Pressematerial Kurz vor der Erlösung von Michael Fehr (ausgezeichnet mit dem Literaturpreis des Kantons Bern 2013) eine Matterhorn Produktion Sprache als Notenmaterial - das ist die Musik, nach der die Formation Matterhorn der Regisseurin Ursina Greuel spielt. (NZZ) Kontakt: Ursina Greuel Schalerstrasse 7 4054 Basel [email protected] 061 281 74 65 www.matterhorn.li 1 Inhalt S. 3 Besetzung, Daten S. 4 Zur Gruppe, Zum Stück S. 5 Kurzbiografien der Beteiligten S. 9 Textausschnitte 2 Kurz vor der Erlösung ein Sprechoratorium zu Weihnachten von Michael Fehr Regie: Ausstattung: Licht / Technik: Schauspiel: Ursina Greuel Bettina Ginsberg Jens Seiler Franziska von Fischer, Fabienne Hadorn, Krishan Krone, Michael Wolf, Markus Mathis An den Glocken: Gustavo Nanez (Maru Rieben musste aus gesundheitlichen Gründen von der Produktion zurücktreten) eine Matterhorn Produktion in Koproduktion mit dem Gare du Nord Basel, dem Theater Chur, dem Kleintheater Luzern, dem Schlachthaus Theater Bern und neuestheater.ch Dornach www.matterhorn.li Theater Chur Theater Chur 26.November 2015, 20.00 Premiere 28. November 2015, 20.00 Kleintheater Luzern 2., 4., 5. Dez 2015 jeweils 20.00 Uhr Gare du Nord Basel 9.,10. und 12.Dez jeweils um 20.00 13.12. 2015 um 17.00 Uhr Schlachthaus Theater Bern 18.,19. Dez jeweils um 20.30 Uhr 20. Dez um 16.00 Uhr 23. Dez 2015 um 19.00 Uhr neuestheater.ch Dornach 19., 21. Mai 2016 um 20.00 Uhr 22. Mai 2016 um 18.00 Uhr 3 Zur Gruppe Schon immer hatten die «Matterhorn»-Produktionen von Ursina Greuel diesen Zauber zwischen Schauspiel, Kabarett und Musikperformance. (Basler Zeitung) Matterhorn Produktionen um die Regisseurin Ursina Greuel sind ein Kreis von experimentierfreudigen SchauspielerInnen und MusikerInnen, die seit 2001 kontinuierlich zusammenarbeiten. Sie sind bekannt für ihren konsequent musikalischen Arbeitsansatz, der gesprochene Sprache als klanglich-rhythmisches Element behandelt. Immer wieder überzeugten sie durch hochmusikalische und humorvolle Umsetzungen verschiedenster Texte und überraschten dadurch, wie sie mit der Kraft der Sprache Bilder entstehen lassen. Mit der aktuellen Arbeit knüpft die Gruppe an ihre radikal sprachkonzertanten Arbeiten an wie DAS MATTERHORN IST SCHÖN und NACH ADDIS ABEBA von Beat Sterchi (2001 und 2007) oder STOTTERN UND POLTERN von Guy Krneta (2009). Zum Stück FASZINATION SPRACHE Der Text KURZ VOR DER ERLÖSUNG ist Michael Fehrs erste Veröffentlichung und der Text beeindruckt durch seine Eigenwilligkeit, seine Musikalität und seine sprachliche Dichte. Er ist erschienen im Luzerner Verlag "Der Gesunde Menschenversand". Als Mitherausgeberin der Edition Spoken Script lernte die Regisseurin Ursina Greuel den Text zu einem frühen Stadium kennen und war fasziniert. Michael Fehrs Schreibmethode – aufgrund einer angeborenen Sehschwäche schreibt er hörend statt sehend - hat im Text ihre Spuren hinterlassen. Das lustvolle Ausprobieren der Wörter und ihres Klanges bleibt hörbar und ist ein wesentlicher Bestandteil der „Suche“. Der Suche nach der richtigen Formulierung und der Suche nach der „Erlösung“. Die Sprache tastet sich heran, umkreist und umspielt. Wendungen werden lustvoll auf ihre Bedeutungsvielfalt hin erforscht, Laute zwanglos wiederholt. Der Mond wird vom «müden» zum «faden / also faulen / also matten / also blassen / also bleichen / also weissgoldenen Mond», und «das modifizierte / also frisierte / also präparierte / also aufgemotzte» Jagdgewehr ist einfach «mit dem neuesten Nachtsichtzielfernrohr» ausgestattet. Es entstehen stark rhythmisierte, repetitive Wortkaskaden. Der Text ist voll von solchen Spielereien, die in ihrer Dringlichkeit etwas Wahnhaftes bekommen. Alle Figuren versuchen, sich sehr genau auszudrücken, suchen nach den richtigen Worten, ringen darum, ändern, umschreiben, präzisieren. Der Text macht Lust auf eine musikalsiche Umsetzung auf der Bühne und ist sogleich eine Herausforderung für das Theaterteam. Gilt es doch, die beim stillen Lesen abstrakt wirkenden Kunst-Wort-Kaskaden auf der Bühne zu erden und zum Leben zu erwecken. 4 WAS IST ERLÖSUNG? KURZ VOR DER ERLÖSUNG erzählt die Weihnachtsgeschichte in siebzehn Sätzen neu. Es werden Menschen und Gruppen in einem Reigen von Wörtern mäandernd auf die Suche nach der Erlösung geschickt. Da ist der Bauer, der Müller und der Scheinbare Fischer und wirkliche Säufer, dort singt der Männerchor und die Kantorei – und was das unterschiedliche Figurenkabinett miteinander verbindet sind die Glocken der Kathedrale, die sie alle gleichzeitig hören, unabhängig davon, wo sie sich gerade befinden: in der Wüste, auf dem Schlachtfeld oder am Stammtisch. Denn es ist der immergleiche nächtliche Moment, in welchem sich die Erzählung ereignet – der Moment kurz vor der Erlösung. Und mit dem Schlusssatz wird es auf den Punkt gebracht: Der Pastor findet die Tonika nicht. Also die musikalische Auflösung einer Kadenz. Es kann mitunter qualvoll sein, eine musikalische Abfolge nicht harmonisch beenden zu können, weil die Tonika fehlt. So wie der Pastor den Akkord nicht auflösen kann, können die Figuren keinen Abschluss, keine harmonische, befriedigende Auflösung ihrer Situation finden, da hilft alles Halleluja-Singen nichts. Man stellt sich die Frage, ob die Tonika vielleicht gar nicht existiert. Die Erlösung wird nicht erreicht. Am Schluss bleibt der Gesang. Und es stellt sich die Frage, ob der Gesang die Erlösung sein könnte? Wenn aber die Tonika nicht existiert - wird der Gesang vielleicht zum ewigen Gesang, da er keinen Abschluss finden kann. Ist das dann die Erlösung? Oder eher ein Fluch? Und was wäre eine mögliche Alternative zum Modell der Erlösung? Zum Team Bei KURZ VOR DER ERLÖSUNG haben wir das Team versammelt, mit dem wir viele Jahre gemeinsame erfolgreiche Arbeit verbinden. Die bei dieser Produktion Mitwirkenden haben die Bühnensprache von Matterhorn Produktionen mitgeprägt und gemeinsam mit Ursina Greuel weiterentwickelt. In dieser Produktion wird das Sprechen als künstlerisches Handwerkszeug bis zum Äussersten getrieben. Das in jahrelanger Zusammenarbeit gewachsene künstlerische Vertrauen des Ensembles in die Kraft der Sprache bietet hierfür die Voraussetzung. Kurzbiografien der Mitwirkenden Ursina Greuel, Regie Geboren 1971, studierte Regie und Schauspiel an der ZHdK. Sie arbeitet seit bald zwanzig Jahren als Regisseurin, wobei sie sich mit der zeitgenössischen Dramatik auseinandersetzte. 1999 – 2004 Ko-Leitung der Autorenreihe «Antischublade» im Basler Raum33, sowie des Nachfolgeprojekts «primadrama» am Vorstadttheater Basel. 