Musikgesellschaft Zug
Jonas Iten
Violoncello
Margarita Höhenrieder
Klavier
Sonntag, 10. April 2016, 11.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Anschliessend Apero
Ludwig van Beethoven (1770 –1
827)
Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 3 A-Dur op. 69
Allegro, ma non tanto
Scherzo. Allegro molto
Adagio cantabile – Allegro vivace
Frédéric Chopin (1810 –1
849)
Introduction et Polonaise brillante für Violoncello und Klavier C-Dur op. 3
Introduction. Lento
Alla Polacca. Allegro con spirito
Manuel de Falla (1876 –1
946)
«Danza ritual del fuego» aus der Ballettmusik «El amor brujo»
«Primera danza española» aus der Oper «La vida breve»
Astor Piazzolla (1921 –1
992)
«Le Grand Tango» für Violoncello und Klavier
Flügel: Steinway & Sons, Klavierhaus Bachmann, Wetzikon
Die Mischung machts
«Sein» Instrument war unbestritten das Klavier. Ein glänzender Pianist war er und
ein kreativer Improvisator dazu. Doch Beethoven war schliesslich ebenso ein
besonders kreativer Lockenkopf und hatte für viele Instrumente ein klangliches
Gespür, so auch für das Cello. In der dritten seiner fünf Cello-Sonaten äussert
sich dies zum Beispiel in der einfallsreichen, kraftvollen und sanglichen Melodik,
oftmals selbstbewusst vom Cello exponiert. Denn hier begegnet das Streichinstrument dem Klavier erstmals als ebenbürtiger Partner. Die beiden Stimmen ergänzen sich konzertant-virtuos, drängen mal selbstbewusst in den Vordergrund,
um sich dann wieder galant zurückzuziehen und dem Partner das Wort zu überlassen. Durch diese Gleichstellung der Instrumente, der klassisch-formalen
Perfektion und dem Farbenreichtum des Timbres galt Beethovens 3. Cello-Sonate
späteren Komponisten als unvergleichliches Modell der Gattung.
Nicht nur Beethoven fand im Klavier seine quasi verwandte Seele, sondern auch
Frédéric Chopin. Zeitlebens schrieb er fast ausschliesslich für das geliebte Tasteninstrument und noch heute verehren ihn Pianisten und Zuhörerinnen gleichermassen für seine melancholischen Nocturnes und leidenschaftlichen Balladen.
Eines der wenigen – und frühesten – Werke, in dem das Klavier Gesellschaft vom
Cello bekommt, ist die «Introduction et Polonaise brillante». Chopin komponierte
sie für den Fürsten und Cellisten Anton Radziwiłł, auf dessen Jagdschloss er als
junger Mann für einige Zeit weilte. Der Komponist selbst hielt zunächst wohl
nicht allzu viel von seinem Werk: «Nichts ausser Blendwerk darin, für den Salon,
für die Damen», schrieb er in einem Brief. Doch später überarbeitete Chopin die
«Introduction et Polonaise brillante» nochmals, bis sie zu jener zart-funkelnden
Einleitung mit folgender schwungvollen Polonaise wurde, die sie heute ist.
Was Chopin für Polen, ist Manuel de Falla für Spanien: einer der wichtigsten nationalen Komponisten. Wie Chopin fand auch de Falla nicht in seinem Heimatland zu seinem eigenen, von der spanischen Musik geprägten Stil, sondern in der
Fremde, nämlich während eines Studienaufenthalts in Paris und im Austausch
mit Kollegen. Unüberhörbar ist dieser spanische Einfluss sowohl in der Ballettmusik «El amor brujo» als auch in der Oper «La vida breve». Spanische Tanz-Rhythmen wie zum Beispiel der Flamenco, wilde Triller, orientalische Ornamente und
der Einsatz von Kastagnetten gehören zu den ohrenfälligsten Merkmalen. Ausserdem sind beide Handlungen in einem Gitano-Umfeld angelegt. In der «Danza
ritual del fuego» aus «El amor brujo» vollführt die Zigeunerin Candélas einen
rituellen Feuertanz, um den Geist ihres ungeliebten verstorbenen Ehemanns zu
vertreiben. Und die «Primera danza española» aus «La vida breve» zeichnet als
Überleitung vom ersten in den zweiten Akt das Bild eines lebhaften Zigeunerviertels
in Granada. Beide Tänze sind ursprünglich für Orchester konzipiert, wurden
wegen ihrer Beliebtheit aber für die verschiedensten Instrumente arrangiert und
transkribiert: Für Violine, Harfen, Gitarren und eben auch für Cello und Klavier.
Wie de Falla fand auch Astor Piazzolla seine persönliche Handschrift in der Kombination verschiedener musikalischer Richtungen: Tango mit Jazz mit Neuer
Musik mit Klassik: Oigan, el tango nuevo! Dies hängt zum grossen Teil auch mit
seiner Biografie zusammen. Als Jugendlicher in New York lernte der Argentinier
den Jazz lieben, später in Buenos Aires erlag er dem Tangofieber und entwickelte
nach einem Zwischenhalt in Paris schliesslich jenen unvergleichlichen Tango
Nuevo, der ihn bald unsterblich machte. Der «Grand Tango» für Cello und Klavier
ist ein Paradebeispiel dieses neuartigen Stils. Es entstand eine Mischung aus
traditionellen Tango-Rhythmen und jazz-inspirierten Synkopen, aus singendem
Cello und swingendem Klavier, aus jaulenden Glissandi und einer ansteckenden
Energie, die direkt in die Beine geht.
Jonas Iten
Jonas Iten pflegt eine rege Konzerttätigkeit in der Schweiz sowie im nahen und
fernen Ausland. Er ist seit 1995 Solocellist bei der Camerata Zürich und seit 2001
bei den Festival Strings Lucerne. Er ist zudem Mitglied des Schweizer Oktetts.
Als Solist ist Jonas Iten mit Orchestern aufgetreten wie dem Musikkollegium
Winterthur, dem Luzerner Sinfonieorchester, dem Orchestra della Svizzera italiana,
der Camerata Zürich, der Zuger Sinfonietta und mit den Festival Strings Lucerne;
mit letzteren 2007 mehrmals auf einer Südamerika-Tournee und im Rahmen des
Lucerne Festival im KKL Luzern. 2009 erfolgte sein Debut bei Sony Music/Deutsche
Harmonia Mundi mit der CD «Concert Spirituel» mit Sonaten von J. B. Barrière.
Sie bekam in der internationalen Fachpresse mehrfach Bestnoten und hymnische
Kritiken.
