Der Fall der Patientin "HILDEGARD"

Der Fall der Patientin "HILDEGARD"
Diese 45-jährigre Patientin hatte in ihrer Jugend die sogen. Umkrümmungs-Übungen gemacht,
die damals üblich waren. Dadurch wurde der Körper derart verunstaltet, und ihr wurde gesagt,
man könne nun nichts mehr machen. Sie müsse sich damit abfinden. Sie kam immer mehr aus
ihrem normalen Körpergleichgewicht, weil sie das rechte Bein mehr belastete. Dadurch wird der
Oberkörper nach rechts gedrängt, und die linke Hüfte tritt heraus. Sie hat nun ein sogenanntes
„skoliotisches Gleichgewicht“. Ihr wurde gesagt, sie müsse sich damit abfinden. Aber das wollte
sie nicht. Sie suchte nach einer Lösung und wurde schließlich auf die dreidimensionale Schroth’sche
Behandlungsmethode aufmerksam gemacht.
Sie war sehr versteift und hatte wenig Vitalkapazität.
Trotzdem versuchte sie die Übungen so gut es ging und nahm alle Erklärungen in sich auf:
Abb. 1:
Sie sitzt mehr auf der rechten Beckenhälfte.
Dadurch wird der Oberkörper nach rechts
geneigt und die linke Hüfte tritt nach außen.
Abb. 2:
Die Lehne ist vorn. Die Patientin versucht nun,
sich an der Lehne hochzuziehen und den
Oberkörper etwas nach links zu neigen.
Dadurch weiten sich die konkaven Stellen
unterhalb des Rippenbuckels sowie die Rippen
in der linken Seite.
Abb. 3:
Die helfenden Hände ziehen die rechte Hüfte
nach außen, nach hinten und nach unten und
hebelt gleichzeitig den rechten Rippenbuckel
nach vorn. Die Patientin hat dabei auf der
linken Gesäßhälfte zu sitzen.
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 4:
Der Schroth’sche Drehsitz. Die Patientin hat
streng auf der linken Beckenseite zu sitzen.
Das rechte Bein wird gestreckt und ausgerollt
nach hinten geführt. Das entdreht und fixiert
den Beckengürtel in Korrekturstellung.
Sie stützt sich auf die rechte Hüfte und links
auf die Lehne. Das ermöglicht eine bessere
Beatmung der eingesunkenen Rumpfabschnitte.
Gegen das rechte Becken wird nun die rechte
Brustseite nach vorn-oben geatmet und gleichzeitig der rechtsseitige Rippenüberhang zusammengespannt.
Nun wird die Aufmerksamkeit noch auf die
linke Seite gelenkt. Diese Rippen atmet die
Patientin nach links-außen, kopfwärts und nach
hinten. Bei dieser Dreh-Winkel-Atmung hat sie
das Zwerchfell abwärts zu denken und zu
lenken. Wenn sie sich so gerade wie möglich
wähnt, festigt sie während der Ausatmung
sämtliche Körpermuskeln durch isometrische
Spannung.
Abb. 5:
Im Kniestand, unbewußte jedoch eine für gewöhnlich eingenommene Haltung mit Beckenverschiebung und Gegenhalt des Rumpfes,
wodurch sie gleichgewichtsmäßig ausbalanciert ist.
Abb. 6:
Eine Schroth’sche Standardübung, der sogenannte Muskelzylinder. Der Oberkörper hat
sich in Verlängerung des gestreckten und
ausgerollten Beines nach links zu neigen.
Das bringt die inaktiven Taillenmuskeln rechts
zur Arbeit. Die Arbeitsweise ist immer die
gleiche: Beckenentdrehung, Rumpf- und
Schultergürtel Gegendrehung. Gelenkte
Atmung in die konkaven Stellen. Anschließend
Festigung durch isometrische Spannung
während der Ausatmung.
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7:
Im Stehen wird dasselbe versucht. Es gelingt noch
nicht, weil sie zu tief anfasst.
Abb. 7
Abb. 8:
Mit Therapeutenhilfe gelingt die Korrektur besser.
Abb. 8
Abb. 9:
Hier demonstriert sie diese UmkrümmungsÜbung, die ihr fehlerhafte Engramme im
Gehirn gesetzt hat, welche sie immer wieder
in die Fehlhaltung leiten, nämlich das Becken
nach links, den Oberkörper nach rechts.
