jugend forsch(t) - Eleonorenschule Darmstadt

JUGEND FORSCHT
schule
JUGEND FORSCH(T)
Am Darmstädter
Eleonoren-Gymnasium
tikteilchen in der Größe von bis zu fünf
vor, im Wald arbeiten die Förster mit
werden und ich denke, das geht vor
Millimeter, die für uns kaum sichtbar
Kettensägen, die Motorenöl enthalten.
allem, wenn man ihnen Sachen zeigt,
sind, uns aber doch ständig in unse-
Das Öl tropft herunter auf den Boden
Institute zeigt, und es macht sehr
rem Alltag begegnen: zum Beispiel in
und beeinflusst dort lebende kleine
viel Freude, weil man sieht, dass die
Fleecepullovern, Kosmetikprodukten
Tierchen. Bei Johannes’ Forschungs-
Schüler einfach unglaublich engagiert
wie Peelings oder auch in Zahnpas-
projekt ist es ähnlich. Hier ist das Ziel,
sind, Spaß haben, sich weiterentwi-
ta. In einem ersten Forschungsprojekt
herauszufinden, wie sich Mikroplas-
ckeln und wie sie an den Projekten
hat eine Schülergruppe mit Johannes
tik auf die Anzahl und Fortpflanzung
wachsen“, beschreibt die Lehrerin
Arndt erforscht, dass das „kleine Plas-
von Mikroorganismen auswirkt und
ihre Motivation, auch am Freitag-
tik“ in der Umwelt und in vielen Pro-
ob diese wiederum das „kleine Plas-
abend zu forschen. Eine Motivation,
dukten, wie Pflegemitteln, vorkommt.
tik“ abbauen. Die Ergebnisse will der
die Johannes' Vater, der als Arzt tätig
Über einen Kreislauf gelangt es von
Schüler in einer Abiturprüfung im
ist, teilt: „Ich finde es total toll, dass
dort zum Beispiel in die Waschma-
nächsten Jahr präsentieren und somit
Jugendliche sich außerhalb der Schule
schine, weiter in die Kläranlage, von
eine besondere Lernleistung erbrin-
engagieren, organisieren und für sol-
dort auf landwirtschaftliche Böden
gen.
che Dinge interessieren. Und für mich
forscht eine Gruppe von
und so in die Umwelt und die Meere.
Schülern im Bereich der
Dort schwimmt es dann herum und
Forschen am Freitagabend
weil es etwas Anderes ist und einen
bietet eine Oberfläche für gefährliche
als „Vater-Sohn-Projekt“
gewissen Kick bedeutet, da man et-
Mikroplastiken.
persönlich ist es einfach interessant,
Foto: ©wolfelarry, fotolia.com
Stoffe, die von Tieren aufgenommen
was Kreatives machen kann. Und es
werden können. Oder die Plastikteile
Für ihre Forschungszwecke haben die
ist einfach nett, so etwas mit meinem
zerbröckeln, zersetzen sich und schä-
drei Darmstädter eine Kläranlage in
Sohn zu machen“, berichtet der prak-
digen so die Umwelt. Genau hier setzt
Langen ausgesucht. Geplant haben
tizierende Arzt.
das aktuelle Forschungsprojekt an.
sie das Ganze aber fernab von der
Somit wird das Projekt ein bisschen zu
Anlage am Schreibtisch von Martina
einem „Vater-Sohn-Projekt“, bei dem
„Wir schauen uns erst einmal an, wie
Gerbig-Groß. Dort halten sie regel-
Holger Arndt schon jetzt „sau stolz
gefährlich die Mikroplastiken für Or-
mäßig Treffen ab, auch freitagabends
ist, weil es einfach gut ist, was hier
ganismen im Wasser sind. Gibt es viel-
zu für Forschungszwecke eigentlich
gemacht wird. Das Projekt ist außer-
leicht sogar Organismen, die das Plas-
ungewöhnlichen Zeiten: „Ich finde es
gewöhnlich und das zeigt sich auch
tik abbauen?“, beschreibt Johannes
ganz wichtig, dass Schüler ein biss-
daran, dass es von ‚Jugend forscht’
Arndt das Vorhaben. Man stelle sich
chen auf das Berufsleben vorbereitet
gefördert wird“.
Dr. Holger Arndt, Johan-
»Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert,
mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor...«
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00/2014
Kennen Sie die viel zitierten Zeilen aus Johann
Wolfgang von Goethes „Faust“ und die berühmte Szene aus seinem Studierzimmer? Johannes
Arndt kommt die Szene sicher bekannt vor. Und
das nicht, weil er „Faust“ im Deutsch-Kurs an der
Darmstädter Eleonorenschule interpretiert, sondern weil er selbst analysiert, mikroskopiert und
präpariert.
nes Arndt und Martina
Gerbig-Groß erforschen im
Rahmen eines Schülerprojektes der Eleonorenschule
Darmstadt, wie gefährlich
Mikroplastiken für unsere
Umwelt sind.