Jonas Iten wurde in eine Musikerfamilie in Zug geboren. Mit sieben Jahren erhielt
er seinen ersten Cellounterricht bei seinem Onkel Luciano Pezzani, welcher Solocellist an der Oper Zürich war. Nach der Matura machte er das Lehrdiplom und
die Konzertreifeprüfung mit Auszeichnung am Konservatorium Winterthur bei
Markus Stocker. 1997 erhielt er das Solistendiplom bei Stanislav Apolin und Marek
Jerie in Luzern. Er absolvierte Meisterkurse bei Arto Noras, Markus Nyikos und
Antonio Meneses, ebenso bei William Pleeth, der ihm 1994 bis 1998 in London
auch Privatunterricht erteilte. Er machte eine Weiterbildung bei Aida StuckiPiraccini und Johann Sonnleitner, bei dem er wertvolle Anregungen für Johann
Sebastian Bachs Musik erhielt, sowie bei Rainer Zipperlin auf dem Barockcello.
Er war Preisträger am Rahn-Wettbewerb in Zürich, zweifacher Gewinner eines Förderpreises des Kantons Zug, mehrfacher Preisträger des Migros-Genossenschaftsbundes und der Ernst-Göhner-Stiftung sowie der Kiefer-Hablitzel-Stiftung.
Stilistische Vielfalt zeichnet Jonas Itens Spiel aus: er gastiert regelmässig als Solocellist bei Filmmusik-Produktionen des 21st Century Orchestra oder bei MusikPlus-Produktionen der Zuger Sinfonietta. Er bewegt sich als Mitglied des Luzia von
Wyl-Ensembles auf jazzig-klassischem-avangardistischem Grenzgebiet. Jonas
Iten spielt auf einem Violoncello gebaut von Giovanni Pistucci, Neapel 1900.
Jonas Iten ist Dozent für Violoncello an der Musikschule Zug. Ein Film des Schweizer Fernsehens, Radio-, CD- und DVD-Aufnahmen dokumentieren seinen Weg.
Margarita Höhenrieder
Die herausragende Münchner Pianistin Margarita Höhenrieder wird in Fachkreisen
hoch geschätzt. Als Solistin konzertierte sie mehrfach mit den Dirigenten Claudio
Abbado, Lorin Maazel, James Levine, Riccardo Chailly, Fabio Luisi und mit Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den Münchner
Philharmonikern, dem New York Philharmonic, der Sächsischen Staatskapelle
Dresden, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Mozarteum Orchester Salzburg
und dem Mahler Chamber Orchestra.
Das Klavierspiel liegt der Preisträgerin vieler internationaler Klavierwettbewerbe
seit ihrer Kindheit im Blut. Mit elf Jahren gab sie ihren ersten Klavierabend.
Sie studierte bei Anna Stadler und Ludwig Hoffmann in München und später beim
legendären amerikanischen Pianisten Leon Fleisher in Baltimore, USA. Wesentliche künstlerische Impulse verdankt sie auch der Freundschaft und Zusammenarbeit mit Alfred Brendel.
1981 gewann Margarita Höhenrieder den ersten Preis beim bedeutenden BusoniWettbewerb in Bozen und reihte sich damit in die Liste anderer Busoni-Preisträger
ein, wie z.B. Martha Argerich und Jörg Demus. Ihr künstlerischer Weg führt sie
fortan vermehrt in die grossen Musikzentren der Welt wie Berlin, Paris, Rom, Salzburg, Mexico City und New York, wo sie mit grossem Erfolg ihr Debüt in der
Carnegie Hall feierte.
Seit 1991 unterrichtet Margarita Höhenrieder als Professorin an der Musikhochschule München. Hier gibt sie ihre vielfältige, künstlerische Erfahrung an hochbe-
gabte junge Pianisten weiter. Zeitgenössischer Musik gegenüber ist die Pianistin
aufgeschlossen. Eine langjährige Freundschaft verband sie mit Harald Genzmer.
Er widmete ihr u.a. das Konzert für Klavier, Trompete und Streicher, welches
sie zusammen mit Guy Touvron und dem Württembergischen Kammerorchester
uraufführte und auf CD einspielte. Sein letztes grosses Werk «Wie ein Traum
am Rande der Unendlichkeit» für Klavier und Flöte, widmete Genzmer ebenfalls
der Künstlerin. 2009 brachte sie es gemeinsam mit dem Soloflötisten der Berliner
Philharmoniker, Emmanuel Pahud, in Rom zur Uraufführung.
Neben Mozart und Beethoven gehört ihre grosse Liebe der Romantik. Die gegenseitige Inspiration des Künstlerpaares Clara und Robert Schumann fasziniert
sie so sehr, dass sie deren a-Moll Klavierkonzerte zusammen auf einer CD veröffentlicht. Es sind auch weitere Aufnahmen erschienen, Klavierkonzerte von Mozart,
Schumann und Chopin unter Fabio Luisi mit den Wiener Sinfonikern, eine DVD
mit dem 1. Klavierkonzert von Beethoven unter Fabio Luisi und der Staatskapelle
Dresden aus der Philharmonie in München sowie Kammermusik mit den Bläsersolisten der Staatskapelle Dresden. Eine weitere DVD mit den Klavierkonzerten
Nr. 2 und Nr. 3 von Beethoven unter ihrem ehemaligen Lehrer Leon Fleisher als Dirigent wird in diesem Jahr bei Accentus erscheinen.
Les Vents Français
Emmanuel Pahud Flöte
François Leleux Oboe
Paul Meyer Klarinette
Gilbert Audin Fagott
Radovan Vlatković Horn
Éric Le Sage Klavier
Donnerstag, 14. April 2016, 20.00 Uhr, Grosser Casinosaal
In Koproduktion mit dem Palazzetto Bru Zane – Centre de Musique Romantique Française
Einführung mit Annelis Berger, Emmanuel Pahud und Paul Meyer um 19.15 Uhr
Louise Farrenc (1804 –1
875)
Sextett c-Moll op. 40
Allegro
Andante sostenuto
Allegro vivace
mit Bläsern auch keine Tradition, auf die sich Komponisten beziehen oder die sie
auf den Kopf stellen könnten. Ziemlich beliebt war die Kammermusik für Bläser
allerdings im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Kein Wunder also, dass Les Vents
Français für den heutigen Konzert-Abend ein rein französisches Programm zusammengestellt haben.
