WINTER 2015 / NR. 51 PROJEKTSPIEGEL der GLS Entwicklungszusammenarbeit INDIEN: REKULTIVIERUNG VON ÖDLAND 1 NEPAL: WIEDERAUFBAU 5 INDIEN: TSUNAMI-HEIM 3 PERU: GEMEINGUT AMAZONIEN 6 NEPAL: BILANZ ERDBEBENHILFE 4 AFGHANISTAN: SOLARES KÜKENBRÜTEN 10 „AN DIE WURZEL GEHEN ...“ Liebe Leserin, lieber Leser, aktuelle Studien USamerikanischer Wissenschaftler/innen bestätigen den Zusammenhang zwischen Klimawandel, Dürren, abnehmender Bodenfruchtbar keit und der Destabilisierung von Staaten sowie – in deren Folge – der Flucht von Tausenden. Beispiele dafür finden sich unter anderem in Syrien (Dürre seit 2011), Somalia (periodische Dürren) und im Südsudan. Im Nordosten Nigerias soll Boko Haram seinen Einfluss aufgrund von Dürren vergrößert haben. Gleichzeitig führt die industrialisierte, auf Cash Crops spezialisierte Landwirtschaft in eine Sackgasse. Beispiele dafür: Ein Drittel der indischen Anbauflächen ist aufgrund hoher Insektizid, Düngemittel und Pes tizidbelastung inzwischen Ödland; der Sojaanbau für europäische Futtertröge vernichtet Regenwald und Bauernland in Südamerika. Heute schon beherbergen die Länder Ostafrikas die größten Flüchtlingslager weltweit. Das bekannteste ist Dadaab mit über 300.000 Menschen. Und morgen? Mit unseren Projektpartnern arbeiten wir daran, dass Menschen in ihrer Heimat bleiben können oder Heimat wieder zu dieser werden kann. Denn grundsätzlich gilt es, Fluchtursachen wirkungsvoll zu begegnen. In diesem Sinne danken wir Ihnen für die Förderung unserer Projektpartner. Dr. Annette Massmann Landarbeiterinnen von Karmuhil bei der Palmarosa-Ernte INDIEN: REKULTIVIERUNG VON WASTELAND IST MÖGLICH Karmuhil, die ,Regenwolke,, bringt Leben 200 Familien sollen durch biodynamische Ausbildung und Rekultivierung von Ödland Ernährungssicherheit erreichen und Einkommen erzielen. In Uganda wird Frau Dr. Massmann von ernährungssicheren Kleinbauern und -bäuerinnen beschenkt. Zukunftsstiftung Entwicklung Postfach 44708 Bochum Für Besuche: Christstraße 9 entwicklung@glstreuhand.de www.entwicklungshilfe3.de Telefon +49 234 5797 5224 Fax +49 234 5797 5188 Etwa ein Drittel von Indiens landwirtschaftlicher Fläche ist von zunehmender Verödung und Wüstenbildung betroffen. Die indische Nationale Kommission für Unternehmen des informellen Sektors (NCEUS) veröffentlichte im September 2015, dass wenigstens 300.000 Kleinbauern und bäuerinnen aufgrund von Überschuldung und mangelnden Lebensperspektiven Selbstmord begangen haben. Hunderttausende zogen vom Land in die Slums der Städte. Doch wenn Ackerland zu Ödland wird, bleiben nicht nur Selbstmord oder Flucht. Das Projekt Karmuhil eröffnet Bauern einen fruchtbaren Weg. SPENDENKONTO: Zukunftsstiftung Entwicklung, IBAN: DE05 4306 0967 0012 3300 10, GLS Bank · BIC: GENODEM1GLS Im neuen Projektzyklus (2015 bis 2018) sollen rund 200 Hektar unfrucht barer Boden in der Region Thiruman galam Taluk rekultiviert werden. 200 Kleinbauern-Familien sollen zukünftig von den Erträgen ihres Landes ganz jährig sicher leben können. 400 Land lose sollen mit ihren Familien ein sicheres Einkommen durch die Arbeit als Landarbeiter/innen erwirtschaften. Die Fruchtbarkeit der geschädigten Böden wird durch das Einarbeiten von Kompost, integrierte Forstwirtschaft, wechselnde Fruchtfolgen und Anbau trockenresistenter Sorten nach circa drei Jahren intensivem Rekultivierungs prozess erreicht. Diese Tätigkeiten sind sehr arbeits intensiv, führen aber zur nachhaltigen Gesundung der Böden und somit zu einer langfristigen Verbesserung der Nahrungssicherheit der Menschen, die von diesen Böden leben. Knapp 515 Euro kostet die Rekultivierung eines Hektars Land pro Jahr. Hierfür Herr Valaguruvan ist 73 Jahre alt und stammt aus dem Dorf Cithireddipatti in Tamil Nadu, Südindien. Über Jahrzehnte pflanzte er auf seinen 1,3 Hektar Land Reis und Baumwolle im Wechsel. Jedes Jahr wurden die Erträge geringer. In trockeneren Jahren hingen er und seine Familie zunehmend von der Nahrungs mittelhilfe der Regierung ab. Ihr Land konnte sie nicht mehr ernähren. Gleich zeitig sanken die Preise für Baumwolle stetig. Tagelöhner anzuheuern, um die Erntearbeit zu unterstützen, wurde für Herrn Valaguruvan unbezahlbar: „Ich wurde zu einem dieser depressiven Bauern unseres Dorfes.“ Sein 36-jähriger, verheirateter Sohn verließ Cithireddipatti und zog mit seiner Familie nach Bangalore. Als ungelernter Arbeiter verdient er dort sehr wenig. Kaum kann er seine eigene Familie unterhalten, geschweige denn die Eltern unterstützen. Die älteste Tochter von Herrn Valaguruvan heiratete einen Mann aus Cithireddipatti, der sehr jung verstarb und sie mit drei Töchtern zurückließ. Die Schwiegerfamilie schickte sie mit ihren Töchtern zu Herrn Valaguruvan zurück. Herr Valaguruvan: „Als ich schon aufgeben wollte, begann das Projekt Karmuhil Organic Farms. Es ist eine großartige Quelle der Hoffnung für mich und meine Familie. Ich lernte, meine 1,3 Hektar mit viel selbstproduziertem Kompost und biodynamischen Präparaten zu rekultivieren. Heute ist mein Land wieder frucht bar. Meine Frau, meine Tochter und meine Enkelinnen erkannten, dass