PROJEKTSPIEGEL Karmuhil, die ,Regen

WINTER 2015 / NR. 51
PROJEKTSPIEGEL
der GLS Entwicklungszusammenarbeit
INDIEN: REKULTIVIERUNG VON ÖDLAND 1
NEPAL: WIEDERAUFBAU 5
INDIEN: TSUNAMI-HEIM 3
PERU: GEMEINGUT AMAZONIEN 6
NEPAL: BILANZ ERDBEBENHILFE 4
AFGHANISTAN: SOLARES KÜKENBRÜTEN 10
„AN DIE WURZEL GEHEN ...“
Liebe Leserin, lieber Leser,
aktuelle Studien US­amerikanischer
Wissenschaftler/innen bestätigen den
Zusammenhang zwischen Klimawandel,
Dürren, abnehmender Bodenfruchtbar­
keit und der Destabilisierung von Staaten
sowie – in deren Folge – der Flucht von
Tausenden. Beispiele dafür finden sich
unter anderem in Syrien (Dürre seit 2011),
Somalia (periodische Dürren) und im
Südsudan. Im Nordosten Nigerias soll
Boko Haram seinen Einfluss aufgrund von
Dürren vergrößert haben. Gleichzeitig
führt die industrialisierte, auf Cash Crops
spezialisierte Landwirtschaft in eine
Sackgasse. Beispiele dafür: Ein Drittel
der indischen Anbauflächen ist aufgrund
hoher Insektizid­, Düngemittel­ und Pes­
tizidbelastung inzwischen Ödland; der
Sojaanbau für europäische Futtertröge
vernichtet Regenwald und Bauernland
in Südamerika.
Heute schon beherbergen die Länder
Ostafrikas die größten Flüchtlingslager
weltweit. Das bekannteste ist Dadaab
mit über 300.000 Menschen. Und morgen?
Mit unseren Projektpartnern arbeiten wir
daran, dass Menschen in ihrer Heimat
bleiben können oder Heimat wieder zu
dieser werden kann. Denn grundsätzlich
gilt es, Fluchtursachen wirkungsvoll zu
begegnen.
In diesem Sinne danken wir Ihnen für die
Förderung unserer Projektpartner.
Dr. Annette Massmann
Landarbeiterinnen von Karmuhil bei der Palmarosa-Ernte
INDIEN: REKULTIVIERUNG VON WASTELAND IST MÖGLICH
Karmuhil, die ,Regenwolke,, bringt Leben
200 Familien sollen durch biodynamische Ausbildung
und Rekultivierung von Ödland Ernährungssicherheit erreichen
und Einkommen erzielen.
In Uganda wird Frau Dr. Massmann von ernährungssicheren Kleinbauern und -bäuerinnen
beschenkt.
Zukunftsstiftung Entwicklung
Postfach 44708 Bochum
Für Besuche: Christstraße 9
entwicklung@gls­treuhand.de
www.entwicklungshilfe3.de
Telefon +49 234 5797 5224
Fax +49 234 5797 5188
Etwa ein Drittel von Indiens landwirtschaftlicher Fläche ist von zunehmender
Verödung und Wüstenbildung betroffen. Die indische Nationale Kommission
für Unternehmen des informellen Sektors (NCEUS) veröffentlichte im September
2015, dass wenigstens 300.000 Kleinbauern und ­bäuerinnen aufgrund von
Überschuldung und mangelnden Lebensperspektiven Selbstmord begangen
haben. Hunderttausende zogen vom Land in die Slums der Städte. Doch wenn
Ackerland zu Ödland wird, bleiben nicht nur Selbstmord oder Flucht. Das Projekt
Karmuhil eröffnet Bauern einen fruchtbaren Weg.
SPENDENKONTO: Zukunftsstiftung Entwicklung, IBAN: DE05 4306 0967 0012 3300 10, GLS Bank · BIC: GENODEM1GLS
Im neuen Projektzyklus (2015 bis
2018) sollen rund 200 Hektar unfrucht­
barer Boden in der Region Thiruman­
galam Taluk rekultiviert werden. 200
Kleinbauern-Familien sollen zukünftig
von den Erträgen ihres Landes ganz­
jährig sicher leben können. 400 Land­
lose sollen mit ihren Familien ein
sicheres Einkommen durch die Arbeit
als Landarbeiter/innen erwirtschaften.
Die Fruchtbarkeit der geschädigten
Böden wird durch das Einarbeiten von
Kompost, integrierte Forstwirtschaft,
wechselnde Fruchtfolgen und Anbau
trockenresistenter Sorten nach circa
drei Jahren intensivem Rekultivierungs­
prozess erreicht.
Diese Tätigkeiten sind sehr arbeits­
intensiv, führen aber zur nachhaltigen
Gesundung der Böden und somit zu
einer langfristigen Verbesserung der
Nahrungssicherheit der Menschen,
die von diesen Böden leben. Knapp
515 Euro kostet die Rekultivierung
eines Hektars Land pro Jahr. Hierfür
Herr Valaguruvan ist 73 Jahre alt und stammt aus dem Dorf Cithireddipatti
in Tamil Nadu, Südindien. Über Jahrzehnte pflanzte er auf seinen 1,3 Hektar
Land Reis und Baumwolle im Wechsel. Jedes Jahr wurden die Erträge geringer.
In trockeneren Jahren hingen er und seine Familie zunehmend von der Nahrungs­
mittelhilfe der Regierung ab. Ihr Land konnte sie nicht mehr ernähren. Gleich­
zeitig sanken die Preise für Baumwolle stetig. Tagelöhner anzuheuern, um die
Erntearbeit zu unterstützen, wurde für Herrn Valaguruvan unbezahlbar: „Ich
wurde zu einem dieser depressiven Bauern unseres Dorfes.“
Sein 36-jähriger, verheirateter Sohn verließ Cithireddipatti und zog mit seiner
Familie nach Bangalore. Als ungelernter Arbeiter verdient er dort sehr wenig.
Kaum kann er seine eigene Familie unterhalten, geschweige denn die Eltern
unterstützen. Die älteste Tochter von Herrn Valaguruvan heiratete einen Mann
aus Cithireddipatti, der sehr jung verstarb und sie mit drei Töchtern zurückließ.
Die Schwiegerfamilie schickte sie mit ihren Töchtern zu Herrn Valaguruvan zurück.
Herr Valaguruvan: „Als ich schon aufgeben wollte, begann das Projekt Karmuhil
Organic Farms. Es ist eine großartige Quelle der Hoffnung für mich und meine
Familie. Ich lernte, meine 1,3 Hektar mit viel selbstproduziertem Kompost und
biodynamischen Präparaten zu rekultivieren. Heute ist mein Land wieder frucht­
bar. Meine Frau, meine Tochter und meine Enkelinnen erkannten, dass biody­
namischer Anbau eine sinnvolle und Einkommen bringende Arbeit sein kann.