George Onslow (1784 –1
853)
Quintett F-Dur op. 81
Allegro non troppo
Scherzo. Energico
Andante sostenuto
Finale. Allegro spirituoso
Komponierende Frauen hatten es im 19. Jahrhundert oft nicht leicht. Ausgeschlossen von musikalischen Institutionen, wurden sie meist auch von ihren Pflichten
als Ehefrau und Mutter an der kompositorischen Arbeit gehindert. Louise Farrenc
hatte da Glück. Ihr Ehemann unterstützte ihre Karriere und die männlichen
Kollegen. Auch Musikkritiker brachten ihr Wohlwollen entgegen. Die unterschiedlichen Gattungen erarbeitete sie sich systematisch und hinterliess deshalb ein
umfassendes Oeuvre aus Klavier-, Kammer-, Orchester- und Vokalmusik. In einigen
Gattungen mit Bläsern bewegte sie sich dabei auf gänzlich neuem Terrain.
Ihr stark an der Wiener Klassik orientiertes, formal klar aufgebautes Sextett c-Moll
op. 40 für Klavier, Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott etwa ist die früheste
bekannte Komposition für diese Besetzung.
Camille Saint-Saëns (1835 –1
921)
«Caprice sur des airs danois et russes» op. 79
Poco Allegro
Andantino
Moderato
Allegro vivace
PAUSE
André Caplet (1878 –1
925)
Quintett
Allegro
Adagio
Scherzo
Finale
Francis Poulenc (1899 –1
963)
Sextett
Allegro vivace
Divertissement. Andantino
Finale. Prestissimo
Flügel: Steinway & Sons, Klavierhaus Bachmann, Wetzikon
Blasmusik à la française
«Die Blasmusik ein jeder liebt, weil sie uns Lebensfreude gibt.» Recht hat er doch,
der deutsche Schriftsteller Berthold Auerbach. Nur sahen das viele Komponisten
nicht so. Kammermusik für Blasinstrumente spielt in der Musikgeschichte nur
eine marginale Rolle, ganz im Gegensatz zu jener mit Streichinstrumenten und
dessen Königsgattung Streichquartett. Aus diesem Grund gibt es für viele Gattungen
Zu Lebzeiten rege gespielt, geriet Farrencs Musik bald nach ihrem Tod in Vergessenheit, ein Schicksal, das George Onslow mit ihr teilt. Erst Ende des 20. Jahrhunderts wurde er allmählich wiederentdeckt. Und zu entdecken gibt es dabei wahrlich viel: ganze 36 Streichquartette und 34 Streichquintette hat er beispielsweise
komponiert. Das Holzbläserquintett F-Dur op. 81 gehört zu seinen letzten Werken.
Obwohl Onslow zu dieser Zeit schon betrübt bemerkte, wie seine Werke zunehmend vom Spielplan verschwanden, versprüht das Quintett eine unbekümmerte
Lebhaftigkeit.
Nur einige Jahre nach Onslows Tod erfuhr die französische Kammermusik einen
neuen Aufschwung und damit wieder Weltrang – auch und vor allem dank Camille
Saint-Saëns. Er propagierte den «classicism» und damit eine Rückkehr auf ein
klassisches Formenrepertoire wie eben die Kammermusik. Die «Caprice sur des
airs danois et russes» schrieb der Franzose 1887 als Auftrag für eine Konzertreihe in Russland und widmete sie der Zarin Maria Feodorovna, ursprünglich eine
dänische Prinzessin. Als Zeichen dieser augenscheinlich glücklichen Verbindung zwischen Dänemark und Russland liess Saint-Saëns volkstümliche Themen
beider Länder einfliessen. Der damit verbundene liedhafte Ton kommt in allen
vier Sätzen zum Tragen – zum Beispiel im wunderschönen, von russisch-melancholischer Wehmut getränkten Andantino.
«Debussys Sekretär» – kein nettes Urteil für einen eigenständigen Komponisten
und Dirigenten. Auferlegt wurde es André Caplet, Schüler und Freund Claude
Debussys. Anders als sein Mentor brachte es Caplet nie zu grosser Berühmtheit
und so ist er denn heute vor allem für seine Orchestrierungen von Debussys
Werken bekannt. Dieser Einfluss ist auch im viersätzigen, traditionellen Quintett
für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Klavier unüberhörbar – nämlich in der
farbenreichen Ausgestaltung der fünf Instrumente.
Zusammen mit «Les Six», einer losen Gruppierung von sechs Komponisten, bewegte
Francis Poulenc seit Ende des 1. Weltkrieges die Musik Frankreichs in eine eigenständige, freie und moderne Richtung. Neoklassizistisch geprägt und durchwegs
französisch kommt auch das für alle Instrumente technisch sehr anspruchsvolle
Sextett für Klavier und Holzbläserquintett aus den Jahren 1932/1939 daher: mit
eleganten Melodien, ein bisschen Variété-Schwank und einem Schuss jenes feinen,
gänzlich unwiderstehlichen französischen Humors.
Les Vents Français
Les Vents Français gehört zu den besten Holzbläser-Ensembles unserer Zeit und
steht seit mehr als einer Dekade gemeinsam auf der Bühne und im Studio.
Gegründet wurde es von herausragenden Solisten, allesamt aus der französischen
Tradition kommend und bereits internationale Beachtung als Kammermusiker,
Orchestermitglieder und Lehrer mitbrachten. Ihr Ziel ist es, durch ihre Erfahrung
und ihren Ruf, die Meisterwerke und Raritäten für diese Besetzung einem möglichst grossen Publikum zu präsentieren. Ihre Interpretationen zeigen, wie individuelle und solistische Sichtweisen ins Ensemble eingebracht werden können,
um auf diese Weise eine grosse Spannbreite von Farben, Stilen und dynamischen
Kontrasten zu erreichen. Das Ensemble führt Werke vom Duo bis zum Sextett
auf. Dabei sind die Musiker stetig darauf bedacht, das Repertoire zu erweitern,
auch durch Auftragsvergabe an zeitgenössische Komponisten wie Philippe
Hersant oder Thierry Escaich. Tourneen führten die Musiker u. a. nach Japan und
durch Europa. Sie spielen regelmässig in bedeutenden Konzerthallen in London,
Wien, Paris, Luzern, Istanbul und Zürich sowie auf zahlreichen Festivals in der ganzen Welt. Soeben erschien eine gemeinsame CD mit dem Pianisten Éric Le Sage,
die etliche Werke enthält, die am heutigen Konzertabend erklingen.
