Der Nachthimmel im August 2015
Zu den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten:
Merkur hat seine obere Konjunktion mit der Sonne gerade hinter
sich. Er entfernt sich rechtläufig von der Sonne, die ihm im Tierkreis folgt. Seine Winkelabstände von ihr wachsen langsam an.
Am Monatsende beträgt sein östlicher Winkelabstand von der
Sonne schon knapp 27°. Die größte östliche Elongati on steht kurz
bevor. Trotz seines großen Vorsprungs reicht es in unseren
Breiten nicht für eine Abendsichtbarkeit.
Die Begegnung mit Venus am 5. und mit Jupiter am 7. entgeht
uns.
Am 20. geht der nur 1,7m helle Mars um 3h 23m (= 4h 23m
Sommerzeit) auf. Am Monatsende erfolgt der Marsaufgang nur
vier Minuten früher.
Merkur zieht am 6./7.
August nahe an Jupiter
im Sternbild Löwe vorbei.
Sichtbar nur in südlichen
Gegenden oder mit
Teleskopen am
Taghimmel.
Venus hat ihre Abendsternperiode beendet und wechselt die
Seiten; gegen Monatsende erscheint sie am Morgenhimmel. Sie
eilt rückläufig auf die Sonne zu und kommt am 15. in untere Konjunktion. Dabei überholt sie die Erde auf der Innenbahn, wobei sie
ihre kürzeste Entfernung von uns einnimmt. Kurz nach Mitternacht
am 16. trennen uns 43,08 Millionen Kilometer (= 0,288 AE) von
unserem inneren Nachbarplaneten. Venus ist der Planet, der der
Erde am nächsten kommen kann. In dieser Position ist er allerdings nicht sichtbar, weil bei der Phase „Neuvenus″ die unbeleuchtete Halbkugel des Planeten uns zugekehrt ist. Auch tritt
Venus nicht als dunkler Punkt vor die Sonne, weil sie bei dieser
unteren Konjunktion 7°50 ′ südlich an der Sonne vorbeiläuft. Der
letzte Venustransit fand am 5./6. Juni 2012 statt, der nächste ist
erst am 11. Dezember 2117 zu erwarten.
Venus zieht ihre Konjunktionsschleife im Sternbild Löwe.
Heliozentrischer Anblick des inneren Planetensystems im dritten
Jahresviertel 2015. Eingetragen sind die Positionen der inneren
Planeten für den 1. Juli (7), 1. August (8), 1. September (9) und 1.
Oktober (10).
Scheinbare Venusbahn von Mai bis November im Gebiet der
Sternbilder Stier, Zwillinge, Krebs und Löwe. Die Zahlen geben die
Venusposition zum jeweiligen Monatsersten an (6 = Juni).
Dabei passiert sie zweimal Regulus (α Leonis) recht knapp, einmal Mitte Juli und dann am 9. Oktober.
Am 8. August passiert Venus das Aphel ihrer fast kreisförmigen
Bahn. Dabei erreicht ihr Sonnenabstand 108,9 Millionen Kilometer
(= 0,728 AE).
Zu Monatsende taucht Venus als auffallendes Gestirn am Morgenhimmel auf. Am 25. geht die –4,2m helle Venus um 4h 35m (= 5h
35m Sommerzeit) auf. Bis 31. nimmt ihre Helligkeit auf –4,5m
merkbar zu, ihre Aufgänge verfrühen sich auf 3h 59m. Im Teleskop erscheint am Monatsende die 52″ große Venus als dünne,
schmale Sichel (Beleuchtungsgrad 9 Prozent).
Mars eilt der Sonne nach. Am 5. verlässt er das Sternbild Zwillinge und wechselt in das Sternbild Krebs. Seine westlichen
Winkelabstände von der Sonne wachsen nur langsam an und
erreichen am 31. gerade mal 23,5°. Erfahrene Beobac hter mögen
unter sehr guten Sichtbedingungen den roten Planeten kurz vor
Monatsende in der beginnenden Morgendämmerung mit einem
Fernglas aufstöbern.
Die Begegnung mit Venus am 29. bleibt relativ uninteressant, da
beide Planeten mehr als 9° (19 Vollmonddurchmesser) voneinander entfernt stehen.
