DSI-Technik in der Dauerwasserhaltung zur Kappung von

Technik Brunnenbau
DSI-Technik in der Dauerwasserhaltung zur
Kappung von Grundwasserspitzen in Berlin
Die seit vielen Jahren steigenden Grundwasserstände in Berlin und in Bergbaunachfolgeregionen führen vermehrt zu Überflutungen von Kellern und Tiefgeschossen.
Mit integrierten Grundwasserabsenkungs- und DSI-Reinfiltrationsanlagen können
die auftretenden Grundwasserhochstände ausgeglichen werden. Eine Grundwasser­
entnahme und -ableitung ist dabei nicht erforderlich. Die erfolgreiche technische
Realisierung wird anhand ausgewählter Fallbeispiele dokumentiert.
z. B. das Rote Rathaus in Berlin-Mitte, das Konzerthaus am Gendarmenmarkt und das Bundesratsgebäude, betroffen. Ursache
der steigenden Grundwasserstände ist in Berlin vor allem die
seit der Wiedervereinigung nachlassende Trinkwassergewinnung besonders im Ostteil der Stadt. Als Gegenmaßnahmen
Hölscher Wasserbau GmbH
Das Problem steigender Grundwasserstände ist in erster Linie
aus Bergbaunachfolgeregionen bekannt. Betroffen sind jedoch
auch Regionen mit intensiv genutzten Grundwasseraquiferen,
wie z. B. Berlin. Dort sind von den hohen Grundwasserständen
private Hausbesitzer und auch zahlreiche öffentliche Gebäude,
62
-Jahresmagazin 2015
Abb. 1 – Geologische
Skizze von Berlin
Land Berlin/Umweltatlas
See- und Moorablagerungen:
Sand mit Torf und Mudde
Urstromtal und Nebentäler:
Sand
Hochflächen:
Geschiebelehm, Geschiebemergel
Hochflächen:
Sand
Gewässer
29,0
27,0
26,0
25,0
24,0
23,0
Messstelle Nr. (Grundwasserleiter)
70
5146
(13)
(2)
5149
(13)
Abb. 2 – Historische Grundwasserstandsentwicklung im Berliner Urstromtal
1980
1975
1970
1965
1960
1955
1950
1940
1935
1930
1925
1920
1915
1910
1905
1900
1895
1890
1885
1889
22,0
1870
Land Berlin/Senat für Stadtentwicklung und Umwelt
28,0
2015
30,0
2010
31,0
2005
1945
32,0
2000
1995
Arbeitsgruppe VIII E 3 Geologie und Grundwassermanagement
1875
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt
NHN
33,0
1990
Ausgangssituation
Die Morphologie Berlins wurde überwiegend in der WeichselEiszeit geprägt und umfasst das Warschau-Berliner Urstromtal
mit mächtigen sandig-kiesigen Ablagerungen, im Norden die
Barnim-Hochfläche sowie im Süden die Teltow-Hochfläche mit
der Nauener Platte, die zu weiten Teilen mit mächtigen Geschiebemergeln bzw. Geschiebelehmen der Grundmoränen bedeckt
sind (Abb. 1).
Aufgrund der wechselnden Abfolge von Grundwasserleitern
und -geringleitern werden hydraulisch vier Grundwasserleiter
unterschieden. Der zweite, aus bis zu 150 m mächtigen Lockersedimenten des Tertiärs und Quartärs bestehende Hauptgrundwasserleiter hat im Urstromtal eine freie Oberfläche. Auf den
Hochflächen ist der Hauptgrundwasserleiter großflächig durch
Geschiebemergel und -lehme (Grundwassergeringleiter) der
Grundmoränen überdeckt. Der darunter liegende, etwa 80 m
mächtige tertiäre Rupelton bildet die hydraulische Barriere zu
dem tieferliegenden Salzwasserstockwerk.