Emmanuel Pahud
In Genf geboren, begann Emmanuel Pahud sein Flötenstudium bereits im Alter
von sechs Jahren. 1990 schloss er sein Studium am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris mit der Verleihung des »Premier Prix« ab. Im Alter von
nur 22 Jahren übernahm er die Position des Soloflötisten bei den Berliner Philharmonikern, die er noch immer innehat. Zusätzlich zu seinen Engagements mit
den Berliner Philharmonikern ist Pahud international als Solist und Kammermusiker sehr erfolgreich. Er spielt mit vielen der weltweit führenden Orchester und
arbeitet mit bedeutenden Dirigenten zusammen. Pahud konzertiert regelmässig
mit den Pianisten Éric Le Sage, Yefim Bronfman und Hélène Grimaud und
spielt gelegentlich Jazz mit Jacky Terrasson. 1993 gründete er mit Éric Le Sage und
Paul Meyer das Kammermusikfestival Musique à l’Empéri in Salon-de-Provence.
Er hat mehr als 20 CDs für EMI Classics aufgenommen, die von Presse und Publikum gefeiert und mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurden. Soeben hat er
einen Echo Klassik in der Kategorie «Instrumentalist des Jahres» erhalten.
François Leleux
Der international renommierte Oboist François Leleux tritt mit den grossen Orchestern in den Musikzentren der Welt auf und spielt ein Repertoire vom Barock
bis zu Auftragswerken zeitgenössischer Musik. Er gab Konzerte in der Berliner
Philharmonie, im Wiener Musikverein, im Sydney Opera House sowie im Rahmen
des Mostly Mozart Festivals. Er arbeitete dabei mit Dirigenten wie Pierre Boulez,
Mariss Jansons, Sir Colin Davis, Daniel Harding und Alan Gilbert sowie mit Klangkörpern wie dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin oder dem Orchestre
National de France zusammen. Zeitgenössischen Komponisten Thierry Escaich
und Nicolas Bacri widmeten ihm Werke.
Im kammermusikalischen Bereich tritt Leleux im Oktett Ensemble Paris-Bastille
und mit Les Vents Français auf. Weitere Kammermusikpartner sind die Harfenistin
Isabelle Moretti und Leleux’ Ehefrau, die Geigerin Lisa Batiashvili. François
Leleux nimmt exklusiv für Sony Classical auf. Zuletzt erschien «Der Charme der
Oboe», Oboenkonzerte mit dem Münchener Kammerorchester. Zudem ist er Professor an der Hochschule für Musik und Theater München.
Radovan Vlatković
1962 in Zagreb geboren, gehört Radovan Vlatković weltweit zu den gefragtesten
Bläsersolisten. Ersten Musikunterricht bekam er mit sechs Jahren in seiner
Heimatstadt; seine Hornausbildung schloss er in Detmold ab. 1979 gewann er den
Premio Ancona, 1983 den Internationalen Musikwettbewerb der ARD München –
als erster Hornist nach vierzehn Jahren. Von 1982 bis 1990 war er Solo-Hornist
beim heutigen Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Riccardo Chailly und
Vladimir Ashkenazy. Er verliess das Orchester, um sich seiner Tätigkeit als Solist
widmen zu können. Als solcher ist er inzwischen in Konzerthäusern und bei Festivals auf allen Kontinenten aufgetreten.
Ausgeprägt ist auch sein Engagement in der Kammermusik, so spielt er mit András
Schiff, Heinz Holliger und Klaus Thunemann als ständigen Kammermusikpartnern zusammen. Sein besonderes Interesse gilt der zeitgenössischen Musik.
Er spielte eigens für ihn komponierte Werke und Uraufführungen von Elliott
Carter, Heinz Holliger und Krzysztof Penderecki. Vlatković hat zahlreiche CDs aufgenommen und erhielt mehrmals den Preis der deutschen Schallplattenkritik.
Paul Meyer
Paul Meyer, in Mulhouse im Elsass geboren, debütierte bereits im Alter von 13 Jahren als Solist des Orchestre Symphonique du Rhin. Nach dem Gewinn der Young
Concert Artists Auditions in New York traf er auf den legendären Benny Goodman,
mit dem ihn bald eine für sein Leben und seine Karriere entscheidend wichtige
Freundschaft verbinden sollte. Heute zählt Paul Meyer zu den herausragenden Klarinettisten weltweit und konzertiert regelmässig mit den grossen Orchestern
in Europa, den USA, in Asien und Australien. Dabei arbeitet er mit namhaften Dirigenten wie Kent Nagano, Michael Gielen, Marek Janowski, Dennis Russell Davies
und David Zinman zusammen. Meyer zeichnet sich durch ein besonders breites
Konzertrepertoire aus, das auch die grossen zeitgenössischen Werke für Klarinette
von Pierre Boulez, Morton Gould und Hans Werner Henze umfasst. Darüber hinaus wirkte er bereits bei zahlreichen Uraufführungen mit. Einen grossen Teil
seiner Konzerttätigkeit widmet Meyer kammermusikalischen Projekten. In den
letzten Jahren hat er sich zudem verstärkt einen Namen als Dirigent gemacht.
Éric Le Sage
Éric Le Sage ist einer der führenden Pianisten seiner Generation und ein bekannter
Vertreter der französischen Klavierschule. Regelmässig werden sein feiner Klang
und sein Sinn für Struktur und Phrasierung gelobt. 2010 konnte er sehr erfolgreich
ein Projekt beenden, an dem er lange gearbeitet hat: die Aufnahme von Robert
Schumanns Gesamtwerk für Klavier. Im selben Jahr wurde diese Einspielung für
das französische Label Alpha mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Éric Le Sage trat als Solist mit Orchestern wie dem Los Angeles Philharmonic, dem Royal Scottish National Orchestra, den Göteborger Philharmonikern und dem Münchener Kammerorchester auf sowie mit Dirigenten wie
Sir Simon Rattle und Michael Stern. Der in Aix-en-Provence geborene Pianist gewann Preise bei internationalen Wettbewerben, so in Porto 1985 und beim RobertSchumann-Wettbewerb in Zwickau 1989.
Gilbert Audin
Gilbert Audin ist Solo-Fagottist im Orchestre du Théâtre de l’Opéra de Paris und
unterrichtet am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris. Als Botschafter der französischen Fagottschule ist er auf der ganzen Welt für Meisterkurse
und an internationalen Akademien gefragt. Gilbert Audin findet sich als Konzert
solist mit renommierten Kollegen wie Jean-Pierre Rampal, Paul Meyer oder Michel
Arrignon zu Ensembles zusammen und ist als Kammermusiker ein preisgekrönter und beliebter Partner. Für den Hersteller Buffet Crampon ist er als Berater und
Tester tätig und trägt so zur Weiterentwicklung des Fagotts bei. Gilbert Audin
studierte in Nîmes und am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris
in der Klasse von Maurice Allard. Mit 19 Jahren gewann er internationale Wettbewerbe in Genf und München; es folgten weitere erste Preise in Genf und Toulon.
