Sorel Minitzki Die Felder Roman © 2006 Kein Teil dieses Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm, Internet oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Inhalt Arbeit auf den Plantagen macht frei Sisibar Schuld und Sühne Der Kongress tanzt Die Würmer Arbeit auf den Plantagen macht frei Es lief eine Ratte auf der ausgebrannten, heißen Erde in Richtung des Hortus, wo er auf der Sinterumfriedung saß und wartete. Sie war kleiner als die Ratten, die er kannte, vielleicht, weil sie ein kurzes, helles Fell hatte, dass sie nackt schien. Sie lief hin und her, als ob sie kein Ziel hätte, und sprang bisweilen ein klein wenig in die Höhe, als ob sie sich eine kurze Zeit von der brutal heißen Erde befreien wollte. Jetzt stieß die Krähe, die die Ratte rücklings verfolgt hatte, ganz hernieder und hüpft der Ratte vor den Weg. Die Ratte kennt die Sicherheit im Erdreich, die sie sucht. Sie scharrt mit den Pfoten und wühlt mit der Schnauze im verbrannten Gras. Ins ausgedörrte, harte Erdreich dringt sie jedoch nicht. Da rennt sie los in Bögen und hin und her, langsamer, als kräftige, fellige Ratten huschen. Die Krähe kreuzt ihren Weg, fliegend, hüpfend, mit vielen Raffinessen. Da springt die Ratte die Krähe an. Es ist ein leidenschaftsloser, müder Sprung, der wie spielendes Hüpfen scheint. Die Krähe zieht sich zurück und kommt wieder. Die Ratte springt ihr entgegen. Und da trifft der Krähenschnabel die nackte Rattenhaut zum ersten Mal. Das Quieken der Ratte ist zu hören, während sie flieht, lüftlings verfolgt vom krähenden Vogel, der bald über ihr ist und erneut mit dem spitzen Schnabel auf die beigelige Haut niederstößt. Und jetzt kommen sie, die angelockten Krähen, eine, zwei, drei, vier. Das Erdreich, ausgebrannt, heiß, verdorrt, hart, ist der Ratte zur Zuflucht genommen. Deshalb packt der eine Krähenschnabel die Ratte, die müde hüpft und stolpert, am Fuß, der andere an der Schnauze und der andere am Rücken. Auf dem Rücken liegt sie. Und der Krähenschnabel durchdringt die nackte Rattenhaut. Aus der Wunde dringt schon Blut. Geschickt hackend eröffnen die Krähen die Wunde des Opfertieres, dass sie bald klafft. Da tritt Gedärm aus, der Leckerbissen der Krähen. Um die besten Stücke streiten die Krähen, indem sie an ihnen zerren, während die Ratte jämmerlich quiekt. Aber als sich Krähen durch das Gedärm zu den Sehnen und Bändern, an denen sie nun, teils auf dem Boden tollend, teils in der Luft schwirrend, ziehen und zerren, durchgefressen hatten, hört er die Ratte nimmer. Da hieß die Gouvernante ihn kommen, dass er sich wie jedes Jahr im heißen Sommer auf die Ferienreise mache. Die Familie hatte Georg strengstens verboten, die Lager zu betreten, in die er so gerne gegangen wäre. Seit seiner Kinderzeit riefen besonders laue Sommernächte bei ihm diese Wanderersehnsucht hervor, die ihn hintrieb. Niemals war es ihm gelungen, sich an der Security vorbeizuschleichen, um in die Lager zu gelangen, in deren Inneres er seit seinen frühen Kindheitstagen wollte, sondern fiel into the Sleep oder into the big Sleep. Die Familie beantwortete ihm seine Fragen nach den Lagern nicht so, dass er zufrieden gewesen wäre, nicht einmal sein Bruder Hagen, noch seine alte Lieblingstante, die am fernen Meer wohnte und die in den Ferien zu besuchen in der Kindheit der Höhepunkt seines Jahres war. Deshalb träumte er von einem geheimen System, durch das er in die Lager dränge, unaufhaltsam. „Warum darf ich da nicht hin, Tante Karla, wenigstens einmal?“ „Dies schickt sich für einen Plantagisten nicht, mein lieber Junge.“ „Mein Papa ist doch auch ein Plantagist.“ „Ja, sicher, mein süßer Kleiner, ein Plantagist wie Du und ich, wie alle in unserer Familie, ein Plantagist in der mindestens 7. Generation.“ „Warum darf Papa in die Lager und ich nicht?“ „Georgchen, Dein Vater dürfte in die Lager, wenn er wollte. Alle wir erwachsenen Plantagisten dürften in die Lager, wenn wir wollten. Aber wir wollen es nicht, besser gesagt, wir wollen es nicht mehr. Früher gingen auch wir Plantagisten in die Lager, wohl nicht, weil wir es wollten, sondern, weil wir es mussten. Noch mein Ururururururur-oder-so-Opa, der Adolf hieß, ich werde Dir nachher eine DVD von einem Familienfest vorspielen, auf der Adolf zu sehen ist…“ „Du und Deine ewigen alten DVDs?“ „DVDs sind Geschichte und Geschichte ist Wesen. Ich glaube, DVDs waren um diese Zeit gerade auf den Markt gekommen. Und Uropa Adolf war technikbegeistert. Wie gesagt, er musste leider noch selber in die Lager gehen, die damals noch nicht so perfekt waren wie heute. Es begab sich aber zu der Zeit. Der Vorhang zerriss in zwei Stück. Da machten sich auf den Weg die Wanderer. Damals hatten wir noch nicht so viele Dinge wie heute. Wir konnten uns für die Lagerorganisation noch nicht Security leisten wie jetzt. Es gab Regierungen und Beamte, die gegen uns arbeiteten und uns zu teuren Strafen verurteilten oder uns sogar in kleinen Räumen einsperrten, deren Fenster nicht luftig und licht waren wie dieses Fenster dort. Eisengitter befanden sich davor. Es war eine schwere Zeit, oh, ja. Wir mussten immer wieder selbst Hand anlegen. Das war nicht immer schöne Arbeit. Erst im Laufe der Jahrzehnte wurden die Lager mit mühevoller Arbeit und unter großen opfern aufgebaut. Manches Mal, wenn mein Vater, der Karl hieß, ich werde Dir nachher eine DVD von einem Familienfest vorspielen, auf der Du meinen Vater sehen kannst, von der Arbeit nach Hause kam, sagte er, ich bin vollkommen erschöpft, das Gesindel im Lager macht selbst einem gestandenen Haudegen wie mir zu schaffen. Ja, dies sagte er. Aber dann schlug er uns Kinder nicht, sondern hieß uns spielen gehen. Und mit Mutter, die traurig blickte, ging er dort hinein. Dort, siehst Du, wohin ich deute, in dieser Richtung wäre das Zimmer gewesen, in das er sie zog. Heute sind die Lager nahezu perfekt organisiert, und wir sagen nicht mehr Gesindel und die Männer haben keine Not, ihre Frauen, wenn sie traurig blicken, in dieses Zimmer dort zu ziehen und die Familien sind wohlreguliert. Wir Plantagisten müssen nicht mehr in die Lager, und wir gehen auch nicht mehr in die Lager.“ „Immer diese alten Sch…-DVDs. Ich will mir diese DVDs nicht schon wieder anschauen. Ich habe meine neuen MiniTERAs mitgebracht. Wollen wir uns nachher einige anschauen. Schau, der Player ist jetzt so mini. Am frischesten ist DEA in the Act. Die neue TERA heißt Sing on, sing on, sweet voice. Das geht so: ‚Sing on, sing on sweet voice, strange bird sing on, your plaints revive us, such songs enchant us! Sing on, sing on sweet voice, strange bird sing on, your plaints revive us, such songs enchant us!’ Das ist total frisch. Oder willst Du meine neuen Klingeltöne hören. Die sind auch total frisch. Willst Du alles hören?” „Ja, ‚sing on, sing on sweet voice’, wie schön Du das Signal Völker, hört die Signale singen kannst. Mein Liebling, Du weißt doch, dass ich Dir nichts abschlagen kann. Schließen wir einen Kompromiss: Wir schauen 3 Minuten einige Szenen auf der Julius-DVD an und dann 3 Minuten einige Szenen auf der Adolf-DVD an und dann 3 TERA-Acts und dann gibt es sogar noch 3 Klingeltöne. Aber zuvor ziehst Du Dir auf der Stelle die fehlenden Uhren an.“ „Tante, es ist so warm, ich will nicht alle Uhren anziehen. Ich habe Durst.“ „Wir Plantagisten ertragen die unerträgliche Hitze. Ai, aber klingele getrost nach Hans, er wird Dir den besten Lebenssaft bringen, den die Welt je getrunken hat. Die Lebensfrüchte stammen aus meinem eigenen kleinen Hortus. Gut, gut, ich bin zu einem zweiten Kompromiss bereit. Eine analoge Armbanduhr aus Edelstahl und Zeigerzifferblatt ohne Sekundenzeiger mit mechanischem Laufwerk, das Du selber aufziehen musst, am linken Arm, eine analoge Armbanduhr aus Bronze und Zeigerzifferblatt mit Sekundenzeiger mit mechanischem Laufwerk, das sich selber aufzieht, am rechten Arm, eine digitale Zeigefingeruhr aus Silber und virtuellem Zeigerzifferblatt ohne Sekundenzeiger am rechten Zeigefinger und eine digitale Zeigerfingeruhr aus Gold und virtuellem Zeigerzifferblatt mit Sekundenzeiger am linken Zeigefinger reicht. Los, mein Spatz, Uhren angezogen.“ „Tante, Du hast doch selbst gesagt, dass Du früher total scharfe Agen hattest und jetzt nicht mehr so gut siehst und dass ich so scharfe Augen habe wie ein Adler. Ich habe es selber gesehen, Papa ist schon oft in die Lager gefahren. Pa ist mit dem Holzvergaser in das Lager 5 gefahren.“ „Mein liebes Kind, Du magst gesehen haben, dass Dein Vater ins Lager 5 gefahren ist. Aber er ist nicht als Plantagist in das Lager gegangen, sondern als Mann.“ „Ich bin doch auch ein Mann. Also darf ich auch ins Lager.“ „Mein Jüngelchen, ja natürlich bist Du ein Mann, aber Du bist noch ein Kind.“ „Und wann bin ich kein Kind mehr, sondern nur noch ein Mann?“ „Kein Kind mehr, sondern nur noch ein Mann? Ich glaube, so etwas gibt es nicht. Ein Mann, von dem wir hier sprechen, bist Du, wenn Du groß und erwachsen bist.“ „Und wann bin ich groß und erwachsen?“ „Wenn Du volljährig bist.“ „Und wann bin ich endlich volljährig?“ „Volljährig wirst Du, wenn wir, aber was sag ich da wir, dann lebe ich ja schon nicht mehr, wenn Du Deinen 33. Geburtstag feierst.“ … „Meine Lieblingsgouvernante heißt Ludmilla. Sie hat mich zum Airport gebracht, damit ich zu Dir kommen kann. Und sie ist lieb, weil Sie beim Securitycheck bleibt, weil ich mich nackt ausziehen muss und weil ein Officer über mein Glied gelacht hat und weil ich mich nicht gerne nackt ausziehe. Aber sie hat gesagt, dass mein Glied noch leonardisch wird. Und sie hat gesagt, dass der Officer eben ein typischer Officer ist und ich glücklich sein kann, dass die Grande Dame der Tatenheims meine Lieblingstante ist und dass Du im Internat anrufst und fragst, wie ich gedeihe und ob ich bald zu Dir komme. Ich komme total gerne zu Dir, echt. Und sie hat mir eine 1 gegeben, weil ich mir schon nach 30 mal zuhören, oder war es 40 mal oder 50 mal, merken konnte: Es geht so oder so ähnlich: In dem Internatssystem, in dem ich aufwachse, ist man von der Außenwelt fast vollkommen abgeschnitten. Und dennoch bringt es mir, gerade wegen der Vielzahl der Verbote und Verneinungen, weitaus mehr Erlebnismöglichkeiten bei, als ich draußen, in der normalen Umwelt, erfahren könnte.“ … „Ich habe schnell bemerkt, dass Dein älterer Bruder Hagen bei weitem nicht die hehren Anlagen hat wie Du. Früher, als Du noch nicht geboren warst, war Hagen oft bei mir. Als zollendes Kind zog ich ihn auf, scheute nicht Müh noch Not. Er langweilte sich schnell bei meinen Worten und Beispieltaten. Aber ich habe ein sehr ausgeprägtes Pflichtgefühl und weiß sehr wohl, dass von mir, der alten, obergescheiten Jungfer, wie mich Deine Mutter hinterrücks zu nenne pflegt, erwartet wird, dass ich unserem Nachwuchs als geistige Amme diene, hörst Du, diene. Aber habe ich nicht mein ganzes Leben für unsere geistige Aufzucht hingegeben? Nachdem Du auf der Welt warst, wart ihr Knaben zusammen bei mir. Hagen benahm sich mir gegenüber ungehörig und Dir gegenüber rüpelhaft. Ja, Hagen ist ein grobschlächtiger Rüpel mit einem schlechten Gedächtnis für erlesene Sachen. Du bist feinsinnig und erinnerst Dich an Praktisches und an das Schöne gleichermaßen sehr wohl. Hagen schlägt Deinem Vater nach. Hörst Du, mein Liebling, dies bleibt unter uns. Abgemacht?“ … „Du erinnerst mich an Deines Vaters Bruder Jean-Martin. Wie gerne erinnere mich der Zeit, als Martin bei mir weilte. Damals wohnte ich noch nicht hier am Sonnenmeer, sondern am Atlantik. Karl ist ein Mann der Tat. Ja, Dein Vater kann zupacken, und wie er das kann und tut. Unser großer Plantagistenkonzern, der tatenheimsche, verdankt knallharten Praktikern, wie Dein Vater wahrlich ein herausragender ist, sehr, sehr viel. Dein Vater und Hagen sind Männer der Tat. Und Martin, ja, Martin, ist ein Mann des Geistes und der Tat zugleich. Dein Onkel Martin ist ein Schöngeist, der das Schöne mit dem Praktischen großartig zu verbinden weiß. Herrjemine, Jean-Martin, du schön und klug denkender Mensch, ging der Lauf der der Welt nicht anders, wirklich nicht anders, als dass ausgerechnet Du diese Tat, diese Tat, vollbringen musstest?“ Karla verbarg den Kopf in beiden Händen und seufzte tief. Georg rückte ganz an sie heran. Ihre Finger fuhren tief hinein in seinen dichten Schopf aus feinstgekräuseltem seidigem Haar. „Du, Georg, verkörperst die Fähigkeiten Adolfs, Julius´, Karls, Hagens und Jeans. Du bist ganz. Deshalb bist Du mir der Liebste. Ich glaube fest daran, dass Du noch leonardisch wirst.“ … „Warum ist das bei Onkel Martin so?“ „Da fragst Du nach dem Wunder aller Reiche, dem hochgepriesenen Mann, dem Helden ohne Gleiche, des Ruhmes Hort und Bann.“ „Wonach frag ich? Ich wollte doch nur wissen, warum man so viel wissen muss, wie man seinen Namen spricht.“ „Sein doppelter Name mit zwiefacher Aussprache erzählt eine wichtige Geschichte unserer Herkunft. Es ist üblich, dass Diener Hans heißen. Und da die Askaris dienen, heißen sie Hans. Früher waren wir eine Art Askaris. Wir mussten aus einem Land fliehen, das Deutschland hieß, weil uns die Beamten verfolgten und sogar in den kleinen verrammelten Räumen gefangen halten wollten. Da setzten uns andere Wanderer, die in Deutschland weilten, heftig zu. In Frankreich aber, wo Hans Jean heißt, waren viele Wanderer nett zu uns und halfen uns. Martin hieß der großer Denker aus Deutschland der 3 Uhren, der Zeit und des Seins. Die Namensschrift allein reicht deshalb nicht, unsere Geschichte zu erzählen. Auch gesagt muss es richtig sein. Also, wie heißt Jean-Martin richtig?“ … „Mein Liebling Georg, Deine Mutter ist ein Fall für sich. Mehr darf und will ich heute dazu nicht sagen. Doch schreibe Dir dieses hinter Deine hübschen Ohren: Das System der Vermischung ist nicht perfekt, vermutlich wird es niemals perfekt sein können. Es bewahrheitet sich nach wie vor, Nobody is perfect. Deshalb ist auch kein Plantagist perfekt. Und deshalb gilt, was Martin so oft sagt, wer immer strebend sich bemüht. Denn Charakter, dies müssen wir mittlerweile wohl einsehen, ist kaum züchtbar. Er formt sich im geistigen Milieu. Ich war, unter uns, mein Schatz, übrigens nie dafür, dass Popeia, wie sie jetzt heißt, in den Innercircle gelangen konnte. Das geistige Plantagistenmilieu fruchtet bei ihr nicht so gut.“ … „Na, hör mal, wirst Du wohl die Uhren anbehalten, wenn Du mit mir sprichst. Zu Ludmilla? Deine Mutter hieß früher doch selber Ludmilla. Wer ist diese Ludmilla, zu der Deine Mutter lieb ist?“ „Weißt Du, wie es weitergeht?“ „Was?“ „Das Gedicht, das ich so toll sagen kann, weil ich mir es schon nach 40 mal zuhören, oder war es 50 mal oder 60 mal, merken konnte.“ „Woher weißt Du, dass es ein Gedicht ist?“ „Ich dachte nur so. Ist es kein Gedicht?“ „Ich weiß nicht. Es ist egal, ob es ein Gedicht ist oder ob es ein Drama ist oder ob es ein Roman ist oder was es sonst sei. Wichtig ist, dass Du es kennst. Es ist wichtig, so viel wie möglich zu kennen, einerlei, ob es ein Drama ist oder ob es ein Roman ist oder was sonst sei. Je mehr Verschiedenes wir wissen, desto besser können wir es zusammenfügen und variieren. Je verschiedener ist, was wir zusammenfügen, desto besser ist die Vermischung. Das sind die Dinge, die zusammenpassen.“ … „Sehr dort hinab. Im Mondschein auf den Gräbern sitzt eine wild gespenstische Gestalt. Ein Aff ists. Hört ihr, wie sein Gellen hinausschallt in die dumpfe Öde des Lebens.“ „Du liebe Güte, woher hast Du denn das?“ „Weiß nicht mehr.“ „Bedauerlich, dass Du es nicht mehr weiß. Es hätte mich wirklich innig interessiert, wer Dir so was vor der richtigen Zeit beibringt. Diese Sentenz gehört zu den dichotomen Sentenzen und ist deshalb erst für Ohren geeignet, die 2 mal 7 Jahre alt sind. Du aber bist erst 1 x 7 Jahre alt und hast noch nicht gelernt, die Dichotomie in die Harmonie zu integrieren. Aber sei es drum. Es galt, und Du hast mir wahrlich eine neue Sentenz gewusst und der Fluss und die Hirten und der Nachen und die alten Lieder warten auf Dich. Doch zunächst höre mit meiner Engelsgeduld die Lektion zum Xten, auf dass Du sie Dir ein für alle Mal merkst: Es ist egal, ob es ein Gedicht ist oder ob es ein Drama ist oder ob es ein Roman ist oder was es sonst sei. Wichtig ist, dass Du es kennst. Es ist wichtig, so viel wie möglich zu kennen, einerlei, ob es ein Drama ist oder ob es ein Roman ist oder was es sonst sei. Je mehr Verschiedenes wir wissen, desto besser können wir es zusammenfügen und variieren. Je verschiedener ist, was wir zusammenfügen, desto besser ist die Vermischung. Das sind die Dinge, die zusammenpassen.“ „Wer ist diese Ludmilla, zu der Deine Mutter lieb ist?“ „Hagen hat gesagt, Pa ist ein paar Tage weg, da kommt bestimmt die Bauernlesbe wieder und besorgts unserer Ma. Ma treibts nur mit Pa, wenn wir new Plantagists brauchen. Aber sie ist wohl von der Bauernschlampe total ausgelutscht. Die will nicht mehr werfen. Wenn Ludmilla da ist, darf ich nicht zu Ma. Das finde ich nicht richtig. Was ist das, was Hagen sagt?“ „Du bist schon ein großer Junge und kannst sehr gut einige Zeit ohne Deine Mutter sein, und Hagen sagt dummes Zeugs auf ordinäre Art und Weise, wie es seinem Naturell entspricht. Dein Bruder Hagen ist ungehörig und rüpelhaft. Ja, Hagen ist ein langweiliger grobschlächtiger Rüpel mit einem schlechten Gedächtnis für erlesene Sachen. Deine Mutter und Dein Vater dürfen miteinander überhaupt kein Geschwisterchen für Dich machen. Hagen hat die Lehre abgeschlossen, für eine höhere Bildung hat es beim ihm, der immerzu die Formalituden vergisst, nicht gereicht. Auch ein Geselle muss wissen, immerzu wissen, dass Plantagisteneheleute miteinander seit 99 Jahren schon keine Stegreifkinder mehr zeugen dürfen. Früher, ja, da kam es durchaus noch vor, dass Plantagisteneheleute miteinander Stegreifkinder zeugten. Aber heute ist es bei strengster Strafe verboten, hörst Du Georg, hörst Du das. Merk Dir das gut. Ein Vollplantagistenkind muss es wissen und leben.“ … Das Kind sprang auf, hüpfte, seine LieblingsTERA summend, auf einem Bein zum geöffneten Fenster, lehnte sich weit hinaus, dass die Brise, die jetzt vom Meer heraufwehte, es erfrischte, und betrachtete den eingesinterten fruchtigen Hortus der Tante, erblickte Hans, der duftendes Exkrement ausbrachte. „Weißt Du, was? Du bist mein Lieblingsaskari. Hans, kann ich noch Lebenssaft haben, ganz viel? Ich sing Dir auch meine LieblingsTERA: ‚Sing on, sing on sweet voice, strange bird sing on, your plaints revive us, such songs enchant us! Sing on, sing on sweet voice, strange bird sing on, your plaints revive us, such songs enchant us!’” „Was wäre mein altes Gehirn, das sich der Vergesslichkeit nähert, ohne die erbaulichen Geschichten Deines Onkels Jean, mit denen er meinen Geist geschmeidig erhält und mich erwärmt, wenn er bei mir weilt, um sich von seinen großen und schweren Aufgaben draußen in der rauen Welt zu erholen. Er hält meinen Geist auf wunderbare Art geschmeidig und wach. Es ist ihm sehr wichtig, dass wir Plantagisten verstehen, dass die Chronizität ein Sinus ist und deshalb synchron und dyschron sein kann. Und so klein und verspielt Du noch bist, sollst und musst Du von den Gefahren, die in den Perioden lauern, hören, damit du dieses aufsaugst wie Ammenmilch. So nährt Dich Karla, ja, die Grande Dame der Tatenheims, mit geistiger Milch. Da beginnt sich der Zeiger einer Uhr, die von Plantagisten für Plantagisten konstruiert wurde und der wir deshalb ziemlich vertrauen können, zu drehen. Die Zeit beginnt. Aber während sie vergeht, gelangt die Uhr in feindliche Hände. Allein die Hände von Halbplantagisten könnten feindlich sein. Oder die Uhr gelangt in die Hände von Askaris, 1/4- oder 1/8-Plantagisten, die feindlich sind, oder in die Hände von Wanderern, die ganz sicher feindlich sind. Und jene verändern den Sinus des Zeigers. Und so kommt die Uhr zurück zu uns Plantagisten, die wir nichts von der Manipulation wissen. Und dann sagst Du zu Hagen, Deinem älteren Bruder, wenn sich der kleine Zeiger meiner Uhr noch 4444 mal gedreht hat, bin ich volljährig. Und Hagen antwortet Dir in seiner derben Sprache, Du tickst wohl nicht ganz richtig, Du Penner, Penner sagt er doch hin und wieder zu Dir. Aber es gelingt Dir, dem gescheiten Buben, Deinen tumben Bruder Hagen zu überzeugen, mit Dir gemeinsam einige Tage lang Deinen und seinen Zeiger zu beobachten. Und wenn Hagen Dich ordinär fragt, warum dieser Scheiß, dann sagst Du zu ihm, einfach so, Bruder. Denn in Dir schlummert aus Natur der Trieb des Tuns an sich, weswegen Du´s tust. Und weil Du so tust, kommt´s an den Tag und findest´s. Und Hagen ist froh, dass er Dank Deiner, obgleich er den Dank nicht bemerkt, seine eingeborene Ungeduld zügelte, indem er Deiner Bitte nachkam. Denn dieser ungeschlachte Tor erkennt nun durch Dein Spiel, dass es Eures wurde, dass die beiden Uhren, seine und Deine, verschieden schnell laufen. Und es dämmert ihm, da kommt, Zeit sei Dank, sein praktisches Naturell zum Vorschein, dass es weitreichende und unangenehme Folgen zeitigen könnte, liefen die Uhren verschieden schnell. Denn so erwachsen ist er schon, dass er es ahnt. Nehmen wir einmal an, sagt sich Hagen, ich muss mit einer Wanderin der Kokosplantage etwas regeln. ‚Diese Kokosfotzen’, auch dieses ist eine öfter aus dem Mund Hagens gehörte Vokabel, ‚sind verdammt kräftig oder vielleicht nicht verdammt kräftig, aber verdammt tricky. Ich brauche also 3 Securities, diese Schlaffschwänze.’ Herrjemine, seine Wörter. ‚Wenn auch deren Uhren und meine Uhr verschieden schnell laufen, sind sie vor mir bei der Kokos. Na, was die unter Regeln verstehen, ist sowieso klar. Aber was ist, wenn ich zuerst da sein sollte. Nicht auszudenken, was die Tunte mit mir macht. Oh, nein, oh, nein, das darf nicht passieren. Lass uns Onkel Jean, den Hässlichen anrufen. Der weiß, was wir tun müssen.’ Hagen wird sich nie hinter die Ohren, aus denen schon jetzt, so jung, wie er ist, Haare wachsen, schreiben, dass man zu Jean-Martin niemals, niemals nur Onkel Jean sagt, und er wird sich die Uhrentrinität nicht gemerkt haben, die von Plantagisten für Plantagisten konstruierte Uhr, die Sonnenuhr, die Bauernuhr. Aber es ist gut, dass sich Hagen wenigstens gemerkt hat, dass er Martin, den Genius unseres Konzerns, informieren muss, wenn es Probleme gibt. Ist meine Erziehung wenigstens so weit in Hagen, diesen geistigen Schwächling, gedrungen. Martin lacht, als er von Hagen die Geschichte von den weichen Uhren, wie Martin sie nennt, hört, nicht. Martin lacht eigentlich nie. Martin lacht zu wenig. Auch daran muss ich ihn wieder erinnern. Er soll lachen, wann er Hanna trifft. Martin vergleicht die beiden Uhren mit einer Eichuhr. Die Eichuhr stimmt mit keiner der beiden Uhren überein. Aber Martin gibt nicht auf. Er stellt Vergleiche Eurer Uhren mit weiteren Eichuhren an. Und auch diese Vergleiche ergeben, dass Eure Uhren verschiedene Zeiten haben. Aber wenigstens sind die Eichuhren der Tatenheims synchron. Und jetzt zeigt sich die Größe Martins. Es gelingt ihm, ein Treffen mit anderen Konzernen zu arrangieren, um deren Eichuhren zu Rate zu ziehen. Stell Dir vor, was für eine Großtat es ist, anderen Konzernen zu offenbaren, dass zwei Uhren der Tatenheims nicht synchron sind, ohne feindliche Handlungen der Konzerne untereinander heraufzubeschwören. Wie gehst du vor, Martin? Du sagst den Plantas, den Deng-Warsons, den Crudées, dass es wieder einmal an der Zeit ist, die Eichuhren der Plantagisten zu vergleichen. Bei allen Unterschiedlichkeiten, ja, diesen und jenen Rangeleien der Konzerne, auf unsere gemeinsame Zeit müssen wir uns verlassen können, unbedingt. Denn die Wanderer lauern, solange sie Augen haben, ja, solange sie auch noch einen Sinn haben. Aber ihnen ihre Sinne zu nehmen, was uns in einem großen synergistischen Feldzug der Konzerne wohl gelänge, wäre sinnlos. Ein Wanderer ohne Sinn ist sinnlos. Also müssen wir ihnen ihre Sinne lassen. ‚Wenn nur einer von euch erlauchten Kolleginnen und Kollegen, ja, angesichts dieses hehren Treffens möchte ich euch zurufen, Freunde und Freundinnen, der Wanderer entbehren könnte, ihr tätet´s. Aber ihr habt keine Maschinen anstelle der Wanderer. Also bedürfen wir der Wanderer wie denn je.’ Das hast du, mein verehrter und geliebter Martin, auch der schönen und kessen Hanna Crudée gesagt. Du rufst sie doch an, diese Schöne. Wie entzückt sie wäre, riefest du sie an. Und wie entzückt ich wäre, wenn... Die Statuten ließen es zu, ja, die Statuten ließen es zu. … ‚Wirklich schade, dass du so große Hindernisse siehst, meine Hand zu küssen. Und es wäre ja nur meine Hand gewesen und sonst nichts. Und wir gehören verschiedenen Konzernen an. Zwischen unseren Konzernen gibt es kaum Vermischungsverbote, wenn ich mich richtig an das Seminar bei dir erinnere. Beziehen sich die Vermischungsverbote auf Handküsse, wenn die Hand einer Actress gehört? Doch wohl kaum. In Genealogie solltest du besser sein als ich. Ach, Martin, Du bist ja nicht nur unendlich gescheit, sondern auch ein bisschen oder ein bisschen viel ängstlich? Und es ging doch nur um dieses Actress-Händchen, dem du ein Küsschen ankündigtest. Stimmt´s, Jean? So sag doch was.’ ‚Na, ja, was soll ich sagen?’ ‚Ach, Herr Professor Tatenheim, sie Mutigster der Mutigen, dann sagen sie mir doch einfach, was Ihre Uhren und Ihre Vermischungen machen?’ ‚Hast du mein Dossier nicht erhalten, das ich Dir geschickt habe?’ ‚Ich glaube, schon.’ ‚Du weißt nicht, was du von mir erhältst?’ ‚Das darf wohl nicht wahr sein. Der gescheite und weltberühmte Professor Jean-Martin Tatenheim erwartet, dass ich mir ausgerechnet Sachen merke, die ich von ihm erhalte.’ ‚Ich dachte, wir sind per du. Nein, so vermessen bin ich nicht.’ ‚Ja, wir sind per du. Nein, so vermessen bist du nicht. Aber es kommt noch schlimmer. Hast du mein Dossier nicht erhalten, das ich Dir geschickt habe? Ich glaube, schon. Ausgerechnet du, unser Oberrationalist, verwechselt Glauben mit Wissen.’ ‚Hanna, was soll diese zänkische Rabulistik an. Dies ist doch kein wissenschaftliches Seminar, wo es in der Tat auf jedes Iota ankommt. Wir trafen uns hier eigentlich zufällig; denn zugefallen sind uns dyssynchrone tatenheimsche Uhren, die nun mit dem Rest der Welt abgeglichen werden müssen. Dir sollte ich nicht sagen müssen, dass sich alle Plantagisten auf weitestgehend gleiche Zeit verlassen können müssen. Damit wir dieses Problem einigermaßen friedlich in den Griff kriegen, habe ich mir erlaubt, dich zu bitten, deine vielen Begabungen und Beziehungen bei der Vorbereitung des Treffens der Konzern spielen zu lassen. Ich danke dir von ganzem Herzen für deine spontane Bereitschaft, deinen emsigen Einsatz und deine segensreichen Leistungen. Deshalb trafen wir uns hier und reden so daher.’ ‚Was du unter Zufall verstehst. Zufällig habe ich mitgemacht und mich, bei allen Sorgen um der Zeitprobleme willen, sehr auf die Kooperation mit dir gefreut. Klar, wir reden so daher. Aber ich bin jetzt Actress, diese verrucht berühmte, wie du gesagt haben sollst. Sprache ist mein Job. Ob ich will oder nicht, sprachliche Unzulänglichkeiten entgehen mir kaum. Das kann auch lästig werden, echt wahr.’ ‚Du bist zuhöchst sprachbegabt. Das warst du auch schon, bevor du dich entschlossest, Actress zu werden. Du warst eine der Besten an der Universität. Du hattest eine steile akademische Karriere vor dir. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass es ein großer Fehler war, dass du die Universität verlassen hast. Und viele können nicht verstehen oder, besser gesagt, verzeihen, dass du das Novizin- beziehungsweise Deaofficial ausgeschlagen hast. Es gibt nicht viele Institutionen, die von allen Konzernen akzeptiert werden, ja, an die alle Konzerne gleichermaßen glauben, glauben müssen im Dienst unseres Friedens und Wohlstandes für alle. Auch ich versteh dich nicht.’ ‚Ich habe die Universität verlassen, heiliger Bimbam, wie geordnet das klingt, ich bin geflohen, Hals über Kopf, hörst Du, Hals über Kopf. Sagt dir das überhaupt etwas, Hals über Kopf? Mensch, Mann, kapierst Du überhaupt nichts? Institut für Vermischungswissenschaften, Studium der Vermischungswissenschaften, dieses Heer von beängstigend emsigen Studis, Gruppenarbeit Vermischungsenthaltung im Selbstversuch, gefeierte Mittelfeldspielerin im Androgynteam Paineball, Auszeichnung für das längste kleingekräuseltste und seidigste Haupthaar und die nackteste und glänzendste Haut, Diplom (Ausgewählte politische Phänomene des Heterosiseffektes Georg Harrison Shulls), Dissertation (Heterosiseffekt und Antidysegenetik im ausgehenden 20. Jh.) Und immer wieder das gleiche Leiern, Plantagistenstudis sind die geistige Elite, sie sind gegen die ordinäre Liebe gefeit, sie leben der Pflicht, sie vermischen sich nicht unreguliert. Hanna, Dein Dr. sc. mix. wird summa cum laude. Etwas anderes können wir uns von Dir gar nicht vorstellen, Hanna. Und dann, sehr werte Frau Dr. Crudée, sollten sie ihren ausgleichenden Charakter dem Gemeinwohl nicht vorenthalten. Sie sind prädestiniert für den Cursus dearum. Etwas anderes können wir uns von Ihnen gar nicht vorstellen. Du erinnerst dich an diese endlosen Elogen und wie aus dem vertraulichen Du dieses unpersönliche Sie wurde, ja? Warum all diese überflüssigen Formen? Frau Dr. scientiae mixtorum, etwas anderes können wir uns von Ihnen gar nicht vorstellen. Aber Hanna, die kluge und emsige Hanna, konnte und - war stark genug zu handeln. Und ihr Dr. sc. mix. wurde nicht summa cum laude, sondern gar keiner. Ich war und bin so stark zurückzulassen und zu nehmen. Das ist meine ganz persönliche Ummünzung der Werte. Bin ich ein Frauenmensch? Da hast du nun Deine verrucht berühmte, wie du gesagt haben sollst, Actress!’ Herrjemine Hanna, mir, mir vertraust du, sag mir´s, wie´s ist. Wir werden es schon richten. Uns beide trennen kein Tatenheim und kein Crudée. Natürlich durftest du Actress werden, du Schöne. Ai, sein muss es, dass wir dein langes kleingekräuseltes und seidiges Haupthaar, deine glatte, glänzende Haut, die gülden schimmert und auf die kein Haar den Schatten wirf, deine sinnlichen Lippen, deine festen Brüste, deinen schlanken Hals, der geschaffen ist, für die wertvollsten Geschmeide, immerdar auf dem XXL-TFT in der Arena sehen. Du bist unser Energiebild, dem wir vom Strom gerne opfern. Wie wohl dich Karla versteht. Du musstest Actress werden. Du wirst keine Dea, du darfst keine Dea werden, niemals hörst du, niemals. Herrjemine, es muss ein gutes Ende finden, es muss. Jean-Martin: ‚Denn die Wanderer lauern, solange sie Augen haben, ja, solange sie einen Sinn haben. Aber ihnen ihre Sinne zu nehmen, was in einem großen synergistischen Feldzug der Konzerne wohl gelänge, wäre sinnlos. Ein Wanderer ohne Sinne ist sinnlos. Also müssen wir ihnen ihre Sinne lassen. Wenn nur einer von euch erlauchten Kolleginnen und Kollegen, ja, angesichts dieses hehren Treffens möchte ich euch zurufen, Freunde und Freundinnen, der Wanderer entbehren könnte, ihr tätet´s. Aber ihr habt keine Maschinen anstelle der Wanderer. Also bedürfen wir der Wanderer wie denn je. Ja, so ist es. Und was, wenn sie sich zusammenrotten. Rotten sie sich, können sie keinen Unterschied machen zwischen den Plantagen der Plantas, der Deng-Warsons, der Crudées, der Tatenheims, weil sie keine Grenzen kennen. Niemals, seit die Konzerne näher zusammengerückt sind, haben sie auf ihren Wanderungen durch die Plantagen Grenzen kennengelernt. Und das ist gut. Es ist der Grundstock der Freundschaft der Konzerne. Was, wenn die Wanderer nicht Halt machen und sich rotten und wie Schmeißfliegen an unseren Pforten kleben und wir eine Phalanx bilden müssen? Wie aber eine Phalanx bilden ohne gemeinsame Zeit? Wie eine gemeinsame Zeit, wenn nur einige einzige Uhr dyssynchron ist und in Konkurrenz zu den anderen Uhren tritt?’ ‚Was regst du dich und uns so auf, Kollege’, hält Professor Deng-Warson, dieser große Gelehrte, entgegen. ‚Lass uns die zwei dyssynchronen Uhren mit den Eichuhren der Konzerne vergleichen. Dann werden wir sehen, welche Uhr falsch geht.’ Und indem er es so sagt, fällt uns der Stein vom Herzen, weil zwei weiche Uhren der Tatenheims nicht den Argwohn der Plantas, der Deng-Warsons, der Crudées gegenüber uns Tatenheims oder Fraktionen zwischen diesem und jenem Konzern zum Nachteil eines anderen heraufbeschwörten, so dass am Ende gar Gewalt herrschte. Das Misstrauen der DengWarsons wurde schon wegen nichtigerer Anlässe zuschlimmst geweckt. Dann pflegten sie hinter den Rücken zu hetzen. Und es sind erfahrungsgemäß die Crudées, die sich auf eine Seite ziehen lassen, nicht nur, weil sie dafür bekannt sind, das Gefühl dem kühlen Verstand vorzuziehen, sondern weil sie eben gerade damit bisweilen größte Erfolge hatten. Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es ist unvergessen, wie sich Giscard Crudée, der zu Zeiten meines Vaters Karl lebte, gegen jeglichen Rat der Freunde und vor allem wider jede Erkenntnis unserer großen Gelehrten in wichtigsten Dingen der Ernte, ich höre noch heute die tosenden Unwetter, die die Ernte bedrohten, gegen die herrschende Konzernmeinung wandte. Keinen schnelleren Takt verlangte und verlangte und verlangte er von den Wanderern. Er verbündete sich mit ihnen, die den Romanows dann fehlten. Da ernteten die Romanows, zu denen wir manche wunderbare Freundschaft unterhielten, in diesem Jahr zu wenig, im nächsten Jahr weniger und im übernächsten Jahr schon nicht mehr. Sie zogen gegrämt von dannen und die Wanderer hin. Bald trafen wir keinen Romanow mehr, aber Plantas mählich, die die romanowschen Anwesen, dies muss ich zugeben, äußert geschmackvoll in Stand setzten und bis heute erhielten. Aber so kam´s dieses Mal, obgleich die weichen Uhren uns bedrohten, nicht. Es hetzten keine erzürnten Deng-Warsons. Es ergriffen, durch kein unbestimmtes Gefühl taumelnd, keine Crudées Partei. Vielmehr erkannten alle Erdenplantagisten, dass einen jeden Konzern das Missgeschick der weichen Uhren ereilen, man aber, behalte man einen kühlen Kopf, denke nach und vergleiche, ja, vor allen Dingen, vergleiche, des Übels Ursache bald finden und mithin inskünftig gemeinschanftlich, ja, in Freundschaft leben und arbeiten könne. Du, schöne und einfühlsame Hanna Crudée, hast mit deinem außergewöhnlichen Charme den Innercercle zusammengebracht und Du, kluger und denkende JeanMartin Tatenheim, hast den Primes die trefflichen Worte gesagt. Ihr zwei zusammen wäret allzeit die besten Retter. Für dieses Mal wird die weiche Uhr gefunden. Aber wir müssen immerzu denken und wachsam bleiben. Martin, mein Bester, Du weißt es. Und deshalb entbindest du die Primes noch nicht vom hören und denken und sagst: ‚Wir sind nicht zusammengekommen, um zu wissen, dass wir, solange alle Eichuhren der Konzerne synchron sind, weiche Uhren schnell finden. Wir sind hier, um dieses zu wissen: Vermögen die Wanderinnen, auf sie haben wir unser besonderes Augenmerk zu richten, da sie mehr als ihre Männer findungsreich und ausgekocht sind, diese goldene Armbanduhr meines Neffen Georg, die ich euch exemplarisch vor Augen halte, unbemerkt verändern, dann müssen wir uns der beängstigenden Potenz, die von diesen Wanderinnen ausgeht, gewahr sein. Dringen sie voran und ein, entsteht Chaos, immer mehr Chaos, unsägliches Chaos. Nun könnte eingewendet werden, dass dieses bedrohliche Chaos selber eine Art Ordnung ist. Das ist wahr, weil wir ihre Fraktale kennen. Aber bedürfen wir, die wir uns angesichts der größten Bedrohung durch die lauernden und rottenden Wanderer einträchtig vereint haben, zur Berechnung des Chaos nicht irgendeine Zeit. Ja, und weil dieses so ist, nützt uns verästelte und gehätschelte Wissenschaft nichts mehr. Deshalb hört dies Eine: Fraktale, Chaos und was es auch sei, es sind selber Parabeln der Zeit und unlösbar, wenn unsere Zeit verwirrt ist. Denn erkennen wir nicht gleichzeitig genug der Wanderer Verirrungen, ihr Lauern, ihr Rotten, kommt unsere Phalanx kommt zu spät oder gänzlich zur falschen Zeit. Schon kleben sie nicht nicht wie Schmeißfliegen vor, sondern hinter unseren Pforten. In diesem Chaos verlaufen wir, die Konzerne uns selber, wir irren, Freund und Feind geraten durcheinander, kurzum: Mit weichen Uhren kann der Erdenfrieden und Wohlstand für alle weder hergestellt noch bewahrt werden. Und deshalb ist es der Vergleich unserer Uhren, der die Konzern keine Grenzen, falls es sie gibt, kennen lässt, Einigkeit stiftet, Erdenfrieden und Wohlstand für alle hergestellt und bewahrt. Deshalb rufe ich uns zu: Achten wir gemeinsam auf die richtige Zeit. Gemeinsam sind wir stark, wie es uns die Geschichte lehrt. Im alten Rom sagten sie Moenia und meinten, auf den gleichen Eid verpflichtet zu sein. Und so lange sie so zusammenhielten, waren sie gemeinsam stark. Völker, hört die Signale. Und daran wollen wir uns erinnern, wenn unsere Signale erschallt, Völker, hört die Signale…’ ‚Vermutlich geschah es mit Recht, dass ich keine höheren Schulen und keine Universitäten besucht habe“, rief da ein älterer Planta, der bekannt war für seinen Witz, den er nicht selten als Laienconferencier zum Besten gab, und für seine Begabung, heikle Situationen zu entschärfen und drohendes Unende ein Ende finden zu lassen, worin er in bester Tradition des plantaschen Charakters stand ‚und ein, wie man so sagt, einfacher Waffenmeister wurde und kein weithin gerühmter Gelehrter. Na ja, da gab es halt nimmer irgend etwas Interessanteres als Mathematik oder Soziologie oder die biologischen Grundlagen der Vermischungswissenschaften. Wein, Weib und Gesang, ihr wisst schon, was ich meine. Wie sagte mal ein großer Philosoph, der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach oder so ähnlich. Ohne Fangnetz und doppelten Boden, sage ich Euch dieses: Liebe Leute, wenn also sogar ich die riesen Probleme; um die es heute geht, irgendwie verstanden habe. Also ich mach da mal einen Punkt und sage erst mal dieses. Wenn ihr nicht glaubt, dass ich die riesen Probleme; um die es heute geht, irgendwie verstanden habe, dann biete ich euch an, testet den Waffenmeister NkomoAdolfo Planta, ob er die riesen Probleme; um die es heute geht, irgendwie verstanden hat. Herren Professoren Deng-Warson, Tatenheim, wenn ihr mir nicht glaubt, dass ich die riesen Probleme; um die es heute geht, irgendwie verstanden habe, dann fragt mich und testet mich. Na, was ist los, keine Fragen? Also, ich sehe schon, ihr glaubt mir, ihr glaubt mir alle. Und warum habe sogar ich die riesen Probleme; um die es heute geht, irgendwie verstanden? Weil wir unsere großen Gelehrten haben. So, und nun erst mal donnernden Applaus für unsere Gelehrten. Herzlichen Dank euch allen. Liebe Leute, wenn also sogar ich die riesen Probleme; um die es heute geht, irgendwie verstanden habe, dann habt ihr anderen es erst recht verstanden. Mehr als verstehen, gibt es nicht, das ist doch klar oder? OK, OK, was also ist der langen Rede kurzer Sinn. Was nützen uns diese ganze Moenia, alle Eide, alle Verpflichtungen, die Signale, die wir alle gerne hören’ - er singt die ersten Worte der Signale ‚Völker, hört die Signale’: ‚Sing on, sing on’-‚ Einigkeit, Erdenfrieden, Wohlstand, wenn wir, trotz synchroner Uhren, das sind doch die, die zur gleichen Zeit richtig gehen, oder?, hungern und das köstlichste Büffet, das die Welt je gesehen hat, kalt wird. Leute, es ist angerichtet. Wir Waffenmeister, die für ihre etwas derbere Art ja bekannt sind, weil, vielleicht bleibt der ewige Umgang mit dem Hihgenergynebel doch nicht ganz ohne Folgen, sagen angesichts eines solchen Prachtbuffets und der betörenden Düfte, die von ihm ausgehen, furzet und rülpset, solang es euch schmacket. Primes, der vergorene Lebenssaft ruft.’ Da weichen Sorge und Gram einige Zeit von allen, Freude, etwas Glück sogar, ergreift sie. Jetzt ist die richtige Zeit für Vertrauen. Hanna, die ihr langes kleingekräuseltes und seidiges Haupthaar nun nicht frei, sondern hochgesteckt trägt, sagt zu Martin, der nicht so tut, als könne er schmerzfrei gehen: ‚Du warst großartig.’ Und Martin sagt am Stock gehend: ‚Nunc bibendum est.’“ Von der Reise und vom Fliegengesumm ermüdet schlief Georg über die besorgten Gedanken Karlas ein. Und der Anblick des schlafenden Knaben erquickte sie. Selbst hab ich kein Kindlein, aber du, mein kleiner Schatz, bist bei mir und bereitest mir Freude, ach, was denk ich, Wonne. Wie alles aufs Beste an dir vermischt ist. Dieser schlanke Körper im goldenen Schnitt, und wie er begierlich macht, wenn er sich reckt und rekelt. Nicht mehr oft ruf ich Dir zu, langsam, Georg, langsam, nur ein Hundsfott läuft so schnell, wie dich das Wort Hundsfott belustigte. Der pflichtbemessene Gang wird dir alsdald ganz zum Wesen geworden sein. Dein seidiges Haar, deine glatte, glänzende Haut, auf die kein Haar den Schatten wirft und bronzen schimmert. Und dein Glied ist von einem goldenen Vlies bedeckt. Völker, hört die Signale. Schon werfen die Lichtkegel ihre weißen Strahlen gen Himmel, die Woofer wummern die Bässe und Drums, das Moll dringt tief in uns ein, bald vibrieren wir und unsere unteren Leiber. Was wäre es eine Welt, die es erlaubte, dass ihr zwei Wohlgeformten der nackten und glänzenden Haut, Hanna und du, da gemeinsam auf dem XXL-TFT in der Arena zu sehen wäret. Und die Deas stimmen es an, ‘Sing on, sing on sweet voice, strange bird sing on, your plaints revive us, such songs enchant us!’ Und ihr Frauenmenschen umschlichet euch grazil, tanztet immer wilder zum Grove. Da erkennten wir zwei Seiten von uns zugleich sogar. Denn traurig ist es auch, wie die Knorpel der angespannten Kniekehlen sich berühren. Das wäre unser Energiebild, dem wir vom Strom freizügig opferten. Denn jetzt empfänden wir der Deas Gebete ganz. „Wach auf mein süßes Kind, wach auf, wir wollen Martin draußen schon im Hortus begrüßen. Wie er entzückt sein wird, Dich so prächtig zu sehen. „Ich habe geträumt, dass ich nur eine einzige Uhr tragen durfte. Das hast Du mir erlaubt. Aber die Uhr war so groß und schwer, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Ich hatte Durst, einen so großen Durst und ich wollte in das Arsenal, um Lebenssaft zu trinken, Lebenssaft aus Erdbeeren und ich konnte nicht ins Arsenal zum Lebenssaft, weil ich mich nicht bewegen konnte. Und ich konnte nicht einmal nach Hans klingeln. So schwer war die Uhr. Da sagte Hagen zu mir, Du Klugscheißer, mach doch die Uhr ab, dann kannst laufen. Aber warum willst du laufen, ey, wenn du nach Hans klingeln kannst. Aber die Uhr war zu schwer, um sie abzumachen, und Hagen war nicht mehr da und ich konnte Hagen nicht suchen, weil ich nicht laufen konnte. Und der Durst war so schlimm, dass es mir wehtat. Da rief Hagen, du spielst doch so gerne sterben, na, wie ist es zu sterben. Und ich habe zu Hagen gesagt, es tut weh, so weh, weil ich Durst habe und keinen Lebenssaft aus Karlas Hortus trinken kann. Aber Hagen geht wieder mit dieser Frau in den Schuppen. Hagen, was tust du? Und als der Durst nicht mehr wehtut, weil ich sterbe, glaub ich, kommt Dea und sagt, mein Georg, mein lieber Georg, hörst du mich, ich bin es, Dea, und ich hole dich ab. Willst du wissen, wohin wir gehen? Ja, Dea, hab ich gesagt, wohin gehen wir denn, und darf ich meine Tante Karla, meine Lieblingstante, mitnehmen? Deine Tante Karla soll ich mitnehmen? Was redest du da für einen Unsinn. Deine Tante Karla stirbt doch nicht. Aber Tante Karla ist doch alt, und ich bin nicht alt. Ich bin doch ein Kind, ein total kluges Kind, hat Tante Karla gesagt. Karla, Du hast doch gesagt, dass ich mit erst 33 volljährig bin und dass Du dann nicht mehr lebst, aber ich noch lebe, weil ich dann ein Mann bin, das hast Du gesagt. Und Dea hat gesagt, wir gehen zum Event in die Arena, da sind DEA in the Act und die größten Woofer, die die Welt je gesehen hat und wahnsinnig Base&Drum. Und sie hat mich einfach in die Arme genommen und ist mit mir in die Arena geflogen auf einen Ast der uralten Eiche. Die haarigen Äffchen kletterten hinzu und knapperten an mir und lachten. Und es drehte sich das größte Rad, das ich je gesehen habe, im Wind für den Strom. Und die Woofer haben total frisch gewummert. Und die Deas haben so frisch gesungen, Sing on, sing on sweet voice, strange bird sing on, your plaints revive us, such songs enchant us! ‚Sing on, sing on sweet voice, strange bird sing on, your plaints revive us, such songs enchant us!’ Und Moira, die ich am frischesten finde, hat total frisch Base gespielt. Und Dea hat mich ganz toll gestreichelt, noch toller als Du. Sie hat sogar mein Glied gestreichelt. Da bin ich einfach eingeschlafen. Plötzlich kommt Hagen aus dem Schuppen und brüllt, du Arsch, hab ich dir nicht gesagt, du sollst aufpassen, ob jemand kommt, wenn ich mit der Maus im Schuppen bin. Du Versager. Und die Frau hat gesagt, was für einen mickrigen Bruder du hast. Und ich habe gesagt, ich bin doch tot.“ „Wie klug Du träumst, mein gescheiter Zögling. Du hast so süß die Vermischung geträumt. Hab´ keine Angst. Es gibt ein Reich, wo alles rein ist: Es hat auch einen Namen: Totenreich. Hier ist nichts rein! Hier kam alles zu allem! So ist es von den Juden, einem Volk, das vertrieben und zur Vermischung gezwungen wurde und das zum klügsten Schatz auf Erden gehört, auf uns gekommen. Aber die größte Erfindung machten die Wanderer vom Marmarameer, die wanderten, bevor der Vorhang zerriss in zwei Stücke. Es ist Nahrung, die es fast überall gab, die wir unterwegs essen konnten. Und es gab diese Nahrung auch fleischlos, hörst Du, fleischlos. Doch den Schleier, den sie auch mitbrachten, wollten die Frauen nicht. Erzähle mir Deine Träume, alle Deine Träume, dass ich weiß. Träumt Hagen, der rüde, nicht? Noch niemals hat er mir einen Traum erzählt. Aber Martins Träume sind wunderbar. Herrjemine, die Zeit drängt. Er wird bald eintreffen. Da wollen wir uns frisch machen. Diese Hitze; die wir freiwillig ertragen wollen, um uns abzuhärten. Komm, mein süßes Kind, wir wollen uns frisch machen und Martin draußen schon im Hortus begrüßen. Wie entzückt er sein wird, Dich so prächtig zu sehen.“ „Martin, mein Liebling, lass Dich küssen. Wie geht es meinem geliebten Kind. Nicht wahr, ich darf doch alle Zeit, die mir noch bleibt, mein geliebtes Kind zu Dir sagen? Und wie steht´s um den Herrn Professor und Dekan des Institutes für Vermischungswissenschaften? Und wie erträgst Du Dein schweres politisches Amt? Was bringst Du uns, Georg und mir, aus der Außenwelt mit? Sag, nicht nur Sorgen. So sagst Du es? Bitte, nimm zum Begrüßungstrank einen Schluck dieses Lebenssaftes. In ihm ist auch von Dir und Dea hat ihn geweiht.“ „Karla, meine Amme und mein Augenstern, Dich zu sehen ist mein Alles. Ich bin glücklich.“ „Onkel Martin, Onkel Martin, siehst Du mich denn nicht. Ich bin doch auch hier.“ „Seine Disziplin ist bewundernswert. Wie er sich in die Reihenfolge der Generationen einzuordnen vermag, und das in diesem Alter, schier unglaublich. Aber natürlich sehe ich Dich Georg. Wie könnte ich meine Hoffnung Georg nicht sehen. Sähe ich Dich nicht, wäre ich blöd. Sagst Du immer noch so gern du Blöder, du Blödmann, du Blöder?“ „Onkel, ich bin jetzt schon groß, da sage ich so was nicht mehr.“ „Und was sagt man in Deinem fortgeschrittenen Alter stattdessen?“ „Hagen, der noch älter ist als ich sagt ey, Arsch.“ „Was höre ich, können wir das Thema Hagen nicht wenigstens aufs Nachher verschieben. Doch sage mir zum Willkommen, wie es unsere Tradition will, welchen Vers Dich die Kindergärtnerin gelehrt hat.“ „Ich will aber auch sagen, welchen Vers mich die Tante gelehrt hat: Es ist egal, ob es ein Vers ist oder ob es eine Sense oder was es ist. Wichtig ist, dass Du es kennst. Es ist wichtig, XXLviel zu kennen, voll egal was. Dann ist die Vermischung super. Das sind die Dinge, die zusammenpassen.“ Unter dem schallenden Gelächter Karlas und Martins, dessen Wohlwollen Georg lange kannte, sagte das Kind auf: „Es ist so frisch. Sie hat mir eine 1 gegeben, weil ich mir schon nach 20 mal zuhören, oder war es 30 mal oder 40 mal, merken konnte: Es geht so oder so ähnlich: In dem Internatssystem, in dem ich aufwachse, ist man von der Außenwelt fast vollkommen abgeschnitten. Und dennoch bringt es mir, gerade wegen der Vielzahl der Verbote und Verneinungen, weitaus mehr Erlebnismöglichkeiten bei, als ich draußen, in der normalen Umwelt, erfahren könnte.“ „Jenes wusste dieser Dichter gut. Doch tröstete er, als es sich zu dieser Zeit begab, zu der der Vorhang in zwei Stücke zerriss und sich da auf den Weg machten die Wanderer, den Schlächter der Wanderer mit Grabesrose. Deshalb heißen wir den Dichterseele dichotom und lernen aus allem: Die Kräftigsten, Klügsten starben nicht. Sie wanderten und ihre Vermischung hob an. Und nun Georg, mach doch mal die Augen zu. So, jetzt dreh Dich im Kreise, immer weiter, immer weiter. Ist Dir schon schwindelig? Halt. Hier ist meine Hand. Und nun dreh Dich hierhin, noch ein Stückchen. Und jetzt Augen auf. Siehst Du?“ „Was soll ich sehen?“ „Dort.“ „Wo dort?“ „Na, da dort. Siehst Du nicht den Truck?“ „Klar, seh ich den Truck. Bist Du mit dem gekommen. Ey, kannst Du einen so großen Truck fahren?“ „Nein kann ich nicht. Aber der Askari kann Truck fahren. Weißt Du, was sich in dem Truck befindet? Eine blöde Frage, Du kannst es natürlich nicht wissen. In dem Truck befindet sich ein Geschenk für Dich.“ „So ein großes Geschenk hast Du mir mitgebracht?“ „Fasse bitte als Bestandteil meines Geschenkes den Hinweis auf, dass sich auch in einer großen Verpackung ein kleiner Körper befinden kann.“ „Ist das das, was Verarschung ist?“ „Die Frage, weshalb die Spezies Mensch das Niedere und Schlechte und Verabscheuungswürdige leidenschaftlich mit den Geschlechts- und Ausscheidungsorganen in Verbindung bringt, ist nicht beantwortet, aber falsch. Georg, möchtest Du einen Schluck geweihten Lebenssaftes aus Karlas Hortus haben? Trink, Neffe, trink. „Was ist im Truck für mich?“ „Ihr Askaris, auf, auf, bringt bitte die Ladung hierher.“ „Hagen sagt, und Ma hat es auch schon gesagt, zu Askaris muss man nicht bitte sagen.“ „Diese Auffassung ist überholt, weil ineffektiv. Das ist empirisch. Dass Popeia so meint, nun ja. Wir wissen ja, dass eine Femina nova als besonders scharfe Hündin enden kann. Diese kleine Ausschweifung musst Du Popeia nicht unterjubeln.“ „Kinder, nun habt ihr aber genug qequatscht. Ich bin mindestens genauso neugierig wie Georg. Heraus mit dem Geschenk.“ „Über Verpackung sprachen wir schon, und diese Verpackung ist ein Meisterwerk der Topologie.“ „Schön smartibunt. Ist das ein riesiger Kasten und so schwer. Ich kann ihn keinen Millimeter wegschieben.“ „Und nun Georg, bitte zieh an dieser Schleife, fest, fester, zieh, ja. Das Seil, es riss.“ „Die ganze Verpackung ist auf einmal weg, Wahnsinn. Das soll ein Geschenk sein? Dieser blöde Kasten soll ein Geschenk sein? Das ist überhaupt kein Geschenk. Das ist ein blöder Kasten.“ „Wer wird denn gleich weinen. Das ist kein blöder Kasten. Das eine Uhr.“ „Dieser blöde Kasten soll eine Uhr sein? Ich hab doch schon so viele Uhren. Tante, muss ich diese schwere Uhr auch anziehen. Ich bin doch schon tot wegen der schweren Uhr.“ „Tot, schwere Uhr, was hör ich. Heute tragen die Askaris die schwere Uhr, ansonsten die Sonderplantagisten, nicht Du. Eine solche hast Du nicht. Das ist eine Atomuhr, die Du deshalb nicht erkennst, weil es eine historische Atomuhr ist, die gebaut wurde, bevor der Vorhang in zwei Stücke zerriss. Es ist eine Eichuhr. Nun ist sie Dein.“ „Ok, ich freu mich, aber nur, wenn ich noch ein tolles Geschenk bekomme, Onkel, aus Deiner Tasche, aus dieser Tasche da. Da sind ja leckeren süßen Sachen, stimmt´s. Hm, ich freue mich, ich freue mich, ich freue mich.“ „Ein großartiger Rezitator und zugleich ein Charmeur.“ Die neugierigen Äffchen, die über die Zeit frech geworden waren, weil sie sich des guten Willens und der lachenden Münder der Plantagisten gewiss sein konnten, waren herbeigeeilt und nahmen schon Besitz von der vielförmigen schweren Uhr. Und wie sie inmitten der herrlichsten Landschaft, beim fruchtigen Hortus turnten, purzelten und knabberten an den Drähten der Uhr, sagte Karla, beseelt vom Augenblick und vom Duft des Lebensstoffs: „Die Askaris sind schon da der Reinigung und der Labe wegen. Sie fahren auf dem Nachen. Geh Du, Georg, hinunter zum Flusse.“ Da rannte das Kind wie ein Kind im Schlepptau die lachenden haarigen Äffchen. „Martin, mein Liebling, lass Dich erneut küssen. Wie geht es meinem geliebten Kind. Nicht wahr, ich darf doch alle Zeit, die mir noch bleibt, mein geliebtes Kind zu Dir sagen? Und wie steht´s um den Herrn Professor und Dekan des Institutes für Vermischungswissenschaften und den größten Kenner der Gefahren der Zeit? Und wie erträgst Du Dein schweres Official? Was bringst Du mir aus der Außenwelt mit? Sag, nicht nur Sorgen. So sagst Du es? Bitte, nimm zum Begrüßungstrank einen neuen Schluck dieses Lebenssaftes. In ihm ist auch von Dir und Primedea hat ihn geweiht.“ „Karla, meine geistige Amme und mein Augenstern, Grande, Dich zu sehen ist mein Alles. Ich bin glücklich. Ich komme aus der aus der Außenwelt in Deine Innenwelt, wo die Grande Dame wirkt. Ist Deine Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt im gleichen maße erschüttert wie meine? Heilt die Zeit alle Wunden? Ich weiß es nicht. Weißt Du, wie es wird?“ „Nehmen wir Platz inmitten des fruchtigen Hortus, der der Ernte ungeduldig wartet, und erfrischen uns mit dem köstlichsten Lebenssaft, den die Welt je getrunken hat.“ Den brachte der Askari Hans, und Jean-Martin strich ihm, als der Askari servierend sich bückte, liebevoll über die haarige Wange. „Allein durch das Backenhaar, treuer Hans, unterscheidest Du Dich vom Plantagisten. Klüger als mancher von uns bist Du, wohl war, und dennoch hat Dich das Backenhaar zu schmücken. Aber ein Stigma ist es nicht, nicht wahr, denn es wurde Dir ja nicht eingebrannt, sondern das, was Dir ist, gelassen. So bist Du ein Askari. Uns Plantgisten aber werden die Haare genommen, so dass, so hoffen´s wir zum wenigsten, die Haut spiegelglatt sei und bronzen glänze und kein Haar den Schatten wirft. Aber das Haupthaar bleibt uns, je mehr und feinstgekräuselt, desto besser. Warum die Erscheinungen so verteilt sind? Herrjemine, sie könnten sich genauso gut anders einfinden. Erinnerst Du Dich meiner Sinnierungen über die meiersche Geschichte der Formalituden? Einerlei, wie Formen wurden, sie sind. Wir müssen, ja, wir müssen mit den Formen leben und arbeiten, wie sie sind. Das ist die Natur, die wir lieben und verehren. Aber wir richten, was wir lieben, nicht zugrunde. Deshalb verschwenden wir es nicht. Und wer weiß, weil er merkt und merkt und merkt, er konzentriert sich auf die wesentliche Form. Die von Natur aus mit der glatteren und glänzenderen Haut waren auf den Wanderungen die Klügeren und Schlaueren und Tapfereren und Einträglicheren. Diese Frauen waren sich, teils aus eigenen Stücken, teils geführt vom Mann, nicht zu schade, ihren Körper selber einzusetzen, um Vermögen zu mehren. Allein sie scheinen wissend, weise und zugleich mit erkennendem Gefühl zu sein. So im Ganzen verfasst, erkennen sie die gesamte Natur am besten. Deshalb war es die Frau, von Natur mit der nackteren Haut gesegnet, die Natur zu kennen und zu wollen. Mehr Schutz als Nötig ist pure Verschwendung und führt lange vor dem Verglühen der Sonne ins Verderben. Aber endlich haben das alle erkannt, die sich Plantagisten nannten und heißen. Sie kühlen nicht mit Verschwendung die künstlichen Räume, wiewohl sie es ohne weiters könnten, aber ertragen mit nackter, glatter und glänzender Haut, auf die kein Haar den Schatten wirft, freiwillig die unerträgliche Hitze der Erinnerung und des ewigen Wissens und der Neugastaltung wegen. Macht euch die untertan, so verstehen wir es jetzt. Und die Frau, die natürliche Wisserin, muss die Dea sein. Sie formt die Formen zum Ritus, der uns zum bewahrenden Handeln ermahnt und erfreut. Der Hortus, der Lebensstoff, der Lebenssaft, die Räder, die sich drehen im Wind für den Strom, so wird´s im Kreislauf lange wären. Und die Werte so münzen und das Leben so zwingen, das können die, die deshalb nicht länger Herrenmenschen heißen, sondern Frauenmenschen sind.“ Wieder strich Jean-Martin Hans, dem Askari, liebevoll über die haarige Wange. „Auch Du, treuer Askari Hans, weißt von diesem viel. Und dennoch trägst Du einen Backenbart, freiwillig, resigniert, renitent, wir wissen es nicht, und was hättest Du davon, Dich zu offenbaren außer Unwillen und Misstrauen Deiner Plantagistin? Vielleicht hoffst du, bald zum Viertelpantagisten getauft zu werden und, mag sein, dass du davon träumst, ohne Bewährungszeiten sofort zum Dreiviertelplantagisten getauft zu werden, weil du dir sagst, so viele Jahre schon diene ich ohne Fehl und Tadel der Grande Dame Karla und ich diene nicht nur, ich weiß viel, oftmals viel mehr als etliche Vollplantagisten und Sonderplantagisten, die nicht selten tumb und rüde dünken. Aber Du denkst nicht nur an Dein eigenes Fortkommen in Deiner Gegenwart. Du malst Dir die Zukunft, die über Dich selber hinausweist, also körperliche Zukunft begründen kann, aus. Du weißt, dass alle, sobald sie ½-Plantagisten geworden, zur Heterosis zugelassen sind und unser Züchtungswissen bereits so verfeinert ist, dass die Behaarten oder die Glied- und Brustunförmigen und was es da mehr an plantagistenunerwünschten Erscheinungen gibt so geschickt anderen Plantagisten zugeführt werden, dass uns nicht nur durchschnittliche Plantagisten geboren werden, sondern gerade aus derlei Vermischungen unsere prächtigsten Nachkommen hervorgehen. So groß ist unser Wissen über die Tradierung der heterozygoten Vorteile. Familien, die sich in der Züchtung entpuppen, mit hoher Wahrscheinlichkeit Plantagistenunförmigkeit hervorzubringen, sind natürlich, selbstverständlich nur der herrschenden Plantagistenauffassung gemäß, andere mögen´s anders sehen, von der Vermischung mit Vermischungsplantagisten ausgeschlossen und werden Sonderplantagisten. Doch auch Sonderplantagisten sind Plantagisten und keine Askaris und Wanderer. Aus der Vermischungswisssenschaft wissen wir, dass es sinnvoll ist, sich die Sonderplantagisten untereinander vermischen zu lassen und immer wieder einmal einen ihrer Nachkommen in die Vermischungsplantagisten einzumischen. So gelingt es uns mählich, die abscheulichen Resultate, die die gentechnische Lebewesenzüchtung auf uns gebracht hat, auszumerzen. Ich stehe voll und ganz dazu, dass auf die gentechnische Lebewesenzüchtung die soziale Autoeuthanasie steht. Diese uns Meineid sind nicht durch Leben zu rechtfertigen. Schaut Euch unser aller Liebling Georg an. Er ist das Produkt der Vermischung eines Vermischungsplantagisten und einer Sonderplantagistin. Mag uns an seinen Eltern so manches unpässlich sein, bereits das Kind Georg scheint anzudeuten, dass uns da ein an Körper und Geist herausragender Plantagist geboren wurde. Wie alles aufs Beste an ihm vermischt ist. Dieser schlanke Körper im goldenen Schnitt. Nicht mehr oft ruf ich ihm zu, langsam, Georg, langsam, nur ein Hundsfott läuft so schnell, wie du. Wie ihn das Wort Hundsfott belustigt. Der pflichtbemessene Gang wird ihm alsdald ganz zum Wesen geworden sein. Sein seidiges Haar, seine glatte, glänzende Haut, auf die kein Haar den Schatten wirft und bronzen schimmert. Züchtung ist bei aller Wissenschaft immer auch ein Versuch, ein frommer Wunsch: es möge sein. Dies könnten die Altvorderen gemeint haben, als sie sagten, „Urandum sit mens sana in corpore sano“. Leider lassen die meisten Menschen, auch viele meiner Studenten, wenn sie diese Sentenz bemühen, den wichtigen Teil weg: „Urandum sit…“, der fromme Wunsch. Bist Du, mein treuer und lieber Askari Hans, also erst einmal Plantagist, dann bleibst Du Plantagist. Dies alles weißt Du, wenigstens ungefähr, und mit diesem Bewusstsein hoffst Du vielleicht, Dich in dem großen Kreislauf im Schoß der Plantagisten verewigen zu können. Aber dein Traum erfüllt sich nicht. Da resignierst du nicht und wirst renitent. Du suchst und findest gleichgesinnte Askaris. Ihr verpflichet euch gemeinsam auf die gleiche Moenia gegen das, wie es ist. So wurdet ihr mit der Commoenia Kommunisten und lauert und rottet euch. Wie Schmeißfliegen klebt ihr an den begehrten Pforten. Seid ihr genug und besser, siegt ihr. Habt ihr genug Werte umgemünzt, seid ihr Frauenmenschen, wahrlich. Aber Herrenmenschen seid ihr, wenn eure Männer mehr als die Frauen das Grundmaß eurer Ordnung sind. Dies alles ist möglich. Das ist der Lauf der der Welt, in die wir geworfen sind. Und lerne heute auch dieses: Das ist der Lauf der Welt, in die wir nicht geworfen werden, sondern geworfen sind.“ Und es vergingen Abend und Nacht, die Georg mit Hirten und Askaris verbrachte, was er liebte. Oben tanzten die Möwen im Aufwind und fochten Rangspiele. Während Jean-Martin von der haarigen Wange des Askari Hans ließ und sein Blick von der Terrasse hinunter über das Flusstal glitt, wo Georg mit den Askaris den Nachen stakte und wo die Hirten die Tiere weideten, in denen der Natur heilige Geburt reifte, hörten sie die Hirten, die die Flussfahrer entlang des Ufers begleiteten, singen „Brich an, o schönes Morgenlicht, und lass den Himmel tagen! Du Hirtenvolk, erschrecke nicht, weil dir die Engel sagen: Dass dieses schwache Knäbelein soll unser Trost und Freude sein, Dazu den Satan zwingen und letztlich Frieden bringen“, sagte er plötzlich „Ist der Leichnam eingetroffen?“ „Sie ist bei mir. Hier im Hortus ist sie schon Lebensstoff und bleibt uns. ‚Flowers growing on her head.’ Martin, ach, Martin, warum musste Dich dieses schwerste aller Officials in dieser Zeit treffen, warum nicht früher, warum nicht später?“ „Karla, das Official ist Official und nicht Person. Glaubst Du, ein anderer Kapselan hätte anders handeln dürfen, handeln können? Sie war die Dea aller Konzerne für die Reinhaltung der Vermischungen. Sie galt als kommende Primedea. Sie war eine Tatenheim. Ich bin ein Tatenheim. Dies wog bei den anderen Konzernen umso schwerer. Wäre es im Dienste des gegenseitigen Vertrauens möglich ge- wesen, den Kapselan der Plantas oder der Deng-Warsons oder der Crudées zu bitten. Das Misstrauen gegen uns Tatenheims wäre ins Unermessliche gewachsen. Alte Animositäten wären aufgebrochen, Fraktionierungen mit unabsehbarem Leid wären die Folge gewesen. Dem Frieden und der Wohlfahrt aller Geschöpfe, seien sie Wanderer, Askari, Plantagisten, ist zu dienen. So weiß ich´s, nicht anders, so hab ich´s geschworen, so hat´s die geliebte Schwester geschworen, so hat´s die DEA geschworen. Wie konnte sie meineidig werden? Meineid rächt´ ich. Karla, das Amt ist Amt und nicht Person. Glaubst Du, dass ein anderer Kapselan hätte anders handeln dürfen, handeln können?“ „Nein, natürlich nicht, das weiß ich wohl. Aber er hätte nicht zu Tragen an der Last der eigenen geliebten Schwester.“ „Ja, die eigene geliebte Schwester, das war sie und ist sie und hier, in diesem Herzen, ist sie immer. Und ihr Tod lässt dieses Herz schmerzen und bluten, für immer. Wie dieses ertragen, ich weiß es nicht.“ „In diesen Armen hielt ich das Kind, an diesem Busen wiegte ich es. In diesem Hortus spielten wir Stund um Stund, in diesem Stuhl lauschte das Mädchen meiner Worte. Von diesem Tisch nahm es meinen Lebenssaft und trank, sitzend auf der Sintermauer. Als ich von der Schande erfuhr, ich wollte mitgehen in den Tod, eingedenk der unumgänglichen Sühne. Wir könnten sagen, sie hat Schande über die Familie gebracht. Ja, Sie hat Schande über die Familie gebracht. Doch mit der Schande hätten wir, Du und ich und alle Tatenheims, hätten sie´s erfahren, gelebt. Wir hätten, Du vor allen Dingen, hättest eine Lösung der Sühne gefunden. Aber es ist ja mehr, ja, Schlimmstes. Sie hat nicht als Kind der Tatenheims, nicht als Deine Schwester Thea, nicht als mein Zögling geschändigt, sie hat als Dea, als Dea der Reinhaltung der Vermischungen, gefrevelt. Sie hatte den höchsten Deaeid geschworen und hat ihn gebrochen. Und so steht´s in den Verträgen der Konzerne: Diesen Meineid muss der Kapselan rächen, auf dass die gesamte Ordnung der Vermischung reinerhalten werde. Der Kapselan hätte sich selber schuldig gemacht, hätte er anders gehandelt. So musste er wirken zur Aufrechterhaltung der Ordnung aller Konzerne, oh, ai.“ „“So ist´s, Karla, Du Große, so muss es sein. Nur in der pflichtbewusstesten vertraglichen Ordnung haben die Konzerne friedlichen Bestand. Und dieses ist die Inskunft der Wohlfahrt für alle Wesen, seien sie Würmer, Äffchen, Wanderer, Askari oder Plantagisten. So ist unsere Welt konstruiert und, dieser Gedanke zermürbt mich, dekonstruiert. Du bist doch da, wenn ich die große Ehre habe, auf dem kommenden interkonzernalen Kongress einige meiner Gedanken zur dekonstruktivistischen Beschreibung der Natur und Lebenssachverhalte vorzutragen. Ich werde mir immer gewisser, dass wir nicht behutsam genug sein können, wenn wir die Annahmen, deren Insgesamt uns letztlich veranlasst, dies und das zu denken, zu sagen, zu tun, für notwendig halten, denn sie könnten, wenigstens teilweise, auch nur hinreichend sein. Deshalb müssen wir, wenn wir konstruieren, sorgfältig die hinreichenden und notwendigen Annahmen unterscheiden. Ist es so? Weißt Du, wie es wird?“ „Theas Todesevent in der Hauptarena gilt´s zu halten. Höre, was zum Todesfest auf mich kam: Da, wo die Prozession ist, wird der größte Park sein der Räder, die sich drehen im Wind für den Strom. Sie haben die Lieblingsfarben Theas, türkis die Masten und pink die Räder. Lauter denn ja ertönt das Signal ‚Völker hört die Signale’. Schon werfen die Lichtkegel ihre weißen Strahlen gen Himmel, die Woofer wummern die Bässe und Drums, das E-Moll dringt tief in uns ein, bald vibrieren wir und unser Sonnengeflecht. Nie erlebte Weihrauchschwaden des besten Olibanums, das die Welt je gerochen hat, atmen wir ein. Die alte Rieseneiche in der Arena ist mit tausenden goldenen Kerzen geschmückt. Was glaubtst, wie fraulich diese Leuchtdioden erhellen werden. Zwei Wohlgeformte der nackten und glänzenden Haut, Hanna und Georg, sind gemeinsam auf dem XXL-TFT zu sehen. Und die DEAs stimmen es an, ‘Sing on, sing on sweet voice, strange bird sing on, your plaints revive us, such songs enchant us!’ Und die Frauenmenschen Georg und Hanna umschleichen sich grazil, tanzen immer wilder zum Grove. Da erkennten wir, wenn sich Hanna und Georg wie Sir Galahads Häuptling und Saona sich umschlichen und wir der Großaufnahme ansichtig wären, zwei Seiten von uns zugleich sogar. Denn traurig ist es auch, wie die Knorpel der angespannten Kniekehlen sich berühren. Diese Ekstase wäre unser Energiebild, dem wir, alle Konzerne, die Plantas, die Deng-Warsons, die Crudées, die Tatenheims, vom Strom freizügig opferten. Denn jetzt empfänden wir der Deas Gebete und die Weltordnung ganz.“ „Welche Dekonstruktion, doch nicht Georg und Hanna, diese Abtrünnige, gemeinsam auf dem XXLTFT.“ Schon hatte die Security in dem County, wo sich die Hauptarena befindet, alle Schilder mit der Aufschrift „Arbeit auf den Plantagen macht frei“ entfernt. Da trafen aus allen 4 Himmelsrichtungen ein die höchsten Verteter der Plantas, der Deng-Warsons, der Crudées, der Tatenheims. Sie litten unter der unerträgliche Hitze und waren zugleich glücklich. Denn nur das Notwendigste hatten sie anzulegen. Es bedeckten also Frauen und Männer ihre Scham nur mit dem goldenen Festtagsvlies, so dass ein jeder sich seiner nackten und glatten, güldenen oder bronzenen Haut rühmen konnte. Kein Haar warf einen Schatten, nur das lange feinstgekräuselte seidige Haupthaar, wenn es dem Menschen noch war. Keine Frau trug das Haar hochgesteckt. Die köstlichsten dufteten Öle erglänzten die Haut. Später berichteten manche, die Blicke heischen konnten, auch Wanderer und Askaris, dieses Meer der güldenen und bronzenen Menschenhäute sei ein einziger großer Spiegel gewesen, der das Sonnenlicht reflektiert und den, der es gewagt habe, unmittelbar dieser Menschenmasse ansichtig sein zu wollen, geblendet habe. Aber Hagen und einigen anderen Plantagisten war unter Androhung der strengsten Strafen befohlen, trotz der unerträglichen Hitze sich im prächtigen Festtagsornat einzufinden. Die Androhung der strengsten Strafen war aber nur eine Reminiszenz aus einer Zeit, als Plantagisten vom Schlage eines Hagen Tatenheim, Duce Planta, Caudillo Deng-Warson oder Iwan Crudée anlässlich eines Hochevents oder eines anderen ähnlich hohen Events das Anlegen des prächtigen Festtagsornates tatsächlich anbefohlen werden musste. Denn damals wollten auch solche ihre Häute ausstellen und sich nur mit dem goldenen Festtagsvlies bedecken. Jetzt aber war es für sie das Normalste von der Welt, dass sie zu diesem Hochevent prächtiges Festtagsornat trügen. Sie, die sie ja sondere Plantagisten waren, was nichts damit zu hatte, ob sie nun Voll- Viertel- oder Achtelplantagisten waren, hatten sich, wie es Sondere des Allgemeinen zumeist zu tun pflegen, auf bestimmten Gebieten zusammengetan. So fühlten sich die Sonderplantagisten in diesem und jenem in einem elitären Bewusstsein. Heute sagten sie sich, wenn denen mit dem goldenen Vlies die Hitze unerträglich ist, um wie viel mehr ertragen wir, die wir im prächtigen Festtagsornat sind, die unerträgliche Hitze. Und ein umso größeres Opfer bringen wir dar. So dachten sie und so waren sie Teil der Prozession. Sie alle wurden auf dem Aufzugsplatz von den Deas und ihren Novizinnen empfangen. Die Novizinnen waren von den Plantagisten durch das goldene Novizinnenvlies zu unterscheiden, das so knapp geschnitten sein musste, dass das Schamhaar, das bei Novizinnen eigens mit Goldgel gefärbt sein musste, seitlich üppig herausquoll, weshalb nur solche Frauen Novizinnen werden konnten, die über derlei üppiges Schamhaar verfügten, und das ebenfalls mit Goldgel behandelte Haupthaar. Die den Deaeid geschworen hatten, bekannten sich zusätzlich durch die edelsteinige Mitra, die mit den goldenen Fäden ins goldgelige Haupthaar gewebt war, zum religiösen Amt. Da aber Goldgel, das auf Erden sonst kein Mensch verwenden durfte, sich herauswüsche und die Mitra herausflechten ließe, für immer, entschiede sich eine Dea am Ende doch gegen das dealiche Official, war beides als Fanal eines unauslöschlichen Eidpaktes nicht genug. Deshalb trugen die vereidigten Deas die bunten und hippen Tattoos, die, indem sie auf eine gewisse Art und Weise grimmig wirkenden Geistern, wie sie aus dem alten China bekannt sind, glichen, irgendwie Furcht einflößend aussahen. Zwar musste jede Dea das Tattoosymbol tragen, das den Livearea, den sie repräsentierte, verkörperte, durfte darüber hinaus aber ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Deshalb gab es regelrechte Tattookonkurrenzen unter den Deas. Die tollsten Tattoos wurden in Modezeitschriften und auf Shows ermittelt. „Do you want this Let?“ stachelten die Conferenciers die Jurorinnen an. „Let it be“, riefen die sie, wenn ihre Daumen nach unten zeigten. „Let it“, grölten sie kichernd durcheinander, wenn ihre Daumen nach oben zeigten. Erst, wenn sich in diesem Hin und Her, das oft viel länger dauerte als das Noviziat, eine Dea für das tollste Tattoo entschieden hatte und dieses Favouritetattoo die Bedenkzeit überlebt und die Primedea ihr Plazet erteilt hatte, ließ sich die Dea bei ihrer Inthronisation ihr Liveareatattoo, das dann schon berühmte Let, an der vorgeschriebenen Stelle in die Haut nadeln. Deatattoorankings waren so beliebt, dass sie die Auflagen der Modezeitschriften regelmäßig erhöhten. Wer auf Tattooshows, zu denen massenweise Zuschauer pilgerten und die super Einschaltquoten, die nicht unter Stromvergeudung fielen, hatten, modeln durfte, hatte es schon ein bisschen geschafft. Und so geschah es mit der Zeit, dass Modelagenturen und Chefradakteurinnen und TV-Bosse größtes Interesse daran hatten, Novizinnen in den Klöstern zu lancieren, vor allem, weil sie, die sie wegen der von konservativen Kreisen immer weiter vorangetriebenen TV-Rationierung murrten, auf diesem Weg mit ihrer BioBeauty im TV waren, ohne ungeheuerliche Summen für TV-Strom aufbringen zu müssen. Sie verschmerzten geradezu die Coins, die sie für diese Einschleusungen der jungen Frauen lockermachen mussten, an wen auch immer. Wenn sie aber dachten, Geld allein regiere die klösterliche Welt, hatten sie auf diesem Markt die Rechnung ohne die Wirtin gemacht, denn eine Primedea war dereinst von dieser Welt und ist üblicherweise durch ihre Herkunft mit vielen Wassern gewaschen. Aber die wirtschaftlichen Zänkereien, die mit den Placements in die Klostermauern Einzug hielten, veranlassten hinter den Sinterumfriedungen eben doch ein Quantum Mehr an Arbeit, die mit dem anderen Churching nichts zu tun hatte. So hieß die Welt der Novizinnen zwar Kloster. Aber die Wege von der Außenwelt in die Abgeschlossenheit hinter den Sinterumfriedungen und von dort hinaus waren verschlungen und mannigfach. Auf diesen verschlungenen religiösen Pfaden gelangten die Tattoos auf und in die Haut der Liveereadeas, kurz Leds genannt, wie sie vor allem von der Jugend genannt wurden. Und es muss von allgemeinen Beliebtheiten nicht besonders betont werden, dass nicht nur die Modezeitschriften, Modelshows, TV-Sender, BioBeauties, die sich damit befassten, und die Tattoos Kultstatus erlangten, sondern die Leds selber. Groups benannten sich nach den Leds, die ihre Konzernvornamen behielten. Nur die Dea, die zur Primedea gekürt wurde, nahm nach ihrer Inthronisation einen Officialname an. Besondere Berühmtheit erlangte eine Dea für Ritus namens Pythia, weil sie die Weihrauchdosis, die während der Events so drastisch erhöht hatte, dass die Feiernden high wurden, und eine neue noch stärkere Amplifiergeneration einführte, und weil sie gegen den Widerstand vieler profaner und klerikaler Kreise durchsetzen konnte, wozu sie gehörigen Charmes hätte gebrauchen können, den sie aber nicht hatte, weil sie die Charaktereigenschaften, die im Konzern Deng-Warson bevorzugt tradiert wurden, ganz und gar verinnerlicht hatte. Es gelang ihr mit hartnäckigem Biss, als einzige Frau in einer Boygroup Frontgirl oder, da eine Dea aufgrund ihrer Karriere biologisch kein Girl mehr sein kann, besser gesagt, als Frontwoman aufzutreten. Die körperlich deagenormte Pythia gab auf jeder Stage, auch vor dem Altar, mit den 3 Boys ein Superbild. Die Boys fanden Pythias Ansinnen, mit ihnen zusammmen eine Group zu machen, sofort total frisch. Es war ihnen völlig klar war, dass es der Karrierekick sein musste, mit einer echten Dea in einer Group zu spielen. Dass es letztlich zu dieser Deaboygroup kam, hat viel damit zu tun, dass einer der Boys aus Primekreisen stammte, die das Vorhaben featureten. So kam es zu DEA an the Three Boys, die dann wirklich weltberühmt wurden. Den Boy von den Primes, der auf reifere Frauen abfuhr, schärfte es total, sich im Umfeld einer Frau bewegen zu dürfen, die, bei aller deagenormten Attraktivität, kraft ihres heiligen Officials mit ihm nur und nur mit der Gefahr der Deautoeuthanasie Sex haben konnte. Jeder ahnte, dass es mit dem Sex bei Grandes Dames etwas Besonderes auf sich haben musste. Sonst hätte doch die eine oder andere von ihnen schon mal ein Kind gehabt. Jeder wusste, dass jede Dea geschworen hatte, nach ihrer Inthronisation auf Fick zu verzichten. Sex im allgemeinen konnten sie haben. Waren die Stagegigs mit den Boys für die Dea nicht auch irgendwie sexy. Der Primeboy meinte nach aufgeregten Gigs in der Garderobe manchmal so einen gewissen weiblichen Geruch in die Nase zu bekommen. Also im Fall der Deas Sex ja, Fick auf keinen Fall. Deafick hieße Meineid, und Deameineid bedeutet Deautoeuthanasie. Seine sexuellen Phantasien im Umfeld des Todes schärften den Primeboy vermehrt. Ihre 1. MiniTERA mit 4 Longplays hieß „Sir Galahad“ und der Lieblingssong aller Groupmembers war „Saona“. Wenn die Dea Pythia bei Gigs vor seinen Augen über die Stage fegte, ihren durchtrainierten muskulösen Körper schlangenartig im Takt bewegte, ihr Unterleib zum stampfenden Rhythmus vor- und zurückstieß und sie aus „Saona“ die Stelle „Traurig ist es, wie die Knorpel der angespannten Kniekehlen sich berühren“ ins Mikro hauchte, dann schwoll bisweilen sein Glied so brutal an und pulsierte so heftig, dass er meinte, sein mit Rubin-Pailletten besetztes Gigvlies zerrisse, weshalb er es nicht wagte, den Körper des Base anders zu halten als über der Lende, was freilich in den Augen der Girls total frisch aussah. Wenn nach dem Gig die Group der kreischenden Eventmeute, Girls zu the Three Boys und Boys zur deageformten Woman, die berühren und grapschen wollte und ihre Gigvliese gen Group warf, voller Seligkeit und Taumel in die Garderobe entkommen war, waren alle 4 selber noch vom stampfenden Rhythmus der E-Moll Melos benommen und erschöpft erregt. Es war einmal in dieser schweißigen Garderobenluft, als der Primeboy den Ort hinter Pythia einnahm und ihr zärtlich über die immer noch etwas gespannten Muskeln des Rückens strich. Da sie´s geschehen ließ, streichelte er nun zärtlich ihren Nacken. Da sie´s geschehen ließ, bewegten sich seine massierenden Hände über den Hals gen Brust. Da sie´s geschehen ließ, liebkosten seine warmen Handinnenflächen ihre Brust. Und sie erinnert sich von Jahr zu Jahr weniger daran, dass sie nicht wusste, wer´s tat und dass sie´s voll mochte und vergaß und immer noch vergaß, als die Hände das Gigvlies erreichten und durch es die Vibration drang, dass es jetzt immer wärmer wurde und sie auf der Schwelle war, noch mehr oder alles zu vergessen. Und es war der richtige Augenblick, da der Vlies nicht mehr da war und es vibrierte. Nun vergaß sie nicht einmal mehr, sondern tat nur dieses, dass sie nach ihm im Vlies griff und es wollte und es nicht erwarten konnte. Da flog die Garderobentür auf, Nkomo-Adolfo Planta stieb herein, rief: „Wein, Weib und Gesang. Mein Tantchen, was wärst Du ohne Deinen Neffen, Pardon, Großneffen Nkomo-Adolfo, der Dir über alle Maßen an´s Herz gewachsen ist, ja, was sage ich, von allen Männern am meisten lieb hast. Kinder, wo sind denn die anderen 3 Kinder, ihr wart wieder einmal großartig. Ein voller Magen studiert zwar nicht gern, womit ich mich nicht ganz so gut auskenne, wie ihr wisst. Aber ein leerer Magen schläft nicht gern. Lasst Euch das von mir gesagt haben. Das köstlichste Büffet, das die Welt je gesehen hat, wird kalt. Leute, es ist angerichtet. Wir Waffenmeisteranwärter, die für ihre etwas derbere Art ja bekannt sind, weil, vielleicht bleibt der ewige Umgang mit dem Energynebel doch nicht ganz ohne Folgen, sagen angesichts eines solchen Prachtbuffets, das ich eigens für euch und natürlich auch mich habe zur Feier des Tages anrichten lassen, und der betörenden Düfte, die von ihm ausgehen, furzet und rülpset, solang es euch schmacket. Musicians, kommt alle, Tante Pythia, Dea, Eure Eminenz, der vergorene Lebenssaft ruft.