2000 – 2005 Kuratorin für die Schweiz beim internationalen Jungdramatikertreffen INTERPLAY. Gemeinsam mit dem Autor Guy Krneta gründete sie 2002 die Theatergruppe Matterhorn-Produktionen. Jurypräsidentin beim ZKB Förderpreis des Zürcher Theaterspektakels (2005), beim Zentralschweizer Theatertextwettbewerb (2007, 2010) und 2001 für die Werkbeiträge der Stadt Bern. 2009 – 2011 absolvierte sie das 5 Masterstudium „Scenic Arts Practice“ an der Hochschule der Künste Bern. Sie präsidierte von 2006 bis 2015 den Berufsverband der Freien Theaterschaffenden ACT. Ursina Greuel ist Mitherausgeberin der «edition spoken script». 2013 initiierte sie das Basler Kulturparlament. 2015 lancierte sie das Langzeitprojekt STÜCKBOX (www.stückbox.ch). letzte Arbeiten (Auswahl): Die Mannigfalte – ein algebraisches Varieté, Projekt zu Mathematik, 2011 Ursle – eine musikalische Geschichte, Krneta/Löffler, 2012 Single des Tages, ein Stück Ernüchterung in Mundart und Jazztönen, Krneta, 2013 Nach Lampedusa – Wandererfantasien, dokumentarisch-romantischer Abend, 2014 Preise - premio 2000 Förderpreis für Junges Theater (für das Projekt "Antischublade") - Kulturpreis des Kantons Zürich (für die Inszenierung "A. ist eine andere"), 2002 - Kulturpreis der hibou-Stiftung für das Projekt STÜCKBOX, 2015 Michael Fehr, Text Geboren 1982, wuchs in Gümligen bei Bern auf. Studium am Schweizerischen Literaturinstitut und an der Hochschule der Künste Bern (Master in Contemporary Arts Practice). KURZ VOR DER ERLÖSUNG in der «edition spoken script» ist seine erste Buchpublikation. Michael Fehr ist Schweizer Kurator für Babelsprech zur Förderung junger deutschsprachiger Poesie und Poetologie. Michael Fehr ist Schweizer Gastgeber des open mike, internationaler Wettbewerb junger deutschsprachiger Prosa und Lyrik. Michael Fehr ist Juror für Treibhaus, Literaturwettbewerb. Preise Literaturpreis des Kantons Bern 2013 für KURZ VOR DER ERLÖSUNG 2. Preis an den diesjährigen Klagenfurter Ingeborg Bachmann Tagen für SIMELIBERG. Jens Seiler, Licht / Technik Geboren 1972 in Basel. Ausbildung als Elektroingenieur. 1999 – 2004 feste Zusammenarbeit als technischer Leiter der Antischublade im Raum33 Basel. Er hat eine Teilstelle als Beleuchter am Theater Basel und arbeitet regelmässig als Lichtdesigner und kreativer Kopf für Matterhorn Produktionen und andere Freie Gruppen. Lebt in Basel. Gustavo Nanez, Musik Geboren 1963. Aufgewachsen in Lima, Ciudad de Dios. Studierte zunächst Flugzeugmechaniker und klassische Gitarre an der Escuela de Musica Johann Sebastian Bach in Lima. Später folgte eine Schauspielausbildung an der Universidad Catholica Peru. Seit 1991 lebt er in Zürich, wo er ein Gesangs- und Perkussionsstudium an der Jazzschule Zürich absolvierte. 2000 Gründung der Theatergruppe Kolypan zusammen mit Fabienne Hadorn. Er arbeitet heute als Musiker, Theaterschaffender und Songwriter und komponiert Musik für Theater, Tanz und Film. Franziska von Fischer, Schauspiel 6 Geboren 1973 in Lachen (SZ), wuchs in Zürich auf. 1993-1997 studierte sie Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Nach der Ausbildung folgten drei Jahre Festengagement am Landestheater Tübingen. Seit 2000 ist sie als freischaffende Schauspielerin tätig. Sie spielte u.a. in zahlreichen Uraufführungen zeitgenössischer Dramatik mit und ist fester Gast bei Matterhorn Produktionen. Sie hat in diversen Hörspielen und Hörbüchern mitgewirkt und arbeitet regelmässig als Sprecherin für Radio und Fernsehen SRF. Letzte Arbeiten (Auswahl): Die Mannigfalte – ein algebraisches Varieté, Projekt zu Mathematik, Regie: Ursina Greuel, 2011 Ursle – eine musikalische Geschichte, Krneta/Löffler, Regie: Ursina Greuel, 2012 In meinem Hals steckt