Die regelmäßigen Aufzeichnungen
von Grundwasserständen und deren
Entwicklung begannen in Berlin
bereits 1870 an 29 Grundwassermessstellen (Abb. 2). Zurzeit werden
durch den Landesgrundwasserdienst
über 1.100 Messstellen im Stadt­
gebiet beobachtet, die in den fünf
unterschiedlichen Grundwasserleitern ­verfiltert sind. In der historischen
Entwicklung der Grundwasserstände
ab 1869 sind zunächst nur jahreszeitliche Schwankungen vorhanden. Mit
der wirtschaftlichen Entwicklung und
dem raschen Bevölkerungswachstum
ca. ab 1890 war eine ständige Zu­­
nahme der Brauch- und Trinkwasser­
­e ntnahme mit entsprechendem
­E influss auf die Entwicklung des
Grundwasserstands verbunden. Der
Stand des Grundwassers ist wegen
1985
wurde die Trinkwasserbewirtschaftung mit Hinblick auf die Gesamtsituation in Berlin angepasst.
Die veränderte Bewirtschaftung und teilweise auch Ersatzförderung ist aber überwiegend nur im Einflussbereich der Wassergewinnungsanlagen wirksam. In weiten Teilen des Berliner
Urstromtales führt der kontinuierliche Grundwasseranstieg
zunehmend zu Vernässungen und teilweise Überflutungen von
tief gelegenen Gebäudeteilen. Übergreifende Gegenmaßnahmen sind vom Land Berlin derzeit nicht geplant. Für einzelne
private Objekte wurden inzwischen Dauerwasserhaltungen mit
Einsatz der DSI-Technik installiert und zur Kappung von Grundwasserspitzen eingesetzt.
-Jahresmagazin 2015
63
Technik Brunnenbau
Durch die deutlich gesunkene Entnahme von Grundwasser ist
der Grundwasserspiegel in einigen Bereichen Berlins seit den
1990er-Jahren um mehr als einen Meter angestiegen.
64
-Jahresmagazin 2015
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1985
1984
1983
1982
1981
1980
Land Berlin/Umweltatlas
Land Berlin/Senat für Stadtentwicklung und Umwelt
Jahre, wurde das Grundwasser durch steigende Entnahmen
erneut kontinuierlich und großflächig abgesenkt. Besonders
stark machte sich dieser Trend in den Wassergewinnungsgebieten bemerkbar. Darüber hinaus herrschte in den „Aufbaujahren“ und anschließend in den „Wirtschaftswunderjahren“ eine
sehr rege Bautätigkeit: Das bei den Grundwasserhaltungen geförderte Wasser wurde in vielen Fällen in die Flüsse abgeleitet und
ging so dem Grundwasserhaushalt verloren. Daraus ergibt sich
in den Jahren von 1960 bis 1979 an 280 ausgewerteten Grundwassermessstellen insgesamt ein negativer Trend. Durch die deutliche Reduzierung der Grundwasserentnahme seit Beginn der
1990er-Jahre von ca. 380 Mio. m³/a
auf aktuell ca. 200 Mio. m³/a ist der
Grundwasserstand in Berlin in den
Grundwasseranstieg im Urstromtal
letzten Jahren in einigen Bereichen
1989 bis 2012*
um mehr als einen Meter angestiegen
0,5 m bis 1,0 m Anstieg
und hat dort bereits teilweise zu Vermehr als 1,0 m Anstieg
Wasserwerk in Betrieb (Stand 2012)
Wasserwerk außer Betrieb (Stand 2012)
nässungen der Bausubstanz geführt.
Gewässer
Urstromtal
Gefährdet sind insbesondere Gebiete
Mudde, Torf und Sand
Sand
Hochfläche
von Spandau, Reinickendorf, Mitte,
Geschiebelehm/-mergel
Sand
Treptow und Köpenick. Eine 2014 im
* Anstieg des Hauptgrundwasserleiters
Auftrag der IHK angefertigte Studie
geht davon aus, dass die Fördermenge
in den kommenden Jahren um weitere
60 Mio. m3 sinken wird – mit der Folge,
dass der Grundwasserspiegel weiter
steigt. Der Grundwasseranstieg im
Berliner Urstromtal ist in Abbildung 3
dargestellt.
Die Folgeprobleme an Bauwerken
verbleiben grundsätzlich beim Bauherrn bzw. Eigentümer, da nach § 13
der Bauordnung für Berlin (BauO Bln)
„bauliche Anlagen so angeordnet und
gebrauchstauglich sein müssen, dass
Abb. 3 – Grundwasseranstiegsgebiete im Berliner Urstromtal
durch Wasser, Feuchtigkeit (…), Gefahren oder unzumutbare Belästigungen
nicht entstehen.“ Das bedeutet, dass
jeder Bauherr verpflichtet ist, sich um
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt
Arbeitsgruppe VIII E 3 Geologie und Grundwassermanagement
m NHN
die ordnungsgemäße Abdichtung
32,50
des Kellers zu kümmern und die örtlichen Gegebenheiten und den höchs32,00
31,79 mNHN (3)
ten Grundwasserstand (HGW) zu be­­
31,60 mNHN (2)
31,55 mNHN (1)
31,50
achten.
