Ein Wiedersehen nach Jahrzenten

GRENCHEN 29
SZ/GT
SAMSTAG, 6. JUNI 2015
✒ Stadtbummel
Tour de Granges auf
dem Drahtesel
✒ Das warme Sommerwetter ist endlich auch bei uns angekommen, dieses lockte nicht nur den
Bummler, sondern auch viele andere
ins Freie. Bei einer «Tour de Granges»
mit dem Velo Richtung Süden, gibt es
von Matthias
Meier-Moreno
FOTOS: ZVG
Sich erinnern und die Wege dazu
Kunsthaus Mit Sebastian Utzni und Werner O. Leuenberger treffen sich zwei Generationen
VON FRÄNZI ZWAHLEN-SANER
Auf Sebastian Utzni, 1981 in Augsburg
geboren, in Zürich wohnhaft – mit Appenzeller Grossvater – ist die Leiterin
des Kunsthauses Grenchen, Eva Inversini, durch sein druckgrafisches Werk,
bei welchem er häufig die Holzschnitttechnik anwendet, aufmerksam geworden. Nun zeigt er im Kunsthaus Grenchen die eigens für dieses Haus konzipierte Ausstellung «Memoria». Sie beweist Utznis Vielschichtigkeit und seine
Variationsmöglichkeiten in der Arbeit
mit Holzschnitt, Installation, Zeichnung, Skulptur, Lichtkunst – Utzni
bringt alles zusammen. Ausgangspunkt
für die Grenchner Schau ist die Frage
nach dem Erinnern. Dafür hat der
Künstler eine Lichtinstallation ähnlich
einer Mindmap-Skizze geschaffen. Ein
bekanntes Hilfsmittel, sich zu erinnern.
Utzni fragt noch nach anderen Hilfsmitteln: Orte, Sätze und Ideen. Doch erinnern sich alle an das gleiche, wenn sie
bestimmte Bilder sehen? Wie viel Informationen braucht man, um bestimmte
Erinnerungen
abzurufen?
Utzni
schreckt bei der Beantwortung solcher
Fragen vor der Darstellung jüngster Gewaltbilder, wie wir sie aus dem Internet
kennen, nicht zurück. Ihn beschäftigt
aber ebenso die Vergangenheit, insbesondere jene seiner deutschen Vorfahren. «Der Garten der Villa Höss» oder
«Die Bibliothek A.H.» erinnern uns auf
subtile Weise an die Banalität des Bösen. Eine andere Art des Erinnerns, die
den Künstler beschäftigt, sind Kunstmanifeste, die Utzni «versprachlichte
Bilder» nennt. Indem er sie abmalt,
werden sie zu wirklichen Bildern.
Dem 2009 verstorbenen Berner Werner Otto Leuenberger sind die Räume
im Altbau des Kunsthauses gewidmet.
Zu sehen sind druckgrafische Werke
aus dem Nachlass, aber ebenso malerische Positionen und ein paar Skizzen
aus seinen letzten Lebensjahren. Leuenberger war seit Beginn der Triennale
in Grenchen hier vertreten. Der Künstler schuf ein immenses Gesamtwerk, in
dem der Holzschnitt und andere
Druckverfahren immer wieder eine bedeutende Rolle spielten. Diese Ausstellung wurde mit der Galerie 89, Aarwangen realisiert, welche die Arbeit von
W.O.L. lange Jahre begleitete und jetzt
den Nachlass betreut, so Eva Inversini.
Werner Otto Leuenberger, 1932–2009.
Kunsthaus Grenchen. Sebastian
Utzni/Werner Otto Leuenberger.
Bis 20. Sept.
Ein Wiedersehen nach Jahrzehnten
Jahrgängertreffen Anfang
September findet im Parktheater Grenchen ein Treffen
der ehemaligen Schüler der
Bettlacher Schulen statt. Rund
250 bis 300 Ehemalige der
Jahrgänge 1963–1974 werden
erwartet.
VON OLIVER MENGE
Vor fünf Jahren fand das letzte Jahrgängertreffen der Bettlacher statt – ein Riesenerfolg. Über 200 ehemalige Bettlacher Schüler der Jahrgänge 64 bis 73 folgten damals der Einladung, wie auch
neun Lehrer. Der damalige Organisator,
Axel Wenger, selber ehemaliger Schüler
Bettlachs, hatte 20 Jahre im Ausland verbracht, wodurch die Verbundenheit mit
der Heimat stark geworden sei, wie er
damals sagte. Deshalb habe er das Klassentreffen 2010 organisiert.
In der Zwischenzeit hat sich der Erfolg
des letzten Treffens herumgesprochen.
Wenger und Mitorganisator André von
Arb wurden wiederholt von Älteren oder
Jüngeren angesprochen und darum gebeten, für das diesjährige Treffen doch
noch mehr Jahrgänge zu berücksichtigen. Also wurde ein Jahr nach unten und
eines nach oben angehängt, statt zehn
Jahrgängen sind es jetzt deren zwölf.
André von Arb ist Mitorganisator des Jahrgängertreffens Bettlach.
«Wir erwarten etwa 250 bis 300 Ehemalige, rund 100 haben sich bereits angemeldet», sagt von Arb. Die meisten
der ehemaligen Mitschüler habe man
über Facebook erreicht. Das seien aber
noch längst nicht alle: «Viele sind in der
Zwischenzeit umgezogen, haben sich familiär oder beruflich verändert und leben sogar im Ausland.» Einige Jahrgänge seien sehr gut organisiert, es existierten Adresslisten, die nachgeführt seien.
