Andacht Andacht - Auferstehungskirche Hof

Andacht
Harte Schale - Nahrhafter Kern
Sie gehören ab dem Spätherbst einfach dazu. Sie liegen in einer Schale und ihre harte
Schale muss erst geknackt werden, bevor der nahrhafte Kern gegessen werden kann.
Ich rede von Nüssen aller Art, von Walnüssen insbesondere. Sie haben ein besonderes
Aroma und gesund sind sie auch.
Walnussbäume tragen erst nach 10 Jahren die ersten Früchte, sie werden bis zu 150
Jahre alt und mehr als 30 Meter hoch. Der Fettanteil der Nüsse beträgt zwischen 42
und 62 %. Sie enthalten Eiweiß, Kohlenhydrate, Linolensäure (Omega 3 Fettsäure),
Magnesium, Vitamin A, B1, B2 und C. Sie schützen vor hohem Blutdruck und wirken
gegen Herz- und Kreislauferkrankungen.
In unserem (früheren) Pfarrgarten in Schönwald steht ein Walnussbaum mit zwei
Stämmen. Getragen hat der Baum nur in sehr warmen Sommern. Und wir konnten
nur dann die Nüsse ernten, wenn wir schneller waren als die Eichhörnchen. Die lieben
diese Nüsse als Delikatesse und essen sie, wenn sie noch grün, also unreif, sind. Was
viele nicht wissen: Über der braunen harten Schale gibt es noch eine weiche, grüne.
Und was noch weniger Leute wissen: die Nuss gilt seit dem frühen Christentum als
Sinnbild des Wortes Gottes.
Ein wohlschmeckender, nahrhafter Kern ist von einer manchmal ärgerlich harten
Schale umgeben. Dieser Kern ist den Augen verborgen. Man kann ihn nur gewinnen,
wenn man durch die Schale hindurchdringt.
Wie viele Schalen liegen um das Weihnachtsevangelium herum? Für manche sind sie
undurchdringbar hart. Weil sie mit dem Fest und seinem Inhalt nichts mehr anfangen
können. Weil sie den Kinderglauben, der staunt und glaubt, hinterfragt und zu den
Akten gelegt haben. Weil im Evangelium unglaubliche Erfahrungen geschildert werden, Aussagen aus einer Zeit, die uns fremd ist. Weil vom Fest nur noch eine Schale,
eine Hülse übriggeblieben ist, nichts Fassbares, Begreifbares, was mit unserem Leben
zu tun hat. So bleiben Bräuche und Traditionen, ein Fest für die Familie, gutes Es2
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sen, viele Geschenke, aber spätestens wenn um den 6. Januar der Baum entsorgt wird,
wird es das Fest und seine Botschaft gleichermaßen. So viele Schalen, die den Kern
von Weihnachten, die Botschaft der Liebe Gottes, der in Jesus Mensch wird, überdecken.
Die Walnuss mit ihren Schalen wird zum Gleichnis. Du musst da hindurch, dir durchaus die Mühe machen, die harte Schale zu knacken, dahinter, tiefer zu sehen, verstehen zu lernen, was die Nuss dir sagen will. Das, was da verschlossen da liegt, was du
öffnen musst, das tut dir gut, das ist für dich, dort wirst du den Kern, den Ursprung,
den Inhalt, den Sinn von Weihnachten finden. Dort wird sich eine tiefere Freude einstellen, die mit allen Geschenken nicht zu erreichen ist. Dort wird dir Gott selber begegnen.
Es gibt sogar Weihnachtskrippen in Nussschalen. Sie zeigen an, dass Gott sich so klein
gemacht hat, dass er einer von uns geworden ist, dass er sich der Welt, in der wir leben,
ausgesetzt hat. Aber auch, dass er und die Botschaft von Weihnachten oft genug
klein gemacht wird, versteckt wird, klein gehalten wird.
Ich wünsche Ihnen - auch im Namen meiner Familie - eine gesegnete Advents- und
Weihnachtszeit. Ich wünsche Ihnen, dass Sie den vielfältigen Weihnachtsbräuchen
so begegnen, dass Sie darin das Evangelium Gottes an die Welt entdecken. Und ich
wünsche Ihnen, dass Sie sich nicht von den Schalen, die sich um das Fest gebildet
haben, entmutigen lassen, sondern entdecken, wie Gott Ihnen auf so vielfältige
Weise begegnet und seine Botschaft der
Liebe deutlich werden lässt. Die Walnuss ist mit ihrer Botschaft ein kleines
Zeichen davon.
Ihr Pfr. Dieter Knihs
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