Das nachträgliche Abdichten von
31,00
nassen Kellern gegen drückendes
Wasser ist eines der schwierigsten
30,50
bautechnischen Probleme und mit
erheblichen Kosten verbunden. Eine
30,00
(1) GW  31,55 mNHN 1961-2000
Patentlösung existiert nicht, sodass
(2) GW häufig  31,60 mNHN 2008-2013
es in der Regel zwingend erforderlich
(3) 31,79 mNHN HGW 1953-2011
29,50
ist, eine spezielle Untersuchung und
Bewertung durchzuführen, um eine
GW-Stand
baulich geeignete und wirtschaftliche
Lösung zu finden. Die durchzuführenAbb. 4 – Zeitlicher Verlauf des Grundwasseranstieges im Bereich Berlin-Mitte
Höhe (m ü. NHN)
dieser Entnahmen im Urstromtal bis 1930 von ca. 32,0 Meter
über Normalnull (mNN) sukzessiv um ca. 3,0 m auf 29,0 mNN
gefallen. Eine weitere Beeinflussung des Grundwasserniveaus
geschah durch die massiven Grundwasserentnahmen bei großen Tiefbaumaßnahmen, wie z. B. beim U-Bahn-Bau im Zeitraum von 1910 bis 1940 mit langjährigen, teilweise bis zu 9 m
tiefen Grundwasserabsenkungen. Nach 1945 kam es wegen der
weitgehenden Zerstörung der zentralen Wasserversorgung und
des wirtschaftlichen Zusammenbruchs zu einem Wiederanstieg
des Grundwasserstandes auf das Niveau von 1870. In der Folgezeit, vom Anfang der 1950er-Jahre bis Anfang der 1980er-
Erdgeschoss
GOK
ca. 35.25 mNHN
GW 3.)
GW 1.) GW 2.)
Innenwand
GW 4.)
Außenwand
Kellergeschoss
Hölscher Wasserbau GmbH
den Maßnahmen lassen sich grundsätzlich in ertüchtigende Maßnahmen zur
Wasserabwehr und alternativ Maßnahmen zur Wasserfassung bzw. Wasser­
absenkung unterscheiden. Bei einer
Er­tüchtigung des Bauwerkes sind z. B.
Sanierungen von Fehlstellen, Innentrog­
abdichtungen und Abdichtungen durch
Injektionen möglich. Wenn bauliche
Lösungen nicht möglich oder unverhältnismäßig sind, kann zur Wasserfassung
bzw. Wasserabsenkung eine Dauerwasserhaltung installiert und betrieben
­werden. Hierfür ist jedoch bei der zuständigen Wasserbehörde eine wasserbehördliche Erlaubnis zur Trockenhaltung
des Gebäudes zu erwirken.
ca. 31.80 mNHN
ca. 30.90 mNHN
ca. 30.30 mNHN
Fundament
Fundament
Pumpenschacht
Hölscher Wasserbau GmbH
Dauerwasserhaltung mit WasserabAbb. 5 – Systemschnitt des Gebäudes mit Grundwasserständen; (GW 1 < 31,60 mNHN bis 2000;
GW 2 häufig über 31,60 mNHN bis 2011; GW 3 ca. 31,80 mNHN Hochstand 2011; GW 4 ca. 32,60 mNHN
senkung und Reinfiltration
zu erwartender Hochstand)
Ungünstig betroffen von den steigenden
Grundwasserständen sind besonders
die dicht bebauten Altbauviertel im Berliner Urstromtal in den Stadtbezirken
Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow. Die mehrgeschossigen, meist vieroder fünfstöckigen in Ziegelbauweise
errichteten Ge­­­bäude entstanden um die
Jahrhundertwende im Zeitraum ab 1890
bis 1920. Die Gebäude sind zumeist
unterkellert bzw. haben ein Tiefparterre.