Seine Diskografie umfasst Werke von Haydn, Konzerte von Jean Françaix und
Marcel Landowski, Rossini-Quartette, Konzerte und Symphonien von Mozart sowie
die gesamte Kammermusik von Francis Poulenc für RCA Red Seal.
Saisonpräsentation
Di 21. Juni 2016
12.00 bis 13.15 Uhr
Lunchvorstellung
Bach, Strings and
Electronics
Francesco Tristano
Klavier
Zuger Sinfonietta
Etienne Abelin Leitung
Freitag, 15. April 2016, 20.30 Uhr, Chollerhalle Zug
In Zusammenarbeit mir der Chollerhalle Zug
J. S. Bach (1685 –1
750)
Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048
I. (ohne Tempoangabe)
II. Adagio
III. Allegro
Francesco Tristano (1981*)
«Eastern Market»
«Elektron 1»
J. S. Bach (1685 –1
750)
Konzert für Klavier und Streicher g-Moll BWV 1058
1. (ohne Tempoangabe)
Andante
Allegro assai
Francesco Tristano (1981*)
«Elektron 2»
«Elektron 3 (Opa!)»
«The Melody»
Flügel: Yamaha CF 3, Klavierhaus Bachmann, Wetzikon
Pianistischer Techno und Ba-Rock’n’Roll
Techno auf dem Klavier – geht das? Es geht, hat Francesco Tristano bewiesen.
«not for piano», nicht für Klavier, heisst eines seiner bekanntesten und vieldiskutierten Alben, auf dem der luxemburgische Pianist Techno-Tracks in Klavierstücke verwandelt. Der Reiz der menschlichen Unvollkommenheit in der Interpretation und der unverfälschte Klang des Klaviers verleiht den ursprünglich
elektronisch produzierten Stücken dabei einen völlig neuen, überraschenden Charakter. Auch eigene, im ähnlich minimalistischen Stil komponierte Werke sind
auf dieser CD zu finden, so zum Beispiel Tristanos Hit «The Melody», den er zusammen mit dem libanesischen Multi-Instrumentalisten Rami Khalifé schrieb.
Darin gelingt es den zwei Musikern, das Klavier zugleich perkussiv – zum Beispiel
in der Nachahmung eines Techno-Beats – und melodiös einzusetzen. Und so
möchte man gleich beides: spontan tanzen und konzentriert zuhören.
Ganz in der Tradition der Club-Kultur belässt Tristano seine Kompositionen aber
nicht bei einer fixen Fassung, sondern setzt sie ständigen Verwandlungen und
Neubearbeitungen aus. «The Melody» zum Beispiel gibt es auch in einer elektronisch
erweiterten Version mit Detroit Techno-Produzent Carl Craig. Tristanos unvergleichliche Mischung aus stark akzentuierten staccato-Rhythmen, tragender Melodie und jazzig-lockerer Ausführung charakterisiert auch seine Kompositionen
Elektron 1-3 und «Eastern Market».
Nicht nur mit solchen erfrischenden und spielfreudigen Projekten zwischen klassischem Konzertsaal und Club hat sich der Pianist einen Namen gemacht, sondern auch mit seinen Bach-Interpretationen. Wegen seiner aussergewöhnlichen
Herangehensweise wurde Tristano sogar schon mit seinem grossen Vorbild Glenn
Gould verglichen. Gerade Tristanos CD-Einspielungen von Bachs Werken heben
sich dabei einerseits durch das brillante Klavierspiel von der Masse ab, andererseits
aber auch durch sein umwerfendes Gespür für Kombinationen. So stellt er auf
«bachCage» zum Beispiel die barock-polyphone Klangwelt Bachs der frei fliessenden des amerikanischen Komponisten John Cage gegenüber und eröffnet so völlig
neue Hörperspektiven. Auch für das Konzert in der Chollerhalle kontrastiert der
Pianist seine eigenen, neuen Stücke mit denjenigen von Johann Sebastian Bach.
Das Brandenburgische Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048 gehört zu den berühmten sechs
Brandenburgischen Konzerten, die Bach 1721 dem Markgrafen Christian Ludwig
von Brandenburg widmete. Aufgrund der grossen Unterschiede in Orchesterbesetzung und Stilistik der sechs Konzerte kann davon ausgegangen werden, dass
sich ihre Entstehung über einige Jahre hinweg zog. Das Dritte für reines Streichorchester und Continuo komponierte Bach als «Gemeinschaftsspielmusik», da er
auf eine Aufteilung in Tutti und Solo verzichtet. Heftig debattiert wurde in der Musikwissenschaft das Adagio, welches nur aus zwei Akkorden besteht. Soll hier
ein langsamer Satz aus einem anderen Werk Bachs eingeschoben werden? Eine improvisierte Kadenz vielleicht? Oder dienen die zwei Akkorde wirklich ganz schlicht
als extrem kurzer Überleitungs-Satz? Die Lösungen sind so verschieden wie die
Interpreten selbst.
Die gleiche Besetzung wie dem 3. Brandenburgischen Konzert liegt auch dem
Konzert in g-Moll für Klavier und Streicher BWV 1058 zugrunde. Insgesamt 12
Konzerte für eins oder mehrere Cembali hat Bach geschrieben, alle zwölf sind
allerdings keine Neukompositionen, sondern Transkriptionen älterer Werke von
Bach selbst oder von Antonio Vivaldi. Als Vorlage für dasjenige in g-Moll diente
Bachs eigenes Violinkonzert a-Moll BWV 1041. Der Grund dafür liegt vermutlich
am leidigen Geld. Die wöchentlichen Veranstaltungen des Studenten-Ensembles
«Collegium musicum», dessen Leitung Bach innehatte, erforderten viel Arbeit.
Diese Aufträge waren allerdings unbezahlt – da verwundert es nicht, dass Bach es
vorzog, seine alten Instrumentalwerke nochmals in neuem Gewand zu präsentieren, als stets neue Melodien aus dem Ärmel zu schütteln.
Francesco Tristano
«Musik ist Musik». Das antwortete Alban Berg im Frühjahr 1928 in Paris auf die
Frage von George Gershwin, warum es keine Unterscheidung gebe zwischen dem,
was wir als «ernste» Musik und dem, was wir als «populäre» Musik betrachten.