“ „Nun hast Du 3 wünsche frei.“ „Pythia, meine Fee, ich nehme Dich beim Wort.“ Und weil der Lebensweg des Primboy Wendungen nahm, die seine Glaubwürdigkeit nicht mehrten und sie der Waffenmeister niemals behelligte und sie schon lange keine DEA with the Three Boys mehr war, versank der Vorfall mählich im Nebel. Die frauende Primedea, die ungefähr in Karlas Alter stand, dem Konzern Planta entstammend, dessen Klugheit und Geschicktheit im Stiften und Erhalten von Neutralität sprichwörtlich ist -so sagten schon die Kinder, das ist doch planta und meinten, das ist egal- war eine von Wuchs und Antlitz beeindruckende Frau und jetzt eine Matrone, die Fünfe gerade sein lassen konnte. Ihre Inthronisation hatte sie mit einer Paukenschlagsymphonie eröffnet, indem sie von der Stage verkündete, sich keinen Primedeanamen zulegen zu wollen. Das hatte es in der Primedeatradition noch nie gegeben. Und es machte das Ondit die Runde, ihre Vorgängerin, die selige Primedea Madonna II., die sich während ihrer Officiallzeit mit einem riesen Aufwand gerade dafür eingesetzt hatte, dass der persönliche Primedeaname für ein engravierendes Programm stünde, drehe sich grämend im Grabe. Vom Konvent eben zur Primedea gekürt, sagte Evita Planta: „Ich bin Eure Primedea Dea“. Und sie sagte es herab vom Primedeabalkon, bedacht vom seidenen purpurroten Baldachin, mit einer so gütigen Stimme, aber zugleich derart bestimmt, dass alle, die es vernahmen, zwar im ersten Augenblick geschockt waren, dann aber schneller, als man es hätte zu Zeiten der Primedea Madonna II. annehmen dürfen, zur Gewohnheit übergingen. Vergessen war, dass viele wissen wollten, dass Evita Planta, schon als auf sie gekommen sei, dass ihre Chancen zum besten stünden, zur kommenden Primedea gekürt zu werden, ihrem vertrauten Kreise kundgetan hätte, als Primedea Dea heißen zu wollen und Einwänden lächelnd begegnet sei, der Mensch sei nach wie vor ein Gewohnheitstier. Wenn dieses aber bereits vor ihrer Kür im Raume gestanden habe, weshalb habe dann niemand versucht, ihre Kür zu verhindern? Oder hätten es welche versucht, sich hingegen nicht durchzusetzen vermocht? Oder stecke in der Abschaffung eines persönlichen Primedeanamens ein höherer Plan? Solcherlei Spekulationen erregten die Gemüter. Da sich freilich das Plantagistenvolk über die Officialführung ihrer neuen Primedea alsbald nur Erfreulichstes zu berichten wusste, verebbten derlei Spekulationen schnell. Denn seit Primedea Dea regierte, stellten die Events, und vor allen Dingen die Hochevents, alles in den Schatten, was Churching bisher zu bieten vermocht hatte und dies, obgleich man sich eine Steigerung der Großartigkeit von Events seit der Regierungszeit Madonnas II. schier nicht vorstellen konnte. Und nun musste man sich es nicht mehr vorstellen, weil es Wirklichkeit geworden war. Gerne erzählte man sich diese Beispiele: Als erstes wurden sämtliche Arenen, die renovierungsbedürftig waren, baulich Instand gesetzt und verschönert, indem in jeder Arena das Mauerwerk durchbrochen wurde im Verhältnis des goldenen Schnittes zu den Fensterflächen. Diese architektonische Meisterleistung, ergänzt um Sinterumfriedungen, der gewagte Statik einen architektonischen Terminus technicus begründete, Sinterstatik, verfeinerten die Glaser durch den Einbau purpurroten Glases, dessen anheimelnde Röte durch Verwendung echten Goldes bei der Glasgewinnung entstand. Wurde die automatische Decke geschlossen, die nun innen vergoldet war, und schien es herein, war es die Röte der Röte. Für solche Augenblicke prägte Primedea Dea die Eventformel „Wo zwei und drei versammlet sind in der Röte der Röte heiligem Namen, da tritt das Heilge selber ein und spricht dazu das Amen“. Diese Formel sang sie mehr, als dass sie sie sprach, zur von diesem Johann Sebastian Bach entlehnten Melodie. Mochte man den Plantas nicht nur witzigen Charme zugute, sondern bisweilige Verzärtelung vorhalten, so bewahrheitete sich, was Evitas Großonkel, der Waffenmeister Nkomo-Adolfo Planta, ihr so oft ins Ohr geflüstert hatte. Seine in ihrem Gehörgang reflektierte warme Atemluft kitzelte so schön, wenn er ihr ins Ohr flüsterte. Vielleicht konnte sie sich deshalb seine Einflüsterungen besonders gut merken. „Man lernt für´s Leben und nicht für die Schule“, sagte er zum Beispiel bevorzugt. Oder: „Lass sie uns ruhig zarte nennen. Die im Dunkeln sieht man nicht.“ Oder: „Heute so, morgen so. Heute hören wir schmissige Operetten und am Sonntag einen Bach. Und nicht vergessen, beides schmissiger Marsch, links, rechts, 1, 2, 3, 4, links, rechts, 1, 2, 3, 4 und den Paukenschlag auf 1 und 3. Da kommt Stimmung auf, mein Mädchen, Stimmung.“ Und so war ihr beim Hören von diesem Bach, den außer ihrem Onkel kaum noch jemand kannte, immer klarer geworden, dass seine Musik, gerade, wenn sie im 4/4-Takt gesetzt ist, voll beatig und groovig ist. Von „Wo zwei und drei versammlet sind in Jesu heilgem Namen, da tritt Jesus selber ein und spricht dazu das Amen“ nahm sie von jedem Takt den 1. und 3. Ton, sampelte ihn harmonisch zu E-Moll und legte ihre Formel „Wo zwei und drei versammlet sind in der Röte der Röte heiligem Namen, da tritt das Heilge selber ein und spricht dazu das Amen“ darüber, wobei es einige Unpässlichkeiten bereitete, die Stelle „Jesu“ durch „in der Röte der Röte“ zu ersetzen. Aber irgendwie gelang´s und durch das fetzige Wummern des Base und der Drums, das auf 1 und 3 besonders reinhaute und durch die Woofer und neu angeschafften Amplifier so xxllaut war, waren einzelne Töne ohnehin nicht mehr nachzuvollziehen. Das Endprodukt kam wie gesagt voll an und bewegte die Gemüter. Und sie löste damit einen regelrechten Kult der Röte aus. Viele Privatarenen der Plantagisten wurden nach dem Vorbild der Deaarenen umgestaltet, ja in den meisten Plantagistenhäusern dominierte das Rot. Und da Röte der Röte ein bisschen zum Synonym für Heiligkeit wurde, wähnten sich die Plantagisten in ihren rötlichen Anwesen dem Heiligen ein bisschen nahe. Beim Churching traten allenthalben die angesehendsten Groups auf mit immens aufwendigen Acts. Seither kam die Supergroup DEA in the ACT Churchingverpflichtungen kaum noch nach, so dass es nicht verwundert, dass Plagiatorinnen aus dem Boden schossen. In allen Arenen brannte pro Quadratmeter Arenafläche ständig eine echte Bienenwachskerze, deren betörender Duft mit dem Tyndalleffekt schwebte. Aber während des Events und beim Act hatte jeder Eventbesucher gratis so viele Wunderkerzen zum Abfackeln zur Verfügung, wie er an Lebensjahren zählte. Allein diese Beispiele mögen genügen, welche feierlichen Großtaten die Primedea Dea in den Augen der Plantagisten vollbrachte. Wie nun alle Medaillen 2 Seiten haben, unkte in diese Anheimelungen, von denen wir ja hoffen, sie mögen niemals Enden und durch den Alltag ersetzt werden, hinein Vladimir Deng-Warson, dass man sich fragen könne, woher denn die ganzen Coins für diesen immensen Churchaufwand kämen. Nicht, dass er dem Grunde nach etwas gegen diese Prachtentfaltung der Churches, die in der Tat äußerst kunstvoll und gekonnt und Konsens stiftend sei, habe. Aber man müsse schon fragen dürfen, woher die ganzen Coins dafür kämen. Der offizielle von den Konzernen gebilligte Churchingetat reiche dafür wohl nicht. Es war Allgemeinwissen, dass die Deng-Warsons mit den Plantas nicht immer zum Besten konnten, sei es aus Gründen, die unerforschlich aus den tiefen der Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt hervorkommen, sei es, weil sich diese zwei Konzerne, frauende Statuten hin und her, doch hin und wieder coinmäßig in die Quere kamen. Da habe die Deng-Warsons der Neid gepackt, dass ausgerechnet eine Planta Primedea wurde, und der Neid werde vermehrt, indem Leila Deng-Warson, die von ihrer Familie viele Jahre als Primedea aufgebaut wurde, kurz vor ihrer Vereidigung zur Dea der Ökologie ins Actressgewerbe abdriftete, wahrscheinlich beeinflusst von Hanna Crudée. In Wirklichkeit war es jedoch so, dass die fast eine Generation ältere Leila ihrer Schülerin Hanna den Weg von der Universität, wo Leila Deng-Warson einen Lehrstuhl für Hortusökologie innehatte und sich die beiden Frauen anfreundeten, als Hanna Seminare der Professorin Deng-Warson besuchte, ans Theater zeigte. Aber dies blieb das Geheimnis der beiden Frauen. Kurz und gut, der Öffentlichkeit stellte es sich so dar, dass zunächst Hanna Crudée die Universität trotz allerbester akademischer Karriereaussichten schmiss und Actress wurde und geraume Zeit später die als Dea gehandelte Professorin Leila Deng-Warson nachfolgte. Alles in allem waren es diese mannigfaltigen Verflechtungen und Hoffnungen und Enttäuschungen der Deng-Warsons in Bezug auf die Churchingofficials, die keinen Konzern, nicht die zum Scherzen aufgelegten und für ihren Charme bekannten homines novae Planta, nicht die gefühligen und wankelmütigen, aber auch bisweilen empathischen Crudée, nicht den ältesten Konzern, die rationalen Tatenheims, übermäßig erregte. Gleichwohl war es den besten Rationalisten der Tatenheims nicht entgangen, dass ausgerechnet Professor Vladimir Deng-Warson, der bei aller Zornesfähigkeit niemals unrational ist, nicht Church gesagt hatte, sondern Churches. Erst auf dezidiertes Nachfragen der Tatenheims ließ er ausrichten, dass er mit dem Plural nicht die Einheit der einen und allmächtigen Church habe in Frage stellen wollen, sondern damit lediglich die vielen Churchbauten, also Arenen, gemeint habe. Für´s erste war die Sache gegessen. Niemand denkt daran, eine Mauer zu errichten. Aber wie es ist, seit Sprache ist: Ein Wort gibt das andere. Zündstoff ist in der Welt, der, unkontrolliert, an anderen Orten und aus anderen Anlässen zu Explosionen führt. Die Ledlets waren ziemlich groß, wie wir später noch genauer sehen werden. Nehmen wir den Fall an, eine Dea durchliefe den gesamten 7stufigen Cursus dearum von der Novizinnen- bis zur Primedea und ließe sich für jedes Deaofficial ein großflächiges Tattoo in die Haut stanzen, dann könnte unter Umständen am Ende die Körperoberfläche nicht mehr ausreichen. Eine solche komplette Deakarriere gab es bisher allerdings noch nie. Gleichwohl muss für den Eventualfall Vorsorge getroffen sein. Der Einwand, im Fall eines kompletten Cursus dearum sollten wenigstens die folgenden Tattoos eben kleiner sein, zählt nicht. Denn Tattoos müssen groß sein, dass man sie gut erkennt, wenn man den ganzen Deakörper betrachtet, sei es ohne Vergrößerung oder via XXL-TFT, über die die Deas bei Massenevents liefen. Dea kann nur werden, wer vorbildliche Haut hat, bronzenfarben, auf die kein Haar den Schatten wirft. Diese Menschenhaut muss vorbildlich zu sehen sein. Um dies alles zu gewährleisten, steht in den Churchregeln geschrieben, dass sich die Novizin, die eingangs als Novizinnendea inthronisiert wird, sich einmalig für irgendeine Livearea entscheiden kann, die als Tattoovorbild dient. Auch dieses werden wir später sehen, dass die zur Zeit thronenden Deas ziemlich genau wussten, was sie wollten, als sie sich für ihr Let entschieden. Allerdings mag zuggleich ein Quantum Zufall dabei sein, dass auf der Trauerprozession jede Dea das Tattoo trägt, das Symbol ihrer LE ist. In dem County, wo sich die Hauptarena befindet, wo die Trauerfeier stattfindet, sind alle Schilder mit der Aufschrift „Arbeit auf den Plantagen macht frei“ entfernt, so dass sich alle frei bewegen konnten, die Securitypoints der Konzerne ausgenommen. Es waren eingetroffen aus allen vier Himmelsrichtungen die höchsten Verteter der Plantas, der Deng-Warsons, der Crudées, der Tatenheims. Wie fast überall auf der Welt, wo sich die großen Attraktionen befinden, zu denen die Menschen in Massen strömen, fand sich auch im Einzugsgebiet der Hauptarena, des Churchingcenters der Plantagisten, zugleich allerlei Anrüchiges und Ruchloses, zweifelhaftes Volk und Gesindel ein. Größeren Zuspruchs mussten sich jene Spielhöhlen erfreuen, in denen nicht nur manches Glücksspiel unplugged geboten wurde, vor allem Männer waren es, die verschieden lange Hölzchen zogen oder irgendwelche Steinchen unter Hütchen verschwinden und wieder auftauchen ließen, sondern in denen es grellbunte, flimmernde und flackernde und sprechende und kreischende Automaten gab, die ohne Stromverbrauch nicht funktionierten. Wie hätte es diese Spelus, wie sie inoffiziell genannt wurden und die offiziell strengstens verboten waren, weil sie gegen die Stromverbrauchsverordnungen verstießen und deshalb unter strenger Beobachtung standen, in beachtlicher Zahl geben können, gäbe es kein Spieler. Da auch der Besuch der Spelus unter strenger Beobachtung stand, die Spelus aber florierten, wie viele zu wissen meinten, machte die Rede von Bestechlichkeiten die Runde. Und Vladimir DengWarson, der dafür bekannt war, wenige Blätter vor den Mund zu nehmen, hatte schon mehrmals den Tatenheims vorgeworfen, in das Spelusystem verwickelt zu sein aus niederen Beweggründen der Gier, weshalb die Tatenheims gegen die allgemeinen Interessen und die friedlichen Koexistenz der Konzerne handelten und Konzernschädlinge seien. Die Tatenheims Konzernschädlinge, derlei eingängige Slogans setzen sich in den Köpfen leicht fest, überhört wird zumeist der Zusatz, wenn er verschachtelter ist. Denn in seiner Eigenschaft als Professor gab sich Vladimir Deng-Warson eigentlich niemals die Blöße der Simplizität und Einseitigkeit, weshalb er auch in diesem Fall hinzugesetzt hatte: „Konzernschädling nicht im allgemeinen, sondern im speziellen Fall, wenn er bewiesen ist.“ Aber da es nur Rüche gab, wanderten die Vermutungen hin und her, und auf dem nächsten Primemeeting sinnierte ein Habilitand Professor Jean Tatenheims über die Rolle der Gerüchte im globalen Konzernleben. Indem sein Referat „Reflexivität und Redundanz der Fama“ hieß, war klar, dass die Tatenheims die Gefoulten gaben und den Ball wie mit einem Strafstoß zurückschossen. Der in seiner Wortwahl etwas gestelzt klingende Vortrag ließ, bediente man sich einer klareren Sprache, den Schluss zu: Wer ohne Beweise die Tatenheims, den ältesten und Traditionen und Konsensus stiftenden Konzern, des Schädlingtums bezichtige, habe a priori, wohlgemerkt, a priori, triftige Gründe. Seien diese triftigtsten Gründe aber Abgründe oder, anders ausgedrückt, Spelus? Dies ließen die anwesenden DengWarsons nicht auf sich sitzen. Die streitigen Worte wechselten die Parteien, bis schließlich ein DengWarson rief: „Euer Hagen, Euer Sonderling, wird in der Arenaspelus gesehen und nicht nur einmal. Es half ihm nicht, dass er sich raffiniert verkleidete, die Hauthaare, vom vielen rasieren schon stoppelig, wieder rasiert, damit die federkielartigen Harrstoppeln nicht erkenntlich seien, die Haut bronzefarben camouflagiert, den Vlies über das unförmige Glied drappiert, fehlte noch, dass er eine Lebensechtmaske trüge mit dem Gesicht der Ps oder D-Ws.“ „Meint Ihr Idioten, wir wären so blöd und ließen zu, dass Hagen in Spelus gesehen würde, wenn wir Dreck am Steck en hätten?“ „Dreck am Stecken, Geldwäscher. Mit Maschinen ernten die Tatenheims jetzt die ungleichen Früchte wie gleiche. Woher kommt das Geld für Eure Maschinen, die zu bauen und kaufen die anderen das Recht nicht haben? Weshalb haltet Ihr die Quellcodes dieser Maschinen geheim? Wanderer braucht ihr da minder und sagt ‚Wanderer ihr seid frei’. Ja, was heißt denn „Wanderer, du bist frei’? Es wandern die Wanderer in Rotten und lauern, unfriedlich suchen sie auch bei uns. Und je mehr sie uns heimsuchen, desto mehr eignen sie sich an, mischen sich unter die Vermischungen, aber, hört, ohne Ordnung, zur falschen Zeit, dyssonchron. Die schützende Phalanx kostet Geld, das die Tatenheims ernten und uns allen fehlt.“ „Tatenheims“, wendet da sogar einer der Plantas, deren Ruhe und Besonnenheit bekannt ist und geschätzt wird, aufgebracht ein, „wenn sich euer Bekenntnis zum Wohl aller Konzerne nicht nur auf euren Lippen befindet, sondern wenn ihr es ehrlich meint mit unser aller Eintracht und Glück, dann rückt die Quellcodes raus und gebt euren Obolus zur Abwehr der streunenden und lauernden Rotten, die allein auf euren Mist gewachsen sind.“ „Was hör ich, Mist? Du Mistkerl, missbrauche nicht den Namen des hehren Lebensstoffes zur Verleumdung des ältesten, Tradition und Sinn stiftenden Konzerns. Wüsste ich nicht, dass Du einem nachgerückten Konzern ohne würdige Tradition angehörst, mit welchen hinterfotzigen Methoden ihr Konzern wurdet, es schweigt des Sängers Höflichkeit, ich würde Dich mit dem spitzesten Sinter pfählen, den die Welt je gesehen hat. Nur die Gnade der späten Geburt schützt Dich. Die Maschinen dachten unsere Denker sich aus. Hättet ihr solche Denker, dächten sie Maschinen sich aus.“ „Deine Rabulistik, mit der Du die Wirklichkeit verdrehst, junger Tatenheim, ist zum Kotzen und kann nur durch Deine Jugend entschuldigt werden. Wir sollten keine Denker haben, die Maschinen sich ausdächten? Wer hat die Nanoholzvergaser mit dem Superwirkungsgrad, die Exkrementoptimizer, die Highenergysecuritynebel gedacht und gemacht? Nicht die Tatenheims, es waren die P´s, die D-W´s, die C´s. Aber sie haben die Quellcodes allen, ja, allen Plantagisten offenbart und die Coins geteilt für unsere Phalanx wider die wandernden Rotten, die lauernden. So muss es sein und nicht anders.“ „Trotz allem seid ihr Ps, D-Ws, Cs nicht weniger verdächtig, im Spelusumpf zu stecken, als wir Ts. Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Mit der alten Bibel wollt ihr von Eurem Verdacht ablenken. Meint Ihr, darauf fallen wir rein? Deng-Warson hat mit Dreck auf uns Tatenheims geworfen. Deshalb macht er sich verdächtig, deshalb machen sich alle verdächtig, die in den Starensang einstimmen.“ „Dass Du, der linkeste Geschäftemacher der Tatenheims, die alte Bibel in den Mund nimmst, kommt gerade recht. Van Achtern betreibst Du die Abspaltung des Deaofficials für die Novizinnen von der einen wholy Church. Warum? Ist doch klar. Die Novizinnen bringen mit ihren Tattorankings, Modelshows, TV-Acts, Musicgroups jede Menge Coins hinter die Sintermauern, die von den anderen Deas verschlungen werden. Die Coins wollt ihr Tatenheims Euch in die Taschen stopfen. Deshalb habt Ihr mit allen Tricks versucht, Eure Thea über alle Gebühr lange, gegen jede Tradition im Deaofficial für die Novizinnen zu halten.“ „Unverschämter Sack, weder wollten noch wollen die Tatenheims die Abspaltung des Deaofficials für die Novizinnen von der einen wholy Church noch sich der Novizinnendea Coins in die Taschen stopfen noch deshalb unsere geliebte Thea über alle Gebühr lange, gegen jede Tradition im Deaofficial für die Novizinnen halten. Aber diese von Dir in den Raum geschriene Verleumdung bringt mich auf einen ganz anderen Gedanken, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Frank und frei den Fall gesetzt, Ihr anderen Families, die wir Tatenheims bisher, die eine oder andere Rangelei hin und her, als beste Partner und Freunde im unaufhörlichen und aufopferungsvollen Tun für die eine Welt der Konzerne begriffen, wirklich vermutet, die Tatenheims wollen die Abspaltung des Deaofficials für die Novizinnen von der einen wholy Church und sich der Novizinnendea Coins in die Taschen stopfen und wollen deshalb unsere geliebte Thea über alle Gebühr lange, gegen jede Tradition im Deaofficial für die Novizinnen halten, dann läge doch für Euch nichts näher, als mit allen Mitteln, und wenn ich sage, mit allen Mitteln, dann meine ich mit allen Mitteln, zu versuchen, unsere geliebte Thea, unsere Dea für die Novizinnen, von diesem Official zu entfernen. Und noch etwas: Im übrigen spült nicht das Novizinnendeaofficial die meisten Coins in die Klöster, sondern das Deaofficial für die Reinhaltung der Vermischungen, weil es in zig Patente und Lizenzen der Heterosisforschung und -züchtung verwoben ist, ja eingebettet sein muss. Unsere gemeinsame Geschichte hat uns gezeigt, dass die profanen Statuten nicht hinreichen, die Reinhaltung der Vermischungen zu gewähren. Religiöse Ordnungsmächte , hinzutreten. Seit´s so ist, klappt´s ja auch recht gut. Deshalb messen wir dem Deaofficial für die die Reinhaltung der Vermischungen die höchste Bedeutung bei; deshalb hat es diese Machtfülle. An dieses Official wollen letztlich alle ran. Ist es deshalb ein gefährliches Official? Es scheint so, weil es uns nach der mysteriösen Autoeuthanasie der Vermischungsreinhaltungsled Tabea Crudée, die doch allein ihrer, ich bitte um allseitiges Verständnis für dieses Attribut, Wankelmütigkeit wegen zu diesem Official, ja, sagen wir es ruhig so, überredet werden konnte, seither nicht mehr gelang, dieses Official zu besetzen. Nur weil in unseren Churchgelübden eine Regel gefunden werden konnte, die dorthin aus alten Zeiten gekommen war, darf unsre Primedea verpflichtet werden, zugleich das Deaofficial für die die Reinhaltung der Vermischungen kommissarisch auszuüben. Und wir erwiesen uns überaus klug, als wir beschlossen, die Einkünfte des Vermischungsreinhaltungsdeaofficials in einer gemeinsamen Kasse zu verwalten gemäß dem Grundsatz ‚Gebt den Konzernen, was der Konzerne ist und der Church, was der Church ist’.“ Da nun der hässliche Streit mit dieser Ausführung wieder in geordnetere Bahnen geraten war, sich aber dennoch ein Streithans fand, der gegen den Schönredner gar das Wort „Wichser“ als Schimpftirade schleuderte, fühlten sich endlich die Grandes Dames der Konzerne aufgerufen, einzugreifen. Schon seit geraumer Zeit hatten sie zornige Blicke, die aber zugleich Belustigtes bargen, getauscht. Es waren diese Blicke, die sie sich üblicherweise zuwarfen, wenn die Männer bei Primemeetings aneinandergerieten. Mit diesem Grand View, diesen Terminus kreierten sie kichernd bei GrandesDames-Treffen, warfen sie sich ihre Ungeduld zu, wenn die Männer um des Kaisers Bart stritten und vor lauter Gestrüpp die glatte Haut nicht mehr sahen. Die Grandes Dames trafen sich in unregelmäßigen Abständen, anders ausgedrückt, spontan. Diese Treffen organisierte heute die eine, morgen die andere Grandes Dames mit ausgiebigen Telefonaten einfach so, wie sie sagten. Gäbe es keine Security, hätten die Männer von diesen Treffs nichts gewusst. Aber da sie´s wussten, beäugten sie sie mit Argwohn, da sie fürchteten, dort fänden geschäftliche als auch private Dinge, und wann sind in einem Konzern private Dinge nicht auch geschäftlich, die sie lieber hinter verschlossenen Türen belassen haben wollten, einige Ohren zu viel. Hätte sich ein Mann nur ein einziges Mal in diesen Salon feminique illustre, so nannten sie ihr Zusammensein auf der Fantasymitgliedkarte, die sie, um Spaß zu haben, entworfen hatten, verirrt oder gewagt, falls er denn zugelassen worden wäre, sein Argwohn wäre vielleicht nicht gänzlich gewichen, weil er bestimmte Zeichen nicht zu deuten wusste, aber er hätte bestimmte Wendungen genommen. Denn nur ein tumber Tor ohne jegliche Sensorien hätte nicht auf eine gewisse Art und Weise bemerkt, also eher gefühlt, dass diese Frauen, wie sie so zusammensind, wie aus heiterem Himmel Dinge und Möglichkeiten ahnen, Kreise ziehen und Bande knüpfen über Händel und Grenzen hinweg. Sag bloß, die kleine Gwendolica Deng-Warson mit dem alten George Planta, ist der nicht Halbplantagist, die eine; aber hör mal, das ist gar nichts gegen das, der kleine Eros Planta mit der alten, wie alt ist sie eigentlich genau, ZsaZsa Crudée, die andere; dann jene, wie und wo haben die sich gefunden und wie soll das gutgehen, Floyd Crudée und Ulrich Deng-Warson, habt ihr gewusst, dass die bi sind? Und schließlich jene andere, Jean Tatenheim und Hanna Crudée, läuft denn da was, kann man da nicht ein bisschen nachhelfen? Und irgendwann, wenn es ihnen wieder einmal um das Gegen- und Miteinander der Menschen und Konzerne geht, würden sie sich traurig fragen, wie es passieren konnte, dass ihnen Thea und Hagen Tatenheim entgingen. Die Security mochte versagen, wenn es um Menschenschicksale geht. Wie aber konnte das System der Ahnungen der Grandes Dames ausgerechnet in diesem Fall unerschreckt und tatenlos bleiben? Die Grandes Dames, betagt, viele Plantagisten nahmen ihrer eingedenk das Wort weise in den Mund, hatten im Verlauf der reichlichen Jahre ihres Lebens etliche Männer kennengelernt, und je mehr Männer es wurden, die Männer, wie sie bisweilen belustigt, manches Mal, so meinte man dem Tonfall zu entnehmen, enttäuscht, sagten. Doch war es, wie gehört, eher einer ihrer Witzigkeiten, Männer über einen Kamm zu scheren., was sie unter keinen Umständen taten, wenn es ernst wurde. Die Frauen, denen die Voraussetzungen zur Grande Dame gegeben waren, sind aus Gründen der Herkunft und Kraft Natur an wenigen Händen abzuzählen. Sie müssen Voll- und qua Erscheinung potentiell Vermischungsplantagistin sein, das Studium der Hortuswissenschaften erfolgreich absolviert und sich hernach auf diesem Wissensgebiet, sei es in Forschung, Lehre oder Praxis, über dem Durchschnitt bewährt haben und, dieses ist freilich das heikelste Auswahlkriterium, zugleich infertil sein. Es war insofern einerlei, ob sie dieses von Geburt waren oder es sich, um sich für eine Grande Dame zu qualifizieren, beibrachten, als diese höchstgebildeten Hortusfrauen niemals in ihrem Leben an ihrem eigenen Leib das Wunder der Geburt erfahren durften. Da diese Anforderungen, Grande Dame zu sein, derart außergewöhnlich waren, wurde, um dieser Außergewöhnlicheit Ausdruck zu verleihen, vom „Ihrem Sein“ gesprochen. Jedem Plantagisten war klar, was mit „Ihr Sein“ gemeint war und verwechselte „mit ihrem Sein“ nicht „mit Ihr Sein“. Natürlich hatten Plantagisten vom Schlage eines rüden Hagen Tatenheim oder der naiven Gwendolica Deng-Warson ihre Probleme mit derlei philo- logischen Feinheiten. Früher reichte es zum Grandes-Dames-Sein, wenn eine Frau, die die weiteren Voraussetzungen mitbrachte, hoch und heilig die Kinderlosigkeit versprach. Doch auf dieses Versprechen war nicht immer Verlass. Indem die Grandes Dames kurz Les Grandes genannt werden und im Plantagistenkosmos sonst niemand als Großer oder Große tituliert wird, sehen wir, welche wichtigste und grundsätzlichste Bedeutung diesen zum nachhaltigsten Verzicht Bereiten zugemessen wird. Dass sie auf den mannigfaltigsten Lebensgebieten als Vorbilder galten und es in den meisten Fällen tatsächlich ja auch waren, erregte es umso mehr aufsehen, wenn eine Grande, was äußerst selten, aber eben doch einmal geschehen konnte, fehlte. Es war einmal eine Grande, die sich zur gleichen Zeit so heftig in eine Grandenovizin und einen jungen Burschen verliebte, was ihr und ihnen im übrigen allsamt gegönnt war, dass aber darüber ihre Seingeschäfte hintankamen. Es fiel auf, als ihr Hortus außer Form geriet. Nicht, dass seine Blumen und Früchte nicht gewachsen wären. Für die pflanzliche Vitalität sorgten die Askaris beflissen und geradezu selbstständig. Was den in der Hortushege sich selbst überlassenen Askaris aber nicht gelingen konnte; war die Aufrechterhaltung und, womöglich, Perfektionierung der Hortusformen, die dieser Grande Dame eigens zukamen und die von ihr erwartet wurden, weil sie, bevor sie durch zwiefache gleichzeitige Liebe dem Hortus abhanden kam, dieser Perfektion zuvor über viele Jahre gehuldigt und so diese Formentradition gefestigt hatte. Auf diese Störung der Ordnung hätte man, da Wiederherstellung von Ordnung ja mit Aufwand und Lästigkeiten verbunden ist, gerne verzichtet. Gleichwohl war es Allgemeingut, dass das, was da im Augenblick nicht rundlief, ein lässlicher Fehl ist. Hinzu kam, dass sie eine vorausschauende Person war, die ihre Mitmenschen mit ihren Eigenheiten nicht zu belästigen trachtete, weshalb sie sorgfältig darauf achtete, dass, wenn sie orgiastisch brüllte, die Fenster nicht achtlos offenstanden, sondern fest verschlossen waren, die sie, wenn die hereindringende laue Frühlingsluft das Liebesspiel umwehte, besonders gerne geöffnet gelassen hätte. Jedoch, sie versagte sich diesen vermehrten Liebesreiz der prickelnden Luft und tröstete sich mit der Erinnerung an die Zeit ihres Mädchentums, als das erste Brüllen wegen dieses unsäglichen Pulsschlags in der Mitte ihres Körpers über sie kam und ihre Lieblingsgouvernante ihr zurief: „An der Stange ja, das brüllen lass sein.“ Und wie sie vor dieser langen Zeit selbstvergessen an der Stange hing, so war sie jetzt bei dem jungen Burschen und der Grandennovizin zugleich. Aber nur diese eine Mal, inmitten dieser unangekündigten Hochzeit, erlag sie den Reizen und Wonnen und vergaß, dass sie eine orgiastische Brüllerin ist und ließ die alte Gouvernante hintan. Indes, ihre spätere Sorgen über ihre Liebesfanale waren umsonst. Denn die, die´s draußen im Hortus und drunten beim Flusse hörten, gönnten´s und waren selber wohlig. Waren also die Uraschen dieses Fehls, die außer Form geratene Hortusordnung, der deformierte Ritus, nicht in Wonnen einer besonderen Liebeskonstellation begründet, an die nicht nur der einzelne Mensch für sich allein mit allerlei Gefühlen denkt, sondern die in ihrer Seingesamtheit für so manchen angeregten Plausch gut sein sollten? Hortus, Formen, Unordnung und Zeitaufwand hin und her, so hatte am Ende diese Große noch im Fehl Wissen zu die Plantagisten gebracht: Nobody is perfect. Da, wo die Liebe hinfällt, bleibt sie liegen. Darüber redet ihr über alle Konzerngrenzen hinweg miteinander. Ihr kommt zusammen. Ihr dürft und könnt vergeben. Der damalige große Gelehrte, der in der Geschichte der Plantagisten der erste war, der zugleich die schwere Bürde des Kapselanofficials trug, äußerte sich zu diesem Vorfall wie folgt: Prima causa coeundi est non tam imbecilitas quam naturalis quaedam hominum quasi congregatio; non est enim singulare nec solivagum genus hoc.“ So vergaben die Plantagisten den Fehlenden, ohne Ansehen ihrer gesellschaftlicher Herkunft und Stellung, wo und wie sie nur konnten, und, indem sie darüber Disput führten, schufen sie Nähe und Verbindlichkeit. Auf diese Weise empfanden sie sich gnädig und sprachen von Hen und Charis. Und deshalb gaben sie die, die fehlten, im Gnadenakt dem Opferschlaf anheim. Zwar war es dem Plantagisten strengstens verboten, in den Lagern zu verkehren und zwar durften die Wanderer auf keinen Fall mit den Plantagisten unkontrolliert verkehren. Geschah´s dennoch, wurde den Irrenden die Gnade des big Sleep zuteil. An ihrem Äußeren sollt ihr sie erkennnen. Und die Security erkannte sie an ihrem Äußeren. Deshalb fielen sie, da sie sie sich verirrten, vorhersehend im Nebel into the big Sleep, träumten designed und erwachten geläutert. Wer diese wonnige Gnade kannte, der suchte sie, wenn er unter häufigerem Einfluss des Designhighenergynebels das Suchen selber nicht vergessen hatte. War aber mit dem Schlimmsten gefehlt worden, war jegliches Reden am Ende angelangt. Dann galt auch die kleinste Menge Sleepnebels als Energieverschwendung. Dann war nur noch jener Energieaufwand zu rechtfertigen, den der eidbrüchige Mensch selbst aufzubringen hatte für das, was soziale Autoeuthanasie genannt wird. So sahen sie´s, gings´s um Eidbruch. Das also war der Plantagisten finale Gnade, die vom Kapselan verwaltet wurde. Ihre Statuten kannten kein Hen und Charis, war der Eid gebrochen. Doch für Wanderer und Askaris war im Plantagistenkosmos keinerlei Eid vorgesehen. Für die Eidstatuten war das, was ihr angeordnetes Tagwerk zu sein hatte, zu klar und einfach. Ihre Fehler hätten sich niemals verheerend auf Bestand und Zukunft des Plantagistenkosmos auswirken können. Denn sie konnten sich höchstens verirren und rotten und lauern. Taten sie´s, erschöpfte sich deshalb die Gnade, die ihnen von den Plantagissten widerfuhr, auf den big Sleep, aus dem sie, wie alle, denen diese Gnade teilhaftig wurde, nach den süßesten Träumereien geläutert erwachten. Dass manche nach den süßen Träumen lechzten, ja, man kann sagen, regelrecht süchtig wurden, wurde trotz des Kostenaufwandes für die designten Highenergynebel, die von Dekade zu Dekade besser, aber eben auch teurer, wurden, gerne in Kauf genommen, da sie ganz klar zu dem System gehörten, das nachhaltig und still Ordnung und Sicherheit herstellen und bewahren, also garantieren, konnte. Wie gewohnt und ruhig, wenigstens nach draußen, Zeiten auch sein mögen, gab es sie doch schon immer, Denker und Weise, die sich mit dieser Ruhe nicht abfinden wollten und unkten, „alles fließt, dieses Wadi war dereinst ein reißender Strom, kein Mensch steigt zweimal in denselben Fluss, es können die Alliancen von heute die Mesalliancen von morgen sein, Freund und Feind sich mischen, Tohuwabohu, big Bang, was dann?“ „Woher sollen wir wissen, was morgen ist? Sind wir Hellseher?“ „Das sind wir glücklicherweise nicht. Wie langweilig wäre unser Leben, wüssten wir das Übermorgen. Uns geht es darum: Sind wir Plantagisten wachsam genug, reichen unsere Gnadenmethoden aus, den Bestand des Erreichten zu gewährleisten und zu mehren? Sollten wir nicht eine klarere Sprache und statt Gnade in diesem und jenem schweren und hartnäckigen Fall, also zur Verdeutlichung der Vergehen und Gefahren, nicht immer, sondern nur dann, wenn es wirklich nottut, angemessener von Verbrechen und Strafe sprechen? Können diese klaren Worte, die unseren festen Willen, unsere hohe Wachsamkeit und unsere allseitige Bereitschaft zu konsequentem Handeln ohne Umschweife zum Ausdruck bringen, nicht erziehender und abschreckender wirken als wabernde Worthülsen? Summa summarum: Brauchen wir also nicht klare Worte für auf den Einzelfall oder das einzelne Verbrechen gemünzte Strafen, gerechte Strafen, die für Prävention und Sühne konsequent genug sind? Also: Müssen diejenigen, die die Welt beherrschen, während sie zeitgleich glauben, dass ihre Werte die besten sind, nicht auf diese Weise wehrhaft sein? Sind das nicht auch die Signale, die die Menschen deshalb hören müssen, immer wieder müssen, damit dieses Rechtsgefühl, dieser Konsensus in sie eindringt? Es mögen auch die, die mit den alten Zeiten nicht so vertraut sind wie wir, glauben, dass es eine Cicero gab, der die Lebenden, die in Zeiten wirtschaftlicher Blüte und Wohlstandes, erlebter Ruhe und Ordnung lebten und diese Welt beherrschten, während sie zeitgleich glaubten, dass ihre Werte die besten sind, an ihre Verwundbarkeit und Fragilität erinnerte. Mag sein, dass man auch deshalb nicht genugs auf ihn hörte, weil er ein homo novus und oftmals ungebührlich macht- und geldgierig war. Aber seine Analyse war richtig. Durch Reichtum und Verwöhnung waren seine Zeitgenossen gleichgültig, schwach und wehrlos geworden. Bald wurden sie überrannt und gingen unter. Da in diesen Zeiten die gezielte Heterosiszüchtung und Vermischung noch keine Rolle spielte, blieb unter dem Gesichtspunkt des bewussten Familydesigns von ihnen vermutlich nicht viel übrig.“ Aber weshalb sollte in Zeiten wirtschaftlicher Blüte und Wohlstandes, erlebter Ruhe und Ordnung diesen Mahnern anderes widerfahren, als es früheren ergangen ist „Dieser Cicero wurde in die Wüste Kikilien geschickt und ermordet.“Ihr Rütteln und Predigen ging zum einen Ohr hinein, zum anderen gleich hinaus, wenn sich überhaupt Ohren öffneten. Man war des Sermons überdrüssig und genervt. Als sich auf einem Officialmeeting wieder einmal derlei Unkenstimmen erhoben, verstummten sie, als sich Nkomo-Adolfo Planta erhob und sagte: „Ein berühmter Philosoph vergangener Zeiten hat nicht gesagt, sondern sogar gesungen: ‚Heute so, morgen so.’