Null Bock auf abziehen

Elterninformation
„Null Bock auf Abziehen“
Obwohl die Gewaltbereitschaft zugenommen hat, muss man es vermeiden der gesamten Jugend
das Etikett "kriminell" aufzukleben: "Sie ist nicht schlechter als vorausgegangene
Generationen". "Nur" wenige Prozent sind polizeilich registriert.
Zur Bekämpfung der Kriminalität deutscher wie ausländischer Jugendlicher gehört aber auch,
dass die Gesellschaft selbst ihre Werte und Regeln wieder ernster nimmt.
Die Ursachen für Gewalt- und Eigentumsdelikte Jugendlicher sind vielfältig: bedrückende
Familienverhältnisse, erziehungsunfähige Eltern, in bloße Wissensvermittlung flüchtende Lehrer,
Werteverfall und maßloses Konsumdenken, Hemmschwellenabbau durch Gewalt-Videos, IchSchwäche und Gruppendruck.
Das sind sicherlich viele aber zutreffenden Gründe für das „kriminelle“ Verhalten bzw. eine
kriminelle Entwicklung von Jugendlichen, die nicht entschuldigen aber erklären sollen.
Eines sollte man ebenfalls bedenken: Man kann es durch alle Generationen verfolgen. Es hat
schon immer bei Jugendlichen/Heranwachsenden den Hang und die Bereitschaft zum kriminellen
Handeln gegeben, zum Austesten der vorgegebenen Grenzen.
Was sich geändert hat im Laufe der Zeit ist die Art und Weise (das ergibt sich schon aus dem
Angebot und der Nachfrage unserer Konsumgüter und aus dem Werteverfall und der
Gleichgültigkeit gegenüber Regeln in der Erwachsenenwelt) dieses Handelns.
Geändert hat sich auch die Altersgrenze nach unten und die Tatsache, dass auch das weibliche
Geschlecht „nachzieht“!
An diesem Erscheinungsbild wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
Was wir, und damit meine ich alle, die in die Erziehung von Kindern und Jugendlichen
eingebunden sind, also angefangen von den Eltern über den Kindergarten, die Schule, die
Jugendhilfe, die Polizei usw., tun können, ist durch Aufklärung und rechtzeitiges Erkennen von
Straftaten, die Jugendlichen, und damit kann man im Prinzip alle meinen, denn wer kann von
sich behaupten, noch nie etwas ungesetzliches gemacht zu haben, von dem eingeschlagenen
Weg in die Ungesetzlichkeit abzubringen.
Null Bock auf Abziehen!!!!
Eine neues Modedelikt ist das so genannte „Abziehen“ geworden. Das ist nichts anderes als ein
Raub im Sinne des Strafgesetzbuches, also ein Verbrechen.
Gesetzestext:
(1) Wer mit Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit
gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der
Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, wird mit
Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft.
(2) In minder schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf
Jahren.
Der jugendliche Täter steht beim Abziehen oft selbst unter Druck und bedarf schneller Hilfe, die
nur dann gegeben werden kann, wenn er bekannt gemacht wird.
Die Täter legen es darauf an durch ihr forsches, bestimmt drohendes Auftreten ihr, nach eigener
Meinung unterlegenes Opfer mit Worten so zu bedrohen, dass sie ihre Forderung ohne
Gegenwehr durchsetzen.
Sie scheuen die Öffentlichkeit und versuchen deshalb oft wenig besuchte Orte zu nutzen oder
warten so lange, bis das Opfer allein ist.
Gezeigte Waffen, wie Messer oder andere Waffen sollen die eigene Unsicherheit beruhigen.
Täter spekulieren heute schon mit der Interessen- und Mutlosigkeit der Gesellschaft, wenn es
darum geht, helfend einzugreifen. Das wird in den Medien oft gezeigt und kritisiert, führt aber
bislang nicht zu einer Änderung der Einstellung vieler Mitmenschen.
Zivilcourage ist im Moment noch nicht allgemein angesagt, von Einzelfällen abgesehen.
Es hat in der Praxis im Jugendbereich nie oder sehr, sehr selten irgendwelche Repressalien
gegenüber dem „Verräter“ gegeben. Es ist ja auch so, dass sich ein bekannter Täter, viel eher
der Gefahr aussetzt, bei eventuellen „Rachegelüsten“ , als bekannter Täter wiederum straffällig
zu werden.
Die polizeiliche Vernehmung des Täters wird auch dieses Thema beinhalten mit der
eindringlichen Mahnung sich seinem Opfer nicht in unredlicher Art und Weise zu nähern.