eine Weltkugel, Gerhard Meister, Regie: Strütt/van Ooyen, 2013 Gut gegen Nordwind, Daniel Glattauer, Regie: Thomas Guglielmetti, 2013 Salon Erika, Paul Steinmann, Regie: Paul Steinmann, 2014 Krishan Krone, Schauspiel Geboren 1960 in Kiel, aufgewachsen in Paris, Rom und Lima. Arbeitet seit 1982 als Schauspieler in den unterschiedlichsten Formationen. Er prägte 10 Jahre lang die Arbeit des Theater Coprinus mit, spielte regelmässig mit dem Theater hora und war von 1997 bis 1999 Ensemblemitglied des Theater Kanton Zürich. 2001 Mitbegründer der Lucky Artist Company. Seit 2007 führt Krishan Krone auch Regie. Er arbeitet als Dozent und Regisseur an der Zürcher Hochschule der Künste. Zudem ist er als Sprach- und Rhetorikcoach und als Übersetzer von Theatertexten (it – de) tätig. Letzte Arbeiten als Schauspieler: Amphytrion, Heinrich von Kleist, Freilichtspiele Zürcher Oberland, Regie: Jan von Rennenkampff, Rolle: Sosias, 2014 Petopia, Theater Tuchlaube und andere, Regie: Anna Papst, Rolle: Camus, 2013 Vor die Hunde, Ivana Radmilovic, Regie: Magdalena Nadolska, Rolle: Lorenz, Zürich, 2013 Michael Wolf, Schauspiel Geboren 1966 in Aarau. 1986-1989 Studium an der Schauspiel-Akademie Zürich. Seither als Schauspieler tätig u. a. am Stadttheater Konstanz, Schauspiel Bonn, Schauspielhaus Zürich, Theater an der Winkelwiese, Luzerner Theater, Theater KLARA Basel, Matterhorn Produktionen, Kraut_produktionen Zürich. Seit 1990 Initiant diverser eigener Theaterprojekte. Letzte Arbeiten (Auswahl): Single des Tages von Guy Krneta – Regie: Ursina Greuel, 2013 Woher die kleinen Kinder kommen - Regie: Michel Schröder, Zürich Fabriktheater, 2013 Fabienne Hadorn, Schauspiel 7 Geboren am 1975 in Muri (AG). 1994 Handelsdiplom, 1998 Diplom der Theaterhochschule Zürich. Seither als Schauspielerin, Sängerin, Texterin und Tänzerin tätig an versch. Häusern und Festivals (u.a. am Theater Basel, Schauspielhaus Zürich, Schauspiel Köln, Salzburger Festspiele, Seelisberg Rütli Festival) und im Freien Theater (Club 111, Mass & Fieber, 400ASA u.a.). Mit ihrer eigenen Gruppe Kolypan arbeitet sie seit über 10 Jahren al Schauspielerin und Regisseurin. Arbeiten in Film und TV u.a. mit Xavier Koller, Bettina Oberli, Stefan Haupt, Lutz Konermann, sowie TV-Comedy bei Viktors Spätprogramm, Punkt CH, Edelmais und Co., Genial Daneben und Giacobbo/Müller. Zudem Arbeiten als Sprecherin und Sängerin für Radio, Installationen, Dokumentarfilme und den Hörbuchverlag Kein & Aber und den Literaturclub. letzte Arbeiten (Auswahl): Sturm auf Patumba (R: N. Helbling, Zürcher Festspiele, Villa Patumba), 2015 Frisches Blut (R. Meret Matter, Schlachthaus Theater Bern), 2014 Rock'n'Revolt (F. Hadorn/M. Steiner/M.Matter, Fabriktheater Zürich), 2014 Preise Oprecht- und Migros Förderpreise 1998/99 Impulse-Preis 1999 ZKB Annerkennungspreis am Theaterspektakel 2002 Eidgenössischer Theaterpreis "Herausragende Schauspielerin" 2014 Markus Mathis, Schauspiel Geboren 1967 in Flums. Er besuchte die Kaufmännische Berufsschule in Walenstadt, arbeitete in verschiedenen Berufen in Zürich und Paris bevor er von 1991 – 1995 ein Schauspielstudium an der Hochschule für Theater Bern absolvierte. 