Thermohaus (von Götsch & Fälschle): Energiesparendes Foliengewächshaus mit zweifach aufblasbarer Doppelfolie. Was gibt es Neues beim Einsatz von Folien und Foliengewächshäusern, welche Entwicklungen zeichnen sich ab? Das Angebot ist reichhaltig und eröffnet immer neue Möglichkeiten, insbesondere auch hinsichtlich der Anpassung an den innerbetrieblichen Transport. Was die Wahl der Folie angeht- wird das reichhaltige Angebot von den Baumschule 7| 2008 auch gut genutzt? Wer die Wahl hat, hat die Qual Das scheint in der Baumschulpraxis noch nicht ganz der Fall zu sein. So ist beispielsweise die altbekannte gelb-grüne Folie zumindest regional noch stark vertreten, stellt Thorsten Pfaff, folitec Agrarfolien-Vertriebs GmbH (Westerburg), fest. Stabilisatoren hatten früher, vor mehr als mehr als 20 Jahren, die gelb-grüne Farbe. Im Ammerländer Baumschulgebiet beispielsweise sei die gelb-grüne Folie heute noch oft anzutreffen. Die Gärtner verbinden damit offenbar nach wie vor die Vorstellung, dass die gelb-grüne Folie weniger Licht durchlässt und Verbrennungen verhindert. „Aber dieses gestreute Licht, das Verhindern von Verbrennungen oder die kühlere Umgebung kann ich heute mit anderen Folien, mit Spezialfolien, viel besser erreichen als mit den herkömmlichen gelb-grünen“, so Pfaff. Um für den jeweiligen Einsatz die richtige Folie zu wählen, benötigt der Folienanbieter Angaben aus den Baumschulen. Von Vorteil ist, wenn der Baumschuler genau weiß, was für seine Kulturen das richtige ist. Ob beispielsweise eine stark streuende, eine diffuse Folie, eine etwas kühlende, eine UV - durchlässige oder eine UVB - blockierende Folie für ihn am besten ist. „Dann können wir, ausgerichtet auf diese Antworten, Empfehlungen geben, so Pfaff. Da vieles aber auf einzelnen Praxiserfahrungen oder -beobachtungen beruht, konkrete Versuchsergebnisse wie im Zierpflanzenbau oft nicht greifbar sind, führt oft erst ein gemeinsames Gespräch zu konkreten Anhaltspunkten. Laut Information von Folitec hat das kurzwel- lige ultraviolette Licht (UVB) positive Auswirkungen auf die Qualität der Pflanzen. Doch auch das Blockieren von UV-Licht - einschließlich des langwelligen UVA-Lichts - könnte möglicherweise Vorteile haben. Pflanzenkrankheiten lassen sich dadurch offenbar besser kontrollieren. Hier gibt es sicherlich noch Forschungsbedarf. „Ich bin kein Gärtner, so Pfaff. Aber ich kann ihm sagen, welches Spektrum die Folie durchlässt. Die Wahl der Folie richtet sich nach verschiedenen Kriterien. Wenn ein Gartenbaubetrieb viele verschieden Kulturen anbaut, etwa Gehölze und Gemüse, dann muss er auf eine “Allround-Folie” gehen. In einem anderen Fall, wo eine Folie stark mechanisch belastet oder nur über einen kurzen Zeitraum eingesetzt wird, kann der Betrieb beispielsweise eine „billige“ Folie einsetzen, wenn diese öfter ausgetauscht wird. Aber die Fragen können wir erst dann beantworten, wenn wir wissen, was der Kunde braucht.” Die Folienwahl muss insbesondere auch auf die auf die Konstruktion abgestimmt sein. Thorsten Pfaff nennt ein Beispiel: Antitaufolien können nur dann nur dann funktionieren, wenn das Wasser ablaufen kann. Der Einsatz der Antitaufolie ist also nur mit der passenden Konstruktion sinnvoll. „Bei einem Tunnel habe ich in direkt der Mitte des Tunnels fast ein Flachdach. Da treten bei der Antitaufolie eigentlich vermehrt Tropfen auf, weil da das Wasser stehen bleibt.” Probleme können ebenso entstehen, wenn die Folie sehr faltig montiert ist. „Es gibt auch noch Wellenlängen UVC-Strahlen: 100-280 Nanometer UVB-Strahlen: 280 bis 315 Nanometer. UVA-Strahlen: 315 bis 380 Nanometer. Dann kommt der für die Pflanzen entscheidende Bereich, photosynthetisches Licht, zwischen 380 und 780 Nanometer. Ab 780 Nanometer