In der Altbebauung sind die Keller meist
nicht gegen drückendes ­Wasser gedichtet, sodass bei hohen GrundwasserstänLegende:
den kapillar aufsteigendes Grundwasser
Druckleitung
Schwerkraftbrunnen
oder sogar ein unmittelbarer WassereinInnenpegel
tritt auftreten können.
DSI-Einheit Typ Glindow
Am Beispiel eines typischen Alt­­baus
Außenpegel
Bereich Reinigungsanlage /
in Berlin-Mitte soll exemplarisch eine
Elektroanlage / Steuerung
Sanierungsmaßnahme zur Errichtung
einer Dauerwasserhaltung zur Kappung
Abb. 6 – Lageplan des Gebäudes mit Dauerwasserhaltungsanlage
von Grundwasserspitzen in Verbindung
mit einer Reinfiltrationsanlage erläutert werden. Es gibt inzwischen mehrere vergleichbare An­Der hier beschriebene, fünfgeschossige Altbau ist ein typisches
lagen in Berlin, die teilweise schon über fünf Jahren erfolgJahrhundertwende-Gewerbegebäude und wurde um das Jahr
reich in Betrieb sind.
1905 erstellt. Er hat zwei Innenhöfe, die mit Durchfahr-
-Jahresmagazin 2015
65
Technik Brunnenbau
Insgesamt sind die Wasserstände nach
den oben genannten Pegelauswertungen seit 1989 immer weiter angestiegen und haben in den vergangenen
fünf Jahren mehrfach Wasserstände
20
≥ 31,60 mNHN erreicht, was zu lokalen Vernässungen durch kapillar in der
Bodenplatte und den Kellerwänden
0
aufsteigende Feuchte führte. Bei dem
Grundwasser-Hochstand von 08/2011
lag das Grundwasserniveau gerade in
-20
der Höhe von OK Kellerfußboden
(Höhe überwiegend rund 31,80 mNHN)
(Abb. 5) und trat stellenweise dort in
-40
das Gebäude ein, wo geringfügig niedrigere Kellersohlhöhen vorliegen. In
Abbildung 5 sind die maßgeblichen
-60
Höhenkoten des Gebäudes und die
-90 -80 -70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0
10 20 30 40 50 60 70
verschiedenen Grundwasserstände
dargestellt.
Abb. 7 – Modellierung der Dauerwasserhaltungsanlage
Da nach Auskunft der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und
Verbraucherschutz (SenGUV) mit
ten im Erdgeschoß erschlossen sind. Das gesamte Grundstück einem langfristig zu erwartenden höchsten Grundwasserstand
ist vollgeschossig unterkellert, wobei die KG-Fläche ca. 2.000 (zeHGW) von 32,60 mNHN, d. h. bis rund 80 cm über OK Kellerm² beträgt. Die Kellerwände bestehen aus Ziegelmauerwerk. fußboden, gerechnet werden muss, hat der Eigentümer des
Der historische Kellerfußboden bestand vor dem ersten Umbau Gebäudes sich entschlossen, eine Maßnahme zur dauerhaften
aus ca. 15-20 cm starkem, unbewehrtem Beton. Im Zuge von Trockenhaltung des Gebäudekellers durch­zuführen. Aufgrund
Fundament-Neugründungsmaßnahmen zur Nutzung als Tiefga- der laufenden Gebäudenutzung und umfangreichen Installatirage wurde der frühere Kellerfußboden bereichsweise gegen onen entlang der Keller­außenwände war eine Lösung mit Abdichtung oder Weiße Wanne als Innentrog nicht realisierbar. Daher
eine 25 cm starke, bewehrte Stahlbetonplatte ausgetauscht.
Im August 2011 kam es erstmals zu einem Eintritt von Grund- wurde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die Möglichkeit
wasser in lokalen Kellerbereichen. Die Auswertung der langfris- einer hydraulischen Kellersicherung durch aktives Pumpen bei
tigen Grundwasserstandsganglinien umliegender Messstellen Grundwasseranstieg geprüft. Die Ableitung des Förderwassers
zeigt, dass es sich bei dem Grundwasserstand von 08/2011 in die vorhandene Mischwasserkanalisation war wegen der
(rund 31,80 mNHN) um den höchsten Wasserstand seit etwa beschränkten Kapazitäten im Leitungsnetz nicht genehmigungs58 Jahren handelte (Abb. 4).
