Das Magazin der Buchhandlungen von Orell Füssli Nr. 4/2015 Wahre Thriller Neue Sachbücher zu grossen Themen «Die Erfahrung war monumental» Claude Cueni über seine Leukämie und sein neues Buch Und ausserdem: Literatur zum Mars Neues von Zeruya Shalev, Jonathan Franzen und Salman Rushdie «Ein Kochbuch regt die Kreativität an» Mit Nadja Zimmermann in fremde Töpfe schauen Ihr p ers E x e m ö n l i c h es pla mit W et tb r – ewer b! Editorial | 3 Meissner Thalia Bahnhofstrasse 41, 5001 Aarau Mo – Fr: 9.00 – 18.30 Uhr | Do: 9.00 – 20.00 Uhr Sa: 9.00 – 17.00 Uhr Wirz Thalia Hintere Vorstadt 18, 5001 Aarau Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 17.00 Uhr FRAUENFELD ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Einkaufszentrum Passage Bahnhofstrasse 70 / 72, 8500 Frauenfeld Mo – Fr: 8.00 – 20.00 Uhr Sa: 8.00 – 18.00 Uhr FRIBOURG –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Bahnhof / Gare, 1700 Fribourg Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr Sa, So: 9.00 – 21.00 Uhr BADEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Langhaus beim Bahnhof, 5401 Baden Mo – Fr: 9.00 – 19.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr BASEL –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Bahnhof SBB Passerelle, Güterstrasse 115, 4053 Basel Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr | Sa: 8.00 – 21.00 Uhr So: 9.00 – 20.00 Uhr Thalia Freie Strasse 32, 4001 Basel Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr BERN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Stauffacher Neuengasse 25 – 37, 3001 Bern Mo – Mi, Fr: 9.00 – 19.00 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 –17.00 Uhr Thalia Spitalgasse Spitalgasse 47/51, 3001 Bern Mo – Mi: 9.00 – 19.00 Uhr | Do: 9.00 – 21.00 Uhr Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 17.00 Uhr Thalia Bahnhof SBB Bahnhofplatz 10, 3001 Bern Mo – Sa: 7.00 – 22.00 Uhr | So: 9.00 – 22.00 Uhr BRIG ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ZAP Furkastrasse 3, 3900 Brig Mo – Fr: 9.00 – 18.30 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr ZAP Bürostore Englischgrussstrasse 6, 3900 Brig Mo – Fr: 8.30 – 12.00 und 13.30 – 17.00 Uhr BRUGG ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– SCHAFFHAUSEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Vordergasse 77, 8200 Schaffhausen Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Shoppyland Industriestrasse 10, 3322 Schönbühl Mo – Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Fr: 9.00 – 21.30 Uhr Sa: 8.00 – 17.00 Uhr SCHÖNBÜHL SIERRE ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ZAP Place de la Gare 2, 3960 Sierre Mo – Fr: 9.00 – 12.00 und 13.30 – 18.30 Uhr Sa: 9.00 – 17.00 Uhr –––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Shoppi & Tivoli 8957 Spreitenbach Mo – Sa: 9.00 – 20.00 Uhr ST. GALLEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Bahnhof Poststrasse 28, 9000 St. Gallen Mo – Fr: 8.00 – 21.00 Uhr Sa: 9.00 – 20.00 Uhr | So: 10.00 – 20.00 Uhr Rösslitor Bücher Multergasse 1 – 3, 9001 St. Gallen Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr Thalia Shopping Arena Zürcher Strasse 464, 9015 St. Gallen Mo – Mi, Fr: 9.00 – 19.00 Uhr, Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr CHUR ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– THUN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– EMMENBRÜCKE ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– VISP –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Inhalt Orell Füssli Marktgasse 41, 8400 Winterthur Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr ZERMATT –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ZAP Hofmattstrasse 3, 3920 Zermatt Mo – Fr: 9.00 – 12.00 