Bei anderen sei das leider nicht der Fall.
«Wir erhoffen uns auch von deren Eltern, die eventuell noch in Bettlach oder
OLIVER MENGE
der Umgebung wohnen, dass sie die Informationen an ihre Kinder weiterleiten, damit sie sich auch noch anmelden
könnten.»
Einige Zusagen von Ausland-Bettlachern habe er schon erhalten, so von
Arb, unter anderem aus Spanien, Südafrika und aus angrenzenden Ländern
wie Österreich und Italien: «Einer, ein
wahrer Exot, der ist vor etwas mehr als
11 Jahren illegal in die Vereinigten Staaten eingewandert. Er erhielt dort eine
provisorische Sozialversicherungsnummer – die nie mehr überprüft wurde –
und arbeitete als Buschauffeur in Colorado.» Nach 10 Jahren, in denen er die
Staaten nie habe verlassen können,
mussten die Behörden ihm dann die
Green Card, also eine unbeschränkte
Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung,
erteilen, da er ja in seiner Zeit als Buschauffeur immer brav seine Beiträge
an die Sozialversicherung einbezahlt
hatte. «Nun kann er erstmals nach
mehr als 11 Jahren das Land wieder legal verlassen und zu unserem Treffen
kommen, er freut sich riesig darauf»,
so von Arb.
Geboten wird am 9. September ab
17.30 Uhr viel: Nebst Apéro, Buffet und
Dessertbuffet sorgt ein DJ mit dem richtigen Mix aus 70er- und 80er-Sound für
Stimmung. «Je nach Anzahl Anmeldungen ziehen wir auch einen Auftritt einer
Live-Band in Betracht.»
Die wahren Stars an diesem Abend jedoch sind die Jahrgänger selber. Manche
werden wieder ihren alten Liebschaften
und Freunden begegnen, die sie vielleicht seit vielen Jahren nicht mehr gesehen haben und eventuell fast nicht mehr
erkennen. Und auch etwa 20 ehemalige
Lehrer werden Geschichten zu erzählen
haben aus jener Zeit. Die Organisatoren
möchten die Jahrgänge jeweils zusammen an einen Tisch platzieren. Deshalb
sei auch wichtig, dass mit der Anmeldung der Jahrgang angegeben werde.
Infos: Mail an [email protected]
✒ Auf der Weiterfahrt
Richtung Eichholzschulhaus darf
mit Freude festgestellt werden, dass die
beiden Plätze für den Inline- und Strassenhockeyclub im Bau sind. Man sieht
zwar noch nicht wirklich viel, aber die
Bagger haben bereits angefangen, Löcher zu graben. Auf dem Weg zur neuen BMX- und Pumptrack-Piste geht die
Fahrt unterhalb der Badi entlang weiter. Der Einblick ins Freibad lässt auf
ziemlich viele Besucher schliessen, welche das kühle Nass einer Velotour vorgezogen haben. An Fronleichnam zählte man ganze 2800 Badigäste! Auf der
BMX-Piste angekommen, herrscht trotz
Verbotsschild beim Eingang reger Betrieb. Zum einen sind da junge Skater,
welche mit ihren Longboards waghalsig
ihre Runden drehen und zum anderen
hat es geschickte Biker, die über die Buckel der Pumptrack-Piste fahren oder
sogar springen.
✒ Auf der Rückfahrt durch die
Sportstättenzone springt beim Schalten
plötzlich die Kette aus dem Wechsler.
Dies zwingt mich zu einem unplanmässigen Zwischenhalt, dass dies gerade
zwischen dem Brühl und der Riedern
passiert, ist wohl kein Zufall. Nachdem
eine Fusion unserer Fussballklubs halbwegs gelungen ist, folgt nun eine unverständliche Absage an die Juniorengruppierung. Da fragt man sich, ob das
Gärtlidenken denn nie aufhört und es
jemals überhaupt möglich sein wird,
alte Geschichten hinter sich zu lassen.
Wenn wir eine Fussballstadt bleiben
wollen, braucht es eine gemeinsame
Lösung für unsere Junioren, denn sie
sind das Herzstück der Zukunft!
INSERAT
Stützmauer
Typisch Grenchen, Spielflugzeug und Sandkasten, könnte man sinnieren. Sebastian Utzni zeigt mit dieser Installation etwas ganz anderes, Erschreckendes.
einen ersten Halt beim neu eröffneten
Coffee Shop von Egli Beck. Dort trifft
man auf ein geschmackvoll eingerichtetes Lokal, frische Backwaren, feine
Confiserie-Produkte und vorzüglichen
Kaffee. Übrigens konnte im Vorfeld auf
Facebook die Entstehung des Umbaus
mitverfolgt werden. Toll, dass es innovative Gewerbler wie Daniel Molliet
und Peter Moll (Velo Süd) gibt, welche
aus dem alten Bahnhöfli gemeinsam
mit Philipp Egli (Egli Beck) etwas Neues entstehen lassen. Nach der Parkand-ride-Anlage und der neuen Velostation der SBB ist dies eine weitere
Aufwertung des Südbahnhofareals,
welche hoffentlich jetzt die Stadt dazu
animiert, endlich den Busbahnhof in
Angriff zu nehmen.