Jetzt helfen sie mir. Wir bauen neben Gemüse vor allem Palmarosa an. Palma­
rosa bleibt fünf Jahre lang auf dem Feld, und jedes Jahr kann ich bis zu dreimal
ernten. Dann wird Palmarosa in unserer Karmuhil-Destille zu ätherischen Ölen
verarbeitet. Ich bin Mitglied in der Karmuhil-Produktionsgenossenschaft, die
auch für die Vermarktung unserer Öle zuständig ist. Ich habe Einkommen,
deshalb konnte ich in diesem Jahr meine älteste Enkelin (29) würdig verheiraten.
Meiner zweiten Enkelin, die 26 Jahre alt ist, kann ich nach ihrer Schulausbildung
eine Ausbildung als Krankenschwester finanzieren. Meiner jüngsten Enkelin
bezahle ich die weiter­führende Schule. Mit all dieser Verantwortung für meine
Familie fühle ich mich recht allein, aber ich bin Karmuhil sehr, sehr dankbar.“
3
1
2
(1) Diese Toilettenanlage
muss erweitert werden.
(2) Ein Mädchenschlafraum
im Tsunami-Heim
(3) Mädchen und Jungen des
Heims eilen zur Begrüßung
herbei. Viele von ihnen leben
seit der Fertigstellung 2005
hier.
benötigen wir Ihre Hilfe. Die deutsche
Bundesregierung bezuschusst das
Projekt mit 75 Prozent, so wirkt Ihre
Spende vierfach.
SPENDENZWECK
Indien: Rekultivierung von Ödland
(F 179 P)
INDIEN: 11 JAHRE NACH DEM TSUNAMI
Toiletten und Wasserfilter
für Tsunami-Heim
1
2
Vor nun zehn Jahren wurde das TsunamiHeim eingeweiht. Eine Sanierung der
Toilettenanlage und der Wasseraufbereitung
ist dringend nötig.
3
(1) Ehemaliges Ödland, auf dem nun
biodynamisch Reis angebaut wird.
(2) Diese Frauengruppe präpariert
Kompost für die gesunde Düngung.
(3) Herr Valaguruvan vor seinem nun
fruchtbaren Palmarosafeld.
2
Nach dem verheerenden Tsunami Weihnachten 2004 fanden 50 Seniorinnen
und Senioren sowie 50 Kinder, die ihre Familien verloren hatten, Zuflucht bei
unserem Projektpartner WARM in Thiruvannamalai. Heute leben nur noch
13 Senioren im Heim, dafür sind neue Kinder dazugekommen. Zurzeit sind
es 87, die als ehemalige Kindersklaven und Waisen im Tsunami-Heim einen
Zufluchtsort, Zuwendung und eine Ausbildung finden.
Immer wieder sind Sanierungsarbeiten im Heim notwendig – nun ist es be­
sonders dringend: Die Wasch- und Toilettenhäuser müssen ausgebaut werden.
Vor allem deshalb, weil alle 87 Kinder jeden Morgen zur fast gleichen Zeit in die
Schule aufbrechen. Zwei neue Toiletten- und Waschhäuser mit zehn Toiletten
und zehn Duschen/Waschbecken sollen gebaut werden.
Da das Wasser aus dem Bohrloch
des Heims nur nach Säuberung als
Trinkwasser genutzt werden kann
und die Filteranlagen in die Jahre
gekommen sind, müssen zudem zwei
neue angeschafft werden.
Für den Bau der Wasch- und
Toilettenhäuser werden insgesamt
8.000 Euro benötigt. Das macht pro
Heimbewohner/in 80 Euro. Die zwei
Wasserfilteranlagen kosten je 835
Euro. Pro Heimbewohner/in sind
damit knapp 17 Euro erforderlich.
SPENDENZWECK
Indien: Wasserfilter und Toiletten
(F 176 P)
Winter 2015 / Nr. 51 >> Projektspiegel
3
NEPAL: ERBEBEN
ERDBEBENHILFE IN NEPAL: SO GEHT ES WEITER
Bilanz der Hilfe –
das haben Sie mit ermöglicht!
Wiederaufbau, Selbsthilfe,
Anbauschulung und Winterhilfe
Bhaktapur: Vor den Trümmern der Altstadt
Am 25. April 2015 bebte die Erde in Nepal mit einer Stärke von 7,8 auf der
Richterskala. 9.000 Menschen starben, ca. 23.000 Menschen wurden verletzt.
Am 12. Mai bebte die Erde erneut, dieses Mal mit einer Stärke von 7,3. Dank der
Förderung von 1.974 Spenderinnen und Spendern und 930.009 Euro (30.09.2015)
konnten wir die Nothilfe und erste Wiederaufbauhilfen unserer neun Partner
massiv unterstützen. Danke!
1 Die Lebensmittelhilfe erreichte auch abgelegene Zonen.
Mit Ihren Spenden erreichten unsere Partner­
organisationen, dass:
1 über 20.000 Menschen Lebensmittel (u. a. 492.000 kg
Reis und 25.000 kg Linsen) erhielten;
2 15.000 Decken, ca. 10.000 Zelte und ca. 21.000
Kleidungsstücke verteilt werden konnten;
3 über zwei Wochen lang täglich ca. 25.000 Menschen
mit sauberem Trinkwasser aus Tanklastzügen versorgt
wurden, bis defekte Leitungssysteme repariert waren;
4 über 3.500 Häuser mit Wellblechen repariert wurden;
5 über 30 erdbebensichere Modell-Bambushäuser gebaut
wurden;
6 über 5.000 Schüler/innen Schuluniformen bekamen;
7 dutzende Schulen behelfsmäßig instand gesetzt wurden;
8 ein mehrstöckiges Modell-Plastikflaschenhaus von Frei­
willigen gebaut wurde;
9 drei Wasserfiltersysteme bei drei Organisationen täglich
3.600 Liter sauberes Wasser produzieren – auch für die
Nachbarschaft;
10 28 Wasserfiltersysteme für Nachbarschaftsgruppen
in Bhaktapur etabliert werden konnten;
11 121 Frauen Zuflucht im Mutterhaus fanden, gesunde
Kinder gebaren und medizinische Versorgung erhielten;
12 sechs große Gesundheitscamps in abgelegenen Gegen­
den realisiert werden konnten;
13 die Erdbebenschäden am Heimgebäude für Kinder von
Strafgefangenen repariert werden konnten;
14 vier gechickte Schreiner eine sechsmonatige Ausbildung
in traditioneller Schnitzkunst zur Reparatur buddhistischer
Tempelanlagen erhalten;
15 zwei buddhistische Tempelanlagen aus dem 14. Jahr­
hundert „winterfest“ geschützt werden können;
16 ein einsturzgefährdeter buddhistischer Tempel wieder
aufgebaut wird;
17 mit 100.000 Euro ein Fonds bei der Kunsthandwer­
kerInnengenossenschaft ACP zur Teilfinanzierung des
selbstorganisierten Wiederaufbaus von Genossen­
schaftsmitgliedern initiiert werden konnte, deren Häuser
zusammengebrochen sind. Die US-amerikanische Ford
Foundation steuerte weitere 300.000 Euro zum Fonds
hinzu.