fähig und wurde auch aus Kostengründen verworfen. Eine Direkt-
Abb. 8 – Brunnenherstellung
unter beengten Verhältnissen
66
-Jahresmagazin 2015
Abb. 9 – Fertiger Brunnen in der Tiefgarage
mit befahrbarem Schacht
Abb.: Hölscher Wasserbau GmbH
Hölscher Wasserbau GmbH
40
Hölscher Wasserbau GmbH
Abb. 10 – DSI-Einheiten, Typ Glindow, im Innenhof zur Reinfiltration
einleitung in den nördlich benachbarten Spreekanal wurde ebenfalls nicht genehmigt, sodass nur eine Wiederversickerung bzw.
Reinfiltration des Pumpwassers auf dem Gelände als Lösung
verblieb. Da das im Hochwasserfall abzupumpende Grundwasser mit leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen
(LHKW) aus einem im natürlichen Oberstrom gelegenen Schadensherd belastet ist, muss es zur Einhaltung der behördlichen
Grenzwerte vor der Reinfiltration gereinigt werden. Die Reinfiltration wurde mit dem patentierten DSI-Verfahren der Fa. ­Hölscher
Wasserbau durchgeführt. Dieses ermöglicht die Reinfiltration
auch bei beengten Verhält­nissen, da die Reinfiltrationseinheiten wegen ihrer größeren Leistungsfähigkeit einen deutlich kleineren Ausbau haben als vergleichbare Versickerungsbrunnen.
Zudem bewirken die DSI-Einheiten aufgrund ihrer hydraulischen
Funktionsweise einen viel geringeren Aufstau im Vergleich zu
konventionellen Ver­sickerungsverfahren.
Unter Würdigung der vorbeschriebenen Gegebenheiten wurde
die hydraulische Kellersicherung mittels elf Entnahmebrunnen und fünf DSI-Versickerungseinheiten Typ Glindow auf die
Trocken­haltung des Kellers bis zu einem Hochwasserniveau
von 32 mNHN (das sind 20 cm über dem seit 58 Jahren höchsten Hochwasserstand von 08/2011) ausgelegt. Außerdem
wurde eine Reinigungsanlage für das geförderte Grundwasser
installiert.
Die Anlage zur Kellersicherung/Kellertrockenhaltung (Abpumpen, Reinigen, Versickern) ist im Lageplan in Abbildung 6 dargestellt. Die Anordnung und Ausbildung der Anlage wurden im
Rahmen vorlaufender Modellierungen bestimmt und optimiert.
In Abbildung 7 ist das Ergebnis eines Prüflaufes zum Nachweis
der Absenk- und Aufstauwirkung der Maßnahme dargestellt. Bei
dem Betrieb der Anlage und auch an einem vergleichbaren Nachbarobjekt bestätigte sich, dass die modellierten Aufstauhöhen
aufgrund der zuvor beschriebenen Wirkung der DSI-Versickerungseinheiten (geringerer Aufstau als bei konventionellen Versickerungsbrunnen) tatsächlich ≥ 15 cm geringer ausfallen als
berechnet und damit die erzielbare Absenkwirkung um ≥ 15 cm
größer ist, als in den vorlaufenden Modellierungen ­ausgewiesen.
Die bei Hochwasserständen > 31,65 mNHN (ca. 15 cm unter
OK Kellerfußboden) automatisch anspringende Wasserhaltungs-
anlage fördert nach den Modellberechnungen bei einem Grundwasser-Hochstand von 31,80 mNHN eine Pumpwassermenge
von Q = 25,5 m³/h (HW 08/2011) bzw. von Q = 45 m³/h bei
32,0 mNHN (d. h. HW 08/2011 + 0,20 m). Die zur Realisierung
der geplanten hydraulischen Kellersicherung/Kellertrocken­
haltung im Fall von Grundwasserhochständen erforder­
w w w. b r u n n e n f i lt e r . d e
Abdi filter und Aufsatzrohre mit druckwasserdichter Spezialverbindung, inklusive zwei fixierten O-ringen. für Grundwassermessstellen und förderbrunnen.
