„Vier neue Streiche von Max und Moritz“ Wilhelm Busch schrieb einst Geschichte über zwei junge Bösewichte welche Max und Moritz hießen und zum Schluss ihr Leben ließen. Max und Moritz machten beide den Bewohnern keine Freude. Jedem hier in diesem Land ist das Ende wohl bekannt. Denn in ihrem letzten Streich erwischte sie der Bauer gleich und schaufelte das Lumpenpack in seinen großen Körnersack. Er brachte ihn zum Meister Müller, der sprach nur: „Was für ein Knüller!“ und schüttelte die Bösewichter mitsamt dem Sack in seinen Trichter. Die Mühle tat ihr Werk dazu, jetzt war im Dorfe endlich Ruh’. Alle Leute waren froh, auch die Tiere ebenso. Endlich war es nun vorbei mit der Bösewichterei. Manchmal doch, da trügt der Schein, sie könnten noch am Leben sein. Gehen wir erst einmal zurück zu dem besagten Augenblick, als der liebe Bauer Mack steckt Max und Moritz in den Sack. Pfeifend geht der Bauer los, im Sack ist das Gejammer groß. Aufgepasst, denn jetzt kommt gleich Max’ und Moritz’ achter Streich. Plötzlich wird es mäusestill, weil man Pläne schmieden will. Max hat eine Scher’ dabei, schneidet den Sack damit entzwei. Beide klettern nun ganz munter aus dem Leinensack herunter. Weislich ist der Sack nun leer und gewiss auch nicht mehr schwer. Doch der Bauer, gar nicht dumm, Moritz blickt sich suchend um und geschwinde, zicke zack, Müllers Katze in den Sack. Dann haben sie sich ganz verhohlen auf leisen Sohlen weggestohlen. Dieses war der achte Streich, doch der neunte folgt sogleich. Als man sitzt beim Abendbrot der Müller ist in großer Not. „Weggelaufen ist sie noch nie! Wo steckt bloß dieses dumme Vieh?!“ Die Katze, die auf „Minka“ hört die Müllersfrau bloß nur gestört. Deshalb sie ist ganz ungetrübt, sie jetzt ein neues Sofa kriegt. Doch der Müller ahnt: „Oh nein, das könnt’ ein böser Streich auch sein, von Max und Moritz, den zwei Knaben, das muss ich gleich den andern sagen!“ Die Flucht der beiden macht als Kunde im ganzen Dorfe schnell die Runde. Ein Schaudern überkommt die Leut’, doch Max und Moritz schon bereit. Sie planen einen fiesen Scherz mit Tante Tildes teurem Nerz. Die leicht ergraute Tante Tilde, in jungen Jahren ’ne ganz Wilde und eigentlich ’ne gute Seele, grad sie deshalb man sie quäle? kann dank des Geldes ihres Mannes, dem dorfbekannten Banker Hannes, teuren Besitz ihr Eigen nennen, ohne dessen Wert zu kennen: Zwanzig Hüte, schicke Schuhe, Seidenschals – ’ne ganze Truhe. Kniestützstrümpfe, Sommerjacken, ein Wärmekissen für den Nacken, exquisite Freizeitsöckchen, Hundert Wickler für die Löckchen, Beinkleidhalter, bunte Röcke sowie zwei Nordic-Walking-Stöcke. Und sowohl in großen Fuhren Ringe, Ketten, Armbanduhren. Doch das Objekt des üblen Scherz’ ist ihr besagter weißer Nerz. © Melanie Warkentin für den Ennigerloher Dichtungsring 2009 Max und Moritz ohne Graus schleichen sich in Tantchens Haus, und die beiden bösen Buben durchstöbern flink der Tante Stuben, ein Feuerzeug, das muss jetzt her, eins zu finden ist nicht schwer. In den Flur geht’s damit nun, die Tante hat grad viel zu tun. In Begleitung eines Mannes, nimmt sie ein Bad, doch nicht mit Hannes! Max und Moritz zünden dann Tante Tildes Mantel an. Sie klatschen in die Hände froh, denn der Nerz brennt lichterloh. Dann schleichen sie sich heimlich raus aus Tante Tildes schönem Haus. Eben in der Wanne sitzen sieht man Tante Tilde flitzen, den Waschlappen noch in der Hand, denn im Hause riecht’s verbrannt. Tante Tilde kommt zu spät, nun im Flur sie unten steht, kreidebleich steht sie jetzt da, als sie die Katastrophe sah. ein Häufchen Asche bleibt zurück, von Tildes Nerz, dem ganzen Glück. Dieses war der neunte Streich, doch der zehnte folgt sogleich. Max und Moritz, immer dreister, laufen nun zum Bürgermeister. Der in seiner Amtszeit gerne reist in Länder, nah und ferne, eben auf der ganzen Welt, und sich als Hobby Tiere hält. Aus Afrika hat er zwei Schlangen, selbst gejagt und eingefangen, einen bunten Papagei, Fledermäuse, zwei bis drei, Taranteln, Lurche, Salamander, in einem Käfig miteinander, fingerdicke Engerlinge, Insekten, Käfer, Schmetterlinge, drei Eulen und ’ne fette Assel, „Hei, das gäbe ein Schlamassel, ließen wir die Tiere frei!