4
Die Schattenseiten
Unsere Partner haben einen unendlich großen persönlichen
Einsatz gezeigt. Mehrfach kamen sie deutlich an ihre Grenzen.
So zum Beispiel, als ein Helikopter, der drei Ärzte und zwei
Krankenschwestern sowie einen Mitarbeiter der Frauenunion
von einem Gesundheitscamp in den Bergen nach Kathmandu
zurückflog, abstürzte und alle Menschen an Bord starben.
Als die erste Hilfswelle kaum beendet war und das zweite
Erdbeben stattfand, dann über Wochen immer wieder
Nachbeben auftraten, halfen vielen unserer Partner nur ihre
gemeinschaftlich getragenen Aktionen und Arbeiten, um
durchzuhalten. Als die nepalesische Regierung ankündigte,
die Spendengelder in einem staatlichen Nothilfefonds zu
sammeln, kam es zu massiven Protesten im In- und Aus­
land. Glücklicherweise sind unsere Partner nicht von dieser
Maßnahme betroffen. Oder, als in einem Fall, UPS in Ge­
meinschaft mit indischen Zollbehörden die Sendung von
24 Solarpanelen nur mit Korruptions-Bakschisch freigeben
wollte. Oder, als die nepalesische Regierung eine nationale
Wiederaufbauagentur einrichtete, die koordinieren und alle
Pläne des Wiederaufbaus absegnen sollte. Diese Wieder­
aufbauagentur ist bis heute aufgrund politisch-parlamen­
tarischer Streitigkeiten handlungsunfähig (Stand: Oktober
2015). Im Juni fand eine internationale Geberkonferenz
für Nepal statt. Vier Milliarden Euro wurden versprochen.
Bislang hat die Regierung jedoch keinen Cent des Geldes
angefordert. Parlamentarische Streitigkeiten im Kontext
der Verabschiedung einer neuen nepalesischen Verfassung
legten die Regierung lahm.
Unsere Partner arbeiten mit lokalen Gemeindevertre­
tern jenseits der großen Politik. Auch hier treffen sie auf
bürokratische Schwierigkeiten, die sie bislang aber mit
großem Einsatz und Zähigkeit überwinden konnten. Derzeit
(Mitte Oktober 2015) hat Indien die Grenzen nach Nepal
geschlossen, was massive Einschnitte in der generellen
Versorgung – auch mit Kraftstoffen – mit sich bringt. Nepal
lahmt buchstäblich. Alle Schritte sind unendlich mühsam.
Es sind die Schattenseiten. Trotz all dieser Schwierig­
keiten, der Erschöpfung, der zerstörten Straßen, MonsunSchlammpisten und Bergrutsche, setzen sich die Menschen
unserer neun Partnerorganisationen energisch ein und
halten an dem Ziel fest, ihr Land wiederaufzubauen.
6 Die Verteilung von Schuluniformen
ermöglicht den Schulbesuch.
10 Nachbarschaftlich genutzte Wasser­
filtersysteme in Bhaktapur
11 Zuflucht und Geburt im Mutterhaus
Im Oktober 2015 benötigen etwa zehn Prozent der Bevölkerung Nepals,
also 3,3 Millionen Nepali, Häuser, Lebensmittel und grundlegende medizini­
sche Versorgung (Quelle: UN). In dem Rahmen, der uns und unseren Partner­
organisationen möglich ist, wollen wir dazu beitragen, dass unsere Partner
möglichst viele Menschen erreichen, Häuser wiederaufbauen, den Nahrungs­
mittelanbau vorantreiben und über den Winter an den Orten, wo es notwen­
dig wird, medizinische und Lebensmittelhilfe leisten.
Zwei unserer Partner, die im Bereich organischer Landbau und Schulungs­
projekte arbeiten, haben gemeinsam mit Bauerngruppen Pflanzungen aus­
geweitet, neue Kleinbäuerinnengruppen organisiert und diese in den organi­
schen Landbau eingeführt. Diese Maßnahmen, durch die insgesamt ca. 1.190
Kleinbauern und -bäuerinnen erreicht wurden, können aus Spendenmitteln
finanziert werden.
Gerne würden wir drei Vorhaben der Frauenunion unterstützen. So möchte
die Frauenunion ein komplett zerstörtes Dorf mit ca. 65 Häusern aufbauen.
Diese Häuser werden in einer Kombination aus Fachwerk, Bambus, Lehmziegeln
und Steinen mit Wellblechdächern gebaut. Die Materialien der zusammen­
gebrochenen Häuser werden – soweit möglich – recycelt. Zu den Häusern
kommen Latrinen und Wassertanks, um die Wasserversorgung und die Anlage
von Gemüsegärten zu sichern. Alle Baumaßnahmen werden mit Trainings­
einheiten und Eigenbeiträgen der Betroffenen verbunden. Die Bauphase wird
ca. zweieinhalb Jahre dauern. Für dieses Projekt beantragen wir Fördergelder
des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Das
Gesamtvolumen beträgt 640.000 Euro. 75 Prozent davon werden bei Geneh­
migung durch das BMZ getragen. An Spendenförderung pro Haus sind damit
umgerechnet ca. 2.462 Euro notwendig.
Außerdem wollen wir die Frauenunion weiterhin dabei unterstützen,
Winterhilfe in Form von Wellblechen, Decken, Medikamenten und Nahrungs­
mitteln verteilen zu können. Die Frauenunion ist in dreizehn Distrikten Nepals
aktiv. Ihr Einsatz in der Nothilfe hat bewiesen, dass sie sich auf ein breites,
lokal verankertes Netzwerk stützen kann. Auch das Mütterhaus soll während
des Winters geöffnet bleiben, damit schwangere Frauen aus zerstörten Dörfern
in Sicherheit und Geborgenheit ihre Kinder zur Welt bringen können. Der
Aufenthalt einer Frau und ihrer mitgebrachten Kleinkinder kostet pro Monat
ca. 216 Euro.