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-Jahresmagazin 2015
67
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Hölscher Wasserbau GmbH
Technik Brunnenbau
Abb. 11 – EMSR-Steuerung der Dauerwasserhaltungsanlage
lichen ­Ab­­senkmaße (Bereich Br. 1-Br. 11) und Aufstaumaße
(Bereich Ver­sickerungsbrunnen DSI 1-DSI 5) sind mit s = - 1530 cm (Absenkung Bauwerksrandbereiche) bzw. s = + 5-10 cm
(Aufstau Grundstücksgrenze) vergleichsweise gering und
unschädlich für die angrenzenden Gebäude. Insbesondere ist
eine Be­­­­einträchtigung hinsichtlich Standsicherheit, Setzungen,
Vernässungen und Trockenfallen nicht zu erwarten.
Herstellung der Anlage
Die Entnahmebrunnen wurden als Flachbrunnen konzipiert, um
die hydraulische Wechselwirkung mit der räumlich unmittelbar
angrenzenden DSI-Reinfiltrationsanlage zu minimieren. Aufgrund der beengten Verhältnisse mit Raumhöhen von teilweise
weniger als 2 m, Durchgangsbreiten von ca. 80 cm und der auch
während der Bauphase laufenden Nutzung der Keller­infrastruktur
war ein Maschineneinsatz bei den Bohrarbeiten nicht möglich.
Die Brunnen wurden daher in den mitteldicht gelagerten Sanden als verrohrte Bohrung DN 324 händisch mit einem Staucher
abgeteuft (Abb. 8). Neben dem PVC-Brunnenrohr DN 150 wurden zwei zusätzliche Beipegel für die elektronische und die händische Wasserstandsmessung eingebaut. Der Ausbau erfolgte
unterflurig mit befahrbarem Schachtdeckel (Abb. 9). Das Förderwasser wird zur Vermeidung von Kondenswasserbildung über
ein isoliertes Leitungssystem zur zentralen Aufbereitungsanlage gefördert. Dort wird es in einem abgedeckelten Vorlage­
becken zunächst belüftet und dann in Kiesfiltern gereinigt. Zur
Eliminierung der am Standort vorhandenen leichtflüchtigen
halogenierten Kohlenwasserstoffe sind zusätzlich Wasseraktivkohlefilter installiert. Diese wurden entsprechend den vorhandenen Platzverhältnissen bemessen und hergestellt. Nach der
Reinigung wird das Wasser entsprechend den bodenspezifischen und hydraulischen Verhältnissen über die DSI-Einheiten
in einem unter der Grundwasserentnahme liegenden Niveau in
den Aquifer reinfiltriert. Die Einheiten sind im Innenhof des
Gebäudes angeordnet (Abb. 10). Die Anlage arbeitet vollauto-
68
-Jahresmagazin 2015
matisch mit einer SPS-Steuerung, Kontrolle und ­Steuerung erfolgen computergestützt über eine visualisierte Benutzeroberfläche (Abb. 11). Dabei ist der Zugriff via Internet jederzeit möglich.
Die Anlagen werden zur Gewährleistung des sicheren Be­trie­
bes monatlich gewartet.
Eine Kostenbetrachtung kam zu dem Ergebnis, dass die
­Herstellkosten einer solchen Dauerwasserhaltungsanlage nur
ca. 50 % im Vergleich zur Herstellung einer Weißen Wanne als
Innentrog betragen. Zusammen mit den Betriebs- und Unterhaltungskosten, die im Wesentlichen die Stromkosten beinhalten,
ergibt sich bei einer kalkulierten vierwöchigen Betriebsphase
pro Jahr auch bei einer 20-jährigen Nutzungsdauer insgesamt
noch eine deutlich wirtschaftlichere Variante als eine auf­­wen­­
dige Innentrog-Lösung.
Literatur
[1] IHK Berlin (Hrsg.) 2014: Folgen hoher Grundwasserstände
in Berlin. Gutachten und Bewertung der IHK Berlin.
[2] Limberg, A., Thierbach, J. 2002: Hydrostratigrafie von Berlin Korrelation mit dem Norddeutschen Gliederungsschema. - Brandenburgische Geowiss. Beitr., 9, 1/2, S. 65 - 68; Kleinmachnow.
[3] SenStadt 1992-2011: Digitaler Umweltatlas Berlin. –
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/umweltatlas/
index.shtml
Autoren
Stefan Ebneth
Andreas Stolze
Hölscher Wasserbau GmbH
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