folgt die InfrarotStrahlung, entscheidend für die Erwärmung der Häuser. • db Schnüre oder Drahtseile zwischen den Bindern. Dann läuft das Wasser bis zum Drahtseil und tropft ab.” Grundvoraussetzung ist also, das das Wasser an der Folie ablaufen kann. Und auch hier liegt ein Schwachpunkt: „Bei mit Doppelfolie eingedeckten Häusern lässt sich ja mit verschiedenen Qualitäten spielen. Da bringt man außen eine Folie auf, die sehr viel direktes Licht durchlässt. Und von innen eine Folie, die Antitau hat, thermische und andere Eigenschaften. Wenn die Folie durch dieses Luftpolster sehr stark aufgeblasen wird oder einen Bauch nach innen macht, läuft auch hier wieder das Wasser bis zur tiefsten Stelle und da tropft es ab.“ Es reichen also nicht die guten Eigenschaften allein, sondern die Konstruktion muss passen, damit die guten Eigenschaften zu Tragen kommen. Wesentliche Faktoren für die Wahl der Folie sind im Baumschulbereich: 39 Technik Einsatz: Aus dem vielfältigen Angebot zu schöpfen scheint nicht leicht Forum Handel Produktion Leserservice Checkliste für die Folien-Wahl Diese Fragen sollte sich der Baumschuler stellen, bevor er sich für eine Folie entscheidet: • Benötige ich eine Folie, die lange hält? • Benötigen meine Kulturen sehr viel Lichtdurchlässigkeit? • UV-Block oder UV durchlässig? • Will ich eine Energieeinsparung erreichen? • Soll es eine Einfacheindeckung sein oder eine Doppeleindeckung? • Für welche Konstruktion wird die Folie benötigt? Technik 40 Geringe Investition, hohe Haltbarkeit, wenig abtropfend, geeignet für den innerbetrieblichen Transport. Billig, teuer oder preisgünstig? – „Zurzeit redet der gesamte Gartenbau von der F-Clean Folie, von der japanischen Folie,die weit über zehn Euro kostet”, so Pfaff. „Diese Folie hat sich hauptsächlich durchgesetzt wegen der langen Haltbarkeit (die Garantie geht über zehn oder 15 Jahre) und wegen der UVB-Durchlässigkeit und geneell wegen der Lichtdurchlässigkeit Das sind die Vorteile, die diese Folie mit sich bringt. Aber wenn es jetzt nur um UVB geht, dann können wir mittlerweile eine Polyethylen-Folie anbieten, die zumeist unter einem Euro liegt, beispielsweise die UV B window- Folie. Das gesamt UV-Licht dringt hier zu den Pflanzen durch. UV-stabil sind die Folien heute alle. Unstabilisierte Folie würde spätestens nach drei bis vier Monaten zersetzen. „Die Haltbarkeit ist natürlich im Zusammenhang mit der UV-Stabilität zu Vergleich von Folie, Glas, UVB-durchlässiger Folie (UV B Window), handelsübliche Folie (neu), bei der kein UVB durchgeht, sowie UVB- blockierender Folie. sehen”, so Pfaff weiter. „Die Folie muss vernünftig gespannt sein. Das ist das A und O bei der Folie. Dass sie nicht im Wind schlägt, dass sie Werkfoto 7| 2008 Faltenbildung in der Folie lässt sich in der Praxis nur schwerlich vermeiden. nicht mechanisch belastet wird. Und wichtig ist, die Folie beispielsweise vor rauen Stellen zu schützen, insbesondere auch am Binder, der Schattenhallen gefragt Bei der Bodenbefestigung besteht die Wahl zwischen Rohrstützen mit Betonfundamenten oder Bodenplatten. Durch Windverbände und Verstrebungen wird das System zusätzlich stabilisiert. Der Bedarf an Schattenhallen nimmt zu, stellt Andreas Nitsch von Nitsch & Sohn GmbH in Kreuztal fest. Das treffe auch auf kleinere und mittelgroße Gartencenter. Die Schattenhallen in feuerverzinkter Ausführung liegen unter 4-Meter Firsthöhe ( angebotene Höhe: 2,50 und 3,50 Meter) und benötigen, wie Nitsch weiter erklärt, keine große Genehmigung. Das feuerververzinkte Rohrsystem lasse sich über die speziellen Schellen schnell montieren. Zwei Ausführungen hat Nitsch, Anbieter von Technik für Gartenbau und Baumschulen, im Programm: neben dem 48,3 Millimeter Rohrdurchschnitt gibt es die