Wir wollen die Kevin Rohan Memorial Eco Foundation dabei unterstützen,
in den nächsten zweieinhalb Jahren 45 Häuser am Rande des Kathmandutals
zu bauen – für Familien, deren Häuser zusammengebrochen sind und die aus
eigenen Mitteln keinen Neubau stemmen können. Zu der oben beschriebenen
Fachwerk-Bambus-Bauweise kommt der Einbau von Plastikflaschen. Diese
Bauweise ist stabil, sie gibt Müll einen neuen Sinn und sie bringt zusätz­liches
Licht in die Häuser. Auch in diesem Fall kommen Latrinen und einzelne
Wassertanks hinzu. Aufgrund des möglichen Anschlusses an eine zentrale
Wasserversorgung benötigt nicht jedes Haus einen eigenen Tank. Wir bean­
tragen beim BMZ die Förderung des Projektes. Pro Haus sind damit aus
Spendenmitteln ca. 2.400 Euro notwendig. Die nepalesische Regierung hat in
Aussicht gestellt, dass jeder Hausbau mit bis zu 2.000 US-Dollar unterstützt
wird. Sollte es dazu kommen, werden die Spendengelder genutzt, um weitere
Häuser zu bauen.
SPENDENZWECK
(WIEDERAUFBAU)
SPENDENZWECK
(MÜTTERPROGRAMM)
Nepal: Wiederaufbau (F 155 P)
Nepal: Mutterhaus (F 161 P)
12 Gesundheitscamps ermöglichen
medizinische Versorgung.
Winter 2015 / Nr. 51 >> Projektspiegel
5
PERU: BITTERSÜSSE, ZERSTÖRERISCHE SCHOKOLADE
(1) Abholzung: Der Urwald musste
Kakaoplantagen weichen.
(2) Die Gruppe ACELPA will den Wald
als Gemeingut schützen.
(3) Hundertjähriger Urwaldriese
(4) ACELPA-Gründerin Consuelo
García Hualinga (re.) hier mit dem
Plakat: „Schützen wir die Umwelt –
das ist die Aufgabe aller.“
Gemeingüter
schützen,
Permakultur
fördern
2
Im Nordosten Perus, rund um das Gebiet Tamshiyacu-Loreto,
hat das Unternehmen Cacao del Perú Norte illegal 2.126 Hektar
Urwald und Sekundärwald abgeholzt – ohne dafür zur Rechen­
schaft gezogen zu werden. Doch die Bewohner/innen des
Gebietes wehren sich. Ihr Ziel: die größte peruanische GemeingutUrwaldzone in Verbindung mit Permakultur schaffen.
1
3
Erdöl- und Gasbohrungen, Bergbau­
unternehmen, gigantische Staudamm­
projekte, Palmöl- und Koka­plantagen
kommen einem in den Sinn, wenn es
um die Zerstörung Amazoniens geht,
des größten noch zusammenhängen­
den Urwaldgebietes dieser Welt.
Nun muss diese Aufzählung um den
Kakaoanbau erweitert werden.
Die Umweltschutzorganisation
Environmental Investigation Agency
(EIA), die sich der Erforschung und
Bekanntmachung von Umweltzerstö­
rung verschrieben hat, veröffentlichte
am 7. April 2015 einen Bericht, wonach
die größte Bedrohung für peruanische
Wälder von der Unternehmensgruppe
Melka ausgeht, einem intransparenten
Netzwerk von 25 Firmen, das vom
Unternehmer Dennis Melka kontrol­
liert wird. Dazu gehört das Unterneh­
men Cacao del Perú Norte sowie
die größere Holding United Cacao.
Herr Melka ist zugleich führend in
der zerstörerischen Palmölindustrie
in Malaysia.
Die Umweltschutzorganisation EIA
führt in diesem Bericht zudem aus,
dass Unternehmen der Melka-Gruppe
weitere „7.000 Hektar Primärwald im
Südosten Perus innerhalb der letzten
drei Jahre abgeholzt” haben. Und sie
weist darauf hin, dass sowohl das
peruanische Umweltministerium
(MINAM) als auch das Landwirtschafts­
ministerium (MINAGRI) legale Schritte
gegen die Unternehmen eingeleitet
haben, um die Abholzung und die
illegale Bewirtschaftung des Landes
6
zu unterbinden. Auch Buß­gelder in
Höhe von ca. 650.000 US-Dollar seien
verhängt worden, denn die Unter­
nehmen verfügten weder über Abhol­
zungs- noch über Holzhandelsgeneh­
migungen. Doch im peruanischen
Korruptions­dickicht blieben die Sank­
tionen folgen­los: Rund um Tam­shiyacuLoreto holzt Cacao del Perú Norte
weiter ab.
Der britische Guardian titelte am
18. April 20151: „Kann Peru ‚ethische
Schokolade‘ davon abhalten, Amazo­
nien zu zerstören?“
Das Unternehmen Cacao del Perú
Norte gehört United Cacao. United
Cacao ist an der Londoner Börse im
Alternativen Investment-Markt (AIM)
notiert. Es wirbt mit dem Slogan, der
„einzige börsennotierte, sauber agie­
rende Kakaoproduzent weltweit“ zu
sein – nachhaltig ökologisch handelnd
und Arbeitsrechte einhaltend. Der
geschäftsführende Direktor ist Dennis
Melka.
Lokaler Widerstand
Der Widerstand begann mit drei
Menschen: Francisco Guerra Tananta,
geboren und aufgewachsen im Urwald
von Tamshiyacu und tief geprägt von
lokaler naturheilkundlicher Medizin,
Frau Consuelo García Hualinga, vier­
fache Mutter und ebenfalls zutiefst
verbunden mit dem Ort, und Angelika
Kotzur, eine Heilpraktikerin aus
Deutsch­land, die vor vielen Jahren
eigentlich aufgrund der Beschäftigung
mit der Heilkunst nach Tamshiyacu kam.
Vor ca. vier Jahren horchten sie
auf, als mehr und mehr Menschen aus
angrenzenden Gebieten für Pfennig­
beträge Land verkauften, als Lohnar­
beiter auf die neuen Plantagen gingen
und von schlechten Arbeitsbedingun­
gen berichteten, als Unternehmens­
vertreter durch die kleinen, verstreuten,
indigenen Dörfer zogen und Errungen­
schaften der Moderne versprachen:
Schulen, Strom, Sportplätze, Einkom­
men im Tausch gegen Land und Anbau
von Kakao.
