Bericht des Geschäftsführers der Oldenburgischen Landschaft, Dr. Michael Brandt, zur 77. Landschaftsversammlung am 13.11.2015 Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich gebe Ihnen heute den Tätigkeitsbericht für das Jahr 2015. Einige Punkte hat Landschaftspräsident Kossendey bereits angesprochen, so dass ich meinen Bericht kurz fassen kann. Ein solcher Bericht, den ich stets stellvertretend für alle diejenigen vortrage, die zum Erfolg unserer Arbeit beigetragen haben, ist immer auch Anlass, Dank zu sagen: So gilt mein Dank den vielen Ehrenamtlichen in den Arbeitsgemeinschaften, Fachgruppen und Gremien der Landschaft, aber auch den zahlreichen ehrenamtlich Engagierten in den Vereinen und Initiativen des Oldenburger Landes. Sie alle tragen dazu bei, dass die Landschaft für das Jahr 2015 wieder eine positive Bilanz ziehen kann. Vieles hat sich in der letzten Zeit gut entwickelt, so ist es vor allem den Vereinen und Initiativen im ländlichen Raum zu verdanken, dass dort weiterhin eine aktive, zukunftsorientierte Heimatpflege und engagierte Kulturarbeit geleistet werden kann. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist es wichtig, dass auch im ländlichen Raum ein qualifiziertes Kulturangebot entwickelt und angeboten wird. Die Landschaft unterstützt hier mit ihren finanziellen Fördermöglichkeiten, aber besonders auch durch Beratung und eine intensive Netzwerkarbeit. In der Förderung des ländlichen Raums liegt ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Durch Besuche und Gespräche versuchen wir die Probleme, aber auch die Möglichkeiten von Vereinen und Initiativen kennenzulernen, um mit Rat, und oft auch mit Finanzmitteln weiterzuhelfen. Dabei sind wir stets offen für neue Themenbereiche. Um Ihnen eine Vorstellung von der Fördertätigkeit der Landschaft zu geben, darf ich Ihnen einige Zahlen vortragen: Mit Mitteln der Regionalen Kulturförderung hat die Oldenburgische Landschaft im Jahr 2015 97 Projekte gefördert. Hierfür standen 310.700 € zur Verfügung. So haben wir zum Beispiel die 9. Kulturwochen in Lindern oder die 32. Neuenburger Kunstwoche unterstützt. Bei beiden Projekten konsumiert das Publikum nicht nur das kulturelle Angebot, sondern ist aktiv eingebunden. Für den Erfolg beider Projekte spricht auch, dass sie regelmäßig seit vielen Jahren mit stetig wachsenden Besucherzahlen stattfinden. Beide Projekte sind zugleich Beleg dafür, dass gerade im ländlichen Raum engagierte Kulturarbeit stattfindet und auf große Resonanz trifft. 2 Mit Sondermitteln des Landes wurden im Bereich Plattdeutsch und Saterfriesisch eigene Vorhaben und Projekte Dritter mit einer Summe von knapp 38.000 € finanziert. Ich möchte Ihnen zwei Beispiele nennen: So wurde die überarbeitete Auflage des Handbuches „Plattdeutsch in der Pflege“ ebenso gefördert wie die Herausgabe des Saterfriesischen Wörterbuches, eine wissenschaftliche Publikation, die den Reichtum dieser bedrohten Minderheitensprache dokumentiert. Auch zahlreiche Schulprojekte im Bereich Niederdeutsch und Saterfriesisch wurden aus diesen Sondermittel unterstützt. Mit Eigenmitteln der Landschaft in Höhe von rund 26.000 € konnten 13 Projekte unterstützt werden. So wurden etwa Mittel zur Sanierung und Umnutzung des ehemaligen Stellwerkes in Ahlhorn oder für das Projekt „Ankommen und Begegnen“ im Rahmen des Oldenburger Kultursommers bereitgestellt. Zur Förderung kleinerer Vorhaben im Kulturbereich stellen uns die Regionalbanken Bremer Landesbank, Landessparkasse zu Oldenburg und Oldenburgische Landesbank jährlich 15.000 € zur Verfügung. In diesem Jahr konnten 23 Projekte besonders im ländlichen Raum, wie zum Beispiel ein