Wenn von beiden Seiten gewollt, kommt es zu einem Täter/Opfergespräch, das eine friedliche
Einigung beider Parteien nach sich zieht.
Was kann das Opfer tun?? Auszug aus dem Projekt der Polizei Hamburg "Zivilcourage"
Der Täter steht mir gegenüber und fordert mich eindringlich unter Androhung von Gewalt auf,
Gegenstände, Kleidung oder Geld herauszugeben.
Da gibt es folgende Möglichkeiten, die man sich vorher vielleicht einprägen sollte, damit man sie
dann in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit gleich darauf kommt:
1. Gedanke:
2. Gedanke:
3. Gedanke:
Sind Erwachsene in der Nähe, dann nehme ich mir den ersten besten und falle
ihm in den Arm und gebe ihn z.B. als einen Elternteil aus. (Mama, Papa hilf
mir) Mit so einer Reaktion werden Täter im Jugendbereich nicht fertig und
flüchten, da sie ja im Prinzip gar werden keine Gewalt anwenden und kein
Aufsehen erregen wollen. Einen anderen Effekt hat diese Reaktion auch. Die
Erwachsenen müssen reagieren!
Kann ich irgendwo hinlaufen, Geschäfte, Wohnungen, Taxi, Bus oder schätze
ich mich auf Grund meiner sportlichen Fähigkeiten so ein, dass ich überhaupt
weglaufen kann.
(sollte genau überlegt sein) fühle ich mich stärker und kann mich aus
„Notwehrgründen“ wehren (das ist auszuschließen bei Vorhalt von Waffen)
Der Tritt in die besonders empfindlichen Körperteile sei hier erwähnt, um den
Täter wenigsten kurzfristig außer Gefecht zu setzen.
4. Gedanke:
laut um Hilfe schreien und das muss Ernst klingen, damit die Erwachsenen das
ernst nehmen und nicht denken, hier wird gespielt
5. Gedanke:
Oftmals das einzig richtige Mittel: Ich gebe dem Täter das was er will, merke
mir aber gleichzeitig alles von und an dem Täter wenn ich ihn nicht kenne,
denn danach gehe ich zur Polizei, auch wenn mir gedroht wurde das ja nicht zu
tun. Wenn mir der Täter bekannt ist gehe ich ebenfalls zur Polizei um den
Vorfall zu melden. Wenn man erst einmal doch Hemmungen hat, zur Polizei zu
gehen, sollte man sich in jedem Fall seinen Eltern anvertrauen oder seinem
Lehrer Bescheid sagen.
Denn eines ist gewiss, wenn man diesen Druck für sich behält und vielleicht immer weiter
„abgezogen“ wird, kommt man irgendwie nicht mehr raus aus der Situation und flüchtet sich in
eigenständige Kriminalität, um an Mittel zu gelangen, damit der „Räuber“ zufrieden- gestellt
werden kann.
Weitere Folgen sind Krankheit, Verschlechterung der schulischen Leistungen bis hin zu schweren
Depressionen, die dann, wie schon gehabt, zu Selbsttötungsversuchen führen.
Wodurch fallen „Opferkinder“ auf:
auffallend introvertiertes Verhalten seiner Umwelt gegenüber, Angst, sie wollen nicht mehr
allein raus, sie fordern mehr Taschengeld, sie haben immer öfter Kleidung „verloren“.
Das depressive Verhalten kann bis zur Suizidgefährdung führen!
Wodurch können „Täter“ bei den Eltern auffallen:
immer genug Bargeld, neue Kleidung
Was passiert eigentlich jugendlichen Tätern, wenn ich sie gemeldet habe:
Sie werden von einem Polizeibeamten zur Tat vernommen und müssen als Wiedergutmachung in
Absprache mit der Staatsanwaltschaft, Arbeitsstunden bei einer sozialen Einrichtung ableisten.
Einen Eintrag in das polizeiliche Führungszeugnis, das man später eventuell für seinen
beruflichen Werdegang benötigt, erfolgt nicht.
Weiterhin wird ein erzieherische Gespräch geführt. Das alles erfolgt unter der freiwilligen
Mitwirkung der Eltern des Täters. Ggf. wird wie gesagt ein Täter/Opfergespräch organisiert und
durchgeführt.
Das wichtigste ist, das jugendliche Täter rechtzeitig bekannt gemacht werden, um sie rechtzeitig
über verschiedene Wege und mit verschiedene Möglichkeiten zurück auf den rechten Weg zu
holen, bevor sie der „Erfolg“ bei ihren Taten wirklich auf die so genannte „schiefe Bahn“ bringt
Wolfgang Banse