Stets wurde schnell großflächig
abgeholzt, d. h. Fakten geschaffen,
noch bevor sich Protest organisieren
konnte. Kakaoplantagen entstanden
dann nur auf einem Bruchteil der ab­
geholzten Flächen. Ein realisierter
„Extragewinn“ für die Unternehmen
stellten die kostbaren Tropenhölzer
dar, die – ohne über eine Konzession
zu verfügen – verkauft wurden.
Die drei Widerständigen suchten
und fanden lokale und internationale
Bündnispartner und begannen mit
ihrer Aufklärungsarbeit zum Schutz
des Urwaldes. Immer im Bewusstsein,
dass der Schutz des Gebietes nur ge­
lingt, wenn die Menschen vor Ort mit
ihm auch eine Überlebensperspektive
verbinden können. Daraus entstand
ein Dreiklang: Landkauf zur Schaffung
von Naturschutzgebieten in Gemein­
eigentum; Aufbau von organisch
biodiversen Permakulturfarmen auf
10 Prozent der bereits gerodeten oder
Sekundärwaldflächen, die den Men­
schen Einkommensperspektiven bieten
4
und ihnen die Möglichkeit eröffnen,
vor Ort zu bleiben; und die Einrichtung
eines Rechtsbeihilfefonds, der den
Menschen, die Gewohnheitsrechte,
aber keine eingetragenen Eigentums­
titel haben, hilft, ihr Landrecht ein­
tragen und real schützen zu können.
Sie gründeten den gemeinnützigen
Verein „Brücke der Freundschaft“
ACELPA und stützen sich heute auf
ein Bündnis lokaler wie internationaler
Organisationen2, die ihr Anliegen för­
dern. Das Ziel: Urwald als Gemeingut
schützen, Permakultur ermöglichen
und lokale Einkommensperspektiven
schaffen.
Sie wollen ein Gemeingutmodell
für Urwaldschutz und nachhaltigen
Waldfeldbau unter Einbezug der loka­
len Bevölkerung aufbauen. 150 Hektar
Urwald konnten bereits gekauft werden.
130 davon werden als Naturschutz­zone
im Gemeinschaftsbesitz von ACELPA
gesichert, weitere sollen hinzukommen.
Auf zunächst 20 dieser 150 Hektar soll
nachhaltiger Waldfeldbau betrieben
werden – breit, biodivers und nach
Permakulturrichtlinien angelegt. Eine
große Vielfalt an Feldfrüchten soll mit
verschiedenen Baumarten kombiniert
werden, in deren Schatten sie wachsen
können. Diese Maßnahmen werden
ergänzt durch Teich-Fischzucht und
Kleintierzucht. Anbau, Pflege und Wei­
terverarbeitung von medizinischen
Heilkräutern, von Pflanzen und Bäumen,
die vom Aussterben bedroht sind, ge­
hören ebenfalls zum Programm.
Dazu kommen Arbeiten zum Schutz
der Bodenfruchtbarkeit. Neben dem
Kompostieren und Mulchen werden
in verrückbaren Arealen von jeweils
50 Quadratmetern auf den gerodeten
Flächen Schweine zum Durchwühlen
der Böden gehalten. Die Schweine
brechen den stark lehmhaltigen Bo­
den auf und hinterlassen Dung. Ist der
Boden durchwühlt, werden die Gatter
versetzt. Das durchwühlte Areal wird
derweil biodivers aufgeforstet und
je nach Höhe der Bäume werden Zwi­
schenfrüchte für den lokalen und
internationalen Markt angebaut. Diese
20 Hektar dienen auch als organische
Permakultur-Lernfarm mit integrierter
Baumschule für seltene Arten.
Gemeingut Amazonien
Um die Naturschutz-Gemeingutzone
auszuweiten und eine möglichst große
Fläche des amazonischen Urwalds
zu erhalten, sind pro Hektar Wald
zwischen 200 bis 300 Euro notwen­
dig. Dazu kommen die Notar- und
Registrierungskosten pro Übertragung
von nochmal ca. 300 Euro. Um die
Permakulturfarm anzulegen, sind die
folgenden Investitionen notwendig:
Werkzeuge, Saatgut und Baumsetz­
linge. Der Aufbau der Lernfarm bietet
Bauern bereits ein Einkommen. Dazu
kommt der Aufbau einer Verkaufshalle
in der regionalen Hauptstadt Iquitos.
Die Kosten belaufen sich auf insgesamt
120.000 Euro. Als Zukunftsstiftung
Entwicklung haben wir uns das Ziel
gesteckt, 50.000 Euro aus Spenden­
geldern beitragen zu können. Die ver­
bleibenden 70.000 Euro werden durch
weitere Organisationen getragen.
Für den Rechtshilfefonds werden ca.
10.000 Euro pro Jahr benötigt.
Im Bündnis mit allen Organisationen
möchten wir unsere Partner so unter­
stützen, dass auf diesem Weg das
möglicherweise einmal größte Gemein­
gut-Schutzgebiet Amazoniens Wirk­
lichkeit wird. Denn Konzernversprechen
der Nachhaltigkeit börsennotierter
Unternehmen, wie das von United
Cacao, können eben nur real dauerhaft
überprüft werden, wenn es vor Ort
demokratisch organisierte, wachsame,
Sorge tragende und bewahrende Men­
schen gibt, die ökologische, ethischsoziale Prinzipien in Verbindung mit
Ökonomie leben können. Heutige
Kommunikationstechnologien machen
eine schnelle Überprüfungen möglich;
reale Verbesserungen entstehen durch
direk­tes, tätiges Engagement. Helfen
Sie, dieses Gemeingutmodell zum
Schutz Amazoniens zu realisieren.
SPENDENZWECK
Peru: Gemeingut Amazonien
(F 326 P)
1) www.theguardian.com/environment/andesto-the-amazon/2015/apr/17/can-peru-stopethical-chocolate-destroying-amazon
2) Für Tamshiyacu setzen sich ein: ACELPA, Caritas
Peru, El Frente Patriótico El Loreto, El Puente de
la Amistad, Rettet den Regenwald e. V., Stiftung Pro
Vita, SPDA Actualidad Ambiental, Environmental
Investigation Agency (EIA) und die Zukunftsstif­
tung Entwicklung
Winter 2015 / Nr. 51 >> Projektspiegel
7
Was ist aus
den Projekten
geworden?
PERU: ZISTERNENBAU FÜR
SCHULGARTEN (PROJEKTSPIEGEL
NR. 49)
MEXIKO: IMPULSE FÜR DIE LANDKULTUR
(PROJEKTSPIEGEL NR. 50)
Die Schlafräume, Toiletten und Duschen im Aus­
bildungszentrum für organische Landwirtschaft in
Zoncuantla, Veracruz, sind fertig. Kühe, Schafe und
Ziegen wurden gekauft, die Lehrmaterialien sind
aufbereitet und ab dem 1. Januar 2016 werden
nun die ersten 20 Auszubildenden starten.