Anblick des Südwesthimmels am 22. August gegen 21h MEZ (= 22h
MESZ). Knapp über dem Horizont sieht man neben dem zunehmenden
Halbmond den Ringplaneten Saturn.
Jupiter, rechtläufig im Löwen, hat sich vom Abendhimmel
zurückgezogen und bleibt unsichtbar am Taghimmel. Am 26. wird
der Riesenplanet von der Sonne eingeholt und steht in Konjunktion mit ihr.
Am Tag der Konjunktion ist Jupiter 957 Millionen Kilometer
(= 6,397AE) von der Erde entfernt. Seine Sonnendistanz misst
hingegen 806 Millionen Kilometer (= 5,388 AE).
Am 7. treffen Jupiter und Merkur nahe Regulus aufeinander. Diese
Konjunktion bleibt freiäugig unsichtbar. Im Teleskop kann man bei
- 2 niedriger Vergrößerung und großem Gesichtsfeld das Dreigestirn
am Taghimmel bei sehr klarer Luft verfolgen.
Doch Vorsicht vor der Sonne beim Beobachten!
Saturn kommt am 2. im Sternbild Waage zum Stillstand und
wandert anschließend wieder rechtläufig durch die Fixsternwelt,
wobei zunächst seine Bewegung kaum auszumachen ist.
Mit seinem zweiten Stillstand beendet der Ringplanet seine
Oppositionsperiode, was auch an der sich erheblich verkürzenden
Sichtbarkeitsdauer bemerkbar wird. Geht Saturn am 1. um 0h 03m
unter und am 15. um 23h 04m, so erfolgt der Untergang des 0,5m
hellen Ringplaneten am 31. schon um 22h 02m (= 23h 02m
Sommerzeit). Dies ergibt eine Sichtbarkeitsdauer von rund zwei
Stunden am Abendhimmel.
Am 22. passiert der zunehmende Halbmond rund 2° nör dlich den
Ringplaneten.
Der Fixsternhimmel
Der Sommersternenhimmel entfaltet jetzt seine volle Pracht. Hoch
im Süden steht das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb
im Schwan und Atair im Adler. Weit im Westen funkelt der Bärenhüter, unter dem Namen Arktur besser bekannt. Der Skorpion
bereitet sich im Südwesten auf seinen Untergang vor. Sein Hauptstern Antares zieht noch die Blicke auf sich. Nahe Acrab (β Scorpii)
leuchtet ein helles Gestirn; es ist Saturn, der Ringplanet. Dem
Skorpion folgt im Tierkreis der Schütze. Östlich vom Schützen
nimmt der lichtschwache Steinbock seinen Platz ein. Dem Steinbock folgt im Südosten der Wassermann, der ebenfalls recht
lichtschwach und schwierig zu erkennen ist.
Das markante Sternenviereck des Pegasus steigt im Osten empor.
Mit seiner unteren Spitze deutet das Pegasusquadrat zum Ostpunkt am Horizont. Man gewinnt dabei den Eindruck einer überdimensionalen Vorfahrtstafel. Laut der griechischen Mythologie ist
der Pegasus ein geflügeltes Pferd. Zum Pegasus zählt nicht nur
das auffallende Sternenviereck, sondern auch eine leicht abgeknickte Sternenkette, die sich bis hin zum kleinen Bild des Delphin
erstreckt. Sie markiert den vorderen Teil des geflügelten Dichterrosses. Das Pegasusquadrat wird auch als Herbstviereck bezeichnet. Der Pegasus soll den Poeten zu ihren Gedankenflügen
verhelfen und ihrer Fantasie Luftreisen ermöglichen.
Als drittes Sternbild dieser Sommergruppe ist das Sternbild Adler
zu nennen, dessen Hauptstern α Aquilae den Namen Atair trägt,
was der herabstürzende (auf seine Beute) Adler bedeutet. Atair ist
ein bläulich-weißer Stern (Spektralklasse A7 IV-V), der mit 17
Lichtjahren Entfernung noch zu den Nachbarsternen unserer
Sonne zählt. Mit 0,8m scheinbarer Helligkeit gehört er zu den
hellsten Sternen in der Sonnenumgebung.
Das schimmernde Lichtband der sommerlichen Milchstraße zieht
sich in hohem Bogen über das vormitternächtliche Himmelsgewölbe. Allerdings bietet sich in unseren lichtüberfluteten Siedlungen nur noch selten die Gelegenheit, dieses Naturphänomen zu
bewundern.