“ Unter donnerndem Beifall für den, der dieses sang, und Mitgesinge ging das andere unter. Und so wussten die Grandes die Männer zu nehmen mit der reifen Eleganz, die den Genommenen im Bewusstsein entlässt, nicht genommen worden zu sein, eben ganz im Stil einer Grandes Dames. Bei den Primeevents waren es die Männer, die, so war es oftmals, nicht ohne Gezeters, Geschreis und Streits zu Ergebnissen oder Vertagungen gelangen konnten, wenn sie sich überhaupt zu einigen vermochten. Ja, es kam vor, dass die Männer untereinander handgreiflich wurden. Dass die Frauen sagten, Ihr Dummköpfe, schaut uns Primeladies an, schlagen wir uns vielleicht, beeindruckte die Pri- mesirs nicht. Aber nur ein Fall ist auf uns gekommen, dass auf einem Primemeeting ein Mann, es war Xiang Warson, die Dengs und Warsons waren noch nicht die Deng-Warsons geworden, gegen eine Frau die Hand erhob. So sehr war damals Xiang Warson erregt, erzürnt und in Rage geraten, dass er Helga Tatenheim, die beim Meeting nichts, privat jedoch verbreitet hatte, Xiang bringe es nicht, auf die Brust schlug. Weder Xiang Warson noch Helga Tatenheim trat im Leben so hervor, dass ihnen die Geschichte einen Platz einräumen müsste. Wenn aber vom Helgaschen Brustschlag, der im Laufe der Zeit zu einem Synonym für schlechtes und ungebührliches Benehmen geworden war, gesprochen wurde, dann verbanden ihn die meisten mit den Namen Tatenheim, Deng und Warson. Man stelle sich dieses vor: Es gab Hobbyhistoriker, die den Namen dieser Helga in Zusammenhang brachten mit einer Actress, die in Acts eines Filemachers aus alten Zeiten spielte. Dort erkolärte er den Menschen den Sex, wobei seine Schauspieler sogenannte Helankaanzüge trugen. Deshalb Die Plantagisten schauten sich diese Acts sehr gerne an, bei denen sie sich totlachten, weil sie es für den totalen Scherz hielten, dass es Menschen in Helankanzügen mitteinander trieben. Dies sollte nicht unerwähntn bleiben. Da es auf Erden nur sehr wenige Menschen geben mag, die mit ausgesprochenen Peinlichkeiten und Lächerlichkeiten, ja, öffentlicher Gewalt, in Verbindung gebracht werden wollen, versuchten die verwickelten Konzerne mit einigem Aufwand, die Nomen, die mit diesem Omen gehandelt wurden, vergessen zu machen, bisher vergeblich. Aber diese ominöse Szenerie hatte, wie eigentlich alle irdischen Ereignisse, zwei Seiten einer Medaille. Es musste den Tatenheims und DengWarsons, gutgeschrieben werden, dass seither niemals mehr bei offiziellen Anlässen Männer gegen Frauen tätlich wurden. Aber die Männer balgten öffentlich nach wie vor miteinander. „Ihr lieben Primes“, ergriff Elizabeth Planta das Wort. Lange schwieg eine Grande Dame bei wichtigen offiziellen Anlässen. Ergriff sie endlich das Wort, verebbten die Palaver. Die Blicke wandten sich ihr gespannt und aufmerksam zu. „Ihr lieben Primes“, sprach also Elizabeth Planta, „wenn hier Dritte hörten und sähen, wolltet ihr, dass sie sagten, ‚Die Macht der Dummheit’? Sähen und hörten sie Euch Männer, dann sagten sie, diese kindischen Kerle, die sich wie Knaben im Sandkasten balgen, wollen Primesirs sein? Dümmlinge sind´s, die nicht auf die Primeladies schauen. Schauten sie, erkennten sie, wie man sich benimmt und Urteile findet. Wie ungezogene Bube müssen wir Euch daran immer aufs Neue erinnern. Fäuste in die Tasche, Schluss mit dem Starengesang. Wir alle haben doch längstens dieses erkannt: Es ist wahr, weil es eine Binsenweisheit ist: Jeder von uns könnte mit Spelus zu tun haben. Man kann sich weniger verdächtig machen oder mehr verdächtig machen. Man kann vom Verdacht geschickter oder weniger geschickt ablenken. Also, was soll das ganze Palaver um die Binsenweisheit. Was den Verdacht angeht, in den Untergrund verwickelt zu sein, gilt: Alle Menschen sind gleich. Wenn wir dieses erkennen und daraus gute Schlüsse ziehen, hat sich der Streit gelohnt. Welche Schlüsse können wir ziehen? Reichtum, der aus dem Untergrund kommt, kennen nur die Untergründigen, geben sie´s nicht preis. Sicherlich mag es den einen oder anderen taktischen Grund geben zu verraten, dass Money aus dunklen Kanälen stammt. Doch derlei Gründe sind dermaßen rar gesät, dass wir uns heute mit deren Erörterung nicht zusätzlich belasten sollten. Konzentrieren wir uns weiterhin auf den soweit angedachten Fall. Gäben die einen vom untergründigen Reichtum ab, wüssten die anderen seine Herkunft. Dieses Wissen um statutenwidrige Coins wollen die untergründigen Verdiener also nicht. Deshalb bleibt den anderen nur der Verdacht oder der Versuch, Beweise beizubringen. Wie aber sollen derlei Beweise erbracht werden können? Wird Money gemacht mit Erfindungen, dann ist es kein Problem, seine Herkunft nachzuweisen. Alle Konzerne sind verpflichtet, die Quellcodes preiszugeben und Einnahmen den Statutenschlüsseln gemäß unter uns Plantagisten zu teilen. Dies Verfahren klappt mittlerweile ganz gut, seit wir davon ausgehen, dass die, die rumtricksen wohl doch eher auf Seite der Romanowisten anzusiedeln sind. Die Sanktionen, die daraus zu folgen haben, sind nicht unerfolgreich. Das Money bewegt sich mithin in einem akzeptablen altruistischen Kreislauf. Vor kurzem hat mir hierzu Professorin Osaka DengWearson, ja, ja, die ältere Schwester unserer als Actress allseits bekannten Exprofessorin Leila DengWarson, betrieb sie nicht Hortuswissenschaften, also Osaka Deng-Wearson, die Professorin für angewandte Ökonomie ist, recht verständlich die Optimierung des Moneyaltruismus seit Einführung der Devianzmethode, Stichwort Romanowismus, erläutert. Das Verrückte dabei ist, dass es einen Grenzwert, besser gesagt, eine Art Grauzone gibt, in der der Moneyaltruismus am besten funktioniert. Anders ausgedrückt, es darf nicht zu wenige, aber auch nicht zu viele Romanowisten geben. Wenn das Money aber keine Quellcodegeschichte hat, ja, was dann? Dann sind wir letztlich auf den Zeugenbeweis angewiesen. Und da schließt sich der Kreis wieder. Reichtum, der aus dem Untergrund kommt, kennen nur die Untergründigen, geben sie´s nicht preis. Sicherlich mag es den einen oder anderen taktischen Grund geben zu verraten, dass Money aus dunklen Kanälen stammt. Doch derlei Gründe sind dermaßen rar gesät, dass wir uns heute mit deren Erörterung nicht zusätzlich belasten sollten. Gäben die einen vom untergründigen Reichtum ab, wüssten die anderen seine Herkunft. Dieses Wissen um statutenwidrige Coins wollen die untergründigen Verdiener also nicht. Deshalb bleibt den anderen nur der Verdacht oder der Versuch, Beweise beizubringen. Und so weiter und so fort. Also, was soll das ganze Palaver um die Binsenweisheit. Was den Verdacht angeht, in den Untergrund verwickelt zu sein, gilt: Alle Menschen sind gleich. Wenn wir dieses erkennen und daraus gute Schlüsse ziehen, hat sich der heutige Streit und unser Nachdenken, das er in Gänge brachte, gelohnt.“ In diese Spielhöhlen zog es Hagen Tatenheim, wannimmer ihm sich die Gelegenheit bot. Nachdem er also unter einem fadenscheinigen Vorwand die Sonderplantagisten verlassen hatte, er sagte, er wolle sich schnell noch mit einem besonders schweren und prächtigen Ornatstück ausstaffieren, eilte er in die Spelu, die ihm kurz vor Antritt seiner Reise zur Trauerfeier von einem Askari aus dem DengWarson-Konzern, der gerade zum Halbplantagisten beurkundet worden war, was deshalb besonders ehrenvoll war, weil er den üblichen Werdegang des Viertelplantagisten überspringen durfte, was nur sehr selten vorkommt, besonders empfohlen worden war. Denn diese Spelu verfügte über einen EGamer der allerneuesten Generation, von der Hagen vom Hörensagen wusste, dass die Zeiger und Räder nicht über Touchpads in Bewegung gesetzt würden, sondern mit der Theremintechnik. Das Betriebssystem dieser E-Gamergenaration hatte übrigens ein Wanderer programmiert, der häufiger konsultiert wurde, wenn es knifflige Dinge zu programmieren gab. Sowohl dieses Gameprogramm als auch der Programmierer genossen Kultstatus. Dieser Sensation konnte Hagen auf keinen Fall widerstehen, Trauerfeier hin, Trauerfeier her. Als er, der als gut zahlender und vertrauenswürdiger Speluvisitor in diesen Etablissements gern gesehen war und den Securitycheck schnell hinter sich hatte, außer Atems und erregt die Spelu betrat, traute er seinen Augen nicht. Am Theremin-E-Gamer Monarch saß der Waffenhochmeister Nkomo-Adolfo Planta und sang „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ und jauchzte abwechselnd dazwischen: „Das darf doch nicht wahr, das darf doch nicht wahr sein. Diese verflixte Kiste ist des Teufels, wer oder was immer das sei. Meine Hand ist eine Gespensterhand, siehst Du, mein Askarimäuschen, Deine Hüften umschlinge ich, und was bewegt sich, nicht nur Dein wonniger Leib, nein, auch das Gamewheel. Schau her, meine Süße, ich umfasse Deine Lenden von links, und wohin dreht sich das Wheel, nach rechts. Und nun umfasse ich Deine Lenden von rechts. Na, wohin bewegt sich das Wheel?“ „Nach links, Cheri.“ „Ha, ich sag´s doch, des Teufels, nicht nach rechts, nicht nach links, nach oben.“ „Total der Wahnsinn, Cheri.“ „Sag ich doch, sag ich doch. Apropos nach oben. Schau mal nach unten. Da bewegt sich noch was nach oben.“ Und er grölt: „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht.“ Und sie grölt, während sie Nkomo-Adolfo in hohen Lackstiefeln mit superhohen Absätzen tanzend umkreist: „Die Männer sind alle Verbrecher, ihr Herz ist ein finsteres Loch. Die Frauen sind auch nicht viel besser, aber rein, aber rein muss er doch.“ Hagen erfreute sich dieses Duettes zweier seiner Lieblingslieder. Schon summte er sie instinktiv mit und fühlte sich beim Anblick der belackten und tanzenden Askaribraut durchbluteter. Trotz seines Glieddruckes kam ihm irgendwie in den Sinn, wenn sogar dieser hohe Planta, der Waffenhochmeister und Vermischungsplantagist ist, in den Spelus verkehrt und dazu noch an einem so hohen Festtag wie heute, am Tag der Trauerfeier unserer Dea für Reinhaltung der Vermischungen, ist vielleicht doch was dran an dem, was über die Plantas gemunkelt wird, dass sie ein bisschen anders sind, dass sie noch ein bisschen wie die alten Romanows sind, dass es Romanowisten gibt, dass sie besser verdächtigt, geschmäht, geschnitten, gejagt und verfolgt und von allen Kongresssen und Officialmeeting ausgeschlossen und ferngehalten würden. Was genauer unter den Termini technici angewandte Ökonomie, Quellcodegeschichte, Grauzonenrechnung, Optimierung des Moneyaltruismus und Devianzmethode zu verstehen sei, das konnte Hagen beim besten Willen nicht wissen, weil er als Sonderplantagist an Kongresssen und Officialmeetings nicht teilnehmen durfte, also auch nicht zum Studium an der Universität zugelassen werden konnte. Er musste sich seine Meinung vom Hörensagen bilden, wobei ihm auch sein jüngerer Bruder Georg so manches nette Detail zutrug. Im Übrigen hatte er, was Wissenserweb ab einem bestimmten abstrakten Grad anbelangt, diesen besten Willen nicht. Hingegen erwies er sich in alltäglichen Dingen, gerade dann, wenn es galt, schnell zu handeln, um zu einem für den Einzelfall praktikablen Ergebnis zu gelangen, als auffällig begabt. Oft, wenn der ältere und der jüngere Bruder zusammen waren, macht es Georg großen Spaß, daran zu erinnern, wie Hagen die beiden in der Lagergrauzone vor dem Sleep rettete. Hagen hatte zu diesem Abenteuerausflug eine seiner Steinschleudern mitgenommen. Schleudern faszinierten Hagen, seit ihm Tante Karla, die er, als er noch nicht Sonderplantagist war, oft und gerne besuchte, die alte Geschichte von David und Goliath erzählt hatte, worin der kleine David den großen Goliath mit einer Steinschleuder erledigt. Von da an baute Hagen Schleudern und übte mit Ihnen fleißig das Treffen und nahm die Trefferergebnisse zum Anlass, seine Schussgeräte zu verbessern. Zum Abenteuerausflug der beiden Tatenheimjungen in die Lagergrauzone hatte Hagen sein durchschlagendstes und treffsicherstes Schleuderexemplar mitgenommen zusammen mit Spezialmunition, die er heimlich in Rattenversuchen, die er sogar vor Georg verheimlichte, über die Jahre vervollkommnet hatte. Denn in seinen Verstoß gegen das zuhöchst gehaltene Statut des Tierversuchsverbots gedachte er niemanden, rein gar niemanden einzuweihen, nicht die Family, nicht die Kinderhortusgouvernante, nicht Tante Karla, mochte sie noch so oft und geschickt nach verbotenem Tun fragen, und nicht Georg, dem er in Kindertagen das meiste anvertraute. Niemals wurde das Versteck entdeckt, in dem er die Ratten für seine Schussversuche züchtete. Er konstruierte einen Rattenkäfig, dessen Türchen er mit Taste 1 eines Telekommanders öffnen konnte und woraus er die Ratten mit einem kleinen Sprengsatz, den er mit Taste 2 des Telekommanders zünden konnte, trieb. Das gefährlichste an dieser Versuchsanodnung war der Knall des Sprengsatzes, der ja hätte von anderen gehört und samt Hagens strengst verbotenem Tierversuch hätte entdeckt werden können. Deshalb führte Hagen die Versuche durch, wenn seine Ma Popeia mit Ludmilla zusammen war. Dann dröhnten die Amplifier, dass das Stöhnen der beiden Frauen nicht zu hören war, das er beim Lauschen gehört hatte, so dass wenigstens Popeia, die in diesen orgiastischen Zeiten ohnehin kein Ohr für Hagens Explosionen gehabt hätte, keine Gefahr darstellte. Außerdem hatte Hagen ausgekundschaftet, dass die Security, die Ludmilla zu Popeia ranschleppte, um dieses tatenheimsche Anwesen einen größeren Bogen machte als sonst, bis sie Ludmilla wieder weggeschleppt hatte. Trotzdem war Hagen, wenn der Knall losging, unbeschreiblich aufgeregt, seine Erregung war so besonders, dass er sie hätte wirklich nicht beschreiben können. Vor dem Käfig hatte er sich in einem Abstand von ca. 20 Metern postiert. Zu dieser Entfernung muss ja noch die Strecke gezählt werden, die eine Ratte entweder auf ihn zurannte, dann verminderte sich die Strecke zwischen ihr und Schütze, oder von ihm wegbewegte, so dass der Abstand zwischen Schütze und ihr größer wurde. Freilich kann man nicht linear folgern, läuft die Ratte auf den Schützen zu, wäre es für ihn automatisch leichter, die Ratten abzuknallen. So ist es auf keinen Fall, weil Hagen sich zum Ziel gesetzt hatte, von den 10 Ratten, die er üblicherweise in den Versuchskäfig einsetzte, um sie mit der Explosion daraus zu vertreiben, so viele wie möglich zu treffen. Zielte er zuerst auf die 1, 2, 3 Ratten, die in seine Richtung kreuz und quer rannten, dann waren die, die von ihm wegstieben, womöglich bereits aus seiner Schussweite, wenn er sch ihnen zuwenden konnte. Oder liefen die meisten Ratten kreuz und quer auf ihn zu, dann waren einige, wenn er auf 1, 2, 3 geschossen hatte, schon hinter seinem Rücken, nach denen er sich umdrehen und das Zielmanöver neu justieren musste. Allein aus diesen Fallunterscheidungen sehen wir, dass Hagen bei der Optimierung des Rattenabschusses viel durch den Kopf zu gehen hatte. Umso glücklicher war er, als es ihm eines Tages gelang, obwohl die Ratten wie wild und in die verschiedensten Richtungen auseinanderstieben, 7 Ratten mit seinen Schleuderschüssen zu zerfetzen, dass bei einigen sogar Gedärm und Blut herausspritzte. Er wusste, dass er mit dieser Leistung sich selber sein Meisterstück abgeliefert hatte. Als ein so begabter Schütze nahm Hagen zum Abenteuerausflug der beiden Tatenheimjungen in die Lagergrauzone sein durchschlagendstes und treffsicherstes Schleuderexemplar mit zusammen mit der Spezialmunition, die er aus Blei, das er nach dem bei Plantagisten beliebten Gesellschaftsspiel des Bleigießens geschickt einsammelte, etwa taubeneigroß und mit an der Oberfläche sich befindenden spitzen Stacheln gegossen hatte. Beim Aufbruch sagte er zu Georg: „Eine Uhr reicht!“ „Ma und Pa werden böse sein, wenn wir mit nur einer Uhr entdeckt werden.“ „Wenn wir mit nur einer Uhr entdeckt werden, werden Ma und Pa und wer sonst noch zum Teufel mit uns böse sein, und sie werden wieder aufhören, böse zu sein. Nur eine Uhr, damit wir genauso leicht und schnell sind wie die Security. Hast Du noch nie bemerkt, dass die Security nur eine Uhr anhat. Warum hat die Security nur eine Uhr an? Damit sie leicht und beweglich ist. Eine Uhr reicht!“ Noch bevor die Securitywoman, die die beiden entdeckt hatte, den Hauch einer Chance gehabt hätte, die Highenergynebelpistol zu zücken, hatte ihr Hagen bereits mit dem ersten Schuss ein Auge ausgeschossen. Da sie anschließend Bewegungen vollführte, die Hagen vermuten ließen, sie habe immer noch vor, Nebel zu verschießen, zog er eine Kugel nach der andern vom Leder. Als er wahrnahm, dass auch ihr anderes Auge weg war, hatte er keine Munition mehr. Obschon er sah, dass aus beiden Kopfhöhlen Blutes trief, und er als herausragender Praktiker sofort spürte, dass von dieser Woman und ihrem Kollegen, der, als er völlig perplex mitansehen musste, wie seiner Kollegin ein Auge aus dem Kopf fiel und Blut sie überströmte, bereits abgehauen war, keine Gefahr mehr ausging, befahl er den Rückzug: „Auf, Georg, für heute reicht der Vorstoß. Später vielleicht mehr!“ Wieder in der Nichtgrauzone jubelte Hagen noch außer Atems, „Hast Du gesehen, hast Du´s gesehen, ich bin ein Waffenmeister, ich bin ein Waffenhochmeister“. Was aus dem Vorfall wurde, ob er da oder dort Staub aufwirbelte, welche Konsequenzen aus ihm gezogen wurden, die beiden Tatenheimsprößlinge zumindest hörten davon nichts. Doch war seither auf beide eine Ahnung gekommen, was ungleiche Verhältnisse und Waffen vermögen mochten. Hagen war nicht nur in alltäglichen Dingen praktisch, sondern praktisch auch ziemlich unverfroren. Er ging zu Nkomo-Adolfo und zur Askari hinüber und sagte: „Bei Euch ist ja richtig was los. Ihr singt meine Lieblingslieder. Das ist total geil.“ „Na, so eine Überraschung“, begrüßte Nkomo-Adolfo Hagen, „oder auch wieder nicht. Man hat mir schon öfter erzählt, dass du ein eifriger Spelugänger bist. Wäre ich auch einer, hätten wir uns ergo schon häufiger treffen müssen. Da wir uns aber nicht schon häufiger in Spelus getroffen haben, bin ich ergo kein eifriger Spelugänger.“ Und schallend lachend fügte er hinzu: „Quod erat demonstrandum.“ „Was quod?“ frugen Hagen und die Askari zugleich. „Was heißet, was zu beweisen war, glaub ich. Diesen intelligenten Spruch habe ich bei Deinem gescheiten Professoronkel Jean-Martin aufgeschnappt. Du bist doch viel näher dran an ihm. Hast Du´s noch nicht gehört?“ „Jean-Martin vertritt die Auffassung, dass Sonderplantagisten, weil sie von Kongressen und Officialmeetings und von Universitäten ausgeschlossen sind, selbstverständlich auch privat alle die Dinge nicht hören dürfen, die man auf Kongressen und bei Officialmeetings und auf Universitäten hört und lernt. Wie also sollte ich von ihm faktisch dieses Quod da gehört haben?“ „Typisch Männer“, stellte sich die Askari zwischen beide, „es kann noch so gemütlich sein, und sie quatschen und quatschen und quatschen kompliziertes Zeugs. Steckt lieber was rein und lasst uns noch ein paar Spielchen machen.“ Und schon rotiert und piept der Theremin-E-Gamer Monarch und singen der Waffenhochmeister Nkomo-Adolfo Planta, die Askari und Hagen „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ und jauchzten abwechselnd dazwischen „Das darf doch nicht wahr, das darf doch nicht wahr sein. Diese verflixte Kiste ist des Teufels, wer oder was immer das sei. Unser Hände sind eine Gespensterhände, siehst Du, Askarimäuschen, Deine Hüften umschlingen wir, und was bewegt sich, nicht nur Dein wonniger Leib, nein, auch das Gamewheel. Schau her, Süße, wir umfassen Deine Lenden von links, und wohin dreht sich das Wheel, nach rechts. Und nun umfassen wir Deine Lenden von rechts. Na, wohin bewegt sich das Wheel?“ „Nach links, Cheris.“ „Ha, wir sagen´s doch, des Teufels, nicht nach rechts, nicht nach links, nach oben.“ „Total der Wahnsinn, Cheris.“ „Sagen wir doch, sagen wir doch. Apropos nach oben. Schau mal nach unten. Da bewegt sich noch was nach oben.“ Und sie grölt: „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht.“ Und sie grölt, während sie Nkomo-Adolfo und Hagen in hohen Lackstiefeln mit superhohen Absätzen tanzend umkreist: „Die Männer sind alle Verbrecher, ihr Herz ist ein finsteres Loch. Die Frauen sind auch nicht viel besser, aber rein, aber rein muss er doch. Hagen, Dein Sonderplantagistenschwanz ist Circuspenis. Kommt, lasst uns nach hinten gehen, wir machen ein Trio. Ihr könnt später zahlen. Euch vertrau ich. Echt Circuspenis, Wahnsinn.“ Der Askari gefiel an Hagen dessen Diskretion und dass er, wenn sie wollte, so war, wie es in alten Zeiten dieser König aus der neuen Welt gesungen hat: „One, two, three, four, get up.“ Seit seinem Speluabenteuer am Trauereventtag für die verstorbene Dea für die Reinhaltung der Vermischungen, Thea Tatenheim, ein Tag an dem er, was er so bisher nicht kannte, bitterlich weinte, neigte Hagen Tatenheim alles in allem der Auffassung zu, der Waffenhochmeister Nkomo-Adolfo Planta habe vielleicht doch was mit dem zu tun, was über die Plantas gemunkelt wird, dass sie ein bisschen anders, noch ein bisschen wie die alten Romanows seien, es Romanowisten gebe, sie besser verdächtigt, geschmäht, geschnitten, gejagt und verfolgt und von allen Kongresssen und Officialmeetings ausgeschlossen und ferngehalten würden. Aus allen Himmelsrichtungen erschallt in E-Moll wuchtig das Signal „Völker hört die Signale“. Es ist das Fanal zum Aufzug. Die Prozession setzt sich in Bewegung; voran und hintan die Fackel tragenden Askaris, denen jener Stolz anzusehen ist, der Menschen zeichnet, die in Erwartung eines Besonderen handeln. Es war für einen Askari eine der größten Ehren, bei einer Trauerfeier Fackel- oder Weihrauchkelchträger zu sein. Wem diese Ehre zuteil wurde, dem war klar, dass er hernach mindestens zum Viertelplantagisten getauft werden würde. Zur Linken und zur Rechten der Prozession liefen die die Weihrauchkelche schwenkenden Askaris, die den Weihrauch gerne selber röchen. Da die Primedea für diese besondere Trauerfeier aber eine ausgesprochen hohe Dosis Weihrauches verordnet hatte, mussten sich die Weihrauchaskaris schützen, dass sie nicht high und dienstunfähig würden, ihren Weihrauchdienst vernachlässigten, darob angezeigt und infolge nicht mindestens zum Viertelplantagisten getauft werden würden. So kam´s, dass neben der Prozession vermummte Gestalten liefen, die an mittelalterliche Pestärzte erinnerten. Den Fackelträgern schlossen sich die Novizinnen samt ihrer Familienangehörigen an, zuvörderst die, nicht dem Lebensalter nach, sondern an der Novizinnenzeit bemessene jüngste Novizin, nicht um sie herum, sondern hinter ihr, auf dass man sie in ihrer ganzen Trauertagspracht gebührend bewundern könne, die Familie, die sich im Outfit, wie es für einen derart herausgehobenen Anlass gerade noch erlaubt war, zurückhielt, um der anverwandten Novizin nicht die Schau zu stehlen -gleichwohl gab es hierzu regelmäßig Vorwürfe der Novizinnen gegen, vor allen Dingen, weibliche Anverwandte, die angeblich zu prächtig erschienen waren-, dann die nächstjüngste Novizin mit ihrer Familie und so weiter. Zwischen Novizinnen und den Deas, die wiederum nach Ranghöhe die Reihen fest schlossen, trugen Sonderplantagisten eine historische Atomuhr. Angesichts des allerhöchsten symbolischen Wertes, den die Atomuhren bei den Plantagisten genossen, kann man ermessen, welche extraordinäre Ehre den Sonderplantagisten vermittels des Atomuhrtragens zuteil wurde. Und in der Tat wollten ihnen damit die Vollplantagisten zeigen, dass sie, die durch gewisse Variationen an Leib und Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt Sonderplantagisten sein mussten, letztlich eben doch der großen Plantagistengemeinschaft untrennbar angehörten. Die Sonderplantagisten, die sich über die Zeit mit dem Bewusstsein des besonderen, ja Berufenseins, wobei sie nicht hätten schlüssig herleiten und ausführen können, wozu, ausgestattet hatten, blühten in ihrem schweren Prachtornat, das ihnen das Tragen der Atomuhr, gerade bei einem so schwülen Wetter wie heute, nicht erleichterte, auf trotz unsäglichen Schweißes, der so floss, dass sie eine regelrechte Schweißspur hinter sich herzogen. Denn für diesen Einsatz waren unter die schweren Stoffe zusätzlich Bleifolien genäht, um eine eventuelle Reststrahlung der historischen Atomuhr abzuhalten. Zwar hatte man deren Strahlungsintensität geigergezählt und keine nennenswerte Strahlung entdeckt, aber man weiß ja nie, und niemand sollte unnötigerweise gefährdet werden. Im übrigen wischten die Sonderplantagisten derlei Gefährdungspotential mit einer abfälligen Handbewegung vom Tisch. Unter sich sagten sie, gerade der Gefahr wegen, machen wir´s, sind dadurch den anderen, die, indem sie´s nicht machen, also feig sind, an Mut und Sonderheit voraus. Wir werden sehen, wozu unsere besondere Mutigkeit, eine etwas gedrechselte Version von Mut, derer sie sich im Angesicht besonderer Lebenslagen, gerne bedienten, gut sein wird. Der Atomuhr folgten die 6 Leds in der Reihenfolge ihres Ranges. Vorneweg die Dea für die Novizinnen, die sowohl für die Rekrutierung neuer Novizinnen als auch für deren Erziehung und Bildung zuständig war. Wie wir schon hörten, drang mit den Novizinnen zugleich mancherlei Vertretervolks der allerverschiedensten und nicht selten mit wirtschaftlichen Interessen in die klösterliche Welt ein, die zu bewerten und zu filtern der Novizinnendea oblag. Deshalb verwundert es nicht, dass es gerne gesehen wurde, dass sie über wirtschaftlichen Verstand verfügte. Die heutige Dea für die Novizinnen und auch schon ihre Vorgängerin hatten sogar ein Studium der Wirtschaft absolviert, und Mitbewerberinnen für dieses Deaofficial, deren imsgesamter Lebenswandel viel deutlicher auf die Hinwendung zum klösterlichen Dealeben wies, jedoch keine wirtschaftliche Ausbildung nachweisen konnten, wurden abgewiesen. Eine wirtschaftliche Ausbildung allein genügte jedoch nicht den Statuten des Cursus dearum, um eingangs Dea für die Novizinnen und im Fortgang einen höheren Dearang einnehmen zu können, weshalb sich diese beiden Wirtschaftsspezialistinnen verpflichten mussten, die entsprechenden Studien nachzuholen. Für dieses Studium der Hortuswissenschaften, ein 7fächriges Studium generale, kam das Kloster auf, freilich mit der Auflage, dass, packten die zum Hortusstudium verpflichteten Deas dieses Zweitstudium nicht, sie das Kloster zu verlassen und die Ausbildungskosten zurückzuerstatten hätten. Die Vorgängerin, die mittlerweile stellvertretende Dea für den Hortus ist, unterschrieb den Pakt aus freien Stücken, die jetzige Dea für die Novizinnen murrte einstweilen, weil ihr Konzern, die Deng-Warsons, ihr zusetzte, dass sie unterschreibe. Dann spornte ein Argument, das für das zweite Studium sprach, ihre Frauenkampfeslust, die man von ihr kannte, an. Die Primedea selber war es, die beiläufig erwähnte, dass es ehedem und viele Jahrhunderte lang Männer des Churching oder der Kirche beziehungsweise der Religion, wie es früher hieß, gab, die sich geradewegs Statuten verordnet hatten, mindestens 2 Wissenschaften studieren zu müssen, wovon die eine Theologie hieß und, wie es heute die Hortuswissenschaft ist, unabdinbare Voraussetzung zum klösterlichen Official war. Aber damals wären ausschließlich Männer zu diesem Official der mehreren hohen und umfassenden Bildungen zugelassen gewesen, Frauen jedoch, egal wie gescheit und berufen sie gewesen seien, a priori völlig ausgeschlossen. So etwas unfrauenschaftliches durfte es in den Augen der Naomi Deng-Warson auf gar keinen Fall je geben. Die Erkenntnisse, die ihr im Kinderhortus vermittelt und die sie sich in der Schule und an der Universität selber erarbeitet und lustbetont mit einem Mosaikssteinchen um das andere vertieft hatte über die Ummünzung der Werte und die Herausbildung der Frauenschaft, prägten sie tatsächlich tief, so organisch tief, dass sie nicht den geringsten Anlass verspürte, sich über diese Verfasstheit bewusste Gedanken zu machen. Niemand, nicht die Familie, noch Lehrer noch Freundinnen, würde über sie gesagt haben, sie sei auffallenderweise lern- und wissbegierig oder strebsam. Doch gehörte sie zu jenen Menschen, die wegen ihres exzellenten Gedächtnisses und ihrer flinken Auffassungsgabe derlei Gier nicht bedürfen. Sie nehmen auf und an, wenn es sie gelüstet und vergessen mit einer Art Lässigkeit. Zurück bleibt so viel Wissen und Esprit, dass es diesen Menschen selber wiewohl oft genug ihren Mitmenschen guttut und wohlgefällt. Ihr Vater, den sie ziemlich liebte, sagte manchmal zu ihr: „Du lernst bei Relaxeddoing. Aber ich weiß nicht, ob dieser Ausdruck so richtig ist.“ Ihren Freund, mit dem sie während der Studienzeit einige Zeit zusammen war und dem das, was nach Auffassung der Vorfahren von der Jugend, die dazugehören muss und will, zu lernen ist, nicht leicht zuflog wie Naomi, brachte Naomis Lässigkeit nicht selten zur Weißglut, weil er der Freundin natürliche Entspanntheit und Gelassenheit nicht selten für Gleichgültigkeit hielt. Mal warf er Naomi vor, sie interessiere sich nicht für seine Ideen, dann, seine Probleme seien ihr egal und ums andere Mal, er überhaupt lasse sie kalt. Sein Verhalten überraschte Naomi nicht mehr wirklich, weil er sich so verhielt, wie sie es von ihren intimen Freunden eigentlich durch die Reihe kannte, weshalb sie es mittlerweile aufgegeben hatte, den Typen erklären zu wollen, dass sie sich ziemlich häufig sogar für ihre Ideen interessiere, ihr ihre Probleme nicht egal seien und sie sie nicht überhaupt kalt ließen. Mit dieser Routine begegnete sie jetzt dem männlichen nervenden Gezetere, war einfach nur da und lächelte milde. Indem sie einfach so war, fühlte sich ihr Typ gesteigert beleidigt. Da aber ihrer Gefasstheit wegen nicht das eine Wort das andere ergab, was ihn erst recht erzürnte, musste er sich alleine in´s Schimpfen steigern. Dabei hatte er sich so verstiegen, dass er sie tätlich angreifen wollte. Er beherrschte sich aber, weil Naomi einen guten Kopf größer war und fast doppelt so breite Schultern hatte und viel sportlicher und trainierter war als er, so wie halt die Frauen in den Jahrzehnten nach dem Riss der Mauer in zwei Stücke den Männern davongewachsen waren. So kam es nicht zum Helgaschen Brustschlag, den er wegen seiner körperlichen Unterlegenheit ohnehin nur als Überraschungscoup hätte lancieren können, so dass er ihr am Schlusse nur noch zu sagen wusste, er lasse sie kalt, doch wen wundert´s, eine akzelerierte frigide Fotze, die wie ein Saurierbaby aussehe, könne eben nicht anders. Da reicht´s ihr wirklich, und sie jagt ihn, den sie eigentlich sympathisch und süß zugleich fand und mit dem sie sich hätte noch so manche nette und geile Zeit vorstellen können, zum Teufel. Ab dieser Zeit etwa hatte sie schier keinen Bock mehr, den zeternden und zollenden Typen hinterherzurufen, „“Verpiss dich du Arsch“ und immer häufiger dachte sie weniger an diese Typen, sondern eher an abstraktere Fragen, die die Welt bewegen oder bewegen sollen. Und der Gedanke, dass die gute Portion Zorn, mit der sie, wie es sich nach der Auffassung der ganzen Welt für eine richtige Deng-Warson gehört, ausgestattet ist, sie nicht wegen dieser nichtsnutzigen Allüren ihres Lovers vergeudet, sondern der Zorn aufgrund großer Weltenfragen in ihr aufsteigt, befriedigte sie zutiefst. Und irgendwie blieb sie in diesem Gemütszustand bei den Beginen und Nonnen der alten Zeit und den Deafrauen der Zeit, zu der es sich begab, dass der Vorhang zerriss in 2 Stücke und sich da auf den Weg machten die Wanderer, hängen. Von der Gouvernante, den Lehrern, den Professorinnen, der Lieblingstante hatte sie es immer wieder vernommen, dass die Wiederholung die Mutter aller Wissenschaften sei, erinnerte sich jetzt nicht bewusst daran, sondern tat, dass sie vieles von dem, was wie wusste, durchlief und pflegte und vermehrte. Auch hierfür musste sie sich eigentlich nicht sehr anstrengen. Der Wunsch, wissen zu wollen und Erkenntnisse selber fielen ihr wie in einem Spiel zu. Aber als kostbares Gut empfand sie es. Auf dieser neuen Lebensebene begegnete ihr nochmals der Wanderer Zarathustra, der die Fragwürdigkeit der herrschenden Erkenntnis erkannte und vermutete, dass es eines Herrenmensche bedürfe, Werte umzumünzen und die Wanderer, die, nachdem es sich begeben hatte zu der Zeit, dass der Vorhang zerriss in 2 Stücke, sich da auf den Weg machten, ihres Wegs die Werte ummünzten, und Plantagisten wurden und Herrenmenschen, die auf diesem Weg Frauenmenschen wurden.. Diese Geschichte gefiel ihr wie eh und je und unterhielt sie erneut. Und so unwegsam, undurchdringlich, kompliziert, ja vielleicht sogar verworren diese Geschichte sein mag für die, die nicht Naomi sind, so offensichtlich klar und selbstverständlich war sie für Naomi Deng-Warson. Und da sie schon so erwachsen, dass sie nicht mehr die Träume hatte, dass alle Bäume in den Himmel der Liebe wachsen, aber noch jung genug war, sich ereifern und begeistern zu können, fühlte sie sich unsäglich, ja am besten sagen wir, unsäglich, von den großen geschichtlichen Figuren, vor allem Frauengestalten, angezogen, die man mit diesen Ummünztum jetzt in Verbindung bringt. Indem so Lernen, Erfahren und Leben eines war, reifte in ihr mählich der Entschluss, womöglich sich doch mit dem Deaofficial anzufreunden oder, um ihre Gemütsverfassung treffender zu beschreiben, vielleicht für eine gewisse Zeit in die Novizinnenwelt hineinzuschnuppern. Nahezu allseits groß waren Einverständnis und Freude in ihrer Familie und im Konzern Deng-Warson und ausnahmslos bei allen Grandes Dames, als sie sich, Außenstehenden könnte es vorgekommen sein, mehr oder weniger von Jetzt auf Nachher, den Novizinnenvlies anlegte. Freilich schien der einigen zu knapp geraten, mochte Naomis Schambehaarung noch so außergewöhnlich üppig und mit dem Novizinnengoldgel gefärbt wunderbar sein. Doch diese wenige Kritiker, in der Tat kam diese Kritik in der Überzahl von Männern, verstummten, als man sah, mit welcher Hingabe sich Naomi dem Noviziat widmete und Tattoorankings auf die Beine stellte, wie man sie zuvor nicht gesehen hatte. Denn sie war es, der einzuführen gelang, was schon seit einiger Zeit angedacht war, jedoch stets auf´s Neue von jenen noch existierenden Wenigen zu Fall gebracht werden konnte, die die Auffassung vertraten, es widerspräche der Menschenwürde. Indem es noch existierende Wenige waren, die es stets auf´s Neue zu Fall bringen konnten, ermisst man, dass diese Wenige zugleich Einflussreiche waren. Umso höher ist der Kraftakt und das Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen der Novizin Naomi Deng-Warson einzuschätzen, dass ihr´s gelang. Ihr hatte es schon längst zu lange gedauert, der Zorn ließ ihr schon die Adern schwellen, in der Laure, in die sich 1 mal täglich zurückzuziehen, Novizinnenpflicht ist, hörte man sie schimpfen, im Kreuzgang hatte ihre für die Sache streitbare Stimme schon so manches Mal widergehallt und im Refektorium war sie sich nicht zu schade, Mitnovizinnen, ja, selbst Deas um der Sache willen anzugehen, wobei sie allerdings mit größter Sorgfalt, das erwähnten, als die Sache vorbei und beschlossen war, alle einmütig, die unbedingten Ruhe- und Schweigezeiten achtete. Beachtliche geistige Auffassungsgabe und Wendigkeit, Gewissenhaftig- und Beständigkeit, Ordnungs- und Gemeinschaftsinn, dieses und mehr mag dazu beigetragen haben, dass es schließlich zuvörderst Thea Tatenheim, die zu der Zeit das höchste Deaofficial begleitete, nämlich der Reinhaltung der Vermischungen, die dem Vorhaben der emsigen und klugen Novizin Naomi Deng-Warson gönnendes Gehör schenkte. Von da an war der Weg nicht mehr weit zum Wohlwollen der Primedea, deren Amt allein der formalen Würde nach in der Deawelt das höchste war. Diesem Triumfeminat gelang es, die Seile so zu spannen, dass in ihnen jene noch existierend en Wenigen zu Fall kamen, die die Auffassung vertraten, es widerspräche der Menschenwürde, und jene Halt fanden, die dem Neuen aufgeschlossen gegenüberstanden oder es sogar wollten. Wie immer, wenn Neues nicht nur so geschieht, sondern sich vermuten lässt, dass irgendwie Geld im Spiel ist, sich dieses aber immer von irgendwem aus irgendwelchen Gründen vermutet werden kann, wurde in diesem Fall diese Vermutung geschürt, indem auffiel, dass hier sage und schreibe 3 Konzerne, von denen nicht behauptet werden konnte, sie seien sich immer Grün, zusammenwirkend erschienen in der der Gestalt dreier Personen, der Novizin Naomi Deng-Warson, der Dea für Reinhaltung der Vermischungen Thea Tatenheim und der Primedea Evita Planta. Was lag näher, als dass jegliches Misstrauen der Crudées wachgerüttelt wurde. Die stöberten Restbeststände jener auf, die im Verdacht standen, sich auf die Romanows zurückzuführen. In diesen Ruch geriet schnell, wer nur irgendwie, wobei dieses Irgendwie wirklich nur ein Irgendwie ist, vermuten ließ, so und so nicht hinnehmen zu wollen, von den Crudées und Plantas abgewickelt worden zu sein. Man sollte also besser nicht sagen, die Romanows sind von dem oder jenem abgewickelt worden. Diese und ähnliche Aussagen waren insofern gefährlich, als denen, die sie in den mund nahmen, die Sterilisation drohte. Diese Bedrohten waren es, zu denen die Herolde der Crudées ausschwärmten und sagten, dass es so in den Geschichtsbüchern geschrieben stehe: „Und es sind erfahrungsgemäß oftmals Crudées, die sich auf eine Seite ziehen lassen, nicht nur, weil sie dafür bekannt sind, das Gefühl dem kühlen Verstand vorzuziehen, sondern weil sie eben gerade damit bisweilen größte Erfolge hatten. Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es ist unvergessen, wie sich Giscard Crudée, Karl Tatenheims, gegen jeglichen Rat und wider jede Erkenntnis großer Gelehrten in wichtigsten Dingen der Ernte, die von tosenden Unwettern bedroht wurde, gegen die herrschende Konzernmeinung wandte. Keinen schnelleren Takt ver- langte er von den Wanderern. Er verbündete sich mit ihnen, die den Romanows dann fehlten. Da ernteten die Romanows in diesem Jahr zu wenig, im nächsten Jahr weniger und im übernächsten Jahr schon nicht mehr. Sie zogen gegrämt von dannen und die Wanderer hin. Bald traf man keinen Romanow mehr, aber Plantas mählich, die die romanowschen Anwesen äußert geschmackvoll in Stand setzten und bis heute erhielten.“ Nicht mundfaul fuhren die Crudées fort: „Ihr des Romanowismus´ Verdächtigen, so steht´s geschrieben, dann wird´s wohl so sein. Wenn es so ist, ist die Zeit der Sühne und Wiedergutmachung reif. Wir Crudées wollen sühnen und wiedergutmachen, jetzt.“ „Was hören wir da? Die Crudées, die keine Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt haben, sondern als leere Fleischhüllen, weshalb man sie der bewussten Schuld nicht einmal bezichtigen kann, von einer Partei zur nächsten wanken, finden sich in der richtigen Zeit zu sühnen und wiedergutzumachen? Wenn ihr so tätet, dann wäre ‚guter Crudée’ ein Pleonasmus! Woher das plötzliche Ansinnen? Wir können´s noch nicht glauben, noch nicht fassen.“ „Einmal muss es sein. Wenn´s kein anderer tut, wir tun´s. Von uns aus, nennt uns die ohne Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt. Wenn wir so den Menschen Nutz und Segen bringen, dann ist´s wohlgetan.“ „War es wohlgetan, Nutz und Segen, dass Ihr vor noch gar nicht langer Zeit einen echten Romanowabkömmling, den Waffenhochmeister Nkomo-Adolfo Planta, heißmachtet, 3 der bedeutendsten Romanowforscher bei einer Feldforschung in altem Romanowland into the big Sleep zu nebeln? Das Auffinden von Quellen aus dem Leben der vormaligen Romanows und habt ihr so gewaltsam vereitelt und Grundlagen, aus der Geschichte für das Leben zu lernen, vernichtet. Oder was habt Ihr dazu zu sagen, dass ihr an vorderster Front dabei seid, wenn es darum geht, jeden, der nur im Entferntesten ein Romanowist zu sein scheint, vom Hetorosiskreislauf auszuschließen. Das ist pure Inquisition, wobei Ihr, mit Verlaub, nicht einmal, wie es sich für eine ordentliche Inquisition gehört, Fragen stellt, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ohne Verfahren, und sei´s statutenlos, durchtrennt ihr unsere Samenstränge und Eileiter.“ „Euren Waffenhochmeister Nkomo-Adolfo Planta…“ „Und wie steht´s zum Dritten damit, dass sich noch niemals ein Crudée hinstellte und sagte: ‚T´s, D´sW´s, P´s, es ist nicht richtig, es kann doch nicht sein, dass allein der allergeringste Verdacht, ein Romanowist zu sein, hinreicht, diesen fleißigen und klugen Menschen hier oder jenen verdienstvollen Menschen dort allein aus vagen Verdachtsgründen und ohne klare Beweise von allen Kongresssen, Meetings, Officials auszuschließen und fernzuhalten’?“ „Euren Waffenhochmeister Nkomo-Adolfo Planta muss man nicht heißmachen. Er brennt aus eigenen Stücken darauf, seine einwandfreie Loyalität gegenüber der frauenden Konzernmeinung zum Ausdruck zu bringen. Bei jeder Gelegenheit tönt er, die Welt der Romanows, zu der auch ihre Geschichte gehört, ist ein für alle Mal untergegangen. Professor Dr. IAI Iglesias Crudée: „Nebenbei bemerkt, ist es wissenschaftlich sehr umstritten, ob man aus der Geschichte für das Leben überhaupt lernen könne.