Francesco Tristano hat dieses Zitat mit seiner Musik über die letzten zehn Jahre
bestätigt. In den Partituren von Johann Sebastian Bach – und unter anderem
auch von Frescobaldi, Berio, Buxtehude, Strawinsky und Gershwin – verbindet er
Klavier und Synthesizer mit den neuesten Produktions- und Sequenzierungsinstrumenten. Obwohl die Unterschiede zwischen einem Klavierkonzert – oder einer
klassischen Partitur – und einem Techno-Track sehr bemerkenswert sind, ob auf
Papier niedergeschrieben, auf einen Computer hochgeladen oder als improvisierte Live-Musik; Musik ist Musik, unabhängig von ihrem Stil, elektronisch oder
Barock, Dance oder Avantgarde.
Gründer und Leiter des Innovationsnetzwerks classYcal sowie Mitgründer und
Co-Künstlerischer Leiter der Ynight Klassik-im-Klubnächte («Best of 2013» Züritipp).
2011 gründete er die Schweizerische El Sistema-inspirierte Initiative «Superar
Suisse». Als Verantwortlicher für die Live-Aufführungen des Visualisierungsansatzes
«Music:Eyes» gestaltete er u. a. einen eigenen Abend auf Einladung des Concertgebouw Amsterdam. Er ist zweifacher TEDx Speaker/Performer.
Auch in seinen Aufnahmen versucht Francesco Tristano ein grosses Spektrum zu
umfassen. Für die Deutsche Grammophon erstellte er Programme basierend
auf Cage und Bach («Bach/Cage», 2011), Buxtehude und Bach («Long Walk», 2012)
oder Ravel und Strawinsky in «Scandale» (2014). Für das französische Label
Infiné kreierte er eigene Kompositionen, deren Grundbestandteile rhythmisches
Experimentieren, abstrakte Texturen und ein einzigartiges Gefühl von Freiheit
sind. Obgleich es wie eine widersprüchliche Arbeitsweise erscheint, nahezu bipolar,
gibt es tatsächlich eine sehr direkte – wenn auch hauchdünne – Beziehung, die
Bach mit Techno-Musik verbindet; die Rhythmusfiguren, die Harmonie und Ordnung, die man bei Bach findet, sind in der Pop-Musik sehr lebendig.
Als Musikkurator war Abelin 2008 – 2011 beim Festspielhaus St. Pölten aktiv, 2009/10
auch als Artist-in-Residence. Etienne Abelin war von 2004 – 2011 Stimmführer
der zweiten Violinen im von Claudio Abbado gegründeten und geleiteten Orchestra
Mozart Bologna und er ist Mitglied des Lucerne Festival Orchestra.
Mit Techno-Musik kam Tristano in Berührung, als er an der Juilliard School of
New York studierte. Tagsüber leitete er die «The New Bach Players» durch ihre
Bach-Lesarten, nachts geriet er in den New Yorker Clubs mit House- und TechnoMusik in Kontakt. In «Not for piano» (2007) veröffentlichte er seine eigenen
Kompositionen sowie Klavierversionen von Detroit-Hymnen, wie «The Bells» (Jeff
Mills) oder «Strings of Life» (Derrick May). Ein Jahr später führte er mit «Auricle
Bio On» (2008) den Klaviersound ein und nutzte ihn gleichzeitig als Sampler und
Synthesizer. Mit der Veröffentlichung von «Idiosynkrasia» (2010) vollendete
Francesco Tristano schliesslich die Synthese beider Sprachen: digitale Virtuosität
und ungewöhnliche elektronische Texturen, die er als «Piano 2.0» vorstellte.
Neben seiner Karriere in der elektronischen Musik entwickelt er sich gleichzeitig
als klassischer Pianist weiter. Sein Repertoire liegt zwischen Barock (hauptsächlich
Bach und früher) und der Musik des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts. Dabei organisiert er seine Programme als wären sie «Playlists», so wie
er es gerne definiert. Angetrieben durch seine unverfälschte offene Haltung
und sein zunehmendes Wissen über Techno, erweitert Francesco Tristano seine
Möglichkeiten.
Musik ist Musik, und ob Barock oder modern, Dance oder atmosphärisch, sie versucht Körper und Geist zu verbinden und zu Euphorie und etwas Erhabenem zu
führen.
Etienne Abelin
Etienne Abelin ist ein Schweizer Violinist, Dirigent und Kurator. Seine Leidenschaft sind neue, ungewohnte Wege im Bereich der klassischen Musik. Er ist
Als Dirigent ist er musikalischer Leiter des Apples & Olives Ensemble, Co-musikalischer Leiter des Sistema Europe Youth Orchestra und Gastdirigent bei verschiedenen Orchestern im In- und Ausland. Er ist Mitglied des Think-Tanks Musikvermittlung Schweiz und war Jurymitglied der «classical: Next» Konferenz und beim
«Junge Ohren» Musikvermittlungspreis.
Zuger Sinfonietta
Die Zuger Sinfonietta, 1998 gegründet, gehört zu den führenden Orchestern der
Zentralschweiz. Sie steht heute wie damals für innovative Konzertprogramme.
So wird zum Beispiel klassische Musik in Verbindung mit anderen Kunstgattungen
wie Theater, Schauspiel, Film, Video, Tanz, Malerei, Literatur sowie mit unterschiedlichen Musikstilen wie Jazz, Volksmusik, Electronics oder Improvisation gebracht. Das Orchester arbeitet mit national und international renommierten
Künstlern zusammen, unter anderem mit Kolja Blacher, Olli Mustonen, Chiara
Skerath, Thomas Hürlimann, Paul Meyer, Benjamin Schmid, Eliana Burki oder
Giora Feidmann. Philippe Bach war langjähriger Chefdirigent. Zur Konzertsaison
16/17 wird Daniel Huppert Chefdirigent der Zuger Sinfonietta.
Der Zuger Sinfonietta wird eine grosse Spielfreude, homogenes Zusammenspiel
und Musizieren auf höchstem Niveau attestiert. Seit Jahren veranstaltet die
Zuger Sinfonietta eigene Konzerte in den Zuger Gemeinden, um ein möglichst breites Publikum erreichen zu können. Gute Partner findet es hier in den jeweiligen
Kulturkommissionen und -vereinen.
Auftritte beim Lucerne Festival, Davos Festival, bei den Murten Classics, bei der
«Stubete am See» und bei weiteren Schweizer Veranstaltern, sowie Live-Konzertaufnahmen durch Radio SRF2 unterstreichen das nationale Interesse an den
Programmen der Zuger Sinfonietta. Im Fokus des Kammerorchesters aus Zug steht
aber auch das junge Konzertpublikum. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern
werden Musikvermittlungsprojekte erarbeitet und durchgeführt. Die Zuger
Sinfonietta erhält Subventionen von Stadt und Kanton Zug, sowie Beiträge von
Stiftungen, Gemeinden, Sponsoren und dem eigenen treuen Gönnerkreis.