biody namischer Anbau eine sinnvolle und Einkommen bringende Arbeit sein kann. Jetzt helfen sie mir. Wir bauen neben Gemüse vor allem Palmarosa an. Palma rosa bleibt fünf Jahre lang auf dem Feld, und jedes Jahr kann ich bis zu dreimal ernten. Dann wird Palmarosa in unserer Karmuhil-Destille zu ätherischen Ölen verarbeitet. Ich bin Mitglied in der Karmuhil-Produktionsgenossenschaft, die auch für die Vermarktung unserer Öle zuständig ist. Ich habe Einkommen, deshalb konnte ich in diesem Jahr meine älteste Enkelin (29) würdig verheiraten. Meiner zweiten Enkelin, die 26 Jahre alt ist, kann ich nach ihrer Schulausbildung eine Ausbildung als Krankenschwester finanzieren. Meiner jüngsten Enkelin bezahle ich die weiterführende Schule. Mit all dieser Verantwortung für meine Familie fühle ich mich recht allein, aber ich bin Karmuhil sehr, sehr dankbar.“ 3 1 2 (1) Diese Toilettenanlage muss erweitert werden. (2) Ein Mädchenschlafraum im Tsunami-Heim (3) Mädchen und Jungen des Heims eilen zur Begrüßung herbei. Viele von ihnen leben seit der Fertigstellung 2005 hier. benötigen wir Ihre Hilfe. Die deutsche Bundesregierung bezuschusst das Projekt mit 75 Prozent, so wirkt Ihre Spende vierfach. SPENDENZWECK Indien: Rekultivierung von Ödland (F 179 P) INDIEN: 11 JAHRE NACH DEM TSUNAMI Toiletten und Wasserfilter für Tsunami-Heim 1 2 Vor nun zehn Jahren wurde das TsunamiHeim eingeweiht. Eine Sanierung der Toilettenanlage und der Wasseraufbereitung ist dringend nötig. 3 (1) Ehemaliges Ödland, auf dem nun biodynamisch Reis angebaut wird. (2) Diese Frauengruppe präpariert Kompost für die gesunde Düngung. (3) Herr Valaguruvan vor seinem nun fruchtbaren Palmarosafeld. 2 Nach dem verheerenden Tsunami Weihnachten 2004 fanden 50 Seniorinnen und Senioren sowie 50 Kinder, die ihre Familien verloren hatten, Zuflucht bei unserem Projektpartner WARM in Thiruvannamalai. Heute leben nur noch 13 Senioren im Heim, dafür sind neue Kinder dazugekommen. Zurzeit sind es 87, die als ehemalige Kindersklaven und Waisen im Tsunami-Heim einen Zufluchtsort, Zuwendung und eine Ausbildung finden. Immer wieder sind Sanierungsarbeiten im Heim notwendig – nun ist es be sonders dringend: Die Wasch- und Toilettenhäuser müssen ausgebaut werden. Vor allem deshalb, weil alle 87 Kinder jeden Morgen zur fast gleichen Zeit in die Schule aufbrechen. Zwei neue Toiletten- und Waschhäuser mit zehn Toiletten und zehn Duschen/Waschbecken sollen gebaut werden. Da das Wasser aus dem Bohrloch des Heims nur nach Säuberung als Trinkwasser genutzt werden kann und die Filteranlagen in die Jahre gekommen sind, müssen zudem zwei neue angeschafft werden. Für den Bau der Wasch- und Toilettenhäuser werden insgesamt 8.000 Euro benötigt. Das macht pro Heimbewohner/in 80 Euro. Die zwei Wasserfilteranlagen kosten je 835 Euro. Pro Heimbewohner/in sind damit knapp 17 Euro erforderlich. SPENDENZWECK Indien: Wasserfilter und Toiletten (F 176 P) Winter 2015 / Nr. 51 >> Projektspiegel 3 NEPAL: ERBEBEN ERDBEBENHILFE IN NEPAL: SO GEHT ES WEITER Bilanz der Hilfe – das haben Sie mit ermöglicht! Wiederaufbau, Selbsthilfe, Anbauschulung und Winterhilfe Bhaktapur: Vor den Trümmern der Altstadt Am 25. April 2015 bebte die Erde in Nepal mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala. 9.000 Menschen starben, ca. 23.000 Menschen wurden verletzt. Am 12. Mai bebte die Erde erneut, dieses Mal mit einer Stärke von 7,3. Dank der Förderung von 1.974 Spenderinnen und Spendern und 930.009 Euro (30.09.2015) konnten wir die Nothilfe und erste Wiederaufbauhilfen unserer neun Partner massiv unterstützen. Danke! 1 Die Lebensmittelhilfe erreichte auch abgelegene Zonen. Mit Ihren Spenden erreichten unsere Partner organisationen, dass: 1 über 20.000 Menschen Lebensmittel (u. a. 492.000 kg Reis und 25.000 kg Linsen) erhielten; 2 15.000 Decken, ca. 10.000 Zelte und ca. 21.000 Kleidungsstücke verteilt werden konnten; 3 über zwei Wochen lang täglich ca. 25.000 Menschen mit sauberem Trinkwasser aus Tanklastzügen versorgt wurden, bis defekte Leitungssysteme repariert waren; 4 über 3.500 Häuser mit Wellblechen repariert wurden; 5 über 30 erdbebensichere Modell-Bambushäuser gebaut wurden; 6 über 5.000 Schüler/innen Schuluniformen bekamen; 7 dutzende Schulen behelfsmäßig instand gesetzt wurden; 8 ein mehrstöckiges Modell-Plastikflaschenhaus von Frei willigen gebaut wurde; 9 drei Wasserfiltersysteme bei drei Organisationen täglich 3.600 Liter sauberes Wasser produzieren – auch für die Nachbarschaft; 10 28 Wasserfiltersysteme für Nachbarschaftsgruppen in Bhaktapur etabliert werden konnten; 11 121 Frauen Zuflucht im Mutterhaus fanden, gesunde Kinder gebaren und medizinische Versorgung erhielten; 12 sechs große Gesundheitscamps in abgelegenen Gegen den realisiert werden konnten; 13 die Erdbebenschäden am Heimgebäude für Kinder von Strafgefangenen repariert werden konnten; 14 vier gechickte Schreiner eine sechsmonatige Ausbildung in traditioneller Schnitzkunst zur Reparatur buddhistischer Tempelanlagen erhalten; 15 zwei buddhistische Tempelanlagen aus dem 14. Jahr hundert „winterfest“ geschützt werden können; 16 ein einsturzgefährdeter buddhistischer Tempel wieder aufgebaut wird; 17 mit 100.000 Euro ein Fonds bei der Kunsthandwer kerInnengenossenschaft ACP zur Teilfinanzierung des selbstorganisierten Wiederaufbaus von Genossen schaftsmitgliedern initiiert werden konnte, deren Häuser zusammengebrochen sind. Die US-amerikanische Ford Foundation steuerte weitere 300.000 Euro zum Fonds hinzu. 