Für Ausbildungsstipendien werden noch Paten
gesucht. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:
[email protected], Tel.: 0234 5797-5257
MONGOLEI: SANDDORN­
AUFFORSTUNG DER NEUEN
STEPPENNOMADEN
(PROJEKTSPIEGEL NR. 42)
Über dicke Möhren und ausreichend
Gemüse für ihren Mittagstisch freuen
sich die Kinder der kleinen Schule von
Cañapata in den Hochanden Perus.
Dies ermöglicht die Bewässerung aus
der neuen Schulzisterne.
UGANDA: SAATGUTZENTRUM
MACHT 500 KLEINBAUERN­
FAMILIEN ERNÄHRUNGSSICHER
(PROJEKTSPIEGEL NR. 46)
Das landwirtschaftliche Schulungs­
zentrum in Hoima, Uganda, ist nach
zwei Jahren Bauzeit fertig. Inzwischen
sind es 500 Kleinbauern und -bäuerin­
nen, die dieses Zentrum zum Lernen
und Lagern ihres Saatgutes sowie
zur gemeinschaftlichen Vermarktung
nutzen. Bereits während der Bauzeit
wurden sie im organischen Landbau
ausgebildet. Diese 500 Familien sind
heute ernährungssicher. Schulabsol­
vent/innen und Schüler/innen, die vor
dem Grundschulabschluss die Golden
Treasure School – den Initiationspunkt
dieser Initiative – verlassen, sollen im
Schulungszentrum die Möglichkeit ha­
ben, Saatgutzucht, die Veredelung von
Pflanzen und das theoretische Wissen
zum organischen Landbau zu erlernen.
8
Kurz notiert:
Die 17 Steppennomaden und ihre
Familien, die im hohen Norden der
Mongolei mit Sanddorn aufforsten,
konnten 2015 319 Kilogramm Sand­
dorn ernten und verkaufen. Sie erlös­
ten 1.276.000 Tugrig (ca. 500 Euro).
Es ist der erste größere finanzielle
Erlös ihrer Aufforstungsarbeit auf fast
20 Hektar seit 2011. Aufgrund der steten Arbeit an kilometerlangen, handge­
grabenen Wasserkanälen wachsen die Bäume gut, obwohl der letzte Sommer
sehr heiß war und es wenig regnete. 2015 haben die Neuen Steppennomaden
4.000 neue Stecklinge gezogen, die auf fünf weiteren Hektar Land angepflanzt
wurden. Um die Schonungen gegen alle „Mitesser“ sichern zu können, müssen
sie gut eingezäunt werden. An der neuen Schonung baute die Gruppe ein gut
isoliertes Holzhaus, weil die Winter so lang, streng und kalt sind und immer
ein Wächter bzw. Wässerer vor Ort lebt. Die Neuen Steppennomaden würden
gerne eine Insel im Murunfluss einzäunen, um dort Gras schützen und Heu
ernten zu können. Das Land ist ihnen von der Gemeinde zur Verfügung gestellt
worden. Für die Arbeit in 2016 und den Zaun sind weitere Spenden erforderlich.
Spendenzweck: Mongolei – Sanddornaufforstung (F 193 P)
WESTBENGALEN: MORINGA
UND GEMÜSEGÄRTEN GEGEN
MANGELERNÄHRUNG (PROJEKTSPIEGEL NR. 45)
Seit 2012 arbeitet das Gärtnerehepaar
Anne und Rolf Bucher zweimal im Jahr
in Dörfern Westbengalens mit Klein­
bäuerinnen, um die Ernährungssitua­
tion von mangelernährten Kindern,
Schwangeren und jungen Müttern
zu verbessern. Jedes Jahr wurden
Anne Bucher mit Frauen aus dem Dorf
Ghoshaldanga bei der Auswahl von Gemüse­
Dutzende Moringabäume gepflanzt.
saatgut für ihre Gärten.
Durch regelmäßiges Ernten und Trock­
nen der Moringablätter wird sicherge­
stellt, dass die tägliche Nahrung mit hochwertigem Moringapulver angereichert
werden kann. Um eine ausgewogene Ernährung zu erreichen, lehren sie zudem
in den Santaldörfern die Anlage von Gemüsegärten. Im November 2012 starteten
sie in vier Dörfern mit 50 Familien. Aktuell sind in 14 Dörfern mit über 400 Fami­
lien Gemüsegärten angelegt worden. Ein großer Schritt gegen die Mangelernäh­
rung. Dieses erfolgreiche Programm möchten Buchers gerne weiterführen.
Spendenzweck: Indien – Moringa (F 118 P)
ANLASS-SPENDEN
In den vergangenen Monaten erreichten uns aufgrund dreier Begräbnisse Spen­
den für den Aufbau einer Lehrküche in Ghana, für die Erdbebenhilfe in Nepal
und für medizinische Hilfe in Peru. Anlässlich runder Geburtstage wurde für die
Sanddornaufforstung in der Mongolei, die Ghana-Baobab-Foundation und ein
Waisenheim in Simbabwe gespendet. Eine Goldhochzeit führte zur Förderung
von Monte Azul, Brasilien, und zwei Silberhochzeiten zur Förderung des Mutter­
hauses, der Erdbebenhilfe und der juristischen Beratung der Frauenunion in
Nepal. Haben Sie vielen herzlichen Dank! Gerne stellen wir für Ihre Feierlichkei­
ten Projektinformationen zusammen.
DIE REISE EINER
GOLDMEDAILLE
Ein besonderes
Päckchen landete
bei Frau Offer­
manns. Ein Päck­
chen unter jenen mit edlen Metallen,
Zahn- und Altgold, Silber, Zinn oder
auch Modeschmuck, deren Erlöse
nach Verkauf oder Einschmelzung
„zurück“ nach Peru fließen, zur Unter­
stützung der Arbeit unserer Projekt­
partner. Dieses Päckchen enthielt
eine Goldmedaille der Olympiade
1972 in München. Welchen Weg
hat diese Auszeichnung der Mühen
und Anstrengung zurückgelegt?