1995 folgte ein Festengagement am Stadttheater Bern. Seither arbeitet er in der Freien Schweizer Szene in verschiedenen Konstellationen unter Anderem mit Nils Torpus, Norbert Klassen, Robert Hunger-Bühler, Ursina Greuel, Thom Luz und Anderen. Gemeinsam mit K. Krone und F. von Fischer prägte die Anfänge von Matterhorn Produktionen mit. Letzte Arbeiten (Auswahl): Herzwerk (Autorin/Regie: Eveline Ratering, Theater am Kirchplatz Schaan, GZ Buchegg Zürich), 2014 Vor die Hunde von Ivana Radmilovic (Regie: Magdalena Nadolska, Reithalle Bern / Theater am Bahnhof Dornach / Remise Lagerstrasse Zürich), 2013 Die Fledermaus nach Johann Strauss (Regie: Jonas Knecht, Theater Chur / Rote Fabrik Zürich / Sophiensaele Berlin / Schlachthaus Bern), 2012 Die verlorene Kunst, ein Geheimnis zu bewahren (Autor/Regie: Thom Luz, Rote Fabrik Zürich / Schlachthaus Bern / Theater Schwere Reiter München / Oldenburgisches Staatstheater), 2010 8 Textausschnitte Erster Satz Der Bauer Und nach mucksmäusleinstillem Anschleichen er täselte der Hauswand entlang er lief also eilig auf Zehenspitzen so gut als er es in den stabilen Stiefeln vermochte und fast ohne Reserve und sodann ein Stück der Stallwand entlang wo sich die Akustik ziemlich veränderte gegen das Hohle hin wodurch sie vernehmlicher wurde und warum er sich noch mehr bemühte leise zu machen und gänzlich aus der Reserve kam um das Haus herum lag Schnee um das heilige Haus lag Schnee in stiller Nacht das heisst ausserhalb des Streifens auf dem er sich redlich bemühte eilig und leise zu machen ausserhalb des Streifens entlang des Hauses der vom grossen und weiten Dach gedeckt wurde lag Schnee der half die eiligen Schritte wieder gegen das Hohle in der Akustik abzudämpfen und ihn akustisch zu decken mit einem Ruck hatte er sofort die lützele also lottrige lodelige also lose sperzige also widerspenstige also schwergängige gierige also quietschende Stalltüre aufgeschlagen also den separaten oberen und den separaten unteren Teil der Türe auf einen Schlag der gedrungene also kompakte also kleine und zähkräftige schlaue 9 sogar gewitzte misstrauische argwöhnende von Natur aus grantige also säuerliche stobere also missmutige Bauer in militärgrünen Gummistiefeln in marineblauer Überhose in anthrazitgrauem Wollpullover und unter kardinalsroter Kappe in der einen Hand eine Laterne historische Pfunzel mit dumpfem Schein in der anderen Hand eine Taschenlampe moderne Pfunzel mit grellem Strahl wozu hatte der Liebgott dem Bauer zwei feste Hände gemacht wenn nicht zum Anpacken und Handhaben von zweierlei Geräten früher also historisch eher mechanische Werkzeuge unterdessen also jetzt vermehrt elektrische Apparate handhabte seine zweierlei Geräte das mechanische und das elektrische Gerät und gab dem Inneren des Stalles mit der lumieren Laterne einen ungefähren Anschein und zündete mit der anderen Hand in die Ecken leuchtete also mit der halogenen Taschenlampe die Winkel aus stöberte dergleichen mit dumpfem Schein und grellem Lichtkegel im Inneren des Stalles umher stöberte dann plötzlich auf zog das Gesicht zusammen schaute witzig misstrauisch argwöhnend grantig stober vereinte die Leuchtquellen stutzte liess also das Gesicht los wurde dann stoberer und stoberer 10 saurer und saurer zog also das Gesicht wieder zusammen brauste dann auf und wurde richtig tauben geriet also in Rage schlug einen gegen sonst ausnehmend hohen und lauten Ton an glich darin einer Alarmsirene und meldete als einer solchen Ähnlicher dem Wohnteil des Hauses zu Fahriaho fahr mir aus Satanas es graust mich dies ist mir eine Bescherung Himmelheilandherrgottsternenhagel Zigeuner Zigeuner dies ist mir ein lustiges Leben