4 Die Schattenseiten Unsere Partner haben einen unendlich großen persönlichen Einsatz gezeigt. Mehrfach kamen sie deutlich an ihre Grenzen. So zum Beispiel, als ein Helikopter, der drei Ärzte und zwei Krankenschwestern sowie einen Mitarbeiter der Frauenunion von einem Gesundheitscamp in den Bergen nach Kathmandu zurückflog, abstürzte und alle Menschen an Bord starben. Als die erste Hilfswelle kaum beendet war und das zweite Erdbeben stattfand, dann über Wochen immer wieder Nachbeben auftraten, halfen vielen unserer Partner nur ihre gemeinschaftlich getragenen Aktionen und Arbeiten, um durchzuhalten. Als die nepalesische Regierung ankündigte, die Spendengelder in einem staatlichen Nothilfefonds zu sammeln, kam es zu massiven Protesten im In- und Aus land. Glücklicherweise sind unsere Partner nicht von dieser Maßnahme betroffen. Oder, als in einem Fall, UPS in Ge meinschaft mit indischen Zollbehörden die Sendung von 24 Solarpanelen nur mit Korruptions-Bakschisch freigeben wollte. Oder, als die nepalesische Regierung eine nationale Wiederaufbauagentur einrichtete, die koordinieren und alle Pläne des Wiederaufbaus absegnen sollte. Diese Wieder aufbauagentur ist bis heute aufgrund politisch-parlamen tarischer Streitigkeiten handlungsunfähig (Stand: Oktober 2015). Im Juni fand eine internationale Geberkonferenz für Nepal statt. Vier Milliarden Euro wurden versprochen. Bislang hat die Regierung jedoch keinen Cent des Geldes angefordert. Parlamentarische Streitigkeiten im Kontext der Verabschiedung einer neuen nepalesischen Verfassung legten die Regierung lahm. Unsere Partner arbeiten mit lokalen Gemeindevertre tern jenseits der großen Politik. Auch hier treffen sie auf bürokratische Schwierigkeiten, die sie bislang aber mit großem Einsatz und Zähigkeit überwinden konnten. Derzeit (Mitte Oktober 2015) hat Indien die Grenzen nach Nepal geschlossen, was massive Einschnitte in der generellen Versorgung – auch mit Kraftstoffen – mit sich bringt. Nepal lahmt buchstäblich. Alle Schritte sind unendlich mühsam. Es sind die Schattenseiten. Trotz all dieser Schwierig keiten, der Erschöpfung, der zerstörten Straßen, MonsunSchlammpisten und Bergrutsche, setzen sich die Menschen unserer neun Partnerorganisationen energisch ein und halten an dem Ziel fest, ihr Land wiederaufzubauen. 6 Die Verteilung von Schuluniformen ermöglicht den Schulbesuch. 10 Nachbarschaftlich genutzte Wasser filtersysteme in Bhaktapur 11 Zuflucht und Geburt im Mutterhaus Im Oktober 2015 benötigen etwa zehn Prozent der Bevölkerung Nepals, also 3,3 Millionen Nepali, Häuser, Lebensmittel und grundlegende medizini sche Versorgung (Quelle: UN). In dem Rahmen, der uns und unseren Partner organisationen möglich ist, wollen wir dazu beitragen, dass unsere Partner möglichst viele Menschen erreichen, Häuser wiederaufbauen, den Nahrungs mittelanbau vorantreiben und über den Winter an den Orten, wo es notwen dig wird, medizinische und Lebensmittelhilfe leisten. Zwei unserer Partner, die im Bereich organischer Landbau und Schulungs projekte arbeiten, haben gemeinsam mit Bauerngruppen Pflanzungen aus geweitet, neue Kleinbäuerinnengruppen organisiert und diese in den organi schen Landbau eingeführt. Diese Maßnahmen, durch die insgesamt ca. 1.190 Kleinbauern und -bäuerinnen erreicht wurden, können aus Spendenmitteln finanziert werden. Gerne würden wir drei Vorhaben der Frauenunion unterstützen. So möchte die Frauenunion ein komplett zerstörtes Dorf mit ca. 65 Häusern aufbauen. Diese Häuser werden in einer Kombination aus Fachwerk, Bambus, Lehmziegeln und Steinen mit Wellblechdächern gebaut. Die Materialien der zusammen gebrochenen Häuser werden – soweit möglich – recycelt. Zu den Häusern kommen Latrinen und Wassertanks, um die Wasserversorgung und die Anlage von Gemüsegärten zu sichern. Alle Baumaßnahmen werden mit Trainings einheiten und Eigenbeiträgen der Betroffenen verbunden. Die Bauphase wird ca. zweieinhalb Jahre dauern. Für dieses Projekt beantragen wir Fördergelder des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Das Gesamtvolumen beträgt 640.000 Euro. 75 Prozent davon werden bei Geneh migung durch das BMZ getragen. An Spendenförderung pro Haus sind damit umgerechnet ca. 2.462 Euro notwendig. Außerdem wollen wir die Frauenunion weiterhin dabei unterstützen, Winterhilfe in Form von Wellblechen, Decken, Medikamenten und Nahrungs mitteln verteilen zu können. Die Frauenunion ist in dreizehn Distrikten Nepals aktiv. Ihr Einsatz in der Nothilfe hat bewiesen, dass sie sich auf ein breites, lokal verankertes Netzwerk stützen kann. Auch das Mütterhaus soll während des Winters geöffnet bleiben, damit schwangere Frauen aus zerstörten Dörfern in Sicherheit und Geborgenheit