“ Was dem Bürgermeister dann wohl blühe ist den beiden einerlei. Schon steh’n die Buben vor dem Haus, niemand schaut zum Fenster raus. Denn der gute alte Mann, sitzt auswärts in der Badewann’, bei der lieben Tante Tilde. Wie gesagt – sie ist ’ne Wilde! Max und Moritz – mit Bedacht haben Werkzeug mitgebracht. Und sofort an Stell’ und Ort wird das Türschloss aufgebohrt. Und schon sind die beiden Buben in des Bürgermeisters Stuben. Schabernäckisch und ganz munter laufen sie die Treppe runter. Das, was Max im Keller sieht, Käfige in Reih’ und Glied, aufgestapelt und sortiert. Moritz fühlt sich provoziert, all die Tiere freizulassen. Dafür wird man sie wahrlich hassen. Bald sind alle Viehcher frei, Würmer, Schlangen, Papagei, Fledermaus und Salamander, im Keller herrscht groß’ Durcheinander. Überall da kreucht und fleucht es. Moritz grinst und Max, der lacht, „Das ham wir wirklich gut gemacht!“ Dieses war der zehnte Streich, doch der Letzte folgt sogleich. Max und Moritz gehn und schweigen Wohin? Das wird sich uns gleich zeigen. Denn nach all dem ganzen Unfug ham die Buben nicht genug. Um die Ecke, im Geschäfte, zwischen Eiern, Fleisch und Hefte Obst, Gemüse, Brötchen, Wein, Feuerzeuge, groß und klein, Strümpfe, Bürsten und Gamaschen, Handtuchhalter, Ledertaschen, hat der alte Krämer Möller in seinem Sortiment auch Böller. © Melanie Warkentin für den Ennigerloher Dichtungsring 2009 Denn zu dieser Jahreszeit ist das Völkchen wohl bereit, Raketen in die Luft zu schießen, um das Neujahr zu begrüßen. Auch Kracher, Knaller und Konfetti, Moritz nickt: „Okay, paletti!“ Max zeigt auf den Riesenberg „Hei, das gibt ein Feuerwerk!“, flüstert er, sieht Moritz an, dieser ist ganz angetan. beide rennen, schnaufen schwer. Alle Türen sind verschlossen, also springt man kurz entschlossen auf das rasend Teufelsding, damit hinaus durchs Fenster ging. Im Zickzack geht es durch die Stadt, wo man die Leut’ geärgert hat, keine Zeit bleibt nun zum Jammern, besser wär’, sich festzuklammern, an des Bruders Westentasch’, in die Höh’ geht’s ziemlich rasch! Max und Moritz schleichen sich durch den Laden heimelich, die beiden sind nun mäuschenstill, unentdeckt man bleiben will. Aus dem großen hölzern Fasse schöpfen sie sich eine Tasse mit Schießpulver randevoll, Moritz jubelt: „Das wird toll!“ Ernst wird aus dem dummen Scherze, und gerade, wie ’ne Kerze, schießt die Rakete nun empor, Moritz schreit dem Max ins Ohr: „Siehe da, ich wusst’ es gleich, das war unser letzter Streich!“ Max zieht eine dünne Spur auf dem Boden, handbreit nur, zu dem riesengroßen Berg bestehend aus viel Feuerwerk. Grinsend zieht der Moritz rasch ein Feuerzeug aus seiner Tasch’. Max und Moritz sind am weinen und zappeln ängstlich mit den Beinen. Sie steigen weiter, weh, oh weh, mit der Rakete in die Höh’. Hier hilft kein Weinen und kein Schrei’n, sie fliegen tief ins All hinein. Und waren niemals mehr gesehn. Tja, so kann’s Bösewichtern gehn. Funken sprühn, es folgt Gezische, man versteckt sich unterm Tische, 3 – 2 – 1, gleich geht’s hier rund, in allen Farben, kunterbunt. Doch, oh weh, nichts ist passiert. Max und Moritz sind irritiert. Und - obwohl mit viel Bedacht ham sie etwas falsch gemacht? Stille herrscht, doch dann geht’s los mit Gekrache riesengroß, und Max und Moritz mit Vergnügen sehen in den Himmel fliegen schillernd buntes Feuerwerk „Ein wahrlich tolles Meisterwerk!“ spricht Max mit Ruß an seinen Händen, schwarze Flecken an den Wänden. Im Laden sieht’s aus fürchterlich, Moritz denkt: „Was kümmert’s mich?“ Doch zum guten, bösen Schluss es arg für beide kommen muss. Denn ’ne Rakete, riesengroß geht gradewegs nach achtern los, schießt hinter Max und Moritz her, Und die Moral von der Geschicht’: „Hör auf, wenn es am schönsten ist!“ ENDE © Melanie Warkentin für den Ennigerloher Dichtungsring 2009
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