Uhr und 14.00 – 18.30 Uhr Während der Saison: Mo – Fr: 9.00 – 12.30 Uhr und 14.00 – 19.00 Uhr So: 16.00 – 19.00 Uhr ZÜRICH –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Kramhof Füsslistrasse 4, 8001 Zürich Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr Orell Füssli Am Bellevue Theaterstrasse 8, 8001 Zürich Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr Orell Füssli The Bookshop Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr Orell Füssli Flughafen Airport Center, 8060 Zürich-Flughafen Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr | Sa, So: 8.00 – 21.00 Uhr Orell Füssli Zürich Hauptbahnhof Shopville, Halle Landesmuseum, 8001 Zürich Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr | Sa: 8.00 – 21.00 Uhr So: 9.00 – 20.00 Uhr Orell Füssli im Bahnhof Stadelhofen Stadelhoferstrasse 8, 8001 Zürich Mo – Fr: 8.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 19.00 Uhr So: 10.00 – 18.00 Uhr Ein vielfältiges Menü Liebe Leserin Lieber Leser Es gibt Bücher, in denen man schwelgen kann. Es gibt Bücher, die sind einfach schön. Es gibt Bücher, dank denen man viel lernt. Und es gibt Bücher, die man gut brauchen kann. www.books.ch www.buch.ch www.thalia.ch 0848 849 848 0848 28 24 24 0848 842 542 Exklusiv-interview mit Claude Cueni, Autor von «Pacific Avenue» «Die Erfahrung war monumental» Das alles gilt für Kochbücher. In gewissem Sinn sind sie die Krönung des Buchs schlechthin, denn sie vereinen alle dessen Stärken. Da ist es naheliegend, dass wir ihnen in dieser Ausgabe unser Spezial im Mittelteil widmen. Zumal Kochbücher gerade in der Weihnachtszeit eine besondere Rolle spielen: Sie sind ideale Geschenke – und inspirieren uns zu besonderen Weihnachtsmenüs. Seite 10 Bücher, die zumindest im übertragenen Sinn zum Anbeissen sind? Wir haben unzählige davon, für jeden Geschmack und jeden (Lese-)Hunger. Lassen Sie sich auf den folgenden Seiten Appetit machen – und dann in einer unserer Filialen beraten. Ihr Michele Bomio CEO Orell Füssli Thalia AG Orell Füssli im Franz Carl Weber Bahnhofstrasse 62, 8001 Zürich Mo – Mi: 9.00 – 18.30 Uhr Do, Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr ST. MARGRETHEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Einkaufszentrum Rheinpark 9430 St. Margrethen Mo – Do: 9.00 – 19.00 Uhr | Fr: 9.00 – 21.00 Uhr Sa: 8.00 – 17.00 Uhr Thalia Emmen Center Stauffacherstrasse 1, 6020 Emmenbrücke Mo, Di, Do: 9.00 – 18.30 Uhr Mi, Fr: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 8.00 – 16.00 Uhr Orell Füssli Einkaufszentrum Rosenberg Schaffhauserstrasse 152, 8400 Winterthur Mo – Fr: 8.30 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 18.00 Uhr SPREITENBACH Thalia Neumarktplatz 12, 5200 Brugg Mo – Do: 9.00 – 18.30 Uhr | Fr: 9.00 – 20.00 Uhr Sa: 8.00 – 17.00 Uhr Thalia Einkaufscenter City West Raschärenstrasse 35, 7000 Chur Mo – Do: 9.00 – 19.00 Uhr | Fr: 9.00 – 20.00 Uhr Sa: 8.00 – 18.00 Uhr WINTERTHUR –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Ihr Michele Bomio CEO Orell Füssli Thalia AG © Rob Palmer / Callwey AARAU ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Inspiration zu noch mehr genuss Kochbuch-Spezial Seite 24 Thalia Bälliz 60, 3600 Thun Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr ZAP Bahnhofstrasse 21, 3930 Visp Mo – Fr: 9.00 – 12.00 und 13.30 – 18.30 Uhr Sa: 9.00 – 17.00 Uhr Neue Sachbücher zu grossen Themen Zur Sache! Seite 16 4Notizen 15 Im Schaufenster «Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte» von Salman Rushdie 23 Power-Books Neue eBooks zu Fitness und Gesundheit 32 Kaffeepause Die Books-Debatte 36 Fantastisch! Fantasy-Neuerscheinungen 42Mars attacks! Abenteuer auf dem Roten Planeten 46 Mit viel Charakter Neues aus der Kinderwelt 