Merel Quartett
Mary Ellen Woodside Violine
Manuel Oswald Violine
Alessandro D’Amico Viola
Rafael Rosenfeld Violoncello
Sonntag, 22. Mai 2016, 19.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Unterstützt durch Landis & Gyr Stiftung
Einführung mit Annelis Berger und den Künstlern um 18.00 Uhr
Giovanni Pierluigi da Palestrina (ca. 1525 –1
594)
«O crux ave» aus dem Hymnus «Vexilla regis prodeunt»
Palestrinas absolutes Lieblings-«Instrument». Denn im Singen sah er die Grundlage für die von ihm verfochtene Mehrstimmigkeit. Diese hört sich als Streichquartett genauso eindringlich an wie als eine vokale Komposition.
«Sicut cervus»
Toshio Hosokawa (*1955)
«Blossoming» für Streichquartett (2007)
PAUSE
Johannes Ockeghem (1410 –1
497)
«Agnus Dei» aus der Messe «L’homme armé» in der Bearbeitung für Streichquartett
von Nicolas Bolens
Ludwig van Beethoven (1770 –1
827)
Streichquartett a-Moll op. 132
Assai sostenuto – Allegro
Allegro ma non tanto
Canzona di ringraziamento. Molto adagio
(Heiliger Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit in der lydischen Tonart)
Alla marcia, assai vivace
Allegro appassionato
Von der Renaissance bis ins dritte Jahrtausend
In der Renaissance gab es zwar noch keine Streichquartette, dafür reichlich Vokalmusik, die sich einwandfrei für die Vierer-Formation transkribieren lässt. So
hat der zeitgenössische Genfer Komponist Nicolas Bolens das «Agnus Dei» aus der
Messe «L’homme armé» von Johannes Ockeghem für Streichquartett arrangiert.
Der franko-flämische Ockeghem war in der Früh-Renaissance berühmt für seine
geistreichen Rätsel, die Vorliebe für Symbole und seine erfinderischen musikalischen Kombinationen. «L’homme armé» ist ursprünglich eine einfache, einstimmige Volksmelodie, die ab Mitte des 15. Jahrhunderts von Komponisten gerne
als Grundlage für kunstvoll mehrstimmig angelegte Messen verwendet wurde. Neben Ockeghem komponierten zum Beispiel auch Guillaume Dufay und Josquin
Desprez eine Missa «L’homme armé». Vom volkstümlichen Kontext, in dem zum
Krieg und zur Bewaffnung aufgerufen wird, fand das Lied auf diese Weise Eingang
in die Kirchenmusik.
Ziemlich genau ein Jahrhundert nach Ockeghem lebte Giovanni Pierluigi da Palestrina, eine der ersten Kompositionspersönlichkeiten der Musikgeschichte. Im
Vatikan tätig, schuf der Italiener vor allem geistliche Musik: «O Crux ave» aus dem
Hymnus «Vexilla regis» sowie die vierstimmige Motette «Sicut cervus» gehören dazu. Wie Ockeghems Messe waren auch diese beiden Werke für Stimmen gedacht –
Zwischen diesen Bearbeitungen ganz alter Musik kommt auch ganz Neues zum Zug:
«Blossoming» von Toshio Hosokawa ist noch keine zehn Jahre alt. Der Japaner
kam als junger Mann nach Deutschland, wo er Komposition studierte und sich zunächst an der westlichen Avantgarde orientierte. Doch dann begann er sein Heimatland als Geschichte und Klang in seine musikalische Sprache einzuflechten.
Immer wieder bezieht er sich zum Beispiel auf japanische Themen oder verwendet
traditionelle Instrumente. «Blossoming» ist zwar für das durch und durch westliche Streichquartett komponiert. Doch der Gehalt des Werkes ist zutiefst fernöstlich und vom Zen-Buddhismus inspiriert, wird in der Komposition das Erblühen
der in Japan mythisch verehrten Lotusblume beschrieben. Wie Hosokawa sagt:
«Der Lotus gräbt seine Wurzeln tief in den Schlamm unter der Teichoberfläche; der
Stamm streckt sich durch das Wasser der Oberfläche und dem Himmel entgegen;
die Knospe erblüht in Richtung des morgendlichen Sonnenscheins.» In «Blossoming» entfaltet sich mit der Lotusblume auch eine aussergewöhnliche, sinnliche
Klangwelt. Ein Vorgang, der auch als Metapher für den Werdegang des Menschen
steht. Wie die Lotusblume erblüht, so soll der Mensch zu seinem eigenen Ich
finden. So verbinden sich Natur, Mensch und Kunst in Hosokowas Werk auf ganz
besondere Weise.
Zu den letzten Streichquartetten und damit auch zum radikalen Spätwerk gehört
das Streichquartett a-Moll op. 132 von Ludwig van Beethoven. Entgegen der
Gattungstradition besteht es aus fünf Sätzen, der Tonumfang ist stark ausgeweitet
und die Randlagen werden miteinbezogen. Der Komponist schrieb es 1825, nur
zwei Jahre vor seinem Tod und mittlerweile komplett taub. Eine weitere Erkrankung
im Frühjahr nahm ihn zusätzlich mit – die Dankbarkeit über seine Genesung
verarbeitete er im 3. Satz des Quartetts: Mit «Heiliger Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit, in der lydischen Tonart» ist dieser überschrieben. Indem
sich Beethoven im ersten Teil streng an die alte Kirchentonart lydisch hält, eröffnet er eine für das Streichquartett ungewöhnliche Harmonik. Verstärkt wird
der choralartige Eindruck durch die Dynamik, sotto voce beginnend mit sorgfältig
gesetzten Crescendi. Die einzigartige Magie dieses Satzes und des ganzen Quartetts wurde schon von Beethovens Zeitgenossen festgestellt. Als «gross, herrlich, ungewöhnlich, überraschend und originell», wurde es von einem Rezensenten
bezeichnet.
Merel Quartett
Die Wiener Zeitung schrieb über das Merel Quartett von dem «wundersam genau
musizierenden und tonlich vorzüglich aufeinander eingeschworenen Ensemble»,
die Neue Zürcher Zeitung pries das Spiel des Quartetts als «äusserst expressiv und
mit feinem Gespür für Form, Klang und Rhetorik».