Fotos: Fotostudio Michels
Der Darmstädter Schüler forscht gemeinsam mit
der betreuenden Lehrerin Martina Gerbig-Groß
und seinem Vater, Dr. Holger Arndt, im Bereich
der Mikroplastiken. Mikroplastiken? Sie fragen
sich, was das ist? Das sind winzig kleine Plas00/2014
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Rub rik
Unterstützt werden sie dabei von Dr.
den Schulalltag hinausgeht“, erzählt
fahrenem Wissenschaftler. Und trotz
Klaus Jürgen Wannowius von der
der Schulleiter sichtlich stolz.
ambitionierter
Technischen Universität Darmstadt,
Forschungsinteressen
und dem Ziel der besonderen Lern-
Matthias Ganßmann von der Fir-
„Bitte informieren Sie das
leistung, darf die Freude am Forschen
ma Ibacon in Rossdorf, Dr. Christa
Umweltministerium“
bei allen nicht zu kurz kommen. „Es
Jansen von der Schulförderung der
macht sehr viel Spaß und man muss
Firma Merck und letztlich der Eleo-
Dass es auf dem Gebiet der Mikroplas-
ja auch sagen, dass Johannes noch
norenschule. Für die Schule und den
tiken noch nicht so viele Forschungs-
Schüler ist und kein Wissenschaftler“.
Schulleiter Jürgen Krell bedeutet das
ergebnisse gibt und die Forschung
Johannes sieht das ein bisschen anders
Projekt ebenfalls etwas Besonderes:
der Drei daher etwas Besonderes ist,
als Martina Gerbig-Groß, die ihn nicht
„Wir haben natürlich auch Einiges an
ist dabei auch der Bundesregierung
unterrichtet, sondern ausschließlich
Ausstattung hier in der Schule, zum
in Berlin nicht verborgen geblieben.
beim Projekt betreut: „Man fühlt sich
Beispiel die Forscherwerkstatt. Aber
„Wir haben ganz am Anfang das Bun-
schon als kleiner Wissenschaftler und
es gibt auch die Kooperationen mit
desumweltamt und Umweltministe-
hat die Hoffnung, weiter etwas Span-
Merck und Ibacon. Und die Koopera-
rium angeschrieben und die wussten
nendes herauszubekommen“. Trotz-
tionen helfen“. Der Schulleiter betont,
zu diesem Thema nicht so viel, sagten
dem bedeute das Forschen auch viel
dass es dabei keinesfalls selbstver-
nur: ‚Das ist absolut ein spannendes
Arbeit: „Es ist eine Menge Arbeit, aber
ständlich sei, dass sich ein Schüler und
Thema. Wenn sie etwas rausbekom-
es macht auch viel Spaß, weil man viel
auch eine Lehrerin außerhalb des teils
men, dann informieren Sie uns doch
lernt und man schon stolz ist, wenn
stressigen Schulalltags zusammen-
bitte‘. Das fand ich schon amüsant“,
man dann die ersten Ergebnisse be-
setzten und gemeinsam an einem Pro-
berichtet Dr. Holger Arndt, der mit
kommt“, erzählt der Dreizehntklässler.
jekt arbeiteten. „Wenn Schüler etwas
seinem Wissen als Arzt und seiner
Ob das aktuelle Forschungsvorhaben
Besonderes machen wollen, dann will
wissenschaftlichen Erfahrung seinem
die erhofften Ergebnisse bringt, bleibt
ich sie auch unterstützen. Umso mehr,
Sohn und Lehrerin Martina Gerbig-
abzuwarten. Johannes Arndt kann auf
wenn sie lernen, wie man so richtig
Groß zur Seite steht. So erweist sich
jeden Fall am Ende sagen: „Da steh‘
wissenschaftlich arbeitet. Da ist Sys-
das
perfekte
ich nun ich armer Tor. Und bin doch
tem dahinter. Die Schüler bekommen
Vereinigung aus wissenshungrigem
klüger als zuvor“. Stimmt’s, Dr. Faust?
so etwas mitgegeben, das weit über
Schüler, engagierter Lehrerin und er-
Forschungs-Trio
als
BASTIAN HAUCK
»Ich finde es total toll,
dass Jugendliche sich
außerhalb der Schule
engagieren, organisieren
und für solche Dinge
interessieren.«
Dr. Holger Arndt
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