48 Kreuzworträtsel 49 Veranstaltungen 50 Kolumne Darum schreibe ich – von Urs Augstburger Impressum Die nächste Ausgabe von Books, dem Magazin der Orell Füssli Thalia AG, erscheint im März 2016. Sie erhalten Books kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen unter www.books.ch, [email protected] und Telefon 0848 849 848. Jetzt Fan werden: www.facebook.com/OrellFuessli www.facebook.com/Thalia.ch Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise und eine umfassende Auswahl an Büchern, Filmen und Spielen finden Sie auf www.books.ch, www.thalia.ch und www.buch.ch. Herausgeber: Orell Füssli Thalia AG, Dietzingerstrasse 3, Postfach, 8036 Zürich Gesamtherstellung und Redaktion: Die Blattmacher GmbH, Zürich Gestaltung / LAYOUT: Strichpunkt GmbH, Winterthur CoverFoto: Adrian Portmann Bücher mit diesen Zeichen sind auch als eBook bzw. Hörbuch erhältlich. NOTIZEN | 5 Books Nr. 4/2015 © SMAC Porträt Goldt: © Billy & Hells Marius Leutenegger Als Islamisten diesen Januar die Redaktion des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo in Paris stürmten und zwölf Menschen ermordeten, besuchte ich sofort die Website des deutschen Satire-Pendants Titanic. Ich wollte wissen: Vergeht jetzt auch den Frankfurtern das Lachen? Zum Glück nicht: Nicht einmal der Tod der Kollegen hielt die Titanic-Leute davon ab, weiterhin rotzfrech und sehr entlarvend über alles und jeden herzuziehen – über vermeintlich religiös motivierte Kriminelle im Speziellen und allgemein krude Weltbilder im Allgemeinen. Nun sind aus dem Umfeld dieser fidelen Truppe gleich zwei Neuerscheinungen zu verzeichnen. Schon vor Jahren taten sich drei ehemalige Chefredaktoren des Magazins zur «Titanic Boy Group» zusammen, die seither mit Texten aus dem Magazin und neueren Werken durch die Welt der Kleinbühnen tingelt. «20 Jahre Krawall für Deutschland», erschienen bei Rowohlt, vereint nun die besten Ideen des Trios. Manches ist einfach nur lustig – wobei «nur» nicht so gemeint ist, wie es klingt, denn lustig zu sein ist eine hohe Kunst –, anderes erschütternd komisch. Boy-Group-Mitglied Martin Sonneborn gelang es ja, mit seiner Unsinns-Partei «Die Partei» einen Sitz im Europaparlament zu ergattern, und immer wieder bringt er aus Brüssel Müsterchen für den alltäglichen Wahnsinn der Bürokratie mit. Mit etwas feinerer Klinge als die drei Ex-Chefs säbelt ein langjähriger Kolumnist der Titanic – der auch aus vielen anderen Medien bekannte Max Goldt. Besonders geglückt sind die ComicStrips, die er zusammen mit dem Berliner Zeichner Stephan Katz kreiert und die vom Zürcher Verlag Edition Moderne verlegt werden. Für «Räusper», ebenfalls bei Rowohlt erschienen, hat Goldt nun die Comic-Szenarien in «Dramolette» umgewandelt, in kleine Theatersketche, die ohne Bilder auskommen müssen. Das funktioniert hervorragend – ab auf die Bühne damit! Die beiden Neuerscheinungen zeigen einmal mehr: Nicht nur Loriot taugte als Beweis dafür, dass die Deutschen eben doch Humor haben! NullNUMMER D er neue Roman von Umberto Eco Die grossen Werke von Max Frisch, der von 1911 bis 1991 lebte, sind fraglos alle bereits gedruckt, übersetzt, gespielt. Aber noch immer erblicken neue Texte des Zürchers das Licht der Öffentlichkeit. Soeben hat Suhrkamp dessen allerletzte Arbeit publiziert: «Ignoranz als Staatsschutz». In einer Art Text-Collage kommentiert Frisch die Eintragungen in seinen Fichen. Wir erinnern uns: 1989 flog auf, dass Schweizer Bundespolizisten seit 1900 rund 900'000 Menschen in der Schweiz observiert und ihre Beobachtungen auf Fichen – Karteikarten – festgehalten hatten. Ein riesiger Skandal, der ausgerechnet kurz vor der ohnehin schon umstrittenen 700-Jahr-Feier der Schweiz aufgedeckt wurde. Zehntausende