Angebot zur Vermittlung der Konstruktion “ Deutschlandgerät“ von Reinhard Mucha Modul 17 Teil 1: Konzeption Kulturvermittlung Gruppe 1 Dozentinnen: Dr. Karin Mohr & Dipl.-Päd., M.A. Julia Vollmer Name: mastermike Matr.-Nr.: Abgabetermin: 2009 Reinhard Mucha – Das Deutschlandgerät Patenschaftstext: Ich rase in unendlicher Geschwindigkeit vorbei, Orte, Zeiten und Räume vergehen, altern, verkommen und brechen auseinander, auch ich breche aus meinen Bahnen aus, entweiche in Form und Struktur, fahrende Totenkästen im Stillstand, Aufbewahrungsort für Zurückgelassenes, innen herrscht Ruhe, Dämpfung, gefangen in Gleichmäßigkeit, beobachtende Symmetrie, Paranoia, ich bin der starren Masse untergeordnet, unerkannt und doch bemerkt, ein Fremdobjekt, draußen donnert und kracht es, Lärm, Chaos, Veränderung, Bewegung, Bewegung bedeutet Krieg, vom Weg abkommen, Richtungswechsel, die Außenwelt entgleist von der Innenwelt, hier drinnen befindet sie sich, versteckt in der Gleichheit, eine von vielen, geschützt in der Masse und gleichzeitig von ihr umhüllt, große Hallen voller Enge schützen sie, vor dem Lärm, der Veränderung und dem Chaos. Der Monolith als Ursprung, er ist Vater und Mutter zugleich, Blockade und Gegensatz, er thront über allem, verbreitet Sicherheit und Beklemmung, Fortschritt und Göttlichkeit, Stanley Kubrick tanzt mit Indiana Jones zum Bossa Nova “Brasil“ auf den Trümmern und Überresten Deutschlands, Fabriken wachsen und vergehen, Wirtschaft blüht und verwelkt, ich beobachte während ich in unendlicher Geschwindigkeit vorbei rase. Kunstvermittlung der Konstruktion „Deutschlandgerät“ von Reinhard Mucha: Lebensdaten: - Objekt- und Installationskünstler (Konzeptkunst, Bildhauerei, Objekte, Installationen, Fotografie -> bestehen aus Gegenständen seines individuellen Lebensbereichs, Baumarktbeständen, Büromöbeln, Museumsstellwänden, Vitrinen und Leitern -> nüchterne Konstruktionen mit einer stillen Poesie -geboren 1950 in D’dorf (lebt und arbeitet dort) - Lehre als Schmied - 1975-82 Studium an der Kunstakademie bei Klaus Rinke - 1990 Teilnahme an der 44. Biennale von Venedig (Einladung durch Bernd und Hilla Becher) -> dort war die Konstruktion im deutschen Pavillion - Werktitel geben oft Aufschluss über Ortsanspielungen und persönliche Erinnerungen -> „kollektive Biografie“ von Personen und Gegenständen -> Deutschland (vor allem kleinbürgerlich bzw. provinziell) - erste Installtionen bestanden aus Fundstücken aus seiner Umgebung (materielle Zeugnisse der Vergangenheit) Allgemeines zur Konstruktion: - im K21 2,7x1,7x1m (allgemein variabel) - der Titel „Deutschlandgerät“ bezieht sich auf Produkt der Maschinenfabrik Deutschland AG (Dortmunder Hoesch-Konzern) -> das gleichnamige Produkt ist eine druckluft-hydraulische Spezialvorrichtung zum Begleisen von Lokomotiven und anderen Schienenfahrzeugen -> Name passt aber genauso auf den Ausstellungsort, auf ein Fußbänkchen der Konstruktion oder auf das skulpturale, anregende Werk des Künstlers - architektonische und skulpturale Konstruktion - reflektiert Möglichkeiten der Formung von Raum, Masse und Volumen - reflektiert die Architektur und die Funktion des Ausstellungsgebäudes - reflektiert das Tun und den Auftrag des Künstlers - die Architektur entsprach der Vorstellung des Künstlers von einem Dialog mit dem Ausstellungsraum - im Ausstellungsraum ist das Werk mitsamt dem Marmorboden, den skulpturalen und architektonischen Elementen der Konstruktion aus Venedig eingezogen - zur Präsentation der Arbeit im K21 erweiterte Mucha 2002 die Konstr. Durch 15 Monitore, eine Soundkulisse aus 9 Lautsprecherboxen, durch 15 Füßbänkchen, eine wandartige Skulptur, einen Klapptisch, eine Kabeltrommel sowie durch Linienstrukturen auf den Glasscheiben der Vitrinen -das Werk behandelt das Verhältnis von Kunst im Entstehungs- und Austellungsort -> Grundthema seines Werkes das Austellen der Austellung -> Verweise auf individuelle und kollektive biografische Momente -> thematisieren Bewegung