Das erste Bild mit der Bleistiftszizze habe ich mir gespart zu

(Fell-Step by Step)
Sumatra Tiger
in Airbrush-/Pinsel-/Kratztechnik auf Malkarton 70 * 50 cm mit lasierenden
Airbrushfarben.
Entdeckt im „Malerfreunde-Forum“ und etwas modifiziert.
http://www.malerfreunde.com/forum/lhtopic,10460,0,asc,Fell+Step++Step,0.html
Der Autor des SBS ist „Juergen“ aus o.g. Forum.
Alle Fotos lassen sich wesentlich vergrößern (click), um die Feinheiten besser zu erkennen.
Und los geht’s
Das erste Bild mit der Bleistiftskizze habe ich mir erspart zu fotografieren, da jeder schon
einmal einen Bleistiftstrich gesehen haben wird.
Gaaaanz wichtig ist:
beim Malen ,Radieren und Kratzen - immer auf die Richtung des Fells achten !!!!
Als erstes kommt die technische Basis:
ein abgebrochener Borstenpinsel, der vor dem Malen so lange auf den
Tisch aufgestupst wird, bis die Haare schön breit und borstig
auseinander stehen.
Dann habe ich mir schwarzer Arcylfarbe (man kann auch Gesso
nehmen) die schwarzen Stellen mit diesem Pinselrest "haarig" gemalt.
und da man die weißen Haare auf einem weißen Hintergrund nicht sehen
kann, wurden die weißen Stellen mit grau und diesem Pinselfragment
abgedunkelt.
Anschließend mit weißem Gesso oder mit weißer Airbrushfarbe die
hellen Stellen mit wenigen Haarstrichen versehen (gleicher Pinsel).
Mit einem Radierstift, dem ich mit einem Skalpell eine
scharfe Kante gegeben habe, wurde nun durch leichtes
Radieren (fast berührungslos) eine Fellstruktur auf die
schwarzen Bereiche aufgebracht und anschließend die hellen
Bereiche noch ein wenig mehr abgedunkelt.
Ich werde jedes einzelne Haar mit einer scharfen Skalpellklinge gaaaanz vorsichtig Stunde
um Stunde kratzen. Ich denke, es lohnt sich.
Ach so, bisher sind in das Bild ca. 12 Stunden investiert. Das Fell ist bisher nur mit schwarz
und weiß gepinselt worden, der Brauneffekt entsteht durch den falschen Weißabgleich meiner
Kamera und täuscht. Die braune Farbe kommt bei mir erst ganz zum Schluss.
Da mich die "toten" leeren Augen ärgerten habe ich mich als Nächstes an die Augen gemacht
und ihnen ein wenig Leben geschenkt.
Im Moment denke ich nicht daran, dass ich nach dem Kratzen die Haare transparent
übermalen werde und dann nochmals kratze,
denn nur eine Schicht erzeugt nun mal kein realistisches Fell.
Ich male also quasi mit einer total transparenten Farbe und erhalte mir so die gekratzten FellStrukturen auch nach dem Übermalen.
Wenn man dann nochmals kratz und wieder lasiert, wird das Fell schon dichter. Das kann
man so lange machen bis der Karton durchgekratzt ist und man wieder von vorne anfangen
darf. ;-)
Nach dem Fellkratzen steht eigentlich nur noch an, die braunen Stellen des Fells mit
transparenter brauner Farbe zu malen, ohne die vorher gekratzte Fellstruktur z. B. mit
deckender Farbe wieder zu verkleistern. Hauptsache, dass Fell scheint durch die Farbe.
Einige Detailhinweise zum Radieren mit dem Skalpell:
"Warum eigentlich nicht mit dem Radierstift, sondern mit einem Skalpell radieren?"
"Weil ein Radierstift nach dem 5. Haar unscharf wird und ein Skalpell erst nach dem 500.!"
Beim Radieren mit Skalpellen ist für Haargestaltung (und Fell zählt ja auch dazu) die Form
des Skalpells wichtig. Es gibt viele verschiedenen Formen (mein Sohn weiß das als Arzt
besser als ich), aber für Haare und Fell sind nur die mit den runden Enden geeignet. Die mit
den spitzen Enden würde zu scharfe Linien ziehen. Man kann fertige Skalpelle mit Griff oder
Wechsel-Klingen mit separatem Griff kaufen. Entweder sehr teuer in der Apotheke (> 20 €)
oder sehr preiswert z. B. bei eBay, wenn man nach Klingen sucht, bei denen die Sterilität
abgelaufen ist. Ich habe mir mal ein 50er Klingenpack für unter 10 € ersteigert. Die Klingen
werden durch das Schaben/Radieren allerdings auch stumpf, und für eine schöne Fellstruktur
ist eine scharfe Klinge erforderlich. Also immer direkt mehrere Klingen beschaffen, wenn
man z. B. einen Tiger radieren möchte. Ich arbeite am liebsten direkt mit der Klinge in der
Hand (ohne Griff), die aber zum Selbstschutz nach Leidvoller schmerzhafter Erfahrung mit
einem Klebeband etwas gesichert wird.
Beim Herausarbeiten des Tiger-Fells sind wiederum zwei Dinge wichtig: Auf die Länge und
die Richtung der Haare achten! In einem Tigerfell gibt es längere und kürzere Haare und so
müssen sie auch radiert werden, also entweder mit einem langen oder einem kurzen Strich,
sonst sieht es be... aus. Und noch bescheidener (oder was dachtet Ihr, was besch.... ist) kann es
aussehen, wenn alle Haare wie nach der Trockenhaube des Friseurs in eine Richtung liegen.
Kein Tiger rennt vor dem Foto zum Frisör! Also steht oder liegt im Grunde jedes Haar ein
wenig anders als das vorherige. Das erfordert ein wenig Übung, aber dazu hat man ja
ausreichend Gelegenheit (bei über 1.000.000 Tiger Haaren).
Mit dem Skalpell sollte nie der Malgrund verletzt werden, sondern nur die Farbe abradiert.
Also ist besonders dort, wo die weißen Haare sind und man fast die komplette Farbe wieder
wegnimmt, mit Vorsicht zu arbeiten.
(Anm. Markus)
Ich verwende übrigens fast die gleiche Klinge über einige Jahre. Wenn sie stumpf ist, lässt sie
sich sehr einfach mit einem kleinen Schleifstein wieder schärfen.
Dies ist auch eine Möglichkeit statt immer wieder neue Klingen zu kaufen.
Mit Buntstiften erreicht man ebenfalls sehr einfach eine größere Tiefe durch die zusätzlichen
Farbnuancen und es wirkt auch sehr realistisch. (Anm. Markus Ende)
Am aufwändigsten fand ich persönlich die kleinen Haare auf der Nase, da dort nur ganz
kleine Radierstriche erfolgen durften und sich die Wuchsrichtung der Haare ja laufend ändert.
Ich hoffe, das Ihr den Unterschied zu einem gemalten Fell schon jetzt erkennen könnt.
Nach dem letzten Foto ein wenig transparente Farbe drüber (Mischung 50:50 aus Sienna und
Brasilbraun) dann noch einmal kleine Highlights ins Fell radiert, die Schnurrbarthaare
schwungvoll gekratzt, schwarzes Passepartout drüber, Einrahmen, (= insgesamt noch mal ca.
15 Stunden)und???
FERTIG FERTIG FERTIG FERTIG FERTIG FERTIG FERTIG FERTIG FERTIG FERTIG
Viel Spaß und Erfolg
wünscht der Gummimann