Frau Offermanns bittet die Spenderin,
sich bei ihr zu melden. Weitere Päck­
chen nimmt sie in bewährter Weise
entgegen: Dorothea Offermanns,
Zasiusstraße 118, 79102 Freiburg,
Tel.: 0761 72016 (Zahngold bitte
sicher, z. B. in Watte, verpacken)
KENIA: BEGEGNUNG MIT
UNSEREM PROJEKTPARTNER
PERU: BERGBAUERN HINTER
GITTERN
Herr Mutura, Gründer und Direktor der
Kleinbäuerinnen-Selbsthilfe in Kenia,
startete 1993 mit der Vision vom hun­
gerfreien Kenia. Heute sind dank der
Arbeit seiner Organisation SACDEP
über 200.000 Familien ernährungssi­
cher und souverän. Im Oktober wurde
er zum Botschafter der Afrikanischen
Union für organische Landwirtschaft
ernannt. Auf der GLS-Tour in Hamburg,
Berlin, Stuttgart, Freiburg, Bochum
und Frankfurt spricht Herr Mutura
in der zweiten Aprilhälfte 2016 über
Ernährung, Gemeingüter und Land
Grabbing. Weitere Informationen zur
Veranstaltungsreihe gibt es unter:
www.entwicklungshilfe3.de
Zwei Bergbauernführer aus der Region
Cajamarca in den nördlichen Hochan­
den, mit denen wir seit einigen Jahren
erfolgreich in den Bereichen Wieder­
aufforstung, Wasserversorgung und
Einkommen schaffende Maßnahmen
kooperieren, wurden festgenommen.
Einer wurde ohne ordentlichen Pro­
zess zu dreißig Jahren Haft, der andere
zu sechs Monaten „Präventivhaft“ ver­
urteilt. Gegen sieben weitere Bergbauern wurden Haftbefehle verhängt. Einer
von ihnen ist inzwischen untergetaucht. Ihr Vergehen? Öffentliche, friedliche
Demonstrationen gegen das Bergwerksunternehmen Sulliden Shahuindo, das
ungeregelte Probebohrungen in landwirtschaftlichen Nutzgebieten vornimmt.
Einen Fonds für Rechtsbeihilfe und Nothilfe für die Familien der Bergbauern
haben wir eingerichtet.
Spendenzweck: Peru – Rechtshilfe (F 350 P)
HEIDELBERG/UGANDA:
SCHWEIN HABEN!
Um ihre Lehrer/innengehälter durch
eigene, unternehmerische Aktivitäten
zu verbessern, will die kleine NambeetaLandschule in Uganda eine Schweine­
zucht starten. Die Schüler/innen ihrer
Partnerschule, des Hölderlin-Gymna­
siums in Heidelberg, sammelten in
einer bunten Aktion 823,36 Euro für
den Bau von Ställen und den Kauf von Schweinen. Vielen Dank an alle Aufund Abbauhelfer/innen, Kuchenspender/innen, Verkäufer/innen, Bastelaktions­
betreuer/innen, Sponsoren, Läufer/innen und Kaffeekocher/innen.
PROJEKTREISEN
In der zweiten Jahreshälfte führten
Projektreisen Frau Dr. Massmann nach
Pakistan (Heilpädagogik zwischen
Ost und West). Herr und Frau Bucher
reisten nach Indien (Moringa-Ernäh­
rungsprogramm) und Kenia (Schulgarten
der Rudolf Steiner Schule, Mbagathi).
Frau Julia Feldhausen reiste zum Ken­
nenlernen zu unseren Partnern nach
Kenia. Spender/innen bieten wir nach
Absprache die Teilnahme an Projekt­
reisen an. Kontaktieren Sie uns.
Winter 2015 / Nr. 51 >> Projektspiegel
9
AFGHANISTAN: SOLARES KÜKENBRÜTEN
dass einheimische Hühnerrassen, die an die fordernden klimatischen Lebens­
bedingungen in Afghanistan bestens angepasst sind, langsam aussterben.
Frauenrechte durch
ökonomische Initiative
stärken
Hühneraufzucht in Frauenhand
Vor diesem Hintergrund hat unser findiger, langjähriger Partner, Herr Dipl. Ing.
Achtari, der schon die Solar- und Windenergiestationen, die solarbetriebenen,
kraftsparenden Butterschläger und Wasserpumpen entwickelte, mit einfachen,
vor Ort erhältlichen Bauteilen einen solaren Kükenbrüter entwickelt. Diese
Brutschränke gehen – gegen eine kleine Kostenbeteiligung – an Frauen in zehn
Dörfern der Provinzen Gazhni und Wardak.
Die Brutkästen haben eine Kapazität von 48 Eiern. Sie benötigen ca. 20 Watt
Strom pro Stunde und arbeiten weitgehend automatisch. Die Brutdauer beträgt
21 Tage. Während eine erste Frauengruppe die Auswahl der Eier und das Aus­
brüten der Küken übernimmt, sorgt eine zweite Gruppe von zwanzig geschulten
Frauen für die Aufzucht ab der fünften Woche. Für die Kükenaufzucht wird bei
dieser Menge kein Industriefutter benötigt. Der eigene Futteranbau der Familien,
das freie Laufen im Hof oder auf dem Acker sowie Nahrungsreste reichen aus.
So müssen die Frauen nur die Kosten für die tiermedizinische Versorgung tragen.
Auf diese Weise ist der Verkauf von Hühnern, Hähnchen und Eiern wirtschaftlich
rentabel. Gleichzeitig wird eine tierfreundliche und ökologische Aufzucht, die
einheimische Hühnerrassen erhält, befördert. Alle Erlöse aus der Küken- und
Kleintierzucht und -haltung sind die Domäne von afghanischen
Frauen. Wenn sie damit Einkommen erwirtschaften, erreichen sie
eine gestärkte Mitsprache in der Familie.
1
Auch die Menschen in Afghanistan
essen gerne Eier und Geflügel. Des­
halb baute das afghanische Landwirt­
schaftsministerium erstmals 1963 drei
Brutmaschinen und eine große Zucht­
anlage in Bagrami, in der Nähe von
Kabul, auf. 70.000 Eier pro Woche
sollten pro Brutmaschine ausgebrütet
werden, d. h. 210.000 Eier ingesamt.
Alle Anlagen wurden während der
letzten Kriege zerstört.
In einem zweiten Anlauf stellten
internationale Organisationen in
Zusammenarbeit mit dem Landwirt­
schaftsministerium große Brutma­
schinen mit Kapazitäten von bis zu
10.000 Eiern auf, um die industrielle
Produktion in den Dörfern zu fördern.
Als die Anlagen nach dem ersten, voll
finanzierten Jahr in die Verantwortung
der Bauern übergingen, brach die
Massenerzeugung in kurzer Zeit zu­
sammen. Die Gründe dafür sind zahl­
reich:
• Für das Management eines solchen
vielschrittigen Prozesses waren die
Bauern ungenügend ausgebildet.
• Eier, Futter und Medikamente wie
Impfungen etc. mussten importiert
werden. Das machte eine wirtschaft­
lich rentable Produktion schwierig.