ihre Kinder zur Welt bringen können. Der Aufenthalt einer Frau und ihrer mitgebrachten Kleinkinder kostet pro Monat ca. 216 Euro. Wir wollen die Kevin Rohan Memorial Eco Foundation dabei unterstützen, in den nächsten zweieinhalb Jahren 45 Häuser am Rande des Kathmandutals zu bauen – für Familien, deren Häuser zusammengebrochen sind und die aus eigenen Mitteln keinen Neubau stemmen können. Zu der oben beschriebenen Fachwerk-Bambus-Bauweise kommt der Einbau von Plastikflaschen. Diese Bauweise ist stabil, sie gibt Müll einen neuen Sinn und sie bringt zusätzliches Licht in die Häuser. Auch in diesem Fall kommen Latrinen und einzelne Wassertanks hinzu. Aufgrund des möglichen Anschlusses an eine zentrale Wasserversorgung benötigt nicht jedes Haus einen eigenen Tank. Wir bean tragen beim BMZ die Förderung des Projektes. Pro Haus sind damit aus Spendenmitteln ca. 2.400 Euro notwendig. Die nepalesische Regierung hat in Aussicht gestellt, dass jeder Hausbau mit bis zu 2.000 US-Dollar unterstützt wird. Sollte es dazu kommen, werden die Spendengelder genutzt, um weitere Häuser zu bauen. SPENDENZWECK (WIEDERAUFBAU) SPENDENZWECK (MÜTTERPROGRAMM) Nepal: Wiederaufbau (F 155 P) Nepal: Mutterhaus (F 161 P) 12 Gesundheitscamps ermöglichen medizinische Versorgung. Winter 2015 / Nr. 51 >> Projektspiegel 5 PERU: BITTERSÜSSE, ZERSTÖRERISCHE SCHOKOLADE (1) Abholzung: Der Urwald musste Kakaoplantagen weichen. (2) Die Gruppe ACELPA will den Wald als Gemeingut schützen. (3) Hundertjähriger Urwaldriese (4) ACELPA-Gründerin Consuelo García Hualinga (re.) hier mit dem Plakat: „Schützen wir die Umwelt – das ist die Aufgabe aller.“ Gemeingüter schützen, Permakultur fördern 2 Im Nordosten Perus, rund um das Gebiet Tamshiyacu-Loreto, hat das Unternehmen Cacao del Perú Norte illegal 2.126 Hektar Urwald und Sekundärwald abgeholzt – ohne dafür zur Rechen schaft gezogen zu werden. Doch die Bewohner/innen des Gebietes wehren sich. Ihr Ziel: die größte peruanische GemeingutUrwaldzone in Verbindung mit Permakultur schaffen. 1 3 Erdöl- und Gasbohrungen, Bergbau unternehmen, gigantische Staudamm projekte, Palmöl- und Kokaplantagen kommen einem in den Sinn, wenn es um die Zerstörung Amazoniens geht, des größten noch zusammenhängen den Urwaldgebietes dieser Welt. Nun muss diese Aufzählung um den Kakaoanbau erweitert werden. Die Umweltschutzorganisation Environmental Investigation Agency (EIA), die sich der Erforschung und Bekanntmachung von Umweltzerstö rung verschrieben hat, veröffentlichte am 7. April 2015 einen Bericht, wonach die größte Bedrohung für peruanische Wälder von der Unternehmensgruppe Melka ausgeht, einem intransparenten Netzwerk von 25 Firmen, das vom Unternehmer Dennis Melka kontrol liert wird. Dazu gehört das Unterneh men Cacao del Perú Norte sowie die größere Holding United Cacao. Herr Melka ist zugleich führend in der zerstörerischen Palmölindustrie in Malaysia. Die Umweltschutzorganisation EIA führt in diesem Bericht zudem aus, dass Unternehmen der Melka-Gruppe weitere „7.000 Hektar Primärwald im Südosten Perus innerhalb der letzten drei Jahre abgeholzt” haben. Und sie weist darauf hin, dass sowohl das peruanische Umweltministerium (MINAM) als auch das Landwirtschafts ministerium (MINAGRI) legale Schritte gegen die Unternehmen eingeleitet haben, um die Abholzung und die illegale Bewirtschaftung des Landes 6 zu unterbinden. Auch Bußgelder in Höhe von ca. 650.000 US-Dollar seien verhängt worden, denn die Unter nehmen verfügten weder über Abhol zungs- noch über Holzhandelsgeneh migungen. Doch im peruanischen Korruptionsdickicht blieben die Sank tionen folgenlos: Rund um TamshiyacuLoreto holzt Cacao del Perú Norte weiter ab. Der britische Guardian titelte am 18. April 20151: „Kann Peru ‚ethische Schokolade‘ davon abhalten, Amazo nien zu zerstören?“ Das Unternehmen Cacao del Perú Norte gehört United Cacao. United Cacao ist an der Londoner Börse im Alternativen Investment-Markt (AIM) notiert. Es wirbt mit dem Slogan, der „einzige börsennotierte, sauber agie rende Kakaoproduzent weltweit“ zu sein – nachhaltig ökologisch handelnd und Arbeitsrechte einhaltend. Der geschäftsführende Direktor ist Dennis Melka. Lokaler Widerstand Der Widerstand begann mit drei Menschen: Francisco Guerra Tananta, geboren und aufgewachsen im Urwald von Tamshiyacu und tief geprägt von lokaler naturheilkundlicher Medizin, Frau Consuelo García Hualinga, vier fache Mutter und ebenfalls zutiefst verbunden mit dem Ort, und Angelika Kotzur, eine Heilpraktikerin aus Deutschland, die vor vielen Jahren eigentlich aufgrund der Beschäftigung mit der Heilkunst nach Tamshiyacu kam. Vor ca. vier Jahren horchten sie auf, als mehr und mehr Menschen aus angrenzenden Gebieten für Pfennig beträge Land verkauften, als Lohnar beiter auf die neuen Plantagen gingen und von schlechten Arbeitsbedingun gen berichteten, als Unternehmens vertreter durch die kleinen, verstreuten, indigenen Dörfer zogen und Errungen schaften der Moderne versprachen: Schulen, Strom, Sportplätze, Einkom men im Tausch gegen Land und Anbau von Kakao. Stets wurde schnell großflächig abgeholzt, d. h. Fakten