und Stillstand -> Reflektion des Kunst- und Ausstellungsbtriebes RAUM IN DER MITTE: - der RAUM in der MITTE entspricht in den Ausmaßen der Größevon Muchas Atelier in D’dorf -> persönlicher Bezug - Höhe der Wände orientiert sich an der Architektur des ersten Austellungsortes - Wände sind mit Filz bespannt (dämpft Schall und reflektiert kein Licht) - Filz ist auch Hintergundmaterial für die 27 VITRINENKONSTRUKTIONEN (erinnern an die solitären Wandskulpturen Muchas -> persönlicher Bezug) -> Filz =allgemeine Referenz an Beuys - darin aufgeschnittener Fußboden (zeigen Lebens- und Arbeitsspuren) aus seinem Atelier -> persönlicher Bezug - dazwischen Aluminiumschienen -> dadurch erinnern die V. gleichzeitig an Anzeigetafeln, Schaukästen, Vitrinen und Sammelschränke - die Bodenbretter zeigen nicht nur Individualgeschichte sondern auch Industriegeschichte (sie stammen aus dem Gebäude des Firmensitzes der ehemaligen Düsseldorfer Waggonfabrik) - auf den Glasscheiben der V. sind gemalte, lineare Strukturen -> geben die Fenster und Türen des Atelierraums wieder - Klapptisch und Stromkabel sind eine Referenz an die Arbeit des Künstlers an diesem Ort RESTRAUM: - 38 VITRINENKONSTRUKTIONEN- und PRÄSENTATIONEN -> ähneln eher dem Bild einer klassischen Ausstellung - pfeilartige V. erinnern an Stützen der Ausstellungsarchitektur in Venedig -> generell wird dort der Charakter der Großausstellung der Biennale und das Tun des Künstlers gespiegelt - Wechsel von geschlossenen, nicht einsehbaren Körpern und gläsernen Kuben (Würfeln) - in den V. jeweils Fußbänkchen mit Gebrauchsspuren + sein eigenes Abbild in Messing gegenübergestellt -> die Beine der Beiden greifen jeweils ineinander -> befinden sich in Schräglage und werden von einem untergelegten Maßband gehalten bzw. stabilisiert ->Bedeutung: Kunst- und Alltagsgegenstände werden durch dieses geeichte Maßband mit einer rationalen, objektiven Grundlage (Stütze) versehen und in ihrer Balance gehalten - die Kombination der anspruchsvollen und komplexen Konstruktion mit den Alltagsgegenständen in Vitrinen deuten auf einen ironischen Kommentar auf künstlerische Großereignisse (Biennale) und den damit verbundenen Erwartungen - Skulpturen in Form von Vitrinen mit Variationen des gleichen Inhalts -> Akt des Zeigens - es geht um die Reflektion von Form und Funktion eines Ausstellungsinstitutes und dadurch wird es zum Motiv einer skulpturalen Arbeit - das Glas der V. spiegelt direkt den Museumsraum und mit ihrer Tiefe bieten sie selbst einen eigenen Ausstellungsraum - nur eine V. ist leer -> liegt auf massiven Tisch -> präsentiert nichts als ihr Spiel mit verschiedenen Volumina (Körpern/Inhalten) - durch die prismenartige sind die beiden Räume (Ausstellung und Atelier) miteinander verbunden -> Verbindung von Entstehungsort und Austellungsort der kunst als skulpturale Form - Linienkonstruktionen der äußeren V. erinnern an Gemälde der geometrischen Abstraktion, architektonische Stützen, Schienensysteme oder die Form von Gondeln in Venedig - Monitore zeigen unterschiedliche Videofilme, die in langsamen Kamerafahrten Fotodokumente beinhalten (deutsche Pavillion in Venedig, Atelier des Künstlers, Bergwerk, entgleiste Lokomotive die wieder auf die Gleise gestellt wird) -> dadurch werden zahlreiche Verweise und Anspielungen der Formen und des Titels verstärkt - als Gegengewicht zu den Filmen sind die Einspielungen von Geräuschen des Straßenverkehrs -> Verweise auf andere Orte und Lebenskontexte - die wandartige Skulptur (Monolith) betont die Abgeschlossenheit der Arbeit und des Raumes (kein Tageslicht kann in den Kunstraum, gleich bleibende Beleuchtung >beim Übergang in einen der anderen Räume, wie Auffahrt aus einem Bergwerk) Planung Angebot Kunstvermittlung Reinhard Mucha “Deutschlandgerät“ Zielgruppe: 14-18 Jährige (Pubertierende) Gruppengröße: max 10 Dauer: 30-40 min. 1. Einstieg: Statuenspiel Ort: Eingangshalle des K21 Dauer: 15-20 min.Ziel: -> danach Gang zum Kunsterwerk -> dort Erklärung