“ „Welcher Konzern ist denn Herr über the big Sleep? Die Plantas, an der Spitze der Waffenhochmeister Nkomo-Adolfo Planta, dieser Heißsporn gegen Abweichler. Je mehr Highenergynebel er loswird, desto besser geht es ihm. Wenn wir nicht mit den Wölfen heulen, ist die Gefahr riesig, dass wir sein, also der Plantas, also der Vorläufer der Romanows, Opfer werden. Sind wir Opfer und into the big Sleep ist nichts mit unserer Sühne, unserem Wohltun, Nutz und Segen. Aber wir wollen sühnen, Euch wohltun, Nutz und Segen bringen. Und bedenkt auch dieses: Sind wir nicht bekannt dafür, in unseren Reihen Menschen zu haben, denen höchstes Leid widerfuhr oder die anderes wagen? Seht auf unsere Tabea Crudée, die, als sie sich dem Official der Dea für Reinhaltung der Vermischungen beugte, die Autoeuthanasie heimsuchte. Oder nehmt unsere Hanna Crudée, die, nicht zur Freude und zur Glücksmehrung aller, unüblichere Pfade einschlug. Wir wollen sühnen, Euch wohltun, Nutz und Segen bringen.“ „Wie soll dies geschehen?“ „Wir glauben, dass Euch dieses am besten unser Iglesias Crudée mit seinem allseits höchstangesehenen Wissen über die IAI, diese so ungeheuer schwer erforschliche Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt, unterbreiten kann. Lieber Iglesias, würdest Du bitte die Güte haben, unseren Gästen zu unterbreiten, weshalb wir sühnen, ihnen wohltun, Nutz und Segen bringen wollen.“ „Wir zweifeln, ob der allseits bekannte Psychoheuler Iglesias mit seinem hohen Falsettstimmchen, mit dem er sich weltweit einzuschmeicheln weiß, besonders bei Frauen, also auf mich wenigstens wirkt es ölig, um nicht zu sagen, schleimig, uns vernünftig unterbreiten kann, weshalb ihr uns Verdächtigten, Geschmähten, Geschnittenen und Gejagten gegenüber sühnen, wohltun, Nutz und Segen bringen wollt.“ „Ihr alle, die Ihr des Romanowismus´ verdächtigt seid, seid allzeit in großer Gefahr. Umso mehr bewundere ich Eure Furchtlosigkeit, mit der Ihr hier auftretet. Denn was ist es anderes als hehrer Mut, wenn Menschen, die so sehr allzeit in großer Gefahr sind wie Ihr, eine Berühmtheit, auch auf dem Gebiete der Wissenschaft, wie ich es bin, deren höchste Integrität im gesamten Plantagistenkosmos, also interkonzernal, bekannt ist und allseitig geschätzt wird, mit derlei beleidigenden Worten in einer größeren Öffentlichkeit begrüßt? Aber ich sage zweierlei: Was mich persönlich angeht, Schwamm drüber. Und was die Crudées anbelangt, glaube ich, sagen zu dürfen, dass wir es ausschließlich im Zusammenhang mit dem betrachten werden, was wir so zusammenfassen: Euch Verdächtigten, Geschmähten, Geschnittenen, Gejagten und Verfolgten gegenüber sühnen, wohltun, Nutz und Segen bringen. Hier und heute ist nicht Zeit und Platz, darüber zu sinnieren, ob die Verdächtigungen und ihre Folgen, die Euch treffen, im Allgemeinen oder im Einzelfall vernünftig, wichtig und wünschenswert sind. Darüber wollen wir nicht rechten. Heute und hier geht es um etwas ganz anderes. Aus der Geschichte ist auf uns gekommen, dass es oftmals die sind, die wir Außenseiter nennen, zu Höchstleistungen befähigt und die Kreativsten sind. Waren es nicht die Menschen vom Marmarameer, die um die Zeit, als es sich begab, dass der Vorhang zerriss in zwei Stücke und sich auf den Weg machten die Wanderer, in Herren Ländern, wie es damals noch hieß, in die sie strömten, im Ruch des Außenseitertums standen, aber den Menschen die Nahrung brachten, die, man kann es nicht deutlich genug wiederholen, es auch fleischlos gab und man ohne weiteres des Wegs essen konnte?“ „Doch den Schleier, den sie auch mitbrachten, wollten die Frauen nicht.“ „Verdanken wir nicht den Juden, unserem Symbol der Diaspora, die erheblichsten Auffassungen von Raum und Zeit und von der Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt und ihrer Märchen und Mythen?“ „Ja, der modernste Highenergynebel brachte vielen unserer Historiker the biggest Sleep. Aber wir Laien erinnern uns dessen, Heuler Iglesias. Was ist damit: Verdanken wir nicht einem Jüdinnenficker, der sich nicht zu schäbig war, just zu der Zeit, als die Juden in der Diaspore into the biggest Sleep transportiert wurden, seine jüdische Studentin, die viel jünger war als er, zu ficken, die erheblichsten Auffassungen von Sein und Zeit?“ „Der einzelne Verirrte, auch wenn er gegen frauende beziehungsweise herrschende, wie es damals hieß, Statuten beziehungsweise Gesetze, wie es damals hieß, verstößt, tilgt nicht die Regel. Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein, der andere häute die Zwiebel und weine. Wir leiten aus der Regel her, aus der Geschichte ist auf uns gekommen, dass es oftmals die sind, die wir Außenseiter nennen, zu Höchstleistungen befähigt und die Kreativsten sind. Fakt ist, unter Euch, die als Romanowisten draußen vor der Tür sind, gibt es viele, die den Berufen angehören, die wir alles in allem als kreativ zu bezeichnen pflegen. Ihr seid die großen Artisten, die die am weitesten verbreiteten und bekanntesten Zeichen kreiert haben. Ist es nicht so, dass die die effektivsten Räder, die sich drehen im Wind für den Strom, die beliebtesten Deatattoos und die handlichsten Atomuhren von Euch entworfen wurden und, und, und? Da gibt es doch zu denken, dass die meisten, die des Romanowismus´ verdächtig, geniale Konstrukteure und Künstler sind.“ „Heuler Iglesias, komm zur Sache, was willtst Du uns mit Deinem dichotomen Weltbild, auf der einen Seite Macht und Masse, die Macht der Dummheit und auf der Seite Genie und Wahnsinn, verklickern?“ „Ich weiß nicht, ob verklickern das richtige Wort ist. Aber wollen ist auf jeden Fall das richtige Wort. Wir Crudées wollen etwas von Euch und wenn wir wollen sagen, dann meinen wir wollen. Wir wollen, dass Ihr wollt, was wir wollen. Und für Euch gilt: Des Menschen Nichtwille ist sein Himmelreich, the biggest Sleep. Ihr Romanowisten seid draußen vor der Tür, und viele von Euch, gehören den Berufen an, die wir alles in allem als kreativ zu bezeichnen pflegen. Ihr seid die großen Artisten, die die am weitesten verbreiteten und bekanntesten Zeichen kreiert haben. Die wichtigsten EANs gehen auf Euer Konto, und wenn wir auf Euer Konto sagen, dann meinen wir Euer Konto. Mit den EANs macht ihr jede Menge Coins. Und wenn einer von Euch großartigen Erfindern in den Romanaowistenruch gerät, dann gibt es immer noch genug unterirdische Kanäle, in denen die Coins zu Euch fließen. Aber wir wollen von Euch nicht nur die Lizenzen der einträglichen EANs haben. Wir wollen von Euch sämtliche Lizenzen und Rechte aller EANs haben; jetzt, sofort.“ „Tickst Du noch ganz richtig, Heuler Iglesias? Coins hin oder her. Scheiß auf das Money. Die EANs sind mit schweren Geburtswehen aus unserer Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt, und lass uns im Angesicht des hiesigen graviden Themas ruhig wieder einmal das alte Wort Psyche benutzen, hervorgekommen. Weißt Du überhaupt, was es heißt, mit Ideen schwanger zu gehen und eine Idee als Gestalt zu gebären? Natürlich weißt Du es nicht, das sagen uns deine mediokren Fachbücher. Nein, nein, wir wollen Dich nicht beleidigen, nur versuchen, den himmelhohen Unterschied zwischen Alltag und Routine und schöpferischem Akt zu erklären. Aber ist nicht schon Kierkegaard mit dieser Erklärung nicht zur Masse durchgerungen.“ „Ich weiß nicht, was für einen Trick Du mit Kierkegaard meinst. Aber ich weiß hundertprozentig dieses: Wir wollen von Euch nicht nur die Lizenzen der einträglichen EANs haben. Wir Crudées wollen, und wenn wir wollen sagen, dann meinen wir wollen, von Euch sämtliche Lizenzen und Rechte aller EANs haben; jetzt, sofort.“ Während die verdächtigten, geschmähten, geschnittenen, gejagten und verfolgten Schöpfer noch riefen, „Du Gieriger, gönne mir auch was“, schrie der schon zurück: „Und nun hört genau hin: Des Romanowisten Nichtwille ist sein Himmelreich, the biggest Sleep, OK?“ Und da ihnen der Ausweg versperrt war, bildeten sie innen einen Kreis, in dem sie angesichts des biggest Sleep ihre lauten Münder schlossen und leise berieten. Immer enger zog die Security, ihre eigenen Reihen fest geschlossen, den Kreis. Und in dieser unübersichtlichen Zusammenpferchung erregter Menschen geschah, was zu dieser Zeit wirklich, ja wirklich, strengstens verboten war. Ein Securityofficer schlug mit dem Kolben auf das Glied des größten Künstlers dieser Zeit und zischte in seine Richtung, du Schmeißfliege. Während der Geschundene sich wurmartig krümmte, sagte Iglesias Crudée: „Der da hat sich vor Aufregung übergeben. Lasst uns das aus ihm Gekommene wie ein Exkrement in die Erde bringen. Es ist Lebensstoff, der in den Kreislauf gehört und Lebenssaft kreiert. Nichts verkommt.“ Dies war der Nährboden für die weitere Unterhandlung zwischen den verdächtigten, geschmähten, geschnittenen, gejagten und verfolgten Schöpfern und dem einen geschlagenen Schöpfer, der letztlich nichts mehr bei sich behalten konnte, und dem Konzern Crudée, deren Ausgang schnell erzählt ist. „Keiner soll sagen, die Crudées machten nicht, was irgendmöglich ist, möglich. Ob ihr´s glaubt oder nicht, Eure lästige Zeit des Romanowismus ist endgültig vorbei. Nein, nein, diese Worte sind nicht zweischneidig. Habt keine Angst. Nichts da mit biggest Sleep. Der Waffenhochmeister ist befriedet mit seinem Lieblingsfriedensmittel. Ihm wurde vorgestern die größte Menge Highenergynebels abgekauft, die er je losschlagen konnte. Er ist glückselig und soll sich bereits an seinem Lieblingsurlaubsort befinden, wo er in den Vereinen der Schützen der alten Feuerwaffen wieder als Conferencier auftreten will. Er sagte, er brenne schon seit langem darauf, seine neue Show abzuziehen, für die er eigens mehrere neue Volkslieder komponiert habe. Schon frug er, „wie gefällt Euch dieser Refrain?“ und sang: „Das eine Loch gestopft, das ist das halbe Leben, das andere Loch gleich mitgestopft, das ist das ganze Leben“. Seine Show sei ein Mischmasch aus KuK-Operette und Vaudeville-Tingeltangel. Wir seien herzlich eingeladen, Eintritt frei. „Ich nehme dies schon einmal vorweg. Sobald wir diese komplizierte Sache unter Dach und Fach haben, seid ihr herzlich eingeladen, mit uns zusammen die brandaktuelle Nkomo-Adolfo-Revue im Theatre des Vereins der Schützen der alten Feuerwaffen zu besuchen. Sämtliche Kosten gehen auf unsere Kappe. Unter anderem gibt es das größte Feuerwerk mit historischen Vorderladern aller Zeiten. Nkomo-Adolfo setzte hinzu, damit er nichts Falsches sage, müsse es korrekt das größte Feuerwerk mit historischen Vorderladern aller Friedenszeiten heißen, da er nicht wisse, ob damals im Krieg noch mehr Vorderlader zur gleichen Zeit rumgeballert hätten, was er sich allerdings angesichts der Waffenmasse, die er aufführe, nur schwer vorstellen könne. Falls Ihr jetzt noch zaudern solltet, können wir Euch vielleicht mit der Ankündigung der Attraktion ködern, dass es Nkomo-Adolfo Planta gelang, jene Novizin zu verpflichten, die nicht nur das letzte Tattooranking gewann, sondern auch als Novizin gilt, die erstmalig die außergewöhnliche Üppigkeit der zur Schau getragenen Vliesschambehaarung der seinerzeitigen Novizin Naomi Deng-Warson übertraf. Ihre mit Novizinnengoldgel gefärbte Schambehaarung ist die Attraktion. Sie tritt zusammen mit der Supergroup Pony Novi auf. Leute, das wird riesig, lasst Euch diese Einladung nicht entgehen.“ So froh lockten die Crudées die Romanowisten. „Kein Fall ino the big Sleep, kein Fall into the biggest Sleep. Keiner soll sagen, die Crudées machten nicht, was irgendmöglich ist, möglich. Ob Ihr´s glaubt oder nicht, Eure lästige Zeit des Romanowismus ist endgültig vorbei. Leute, wir besorgen Euch Zeit, Ihr lebt; nachdem dieses Ding unterschrieben ist, seid Ihr wieder Vollmitglieder des Plantagistenwelt. Denn Sonderplantagisten sind Vollmitglieder der Plantagistenwelt.“ „Wir wurden als Plantagisten geboren. Wir sehen nicht aus wie Sonderplantagisten. Wir sehen aus wie Plantagisten. Wie alles aufs Beste an uns vermischt ist. Dieser schlanke Körper im goldenen Schnitt, und wie er begierlich macht, wenn er sich reckt und rekelt. Niemand ruft uns zu, langsam, du da, langsam, nur ein Hundsfott läuft so schnell, wie du. Der pflichtbemessene Gang ist uns ganz zum Wesen geworden sein. Unser seidiges Haar, unsere glatte, glänzende Haut, auf die kein Haar den Schatten wirft und bronzen schimmert. Wir sind körperliche Vermischungsplantagisten, die nur wegen des Romanowistenverdachts, also aus geistigen Gründen, von der Vermischung ausgeschlossen sind. Wie sollen wir so in die Sonderplantagisten integriert werden, mit ihnen zusammenleben können?“ „Darob macht Euch keine Sorgen. Die meisten Sonderplantagisten freuen sich schon auf ihre neuen Familymitglieder. Kaum hatten sie von diesem Vorhaben erfahren, drängen sie bereits, die Vermischungspläne so schnell wie möglich auszuarbeiten. Hagen Tatenheim, dieser Dickschwanz, zum Beispiel hofft innigst darauf, es mit Dir, Du da drüben, Du unglaubliche Schönheit, nicht nur machen zu können, man munkelt, da sei sowieso was gewesen, sei´s drum, sondern sich mit Dir zu vermehren. Und das Busenwunder Geisha Planta möchte Kinder gleich mit zwei ganz gewissen Plantas unter Euch Romanowisten. Bisher konnten wir mit ihnen alles im Verborgenen ausmachen. Nachdem die Erwartungsfreude aber so groß geriet, brodelt´s regelrecht. Lange bleibt unser gemeinsames Projekt nicht mehr unter dem Mantel der Verschwiegenheit. Also Ihr seht, da ist richtig was los, die Freude ist groß. Das kann nur gutgehen. Deshalb, Freunde, genug des Zauderns, ran an die Brätlinge.“ „Eine Frage noch brennt vielen von uns auf den Nägeln. Wenn uns schon nichts anderes bleibt als Eure Vertragsentwürfe, dann bitten wir Euch, dafür zu sorgen, dass wir, zumindest in der ersten Generation, keine Atomuhren tragen müssen.“ „Du liebe Güte, wie stellst Du Dir das vor, wie soll das organisiert werden. Viele von Euch waren bis kurzem selber Vermischungsplantagisten und zu Kongresssen, Meetings, Officials zugelassen. Ihr wisst, wie viele Stellen und Menschen sich in die Planung der Events, auf denen Atomuhren getragen werden, einmischen. In diesem Tohuwabohu durchsetzen, dass jener Sonderplantagist die Atomuhr auf alle Fälle tragen soll oder will und jener nicht, wie soll´s gerichtet werden? Und ist an der Fama, von den historischen Atomuhren gehe Gefahr aus, tatsächlich etwas dran. Die Wissenschaft hat keine nennenswerte Gefahr gefunden. Im Übrigen wären doch nicht nur die Atomuhrenträger gefährdet, sondern auch alle anderen Eventteilnehmer. Deshalb sage ich, der ich zwar kein Physiker bin, in meiner Eigenschaft als IAI-Wissenschaftler: Die für den Einsatz des Atomuhrtragens unter die schweren Ornatstoffe zusätzlich genäht Bleifolien, um eine eventuelle Reststrahlung der historischen Atomuhr abzuhalten, ist symbolisch, wobei hier und jetzt nicht Raum und Zeit ist, auf diesen Symbolismus einzugehen. Was die Atomuhren anlangt, sitzen wir alle im selben Boot. Wie sollte so was vertraglich formuliert werden. Genauso wenig kann vertraglich formuliert werden, dass und wie ihr Sonderplantagisten werdet. Solche Dinge können nur mit Vertrauen gegen Vertrauen gelingen. Was uns Crudée betrifft, wir vertrauen Euch.“ Es wurde notariell vertraglich vereinbart, dass sämtliche Lizenzen und jegliche denkbaren Rechte an allen zur Zeit des Vertragsschlusses existierenden EANs ab Vertragsschlusszeitpunkt für die Inskunft verbindlich und unwiderruflich dem Konzern Crudée gehören und dass alle, die diesen Vertrag unterschreiben, es für die Inskunft verbindlich und unwiderruflich anerkennen, egal aus welchem Rechtsgrund und dieser Anerkenntnis vorabdinglich jedes EAN angehören lassen wollen, das die Unterschreibenden nach Vertragsschluss andenken und/oder tatsächlich entwerfen und/oder veröffentlichen. Da traten die, deren Hoffnung auf das Sonderplantagistentum gerichtet worden war, zur Unterschrift an und der Officer machte Scherze und sagte: „Na, wird´s bald. Oder soll ich mit dem Kolben nachhelfen?“ Dieses ist das denkwürdige Ereignis, zu dem die Crudée in den nachhaltigsten Besitz sämtlicher EAN-Rechte gelangten. Sie hatten die Rechnung aber ohne die Wirtin gemacht. Der Primdea Evita Planta gelang es, die Konzerne Tatenheim, Planta, Deng-Warson in gemeinsamen Meetings zu versammeln, im Verlauf derer eine Statutennovelle beschlossen wurde, wonach EANs, die zu Deatattoos wurden, ab sofort nicht Patent- und Lizenzrechten unterliegen konnten und die Laufzeit der von EAN-Patent- und Lizenzrechten von 100 Jahren auf 10 Jahre verkürzt wurde. So verdienten die Crudées an den außerchurchlichen EANs dennoch einige Jahre nicht schlecht. Aber ihr Plan, die Frauenschaft über die ChurchEANs zu übernehmen, ging nicht auf. Dieses sind die denkwürdigen Ereignisse, mit denen die Crudées die Schar der Sonderplantagisten um Geschmähte, Geschnittene, Gejagte und Verfolgte, die des Romanowismus´ Verdächtigten, mehrte, weshalb unter den Sonderplantagisten von nun an zu Höchstleistungen Befähigte leben, die den Berufen angehören, die wir alles in allem als kreativ zu bezeichnen pflegen. Sie sind die großen Artisten, die die am weitesten verbreiteten und bekanntesten Zeichen kreiert haben, und sie sind die genialen Künstler und Konstrukteure, die die beliebtesten Deatattoos, die effektivsten Räder, die sich drehen im Wind für den Strom, und die handlichsten Atomuhren entworfen haben. Deshalb sollte es uns nicht verwundern, wenn diese Menschen an wichtigen Stellen in die Handlung eingreifen. Die Novizin Naomi Deng-Warson war es also, der einzuführen gelang, was schon seit einiger Zeit angedacht war, jedoch stets auf´s Neue von jenen noch existierenden Wenigen zu Fall gebracht werden konnte, die die Auffassung vertraten, es widerspräche der Menschenwürde. Indem es lediglich existierende Wenige waren, die es stets auf´s Neue zu Fall bringen konnten, ermisst man, dass diese Wenigen zugleich Einflussreiche waren. Umso höher ist der Kraftakt und das Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen der Novizin Naomi Deng-Warson einzuschätzen, dass ihr´s gelang. Sie selber war es, die es zum ersten Mal am eigenen Leib erfuhr. Nicht irgendein Tattoo war es, das ihr bei ihrer Inthronisation zur Dea für die Novizinnen von der rechten Schläfe über die Stirn bis zu linken Schläfe eingestanzt wurde. Es war ein EAN, das wegen seiner raffiniert gestalteten 1000und1 Striche mit den Möglichkeiten der Decoder dieser Zeit absolut fälschungssicher war. Als sie sich damit über den XXL-TFT den Menschen zum ersten Mal zeigte, waren die, vor allem die Girls, so begeistert, dass sie regelrecht ausrasteten. Bei diesem Event wurde viel Sachschaden in der Waldarena angerichtet, was zu einigen Diskussionen in den Medien führte. Auf der Prozession konnte sie wegen des warmen Wetters völlig nackt auftreten. Selbstverständlich trug sie das obligatorische Vlies. Ihr berühmt üppiges Schamhaar hatte Eckhard W. Mayer goldenplatinig gestylt. Selbstverständlich hatte sie eine Uhr an, die aber so klein sollte, dass ihre Blöße nicht gestört würde. Deshalb nahm sie einfach ihre alte Mädchenuhr, von der sie nicht einmal wer wusste, von wem sie ist. Vermutlich war sie von niemand Berühmten. Die kam von allen Uhren, die an diesem Tag die Deas trugen, am besten an, dass viele, besonders Girls frugen: „Ey, wo hast Du denn die her. Die ist ja total toll. Na, los, sag schon.“ Da lächelte sie nur und sagte: „Tja, wenn Ihr das wüsstet, ihr glaubt´s nicht: Nobody.“ „Nobody?“ sagten die Girls, „noch nie gehört.“ Da sie mit ihren nackten zarten Füßen den weiten Weg durch die Felder, den die Prozession nahm, hätte nicht durchstehen können, wurde sie mit einer 4rädrigen Sinterplattform gezogen, auf der sie stand und sich an einem Sinterpfahl festhielt, wenn sie nicht selber den Weihrauchkessel schwenkte. Sie wurde von 16 Menschen, die sich nicht im Gleichschritt befanden, gezogen, in jeder der 4 aufeinanderfolgenden 4erreihen je 1 V-Man neben einer V-Woman, wobei ganz vorne ganz links 1 Woman zog. Women und Men waren aus allen Konzernen zu gleichen Teilen vertreten. Dieses Arrangement, das ohne weiteres hätte zu Eifersüchteleien und Streitereien führen können, es aber nicht tat, wählte sie nicht bewusst aus Gründen der interkonzernalen Loyalität, sondern regelrecht irgendwie so. Der Novizinnendea folgte auf der Trauerprozession zu Ehren der Dea für die Reinhaltung der Vermischungen die Hortusdea. War im Cursus Dearum dieses Churchofficial für viele Deas nur ein unerlässliches Durchgangsstadium, verblieben in ihm solche Frauen, die sich besonders für alle die Fragen interessierten, die im engeren und weiteren Sinn mit Ökologie zu tun haben, wozu auch die Räder gehörten, die sich drehen im Wind für den Strom. Da es im Belieben einer Dea lag, ein einmal erreichtes Deaofficial beizubehalten und es sich gezeigt hatte, dass sich keine Dea für ihre Livearea mehr begeisterte als die Hortus-LED, hatte es, seit es den Cursus Dearum und Deas gab, auf dem Hortusdeathron die wenigsten Wechsel gegeben, zusätzlich deshalb, weil von allen Deas bisher die Hortus- deas am ältesten geworden waren. Auch die jetzige Hortusdea Ai Deng war bereits betagt. Sie war in ihrer Jugend eine Paradeschönheit, Model, Tattoomodel und Actress. In der Zeit nicht sie ständig in den Medien, wobei ihre Schönheit und hin wieder ihr Lebensstil auffielen. Denn man sagte ihr nach, die Lover zu wechseln wie andere Unterhosen. Seinerzeit bezog sich ein Klatschkolumnist auf diesen Vergleich und wies darauf hin, dass er nur für jene stimme, die ihre schmutzige Unterwäsche tatsächlich so häufig wechseln würden wie Ai Deng ihre Lover. Erst nach diesem eskapadenreichen Vorleben hat sie sich in eine akademischen Laufbahn gestürzt, ja, man muss angesichts ihrer Wissbegier und ihres Lerneifers wirklich sagen gestürzt. Studium, Promotion und Habilitation auf dem Gebiet der Hortusökologie absolvierte sie mit gefeierten Leistungen. Von ihren vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen sei hier nur die erwähnt, die sich mit einer Fußnote in marxens Kapital, die den Terminus „agrarische Revolution“ bringt, erwähnt. Das Stichwort „Agrarreveolution“, das die Historiker verwundern mag, weil dieser Karl Marx in erster Linie mit der industriellen Revolution in Verbindung gebracht wird, gabelte sie in Knut Bairochs Wirtschafts- und Sozialgeschichte auf. Die Termini technici „Lebenssaft“ und „Lebensexkrement“ gehen auf sie zurück. Auch war sie maßgeblich an der gegen einige Widerstände durchgesetzten endgültigen Etablierung der Leichendüngung beteiligt. Die Widerstände waren um so größer, da sie auch die Leichen von Ausgesonderten, also auch von den jüngeren Menschen, die die Aussonderungsmerkmale gerade gezeigt hatten, im Düngepool sehen wollte. Dies war schon seit einiger Zeit angedacht, jedoch stets auf´s Neue von jenen noch existierenden Wenigen zu Fall gebracht worden, die die Auffassung vertraten, es widerspräche der Menschenwürde. Indem es lediglich existierende Wenige waren, die es stets auf´s Neue zu Fall bringen konnten, ermisst man, dass diese Wenigen zugleich Einflussreiche waren. Umso höher ist der Kraftakt und das Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen der damaligen Professorin für Hortusökologie Ai Deng und ihrer Gleichgesinnten einzuschätzen, dass es ihnen zum Teil gelang. Muss man zum Beleg der größten Begeisterung und Liebe der Ai Deng für alles, was mit Hortusökologie zu tun hat, mehr Beispiele anführen? Ihre unendliche Begeisterung hierfür, und dieses noch mehr, seit sie das, was die Plantagisten mit Hortus assoziierten, auf dem Deathron verkörperte und lebte, spürten alle, die es mit ihr persönlich zu tun bekamen. Wer ihre Ideen zunächst nicht verstand oder einsah, nehmen wir zum Beispiel den Ausbau der Räder- und Photovoltaikparks in Richtung und Nähe der Familypoints, die Ausdehnung der Leichendüngung auf Askaris unabhängig von ihrer Plantagistenanwartschaft, die Eröffnung und Anstachelung der Diskussion um die Einführung der Freiwilligkeit des Atomuhrtragens bei Events, wurden von ihrer Begeisterungsfähigkeit regelrecht mitgerissen. Was die Einführung der Freiwilligkeit des Atomuhrtragens bei Events anbelangt, waren jedoch noch nicht genug von dieser Begeisterung angesteckt, zu tief und weit verbreitet saß die Angst vor unsichtbarer Reststrahlung, mochte die Wissenschaft noch so gute Gründe dafür haben. Ein solcher Grund, der sogar des Sarkasmus´ geziehen wurde, war ein interdisziplinärer Aufsatz von Physikern, Biologen und Philosophen, der die Auffassung vertrat, dass die Arten, also auch Menschen, ohne Strahlung nicht zu dem geworden wären, was sie heute seien, also auch keine Plantagisten. Es gab im Konzern Deng-Warson Families, die, bei allem Wissen um die gezielte Vermischung, ihre ursprüngliche japanisch-chinesische Herkunft nicht verleugnen konnten. Es war wissenschaftlich noch nicht geklärt, weshalb gerade bei diesen asiatischen Rassen die Hetero- immer wieder durch die Homozygotie überlagert wurde. War es anfänglich noch so, dass diese japanisch-chinesischen Rassen mit einigem Aufwand, wozu auch kosmetische Operationen gehörten, und etlichen Tricks wie etwa die Permacamouflage versuchten, ihre rassenspezifschen Merkmale wegzumerzen, wich diese Einstellung im Lauf der Jahrzehnte eher einem stolzen Bewusstsein, eben gerade so zu sein. Die mit Bewusstsein lebten erwirkten konzernübergreifend ein Statut, wonach sie sich mündlich sowohl DengWarson als auch Deng nennen konnten. In allen Schriftformen hatte es jedoch aus rein praktischen Gründen wie geschäftlichen Verträgen, Heiraten, Vermischungszuweisungen beim Deng-Warson zu bleiben. Man sieht an diesem Statut, dass Plantagisten durchaus unkompliziert und flexibel individueller Regelungen fähig waren. Dieses Dengbewusstsein war bei Ai Deng stark ausgeprägt, weshalb sie sich auch als Hortusdea allein Deng nannte, zunächst nur mündlich, mit dem Lauf der Jahre immer häufiger auch auf schriftförmlich. Vermutlich führte diese für eine Dea einmalige Namensführung, alle bisherigen und seienden Deas führten ihren Konzerndoppelnamen, aus zwei Gründen zu keiner Auseinandersetzung, keinem Streit oder gar Eklat. Man führe sich vor Augen, in welch komplizierte multilaterale Kontakte, die ja zumeist irgendwie auch in Schriftform abgewickelt wurden, eine Dea verwickelt war. Da durfte kein Konzern mit dem anderen auch nur annäherungsweise verwechselt werden. Zum einen konnte sich der Konzern Deng-Warson selber der Loyalität Ai Dengs gewiss sein. Niemals hatte sie die Dengfraktion im Deng-WarsonKonzern bevorteilt. Überhaupt mussten alle während ihrer langen Regierungszeit den Eindruck ihrer Neutralität gewinnen, kämpfte sie für ihre Ideen auch noch so verbissen. Diese ideen-, menschen- und organsiationenverbindende Geisteshaltung zeigte sie auch durch die Wahl ihres großflächigen und 3geteilten Deatattoos, das sie sich in die Haut stanzen ließ. Auf der rechten Körperseite zwischen Tuberositas deltoidea humeri und Processus xiphoideus war auf dem Musculus pectoralis maior das Symbol des gesamten Konzerns der Deng-Warsons zu sehen, das uns hier näher nicht zu interessieren braucht. Auf derselben Körperregion links war der Garten des Klosters Herisau auszumachen, der in einem Tatenheimcounty lag. Auf der Haut über dem Sternum zwischen Manubrium sterni und Processus xiphoideus ragte ein Rad, das sich da dreht im Wind für den Strom, empor, das allerdings nicht die Lieblingsfarben der Thea Tatenheim hatte, weil sich Thea und Ai noch lange nicht kannten, als sich Ai ihr Deatattoo stanzen ließ. Um sich für die Trauerprozession chic zu machen, hatte sie nicht die Hausdesigner der Deng-Warsons konsultiert, sondern ganz bewusst die der Plantas und Crudées. Die steckten sie in knöchelhohe Highheels, deren Oberfläche aus graßgrün gefärbtem Vlies war. Aus der gleichen Oberfläche waren die zwei Uhren, die sie über jedem Knie trug. Sie saß auf ihrem Sinterthron, dessen Sitz und Lehne mit graßgrün gefärbtem Vlies bespannt und auf eine 4rädrige Plattform montiert war, deren Oberfläche mit graßgrün gefärbtem Vlies bedeckt war. So wurde sie von 16 Menschen, die sich im Gleichschritt befanden, gezogen, in jeder der 4 aufeinanderfolgenden 4erreihen je 1 V-Man neben einer V-Woman, wobei ganz vorne ganz links 1 Woman zog. Women und Men waren aus allen Konzernen zu gleichen Teilen vertreten. Auch dieses Arrangement, das ohne weiteres hätte zu Eifersüchteleien und Streitereien führen können, es aber nicht tat, beweist, wie ernst es Ai Deng mit Interkonzernalität war. Zum andern nur so viel. Bei den meisten Menschen fordert das Alter den Tribut, dass sie, bleibe ihre Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt noch so stürmerisch und drängerisch und ihre Hülle recht knackig und frisch, doch irgendwie verblüht dünken. Besonders bei den Menschen, die für ihre innere und äußere Jugendlichkeit immensen Aufwand betreiben, scheint es so auszugehen. Es ist in diesem Zusammenhang an die zu erinnern, die sich nicht zu schade sind, unters Messer zu legen. Wie hinten zusammengebunden sehen ihre Gesichts- und Halshäute aus, und wenn sie lachen, wirken sie maskenhaft. Man fragt sich, ob ältere Menschen, die sich trotz ihrer Lebenserfahrung so verstümmeln, noch ganz bei Trost sind oder senil und dement. Über junge Menschen, die sich nicht selten ebenfalls so zurichten, soll hier nicht gesprochen werden. Auch nur ein Gedanke an derlei stellte sich bei denen, die es Auge um Auge, Zahn um Zahn mit Ai Deng zu tun bekamen, nicht ein, obschon ihre Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt gar nicht mehr so stürmerisch und drängerisch war, kämpfte sie für ihre Ideen auch noch so verbissen, und ihre Hülle für ihr Alter eigentlich nicht außergewöhnlich knackig und frisch war. Sie gehörte zu den wenigen Menschen, die mit dem Glück gesegnet sind, von der Natur jene Erscheinung bekommen zu haben, von der die meisten Mitmenschen sagen, es sei Schönheit. Wir erinnerten uns an die vielen angenehmen Möglichkeiten, die diese naturgeschenkte Schönheit Ai Deng bereits in ihren Jugendtagen eröffnete. Und diese äußerliche Schönheit, die die Plantagisten stark mit den Maßen des goldenen Schnitts verbanden, paarte sich während des Lebens bei Ai Deng mit innerer. Dies wird gesagt, wissend, wie diffus die Begriffe, sind, sei es Intelligenz, Fleiß, Musefähigkeit, Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen, Ordnungssinn, zum Vergleich befähigendes Naturell oder ideen- , menschen- und organsiationenverbindende Geisteshaltung, Moderation und Temparation im richtigen Verhältnis, mit der wir diese sogenannte innere Schönheit fassen wollen. Paaren sich bei einem Menschen äußere und innere Schönheit im richtigen Maß, dann scheint er nicht zu sein, wie er ist, dann ist er, wie er ist. Ist er, wie er ist, dann ist er so alle Zeit wesentlich, in der Jugend, in der Lebensmitte, im Alter. Begeistert ein Mensch, der so ist, andere, hat er wohl das, was Charisma genannt wird. Dieses charismatische Sein hatte die Hortusdea Ai Deng so sehr, dass die paar, die auf sie neidisch waren, regelrecht vernachlässigt werden können. Sie war dieses so sehr, dass man gereizt ist, zu sagen, Ihr Sein. Aber dies dürfen wir ja nicht sagen, weil es schon den Grandes Dames, les Grandes, Ihrem Sein, vorbehalten ist. Sei der lieben Ordnung halber kurz erwähnt, dass auch Ai Deng von allerlei Geschäftsleuten und Geschäftemachern belagert wurde, was nicht verwundert, da sie als Hortusdea zugleich den Energiesektor, Stichworte Räder, die sich da drehen im Wind, der ja sehr viel mit Money zu tun hat, obwaltete. Da Energie aber anders als zum Beispiel Tattoorankings und Medien ein Grundbedürfnis ist wie die Nahrung, muss ihr Bedürfnis und Bedarf nicht eigens geschürt werden. Wer wie eine Hortusdea natürlicherweise gebraucht wird, kann sich ohne Bemühung aufwendiger Werbung des Besuchtwerdens und Gebrauchtseins von Vornherein sicher sein. Weil sich Ai Deng bei diesen Kontaktierungen weder miss-, noch verbrauchen ließ, kamen, begünstigt durch ihr schönes, mitreißendes und zum Vergleich befähigendes Naturell, ihr Charisma für alle beteiligten Partien zumeist einigermaßen befriedigenden Resultate zustande. So war die knappe und kostbare Energie dealob weitgehend gerecht verteilt. Mit den Energiequoten unzufrieden war allemal anrüchiges, ruchloses, zweifelhaftes Volk und Gesindel, wovon wir beispielhaft die kennengelernt haben, die mit Spelus in Verbindung stehen könnten. Diese aber konnten öffentlich nicht gegen die Entscheidungen des Energiekonvents vorgehen. Deshalb spann die Hortusdea auch die Fäden, die jene legten, die im Dunkeln sind, die man nicht sieht. Zwischen der Novizinnen- und der Hortusdea ließ Ai Deng 3 geweihte Plastiken tragen, die die Räder darstellten, die sich drehen im Wind für den Strom. Sie hatten die Lieblingsfarben der Thea Tatenheim, mit der Ai Deng mehr als nur berufliche Kontakte pflegte, türkis die Masten und pink die Räder. Auf die Augen und Gefühl beruhigend wirkte die Größenabstimmung der Windradplastiken. Das kleinste verhielt sich zum mittelgroßen und dieses zum größten im goldenen Schnitt, wobei sich dieses Verhältnis auf alle Teile des Windrades bezog. Im goldenen Schnitt waren zum Beispiel Durchmesser des Mastes, vom größten des Sockels bis zum kleinsten der Spitze, Mast- und Rotorblattlänge und sogar sämtliche Maße der Tür samt Griff und Schloss, durch die man in das Innere eines Windrades gelangt, um drinnen hoch zur Spitze zu laufen oder mit dem Lift zu fahren. Die kleinste Plastik trugen mehr ausgewählte Wanderer als verdiente Askaris, die mittlere größer an Zahl verdiente Askaris denn Sonderplantagisten, die größte Plantagisten aller Art, vom 1/4- bis zum Vermischungsplantagisten. Auch hierin zeigte sich Ai Dengs ideen-, menschen- und organsiationenverbindende Geisteshaltung, was viele erkannten und würdigten. Denn wo es viel zu streiten gibt, da sind die, die weitestgehend mit friedlichen Mitteln schlichten können, ein Segen. Kein Wunder, dass sich die Grandes Dames bei der Hortusdea Ai Deng, der sie im Gegensatz zu anderen Deas hatten noch nie zureden müssen, den Laden nicht hinzuschmeißen, die Klinke in die Hand gaben. Zwischen Hortusdea und Dea für Uhren, Zeit und Ewigkeit, kurz die Duze, trugen Sonderplantagisten, die Reihen fest geschlossen, eine historische Atomuhr, die viel wertvoller war als die zwischen Novizinnen und Novizinnendea. Es war nach Ansicht der meisten Wissenschafts- und Kunsthistoriker die wertvollste historische Atomuhr überhaupt. Dass die dem Duzeofficial gehören sollte, war einhelliger Plantagistenwille, von einigen ewigen Nörglern, die freilich weltbekannt waren und deshalb kein Gehör fanden, einmal abgesehen. Ausschließlich männliche Sonderplantagisten, die S-Men, trugen Atomuhren und taten sich mit ihrem Tragemut gerne groß. Doch waren auch sie angesichts der nie endenden Diskussionen um das Tragen historischer Atomuhren in Wirklichkeit beängstigt, weshalb die Träger dieser Atomuhr in ihre Prachtornate besonders dicke Bleiplatten hatten einnähen lassen. Die Angst, die bei diesen Innen durchaus verspürt wurde, war draußen freilich kaum zu bemerken. Wir hörten schon davon, dass die Geängstigten selber ihre Angst mit einem gewissen Mutgefühl, aus dem sie wiederum eine Art Hervorgehobenheit ableiteten, zu kompensieren wussten. Die Eigenschaft des Mutes, wenn der ihn vollführende sich nicht offensichtlich aberwitzig verhält, gilt eigentlich stadtauf, stadtab als etwas Größeres. Während die innere gewisse Angst der Atomuhrträger unsichtbar blieb, war ihr äußerer Tragemut, noch dazu gehüllt in prächtigstes Outfit, für jederfrau offensichtlich. Weshalb sagen wir expressis verbis nicht jedermann, sondern jederfrau? Obgleich wir es mit einer Gesellschaft zu tun haben, die eine solche Werteummünzung hinter sich hat, dass nicht mehr von Herrschhaft, sondern, dieses auch in Wortableitungen und Komposita wie frauend, frauende Meinung, Frauenreiterin, von Frauschaft spricht, blieben bisher einige Dinge und Tätigkeiten reine Männersache, wiewohl dieses niemand vernünftig erklären konnte. Das Wort „niemand“ zum Beispiel gehört in diesen Kanon. Warum sagt diese Gesellschaft nicht umgemünzterweise niefrau, sondern wie schon immer niemand. Erklärt wurde es mit Spracherfahrungen aus den Zeiten, als die Frauen massiver begannen, aus Küche und Herd in die Öffentlichkeit zu drängen. Damit einhergehend bastelten sie auch an der Sprache herum, wobei sehr oft Wortungeheuer entstanden, die man eigentlich nur verrenkt schreiben, lesen und sprechen konnte. Vielleicht wird dieses durch ein kleines Beispiel erhellt: „LiebeR LeserIn, wenn frau/man dieses liest, dann denkt sie/er, müssen diese ständige Spenden- und Aboacquisen denn sein.