geschaffen, noch bevor sich Protest organisieren konnte. Kakaoplantagen entstanden dann nur auf einem Bruchteil der ab geholzten Flächen. Ein realisierter „Extragewinn“ für die Unternehmen stellten die kostbaren Tropenhölzer dar, die – ohne über eine Konzession zu verfügen – verkauft wurden. Die drei Widerständigen suchten und fanden lokale und internationale Bündnispartner und begannen mit ihrer Aufklärungsarbeit zum Schutz des Urwaldes. Immer im Bewusstsein, dass der Schutz des Gebietes nur ge lingt, wenn die Menschen vor Ort mit ihm auch eine Überlebensperspektive verbinden können. Daraus entstand ein Dreiklang: Landkauf zur Schaffung von Naturschutzgebieten in Gemein eigentum; Aufbau von organisch biodiversen Permakulturfarmen auf 10 Prozent der bereits gerodeten oder Sekundärwaldflächen, die den Men schen Einkommensperspektiven bieten 4 und ihnen die Möglichkeit eröffnen, vor Ort zu bleiben; und die Einrichtung eines Rechtsbeihilfefonds, der den Menschen, die Gewohnheitsrechte, aber keine eingetragenen Eigentums titel haben, hilft, ihr Landrecht ein tragen und real schützen zu können. Sie gründeten den gemeinnützigen Verein „Brücke der Freundschaft“ ACELPA und stützen sich heute auf ein Bündnis lokaler wie internationaler Organisationen2, die ihr Anliegen för dern. Das Ziel: Urwald als Gemeingut schützen, Permakultur ermöglichen und lokale Einkommensperspektiven schaffen. Sie wollen ein Gemeingutmodell für Urwaldschutz und nachhaltigen Waldfeldbau unter Einbezug der loka len Bevölkerung aufbauen. 150 Hektar Urwald konnten bereits gekauft werden. 130 davon werden als Naturschutzzone im Gemeinschaftsbesitz von ACELPA gesichert, weitere sollen hinzukommen. Auf zunächst 20 dieser 150 Hektar soll nachhaltiger Waldfeldbau betrieben werden – breit, biodivers und nach Permakulturrichtlinien angelegt. Eine große Vielfalt an Feldfrüchten soll mit verschiedenen Baumarten kombiniert werden, in deren Schatten sie wachsen können. Diese Maßnahmen werden ergänzt durch Teich-Fischzucht und Kleintierzucht. Anbau, Pflege und Wei terverarbeitung von medizinischen Heilkräutern, von Pflanzen und Bäumen, die vom Aussterben bedroht sind, ge hören ebenfalls zum Programm. Dazu kommen Arbeiten zum Schutz der Bodenfruchtbarkeit. Neben dem Kompostieren und Mulchen werden in verrückbaren Arealen von jeweils 50 Quadratmetern auf den gerodeten Flächen Schweine zum Durchwühlen der Böden gehalten. Die Schweine brechen den stark lehmhaltigen Bo den auf und hinterlassen Dung. Ist der Boden durchwühlt, werden die Gatter versetzt. Das durchwühlte Areal wird derweil biodivers aufgeforstet und je nach Höhe der Bäume werden Zwi schenfrüchte für den lokalen und internationalen Markt angebaut. Diese 20 Hektar dienen auch als organische Permakultur-Lernfarm mit integrierter Baumschule für seltene Arten. Gemeingut Amazonien Um die Naturschutz-Gemeingutzone auszuweiten und eine möglichst große Fläche des amazonischen Urwalds zu erhalten, sind pro Hektar Wald zwischen 200 bis 300 Euro notwen dig. Dazu kommen die Notar- und Registrierungskosten pro Übertragung von nochmal ca. 300 Euro. Um die Permakulturfarm anzulegen, sind die folgenden Investitionen notwendig: Werkzeuge, Saatgut und Baumsetz linge. Der Aufbau der Lernfarm bietet Bauern bereits ein Einkommen. Dazu kommt der Aufbau einer Verkaufshalle in der regionalen Hauptstadt Iquitos. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 120.000 Euro. Als Zukunftsstiftung Entwicklung haben wir uns das Ziel gesteckt, 50.000 Euro aus Spenden geldern beitragen zu können. Die ver bleibenden 70.000 Euro werden durch weitere Organisationen getragen. Für den Rechtshilfefonds werden ca. 10.000 Euro pro Jahr benötigt. Im Bündnis mit allen Organisationen möchten wir unsere Partner so unter stützen, dass auf diesem Weg das möglicherweise einmal größte Gemein gut-Schutzgebiet Amazoniens Wirk lichkeit wird. Denn Konzernversprechen der Nachhaltigkeit börsennotierter Unternehmen, wie das von United Cacao, können eben nur real dauerhaft überprüft werden, wenn es vor Ort demokratisch organisierte, wachsame, Sorge tragende und bewahrende Men schen gibt, die ökologische, ethischsoziale Prinzipien in Verbindung mit Ökonomie leben können. Heutige Kommunikationstechnologien machen eine schnelle Überprüfungen möglich; reale Verbesserungen entstehen durch direktes, tätiges Engagement. Helfen Sie, dieses Gemeingutmodell zum Schutz Amazoniens zu realisieren. SPENDENZWECK Peru: Gemeingut Amazonien (F 326 P) 1) www.theguardian.com/environment/andesto-the-amazon/2015/apr/17/can-peru-stopethical-chocolate-destroying-amazon 2) Für Tamshiyacu setzen sich ein: ACELPA, Caritas Peru, El Frente Patriótico El Loreto, El Puente de la Amistad, Rettet den Regenwald e. V., Stiftung Pro Vita, SPDA Actualidad Ambiental, Environmental Investigation Agency (EIA) und die Zukunftsstif tung Entwicklung Winter 2015 / Nr. 51 >> Projektspiegel 7 Was ist aus den Projekten geworden? PERU: ZISTERNENBAU FÜR SCHULGARTEN (PROJEKTSPIEGEL NR. 49) MEXIKO: IMPULSE FÜR DIE LANDKULTUR (PROJEKTSPIEGEL NR. 50) Die Schlafräume, Toiletten und Duschen im Aus bildungszentrum für organische Landwirtschaft in Zoncuantla, Veracruz, sind fertig. Kühe, Schafe und Ziegen wurden gekauft, die Lehrmaterialien sind aufbereitet und ab dem 1. Januar 2016 werden nun die ersten 20 Auszubildenden starten. Für Ausbildungsstipendien werden noch Paten gesucht. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an: [email protected], Tel.: 0234 5797-5257 MONGOLEI: SANDDORN AUFFORSTUNG DER NEUEN STEPPENNOMADEN (PROJEKTSPIEGEL NR. 42) Über dicke Möhren und ausreichend Gemüse für ihren Mittagstisch freuen sich die Kinder der kleinen Schule von Cañapata in den Hochanden Perus. Dies ermöglicht die Bewässerung aus der neuen Schulzisterne. UGANDA: SAATGUTZENTRUM MACHT 500 KLEINBAUERN FAMILIEN ERNÄHRUNGSSICHER (PROJEKTSPIEGEL NR. 46) Das landwirtschaftliche Schulungs zentrum in Hoima, Uganda, ist nach zwei Jahren Bauzeit fertig. Inzwischen sind es 500 Kleinbauern und -bäuerin nen, die dieses Zentrum zum Lernen und Lagern ihres Saatgutes sowie zur gemeinschaftlichen Vermarktung nutzen. Bereits während der Bauzeit wurden sie im organischen Landbau ausgebildet. Diese 500 Familien sind heute ernährungssicher. Schulabsol vent/innen und Schüler/innen, die vor dem Grundschulabschluss die Golden Treasure School – den Initiationspunkt dieser Initiative – verlassen, sollen im Schulungszentrum die Möglichkeit ha ben, Saatgutzucht, die Veredelung von Pflanzen und das theoretische Wissen zum organischen Landbau zu erlernen. 8 Kurz notiert: Die 17 Steppennomaden und ihre Familien, die im hohen Norden der Mongolei mit Sanddorn aufforsten, konnten 2015 319 Kilogramm Sand dorn ernten und verkaufen. Sie erlös ten 1.276.000 Tugrig (ca. 500 Euro). Es ist der erste größere finanzielle Erlös ihrer Aufforstungsarbeit auf fast 20 Hektar seit 2011. Aufgrund der steten Arbeit an kilometerlangen, handge grabenen Wasserkanälen wachsen die Bäume gut, obwohl der letzte Sommer sehr heiß war und es wenig regnete. 2015 haben die Neuen Steppennomaden 4.000 neue Stecklinge gezogen, die auf fünf weiteren Hektar Land angepflanzt wurden. Um die Schonungen gegen alle „Mitesser“ sichern zu können, müssen sie gut eingezäunt werden. An der neuen Schonung baute die Gruppe ein gut isoliertes Holzhaus, weil die Winter so lang, streng und kalt sind und immer ein Wächter bzw. Wässerer vor Ort lebt. Die Neuen Steppennomaden würden gerne eine Insel im Murunfluss einzäunen, um dort Gras schützen und Heu ernten zu können. Das Land ist ihnen von der Gemeinde zur Verfügung gestellt worden. Für die Arbeit in 2016 und den Zaun sind weitere Spenden erforderlich. Spendenzweck: Mongolei – Sanddornaufforstung (F 193 P) WESTBENGALEN: MORINGA UND GEMÜSEGÄRTEN GEGEN MANGELERNÄHRUNG (PROJEKTSPIEGEL NR. 45) Seit 2012 arbeitet das Gärtnerehepaar Anne und Rolf Bucher zweimal im Jahr in Dörfern Westbengalens mit Klein bäuerinnen, um die Ernährungssitua tion von mangelernährten Kindern, Schwangeren und jungen Müttern zu verbessern. Jedes Jahr wurden Anne Bucher mit Frauen aus dem Dorf Ghoshaldanga bei der Auswahl von Gemüse Dutzende Moringabäume gepflanzt. saatgut für ihre Gärten. Durch regelmäßiges Ernten und Trock nen der Moringablätter wird sicherge stellt, dass die tägliche Nahrung mit hochwertigem Moringapulver angereichert werden kann. Um eine ausgewogene Ernährung zu erreichen, lehren sie zudem in den Santaldörfern die Anlage von Gemüsegärten. Im November 2012 starteten sie in vier Dörfern mit 50 Familien. Aktuell sind in 14 Dörfern mit über 400 Fami lien Gemüsegärten angelegt worden. Ein großer Schritt gegen die Mangelernäh rung. Dieses erfolgreiche Programm möchten Buchers gerne weiterführen. Spendenzweck: Indien – Moringa (F 118 P) ANLASS-SPENDEN In den vergangenen Monaten erreichten uns aufgrund dreier Begräbnisse Spen den für den Aufbau einer Lehrküche in Ghana, für die Erdbebenhilfe in Nepal und für medizinische Hilfe in Peru. Anlässlich runder Geburtstage wurde für die Sanddornaufforstung in der Mongolei, die Ghana-Baobab-Foundation und ein Waisenheim in Simbabwe gespendet. Eine Goldhochzeit führte zur Förderung von Monte Azul, Brasilien, und zwei Silberhochzeiten zur Förderung des Mutter hauses, der Erdbebenhilfe und der juristischen Beratung der Frauenunion in Nepal. Haben Sie vielen herzlichen Dank! Gerne stellen wir für Ihre Feierlichkei ten Projektinformationen zusammen. DIE REISE EINER GOLDMEDAILLE Ein besonderes Päckchen landete bei Frau Offer manns. Ein Päck chen unter jenen mit edlen Metallen, Zahn- und Altgold, Silber, Zinn oder auch Modeschmuck, deren Erlöse nach Verkauf oder Einschmelzung „zurück“ nach Peru fließen, zur Unter stützung der Arbeit unserer Projekt partner. Dieses Päckchen enthielt eine Goldmedaille der Olympiade 1972 in München. Welchen Weg hat diese Auszeichnung der Mühen und Anstrengung zurückgelegt? Frau Offermanns bittet die Spenderin, sich bei ihr zu melden. Weitere Päck chen nimmt sie in bewährter Weise entgegen: Dorothea Offermanns, Zasiusstraße 118, 79102 Freiburg, Tel.: 0761 72016 (Zahngold bitte sicher, z. B. in Watte, verpacken) KENIA: BEGEGNUNG MIT UNSEREM PROJEKTPARTNER PERU: BERGBAUERN HINTER GITTERN Herr Mutura, Gründer und Direktor der Kleinbäuerinnen-Selbsthilfe in Kenia, startete 1993 mit der Vision vom hun gerfreien Kenia. Heute sind dank der Arbeit seiner Organisation SACDEP über 200.000 Familien ernährungssi cher und souverän. Im Oktober wurde er zum Botschafter der Afrikanischen Union für organische Landwirtschaft ernannt. Auf der GLS-Tour in Hamburg, Berlin, Stuttgart, Freiburg, Bochum und Frankfurt spricht Herr Mutura in der zweiten Aprilhälfte 2016 über Ernährung, Gemeingüter und Land Grabbing. Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe gibt es unter: www.entwicklungshilfe3.de Zwei Bergbauernführer aus der Region Cajamarca in den nördlichen Hochan den, mit denen wir seit einigen Jahren erfolgreich in den Bereichen Wieder aufforstung, Wasserversorgung und Einkommen schaffende Maßnahmen kooperieren, wurden festgenommen. Einer wurde ohne ordentlichen Pro zess zu dreißig Jahren Haft, der andere zu sechs Monaten „Präventivhaft“ ver urteilt. Gegen sieben weitere Bergbauern wurden Haftbefehle verhängt. Einer von ihnen ist inzwischen untergetaucht. Ihr Vergehen? Öffentliche, friedliche Demonstrationen gegen das Bergwerksunternehmen Sulliden Shahuindo, das ungeregelte Probebohrungen in landwirtschaftlichen Nutzgebieten vornimmt. Einen Fonds für Rechtsbeihilfe und Nothilfe für die Familien der Bergbauern haben wir eingerichtet. Spendenzweck: Peru – Rechtshilfe (F 350 P) HEIDELBERG/UGANDA: SCHWEIN HABEN! Um ihre Lehrer/innengehälter durch eigene, unternehmerische Aktivitäten zu verbessern, will die kleine NambeetaLandschule in Uganda eine Schweine zucht starten. Die Schüler/innen ihrer Partnerschule, des Hölderlin-Gymna siums in Heidelberg, sammelten in einer bunten Aktion 823,36 Euro für den Bau von Ställen und den Kauf von Schweinen. Vielen Dank an alle Aufund Abbauhelfer/innen, Kuchenspender/innen, Verkäufer/innen, Bastelaktions betreuer/innen, Sponsoren, Läufer/innen und Kaffeekocher/innen. PROJEKTREISEN In der zweiten Jahreshälfte führten Projektreisen Frau Dr. Massmann nach Pakistan (Heilpädagogik zwischen Ost und West). Herr und Frau Bucher reisten nach Indien (Moringa-Ernäh rungsprogramm) und Kenia (Schulgarten der Rudolf Steiner Schule, Mbagathi). Frau Julia Feldhausen reiste zum Ken nenlernen zu unseren Partnern nach Kenia. Spender/innen bieten wir nach Absprache die Teilnahme an Projekt reisen an. Kontaktieren Sie uns. Winter 2015 / Nr. 51 >> Projektspiegel 9 AFGHANISTAN: SOLARES KÜKENBRÜTEN dass einheimische Hühnerrassen, die an die fordernden klimatischen Lebens bedingungen in Afghanistan bestens angepasst sind, langsam aussterben. Frauenrechte durch ökonomische Initiative stärken Hühneraufzucht in Frauenhand Vor diesem Hintergrund hat unser findiger, langjähriger Partner, Herr Dipl. Ing. Achtari, der schon die Solar- und Windenergiestationen, die solarbetriebenen, kraftsparenden Butterschläger und Wasserpumpen entwickelte, mit einfachen, vor Ort erhältlichen Bauteilen einen solaren Kükenbrüter entwickelt. Diese Brutschränke gehen – gegen eine kleine Kostenbeteiligung – an Frauen in zehn Dörfern der Provinzen Gazhni und Wardak. Die Brutkästen haben eine Kapazität von 48 Eiern. Sie benötigen ca. 20 Watt Strom pro Stunde und arbeiten weitgehend automatisch. Die Brutdauer beträgt 21 Tage. Während eine erste Frauengruppe die Auswahl der Eier und das Aus brüten der Küken übernimmt, sorgt eine zweite Gruppe von zwanzig geschulten Frauen für die Aufzucht ab der fünften Woche. Für die Kükenaufzucht wird bei dieser Menge kein Industriefutter benötigt. Der eigene Futteranbau der Familien, das freie Laufen im Hof oder auf dem Acker sowie Nahrungsreste reichen aus. So müssen die Frauen nur die Kosten für die tiermedizinische Versorgung tragen. Auf diese Weise ist der Verkauf von Hühnern, Hähnchen und Eiern wirtschaftlich rentabel. Gleichzeitig wird eine tierfreundliche und ökologische Aufzucht, die einheimische Hühnerrassen erhält, befördert. Alle Erlöse aus der Küken- und Kleintierzucht und -haltung sind die Domäne von afghanischen Frauen. Wenn sie damit Einkommen erwirtschaften, erreichen sie eine gestärkte Mitsprache in der Familie. 1 Auch die Menschen in Afghanistan essen gerne Eier und Geflügel. Des halb baute das afghanische Landwirt schaftsministerium erstmals 1963 drei Brutmaschinen und eine große Zucht anlage in Bagrami, in der Nähe von Kabul, auf. 70.000 Eier pro Woche sollten pro Brutmaschine ausgebrütet werden, d. h. 210.000 Eier ingesamt. Alle Anlagen wurden während der letzten Kriege zerstört. In einem zweiten Anlauf stellten internationale Organisationen in Zusammenarbeit mit dem Landwirt schaftsministerium große Brutma schinen mit Kapazitäten von bis zu 10.000 Eiern auf, um die industrielle Produktion in den Dörfern zu fördern. Als die Anlagen nach dem ersten, voll finanzierten Jahr in die Verantwortung der Bauern übergingen, brach die Massenerzeugung in kurzer Zeit zu sammen. Die Gründe dafür sind zahl reich: • Für das Management eines solchen vielschrittigen Prozesses waren die Bauern ungenügend ausgebildet. • Eier, Futter und Medikamente wie Impfungen etc. mussten importiert werden. Das machte eine wirtschaft lich rentable Produktion schwierig. • Aufgrund mangelnder Hygiene und unausreichenden Impfungen traten epidemisch tödliche Krankheiten auf. • Die Verheerungen des Krieges zer störten einige Anlagen. So ist die Massen-Hühnerzucht ge scheitert und der Import herrscht vor. Jährlich werden ca. 30.000 Tonnen 10 Hühneraufzucht verbleiben traditionell bei den Frauen, was ihre Position in den Großfamilien deutlich stärkt. 