verlangten Einsicht in ihre Fichen, und auch Frisch erhielt seine 13 – mit schwarzen Balken zensierten – Karteikarten. Dass es den grossen Schweiz-Kritiker lockte, die Eintragungen zu kommentieren, versteht man sofort: Die Stümperhaftigkeit, mit der die Beamten in seinem Fall vorgingen, ist © Jean-Marc Lubrano Notizen Der Ich-Erzähler, ein melancholischer Erfinder, nimmt an einem Ball seinen ganzen Mut zusammen und küsst eine hinreissende junge Frau, zu der er sich magnetisch hingezogen fühlt. Der Kuss ist so intensiv, wie er sich das erhofft hat – doch die Frau wird darauf buchstäblich unsichtbar. Damit beginnt ein Abenteuer des Herzens, wie es selbst geübte Leserinnen und Leser von Liebesromanen wohl noch nie miterlebten. Denn wie findet man eine Unsichtbare? Natürlich mit Hilfe eines blauen Papageis, der auf jede Art von amour fou spezialisiert ist! Und wie liebt man eine Frau, die man nicht sehen kann? Selbstverständlich heftig! Mit «Der kleinste Kuss der Welt» ist Mathias Malzieu erneut ein Wurf geglückt – der Franzose erregte ja bereits grosses Aufsehen mit dem Roman «Die Mechanik des Herzens», den Luc Besson verfilmte. Auch in seiner neuen Geschichte, erschienen bei carl’s books, reiht Malzieu einen originellen Einfall an den nächsten, wiederum kreiert er eine zauberhafte Stimmung, und erneut schöpft er tief aus dem Romantik-Brunnen, ohne Kitsch zutage zu fördern. Ein Experiment im Freundeskreis zeigt, dass das schöne Märchen über Ende und Neuanfang sogar hartgesottenen Männern gefällt – nur schade, dass man es bereits in eineinhalb Stunden verschlungen hat. schier unfassbar. Die Eintragungen, die sich über einen Zeitraum von 42 Jahren erstrecken, scheinen völlig beliebig, irrelevant und inkonsistent. Der Skandal in dieser Affäre liegt rückblickend auch darin, welche enorme Arbeit die Beamten für nichts und wieder nichts leisteten. Frisch kommentiert die Eintragungen so, wie man das von ihm erwartet: mal süffisant, mal spöttelnd, dann wieder ziemlich trocken. Als FrischLesestück taugt das schmale Büchlein kaum, zu dünn ist sein Gehalt und zu aufgebauscht – die Fichentexte kommen zum Beispiel auf den 128 Seiten gleich dreimal vor. Zudem starb Frisch, ehe er sein Fragment abschliessend bearbeiten konnte. Aber als Zeitdokument hat diese Neuveröffentlichung durchaus ihren Wert. Gerade auch in einer Zeit, in welcher der Überwachungsstaat ganz andere Mittel hat, als ein Heer von Schlapphüten auf die Pirsch zu schicken und ihre Beobachtungen klandestin auf Kärtchen zu tippen. Serienjunkies wissen: Auf dem Anwesen Downton Abbey – das der mittlerweile in der sechsten Staffel stehenden BBC-Produktion den Namen gab – herrschen strenge Regeln. Natürlich für alle Mitglieder der adligen Familie Crawley, die einen guten Ruf zu verlieren hat. Noch mehr aber für das riesige Personal unter Leitung des gütig-strengen Butlers Charles Carson. Was trägt die Zofe? Wie dekantiert man Wein? Carson war so freundlich, die vielen Regeln präzise in einem kleinen Buch festzuhalten, das alle Fans der Serie begeistern wird: «Hausregeln für die Dienerschaft», erschienen bei Edel Books, ist ein witziger Benimmführer, bei dem man viel fürs eigene Leben lernen kann – auch wenn man nicht in fremden Diensten arbeitet. Ein Müsterchen: «Leider ist die Unart, sich zu vorlauten Kommentaren zu erdreisten, nicht wenig verbreitet.» Wo der Butler Recht hat, hat er – Recht. Es gibt immer einen, der uns betrügen will. Ü.: Burkhart Kroeber. 