Objekte für Feldstecher und Fernrohr
Im Gebiet des Sommerdreiecks stößt man auf eine Reihe von
Doppelsternen, die bereits im Feldstecher zu trennen sind. Da ist
einmal der berühmte Vierfachstern in der Leier zu erwähnen: ε1
und ε2 Lyrae sind fast mit bloßen Augen als zwei getrennte Lichtpunkte zu erkennen - ihr gegenseitiger Abstand beträgt 209″.
Beide Sterne sind jeweils wieder doppelt zu sehen - allerdings in
einem Teleskop ab 8 cm freier Öffnung. ε1 hat eine Separation von
2,5’’ und ε2 weist eine solche von 2,4’’ auf. Alle vier Sterne leuchten weiß (Spektraltyp A) und sind 160 Lichtjahre entfernt.
Im Schwerpunkt des Sommerdreiecks findet man β Cygni, Albireo
mit Eigennamen. Ein 3,1m heller, orange-roter Stern hat in 34,5’’
Distanz einen 5,1m hellen, blauweißen Begleiter. Auch 61 Cygni ist
im Fernglas doppelt zu sehen. Die beiden 5,4m und 6,0m hellen
Komponenten sind 29″ voneinander entfernt.
Auch der Dreifachstern ο Cygni ist zu nennen, der einen schönen
Farbkontrast zeigt und auf der Verbindungslinie Deneb δ Cygni
liegt.
Vier markante Sterne
Der Hauptstern, α Pegasi, heißt Markab vom Arabischen Mankib
al Faras - Schulter des Pferdes. Markab leuchtet mit 2,5m Helligkeit in einem bläulichen Licht (Spektralklasse1 B9 III). Seine
Entfernung beträgt 140 Lichtjahre. β Pegasi heißt Scheat vom
Arabischen Al Sag - das Schienbein. Scheat ist ein roter, veränderlicher Stern (Spektralklasse M2 II) von 2,3m bis 2,7m scheinbarer Helligkeit. Er steht in einer Entfernung von 200 Lichtjahren.
Ebenfalls aus dem Arabischen stammt der Name Algenib für
γ Pegasi. Al Janb heißt die Flanke oder Seite und war einmal für
α Pegasi in Gebrauch. Algenib ist 2,8m hell und leuchtet bläulichweiß (Spektraltyp B2 IV). Etwa 340 Lichtjahre ist er von uns
entfernt. Der vierte Stern im Pegasusquadrat, Sirrah, gehört schon
zur Andromeda und trägt deshalb die Bezeichnung α Andromedae. Sirrah ist 2,1m hell und leuchtet weißlich-blau. Fast hundert
Jahre ist sein Licht zur Erde unterwegs.
Den Kopf des Pegasus markiert Enif, ε Pegasi. Der Name stammt
vom Arabischen Anf, was Nase bedeutet. Mit 2,4m ist Enif leicht zu
sehen. Er leuchtet orange (Spektralklasse K2 Ib). Als roter Überriesenstern ist seine Entfernung schwer zu bestimmen. Sie liegt
bei 700 Lichtjahren.
Im Norden wird das Sternbild Pegasus durch den Schwan und das
kleine Bild Eidechse (lat.: Lacerta) begrenzt. In östlicher Richtung
schließt sich die Sternenkette der Andromeda an. Ein wenig
nördlich der Prinzessin Andromeda stößt man auf ihre Mutter, die
Königin Kassiopeia, dargestellt durch ein großes Sternen-W.
Während der Große Wagen im Nordwesten herabsinkt, steigt das
Himmels-W jetzt immer höher.
Höchststellung des Sommerdreiecks
In Zenitnähe findet man das kleine, aber markante Bild der Leier.
Nahe der Leier ist das einprägsame Sternenkreuz des Schwans
auszumachen. Der Schwan fliegt mit ausgebreiteten Flügeln in
südwestlicher Richtung durch die Milchstraße. Deneb bildet den
Schwanz und Albireo (β Cygni) den Kopf. Gelegentlich wird diese
Sternenfigur auch als Kreuz des Nordens bezeichnet.