das Zigeunerleben aber ich bin witziger habe ich doch von der fernen Kathedrale her die Glocke anschlagen gehört untrüglich hell und klar läuten wo ich es doch sonst nie läuten höre habe ich doch aufgemerkt und es für ein untrügliches Zeichen genommen habe ich mich doch angeschlichen und mich redlich bemüht zu schleichen und habe ich sie doch zur Vergeltung aufgestöbert Zigeuner lustige Zigeuner Magdalena Magdalena im Stall hocken Zigeuner auf dem blutten Boden also auf dem nackten Fussboden und haben praktisch nichts an sind also fast nackt sie führen ein lustiges Lotterleben hocken ab wo es ihnen passt Magdalena wir wollen schiessen rüste dich armiere dich Alarm ich schlage Alarm 11 ich alarmiere dich rüste das Armierungseisen also das Schiesseisen also das Schiessgewehr mach die Patronen heiss rüste das Karabinergewehr welches wir vom Krieg her noch aufbewahren lade also das Gewehr erstelle also Feuerbereitschaft wir wollen schiessen und denen Gräuseln also derben Zigeunern Feuer unter dem Hintern machen und unter dem Türgereise wo der Bauer in leiser Eile gerade die Küchentüre offen gelassen hatte prompt erschien männiglich ein Schatten der das Gereise völlig auszufüllen drohte dahinter war aber breites Licht welches der taugliche Schatten füglich zu verdrängen sich anstellte und dieses trat nunmehr beidseits der Türe zu den Küchenfenstern aus und hauchte die Schneeflocken ausserhalb des weit herabhängenden Daches an und im Licht stoben so die leisen Schneeflocken stoben und wirbelten wie Flaum 12 Zehnter Satz Die traute Familie Und zur gleichen Zeit im ganzen Land wie auch in vielen ferneren fremden Landen in vielen Daheimen wieder einmal daheim in der trauten Stube vor dem kostspieligen Fernseher zusammengekommen der schneeweiss und militärgrün wie auch kardinalsrot in die Stube ausstrahlte und des Weiteren vollauf musikalisch auf die Stube einklang hinter kostspieligen Tellern zusammengekommen auf denen wieder einmal ungewohntes Fleisch lag welches kostspieliger zu stehen gekommen war als gewöhnlich aber deswegen nicht köstlicher auf die Teller gekommen war weil der Umgang mit kostspieligem Fleisch in vielen Küchen gewöhnlich ungewohnt war oder ganz fehlte nichtsdestotrotz dem Fernseher die Freude abgewinnend weil dem Fleisch nicht köstlich die Freude abgewinnend weil aber Freude nun einmal sein musste einander wieder einmal gespielt versöhnlich ansehend weil Versöhnung nun einmal sein musste in das Fleisch auf dem Teller schneidend und des Weiteren es gespielt geniesserisch kostend weil Genuss nun einmal sein musste wie auch einander die Teller reichend und des Weiteren in das Fleisch schneidend und des Ferneren kostend einander gespielt gewinnend anstrahlend weil der Einklang miteinander gewöhnlich ungewohnt war oder gänzlich fehlte die traute Familie wieder einmal zusammengekommen gewahrte des Fernsehers der vollauf musikalisch klang und silbern glitzernd und funkelnd auf die Stube einstrahlte gewahrte nichtsdestotrotz aber auch den Vielklang der Glocken die in der Kathedrale in der Hauptstadt hellauf anklangen weswegen nun auf einmal wahre Freude umging in der Familie 13 genoss das Daheim gewann wahrlich Freude aneinander stand auf einmal auf reichte einander wahrlich versöhnlich die Hände und fehlte nicht und melodierte vollauf und modulierte hellauf und harmonierte Allelujah Allelujah 14
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