des Werks / Erläuterung des Kümstlers 2. Hauptangebot: Gegensatzcluster Ort: im Raum des Kunstwerkes Dauer: 10 min. Ziel: -> danach Gang zu einem Raum neben dem Kunsterk 3. Abschluß: Abschlussrunde Raum: siehe oben Dauer: 10 min Ziel: Gegensatzcluster: Im Sinne der 'erzwungenen Beziehungen' werden Gegensatzpaare auf einen großen Papierbogen geschrieben und in gemeinsamer Arbeit einer Gruppe Begriffe und Wege zum jeweils anderen Begriff gefunden, hier: Natur - Zivilisation, Zahl - Emotion, still - bewegt, Fülle Kärglichkeit, ausdehnen - ballen. Die Übung dient dazu, nach der Wahrnehmung des Objektes eine assoziative Form der Annäherung über knappe Begrifflichkeiten zu finden. Gegensatzcluster ist ein spielerisch-experimentelles Assoziationsverfahren Dies ist gerade bei einer Ersterfahrung mit der Methode empfehlenswert, da ein erhöhter Zeitdruck in der Cluster- und Schreibphase den AutorInnen die Möglichkeit nimmt, das vernünftig-kognitive Denken wieder einzuschalten und somit die freie Assoziation zu blockieren. Reden, Erzählen, Nachdenken sind oft durch begriffliche Gegensätze bestimmt: heiß/kalt, hoch/tief, arm/reich. Wer Gegensätze benennt und Gegenbeispiele einbringt schärft damit die eigene Aussage. Das Clusterverfahren nutzt diesen Umstand im Doppelcluster. Das Cluster beginnt mit zwei Zentralworten. Das Clustern ist eine von Gabriele L. Rico entwickelte Technik, mit deren Hilfe Autoren Ideen entwickeln und vertiefen können, und ihr Sprachgefühl entfalten. In der noch recht jungen Disziplin des kreativen Schreibens ist das Clustern als Technik zur Ideenfindung bereits ein Klassiker. Erfunden wurde diese Methode Anfang der 70er Jahre von Gabriele L. Rico, einer amerikanischen Wissenschaftlerin, und in ihrem Praxisbuch „Writing the Natural Way" (in der deutschen Ausgabe: „Garantiert schreiben lernen") ausführlich vorgestellt. Gabriele L. Rico arbeitet an der San Jose University als Dozentin für Anglistik und Kunstpädagogik Der Hintergrund Das Clustern beruht auf der Annahme, dass wir zwei verschiedene „Denkarten" haben, das begriffliche und das bildliche Denken. Das begriffliche Denken beruht auf Logik, Analyse und Linearität, während die bildliche Variante assoziativ ist und sinnlich, also beispielsweise für Klänge und Rhythmen empfänglich ist. Rico geht davon aus, dass beide Denkarten zusammenarbeiten müssen, um einen guten Text entstehen zu lassen. Allerdings werden wir gewöhnlich dazu erzogen, vor allem das begriffliche Denken zu nutzen. Unsere Schulaufsätze sollten logisch und gut gegliedert sein, ihr Klang und ihre Metaphern spielten keine Rolle. Hier setzt nun das Clustern an, in dem es einen Zugang zu unserem bildlichen Denken schafft. Anders als bei linearen Notizen entstehen nach einer gewissen Zeit aus den losen Assoziationsketten Verknüpfungen, erste Ideen für Verbindungen kommen auf. Dies ist der Übergang zum sog. Versuchsnetz (web of trial). In dieser Phase werden die Assoziationen in eine bestimmte Richtung weiter gelenkt: Es entsteht so etwas wie ein Text auf Probe. Aus dieser aufblitzenden Idee entsteht irgendwann ein Schreibimpuls, der unmittelbar umgesetzt wird. Clustering kann übrigens auch als Ideenfindungstechnik in einer Gruppe genutzt werden. Ein Kernwort wird auf einen Flipchart geschrieben, und die einzelnen Teilnehmenden bilden nun gemeinsam Assoziationsketten, d.h. sie lassen sich von den Wörtern der andern anregen. Eine Person schreibt rasch auf - entsprechend dem Aufbau eines Clusters - was die Teilnehmenden rufen. So kommt viel Ideenmaterial zusammen, mit dem weitergearbeitet werden kann. Statuenspiel Nacheinander stellt jedes Gruppenmitglied aus den Mitspielern (Statuen) sein Bild oder ein bestimmtes Thema unter Beachtung von Ausdruck, Gestik, Mimik. Die Spieler verharren in der gestellten Position. Variation: Paarweise Arbeiten, danach erklären die Bildhauer die Statuen Alter: ab 10 Jahre Materialien: ohne Materialien
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