“ Bereits dieses wirklich kleine Beispiel zeigt, dass die damaligen fraulichen Sprachabenteuer große Zuordnungsschwierigkeiten aufwiesen, was logische Gedankenfortführung nicht unbedingt erleichtert. Während das feminine „Liebe“ in „LiebeR“ an erster Stelle steht, kommt es in „LeserIn“ erst an zweiter Stelle, zuvor kommt der maskuline „Leser“. Das heißt, die liebe Leserin muss, nachdem sie als „liebe“ bereits angesprochen, erst einmal über den Leser hinweg, bis sie endlich bei sich, der Leserin, angekommen ist. Dem Leser geht es nicht besser. Auch er muss hin- und herspringen, bis er als lieber bei sich ist. Jedermann und jederfrau waren erleichtert, als derlei Palaver wieder einschlief, nachdem die Frauen nicht nur sprachlich Einfluss und Macht, sondern auch im weiteren Leben hinzuerstritten hatten. Kommen wir nach diesem kleinen philologischen Ausflug zurück zu den Atomuhrträgern, die also wirklich ausschließlich Träger waren, als sich keine einzige Frau darunter fand. Zwar trugen fast immer die Sonderplantagisten die Atomuhren, wenn einmal Not am Mann war, auch schon mal ein Askari, auf alle Fälle aber niemals ein Vermischungsplantagist oder V-Man. Daraus geht hervor, dass Vermischungsplantagistinnen, die sich in Anlehnung an V-Man V-Woman genannt wurden, Sonderplantagisten die schwere Atomuhr tragen sahen. Angesichts dieser Szenerie kommen wir nicht umhin, über ein ziemlich heikles Thema zu sprechen. Viele Frauen waren von der Mutartigkeit, die die Sonderplantagisten beim Atomuhrtragen zum Besten gaben, angetan. Es war aber nicht nur das, was den Frauen an den Trägern gefiel. V-Men bis in die höchsten Officials hatten sie von der Wiege bis zum Grab ständig um sich herum. Sie waren also alltäglich. Wer und welche Frau hat nicht die Erfahrung gemacht, dass das Alltägliche das Gewöhnliche und als solches schließlich langweilig und reizlos wird. Und die Reizlosigkeit ist der hiesige Schlüsselbegriff, weil es kaum Menschen gibt, die das Abenteuer neuen Reizes nicht suchen würden und von denen wiederum etliche beim Suchen Gefahren nicht nur in Kauf nehmen, sondern nach der Gefahr regelrecht lechzen, weil sie den Reiz und Kitzel erhöhen kann. Langweilte ein V-Man, dann war es für die Gelangweilte sehr, sehr schwer, in den VPlantagistenkreisen, sei´s bei den T´s, P´s , C´s oder D-W´s, einen V-Man aufzureißen, der mindestens so sehr von ihrem jetzigen Langweiler verschieden war, dass sie sich von ihm hätte wesentliche neue Gereiztheiten, Abenteuer und Befriedungen erträumen können. Diese auffällige Ähnlichkeit der plantagistischen Individuen kam von der starken Genormtheit der Vermischungsplantagisten, die wiederum ein Produkt ihrer Fortpflanzungstheorie und -praxis war, die in Bezug auf äußere Werte sehr stark von den Menschenbildern der antiken Statuen und vom Idealmenschensymbol dieses Leonardo aus der Nähe von Florenz angeregt wurde. Manchem V-Man ging der alte Spruch „Stille Einfalt, edle Größe“, der im Laufe der Erziehung jedem V-Plantagisten eingetrichtert wurde, besonders gelungene Plantagistenexemplare wurden dabei mit antiken Vorbildern verglichen, angesichts von V-WomanBrüsten durch den Kopf und dachte bei sich, etwas mehr stille Größe könnte nicht schaden. Auf der anderen Seite ging mancher V-Woman der alte Spruch „Stille Einfalt, edle Größe“ durch den Kopf, wenn der V-Man-Vlies fiel, und dachte bei sich, etwas mehr stille Größe könnte nicht schaden. Das dachten vor allem jene V-Women, deren äußere Nervi vaginales auf einem größeren Kreisumfang angeordnet waren als bei anderen Geschlechtsgenossinnen. So etwas gab es trotz aller heterotischer Züchtung. Man sieht, dass auch eine zu große Gleichheit der Menschen, auf alle Fälle, so lange es zugleich geringe Abweichungen gibt, zu Langeweile und Unzufriedenheit führen kann. Wie gesagt ging es den V-Men mit ihren V-Women ganz ähnlich. Aber, da es auch in den ZÖE nicht anders war denn immer, scheint etwas daran zu sein, dass Männer, was Befriedigung der Abenteuerund Gereiztheitlust betrifft, einerseits ganz gut kompensieren können, nehmen wir nur die am End der Theorienmöglichkeit angesiedelten Berufe, die Männer sich so gerne wählen, oder die halsbrecherischen Sportarten, in die Männer sich sprichwörtlich stürzen, sei´s aus höchsten Höhen, und in die sie, sei´s Runde um Runde, hineinrasen, und andererseits sich relativ unkompliziert und schnell Befriedigung holen können. Der Waffenhochmeister Nkomo-Adolfo Planta pflegte bei derlei Diskussionen, die er als Abquatschen bezeichnete und für völlig überflüssig hielt, zu sagen: „Loch ist Loch.“ Wenn er im Wanderinnen- oder Askarinnen- oder Sonderplastiginnengehege wilderte, wie er gerne sagte, dann tat er es nicht, weil er, tat er´s mit V-Women, unzufriedener, unglücklicher oder unbefriedigter gewesen wäre, sondern, weil sich das andere eben halt so ergab. Denn wo er auch war, konnte urplötzlich über ihn kommen: „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht.“ Gesagt, getan, nicht mehr und nicht weniger. Aber an all diesen V-Men-Abenteuern hing eben doch weniger als an denen der V-Women, weil nur sie, wie wir bereits hörten, in jene Fälle menschlicher Nähe verwickelt werden konnten, die per Statuten, die in den ZÖE galten, tödlich ausgehen konnten. In dieser Unzufrieden- und Gelangweiltheit kamen den V-Women die behaarten S-Men, denen der Ruf des Mutes und der Verwegenheit anhing, mit ihrer exotischen Andersartigkeit, gerade recht. Viele VWomen fuhren ziemlich darauf ab, wenn so ein prächtig gekleideter Man was vom Typ dessen hatte, was in den alten Zeitschriften unter der Überschrift Latin Lover zu lesen und zu sehen war, dem ja ein sogenannter Dreitagesbart meistens nicht schlecht steht. Fiel so einem der Vlies, dann konnte sie nicht wie bei ihren V-Men mit höchster statistischer Wahrscheinlichkeit vorauswissen, was sie gleich erwartete. Da war alles drin, von sss bis xxl, von Schlafftyp bis zur gnadenlosen Härte. Ja, allein dieses organische Nichtwissen war Erotik und machte sie an. So ein S-Man, war er genug herumgekommen, hatte einen Nimbus. „Wie sich sein Körper beim Tragen der Uhr spannt, steht ihm nicht schlecht“, sagt die eine V zu ihrer besten Freundin. „Das sag laut. Dem steht noch was ganz anderes nicht schlecht“, sagt die beste Freundin zu ihrer besten Freundin. „Sprichst Du vom Hörensagen oder aus Erfahrung?“ OK, Dir, mein Schatz, kann ich´s ja sagen. Aber es bleibt unter uns, OK? Es war in Miami, super Sonne, Strand, Stimmung. Ich hatte die Heterosisbefruchtung hinter mir. Also bei mir war´s so, wie mir´s einige Frauen berichtet haben. Irgendwie konnte ich´s nicht so recht glauben. Aber bei mir war´s genau so. Irgendwann während der Schwangerschaft konnte ich echt nicht genug kriegen. Der Typ war total anders als die V´s und witzig. Was der alles kannte und erzählte, schier unglaublich. Ich hätte ihm ewig zuhören können. Und diese Augen. Wie er mich anschaute. Und diese Lippen. Na ja, so nah war ich noch nie mit einem S zusammen. Ich hatte ja schon davon gehört. Aber wenn Du nur die V´s kennst, glaubst Du´s halt nicht. Seiner passte dann wirklich nicht mehr unters Vlies. Echt Circuspernis. Ich meine, jeden Tag wär so ein Teil nicht mein Ding. Aber da war´s echt super.“ „Und, habt ihr noch was miteinander?“ „Hm, manchmal will ich ihn haben.“ Von Geschäftemachern wurde die Duze kaum belagert, da die Entsorgung der strahlenden Altlasten, nicht nur von den Atomuhren, inzwischen, auf alle Konzerne, was die Pflichten, die Ausgaben- und Gewinnseite anlangte, gleich verteilt, einvernehmlich geregelt war. Ganz im Gegenteil hatte sie viel Zeit für alle möglichen Besucher aufzubringen, die bei den Audienzen regelrecht anheischig wurden, die eingefahrenen Gleise der Energiesicherheit nicht zu verlassen. Solange sie selber also keine Faktion bevorzöge, herrschte Ruhe und Sicherheit, was, hielt sie sich die wahnsinnige Gefahren, die in den Endlagern schlummerten und die die menschlichen Sinne ja nicht einmal erfassten, vor Augen, lediglich ihrer eigenen Sicherheit diente. Im Portal ihres Deaplastes waren Gedenktafeln für die Menschen aufgestellt, die früher bei ihren Einsätzen zum Schutz vor Strahlung umgekommen waren. Besonderen Eindruck machte bei den Besuchern die Geschichte eines jungen Mannes, der sich an Zuggleise gekettet hatte, auf denen Strahlung transportiert wurde, und dem die Strahlungstransporteure mit den Eisenrädern des Zuges beide Beine durchtrennten, so dass er elendiglich verendete. Das wollten siem alle nicht. Diese Abschrckung wirkte. Die Tattoos der Duze aus dem Konzern Crudée, deren weiterer Name hier keine Rolle spielt, waren auf der unteren Hälfte der lateralen linken Rückenseite eine Sanduhr, über der sich bis zur Nuchalregion ein Bild befand, das die Uhr des Württembergers Henry de Vick für den Pariser königlichen Palast darstellen sollte, daneben, also medianwärts, wir sind immer noch auf dem linken Rücken, ein huygensches Pendel samt hookscher Hemmung, darunter bis zur Lumbosakralregion eine Spiralfeder, daneben bereits auf der rechten Rückenseite, aber medianwärts, Eroten beziehungsweise Putten des Nürnberger Eies, ebenfalls rechtsseitig und darüber sowohl medial als auch auf der restlichen Rückenfläche Formen, die an Atomuhren erinnern. Da diese Tattoos beide Glutei maximi einschlossen, trug die Duze ein goldenplatiniges Tangavlies, weiße großgelochte Lackstiefelhigheels, deren Schaft bis zu den quellenden Schamhaaren reichte, und am linken und rechten Handgelenk eine weiße dauerglänzende Swatch, alles von Phil Patzer. Während der Deathron für Reinhaltung der Vermischungen aufgrund eines der tragischsten Todesfälle seit langem verwaist war, war es der für Ritus aus Gründen, die auch dramatisch waren, jedoch unendlich viel weniger tragisch, sondern eher komödiantisch. Wenn wir Komödie sagen, erinnern wir zugleich daran, dass die Komödie ja kein reines lustiges Spiel ist. Vielmehr können wir in ihr bisweilen zugleich die heftigsten und grausamsten Geschehnisse und Streitereien sehen, bei denen es triumphierende Sieger und gedemütigte Verlierer geben kann. Indem diese Exzesse und Eklats, vor allem wenn sie sogar mit Tod zu tun haben, uns witzig und aberwitzig vorgeführt werden, erinnern wir uns ihrer oft eher und leichter. Zuletzt hängt es natürlich vom Charakter ab, welche Darbietungsform den tieferen und nachhaltigeren Eindruck hinterlässt. Im Fall des unbesetzten Ritusdeathrones gibt es freilich keine Verliererinnen und Siegerinnen, wenigstens noch nicht, nur endlose Debatten und Diskussionen, die von allfälligen und kaum noch überschaubaren Eifersüchteleien und Streitigkeiten genährt werden. Jede Dea hat das Recht den Cursus dearum auf dem Thron zu beenden, den sie erklommen hat. Verbleibt eine Dea auf einem Thron, bricht also den Cursus dearum ab, muss jede nachrückende Dea über diesen Thron hinweg, ohne sich auf ihm erprobt haben zu können. Hier setzen die Argumente an, die zum Nach- beziehungsweise Vorteil der Novizinnen vehement vorgebracht werden, die die einen und die anderen oder noch wieder andere gerne im churchalen Ritusofficial sähen. Klar, kann nicht abgestritten werden, dass einer Novizin, auch wenn sie bereits das Studium der Hortuswissenschaften noch so erfolgreich absolviert und vielleicht sogar schon das der Ökonomie bravourös draufgesattelt hat und auf wichtigsten gesellschaftlichen Gebieten ihre Frau gestanden hat, alle jene Erfahrungen, die eine Deaofficial mit sich bringt, und die daraus resulgtierende Routine, ja sagen wir ruhig, Abgebrühtheit, naturgegeben fehlen muss. Die Cool- und Cleeverness einer old Bunny kann sie deshalb nichg haben. Aber drücken wir es doch positiv aus: noch nicht. Aberviele, von denen man annahm, sie brächten die allerbesten Voraussetzungen mit, sind im Verlauf der Geschichte in einem Official, ehemals Amt genannt, gescheitert, andere, blanke Newcomer und Nobodies, sind darin beachtlich gereift und endeten als glänzende Vorbilder. Genau mit diesen Argumenten wurde operiert, wobei es aber nicht so einfach zuging, dass z.B. der Konzern T ebenfalls T-Novizinnen bevorzugt hätte. So linaer war der Plantagistenkosmos nie. Denn es waren Fälle vorstellbar, in denen es sich z.B. für den Konzern D-W hätte durchaus vorteilhafter entpuppen können, wenn eben gerade nicht die DW-Novizin inthronisert würde, sondern z.B. eine P-Novizin, vor allem dann, wenn es unter Beteiligung der Parteienbildung T-Konzern-D-W-Konzern passiert wäre. Denn im Fall des Ritusdeathrones erachtete man Ringen um Nähe und Distanz für wesentlich erheblicher als den Ritusthron selber. Dieser freiwillige Verzicht auf diesen Churchthron kam daher, weil das Ritusdeaofficial nicht besonders einträglich war, was wirklich stimmte, wie aus den Verwaltungsbüchern der Ritus-LE hervorging. Diese Zahlen konnte jeder, der sie wissen wollte, kennen, da sie regelmäßig 1 x jährlich veröffentlicht wurden. Den Grund der finanziellen Schwäche der Ritusdeachurch vermutete man darin, weil ihr die Novizindeachurch dem Cursus dearum nach nicht nur unmittelbar vorgeschaltete war, sondern ebenfalls sehr viel mit Ritus zu tun hat, wie wir bereits hörten, und die Ritusgepflogenheiten wiederum innigst in Business verwickelt waren. Deatattoorankings waren so beliebt, dass sie die Auflagen der Modezeitschriften regelmäßig erhöhten. Wer auf Tattooshows, zu denen massenweise Zuschauer pilgerten und die super Einschaltquoten, die nicht unter Stromvergeudung fielen, hatten, modeln durfte, hatte es schon ein bisschen geschafft. Und so geschah es mit der Zeit, dass Modelagenturen und Chefradakteurinnen und TV-Bosse größtes Interesse daran hatten, Novizinnen in den Klöstern zu lancieren, vor allem, weil sie, die sie wegen der von konservativen Kreisen immer weiter vorangetriebenen TVRationierung murrten, auf diesem Weg mit ihrer BioBeauty im TV waren, ohne ungeheuerliche Summen für TV-Strom aufbringen zu müssen. Sie verschmerzten geradezu die Coins, die sie für diese Einschleusungen der jungen Frauen lockermachen mussten, an wen auch immer. Denn am Schluss hatte bisher die Einnahmen- die Ausgabenseite überwogen. Dieser ökonmische Run hatte sich also in Richtung Novizinnen- und nicht in die der Rituschurch eingebürgert. Insofer war Money, das auf diesen Gebieten verdient werden konnte, vom Novizinnen-LE berits abgeschöpft. Deshalb waren die Argumente, die zur bsonderen Eignung einer Novizin zur Ritusdea vorgebracht wurden, bloße Kommentkämpfe und war es für einen Konzern nicht besonders attraktiv, eine Woman aus seinen Reihen auf dem Ritusdeathron zu haben. So war er mit der Zeit zum beliebten Gegendstand des Schacherns um Faktionen und Fraktionen geworden. In den Spelus wurden bereits Wetten abgehalten, deren Einsätze erklecklich hoch waren, aus welchem Konzern die nächste Ritusdea käme. Die Dea für Statuten und Moenia war eine Cousine der Hortusdea, jünger als diese und stammte auch aus dem Konzern Deng-Warson. Die beiden wuchsen sehr geraume Zeit zusammen auf, häufig bei der Grande Dame der Deng-Warsons, die sie total gern hatten, vv. Die beiden verbrachten überhaupt so viel Zeit wie irgendmöglich zusammen, weshalb man bald zu ihnen sagte: „Na, ihr siamesischen Zwillinge.“ Vermutlich handelte es sich hierbei lediglich um eine nett gemeinte Uzerei, die man so hersagt, wie man Uzereien halt so dahinsagt. Da aber in der Plantagistenwelt Formen, die nicht den plantagistischen Züchtungsidealen entsprachen, wozu der siamesische Zwilling allemal gehörte, verpönt waren, hatte die Hersagung „Na, ihr siamesischen Zwillinge“ einen negativen Beigeschmack, der den beiden Mädchen, sobald sie einige Bildung, zu der von frühester Kindheit an auf alle Fälle Wissen über Reinhaltung der Vermischungen gehörte, genossen hatten, nicht verborgen blieb. Da aber auch ganz viele Erwachsene zu ihnen sagten „Na, ihr beiden Superhübschen“, frugen sie sich, wie es sein, dass sie, die offensichtlich superhübsch seien, zugleich irgendwie, und sei es nur irgendwie, mit siamesischen Zwillingen in Verbindung gebracht werden konnten. Um das herauszufinden, lasen sie über siamesische Zwillinge, was sie in die Hände kriegen konnten. Dort fanden sich aber keinerlei Erklärungen, die ihre Sorge hätten ausräumen können. Im Gegenteil, als sie noch ziemlich jung waren, hat die Lektüre ihre Sorge vermehrt. Sie lasen, dass früher versucht wurde, siamesische Zwillinge mit Operationen, die Stunden, ja, Tage dauern konnten, voneinander zu trennen, dass diese Operationen aber aufgegeben wurden, weil die siamesischen Zwillinge dabei regelmäßig starben. Bereits als Kinder waren sie so klug, dass diese Geschichten um die siamesischen Zwillinge, etliche Fragen bei ihnen aufwarfen. Siamesische Zwillinge haben eine unerwünschte Form. In eine erwünschte Form operieren kann man sie nicht. Deshalb sind sie sofort Leichendüngung. Ai und Dunja haben eine total erwünschte Form. Sind sie Versuchsobjekte, mit denen man ausprobieren will, ob man ihre total erwünschte Form zu siamesischen Zwillingen operieren kann? Wenn sie derlei ihre Tante Grande Dame frugen, lachte die wieder einmal schallend und sagte:, „Ihr süßen Mäuschen, macht Euch nicht ins Höschen, spielt lieber Klito.“ „Keinen Bock. Sing mit uns.“ Die Tante setzte sich ans Spinett, Ai holte die Gambe und Dunja die Violine mit Stahlsaiten. Bevor´s losging tadelte die Tante Dunja: „Wieso bringt Dunja ihre Stahlseitenvioline, wenn sich die Tante ans historische Spinett setzt und Ai die Darmsaitengambe nimmt? Warum sagt Ai nicht zu Dunja, nimm die Darmseitenvioline, wenn sich die Tante ans historische Spinett setzt und ich die Darmsaitengambe nehme?“ Da kontert Dunja: „Tante, ist Darmsaitengambe nicht eine Tautologie? Oder hast Du schon mal eine Stahlsaitengambe gesehen?“ Dies macht die Tante so happy, dass sie schallend lacht und sagt: „Teils historically informed singen wir dieses ;C D E F G A H C’ usw. von diesem Telemann, dem seine Frau mit Geld und Gigolo durchgebrannt ist. Sie sangen: „Ihr Mädchen sperrt die Ohren auf! Ich will mein Amt verwalten und Singstunde mit euch halten. Singt alle, gebt Achtung drauf: C D E F G A H C C D E F G A H C Das ist das ganze Fundament, auf deutsch, der ganze Grund. Manch kahler Lumpenhund, der dieses alles nicht versteht, spricht ja: ut re mi fa sol la sei tota musica. Allein es ist erlogen und erstunken!“ Später studierten Ai Deng und Dunja Deng-Warson gemeinsam Hortusökologie. Da Dunja im Gegensatz zu Ai jedoch nicht die Weseneigenschaft hatte, sich ganz und gar auf eines einzulassen, sondern von immer mindestens zwei Innenwelten der Außenwelten der Innenwelten in ihrer Brust getrieben wurde, machte sie ein Doppelstudium, was sie sich geistig leisten konnte, da sie bester Auffassungsgabe und mit der Gabe raffinierter Kombinatorik versehen war. Bei ihrer Tante Grande Dame hatten Dunja und Ai allerhand Lieder kennengelernt, die die Alten „sungen“. So blieb es nicht aus, dass Ai immer mal wieder, wenn Dunja all zu viel gleichzeitig vollführte, wozu auch ihre Hofhaltung einer ganzen Horde Lover zählte, eine Lebensführung, die Dunja regelmäßig an den Rand eines kleinen Nervenzusammenbruches brachte, sang: „Ich schwanke zwischen Ja und Nein, zwischen Nein und Ja; welches soll ich wählen? Ich liebe, was mir widerspricht; ich bin geliebt und liebe nicht; bei beidem könnt´ ich glücklich sein. Doch beides bringt mir Quälen.“ Dunja studierte zusätzlich Vermischungswissenschaften, wobei sie auch Unterricht bei Jean-Martin Tatenheim hatte, dessen sonderbarer Gang samt schmerzverzerrtem Antlitz an manchen Tagen ihr sofort aufgefallen war. Überdies aufgefallen war ihr der extrem häufige Umgang, den eine gewisse Hanna Crudée, die ein paar Semester unter ihr ebenfalls Vermischungswissenschaften studierte, mit diesem Professor Tatenheim pflegte. Man munkelte, der Tatenheim und die Crudée träfen sich privat. Es könnte sein, dass sich Dunja nicht hinter dieses Munkeln geklemmt hätte, wenn sie nicht mit diesem Deng-Warson-Zorn ausgestattet gewesen wäre, für den sie naturaliter mithin nichts konnte, dafür, den immer noch zu haben, sie freilich gleichwohl irgendwie verantwortlich war, als alle Bemühungen, die ihr Dritte angedeihen ließen, damit sie ihn zügeln lerne, ohne deutlichere Früchte blieben und sie ihr anfängliches häufigeres Ankämpfen mit der Zeit mehr und mehr ließ, indem sie vermeinte, es stelle sich sowieso kein deutlicherer Erfolg ein. Ein Lover, von dem sich Dunja wesentlich mehr versprach, als der geben wollte oder konnte, war von Dunja zu Hanna abgezogen, die sich von x-beliebigen Lovern nichts mehr versprach, egal, ob die selber mehr wollten oder konnten. Denn Hanna wollte nur den Einen. Außerdem hatte sich Dunja eingeredet, der Lover sei zu Hanna abgezogen, weil die einige Jahre jünger ist als Dunja und Dunja, als sie noch so alt war wie Hanna niemals eine Auszeichnung für das längste kleingekräuseltste und seidigste Haupthaar und die nackteste und glänzendste Haut bekommen hat. Wenn Dunja wieder einmal der Zorn packte und sie loslegte, ging sie unterwegs oft zu ihrer Lieblingscousine Ai und sagte zum Beispiel: „Ey, Ai, diese Hanna, diese blöde Glucke geht mir voll auf den Keks. Die rennt doch wirklich zum Rektor und pisst mich an, nur weil ich ihr beim Paineball 2 Körpertreffer nicht anerkannt habe.“ „Du hast ihr nicht nur 2 Treffer nicht anerkannt, sondern sogar 3. Und alle 3 Treffer waren voll die Körpertreffer. Besser kann man den Körper gar nicht treffen.“ Dunja war aus dem Alter raus, um in einem Paineballteam mitzuspielen. Da sie aber jahrelang eine recht passable Paineballspielerin war, holte man sie gerne als Schiedsrichterin, weil sie eigentlich eine kundige und objektive Schiedsrichterin war. Es war also der pure Zorn, der sie veranlasste, gegen Hanna falsch zu pfeifen und ihr samt ihrer Verbindung mit Jean-Martin Tatenheim nachhaltig nachzustellen. Die frauende Primedea, die allergrößten Wert auf exzellente Umgangsformen legte, benutzte ihren beiden Deas Ai Deng und Dunja Deng-Warson gegenüber deshalb nicht die Floskel „Na, ihr siamesischen Zwillinge“, sondern uzte sie mit „Na, ihr Unzertrennlichen“. Die unzertrennlichen Ai und Dunja waren aber nicht die einzigen Deng-Warsons auf dem Deathron zur gleichen Zeit. Da gab es ja auch noch die Novizinnendea Naomi Deng-Warson, genealogisch nur verwandt mit Ai Deng, jedoch nicht mit Dunja Deng-Warson. Verwandtschaft hin, Verwandtschaft her, auf alle Fälle war der Konzern Deng-Warson zur gleichen Zeit mit 3 Deas, deren eine jeder Livearea sehr wichtigen Officials und ökonomischen Bedeutungen zuzurechnen war, in der Church vertreten. Das gibt zu denken. Allen voran die Plantas dachten an Nepotismus, den sie den D-W´s massiv vorwarfen. Wenn Zwietracht lange genug gestreut wurde, ließ sich ganz gerne der Konzern anstecken, dessen Gefühlig- und unberechenbare Wankelmütigkeit schon häufiger zum interkonzernalen Problem geworden war. Es sind erfahrungsgemäß die Crudées, die sich auf eine Seite ziehen lassen, nicht nur, weil sie dafür bekannt sind, das Gefühl dem kühlen Verstand vorzuziehen, sondern weil sie eben gerade damit bisweilen größte Erfolge hatten. Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es ist unvergessen, wie sich Giscard Crudée, der zu Zeiten des Vaters der Grande Dame Karla Tatenheim lebte, ein Karl Tatenheim, gegen jeglichen Rat der Freunde und vor allem wider jede Erkenntnis großer Gelehrten in wichtigsten Dingen der Ernte gegen die herrschende Konzernmeinung wandte. Tosende Unwetter bedrohten damals die Ernte. Die Romanows kamen allein nicht zurecht. Die Hilftrupps standen unter dem Kommando Giscard Crudées. Keinen schnelleren Takt verlangte und verlangte und verlangte der von den Wanderern. Keiner, der ausbüchste, wurde mit Lassos und Netzen gefangen und gebranntmarkt. Er verbündete sich mit ihnen, die den Romanows dann fehlten. Da ernteten die Romanows in diesem Jahr zu wenig, im nächsten Jahr weniger und im übernächsten Jahr schon nicht mehr. Sie zogen gegrämt von dannen und die Wanderer hin. Bald traf man keinen Romanow mehr, aber Plantas mählich, die die romanowschen Anwesen, dies muss zugegeben werden, äußert geschmackvoll in Stand setzten und bis heute erhielten. Immer wieder kommt es vor, dass die Geschichte die Lebenswirklichkeit so verschleißt, dass sie hernach nicht mehr ganz wahr, aber auch nicht ganz falsch ist. Strukturalisten nennen die sich, die von sich behaupten, dass sie mit einer Methode, die sie Praktiken nennen, Falsch- und Wahrheit ganz gut auseinanderpfriemeln könnten. Zum Komplex Romanows, Crudées, Gefühlig- und Wankelmütigkeit, Plantas, Witz und Charme, ökonomische Lehre des Moneyaltruismus durch Devianzmethode, Stichwort Romanowismus, geben sie in etwa dieses zum Besten, wobei der historische Laie hofft, dass er wiederum die Strukturalisten einigermaßen korrekt nacherzählt. Solche, die in den Ruch der Devianz gerieten und bereits aus (vagen) Verdachtsgründen und ohne (klare) Beweise von allen Kongressen und Officialmeetings ausgeschlossen und ferngehalten würden, hießen zumeist Romanowisten, doch synonym oft auch Plantagisten, was verwundere, als Plantagisten zwar der jüngste, aber letztlich ein an- und gern gesehener Konzern seien, was aus den offiziellen aktuellen Vermischungslisten klar hervorgehe. Bei 33% aller gesteuerter Vermischungen (3% Askaris, 9% Sonderplantagisten, 12% Tatenheim, 16% Crudée, 27% Deng-Warson) sind Plantas seien (21% Männer, Rest Frauen) beteiligt. Insofern stellten die Plantas die höchste Einmischungsrate, was damit erklärt werde, dass sie der jüngste Konzern seien und sich bis zur Verkonzernung als multikulturelle Wanderer wild durcheinander vermischt hätten. Wenn heutzutage nur 3% Askaris, die ja bewährte Wanderer seien, eingezüchtet würden, dann läge das daran, dass die Züchtungserfolge vermittels der Plantas ausreichend erfolgreich seien. * Irgendwann hätten die Plantagisten beschlossen, sich bestimmter Statutenverletzungen, im besondern auf wirtschaftlichem und abgabepflichtigem Gebiet, durch die Devianzmethode zu erwehren. Da diese Präventionsverfahren von den damals frauenden, es habe seinerzeit schon nicht mehr herrschend geheißen, Plantagisten selber implantiert worden sei, sei als Devianzstigma etwas Untergegangenes gewählt worden, die Romanows eben, wonach der Deviante Romanowist heiße. Ein Romanow sei ein aus Fleisch und Blut bestehender Mensch und als solcher ein unverwechselbares Individuum, ein Romanowist bezüglich bestimmter individueller Romanowmenschen aber ein abstrakter Gattungsbegriff. Unter Abstrakta lasse sich einiges subsumieren. Historisch seien die Plantas an den Romanows am nächsten dran. Die Empirie habe gezeigt, dass die meisten Menschen, aus welchen Gründen auch immer, sei´s Ungeübtheit im Erkennen von Fernerem, sei´s Bequemlichkeit, nach dem Nächstbesten greifen. Nicht umsonst sage der Volksmund, ominös oder nicht, „Sieh doch, das Gute liegt so nah.“ Deshalb habe es sich eingebürgert, Romanowist und Planta abwechselnd zu gebrauchen. Hierbei habe eine repräsentative Umfrage aber klar erwiesen, dass Planta nur dann ein Romanowistsynonym sei, wenn beim Abklopfen von Plantaeigenschaften Devianz in den Fragestellungen bereits enthalten sei. Noch etwas habe diese Umfrage ganz klar gezeigt, die sich auch einem Bonmot, in dem die Plantas vorkämen, gewidmet habe. Wolle man sagen, das sei egal, sage man, vor allem die Jüngeren, das sei doch planta. Würden zu „planta“ aber die Eigensschaften „etwas witzig“, „charmant“, „erfolgreich“ abgeklopft, dann würden sie sogar signifikant häufiger gewählt als „egal oder „gleichgültig“. In den Züchtungskatalogen würden die Eigenschaften „gefühlig“, „wankelmütig“, was irgendwie etwas mit „egal“, „sei´s drum“ zu tun haben könnte, am ehesten mit Crudée in Zusammenhang gebracht, was in der o.g. Umfrage bestätigt worden sei. Die Frage, ob es deshalb nicht angebrachter sei, wenn man meine „Sei´s drum“, statt „Dies ist doch planta“ zu sagen „Das ist doch crudée“ * Die historisch-strukturalistische Literatur handelt auch von den Querelen aufgrund unterschiedlicher Einmischungsquoten, die auf die einzelnen Konzerne entfallen. Die Untersuchungen hierzu sind erhellend, interessant und unterhaltend zugleich, da die Balgerei und ihre Zoten zum Teil im O-Ton widergegeben werden (Praktiken). Da diese Kapitel allerdings relativ umfangreich sind, können sie im hiesigen Rahmen aufgrund ökologischer Papierrationierung nicht gebracht werden. Der Autor wollte sich dieser Auflage, die ihm von nachrangigen Officialstellen gemacht wurden, nicht sofort beugen, weshalb er bei der zuständigen Dea für Hortus, die ja zugleich conditio sine qua non für Ökologie ist, Mehrpapier erbat. Doch auch von dort wurde er abschlägig beschieden mit der Auffassung, dass der Gedanke, in den diese Konfliktforschung einflösse, auch so verständlich sei und wer tiefer in die Materie eindringen wolle, dieses primärliterarisch o.w. könne. Alles andere sei Papierverschwendung. (Anm.d.Verf.) wäre signifikant bejaht worden. Die Praktiken würden also zeigen, dass Sprache diese Lebenswirklichkeit nicht 1:1 abbilde. Aber die so historisch ohnehin verbandelten Crudées und Plantas taten sich im Nepotismusvorwurf gen Deng-Warsons enger zusammen. Dass da Nepotismus irgendwie im Spiel sein musste, leiteten sie sich da her, weil alle 3 Plantadeaofficials mit reichlich viel Macht und Einfluss zu tun hätten. Nähme man nur Statuten und Moenia. Sonst ließ sich niemand von der Hetze anstecken, weshalb die Lösung des Konfliktes nicht außergewöhnlich schwerfiel, weil bei den Schlichtungsverhandlungen ja allein die vorgenannten betroffenen Konzerne anwesend sein mussten. Ai Dengs ideen-, menschen- und organsiationenverbindende Geisteshaltung, die ja nun wirklich weltbekannt war, ließ die Entente Crudée-Planta als Argument gegen den Nepotismusvorwurf nicht gelten. Als aber der unter der Federführung Ai Dengs ausgehandelte Vertrag, den sie weise unter dem Motte „Nach Golde strebt, am Gelde hängt doch alles“ inaugurierte, dem nach für die kommenden 100 Jahre sämtliche Sintersteinlieferungen samt zugehöriger -arbeiten, die in den Liveareas der Deas für Novizinnen, Hortus, Statuten und Moenia und bei sämtlichen Bauvorhaben der Deng-Warsons gebraucht würden und auszuführen wären, ausschließlich den Konzernen Planta und Crudée zugeschlagen würden, unter Dach und Fach war, trat Ruhe ein. Da die Tatenheims wegen der zuvor genannten Betroffenheitsverteilungen davon nichts erfahren hatten, wurde die Ruhe nicht gestört, zumindest vorerst nicht. Von der gelungenen Schlichtung noch beschwingt, setzte Ai Deng eins drauf, indem sie sagte, dieses alles sei unwiderruflich, planta oder crudée aus welchem Rechtsgrunde. Da tat der vergorene Lebenssaft schon seine Wirkung. Die Feiernden prusteten durcheinander: „Das ist ja die reinste Donquichotterie. Egal, echt egal.“ Im Gegenzug gaben die Plantas und Crudées eine schriftliche Erklärung ab, die postwendend ins Archiv der Hortuschurch wanderte. Darin sagten die Unterschreibenden, sie wendeten nicht dagegen ein, dass Dunja Deng-Warson den Ausgang ihres Deatattoorankings nicht abgewartet, sondern sich zuvor und eigenmächtig ein Tattoo habe stanzen lassen. Nachdem die Primedea, die über Dunjas Eigenmächtigkeit eingangs überhaupt nicht erfreut war, dieses Tattooo dennoch gebilligt hatte, weil ihr Dunja gerade auch wegen ihres Zornigkeit mit der Zeit ans Herz gewachsen war, jene auf deren profunde Sachkenntnisse nicht mehr verzichten wollte und jene zum Dritten hoffte, dass endlich wieder eine Dea für die Reinhaltung der Vermischungen heranwüchse, war Dunjas Tattooverhalten rechtlich ohnehin sanktioniert. Aber man kann ja nie wissen, wann und wozu man billigende Schriftformen alles gebrauchen kann. Das Tattoo der Dunja Deng-Warson befand sich auf der Außenseite des gesamten linken Armes samt Handoberfläche und Oberseite der linken Finger und des linken Daumens. Den linken Arm hatte sie gewählt, weil die linke Körperhälfte mehr als die rechte dem Fraulichen zugeordnet wird. Zu sehen waren dort einige der Symbole, die seit jeher mit Recht und Ordnung in Zusammenhang gebracht werden. Ihre schwarzweiß geringelten Leinensöckchen und schwarzweiß gestreiften Sandalettenhighheels waren wie ihre schwarzweiße Swatch, die sie am linken Handgelenk trug, von Stella Mc. Der Sinterthron ohne stille Einfalt, sondern türkis und pink mit goldenen Interstrichen in etwa im Stil eines alten Meisters namens Hundertwasser bemalt, auf dem bei einer Prozession die Dea für Reinhaltung der Vermischungen gesessen hätte, wurde bei diesem Trauermarsch leer getragen. Er war über und über mit Rosen in den Lieblingsfarben der Thea Tatenheim, türkis und pink, geschmückt. Getragen wurde er von 6 ihrer Verwandten, darunter anfangs auch Jean-Martin Tatenheim, der sich dieses nicht nehmen ließ trotz der unsäglichen Schmerzen, die ihm körperliche Anstrengungen bereiteten. Erst als er wirklich nicht mehr konnte, ließ er sich ablösen. Die 7. Verwandte, Karla Tatenheim, lief in gebückter Haltung, die sie während der gesamten Prozession beibehielt, unmittelbar hinter dem menschenleeren Thron. Ihre Lippen formten bisweilen jene Bewegungen, die zu dem Wort „Herrjemine“ passen. Nicht nur diese Träger und die Gebückte, alle Verwandten Thea Tatenheims trugen schwarzen Vlies und überhaupt schwarzgelackt, die Men die Boots, die Women die Highheels und Stilettos und Handtäschchen, alle die Uhren. Viele Verwandte waren vor diesem Trauerevent extra in das Uhrenzentrum Glashütten gereist, um sich dafür eigens Uhren in schwarz designen und anfertigen zu lassen. Dort war man von diesem Andrang schiere überfordert. Aber wer wollte zur Trauer- und Abschiedsfeier zu Ehren der von sich zurückgetretenen Dea für die Reinhaltung der Vermischungen, für das letzte Geleit der Thea Tatenheim, nicht möglich machen, was irgend zu machen ging. Nicht nur die Tatenheims, alle Prozessionsteilnehmer trugen derart viele Arm- und Fuß- und Leibbanduhren, dass diese Last sie regelrecht marterte. Vor der tatenheimschen Trauerfraktion gingen 9 Flaggenträ- ger einher, deren 1 Flagge, deren Stange vergoldet war und die so groß war, dass sie von 3 Tatenheimwomen getragen werden musste, was diese freiwillig und gern taten, das ganze Tattoo Thea Tatenheims zeigte, das Gesicht des Heterosispioniers Shull mit geöffnetem Mund, 1 Spermium und 1 Ei, beide schienen aus dem shullschen Mund zu kommen, das Schullhaupt trug, von rechts nach links, verschiedene Haararten, eine Art Fell, langes dann kurzes, gekräuseltes Haar, dicksträhniges Haar, langes feinstgekräuseltes Haar, die rechte Stirnhälfte flach und fliehend, die linke hoch und steil, das rechte Ohr klein und rundlich, das linke schlank und länglich, die rechte Nasenhälfte platt und gedrungen, die linke hoch- und langgeformt, die rechte Wange gedunsen, die linke eingefallen mit konturiertem Backenknochen, das rechte Auge schlitzig mit buschigen Augenbrauen, das linke oval mit vollen Augenbrauen. 6 Flaggen zeigten Tattoodetails wie seitliche Profile eines flachen beziehungsweise runden Hinterkopfes, Stiernackens oder schlanken Halses, 4 Körpertypen und Circuspenis und Vollbusen aus verschiednen Perspektiven. Eine Flagge, deren Stange ebenfalls vergoldet war, hatte zum Bild rechtsseitig den leonardoschen Mustermann und linksseitig eine Musterfrau gleicher Abmessungsverhältnisse. Den Deareigen beendete Evita Planta, die Primedea, die nur Primedea hieß, das lebende Symbol aller Deas und der gesamten wholy Church. Ihren guten Nerven und ihrer Routine verdankte sie, dass sie bezaubernd lächelte, obschon sie sich reichlich ärgerte. An ihrer Seite sollte sich ihr Großonkel Nkomo-Adolfo Planta befinden, der selber aber nicht da war. Seine Stellvertreterin Shapla Crudée war da. Während Evita Planta bezaubernd lächelte, dachte sie: „Das darf nicht wahr sein. Sogar an einem so wichtigen und feierlichen Tag kann es der geile Bock nicht lassen und treibt sich wieder weiß die Natur wo rum und vertraut mich dieser billigen Nutte Shapla an. Ich bete zu allem, was heilig ist, dass Ruhe, Ordnung, Friede bleibt.“ Nkomo-Adolfo Planta hatte Shapla in einer Spelu kennengelernt, als sie zwar schon Shapla, aber noch nicht Crudée hieß. Wer keinen Konzernnamen hatte, hatte keinen Nachnamen. Der Wanderin Shapla war es gelungen, in Spelunähe zu kommen, was bei Wanderern beiderlei Geschlechts sehr begehrt war. Es hatte sich bei ihnen herumgesprochen, dass man in Spelus einiges Brauchbares abschleppen konnte. Coins brauchten die Wanderer nicht, weil es in ihrer Welt keinen Moneykreislauf gab. Aber es fielen in den Spelus allerlei Gerätschaften ab, an die die Wanderer sonst eigentlich nicht kamen. Unterhaltungselektronik abzuschleppen, war sehr begehrt, obwohl die Wanderer keinen Zugang zum öffentlichen Stromsystem hatten. Aber das war den Wanderern egal, da sie durch ihre Lebensumstände sehr erfindungsreich geworden waren. Sie bauten sich halt aus allerdei Dingen, von denen wiederum auch etliche in den Spelus zu ergattern waren, Generatoren und scherten sich einen Dreck darum, dass dieses strengstens verboten war. Wie um alles in der weiten Welt, die von Jahr zu Jahr ohnehin immer dünner besiedelt wurde, sollte die Security ein paar Generatoren und Mini-TERAPlayer oder sogar ältere DVD-Player ausfindig machen, solange man nicht blöd herumlärmte. Und die Wanderer waren nicht blöd, sondern intelligent, sozialintelligent. Deshalb setzten die Wanderer nicht alles, aber viel daran, sich in Spelunähe optimal zu rotten und zu lauern und sich aus dieser Deckung Plantagisten anzudienen. Die hätten es allerdings gerne sofort getrieben, vor allem diese S-Men, die speziell Wanderer suchten. Es auf weiter Flur so offen zu treiben, war für die S-Men allerdings kaum möglich, weil die Security viel sah und gleich den Nebel draufhielt, sogar, wenn sie einen S-Man persönlich kannte, die Schlafenden selektierte und in die Aufwachstationen brachte. So manche Coins und kostbare Stücke hatten Plantagisten hernach gefehlt, wogegen sie freilich nicht beschweren wollten. Was anderes als draufhlten hätte die Security auch machen sollen, wenn ihr eindeutiger Befehl lautet, keine Wanderer und jüngere Plantagisten durchzulassen. Dieses Netz konnte technisch nicht individuell gestrickt werden. Deshalb wären für den Herrn über den Highenergienebel, den Waffenhochmeister Nkomo-Adolfo Planta, selber derlei außerhäusiger Kontakt mit diesen Klassen nicht möglich gewesen. Obwohl für viele S´s, eigentlich nur Men, auch in dieser Gefahr großer Reiz lag, an abwechslungsreichen Sex, auf den sie aber voll standen, kamen sie so nicht. Deshalb schleusten sie die Wanderer in die Spelus, die wegen ihrer Lage in der Unterwelt relativ sicher waren. Dies kommt daher, weil Niemand, der in die Unterwelt abtauchte, dieses an die große Glocke hängen wollte. Schließlich standen auf solche Sperenzchen happige Moneystrafen, also wirklich happige. Außerdem konnte man nie wissen, ob sich gegen einen eine Devianz zusammenbraute. War´s so, dann kam den Anklägern Unterweltkontakt ja gerade recht. Deshalb waren die Spelus für allerlei Vergnügungen und Abstrusitäten, aber mittlerweile genauso gut für Besprechungen, die weitestgehend geheim bleiben sollten, genau der richtige Platz. Die Wanderer wussten vom Hörensagen von sagenhaften Wandererkarrieren, die in den Spelus ihren Anfang nahmen. Um dieses zu erzählen, können wir die V-Women nahezu vernachlässigen, da sie sich so gut wie nie in Spelus verirrten, es sei denn als Primelady zu Besprechungen, die weitestgehend geheim bleiben sollten, wofür ja wie gesagt Spelus genau der richtige Platz waren. Doch so mancher V-Man, war´s mit ebenfalls einem W-Man oder mit einer Wanderin oder bunt durcheinander, war der W-Unterhaltung und vom W-Sex so angetan, dass er regelrecht ausflippte. So verrückt sind und werden die Menschen ja oft, wenn sie unruhig und läufig sind und extraordinärere Befriedigung finden, ja sogar, wenn sie nur meinen, sie gefunden zu haben. Dann wollte mancher V-Man seine neu gefundenen Vergnügungen und Befriedigungen nicht mehr missen. Zu oft in die Spelus abtauchen, das war letztlich doch zu aufwendig. Also versuchte man, seinem Wandererboy - oder seiner Askaribraut Status zu verschaffen, mit dem sie in der offiziellen Welt näher und nahe bei einem sein konnten. Es muss zur Ehre etlicher V-Men gesagt werden, dass sie nicht nur aus purem Eigennutz so verfuhren. Spiel, vergorener Lebenssaft, Wein, Weib, Gesang, betörende Düfte, alles Lustbare, Angenehme und Wohlige zusammen war es, das in manch einem V-Man jene Schleusen öffnete, die nach Mitternacht Tränen der Seligkeit herausließen und Eigenschaften herausbeförderten, die sogar noch am nächsten Morgen und vielen, vielen anderen Tagen milde und zugeneigt stimmten. Auch dies verschaffte den Erkorenen Status, mit dem sie in die offiziellen Plantagistenwelt eindringen konnten. Aber wirklich verliebt hat sich ein V-Man in einen Menschen aus diesen Klassen wahrscheinlich nie. „Na, Süßer, wie wär´s mit uns?