1
Siehe z. B. unter
https://spektrographie.wikispaces.com/Spektralklassen+im+%C3%9Cberblick
Das Sternbild Schwan (lat.: Cygnus) mit den Positionen des
Dreifachsterns ο1,2 Cygni und des Doppelsterns 61 Cygni.
Zwischen β und γ Lyrae erkennt man M 57, den bekannten
Ringnebel in der Leier. Im Fernglas sieht man nur ein winziges
Lichtfleckchen. Erst in größeren Teleskopen wird ein Ring
erkennbar, vor allem, wenn man einen Nebelfilter verwendet.
Im Steinbock lassen sich zwei optische Doppelsterne ins Visier
nehmen. „Optisch″ bedeutet hier, dass es sich nicht um einen
echten, physischen Doppelstern handelt, bei dem beide Sonnen
durch die Schwerkraft aneinander gebunden um einen gemeinsamen Schwerpunkt laufen, sondern dass beide Komponenten eines
optischen Doppelsterns rein zufällig in gleicher Richtung stehen.
α1 und α2 Capricorni, zwei gelbe Riesensterne von 4,3m und 3,6m
scheinbarer Helligkeit, stehen in 376″ Distanz voneinander, was
man schon mit bloßen Augen trennen kann. Wegen der Himmelsaufhellung durch irdischen Lichtsmog ist es aber oft schwierig,
einen Stern vierter Größe überhaupt mit bloßen Augen zu sehen.
Deshalb empfiehlt sich ein Fernglas. α1 Cap ist 700 Lichtjahre von
uns entfernt, α2 Cap jedoch nur 108 Lichtjahre. Daraus ergibt sich,
dass α1, 2 Cap kein physisches Paar ist, sondern beide Komponenten weit voneinander entfernt sind und von uns aus gesehen rein
zufällig in gleicher Richtung stehen.
Im Fernglas erkennt man, dass α1 in 44″ noch einen 9m schwachen Begleiter hat, der ebenfalls lediglich optisch dazugehört.
- 3 -
Das Sternbild Leier (lat.: Lyra) mit den Positionen des Vierfachsternes
ε1,2 Lyrae und des Ringnebels M 57.
Schätze in der Milchstraße
Das Lichtband der sommerlichen Milchstraße spannt sich zur
abendlichen Beobachtungsstunde hoch über das Firmament. Es
ist besonders reizvoll, mit einem Fernglas die Milchstraße zu
durchmustern. Abertausende glitzernde Sternchen wandern durch
das Gesichtsfeld. Manchmal huscht eine Sternschnuppe über die
Milchstraße, gelegentlich zieht ein Satellit seine Bahn vor dem
Sternengewimmel des Milchstraßenbandes. An manchen Stellen
erscheint das Lichtband recht sternarm. Doch dort fehlen keine
Sterne, sondern die interstellaren Staubwolken, die zur Milchstraßenhauptebene konzentriert sind, verschlucken einen Teil des
Sternenlichts. So entstehen die Dunkelwolken, die das Milchstraßenband unterbrechen beziehungsweise spalten.
Besonders lohnenswert ist es, die Gegend in und um den Schützen mit Fernglas und Teleskop abzusuchen. Hier sind nicht nur die
dichtesten Sternwolken zu finden, sondern auch zahlreiche offene
und kugelförmige Sternhaufen sowie Emissions- und Reflexionsnebel. Eingebettet sind in ihnen Dunkelwolken interstellaren
Staubes. In Richtung des Sternbildes Schütze liegt auch das
Milchstraßenzentrum. Allerdings kann man es im sichtbaren Licht
nicht beobachten.
Zwischen Schütze und Skorpion blicken wir in Richtung des
unsichtbaren Zentrums der Galaxis. Aufnahme von Bernhard Hubl
(Nussbach, Oberösterreich).
Die bekanntesten galaktischen Nebel im Schützen sind der
Lagunennebel (M 8), der Trifidnebel (M 20) und der Omega-Nebel
(M 17). Zwischen M 8 und M 20 zieht die Ekliptik hindurch. Als
offene Sternhaufen in diesem Areal sind M 21, M 16, M 18, M 24
und M 25 zu nennen. Sie sind zum Teil nicht leicht zu erkennen,
da sie sich nicht allzu stark vom dichten Sternenhintergrund der
Milchstraße abheben. Die prominentesten Kugelhaufen in dieser
Gegend sind M 22 und M 28.