Es entsteht das sogenannte „skoliotische
Gleichgewicht“ und diese Engramme müssen
ausgelöscht und umgewandelt werden in
richtige Übungs-Ausführungen und damit in
eine bessere Haltung.
Abb. 10:
Das Aushängen ist immer wieder wichtig.
Wenn die Knie vorn abgestützt sind, kann das
Becken nach unten sinken. Die Konkavitäten
können sich füllen.
Abb. 9
Abb. 10
Abb. 11:
Das Kreuz. Von den Händen bis zu den Füßen
soll jeweils eine schräge Linie entstehen. In
dieser Position erfolgen dann wieder die
Schroth'chen Dreh-Winkel-Atembewegungen
mit dem bewußten Senken des Zwerchfells.
Solche Übungen berichtigen das sogenannte
skoliotische Gleichgewicht.
Abb. 12:
Da der Schultergürtel noch immer schräg steht,
faßt die Patientin links höher. Dadurch weitet
sich die linke Seite deutlich mehr und die
Wirbelsäulenbögen nähern sich Mitte. Die
WS-Bögen wirken schlanker.
Abb. 11
Abb. 12
Abb. 13:
Rückenlage ohne Korrekturkissen. Sie liegen
links daneben. Sie sollten jedoch den linken
Beckengürtel und den linken Schultergürtel
nach vorn heben, damit der rechtsseitige
Rippenbuckel vom Boden aus gerade nach
vorn gedrückt wird. Ohne diese Kissen wird
der Rippenbuckel nach rechts außen geschoben.
An der Vorderseite sind infolge der Verdrehungen zwei Rippen nach innen weggedrückt
worden. Sie liegen nun nicht mehr übereinander sondern hintereinander. Das irritiert die
Leber und die Galle.
Abb. 13
Abb. 14:
Die Doppelschraube. Die Knie sind angewinkelt.
Die Beine werden nach rechts gekippt, um das
Becken zu entdrehen. Die Korrekturkissen unter
dem linken Schulterblatt und unter der linken
Gesäßhälfte halten diese Stellung. Die Finger
der rechten Hand liegen auf den eingesunkenen
Rippen der rechten engen Vorderseite und
geben diesen Rippen einen gewissen Führungswiderstand. Gleichzeitig macht die Patientin das
sogen. „Polypenatmen“. Sie hält die Nasenflügel
leicht zusammen, wodurch das Tiefatmen etwas
erschwert wird. Das kräftigt gleichzeitig die
Zwischenrippenmuskulatur.
Durch diese „Doppelschraube“ werden Becken,
Rippenkorb und Schultergürtel gegeneinander
gedreht bzw. entdreht.
Abb. 14
Abb. 15:
Fritz Kahn beschreibt in seinem Buch „Das
Leben des Menschen“, aus welchem diese
Abb. stammt, welchen Einfluß die Nasenatmung auf die verschiedenen inneren Organe
hat. Die Luft durchstreicht die Nasenschleimhaut, in der viele Reizpunkte sitzen, die, wenn
sie berührt werden, ihre Wirkung tun. So hat
ein Reizpunkt auch mit der Zwerchfellspannung
zu tun.
Bei dem sogen. Polypenatmen bekommt das
Zwerchfell Bewegungs-Impulse, besonders
wenn die Luft durch die verengten Nasenflügel
strömt. In unserem Falle hilft die Luft, die eingesunkenen Rippen von innen her nach außen
an ihren eigentlichen Platz zu drücken.
Abb. 15
Abb. 16
Abb. 16:
Die Patientin hebt den Oberkörper durch
Druck mit den Händen aus dem Becken und
hat nun die Möglichkeit, die hohlen Rumpfabschnitte mit Luft zu füllen und dreidimensional
zu lenken. Nun können diese gedrückten
Rippen herausgeatmet werden.
Abb. 17:
Die Patienten haben die Aufgabe, sich immer
wieder einmal mit Kleidung im Spiegel zu betrachten. Auf Abb .16 würde sie erkennen,
daß die linke Hüfte sowie die rechte Seite nach
außen stehen und der Saum des Kleides zipfelt.
Abb. 18:
Sie versucht nun, die verschiedenen Gefühle
der Wiedergutmachungs-Übungen in den
Stand einzubauen, was hier nicht sonderlich
gut gelingt.
Abb. 17
Abb. 18
Abb. 19:
Hier steht sie bewußt aufrecht.
Der Kleidersaum verläuft waagerecht.
Das Kleid wirft keine ungünstigen Falten.