“ säuselte es hinter einem Busch hervor, an den sich Nkomo-Adolfo gestellt hatte, um zu pissen. „Verpiss Dich, Du Ratte, oder mein Strahl trifft Dich.“ „Wie soll mich Dein Strahl treffen, wenn ich schon hinter Dir bin und Deinen Schwanz van Achtern so packe, dass Dein Strahl dorthin geht?“ „Du Ratte hast warme und raue Pfötchen, die mir gut tun. Was hält mein Rättlein davon, wenn das linke Pfötchen die Glöcklein läutet und das rechte die Spritze bedient?“ Indem sie hier, an diesem gefährlichen Ort, plötzlich fast so angesprochen wurde, wie sie von ihrer geliebten Großmutter oft näckisch genannt wurde, Rättchen, packte sie Eifer und Mut, weshalb es ihr entfuhr, dass es selbstsicher und selbstverständlich klang: „Ich bin beides, Glöcknerin und Feuerwehrhauptfrau. Wohlan denn, Wasser marsch!“ „Kannst Du auch eine Spritze bedienen, die im Dienst immer größer wird?“ „Das hab ich gelernt. Aber sag mal, ist das schon die volle Größe Deiner Spritze? Ich kann auch mit größeren Spritzen gut umgehen.“ „Weißt Du, Feuerwehrhauptfrau, in der Welt, aus der ich komme, sind alle Spritzen fast gleich. Es sind, das wird Dir jetzt nichts sagen, hochgezüchtete Heterosisspritzen.“ „Rosenspritze, das ist ein witziges Wort. Rosen duften gut. Wasser stopp. Lass mal an Deiner Rosenspritze schnuppern und knappern.“ „Du bläst total geil. Deine Brüste sind wunderbar. Massier mich weiter so. Scheiße, zieh ab in die Büsche und warte, bis ich Dich hole. Fall into the big Sleep! Halt, stehen geblieben!“ „Da kennt jemand die Primeparole.“ „Hierher, angetreten, stillgetanden! Hier, mein Dienstausweis. Geheime Mission, bei der Ihr prompt stört. Ihr verpisst Euch jetzt für einige Minuten. Ist das klar? Klar, ist das klar. Rühren, abtreten!“ „Jawohl, Eure Exzellenz.“ „Wo bist Du, mein Feuerwehrhauptfraurättchen? Hab keine Angst, sie sind weg, komm, komm aus Deinem Versteck. Du sollst das Rohr wieder rausholen und mit ihm arbeiten. Sag nicht, dass Du umsonst arbeiten sollst, sag das nicht. Du wirst bezahlt, gut bezahlt, das kannst Du mir glauben. Ich fass es nicht, bist Du zugleich ein Geist, woher kommst Du so plötzlich aus dem Nichts?“ „Ein Geist bin ich nicht, aber eine Zauberin, flink wie eine Rättchen.“ „Hier draußen ist jedes Wort zu viel. Wir haben keine Zeit. Gleich sind sie zurück. Schnell da hinüber und dort hinein.“ „Hallo, Nkkomo, was für ein hoher Besuch und sogar in exzellenter Begleitung. Wir bekommen keine Schwierigkeiten, wenn sie mit reinkommt?“ „Spinnst Du, wieso Schwierigkeiten, wenn sie mit reinkommt? Kennst Du Sie? Na, also, ich auch nicht. Sie ist Frischfleisch, absolutes Frischfleisch, unbescholten. Und wenn das nicht reichen sollte, sie ist meine Mitarbeiterin. Wir arbeiten zusammen, gleich geht´s weiter, stimmt´s…, wenn ich mir was nicht merken kann, dann sind´s Namen, na, wie war noch mal Dein Name?“ „Shapla.“ „Shapla? Shapla, was für ein hübscher Name. Shapla, sag doch mal…“ „Halt, Shapla, auf geheimer Mission keine Silbe weiter. Und überhaupt genug gequatscht. Ran jetzt an die Buletten.“ Shapla war es heute Nacht zum ersten Mal gelungen, sich bis zur einer Spelu durchzuschlagen. Sie war total nervös, als sie den Typen ansprach. Immer wieder hatten sie im Lager mit dem Wissen, das sie die, die mit den P´s bereits in Kontakt gekommen waren, gelehrt hatten, geübt. Obschon sie das ganze Theater witzig fand, gingen Ihr die obszönen Zoten, die auf dem Lernprogramm standen, nicht leicht über die Lippen. Da Rollenspiele auf gar keinen Fall Ersatz für alltägliche Erfahrung seit der Kinderzeit sein können, mir der einem Menschen das gewohnte Verhalten in Fleisch und blut übergeht, dachten sie sich die ehrgeizigen Wanderer, die rüber wollten, allerlei Ersatz aus, um diesen Mangel einigermaßen zu kompensieren. Beim Erstkontakt zwischen Wanderin und V-Man würde es ja nicht um die Fülle des Lebens gehen, sondern nur um einen Ausschnitt. Um da ins Gespräch zu kommen und es am Laufen zu halten, schien ihnen Assoziationen recht probat zu sein. Die unterwegs Erfahrung sammeln konnten, ohne zuvor into the big Sleep gesprayt worden zu sein, und heimkehrten, berichteten´s so oder so ähnlich. Zwar kann man aus einiger Distanz nachts, nur dann geht´s auf Tour, Haut, auf die kein Haar Schatten wirft, von Wandererhaut nicht unterscheiden. Trotzdem sollten sich die Losziehenden auch Sommers nicht mit einen Vlies verkleiden, weil für die V´s Vliesnackte nichts Besonderes sind und die Wanderer im Vlies höchstens die Aufmerksamkeit erregen könnten, die sie ihrer unplantagistischen Haut entlarvte; deshalb hautenge Kleidung, besonders die Frauen mit kräftigen Brüsten, enger Rock bis kurz übers Knie, Ballerinas, worauf die V-Men totalm abführen. So verkleidet ist aber höchste Vorsicht vor Security, die auch in Zivil kontrolliert, geboten. Gerät eine Wanderin an sie und wird in Sleep gesprayt, hat sie eben Pech gehabt. Damit, registriert, zurücktransportiert zu werden und den V´s den Officialaufwand mit Sonderfronen begleichen zu müssen ließ sich´s irgendwie leben. Beine breit machen gehörte so oder so dazu, lagerseits vergeblich, drüben bei den V´s hoffnungsvoll. Sich aufreizend einem Typen präsentieren, ansprechen, wenn der´s nicht tut. „Hallo, Du bist echt toll; heute schon, was vor; mit Dir könnt ich mir so manches vorstellen; für Dich würde ich sogar alles machen“ und so ähnliches Zeugs, kommt meist gut an. Springt er an, dranbleiben, immer dranbleiben. „Du bist auch toll.“ „Echt, was findest Du denn toll an mir?“ „Du siehst wunderschön aus und hast Dich so außergewöhnlich an.“ „Ich hab mich extra für Dich so außergewöhnlich angezogen. Was findest Du denn am wunderschönsten an mir?“ „Wenn ich ehrlich sein darf…“ „Klar, sei ehrlich, total ehrlich.“ „Also ehrlich gesagt, gefällt mir Dein T-Shirt echt gut.“ „Mein TShirt, wegen der Farbe, das gefällt Dir am besten an mir? Sonst nichts?“ „Dein T-Shirt, die Farbe, ja, und es ist so eng, und Du hast da so viel…“ Jetzt ist schon ganz nah bei ihm und streichelt und stretched sich ihre vollen Brüste. „Meinst Du das da? Noch leiber, als dass ich sie mir stretche, wäre mir, wenn Du es tätest. Komm, mach, ja, so ist es gut, oh ja, mach weiter. Du machst es gut. Und ich fühle da, dass es Dir auch guttut.“ „Hör mal, hier können wir nicht weitermachen. Das ist zu gefährlich.“ „Zu gefährlich? Ist mir egal. Um Dich zu haben, geh ich jede Gefahr ein.“ „Dann komm mit. Lass uns da drüben reingehen.“ Shapla war es heute Nacht zum ersten Mal gelungen, sich bis zu einer Spelu durchzuschlagen. Sie war total nervös, als sie den Typen ansprach. Als die zotigen Assoziationen aber sogleich dermaßen gut hinhauten, geradewegs nach Drehbuch, wurde sie ruhiger. Nachdem sie mit diesem NkomoAdolfo, wie er wohl hieß, die Kontrolle an der Spelutür geschafft hatte, stellt sich bei ihr ein Gefühl ein, das sie am zutreffendsten als mutig bezeichnet hätte. „Das also ist eine Spelu, von der alle reden und träumen. Und ich, Shapla, mittendrin. Sind diese komischen Maschinen, die da so blinken und glitzern und piepsen und vor denen die Menschen so komische Bewegungen machen, die Monarchen? Ich hab ja keine praktische Erfahrung, wie das alles funktioniert. Wenn das mal gut geht. Hör auf, Kleine, Dir unnütze Sorgen zu machen. Zurück geht´s jetzt ohnehin nur noch into the Sleep. Wer wagt, ge- winnt. Es kommt, wie´s kommt.“ Mit dem, was ihr so und ähnlich durch den Kopf ging, machte sie sich Mut. Da riss sie ihr lauter Begleiter aus diesen Gedanken: „Wer wagt, gewinnt. Hier, mein Feuerwehrhauptfraurättchen, mein rättinflinker Geist aus dem Nichts, meine Zauberin, ein Glas des besten vergorenen Lebenssaftes, den die Welt je getrunken hat. Prost, Shapla.“ „Prost, Nkomo-Adolfo“ Shapla schmeckte der vergorene Lebenssaft gut, von Glas zu Glas schmeckte er ihr besser. Und je besser ihr der vergorene Lebenssaft schmeckte, desto geschickter beherrscht sie den Monarchen. Und als sie den Monarchen so gut beherrschte, dass andere sich hinter sie stellten, sie anfeuerten, klatschen und johlten , wenn ihr wieder einmal ein Super Game geglückt war, einmal erreichte sie sogar die 3.höchste Punktzahl, was in dieser Nacht sonst niemand brachte, und ihr der vergorene Lebenssaft am besten schmeckte, kam N-A mit neuen Gläsern und sagte: „Shapla, dieser Lebenssaft ist noch vergorener.“ Da sie sich bemühte, N-A, so nannte sie Nkomo-Adolfo mittlerweile, genauso wie alle anderen hier herinnen, nach wie vor assoziativ zu begegnen, so gut sie es konnte, kippte sie wie er diesen noch vergoreneren Lebenssaft aus diesem kleinen Glas, aus dem ihr ein angenehmer fruchtig-würziger Geruch in die Nase stieg, in einem Zug hinunter. Als diese Flüssigkeit, die auch scharf war, Shaplas Larynx hinter sich hatte, passierte es. N-A war total begeistert, dass Shapla beim vergorenen Lebenssaft so prächtig mithalten konnte. Ständig sagte er: „Die Kleine kann saufen wie ein Alter.“ Dies kam daher, Weil Shapla im Lager mit ihren Freundinnen und Freunden ganz gerne süffelte, wie es halt normale Heranwachsende gerne machen. Aber auch in dieser Runde war sie aufgefallen, weil sie noch ziemlich nüchtern war, wenn die anderen schon ziemlich angeheitert waren, was ihren Freund namens Garcia wurmte, weil der gerne mehr als sie vertragen hätte. Aber es war sie, die am meisten vertrug. Deshalb sagte ihre Großmutter, bei der sie untertauchte, wenn sie etwas zu viel getrunken hatte, um sich zu regenieren, bevor sie ihrer Mutter unter die Augen trat, zu ihr, „Ganz wie die Mutter früher. Und ist aus ihr vielleicht nichts geworden? Ein Prachtweib ist sie, schon deshalb, weil sie Dich, mein Rättchen, in die Welt gesetzt hat. Du kannst saufen wie ein Loch.“ Shaplas Großmutter war jedoch nicht nur lieb, sondern auch gewaltig gebildet. Jede freie Minute neben der schweren Arbeit opferte sie dem Lernen, wozu sich begabte und fleißige Wanderer in den sogenannten Wanderervereinen trafen. Dort gab es sogar so viele Bücher, dass von Bibliotheken, bescheidenen zwar, aber immerhin, gesprochen werden konnte. Bücher der verschiedensten Gattungen und Fachrichtungen waren auf abenteuerlichsten Wegen dorthin gelangt, solchen, die aus der Vergangenheit und anderen, die über Abfallhalden führten, kamen. Woher diese Bücher auch immer kamen und genommen wurden, es gab sie, und Shaplas Großmutter konnte von ihnen nicht genug kriegen. Aus diesem Fundus hatte sie, dass sie zur trinkfesten Enkelin sagen konnte: „Du scheinst recht viel Alkoholdehydrogenase in Dir zu haben.“ Diese Erklärung mit diesem komplizierten Wort, das ihr die Großmutter mit einem Bildern erklärte, die Lewisstrukturformeln zeigten, hatte Shapla stets zutiefst beeindruckt. Also hatte nicht nur Übung die trinkfeste Meisterin gemacht, sondern auch ihre Natur an und für sich, von der ein kleiner Teil diese Bilder irgendwie zeigten. Aber eines solchen Alkohols, wie ihn ihr N-A servierte, hatte Shapla noch nie genossen. Da sie auch N-A´s Trinkart nachmachte, der das kleine Glas in einem Zug hinunterkippte, blieb ihr regelrecht die Luft weg. Indem sie aber so heftig prustete, wie noch nie im Leben, fand der Luftaustausch zwischen ihr und der Umwelt wieder statt. Ihr Krampf und Prusten musste so witzig ausgesehen haben, dass viele in der Spelu und N-A sich vor Lachen nicht mehr einhalten konnten. N-A polterte: „Es ist noch keine Meisterin vom Himmel gefallen.“ Mit dem Hinweis, „Wer immer strebend sich bemüht“, kredenzte er ihr noch so manches Gläschen. Und er hatte Recht, es dauerte nicht lange, und sie hatte sich an dieses hochprozentige Gesöff gewöhnt. „Mädchen, Du machst mir Spaß. Du lernst richtig gut und schnell. Aus Dir kann noch was werden.“ In dieser Nacht amüsierten sie sich so und ähnlich so gut, dass etwas geschah, was es bei N-A, wenn er im Spelumilieu eine Frau aufgegabelt hatte, um sie in Spelus abzuschleppen, noch nie gegeben hatte. Er vergaß den hauptsächlichen Anlass, weshalb er sich überhaupt der Gefahr aussetzte, indem er im Spelumilieu eine Frau gegabeln und in Spelus abzuschleppen wollte, was er üblicherweise Abenteuer machen nannte. Eine wesentliche Ursache seines Vergessens war folgender kurzer Gedankenaustaausch zwischen dem Spelutürsteher, N-A und Shapla: „N-A, Deiner neue Assistentin beim Spielen und Saufen zuzuschauen, da kommt richtig Freude auf. Agentin, bist Du Alk-Woman?“ „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten. Die Sache ist ganz einfach. Ich hab von meinem Erbgut ziemlich viel Alkoholdehydrogenase abbekommen. Da verträgt man halt eine ganze Menge.“ „Du bist nicht nur ein Feuerwehrhauptfraurättchen, ein rättinflinker Geist aus dem Nichts, eine Zauberin, eine Teufelsbratenspielerin, eine geborene Alk-Woman, Du bist ein Genie. Alko, Alko, Alkohol, was für Nasen?“ „Wenn nicht einmal N-A so komplizierte Wörter kennt wie Du, dann will das was heißen.“ „Nun wird mal nicht gleich frech, Türsteher, zieh ab und walte Deines Amte, das beste Separée von allen.“ Eingedenk der bis dahin unglaublichen Tatsache, dass all deret wegen in dieser Nacht Nkomo-Adolfo Planta ein anderer war, aber nur in dieser Nacht und ein paar Mo- nate darauf, weisen wir darauf hin, dass auch im Separée etwas geschah, was es bei N-A, wenn er im Spelumilieu eine Frau aufgegabelt hatte, um sie in Spelus abzuschleppen, noch nie gegeben hatte. Er vergaß den hauptsächlichen Anlass, weshalb er sich überhaupt der Gefahr aussetzte, indem er im Spelumilieu eine Frau gegabeln und in Spelus und Separées abzuschleppen wollte, was er üblicherweise Abenteuer machen nannte. Er war durch Shaplas Wesen so vergeistigt, dass er nichts damit anfangen konnte, dass Shapla, die durch die für sie völlig neuen Erlebnisse in der Spelu, wozu ja auch der Hochprozentige gehörte, ihre verschlungenen Pfade, die sie in dieses Etablissement geführt hatten, völlig vergaß, ihr Geist eher dämmerte, das Blut heftig wallte, ihre schönsten Körperteile kräftig durchblutet wurden, dass sie schwoll, ihre bartholinischen Drüsen viel absonderten, dass sie es selbst erduftete, seinen, mit dem sie am Beginn dieser Vorstellung draußen vor der Tür gespielt hatte, haben wollte. Es wäre sogar falsch zu sagen, sie wollten nur den und sonst nichts. Nein, in diesem Augenblick interessierte sie sich für N-A überhaupt. Fast hätte sie gedacht: „Ist der süß.“ Doch N-A erduftete nichts, erspürte ihre Schwellung nicht und verspürte bei sich keine und plapperte immerfort dieses „Ich fass es nicht, Feuerwehrhauptfraurättchen, rättinflinker Geist aus dem Nichts, Zauberin, unglaublich, eine Teufelsbratenspielerin, eine geborene Alk-Woman, Wunder geschehen immer wieder, ein Genie. Alko, Alko, Alkohol, was für Nasen, dass mich dieses Glück noch ereilt.“ Darüber schlief er an ihrem kräftigen Busen ein. Fast wäre sie sauer geworden, dass sie, was sie wollte, nicht bekam. Doch zuvor überwältigte sie das Ganze, das sie heute wie in einem Zeitraffer erlebt hatte und sie heimelig stimmte, worüber auch sie bald einschlief. In dieser Nacht träumte ihr, was sie, eine geborene Traumvergesserin, nie wieder vergaß: Als sie im Dornbusch von der Security entdeckt wurde und sich die Pistol auf sie richtete, nahm sie sein Rohr, er befahl, „Nebel marsch“ und sie besorgte es ihm so heftig und schnell, dass er vor dem Schuss der Security mit dem Nebel kam. Alle schliefen ein. Und sie träumte, „Scheiße, jetzt haben sie mich doch entdeckt“ und dass sie so lange Angst hatte, bis sie bei ihrer Großmutter aufwachte, als die ihr, wie sie es liebte, zärtlich über den ganzen Kopf strich, die Ansgt von ihr fiel, die Alte zu ihr sagte, „Mach Dir nichts drauß, einmal ist keinmal, neue Kugel, neues Glück“, sie ihr 3 neue Kugeln gab, von denen sie 2 verspielte, die 3. aber das große Los war, das in diesem Traum keine Gestalt annahm. Es hieß nur das große Los. Sie erwachte vom Traum des Traumes und war sich gewärtig: „Ich fass es nicht, gleich beim ersten Mal so ein riesen Erfolg, puh.“ Sie ewachte vor N-A. Ihre linke Brust schmerzte sie, weil N-A die ganze Nacht darauf verbracht hatte. Hatten sie sich also die ganze Nacht nicht gerührt, sondern die ganze Nacht in dieser komischen Stellung, in der beide eine embryonalige Haltung eingenommen hatten, verbracht? Ihr tat die Brust und er hatte jetzt das, was ihm aus ihrer Sicht vor einigen Stunden fehlte. Langsam dämmerte ihr, dass sie hier nicht zum puren Vergnügen war. Zum allerersten Mal erinnerte sie sich des Traumes, den sie vor kurzer Zeit erst geträumt hatte, irgendwie, die 3. Kugel, das große Los, das nur das große Los heißt, puh, gleich beim ersten Mal so ein riesen Erfolg. Da sie dies alles erfasste und wusste, weshalb sie hier bei diesem Kerl lag anstelle bei ihrem süßen Vikram zuhause, trat sie erneut in ihre Rolle ein, die sie aufs ganze gehen, was ihr nicht leichtfiel, und seinen Steifen händlings fassen, ziwschen ihre warmen Brüste und Lippen nehmen ließ, was N-A lebendiger machte. Sie sagte kindfraulich, „Du hast eine geile Morgenlatte“ „Nicht nur, wenn er hängt, auch wenn er steht, original das leonardosche Glied.“ „Was für ein Glied?“ frug Shapla, die von diesem Ausdruck so überrascht und belustigt war, da sie ja von solchen Maßeinteilungen bisher noch nie gehört hatte, dass sie aufhörte, es zu massieren. „Stimmt ja, Du kommst ja von Drüben. Das kannst Du ja gar nicht wissen. Leonardisch, nach diesem Maler von früher, der mit dem Kreis um den Mann.“ „Ach so, wenn das der ist. Ich glaube, ich habe im Buch meiner Großmutter dieses Bild schon mal gesehen.“ „Also hör mal, quatschen mit Dir ist echt gut. Das ist aber kein Grund, dass Du ihn vergisst. Ja, so ist´s gut. Dein Griff ist total frisch.“ „Frisch? Meine Hände sind doch überhaupt nicht kalt. Die sind doch ganz warm.“ „Du bist echt total frisch. Mit Dir kann man wirklich was erleben. Wie war gleich nochmal Dein Name?“ Diese Bermerkung rüttelte sie endgültig wach. Wenn der da nach all dem, was sie vor ein paar Stunden zusammen erlebt hatten, nicht einmal mehr wusste, wie sie hieß, da musste sie gehörig auf der Hut sein und alle Register ihrer Schauspielkünste ziehen, dass das Projekt, das so traumhaft begann, nicht ins Stocken geriet. Während sie sein leonardosches Glied so geschickt massierte, dass er nicht kam, rief sie Erinnerungen wach: „Ich weiß, wie Du heißt, Nkomo-Adolfo, den alle N-A nennen. Und Du nanntest mich Feuerwehrhauptfraurättchen, rättinflinker Geist aus dem Nichts, Zauberin, Teufelsbratenspielerin, geborene Alk-Woman. Und Alkoholdehydrogenase, na, sagt Dir das was?“ „Ich fass es nicht, Du bist doch Shapla, stimmt´s? Wenn ich an all das denke, was wir zusammen erlebt haben, mir könnten die Tränen kommen, wirklich, ich könnte auf der Stelle weinen. So wunderbar ist es mit Dir, Du Schönste der Schönen.“ Da streicht er ihr ungrobschlächtig über den Kopf, die Wangen und Schultern: „Ja, Du bist die Gescheiteste er Gescheiten und die Schönste der Schönen. Hier sind wir sicher. Hier droht uns keineGefahr. Es fällt mir dies und jenes ein, dass wir zusammen an einen siche- ren Ort glangen. Wir wollen niemals auseinandergeh´n, wir wollen immer zueinandersteh´n.“ Seine Worte und Berührungen, die wirklich zärtlich anmuteten, ließen Shapla wieder ruhiger und mutiger werden. Sie war ja noch sehr jung, so dass sie eine Art Femm fatale zwar schon sehr gut spielen konnte, aber bis zur letzten Abgebrühtheit konnte sie wegen ihrer Jugend noch nicht vorgedrungen sein, dazu fehlte ih die Fülle der Erfahrungen, gibt es doch sogar reife, also wirklich reife Frauen, die durch Anheimeligkeiten noch schwach werden. Ach, was reden wir hier nur von Frauen, Männern geht es letztlich doch nicht anders. Diese innere und äußere Gefühlswelt verspürte in diesen Augenblicken Shapla. Alles, was sie an diesem Tag erlebte war so was von neu, dass es neuer nicht sein konnte, und gefährlich zugleich. Irgendwie glaubte sie zu spüren, dass sie in Sphären, die mit Prestige und Macht zu tun haben, geraten war, obschon sie diese Begriffe wörtlich nur einzeln kannte, sie aber nicht sinngemäß zusammenbringen konnte. Dieses gefährliche Neue im Umfeld von Macht und Einfluss übte einen gewissen Reiz auf sie aus, umso mehr, da sie selber ja einiges bewirken konnte. War sie heute Nacht nicht der bewunderte gesellsachtliche Mittelpunkt? Diese innere und äußere Gefühlswelt, die in diesen Augenblicken die junge Shapla verspürte, machte sie weich und erlebnishungrig. Auchn hatte ihre Alkoholdehydrogenase noch nicht alle vergorenen Lebenssäfte von vorhin neutralisert. Die Bezeichnung „vergorener Lebenssaft“ fand sie tota gut. Mit diesen Erinnerungen und Gefeühlen kehrte auf sie zurück, was vor einigen Stunden vorübergehend einschlief, zwar mit etwas weniger Feuer, aber ausreichend. Ihr Geist dämmerte eher, das Blut wallte wieder, ihre schönsten Körperteile wurden durchblutet, dass sie schwoll, ihre bartholinischen Drüsen sonderten ab, dass sie es selbst erduftete, seinen, mit dem sie am Beginn dieser Vorstellung draußen vor der Tür gespielt hatte und nun wieder spielte, wollte sie haben. Es wäre sogar falsch zu sagen, sie wollten nur den und sonst nichts. Nein, in diesem Augenblick interessierte sie sich für N-A überhaupt. Fast hätte sie gedacht: „Ist der süß.“ Da sagt er zu ihr: „Du bist wie die süßeste Frucht.“ Mit der linken Hand streichelte sie seinen Körper bis zu seinen Wangen hinauf so geschickt, dass es sich zärtlich anfühlte. Ihr Gesicht ist über seinem, ihre schweren Brüste berühren seine Brust, ihre rechte Hand massiert seinen blau. Da gibt sie alles, steigt auf ihn und reitet ihn. Der Primedea Tattoo, das sie sich vor vielen Jahren als junge Novizin eingedenk der LE Reinhaltung der Vermischungen in Verbindung mit Moenia und Statuten wählte, war etwas martialisch. Es war die Originalguillotine des französischen Arztes Ignace Guillotine. Was sie damit wollte, war völlig klar. Da es in der Welt der Plantagisten bis auf zwei Extremfälle die Todesstrafe eigentlich nicht gab, die überdies als soziale Autoeuthanasie angewandt wurde, kam niemand auf die Idee, von Evita Planta anzunehmen, sie sei rache- oder mordlüstig, indem sie auf ihren Tattoorankings Guillotinen präferierte. Wäre es so gewesen, hätten die Jurorinnen damals ja nicht zur historischen Guillotine „Let it, let it, let it“ gerufen. Einerlei, auf ihr Tattoo angesprochen, schaute Evita leicht verlegen zur Seite, was etwas heißen wollte, da Verlegenheit keine ihrer ausgewiesenen Charaktereigenschaften war. Regelrecht kleinlaut sagte sie dann etwas von jugendlichem Leichtsinn und frühfraulicher Laune und dass sie heutzutage angemessenere Ideen für Symbole hätte klarzumachen, dass sie für die konsequente Durchsetzung und Bewahrung der Werte der Plantagistenwelt stehe. Aber nun sei das große Ding halt einmal in ihrer Haut, sie wisse, woran sie trage, und sie trage tapfer. Der sinterne Primedeathron, der tatsächlich stille Einfalt und edle Größe war, stand auf einer durchsichtigen Laktatplattform, die von weniger als je 3 Wanderern, Askaris, S- und V-Plantagisten beiderlei Geschlechts getragen wurde. Es trugen also immer so viele, wie 1 ganzer Tag Stunden hat. Allerdings musste es sich um verdiente Wanderer handeln, die bereits auf der Askariwarteliste standen, und um Askaris, denen das Plantagistendasein bevorstand. Über der Plattform wölbte sich der purpurrote Damastbaldachin, an dessen Kanten ein Leuchtband verlief, das so knallrot leuchtete, dass das Rotlicht sogar bei Tag zu sehen war. Das Leuchtband wurde von einem Photovoltaikmosaik gespeist, das raffiniert in den Baldachin eingewebt war. Alles, was die getragene Primedea anhatte, was ja nicht viel war, war knallrot, Vlies, Söckchen, Stilettos, 7 Uhren. Nur ihr Handtäschchen, das sie geschultert trug, den Riemen über die rechte Schulter und vorne hinab zwischen den kleinen festen Brüsten, dass das Täschchen an der linken Hüfte hing und sie ihre linke Hand auf legen konnte, war rosarot. Es war von Lu Witton. Sonst war alles, vom Baldachin bis zur letzten Uhr, von Charles Sourcefield. Aber die Uhrwerke, analog oder digital, waren glashüttensch. Es muss nicht betont werden, dass in diesem Rotmilieu, wenn das Licht günstig fiel, ihre gebleechten Zähne noch weißer schimmerten, als sie es waren. Die Prozession ging auf dem Pfad zwischen dem Wald, in dem noch einige Eichen wuchsen, darunter die, die nur 100 Jahre jünger war als die in der Hauptarena, und dem Kornfeld, dessen Ähren so gediehen waren, dass sie im Ernting genau richtig sein könnten. Der Pfad war grasig und steinig, weshalb es eine große Leistung war, wie die in höchsten Highheels und Stilettos über ihn gingen, und eine noch größere derer, die zusätzlich zu tragen hatten. Im Wind rauschte der Wald und wiegte sich das Ährenmeer, das dadurch den gezeitlichen Bewegungen glich. Von Westen wurden die Halme so weit nach Osten gebogen, bis ihr Widerstand größer war als die Kraft des Windes. Dann reckten sie sich gen Westen zurück, aber nicht so weit, wie sie ursprünglich im Osten standen, weil der Wind die letzte Rückstallkraft ständig brach. In diese natürliche Periode mischten sich beliebig die Völker-hört-dieSignale-Fanfaren und Gesänge der Ziehenden. Die Musik erschallte beliebig, weil die ganze Prozession aus 7 Abteilungen bestand und zwischen jeder Platz für die Liveareasymbole mit ihren Trägeren zu sein hatte. Aber dieser dyssonchrone Kanon klang in gewisser Weise markerschütternd und erbaulich zugleich. Etwa auf halber Strecke hörte man folgenden Gesang am deutlichsten: „Well, I'm so tired of cryin', but I'm out on the road again, I'm on the road again. Well, I'm so tired of cryin', but I'm out on the road again, I'm on the road again. I ain't got no woman just to call my special friend.” So sangen die Men. Einige Women sangen: “I ain't got no man just to call my special friend.” Viele Women sangen diese Liedzeile jedoch überhaupt nicht, weil sie die geschichtliche und persönliche Auffassung vertraten, dass die Frauen der alten Zeit, als noch gesungen wurde, “I ain't got no woman just to call my special friend”, sich üblicher- und alltäglicherweise nicht women zuwandten oder sich nach ihnen sehnten, und dass es im frauenden ZÖE ziemlich blöd sei, Texte nachzusingen von Typen von früher, denen nicht mehr einfällt, als sogar in brenzligen Situationen nach Women zu schmachten. “Oh, Dea, Dea, wie kitschig”, dachten und sagten diese.” Alle sangen: “And I'm going to leave the city, got to go away. I'm going to leave the city, got to go away. All this fussing and fighting, man, I sure can't stay. You know the first time I travelled out in the rain and snow, in the rain and snow. You know the first time I travelled out in the rain and snow, in the rain and snow.” Mit dieser Stelle kamen die n icht ohne weiters klar, die damals gar nicht da aufbrachen, wo es ist, “You know the first time I travelled out in the rain and snow, in the rain and snow”, sondern heiß und trocken. Die direses bedachten sangen z.B.: “You know the first time I travelled out in the drought and heat, in the drought and heat and” Gemeinsam ging es so weiter: “I didn't have no fellow, not even no place to go. And my dear mother left me, when I was quite young, when I was quite young. And my dear mother left me, when I was quite young, when I was quite young. She said ‘Have mercy on my wicked daugter’. Take a hint from me mama, please, don't you cry no more, don't you cry no more. Take a hint from me mama, please, don't you cry no more, don't you cry no more. Cause it's soon one morning down the road I'm gone. But I ain't going down that long and lonesome road all by myself. But I ain't going down that long and lonesome road, all by myself. I can't carry you baby, gonna carry somebody else”. Dass es hieß, “And my dear mother left me, when I was quite young”, daran störten sie sich nicht, weil sie in diesem Zusammenhang Mother für ein pars pro toto für Parents hielten. Die Bewegung der Luft, die die Ähren im Wind zu wiegen vermochte, war zu schwach, dass sich drehten die Räder im Wind für den Strom. Hie und da bewegte sich ein Blatt hinauf, kaum eines erreichte den Zenit. Schlaff fiel es dann hinunterwärts wie die anderen, die so weit hinauf nicht reichten. So aber malten die bunten Enden der vielen Blätter keine Kreisbahnen in die Luft, die, wenn die Natur heute mitgespielt und sie angetrieben hätte, das prächtigste Bild einer Synchronizität gezeigt hätten. Doch jetzt sah es aus, als ob farbige Flecken des mannigfaltigsten Rots von oben heruntertropften. Diese Bewegung war dyssynchron und ein trauriges Bild. Sie zogen vorbei an den Photovoltaikkfeldern, denen die Energie für heute oblag und für die ein Traumwetter war. Die Sonne ist untergegangen. Der Wind kommt von Westen. Alle Sterne des Himmels standen da, nah und lebendig, als hätten sie Thea erwartet. Ihre klare goldene Pracht enthielt die Pracht der großen Welt, kleine Speigelchen waren sie, in denen sich jede Welt spiegelte, auch die der Plantagisten. Da, wo die Prozession die Biegung gen Westen nahm, war der Wald am dichtesten und ihr am nächsten. Da kommen, als die Primedea vorüberzieht, Hagen und Nkomo-Adolfo hervor und reihen sich in die Plantabteilung neben Shapla ein, Hagen außen zum Pfadesrand hin, Nkomo-Adolfo innen. Die Primedea Evita Planta fühlt sich angesichts des ihr anverwandten Waffenhochmeisters sicherer, atmet aber in diesem Augenblick wegen dieses an ihre Seite gebrachten Sonderplantagisten Hagen Tatenheim nur halb auf. Des Waffenhochmeisters 1. Stellvertreterin Shapla Crudée sagt: „Ihr Pufflouis, wohin soll das noch führen.“ Hagens Antwortet, „Wie soll ich wissen, wie´s wird“, beantwortet Shapla mit: „Du tumber Tor, was weißt Du schon.“ N-A sagt: „Psst, an einem so feierlichen Tag. Die Vergangenheit und Zukunft ist ein anderes Kapitel.“ Und als die Dämmerung einsetzte, näherte sich die Prozession der Hauptarena. Jetzt schoss die Security total dichten Nebel, der aber keinen Wirkstoff enthielt, hinauf, dessen Moleküle so dicht gepackt waren, dass ihre Reibung Abermillionen kleiner Blitze erzeugte, die von Ferne aussahen wie ein Blitz. Dieser Effekt wurde dadurch verstärkt, weil am Horizont sich schon längst violette Wolken geschichtet hatten, aus dem Sommer Regen geworden war, der die Felder verhüllte und den Weihrauch zerstäubte und mit unendlicher feiner Geduld Festes, auf das er traf, zermalte. Den Mond ahnte man hinter milchigem Gewölk. Alles zusammen war so grell, dass es die Ankommenden blendete. Deshalb riefen viele: „Die Blendung. Das darf nicht wahr, die totale Blendung. Das ist so frisch, ich fass´ es nicht, ich fasse es nicht.“ Aber diese Blendung ging nahtlos über in eine andere. Dies war der Lenische Lichtdom, der seine Lichtkegel grell hinaufstrahlte, dass er die Daseienden und Ankommenden blendete. Deshalb riefen viele: „Die Blendung. Das darf nicht wahr, die totale Blendung. Das ist so frisch, ich fass´ es nicht, ich fasse es nicht.“ Jetzt legten sich die Pythia´schen Weihrauchschwaden über das Arenaland. Aus der Arena wummerten die pythia´schen Amplifier das geilste Base&Drum zusammen mit ganz neuen Riffs, die die frauende Ritusdea eigens für diesen Trauertag hatte von den besten Jinglekomponisten sampeln lassen. Es war ein totales E-Moll, das in Material und Menschen voll reinhaute, so dass fast alles und alle bald selber rhythmisch vibrierten. Oben der Lenische Lichtdom, auf Erden die Pythia´sche Röte der Röte, dann sie feuchte Schwüle und dampfende Erde, die nach moschusartigem Parfüm duftete. Schon begannen die Girls und Frauen zu tanzen und die neuen Riffs zu singen: „For her, for her, all for her“, „We loved her, we love her for ever“, „She died, but she´s not dead, she lives for ever“, „Let´s come together“, „Why don´t we do it on the road“. Endlich gelangen die rhythmischen Bewegungen auch zu den Boys, die einstimmen, und schließlich waren auch die Männer dabei. „For her, for her, all for her“, „Let´s come together“ grölten die männlichen Stimmen. „Why don´t we do it on the road.“ In diesem Megagrove gab es kein Halten du keine Einsamkeit mehr, sie fielen sich um den Hals, umschlangen sich, und viele tanzten sogar wie wild. In diesem Durcheinander der Masse fiel nicht einmal auf, dass viele Sonderplantagisten das Prachtornat abgelegt hatten. In diesen Augenblicken ging allen das Statut der geregelten Vermischung am Arsch vorbeiging, so durcheinander waren sie. Deshalb waren diese S-Men von diesen sehnigen knabenhaften VWomenbodies, diese S-Women von diesen knackicken Pos und antiken Gliedlein dieser V-Men, jene V-Men von jenen kräftigschenkeligen und -busigen S-Wowen, jene V-Women von jenen CircuspenisS-Men, diese Circuspenis-S-Men von diesen V-Men mit knackickem Po und antikem Gliedlein und jene sehnigen knabenhaften V-Women von jenen kräftigschenkeligen und -busigen S-Women total begeistert und beglückt. Sie drangen zu sich und in sich. Es war ein Stöhnen auf der Erde der wholy Church, also irgendwie himmlisch. So taten sie´s, wie´s die Deas im Introitus des Churchevents oft lasen: „Wie lieb ich dich! Wie blickt dein Auge! Wie liebst du mich! Wie ich dich liebe mit warmem Blut, die du mir Jugend und Freud' und Mut zu neuen Liedernn und Tänzen giebst. Sei ewig glücklich, wie du mich liebst!“ Und noch bevor der eine oder die andere genugs dieser heiligen Liebe hatte, verstummten die Amplifier und ging das große obige Licht aus. Das untige Licht wurde noch roter, und der Eventchor sang verstärkt: „Kommet, kommet, kommet all. So seid ihr kommen. Es ist gut. Der wunderbare Weg ist Euch bereitet.“ Hanna hatte sich nicht unter die Churchorgiasten gemischt, so sehr es sie danach gelüstet hatte. Es siegte bei ihr der Teil ihrer gefühligen Wankelmütigkeit, mit dem sie Jean-Martin Tatenheim suchte, dem die Churchorgiastik nun doch zu irrational war, und fand und sich, während es auf dem Dancefloor tobte, an ihn drückte. Der ließ´s geschehen. Sie sah nicht sein Gesicht, das im Rot der Röte am schmerzverzerrtesten aussah. Der lange Prozessionsmarsch durch Hitze und Insektenschwärme und die Geschichten, in die er verhaftet war, und die Worte, die er bald zu sprechen hätte, hatten ihm arg zugesetzt. Trotzdem schwoll, indem er Hanna spürte, sein ebenmäßiges Gliedlein. Als nach der Massenorgie wieder genugs Stille herrschte, rief er Hanna aberwitzig zu: „Wer die Musik nicht liebt und ehret, wer diese Kunst nicht gerne höret, der ist und bleibt ein Asinus.“ Beide sangen immerfort „I a“, sie lachte schallend, er aberwitzig. Sie waren verstummt, als beide schon wieder getrennt und würdig in Richtung der Hauptarena schritten, wohin alle abwechslend mit der Signale „Völker, hört die Signale“ und dem Gesang des Eventchores „Kommet, kommet, kommet all. So seid ihr kommen. Es ist gut. Der wunderbare Weg ist Euch bereitet“ gerufen wurden. Noch bevor die letzten in die Hauptarene eingezogenn waren, fielen die ersten schweren Tropfen, die beginnen, die Schwüle, die einem Gewitter vorausgeht, zu kühlen. Jetzt löste der erste natürliche Blitz die künstlichen Nebelblitze und das erste Donnergrollen, das die Natur allein zu machen vermag, das menschengemachte Subwoofer- und Amplierdonnern ab. Bald prasselte dichter Regen im tobenden Gewitter hernieder. Der Wind wog nun keine Ähren mehr im synchronen Rhythmus, sondern drückte sie zusammen mit den herunterstürzenden Wassermassen in die morastige Erde. Dieser Sturm aber jagte die Blätter der Räder, die sich drehen im Wind für den Strom, hinauf, alle erreichten den Zenit, und die bunten Enden der vielen Blätter malten Kreisbahnen in die Luft, die, da die Natur jetzt gewaltig mitspielte, das prächtigste Bild einer Synchronizität zeigten. Diese synchrone Bewegung war ein wunderschönes Bild, das aber in der unwetterlichen Nacht niemd sah. Die Kuppel der Hauptarena, die mechanisch geöffnet und geschlossen werden konnte und aus einem Photovoltaikmosaik bestand, musste geschlosen werden. Dies betrübte viele, weil sie nun auf eine besondere Attraktion dieses Todesfeierevents würden verzichten müssen. Denn es konnte nicht geheim bleiben, dass die Tatenheims für dieses Event, bei dem sie ja von einer zuhöchst bedeutenden und bekannten Person aus ihrem Konzern für immer Abschied nahmen, der Church 7 neue Lichtdomstrahler, zu Ehren jeder Dea einen, gespendet hatten, die doppelt so viel Candela hatten wie die bisher bei Churchevents verwendeten und die heute erstmalig eingesetzt werden sollten. Bei geschlossenem Dach konnten sie aber wegen ihrer enormen Hitze, die sie entwickelten und die sich unter der geschlossenen Kuppel gestaut hätte, nicht eingesetzt werden. Aber auch diesmal hatten die Churchbesucher die Rechnung ohne die Wirtin gemacht. Die Primedea, die besondere Überraschungen gern erzeugte, aber ungerufene nicht schätzte, hatte für den Fall, bei dem heute das Dach geschlossen werden müsste, vorgesorgt, wissend, dass ihre Vorsorge letztlich kein gänzlicher Ersatz für die neuen 7 Strahler sein könnte. Aber sie wusste nach so vielen Jahren im Deaofficial sehr gut, dass die Masse mit Eventersatz beglückt werden kann, bisher immer auf alle Fälle dann, wenn ihr etwas Neues feilgeboten wurde. Als sich die Arenakuppel schloss, sah die versammelte Gemeinde ein farbiges Bild, das ganz mit Leuchtdioden gemalt war. Viele frugen sich: „Das Dach wurde doch gerade gschlossen oder ewta nicht? Schau, das sieht doch aus, als ob das Dach offen wäre. Wir können ja geradewegs in den Himmel schauen!“ Und aus der Weite des Himmels, in dem Wolken zogen und Sonne schien, ragte ein wunderschönes Wesen, das viel von einem Menschen hatte, zu den Untrigen hinan, dem sich Menschenwesen entgegenstreckten, die versuchten, mit ihren Armen und Händen das Wesen zu berühern. Und mit dem Zeigefinger der linken Hand berührte das Wesen die Finger der Untrigen schier. Aber vom Wesenfinger zu den Untrigen schlängelte sich ein greller Blitz, immer wieder ein greller Blitz. Der Eventchor, der jetzt nur aus Frauenstimmen bestand, war auf dem XXL-TFT zu sehen. Die Sängerinnen trugen Vliese aus weißen Federn. Auf ihren Mammillen klebte eine weiße Feder. Ihre Stilettos waren so hoch, dass sie gerade noch tanzen konnten. Sie hatten sich hinterrücks eingehakt und machten die Revue. Sie sangen a capella: „You can´t all this geht, what you want. You can´t all this geht, what you want.“ Nun liefen die Eventdienerinnen durch die Reihen und verkündeten: „Höret, höret, höret, angebrochen ist die große Zeit der ökologischen Evolution. Wir sind versammlet im Namen der ZÖE und zum Gedenken an unsere Dea für die Reinhaltung der Vermischungen Thea Tatenheim, die von uns gehen musste.