Kunstkarussell für Kinder in Hooksiel oder der Lesesommer in Sande gefördert werden. Insgesamt sind im Jahr 2015 Kulturprojekte im Oldenburger Land mit Mitteln in Höhe von knapp 400.000 € direkt durch die Oldenburgische Landschaft gefördert worden. Bedenkt man, dass unsere Förderung oft Finanzmittel anderer Geldgeber nach sich zieht, so wird die große Bedeutung unserer Förderung noch deutlicher. Häufig ist zu beobachten, dass eine – vielleicht in der Höhe gar nicht so große Förderung durch die Landschaft weitere Drittmittel in beträchtlichem Ausmaß nach sich zieht. Unsere Hauptarbeit liegt aber nicht allein in der finanziellen Unterstützung sondern in der Beratung von Kulturakteuren. Wir engagieren uns ständig in der Vernetzung der vielfältigen Initiativen untereinander, erschließen ihnen aber auch Kooperations- und Fördermöglichkeiten außerhalb des gewohnten Spektrums. Auch die Landschaft selbst arbeitet heute gebietsüberschreitend und ist in einigen Bereichen, zum Beispiel Plattdeutsch, Orgelmusikkultur und Kulturmarketing selbst in größere Netzwerke eingebunden. Für letzteres sei auf das von der Emsländischen, der Ostfriesischen und der Oldenburgischen Landschaft getragene kulturtouristisch vielversprechende Projekt „Land der Entdeckungen“ verwiesen, das im kommenden Jahr zahlreiche Kulturpartner im Nordwesten zusammenführen wird. Die Vorbereitungen hierfür sind bereits im laufenden Jahr gestartet. In der Popularisierung unserer einzigartigen Orgelmusikkultur ist durch den von vier Landschaften (Lüneburg, Stade, Ostfriesland und Oldenburg) getragenen Verein NOMINE viel erreicht worden. Orgelkultur ist heute keine „Spielwiese“ ausgemachter Orgelenthusiasten mehr, sondern findet mittlerweile breite Akzeptanz. Dass in der Vermittlung dieses Kulturschatzes auch zeitgemäße Formen verfolgt werden, zeigt das jüngst eingestellte Bespiel der Präsentation der Arp-Schnitger-Orgel in Ganderkesee auf der Internetplattform Youtube. Im Folgenden gebe ich einen kurzen Rückblick auf Veranstaltungen und Aktivitäten der Landschaft, die direkt von der Geschäftsstelle verantwortet wurden: 3 Mit dem von der gebotenen Qualität und von dem hervorragenden Besucherzuspruch geprägten PlattArt Festival startete die Landschaft im Februar in ein sehr erfolgreiches Jahr. Allein bei den Veranstaltungen des Festivals konnten 3.000 Besucher gezählt werden. Die vielen Aktionen im öffentlichen Raum sind hierbei nicht mitgezählt. Als zweite große Veranstaltung schloss sich im Frühjahr der plattdeutsche und saterfriesische Lesewettbewerb an. Erfreulich ist, dass sich die Zahl der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler auf gut 4.700 deutlich erhöht hat. Im Vergleich mit anderen niedersächsischen Regionen liegt das Oldenburger Land hier mit an der Spitze. Im Mai fand zum 19. Mal das Jahrestreffen der Gästeführer aus dem Oldenburger Land statt. Rund 120 Teilnehmer konnten durch unseren Partner LEB und die Landschaft in Neustadtgödens begrüßt werden. Der etwas später stattfindende Tag der Gästeführung bot Gästen und Einheimischen spannende Einblicke in Geschichte und Gegenwart des Oldenburger Landes. Ebenso zu den „Klassikern“ gehört mittlerweile auch die Oldenburgische Bücherbörse, die seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit der Landesbibliothek ausgerichtet wird. Auch die 17. Ausgabe lockte zahlreiche Bücherliebhaber nach Oldenburg. Das im Sommer 2014 gestartete Wissensportal www.oldenburger-landentdecken.de entwickelt sich kontinuierlich weiter und wird seit Mitte Oktober durch unsere neu gestaltete und inhaltlich aufgewertete Homepage www.oldenburgischelandschaft.de sinnvoll ergänzt. Sie