2 3 Notwendige Investitionen und Erlöse Eine Frau kann mit der solaren Brut maschine ca. achtmal 48 Küken pro Jahr ausbrüten, was 384 Küken ent spricht. Davon ausgehend, dass aus ca. 10 Prozent der Eier keine Küken entschlüpfen, verbleiben ca. 345 Küken. Ein Ei kostet fünf bis sieben Afghan, ein Küken (fünf bis sechs Wochen alt) 100 Afghan, das ausge wachsene Huhn pro Kilo 200 Afghan. Eine Frau, die sich dem Ausbrüten widmet, kann damit jährlich – unter Einbezug der Ausgaben für Medizin – ca. 24.000 Afghan (ca. 350 Euro) erlö sen. Eine Frau, die sich der Aufzucht widmet, erwirtschaftet etwa den glei chen Betrag. Die Kosten für eine solare Brut maschine belaufen sich auf 435 Euro. Jede Brutmaschine kommt jeweils etwa drei Frauen und ihren Familien zugute – einer für das Ausbrüten, mindestens zweien für die Aufzucht. Das macht pro beteiligter Frau einen Anteil von 145 Euro. Wartungs- und Reparaturarbeiten übernehmen die Solartechniker, die von unserer Part nerorganisation OSDC ausgebildet wurden. Kostenübersicht: 80-Watt-Modul Batterie 100 Ah Ladekontrollgerät Brutkasten für 48 Eier Summe Hühnerfleisch sowohl aus den Nach barländern Afghanistans als auch aus Indien oder den Niederlanden impor tiert und auf den Bazaren Kabuls und denen der Provinzen verkauft. Aus den Nachbarländern sind es überwiegend Lebendtransporte in engsten Behält nissen, wobei viele Tiere vor Ankunft verenden. Bei Importen aus dem fer neren Ausland gibt es keine sicheren Kühlketten. Selbst in den Verkaufsstel len fehlen Kühlschränke. Die Qualität des verkauften Fleischs ist fragwürdig. Häufig treten Erkrankungswellen durch verdorbenes Fleisch auf. Durch diese Importwirtschaft steigen auch die Preise für Eier. Und es zeigt sich, (1) Der solare Kükenbrüter ist klein, handlich und leicht zu bedienen. (2) Die ersten Küken sind geschlüpft und werden umsorgt. (3) Freies Laufen, eigener Futteranbau und die Fütterung von Nahrungsresten ermöglichen eine rentable und angemessene Haltung. Die Erlöse kommen vor allem den Frauen zugute. 154 Euro 72 Euro 27 Euro 182 Euro 435 Euro • Zu den Brutkästen für 48 Eier gehört eine 100-Ah-Batterie, ein Laderegler und ein 80-Watt-Solarmodul mit einem Metallgestell. • Jeweils zehn Frauen pro Dorf sollen eine solarbetriebene Brutmaschine erhalten. • Alle Frauen werden ausgebildet. (Passender Platz, Haltung, Fütterung, Auswahl der Eier, Krankheitsvorbeu gung und -bekämpfung) • In sechs Monaten, von Mai bis Ende Oktober, können ca. achtmal Küken ausgebrütet werden. SPENDENZWECK Afghanistan: Solares Kükenbrüten (F 198 P) Winter 2015 / Nr. 51 >> Projektspiegel 11 ANTWORTCOUPON Bitte ausfüllen und per Post (im Umschlag) oder per Fax an: 0234 5797 5188 senden. Ziehen Sie einmalig unten stehenden Betrag als Spende von meinem Konto ein. (Hierfür bitte Kontodaten angeben) An die Zukunftsstiftung Entwicklung Postfach 44708 Bochum Gläubiger-Identifikationsnummer: DE25ZZZ00000016785 Die Mandatsreferenznummer wird Ihnen gesondert mitgeteilt. Informieren Sie mich über eine widerrufliche Schenkung. (ab 3.000 Euro) Informieren Sie mich über Testamente und die häufigsten Testamentsfehler. Wie könnte ich evtl. meine eigene Stiftung gründen? Senden Sie mir bitte Ihre Erläuterungen zu Formalitäten und Verwaltungsfragen zu. Bitte senden Sie mir Informationen zu persönlichen Kinder patenschaften zu. itte senden Sie mir kostenlos das Infopaket zur Weitergabe B an Interessierte zu. Inhalt: Broschüre „Brücken bauen zwischen Engagement und Tatkraft“ und aktuelle Projektspiegel sowie Informationen zum GLS Projektsparen. Bitte beenden Sie Ihre Zusendung und streichen mich aus Ihrer Datenbank. Vorname, Name Straße, Hausnummer SEPA-Lastschriftmandat PLZ, Ort Ich/Wir ermächtige(n) die Zukunftsstiftung Entwicklung, Telefon und E-Mail einmalig einen Betrag in Höhe von Euro von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise(n) ich/wir mein/unser Kreditinstitut an, die von der Zukunftsstiftung Entwicklung auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Zusätzlich bei SEPA-Lastschriftmandat: Kontoinhaber/Zahlungspflichtiger Kreditinstitut (Name und BIC) IBAN Spendenzweck/Projekt DatumUnterschrift IMPRESSUM Projektspiegel der GLS Entwicklungszusammenarbeit Herausgeber: Zukunftsstiftung Entwicklung Anschrift: Postfach 44708 Bochum [email protected] Verantwortlich: Dr. Annette Massmann Gedruckt auf umweltfreundlich hergestelltem Papier Gestaltung: wppt : kommunikation GmbH Druck: Steidler Werbeproduktion SPENDENKONTO IBAN: DE05 4306 0967 0012 3300 10 BIC: GENODEM1GLS (GLS Bank)
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