“ Am Ende dieser kanonartig vermischten Ansagen war es still, wirklich still. Auch das bewegte Kuppelbild stand still. Es herrschte regelrecht Totenstille, zu der das natürliche Donnern draußen gehörte, aus der das symbolische Ticken der Uhren hervortrat, das mählich lauter wurde und erst abbrach, als sich die Primedea von ihrem Thron erhob. „Wo 2 und 3 versammlet sind in der ZÖE heilgem Namen. Große Mahnerin Rachel Carson, nicht mehr stumm ist der Frühling. Wenn die Vögel singen und wir dann froh und flink auf grünem Rasen springen, das ist ein ander Ding! Und drängen Nebel noch so dicht sich vor den Blick der Sonne, sie wecket doch mit ihrem Licht einmal die Welt zur Wonne. Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht, mir soll darob nicht bangen, kommt doch der Lenz gegangen. Ach, wenn's doch erst gelinder und milder draußen wär! Komm, lieber Mai, wir bitten dich gar sehr. O komm und bring vor allem uns viele Veilchen mit, bring auch viel Nachtigallen und schöne Kuckucks mit! Kuckuck! Kuckuck! Ruft's aus dem Wald. Lasset uns singen tanzen und springen! Frühling, Frühling wird es nun bald. Kuckuck! Kuckuck! Läßt nicht sein Schrei'n. Kommt in die Felder, Wiesen und Wälder! Frühling, Frühling, stelle dich ein! Kuckuck! Kuckuck! Trefflicher Held! Was du gesungen, ist dir gelungen: Winter, Winter räumet das Feld!“ Viele, auch die, die eben noch die leidenschaftlichsten Orgiasten waren, waren jetzt schon tief gerührt und murmelten es mit: „Kuckuck, Kuckuck.“ „Da wacht die Erde grünend auf, weiß nicht, wie ihr geschehen, und lacht in den sonnigen Himmel hinauf, und möcht vor Lust vergehen. Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar und schmückt sich mit Rosen und Ähren und läßt die Brünnlein rieseln klar, als wären es Freudenzähren! Wie herrlich leuchtet mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten aus jedem Zweig, und tausend Stimmen aus dem Gesträuch. Und Freud und Wonne aus jeder Brust. O Erd', o Sonne! O Glück, o Lust. O Lieb', o Liebe! So golden schön wie Morgenwolken auf jenen Höhn! Du segnest herrlich das frische Feld, im Blütendampfe die volle Welt. Der Bauer sein Rösslein einspannt. Komm, lieber Mai, und mache die Bäume wieder grün und lass mir an dem Bache die kleinen Veilchen blühn! Wie möchte ich doch so gerne ein Veilchen wieder sehn, ach, lieber Mai, wie gerne einmal spazieren gehn! Ich seh des Maien Schein, ich seh die Blümlein prangen, des ist mein Herz erfreut. So fern in jenem Tale, da ist gar lustig sein, da singt Frau Nachtigalle und manch Waldvögelein. Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle. Welch ein Singen, Musizieren, Pfeifen, Zwitschern, Tirilieren! So liebt die Lerche Gesang und Lust, und Morgenblumen den Himmelsduft. Vöglein singen süße Lieder in des neuen Lenzes Drange, und das Herz lauscht immer wieder dem geheimnisvollen Sange. Im Fliegengesumm hören wir das Motiv des Waldvogels.Die Vöglein bauen ein Nest und brüten drin, das eine lockte das andre. Was sie uns verkündeten, nehmen wir zu Herzen. Wo Gesang hat eine Stätte, kann das Leben sich verschönen, drum, ihr Freunde, um die Wette singet in den vollsten Tönen: Wir singen die ersten beiden Strophen von ‚Es klappert die Mühle am rauschenden Bach’.“ Und keiner, der dieses alte Lied kannte, wenigstens zum Strophenteile, hätte nicht gesungen: „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp klapp. Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach, klipp klapp. Er mahlet das Korn u dem kräftigen Brot, nd haben wir solches, so hat's keine Not, klippklapp, klippklpapp, klippklapp. Flink laufen die Räder und drehen den Stein, klipp klapp! Und mahlen den Weizen zu Mehl uns so fein, klipp klapp! Der Bäcker dann Zwieback und Kuchen draus bäckt, der immer den Kindern besonders gut schmeckt, klipp klapp, klipp klapp, klipp klapp. “ „Dieses Liedlein sang sie gern vor sich hin, wenn sie am Bache bei der alten Mühle saß. Deshalb wollten wir es heute singen. Wir verbeugen uns vor ihr. Lasset und niederknien und schweigend gedenken.“ Während sie schwiegen, zündeten die Eventdienerinnen die tausenden Kerzen aus dem Wachs der Insekten an, drang der Kerzenduft durch die heiligen Gemäuer und trat irgendwann aus der Stille, zu der das natürliche Donnern draußen gehörte, das symbolische Ticken der Uhren hervor, das mählich lauter wurde und erst abbrach, als die Primedea, begleitet von den 6 LEDs, die heute ministrierten, 3 zu ihrer Rechten und 3 zu ihrer Linken, zum Sinteraltar schritt. Jetzt hoben die 7 Deas an: „Höret, höret, höret, angebrochen ist die große Zeit der ökologischen Evolution. Wir sind versammlet im Namen der ZÖE und zum Gedenken an unsere Dea für die Reinhaltung der Vermischungen Thea Tatenheim, die von uns gehen musste. Dieses wholy Event ist für sie. Für sie haben wir den heutigen Ritus designt. Den Sommer liebte sie, im Sommer verschied sie, sommers wurde sie beigesetzt, in ihrer Jahreszeit feiern wir heute ihr Gedenkevent. Deshalb sagen wir ihr zum Angedenken „Chh chh-chh, uh Chh chh-chh, uh Chh chh-chh, uh Chh chh-chh, uh Chh chh-chh, uh Chh chh-chh, uh Chh chh-chh, uh Chh chh-chh, uh Chh chh-chh, uh Chh chh-chh, uh Chh chh-chh, uh Chh chh-chh. In the summertime, when the weather is high, You can stretch right up and touch the sky, when the weather's fine“. Zu beiden Seiten der zelebrierenden Deas bewegte sich der der gemischte Eventchor im Revue-a-gogo und begleitet der Deas Sang, um eine unscharfe Terz nach unten versetzt. Auf dem XXL-TFT gab es ein Clip-Fade-in. Der Clip zeigte Thea Thatenheim, wie sie gedankenverloren am Bache entlang spazierte, Butterblumen und Hahnenklee und Ampfer pflückte und daraus 8 Blumenkränze band. Aus der Mühle kamen die anderen Deas. Jede begrüßte sie mit dem Schwesternkuss und setzte ihr einen Kranz aufs Haupt, zuletzt der Primedea. Den 8. Blumenkranz und ihren eigenen setzte sie beim Mühlrad ins Wasser. Weil nun das Mühlrad sich drehte, trieb die Strömung die Blumen den Bach, an dessen Ufer allseits bekannte Novizinnen Arm in Arm freudig auf ihren Higheels hüpften, hinab zum Flusse, vorbei an Photovoltaikfeldern und Rädern, die sich drehten im Wind für den Strom. An der Mündung spielten andere allseits bekannte Novizinnen mit Sonderplantagisten im Ornat Spiele wie Frisby und Badminton, vom Flussufer winkten sie Askaris zu, die in Nachen, die mit Butterblumen und Hahnenklee und Ampfer geschmückt waren, im Fluss stakten. Weiter unten am Flusse weideten Hirten, die Wanderer waren, die sich allseits bekannt bereits verdient gemacht hatten, Tiere, von denen viele hochträchtig waren. Ein Hirte sagte: „Auch in ihnen reift der Göttin heilige Geburt.“ Schmetterlinge flogen über sein Haupt. Ein Mutterschaf fraß eines geworfenen Lammes Nachgeburt. Eine Wasserschlange erbeutete am Ufer eine Ratte. Der XXL-TFT war wie ein Tryptichon, dessen mittlerer Screen dies alles, wozu auch die haarigen Äffchen gehörten, die lachend tollten, vorführte, während vom rechten Screen allseits belannte V-Plantagisten und vom linken die 4 Grandes Primedames dies alles im Blick behielten. Beim Clip war „In the Summertime“ in „When the Music is over“ fließend übergegangen. „Yeah, cmon, when the musics over, when the musics over, yeah, when the musics over, turn out the lights, turn out the lights, turn out the lights, yeah. When the musics over, when the musics over, when the musics over, turn out the lights, turn out the lights, turn out the lights.“ Die Eventdienerinnen löschten 2/3 der Kerzen, das Leuchtdiodenkuppelfresko wurde heruntergedimmt. „For the music is your special friend. Dance on fire as it intends. Music is your only friend until the end, until the end, until the end. Cancel my subscription to the resurrection. Send my credentials to the house of detention. I got some friends inside. The face in the mirror wont stopp. The girl in the window wont drop. A feast of friends, alive! she cried waitin for me, outside! Before I sink into the big sleep, I want to hear, I want to hear the scream of the butterfly. Come back, baby, back into my arm, were gettin tired of hangin around. Waitin around with our heads to the ground I hear a very gentle sound, very near yet very far, very soft, yeah, very clear, come today, come today. What have they done to the earth? What have they done to our fair sister? I hear a very gentle sound. With your ear down to the ground. We want the world and we want it. We want the world and we want it. Now, now? Now! Persian night, babe, see the light, babe.“ Das Leuchtdiodenkuppelfresko wurde heraufgedimmt. „Save us! Nature, save us! So when the musics over, when the musics over, yeah, when the musics over, turn out the lights…“ Das Leuchtdiodenkuppelfresko wurde heruntergedimmt. „…turn out the lights, turn out the lights. Well the music is your special friend. Dance on fire as it intends. Music is your only friend until the end, until the end, until the end.“ Mit the end hörte alles auf. Nur der Regen prasselte immer noch auf die Kuppel, und der Wind pfiff. Vereinzelt grollte ein Donner. Die Eventdienerinnen zündeten die Kerzen an. „Erhebet Euch.“ Der Eventchor trat ab. Die 3 ranghöchsten Leds trugen den Rauchmantel her und legten ihn der Primedea an. Die 3 niedereren Leds gingen ihnen einher mit den dampfenden Weihrauchkelchen und huldigten sie ohn Unterlass mit dem geweihten Rauch an. Die Primedea nahm das rosarote Handtäschchen von der Schulter, hielt es in die Höhe und der Menge entgegen und beschrieb mit ihm 3 Mal einen Kreis. 7 Deas sagen die heilige Formel: „Heilig, heilig, heilig ist das Symbol der Wandlung. Es begab sich aber zu der Zeit. Der Vorhang zerriss in zwei Stück. Da machten sich auf den Weg die Wanderer. Die Vermischung begann. Die Werte münzten sich um. Die Reinhaltung der Erde und der Vermischung wurd uns. Herrlich ward frauend. Der Mensch und die anderen Tiere wesen im Frieden und Wohl. Es geschieht zur rechten Zeit. Der synchrone Kreislauf ist. Was aus der Natur ist und uns wurde, wird ihr zurückgegeben. So soll es sein, jetzt und in Ewigkeit. Amen.“ So weihrauchgeschwängert war die kuppelverschlossene Hauptarene jetzt, dass viele vom THC regelrecht ein bisschen high waren und das Geschehen vor dem Altar natürlich nur schwer auszumachen war. Aber über den XXL-TFT war alles zu sehen. Wieder beschrieb die Primedea mit dem rosarotenn Handtäschchen 3 Mal einen Kreis mit den Worten „Heilig, heilig, heilig ist das Symbol der Wandlung“, und öffnete es. Jetzt brachte die Ritusdea auf einem puprroten Sammetkissen die rosaroten Satinhandschuhe, die sich die Primedea anzog, die nun aus dem rosaroten Handtäschchen ein Betonmauerstückchen hervor holte, es, nachdem ihr das Täschchen abegnommen war, in die Höhe hielt und mit dem Betonmauerstückchen 3 Mal einen Kreis beschrieb. Von weitem sah das Mauerstückchen nur grau aus. Vergrößert auf dem XXL-TFT war jedoch ganz klar ein Specht zu erkennen. Sie zelebrierte: „Dies ist unser Corpus, den sich Wanderer nahmen und für den sich viele hingegeben haben. Sehet und gedenket. Ebenso nahmen sie nach dem Corpus die eine Welt, füllten sie mit ihrem vermischten Blut und machten den reinen Lebenssaft. Trinkt ihn zum Gedenken und für die zukünftige Kraft. Amen.“ Nach der Stille der Wandlung verkündete die Primedea: „Lasset Euch nieder auf den geweihten Bänken. Die Trauerpredigt zum Gedenken unserer von sich zurückgetretenen Dea der Reinhaltung der Vermischungen, Thea Tatenheim, hält Herr Professor Jean-Tatenheim, Dekan des Institutes für Vermischungswissenschaften der interkonzernalen Northcounty University, stellvertretender Vorsitzender der interkonzernalen Presbyterkonferenz, Großonkel der Thea Tatenheim. Stimmen wir zuvor das alte Lied ‚O Ewigkeit, du Donnerwort’ an.“ Mählich drang aus tausenden Kehlen „O Ewigkeit, du Donnerwort, O Schwert, das durch die Seele bohrt, O Anfang sonder Ende! O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit, Ich weiß vor großer Traurigkeit Nicht, wo ich mich hinwende. Mein ganz erschrocknes Herze bebt Dass mir die Zung am Gaumen klebt.“. Die tausendfachen Synkopen und Blue Notes, das vieltausendfache Melisma dieser alten Melodie ergab eine Inbrunst, die nicht nur diese unfähig machte, Tränen unterdrücken zu können, die Thea Tatenheim beruflich oder privat nahestanden, sie schätzten, verehrten oder liebten, sondern gar jenen, die sie nicht einmal persönlich oder nur flüchtig kannten oder mit ihr haderten oder vielleicht sogar Furcht vor ihr zu haben hatten. Auch Hagen Tatenheim, der die Trauergemeinde vor Einzug der Prozession in die Hauptarena verlassen hatte und der Trauerfeier mit dem TFT beiwohnte, tat etwas, was er noch nie im Leben getan hatte, er weinte, und Menschen, die sich mit Tränen der Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt auskennen, hätten gesagt, er weinte bitterlich. „Bei allem, was uns heilig ist, lasset uns nun der Predigt hören.“ Jean-Martin Tatenheim bestieg, sein linkes Bein nachziehend und mit schmerverzerrtem Gesicht, was aber niemand wahrnahm, die Sinterkanzel, die sich unter der uralten Eiche befand und mit Nelken und Rosen in den Lieblingsfarben Thea Tatenheims geschmückt war. „Sehr werte Trauergemeinde, geschätzte Freunde, liebe Familie, ich danke Euch allen, dass Ihr Euch, von nah und Fern herkommend, aus aller Frauen Counties, so überaus zahlreich heute hier eingefunden habet, um mit diesem feierlichen Hochevent Abschied zu nehmen von unserer Dea der Reinhaltung der Vermischungen und von unserer Verwanden Thea Tatenheim. Sie musste uns verlassen in der Blüte ihres Lebens, bevor sie die Aufgaben übernehmen konnte, die sie selber übernehmen wollte und die zu übernehmen, sie pflichtbewusst bereit war. Ihr hehres Pflichtbewusstsein, das sie ihr ganzes Leben begleitete, konnte sie verfeinern im würdigen und schweren Official der Dea der Reinhaltung der Vermischungen. Es war ihr leider nicht vergönnt, diesen Weg, der durch blühende Landschaften wiewohl durch dorniges Ge- strüpp führte, stetig fortzusetzen. Jetzt hatte sie zurückzutreten von sich. Und auch diesen schweren Schritt tat sie mit der ihr wesenseigenen hehren Pflichtigkeit, indem sie in ihrem Wesenkern die Werte und Statuten der Plantagistenwelt wusste, wollte, lebte, verkörperte. Wie oft predigte sie zu uns in eindringenden Worten die Erfordernis der Vermischung als Garantin des heterozygoten Vorteils, welch wunderbare Riten schuf sie hierzu. Zu ihrem Angedenken, werden wir im Anschluss an diese Predigt einen Clip ihres unvergessenen Specialevents „Das Narrenschiff“ sehen, das sie, eine ihrer genialen Eventideen, im Circus maximus veranstaltete, den sie restaurieren ließ, dass seine Bühnen wieder geflutet werden konnten wie im antiken Rom. Diese Eventstätte ist zum Pilgerort geworden, zu dem Hunderttausende strömen und die verheerenden Folgen von Unvermischung und schlechter Vermischung mit eigenen Augen verfolgen können. Die schauenden Massen sind zutiefst bewegt, wenn das Schiff der behaarten, gelbzahnigen Narren in den tosenden Fluten versinkt. Ihre gelben Zähne ließ unsere zu betrauernde Dea der Reinhaltung der Vermischungen eigens auf XXL-TFTs zeigen zum groovewummernden Tosen in E-Moll, das unseren Solarplexus erfasst und empfänglich stimmt. Umumstößlicheit der Statuten der Kreisläufe, der Moenia, des Eides im einzelnen Lebensfall predigte sie Zeit ihres Officials von ganzem Herzen. Und sie wusste mit Ihrem ganzen Verstande besser als viele andere, dass Eid, sind wir uns letztlich seiner Tragweite bewusst, und Zeitlichkeit, Wesen, Dasein, Endlichkeit eine verschworene Schicksalsgemeinschaft bilden, schier ohne Ausnahmen. Über der Laune und Lust schwebt der Eid, der den richtigen Pfad der ach so vielen Seelen in der Brust beschreibt. Herakles, der sich am Scheideweg verlief, durfte keine Gnade treffen, auf dass die seiner Zeit eingeborene Logik der Ordnung gewährt sei. Freilich ändern sich die Zeiten. Doch jeder Zeit ist Logik der Ordnung auf diese und jene Weise gegeben. Wäre es zeitweilig nicht so, wäre die eine oder andere Zeit energielos, träge, könnten wir alte und neue Zeiten samt ihrer Werte nicht unterscheiden und die Verschiedenheiten ausdrücken mit unserer Sprache. Das ist die Ordnung des Diskurses. An ihren Praktiken erkennen wir die Zeiten und Menschen und belohnen und richten sie. Dessen sind wir gewärtig, die wir die Bauernuhr, die Sonnenuhr und die Atomuhr haben. Im Schatten, der Jedermann ständig begleitet, begegnet die Sonne hinsichtlich ihrer wechselnden Anwesenheit an den verschiedenen Plätzen. Die untertags verschiedenen Schattenlängen können ‚jederzeit’ abgeschritten werden. Wenn auch die Körper- und Fußlängen des einzelnen verschieden sind, so bleibt doch das Verhältnis beider in gewissen Grenzen der Genauigkeit konstant. Die öffentliche Zeitbestimmung der besorgenden Verabredung zum Beispiel erhält dann die Form: ‚Wenn der Schatten so viel Fuß lang ist, dann wollen wir uns dort treffen’. Dabei ist im Miteinandersein in den engeren Grenzen einer nächsten Umwelt unausdrücklich die Gleichheit der Polhöhe des ‚Ortes’, an dem das Abschreiten des Schattens sich vollzieht, vorausgesetzt. Diese Uhr braucht das Dasein nicht einmal erst bei sich zu tragen, es ist sie in gewisser Weise selbst. Die öffentliche Sonnenuhr, bei der sich ein Schattenreich entgegengesetzt dem Lauf der Sonne auf einer bezifferten Bahn bewegt, bedarf keiner weiteren Beschreibung. Aber warum finden wir jeweils an der Stelle, die der Schatten auf dem Zifferblatt einnimmt, so etwas wie die Zeit. Wo ist denn die Zeit, die wir an der ‚Sonnenuhr’, aber auch an jeder Taschenuhr ablesen? Das Auf-die-Uhr-sehen gründet in einem und wird geführt von einem Sich-Zeit-nehmen: das auf die Uhr sehende Sichrichten nach der Zeit ist wesentlich ein Jetzt-sagen. Es ist so ‚selbstverständlich’, dass wir es garnicht beachten und noch weniger ausdrücklich darum wissen, dass hierbei das Jetzt je schon in seinem vollen strukturalen Bestande der Datierbarkeit, Gespanntheit, Öffentlichkeit und Weltlichkeit verstanden und ausgelegt ist. Die Oberfläche, die wir sehen, auch die Bauern- und Sonnenuhr, ist die Textur. Unter der Oberfläche, wohin wir spähen können, ist die Struktur. In ihr pulsiert der Sinus, zumeist synchron. So geschieht es in unseren Atomuhren, eingestellt auf die Schwingungsfrequenz zwischen zwei Energiezuständen bestimmter Atome oder Moleküle Diese Schwingungen werden nicht durch äußere Kräfte beeinflusst. Der Betrieb dieser Reliquie dort, eine Cäsium-Atomuhr, beruht auf der Frequenzmessung der Energiedifferenz, die ein Cäsiumatom beim Übergang von einem niedrigeren Energieniveau auf ein höheres aufnimmt. Mit diesem Modell definiert man die Grundeinheit der Zeit im Internationalen Einheitensystem. Und der Betrieb dieser 2 Reliquien dort, eine Ammoniak-Uhr und eine Wasserstoff-Uhr, beruhen auf dem Maserprinzip. Der Ammoniakmaser trennt Ammoniakmoleküle nach zwei verschiedenen Energieniveaus. Dabei wird die hohe und konstante Frequenz, mit der die Moleküle zwischen einem Niveau und dem anderen schwingen, zur präzisen Zeitmessung benutzt. Wegen dieses Verständnisses sagen wir, Zeit entsteht und vergeht. Das Verstehen ist nie freischwebend, sondern immer befindliches. Das Da wird je gleichursprünglich durch Stimmung erschlossen, beziehungsweise verschlossen. Die Gestimmtheit bringt das Dasein vor seine Geworfenheit, so zwar, dass diese gerade nicht als solche erkannt, sondern in dem, ‚wie einem ist’, weit ursprünglicher erschlossen ist. Das Geworfensein besagt existenzial: sich so oder so befinden. Die Befindlichkeit gründet daher in der Geworfenheit. Stimmung repräsentiert die Weise, in der ich je das geworfene Seiende primär bin. Die Stimmung erschließt in der Weise der Hinkehr und Abkehr vom eigenen Dasein. Das Bringen vor das Dass der eigenen Geworfenheit -ob eigentlich enthüllend oder uneigentlich verdeckend- wird existenzial nur möglich, wenn das Sein das Dasein seinem Sinne nach ständig gewesen ist. Das Bringen vor das geworfene Seiende, das an sich selbst ist, schafft nicht erst das Gewesen, sondern dessen Ekstase ermöglicht erst das Sich-finden in der Weise des Sich-befindens. Das Verstehen gründet primär in der Zukunft, die Befindlichkeit dagegen zeitigt sich primär in der Gewesenheit. Stimmung zeigt sich, das heißt ihre spezifische Ekstase gehört zu einer Zukunft und Gegenwart, so allerdings, dass die Gewesenheit die gleichursprünglichen Ekstasen modifiziert. Auch unsere Dea der Reinhaltung der Vermischungen, Thea Tatenheim, ist so geworfen und ekstatisch gewesen, tuend ihr Tagwerk. Zukunft ist ihr benommen. Aber viele Jahre ihres Lebens war ihr Tagwerk erfüllt von Liebe zur Pflichterfüllung, Moenia und Deaeid. Die Datierung des im besorgenden Gewärtigen sich auslegenden ‚dann’ schließt in sich: dann, wenn es tagt, ist es Zeit zum Tagwerk. Die im Besorgen ausgelegte Zeit ist je schon verstanden als Zeit zu…Das jeweilige ‚jetzt da dies und dies’ ist als solches je geeignet und ungeeignet. Die ausgelegte Zeit hat von Haus aus den Charakter der ‚Zeit zu…’ beziehungsweise der ‚Unzeit für…’. Das gewärtigend-behaltende Gegenwärtigen des Besorgens versteht Zeit in einem Bezug auf ein Wozu, das seinerseits letztlich in einem Worumwillen des Seinkönnens des Daseins festgemacht ist. Mit der Beantwortung dieser Frage muss ein ursprünglicheres Verständnis davon erwachsen, dass die Zeitmessung, das heißt zugleich die ausdrückliche Veröffentlichung der besorgten Zeit, in der Zeitlichkeit des Daseins und zwar in einer ganz bestimmten Zeitigung derselben gründet. Nur so kann deutlich werden, inwiefern im Dasein selbst, gemäß seiner Seinsstruktur, ein durch das Sein zum Ende konstituiertes Ganzsein möglich ist. Als Grundverfassung des Daseins wurde die Sorge sichtbar gemacht. Dem Dasein als In-der-Welt-sein kann jedoch Vieles bevorstehen. Weil die Zeit allso ist, können wir sagen, gestern wird sein, was morgen gewesen ist. Auf uns Plantagisten, die wir hier in tiefer Trauer vereinigt sind, kam mit dem Vielen die Ummünzung der Werte, durch wir mit der Zeit zu Frauenmenschen wurden. Die eigentliche ‚Bewegung’ der Wissenschaften und der Religion spielt sich ab in der mehr oder weniger radikalen und ihr selbst durchsichtigen Revision der Grundbegriffe. In dieser interkonzernalen Frauenmenschenwelt war sie, Thea Tatenheim, unsere Dea der Reinhaltung der Vermischungen, eine übergroße, ja Lichtgestalt. Sie hat unserer Welt geschönt und geneut aus dem Reich des Religiösen, das aber auch immer von der ganzen Welt ist. Sie hat dem Volke gedient. Sie hat, den Innercirles entstammend ab incunabulis, unsere schöne neue Welt der radikalen Ummünzung der Werte, die ökologische Frauenschaftlichkeit, mit natürlicher und geistiger Mutter- und Ammenmilch aufgesogen. Wer von uns hätte nicht schon selber mit der äußersten Strenge und Konsequenz, die wir Plantagisten beim Meineid walten lassen, gehadert. Thea selber wollte Strenge. Nun ruht sie im Hortus im Kreislauf als Lebensstoff. Friede sei mit ihr. Hochverehrte Trauergemeinde, lasst mich zum Ende meiner Predigt jene Worte wiedergeben, die ich als letzte von Thea Tatenheim vernommen habe: „Ich weiß zutiefst, dass alles Schicksal ist / Das schön Getane und das Unerlöste! / Ich bin dem Ganzen treu: genießt und büßt! / Ich warne nicht. ich weine mit. Ich tröste.“ Amen. Wir wissen schon, mit „the end“ hörte alles auf, der Regen prasselte nur noch wenig auf die Kuppel, und der Wind pfiff sehr leise. Der Donner grollte kaum noch. Neu ist, die Eventdienerinnen zündeten noch mehr Kerzen an. „Erhebet Euch.“ Die Mammutorgel spielte „The end“, der Eventchor betrat den Altarraum, die Männer, die wie die Chorfrauen gekleidet waren, zur Rechten und die Frauen zur Linken der Deas. Sie sangen: „This is the end, beautiful friend. This is the end, my only friend, the end. Of our elaborate plans, the end. Of everything that stands, the end. No safety or surprise, the end. Ill never look into your eyes.again. Can you picture what will be so limitless and free, desperately in need of some strangers hand in a desperate land. Lost in a roman wilderness of pain, and all the children are insane, all the children are insane waiting for the summer rain, yeah. Theres danger on the edge of town. Ride the kings highway, baby. Weird scenes inside the gold mine, ride the highway west, baby. Ride the snake, ride the snake to the lake, the ancient lake, baby. The snake is long, seven miles. Ride the snake, hes old, and his skin is cold. The west is the best. The west is the best. Get here, and well do the rest. The blue bus is callin us. The blue bus is callin us. Driver, where you taken us. The killer awoke before dawn, he put his boots on. He took a face from the ancient gallery and he walked on down the hall. He went into the room where his sister lived, and then he paid a visit to his brother, and then he he walked on down the hall, and he came to a door and he looked inside. Cmon baby, take a chance with us, cmon baby, take a chance with us, cmon baby, take a chance with us and meet me at the back of the blue bus doin a blue rock on a blue bus, doin a blue rock, cmon, yeah. This is the end, beautiful friend. This is the end, my only friend, the end. It hurts to set you free, but youll never follow me, the end of laughter and soft lies, the end of nights we tried to die. This is the end.“ Niemand saß jetzt mehr auf der geweihten Bank. Wer von diesem Lied wusste, sang mit. Unter den Gesang hatte sich im Rhythmus des alten Liedes das Ticken der Uhren gemischt. In diesem Rhythmus zelebrierten die Deas den Segen: „Im Namen des Geistes, der Natur und der ZÖE, gehet hin in Frieden.“ Auf dem XXL-TFT tanzten Hanna und Georg „The end“ als Saona und Luluac verkleidet. Karla Tatenheim kamen die Tränen. Trotzdem dachte sie häufiger, „Herrjemine“. Beim Extroitus durch das grell leuchtende Portal der Hauptarena, der von den Arenabsuchern beidsetig gesäumt wurde, vergaben die Deas mit Palmwedeln geweihten purpurroten Lebenssaft. Die haarigen Äffchen, die sich während des Events zurückgezogen hatten, weil es ihnen zu laut und zu kunterbunt war, kehrten nun das eine um das andere zurück. Am sogenannten Leichenschmaus nahmen auf Wunsch auch der Grande Dame Karla Tatenheim nur wenige ausgewählte churchale und interkonzernale Gäste teil, die jenen, die nicht geladen sein konnten, später und noch lange in angetansten Tönen von der Erlesenheit des Mahles erzählten. Als Amuse geule gab es gesprosste Linsen auf Kartoffelröstiküchlein mit einer Calvadosgemüsejus und den Aperitif Wermuthredbitter. Dann folgte eine Suppe aus dem in Ziegenmilchbutter leicht angeschwitzten und in Grauburgunderspätlese gekochten Mehl gelber Erbsen mit einer Erbsenschotenjulietteeinlage, blanchiert im eigenen Saft. Den Speisenwunsch der Stellvertreterin des Waffenhochmeisters NkomoAdolfo Planta, Shapla Crudée, den sie eigentlich bei allen größeren Anlässen vortrug, wollte niemand abschlagen: falscher Loup de mer aus einem Tangmus mit Schalotten, Knoblauch, weißem Pfeffer, alles pürriert und in einer Fischform in Olivenöl gebacken, dann lediglich in mit Fleur de Sal gewürzter Kokosmilch und auf einem Thymianbett kurz gedünstet, ohne jede Beilage. Diesbezüglich machte inzwischen folgendes Bonmot die Runde: Äußerst ungewöhnlich ist das Fortpflanzungsverhalten von Armflossern, z.B. Loup de mer. Bei vielen Tiefseeanglerfischen hat das Männchen weniger als ein Zehntel der Größe des Weibchens. Bei ihm ist der charakteristische Köder nicht ausgebildet, da es parasitisch am Weibchen lebt. Dazu durchbeißt es die Haut der Partnerin. Anschließend verwachsen die beiden Blutkreisläufe miteinander, so dass die Nährstoffe aus dem Blut des Weibchens die einzige Nahrungsquelle des Männchens darstellen. Armflosser sind die einzigen Fische, die diesen extremen Sexualdimorphismus aufweisen. Zum Seeteufel gab es einen Rieslingeiswein aus Obernay. Das Hauptgericht war ein Braten aus dem Teig aus Seidentofu, Schwälmer Brot, Barmberger Hörnchen, Sellerieknolle, roten Zwiebeln, Knoblauch, krauser Petersilie mit einer Preiselbermisofüllung. Dazu tranken sie Champagner aus den Trauben Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier. Schließlich wurde ein Thrakisyrahagaragargelee aus geriebenem sehr, sehr alten Parmesan, süßer Sahne, Creme fraiche, Muskat -im Glasnudelmantel-, dazu ein Salat aus Batatescheiben mit einer Vinegrette aus Lichyessig und Rapsöl serviert. Man trank Weine aus Chardonnay-, Pinot-Noir- und Pinot-MeunierTrauben aus der Champagne, nicht aus Südafrika oder Kalifornien, da die wirklichen Feinschmecker der Anssicht waren, dort sei es zu heiß, damit diese Rebsorten optimalen Geschmack entwickeln könnten. Zur Verdauung gab es sehr starken Mokka, mit Reisschnaps für den, der dieses wollte. Beim und nach dem Leichenschmaus frugen viele: „Wie konnte es geschehen, wie soll es weitergehen?“ „Das ist ein anderes Kapitel, ach, was sag ich, dies sind andere Kapitel.“ Sisibar Als gewalttätige Hitzeostlandfundamentalisten mit den Flugzeugen in die hohen Häuser des größten Westlandes fliegen, die Häuser und die Bewohner verbrennen, aus diesem Ort der Zerstörung und des Todes ein Mahnmal entsteht, Westländer Hitzeostländer okkupieren, wird die vierzehnjährige Leila Yildirim, die vom Djilbab bedeckt ist, von einem Onkel mit dem Auto zum Airport gefahren, wo sie zusammen mit einer Tante ein Flugzeug in die Hauptstadt des reichsten Westlandes des Alten Europa besteigt, werden Leila und ihre Tante in der Hauptstadt am Airport von Ugur Yilmaz und dessen Mutter und Vater mit dem Auto abgeholt, die sie in das Marmarameerwanderergetto im Süden der Hauptstadt bringen, hat die vierzehnjährige Leila ihren einundzwanzigjährigen Ehemann erstmalig kennengelernt, ist ein Imam in der Unterkunft der Großfamilie Yilmaz, in die sie kommen, der sagt, „Fünf ist Eure Umma, die in diesem Haus ankommt, wie die 5 Säulen Arkan, sei gegrüßt mein Kind“, machen Leila im Djilbab, Ugur und dessen Großfamilie einen ersten Gang durch die Gegend des Wanderergettos, in dem Ugur und seine Großfamilie wohnen, findet am Sonntag darauf die Hochzeit zwischen Leila und Ugur statt, ist Leila keine Jungfrau mehr, darf Leila das Haus nur im Djilbab und in Begleitung von Mitgliedern der Großfamilie Ugurs verlassen, mit denen zusammen sie Einkäufe tätigt, putzt Leila das Gemüse und die Wohnung, versteht Leila ihre Großfamilie und die außerhäusigen Menschen nur dann, wenn sie nicht in der Sprache des Westlandes radebrechen oder sprechen, wird Leila von ihrer Schweigermutter geschlagen, weil sie, statt zu schälen und zu putzen, im Fernsehen DigiTurk und Viva 2 schaute, wird Leila erstmalig von Ugur geschwängert, gebiert Leila das Mädchen Suleika, hatte eine Inländerin die Inzestleibesfrucht Marlene, an der die Ärztinnen derzeit keine Behinderungen feststellen können, geboren, gebiert aber die behinderte Inzesztleibesfrucht Kevin, sagt das Oberhaupt einer westlichen Weltkirche mit Sitz in der Hauptstadt des Westlandes, das auch der Stiefel genannt wird, es sei unanständig, gewalttätiger Hitzeostlandfundamentalist zu sein, wobei er vergisst, Westfundamentalisten zu erwähnen und daran zu erinnern, dass die Kirche, deren Oberhaupt er ist, früher selber sehr gewalttätig war und sogar Menschen, vor allem Frauen, verbrannte, wird das Leben dieses Kirchenoberhauptes von gewalttätigen Hitzeostlandfundamentalisten bedroht, knickt angesichts dieser Bedrohlichkeiten dieses Kirchenoberhaupt ein, werden allerlei Tiere von Westländlern durch vieler Herren Länder gekarrt, auch bei der größten und unerträglichsten Hitze, werden diesen Tieren Psychopharmaka eingeflößt, dass sie in den überfüllten Waggons nicht erbärmlich schrieen und still verendeten, werden Kälber und Lämmer von manchen Hitzeostländlern die Kehle durchgeschnitten, auch inmitten der größten Städte der Westländer, sei es in Hinterhöfen, Kellern, Garagen, auf dass die geschlitzten Kreaturen ausbluteten und geschächtetes von der Prophetenlehre geduldetes Fleisch ergäben, schimpft ein sehr reicher Westländler, der sich sicher sein kann, dass er optimal bewacht ist, einige Hitzostländlerheimatländer als Schurkensaaten, bedrohen Hitzeostländler, denen dünkt, ihre Heiligen und Heiligtümer seien falsch interpretiert, westländische Künstler und deren Impressarios, wird dem Schriftsteller, der dieses und jenes schreibt, von gewalttätigen Hitzeostlandfundamentalisten unterbreitet, dass sie ihn abknallen beziehungsweise sonsterdings irgendwie fertigmachen würden, ganz normal, schreibt dieser Schriftsteller trotz des ihm unterbreiteten Jihads dieses, solange er Inskunft hat, während ihm von Westländlern auch seines Heimatwestlandes vorgeworfen wird, er sei Rassist und Volksverhetzer, nimmt der Schriftsteller, so wie er es gewohnt ist, am PC, der auf dem kleinen Tisch zwischen einigen Stühlen steht, Platz und beschreibt die Festplatte. … Und Slobodan Mircovic tritt der nichthochschwangeren Imelda Perron in den Unterleib. Dabei brüllt er nicht, sondern bleibt recht ruhig, wie er es beim Geheimdienst seines untergegangenen Ostlandes gelernt und verinnerlicht hatte. Seinerzeit wurde er gedrillt, bis es ihm ins Blut übergegangen war, dass es keine Situation gebe, in der ein Eliteagent die Contenance verlöre und, käme sie ihm doch einmal unangenehmerweise abhanden, er es nach Draußen auf keinen Fall offenbare. Angesichts der brenzligen und gefährlichen und brutalen Situationen, in die Mircovic in seiner aktiven Agentenzeit geraten war, besonders in der Untergangszeit seines Staates, ist der Job, der ihm hier anvertraut ist, geradezu nichts. Mircovic machte es übrigens überhaupt keinen Spaß, Gewalt gegen Schwächere anzuwenden. Und diese Südamerikanerin, ein Frauchen von Wuchs, war aus der Mircovics total schwach. Mircovic als Privatmann würde dieses Menschlein weder beachtet haben, da es überdies überhaupt nicht sein Typ war, noch deshalb also auch nicht malträtiert haben. Aber er ist jetzt nicht privat, sonder im Dienst. Der Dienst Mircovics bedeutete früher, was er heute bedeutet, Befehle ausführen. Hatte er sich einem Befehl ergeben, egal aus welchem Grund, dann war es für ihn völlig klar, dass es zu spät war, den Befehl nicht auszuführen, weshalb er ihn unter allen Umständen ausführte. Diesen Befehl hatte er aus Gründen, die aus seiner Sicht recht einfach nachzuvollziehen waren, von Lech Kazinskis angenommen. Und einen anderen Dienstherrn als Kazinski hatte er nicht und wusste, nachdem sein Heimatland untergegangenen war, auch nicht, wo und wie einen finden. Also hänge ich am Tropf Kazinskis, sagte er sich und, Kazinski zahlt nicht schlecht, da kann man nichts sagen und, mit Kazinski ist nicht zu spaßen. Wenn Kazinski im Spaß zu ihm sagte, „Na, Slobo, bin ich Dein neuer Tito?“, antwortete Mircovic: „Klar, Boss, Du machst das echt super“. „Hör mal, Slobo, weißt Du als Exagent eigentlich auch, was ein Engelsmacher ist. Also, pass auf, irgendwelche komplizierte Abtreibungsgeschichten kann ich im Augenblick überhaupt nicht gebrauchen. Ich hab mit diesem beschissenen Ordnungs- und Finanzamt genug Kacke am Dampfen. Unser lieber Dr. Lanowsky sagt, es wäre nicht schlecht, wenn wir uns etwas wegducken könnten. Das ist ein Rechtsanwalt, der mit allen Größen verkehrt. Der hat Ahnung. Na, was sag ich Dir Neues, Dich hat er ja auch schon rausgeboxt. Das war echt eine Meisterleistung, wie er Dich aus der Schusslinie der Ausländerbehörde geholt hat. Hast Du verstanden, wie er das gemacht hat? Ich nicht. Er sagt, Du bist nicht blöd, Kazinski, wenn Du das nicht verstehst. Das kannst Du nicht verstehen, weil es sich nicht mit dem alltäglichen Leben erklären lässt. Den Slobodan haben wir rein formaljuristisch rausgehauen. Also, unser Doc haut Dich raus, und Du haust rein, verstehst Du, ein Tritte in Richtung Imelda, die blöde schwangere Kuh, und die Sache ist gegessen.“ „Was, ich soll eine schwangere Frau zusammenschlagen.“ „Mir kommen die Tränen, Slobo kriegt Gefühlsanwandlungen. Das ist ja ganz was Neues. Darf ich Dich an London 1984 erinnern. Wer hat sich denn nicht ausreden lassen, nicht nur Tony Tatcher plattzumachen, wie der Befehl lautete, sondern seine Kleine gleich mit? Und wer hat Dich gedeckt, was wahrlich nicht ungefährlich war?“ „Mein Vorgehen damals war richtig. Wir säßen beide nicht hier, wenn ich nicht konsequent gehandelt hätte. Dessen bin ich mir ganz sicher, Lech.“ „Hör zu, Freund, dies hier ist nicht London 1984 und nicht Danzig und Belgrad 1989. Die Zeiten haben sich geändert. Die alten Dienste gibt es nicht mehr, Du bist nicht mehr mein Vorgesetzter, ich bin jetzt Dein Dienst und Chef zugleich. Lass es ein für allemal sein, mich Lech zu nennen. Für Dich bin ich Herr Kazinski oder, kürzer und besser, Boss. Ist das endlich klar.“ „Klar, Boss. Du weißt, dass Du Dich beim Kassieren voll auf mich verlassen kannst, oder etwa nicht. Wer ist es denn, der die schwierigen Fälle, bei denen die andern in die Hosen scheißen, knackt? Mann, die Sachen zieh ich doch so durch, oder etwa nicht? Aber Frau mit Kind im Leib schlagen… … Bei dieser Wahl durften in diesem Westland zum ersten Mal auch Kinder im Alter von 16 und 17 Jahren, die offiziell aber niemals Kinder, sondern junge Erwachsene genannt wurden, wählen. Diesem jungen Wahlvolk versprachen die Wanderer, viele vom Marmarameer und Schwarzen Meer, die bei dieser Wahl kandidierten, die tollsten und geilsten Sachen. In der Tat tilgten viele Wandererkandidaten Schulden dieses Jungwahlvolkes, die z.B. durch das hemmungslose Herunterladen von allen möglichen Klingeltönen und neuen Spieleebenen entstanden waren. Deshalb fanden sehr etliche dieser jungen Wahlberechtigten viele dieser Wandererkandidaten echt geil und super, zum Teil, weil auf ihren Wahlparties echt geil und super gerappt wurde, aber auch überhaupt, wie sie bei Umfragen preisgaben, und weil das meiste von dem jetzt ziemlich ok war irgendwie und irgendwie auch „verstehst du, ey, Alter, so“ war, , wie sie bei Umfragen preisgaben, und wählten sie. Dies alles hatte die Wahljugend in sogenannten Gesamtschulen, wo allein Kinder und Jugend noch lernten, weil alle anderen Schulen, z.B. Gymnasien usw. usf., längst abgeschafft worden waren, voll gelernt, ganz normal. Die Jugend sagte aber zumeist nicht nur „ganz normal“, sondern „irgendwie ganz normal, ey“ oder „irgendwie ganz normal, ey, Alter“. Auf einer Wahlparty schlitzte ein junges lesbisches Inzestpärchen, das der inländischen bürgerlichen Klasse enstammte, eine Wandererkandidatin im Partyeifer. Die Geschlitzte, die selber noch ziemlich jung war, wies die zu Hilfe eilende Security jedoch sogleich zurück und verkündete über das Headset, wobei sie angedeutet Vulgorap tanzte, dass dies alles nicht so schlimm sei: „Man muss auch verzeihen können, alles ist ganz normal, ey, versteht Ihr, ey. Alles klar, oder.“ Und als die Geschlitzte dem lesbischen Inzestpärchen das Headsetmikro hinhielt und das die Karaokesuperstars machte und die 3 den originalen Vulgorap voll obszön machten, da war es allen irgendwie klar, dass dies der totale Housedancefloor war. …
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