verstärkte Ausführung mit 76,1 mm. Das Schattiergitter aus Polyethylen sei UV-stabil, reißfest und auch in schneefester Ausführung lieferbar. • db UV- durchlässige Folien sind hinzugekommen, die sich positiv auf das Längenwachstum auswirken, betont Pfaff. Zum Thema Preis fügt er noch hinzu: „Bei den Spezialfolien reden wir nur von Cent, um die sie teurer sind. Die billigste Folie kostet vielleicht 20 Cent weniger als die teuerste. Wenn die Folie Vorteile mit sich bringt, der Nutzen für den Baumschuler da ist, ist das zweitrangig.” Aber noch werde viel nach Preis gekauft. „Die billige Folie hat ihre Berechtigung. Und wenn man sich Entwicklung der Energiepreise, inbesondere des Öls betrachtet, ist festzustellen, dass die Folie vielleicht fünf Prozent teurer geworden ist.” Bislang sei es hier noch nicht zu großen Preissprüngen gekommen. Pfaff rechnet aber damit, dass sich hier in Zukunft etwas tun wird. • bim Sie als Produzent, Vermarkter, Zulieferer Einzige deutsche Spezialzeitschrift für den Zierpflanzenbau 7| 2008 Welche Entwicklung für die Baumschule interessant? Profitieren 41 Technik zudem noch sehr heiß werden kann.” Pfaff empfiehlt, hier Schaumstoffklebeband einzusetzen, um die Folie vor der Konstruktion zu schützen. Eine weitere Möglichkeit sei, auf der Konstruktion oder der Folie weiße Farbe auszubringen, um ihr Hitzeschutz zu geben. Die Haltbarkeit der Folie ist zudem von der Witterung abhängig. Die extremen Bedingungen nehmen immer mehr zu: „Hochwasser, Hitze, im Mai Temperaturen über 30 Grad, was wir früher nicht hatten.” Wenn die Intensität der Sonneneinstrahlung stärker wird, muss man sich über den derzeitigen Stabilitätsstandard in Mitteleuropa vielleicht Gedanken machen.” Im Moment ist das Problem mit Hagel und Sturm aber viel größer.” Grenzenlos… … zeigen sich so manches Mal die Erfahrungen, die beim Gewächshausbau ausgetauscht werden. Beim Betriebsaufbau im neuen Anzuchtgebiet Randenburg baut die niederländische Baumschule Marcel von Leeuwen Folienhäuser (Breitschiff und Cabrio von VDH Foliengewächshäuser BV) mit 15 Meter Breite. Über die Entwicklung des Neubaus berichtet die niederländsche Fachzeitung De Bomkwekerij. Danach orientiert sich Marcel van Leeuwen bei Fragen des innerbetrieblichen Transports an den Erfahrungen der belgischen Baumschule Huijbregts und will weitgehend deren Konzept übernehmen und ausbauen: „Ein langes schmales Gewächshaus, eine Halle in der Mitte und dann zentral die Waren rausfahren.“ Von einem Weg entlang Gewächshausgiebels habe Baumschuler Huijbregts abgeraten. Wenn man mit Gabelstapler arbeite, sei dies viel zu riskant. Die bessere Lösung sei dann ein Beet am Giebel entlang und dann erst ein Weg. Auch andere Betriebe haben sich Marcel van Leeuwen und Joost van der Wolf (Betriebsleiter bei van Leuuwen angeschaut. Anhand diese Erfahrungen hat van der Wolf gezeichnet, gerechnet und mit dem „Baumschulteam“ überlegt, wie die Maße des Gewächshauses und Gabeln des Gabelstaplers werden sollen. Bedingung ist, dass die Beeten breit genug sind, um per Hand noch jäten zu können, ohne dass man dafür die Töpfe umstellen muss. Andernfallss könnte das die maschinelle Aufnahme der Töpfe erschweren. Eine Schiffbreite von 15 m ist daher optimal, sagt van der Wolf, weil sie dann mit Gabeln von 3,5 m Breite noch befahrbar ist. Diese Gabeln passen dann ausserdem noch durch Standardtüren mit einer Breite von 4 m. Wir möchten soviel wie möglich mit Standardausführungen arbeiten, weil das am kostengünstigsten ist.“ • Quelle: De Bomkwekerij/vdh Testen Sie jetzt 2 Ausgaben kostenlos! Inklusive 2 monatlichen Newslettern! Tel.: 0531/38004 -39 · [email protected] Fax: 0531/38004-63 · www.gb-das-magazin.de
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