finden hier zum Beispiel mit dem Kulturkompass einen einfachen Zugang zu den zahlreichen Vereinen und Kultureinrichtungen im Oldenburger Land. Der Veranstaltungskalender informiert tagesaktuell über die uns bekannt gegebenen Veranstaltung im gesamten Oldenburger Land. Um die wissenschaftliche Forschung über das Oldenburger Land voranzutreiben, wurde im vergangenen Jahr erstmals ein Förderpreis für junge Wissenschaftler, die sich mit regionalbezogenen Themen beschäftigen, ausgelobt. Auch im zweiten Jahr sind interessante Arbeiten aus den unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen eingegangen. Die von einer fachlich besetzten Jury ausgewählten Preisträger werden Anfang kommenden Jahres bekanntgegeben und ausgezeichnet. Eine ganze Reihe von Monografien wurde 2015 durch die Landschaft als Herausgeberin veröffentlicht, die ich hier gerne aufzähle: Gleich zu Anfang des Jahres konnte das von Prof. Albrecht Eckhardt und Rudolf Wyrsch in jahrelanger unermüdlicher Recherchearbeit erarbeitete biografischhistorische Handbuch zum Oldenburger Landtag vorgestellt werden. Sozusagen als Who’s who des oldenburgischen Parlamentarismus liegt nun ein gut 800 Seiten starkes Werk mit Kurzbiografien von sämtlichen 658 oldenburgischen Landtagsabgeordneten zwischen 1848 und 1933/46 vor. Als Vermächtnis eines überzeugten Oldenburgers ist die Veröffentlichung „Die katholische Kirchenordnung in Oldenburg nach 1803“ des im Jahr 2013 verstorbenen früheren Offizials Weihbischof von Twickel zu verstehen. Von Twickel gibt nach der historischen Darstellung einen Ausblick in eine mögliche Zukunft der 4 katholischen Kirchenorganisation, bis hin zu der Möglichkeit, den Offizialtsbezirk zu einem eigenständigen oldenburgischen Bistum zu erheben. Die Arbeitsgemeinschaft der Vertriebenen legte im Frühjahr mit der Veröffentlichung „Die deutschen Heimatvertriebenen in der geschichtlichen Erinnerung, ihre Organisationen und Aktivitäten im Oldenburger Land“ eine aktuelle Bestandsaufnahme zur Rolle der Heimatvertriebenen in unserer Region vor. Erst vor wenigen Tagen konnten die Lebenserinnerungen von Günter Zimny: „Von der Bleibe zum Zuhause. Erinnerungen eines vertriebenen Jungen aus Oberschlesien“ vorgestellt werden. Der Autor schildert auf eindrucksvolle Weise die Ankunft und Integration seiner Familie in Oldenburg. Ich möchte hier meinen kurzen Rückblick beenden, Sie aber noch auf eine Veranstaltung hinweisen: Am 21. November, also am Sonnabend kommender Woche, findet zum fünften Mal der plattdeutsche Bandcontest „Plattsounds“ statt. Diesmal allerdings in Osnabrück. Es haben sich wieder einige sehr vielsprechende Bands beworben, im Online-Voting haben bis heute Vormittag bereits über 1.200 Fans ihre Stimme abgegeben. Lassen Sie mich zu guter Letzt noch den Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsstelle ganz besonders danken. Ohne deren engagierten Einsatz und die weit über das normale Maß hinaus geleistete Arbeit wäre vieles von dem hier Vorgetragenen und noch Geplanten nicht möglich. Neu im Team sind seit dem Sommer Frau Sarah-Christin Siebert, die uns in der Redaktion unserer Kulturzeitschrift Kulturland Oldenburg, in der Projektentwicklung und Durchführung sowie in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Frau Jessica Leffers betreut seit Anfang September das Projekt „Bestandserhebung Integration und Kultur“ und Anke Rinke absolviert ebenfalls seit Anfang September ihr Freiwilliges Soziales Jahr Kultur. Ihnen meine Damen und Herren, danke ich für Ihre Aufmerksamkeit und stehe natürlich gern für Fragen zur Verfügung. Vielen Dank!
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