• Aufgrund mangelnder Hygiene und
unausreichenden Impfungen traten
epidemisch tödliche Krankheiten auf.
• Die Verheerungen des Krieges zer­
störten einige Anlagen.
So ist die Massen-Hühnerzucht ge­
scheitert und der Import herrscht vor.
Jährlich werden ca. 30.000 Tonnen
10
Hühneraufzucht verbleiben traditionell
bei den Frauen, was ihre Position in
den Großfamilien deutlich stärkt.
2
3
Notwendige Investitionen und Erlöse
Eine Frau kann mit der solaren Brut­
maschine ca. achtmal 48 Küken pro
Jahr ausbrüten, was 384 Küken ent­
spricht. Davon ausgehend, dass aus
ca. 10 Prozent der Eier keine Küken
entschlüpfen, verbleiben ca. 345
Küken. Ein Ei kostet fünf bis sieben
Afghan, ein Küken (fünf bis sechs
Wochen alt) 100 Afghan, das ausge­
wachsene Huhn pro Kilo 200 Afghan.
Eine Frau, die sich dem Ausbrüten
widmet, kann damit jährlich – unter
Einbezug der Ausgaben für Medizin –
ca. 24.000 Afghan (ca. 350 Euro) erlö­
sen. Eine Frau, die sich der Aufzucht
widmet, erwirtschaftet etwa den glei­
chen Betrag.
Die Kosten für eine solare Brut­
maschine belaufen sich auf 435 Euro.
Jede Brutmaschine kommt jeweils
etwa drei Frauen und ihren Familien
zugute – einer für das Ausbrüten,
mindestens zweien für die Aufzucht.
Das macht pro beteiligter Frau einen
Anteil von 145 Euro. Wartungs- und
Repa­raturarbeiten übernehmen die
Solartech­niker, die von unserer Part­
nerorganisation OSDC ausgebildet
wurden.
Kostenübersicht:
80-Watt-Modul
Batterie 100 Ah
Ladekontrollgerät
Brutkasten für 48 Eier
Summe
Hühnerfleisch sowohl aus den Nach­
barländern Afghanistans als auch aus
Indien oder den Niederlanden impor­
tiert und auf den Bazaren Kabuls und
denen der Provinzen verkauft. Aus den
Nachbarländern sind es überwiegend
Lebendtransporte in engsten Behält­
nissen, wobei viele Tiere vor Ankunft
verenden. Bei Importen aus dem fer­
neren Ausland gibt es keine sicheren
Kühlketten. Selbst in den Verkaufsstel­
len fehlen Kühlschränke. Die Qualität
des verkauften Fleischs ist fragwürdig.
Häufig treten Erkrankungswellen
durch verdorbenes Fleisch auf. Durch
diese Importwirtschaft steigen auch
die Preise für Eier. Und es zeigt sich,
(1) Der solare Kükenbrüter
ist klein, handlich und leicht
zu bedienen.
(2) Die ersten Küken sind
geschlüpft und werden
umsorgt.
(3) Freies Laufen, eigener
Futteranbau und die Fütterung von Nahrungsresten
ermöglichen eine rentable
und angemessene Haltung.
Die Erlöse kommen vor
allem den Frauen zugute.
154 Euro
72 Euro
27 Euro
182 Euro
435 Euro
• Zu den Brutkästen für 48 Eier gehört
eine 100-Ah-Batterie, ein Laderegler
und ein 80-Watt-Solarmodul mit
einem Metallgestell.
• Jeweils zehn Frauen pro Dorf sollen
eine solarbetriebene Brutmaschine
erhalten.
• Alle Frauen werden ausgebildet.
(Passender Platz, Haltung, Fütterung,
Auswahl der Eier, Krankheitsvorbeu­
gung und -bekämpfung)
• In sechs Monaten, von Mai bis Ende
Oktober, können ca. achtmal Küken
ausgebrütet werden.
SPENDENZWECK
Afghanistan: Solares Kükenbrüten
(F 198 P)
Winter 2015 / Nr. 51 >> Projektspiegel 11
ANTWORTCOUPON
Bitte ausfüllen und per Post (im Umschlag) oder per Fax an:
0234 5797 5188 senden.
Ziehen
Sie einmalig unten stehenden Betrag als Spende von
meinem Konto ein. (Hierfür bitte Kontodaten angeben)
An die
Zukunftsstiftung
Entwicklung
Postfach 44708 Bochum
Gläubiger-Identifikationsnummer: DE25ZZZ00000016785
Die Mandatsreferenznummer wird Ihnen gesondert mitgeteilt.
Informieren Sie mich über eine widerrufliche Schenkung.
(ab 3.000 Euro)
Informieren Sie mich über Testamente und die häufigsten
Testamentsfehler.
Wie könnte ich evtl. meine eigene Stiftung gründen?
Senden Sie mir bitte Ihre Erläuterungen zu Formalitäten und
Verwaltungsfragen zu.
Bitte senden Sie mir Informationen zu persönlichen Kinder­
patenschaften zu.
itte senden Sie mir kostenlos das Infopaket zur Weitergabe
B
an Interessierte zu. Inhalt: Broschüre „Brücken bauen zwischen
Engagement und Tatkraft“ und aktuelle Projektspiegel sowie
Inform­a­tionen zum GLS Projektsparen.
Bitte beenden Sie Ihre Zusendung und streichen mich aus Ihrer
Datenbank.
Vorname, Name
Straße, Hausnummer
SEPA-Lastschriftmandat
PLZ, Ort
Ich/Wir ermächtige(n) die Zukunftsstiftung Entwicklung,
Telefon und E-Mail
einmalig einen Betrag in Höhe von
Euro
von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen.
Zugleich weise(n) ich/wir mein/unser Kreditinstitut an, die
von der Zukunftsstiftung Entwicklung auf mein/unser Konto
gezogenen Lastschriften einzulösen.
Hinweis: Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen,
beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des
belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit
meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.
Zusätzlich bei SEPA-Lastschriftmandat:
Kontoinhaber/Zahlungspflichtiger
Kreditinstitut (Name und BIC)
IBAN
Spendenzweck/Projekt
DatumUnterschrift
IMPRESSUM
Projektspiegel
der GLS Entwicklungszusammenarbeit
Herausgeber: Zukunftsstiftung Entwicklung
Anschrift: Postfach 44708 Bochum
[email protected]
Verantwortlich: Dr. Annette Massmann
Gedruckt auf umweltfreundlich hergestelltem Papier
Gestaltung: wppt : kommunikation GmbH
Druck: Steidler Werbeproduktion
SPENDENKONTO
IBAN: DE05 4306 0967 0012 3300 10
BIC: GENODEM1GLS (GLS Bank)