Die vier Musiker des 2002 in Zürich gegründeten Merel Quartetts verfügen über ein
breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. Immer wieder wird das Quartett besonders wegen seines enormen stilistischen Bewusstseins und seiner Vielseitigkeit
geschätzt. Es verfügt über ein umfangreiches Repertoire, das eine Spanne von
drei Jahrhunderten umfasst: von Bachs «Kunst der Fuge» bis zu Werken von zeitgenössischen Komponisten wie Kurtág, Saariaho und Holliger.
Gönnen Sie sich einen Stammplatz.
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Werden Sie Mitglied oder Gönner der Theater- und Musikgesellschaft Zug.
Ihre Vorteile als Mitglied
Ihre Vorteile als Gönner
Seine rege, europaweite Konzerttätigkeit führt das Merel Quartett in renommierte
Konzertsäle wie u.a. die Wigmore Hall in London und die Tonhalle Zürich; daneben
ist das Quartett zu Gast bei wichtigen internationalen Festivals wie dem Lucerne
Festival, den Salzburger Festspielen, dem Kunstfest Weimar, dem Menuhin Festival
Gstaad und den Ittinger Pfingstkonzerten. Zu den kammermusikalischen Partnern gehören Künstler wie Ruth Ziesak, Juliane Banse, Dénes Várjon, Diemut
Poppen, Natalia Gutman, Heinz Holliger, Jörg Widmann, Erich Höbarth, Thomas
Demenga und Nobuko Imai.
– 10 % Ermässigung auf Einzelkarten
(Einzelmitglied: 1 Karte pro Vorstellung,
Paarmitglied: 2 Karten pro Vorstellung)
–10% Ermässigung auf Einzelkarten (Einzelgönner: 1 Karte pro Veranstaltung,
Paargönner: 2 Karten pro Veranstaltung)
– Mitgliedsrechte des Vereins Theater- und
Musikgesellschaft Zug
(Einzelmitglied: 1 Stimmrecht,
Paarmitglied: 2 Stimmrechte)
– Anrecht auf Ihren Stammplatz in den besten Sitzreihen (Buchung vor dem regulären
Vorverkaufsstart; Ihr Platzwunsch wird
gerne nach Möglichkeit berücksichtigt.)
Regelmässige Radioübertragungen bei Schweizer Radio SRF, Radio Suisse Romande
und deutschen und italienischen Radiosendern haben dem Merel Quartett
weitere Anerkennung eingebracht. Das Debüt-Album mit Werken von Schumann,
Janáček und dem preisgekrönten Schweizer Komponisten David Phillip Hefti
wurde von der NZZ am Sonntag als «überragende CD-Premiere eines Spitzenquartetts» beschrieben.
–Sonderangebote und Einladungen:
– Offene Probe
– Plätze in den vordersten Sitzreihen
– Mitgliedsrechte des Vereins Theater- und
Musikgesellschaft Zug (Einzelgönner: 1
Stimmrecht, Paargönner: 2 Stimmrechte)
– Informationen finden Sie auf den
Veranstaltungsseiten
–Namentliche Erwähnung im Saisonprogramm, auf der Webseite und auf der
Gönnerliste im Theater Casino Zug
Die zweite CD mit Werken von Felix und Fanny Mendelssohn wurde in der Zeitschrift «Das Orchester» gepriesen: [Das Spiel des Merel Quartetts ist] «von höchster
Intensität durchdrungen, bis ins letzte Detail durchdacht, sensibel austariert
in Gewichtung und Ausleuchtung der Stimmführung … ihre schlanke und offene,
farblich vielfältig variierende Tongebung besticht.»
– Programminformationen
–Jährlicher Anlass exklusiv für Gönner
Ihre Unterstützung für eine wichtige Sache
– Einzelmitgliedschaft : CHF 70
– Paarmitgliedschaft : CHF 100
–Sonderangebote und Einladungen:
– Offene Probe
– Plätze in den vordersten Sitzreihen
Informationen finden Sie auf den Veranstaltungsseiten
– Gönnerlounge:
Bei auserwählten Vorstellungen laden wir
unsere Gönner zu einem Drink in der Bar
& Lounge ein, jeweils ab einer Stunde vor
der Vorstellung
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– Programminformationen
Ihre Unterstützung für eine wichtige Sache
– Einzelgönner: CHF 400
– Paargönner: CHF 600
– Firmengönner : CHF 1100
Kartenverkauf und
Information
U25, Studierende und
KulturLegi
Vorverkauf
Alle Personen unter 25, Studierende und
KulturLegi-Inhaber erhalten Karten zum Ein­
heitspreis von CHF 20 in allen Kategorien,
ab 1 Monat vor Veran­s taltung *. Der Bezug ist
über sämtliche Vertriebskanäle (auch Internet)
möglich.
* mit STUcard auch schon früher
Internet
www.theatercasino.ch
Sitzplatzgenaue Buchung, Bezahlung mit
Kreditkarte oder Rechnung, Eintrittskarte
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Telefon
041 729 05 05
Mo – Fr 9 –1
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Vor Ort
Theater Casino Zug
Artherstrasse 2– 4
Mo – Fr 9 –1
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der Schweiz
Vor der Veranstaltung
Die Vorstellungskasse öffnet 60 Minuten vor
Veranstaltungsbeginn.
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CHF 5, gegen Rechnung CHF 10
Folgende Karten werden akzeptiert :
Mastercard, Visa, Maestro * und Postcard *
( * ausser Telefon- und Internetverkauf )
Hinweis : Die Ausweiskontrolle findet direkt bei
der Eintrittskontrolle der Veranstaltung statt.
Der Einheitspreis ist nicht kumulierbar mit an­
deren Ermässigungen.
Schul- und Musikschulklassen
Wir heissen Schul- und Musikschulklassen in
unseren Veranstal­tungen herzlich willkommen
und offerieren einen vergünstigten Einheits­preis von CHF 11 pro Person ( inkl. Lehrpersonen ).
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( 041 729 05 05, [email protected] )
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Veranstalter
Theater- und Musikgesellschaft Zug
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Fax 041 729 10 51
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Bildnachweis
Jonas Iten Stefan Deuber Photography Margarita Höhenrieder Mat Hennek Emmanuel Pahud und
Freunde Georg Thum Francesco Tristano Marie Staggat Merel Quartett Sarah Rosenfeld
Herausgeber Theater- und Musikgesellschaft Zug
Redaktion Judith Brügger, Dario Seiler, Samuel Steinemann, Claudia Vieli
Texte Rebekka Meyer
Gestaltung Christen Visuelle Gestaltung, Zug
Druck Multicolor Print, Baar
Blumendekoration von Bellefleur, Zug
Veranstaltungen der
Theater- und Musikgesellschaft Zug
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