240 S. Bedrucktes u. geprägtes Leinen, Lesebändchen, farbiges Vorsatzpapier. Auch als -Book. Foto: © Thomas Laisné / Corbis / APImages 4 | NOTIZEN 288 Seiten. Gebunden Auch als -Book www.arno-geiger.de www.hanser-literaturverlage.de 6 | NOTIZEN NOTIZEN | 7 Books Nr. 4/2015 Die israelische Autorin Zeruya Shalev ist spezialisiert auf weibliches Elend, scheiternde Beziehungen und enttäuschte Hoffnungen. Sie lotet die Untiefen der menschlichen Seele und der Ehe schon seit Jahren mit einer manchmal fast schmerzhaften Präzision aus. Passend heisst ihr neuester, im Berlin-Verlag erschienener Roman denn auch «Schmerz». Die 45-jährige Protagonistin Iris wurde vor Jahren Opfer eines Terroranschlags. Sie leidet körperlich schwer unter den Folgen. Noch schlimmer sind aber die seelischen Schmerzen, die ihr einst Eitan zufügte. Er war die grosse Liebe ihres Lebens, doch als sie 17 war, verliess er sie Knall auf Fall. Seither funktioniert Iris eigentlich nur noch, ob als Schuldirektorin, Ehefrau und Mutter zweier Kinder. Als die körperlichen Schmerzen wieder einmal unerträglich sind, begibt sie sich in die Notaufnahme – und begegnet dort Eitan, der inzwischen Schmerzspezialist geworden ist. Zu ihrer grossen Überraschung hat er sie so vermisst wie sie ihn. Die Liebe trifft sie mit voller Wucht. Doch ein simples Happyend ist weder möglich, noch würde es Zeruya Shalev entsprechen. Die Situation bleibt quälend für Iris. Nicht aber für den Leser und die Leserin: Mit Shalev hat sich hier eine grosse Autorin der grossen Liebe angenommen. Das Werk ist dicht, von vielen raffinierten Bezügen zur Bibel und zur israelischen Gesellschaft durchzogen – und sehr nah am Menschen. 2015 war das Schweizer Jubiläumsjahr schlechthin: 700 Jahre Schlacht bei Morgarten! 500 Jahre Abschlachterei bei Marignano! 200 Jahre Neutralität und Bundesvertrag! Die zufällige Häufung der Jahrestage brachte nicht nur zahlreiche Festanlässe mit sich, sondern auch vielfältige Debatten – denn über historische Ereignisse lässt sich ja immer trefflich streiten. Jede Auseinandersetzung mit der Vergangenheit geriet dieses Jahr in den Ruch der Parteinahme. Dass es auch anders geht, beweist ausgerechnet eine neue Serie von Comicbänden, die sich mit der Schweizer Geschichte im 14. Jahrhundert beschäftigt: «Die Munggenstalder», erschienen im OrellFüssli-Verlag. Munggenstalden ist so etwas wie ein Schwyzer Asterix-Dorf; es liegt irgendwo zwischen Rothenturm und den Mythen, und seine Bevölkerung besteht aus veritablen Innerschweizer Charakterköpfen. Die Schöpfer der Reihe, Martin Weiss und Rolf Willi, geben den aktuellen Stand der Forschung wieder, auch in zahlreichen Fussnoten und Erläuterungen, und sie stehen im Zweifelsfall unverblümt dazu, dass man vieles nicht weiss. Als Einstieg in die Welt der Schweizer Geschichte eignen sich die ersten beiden Bände «Die Munggenstalder und der Klosterturm» und «Die Munggenstalder am Morgarten» daher auf jeden Fall – nicht nur für Jugendliche! d inserat_books_4_OFT_Layout 1 01.10.15 08:34 Seite 1 Weihnachten der Gegensätze Stefan Wiesner/ Monica Wiesner-Auretto Tanja Grandits Wurstwerkstatt vierzig Kräuter und hundertvierzig Rezepte 978-3-03800-805-7 Fr. 44.90/€ 39,90 (D)/€ 41,10 (A) Brat- und Siedwürste einfach selber machen 978-3-03800-882-8 Fr. 39.90/€ 34,95 (D)/€ 36,00 (A) Kräuter www.at-verlag.ch Leute, die das mögen, mögen auch ... Sie kennen das: Man hofft, ein Buch ginge nie zu Ende, weil es einem so gut gefällt – aber irgendwann ist die letzte Seite doch gelesen. Zum Glück kann man sich in solchen Momenten vertrauensvoll an Fachleute wenden, die einem ein Buch mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen. Zum Beispiel an Sabine Obi. Die 42-Jährige lebt in Volketswil und arbeitet in der Filiale von Orell Füssli am Flughafen Zürich. Buchhändlerin wurde sie, weil sie ihr Hobby – das Lesen – zu einem Teil ihres Berufs machen wollte. «‹Gone Girl – Das perfekte Opfer› von Gillian Flynn war ein riesiger Bucherfolg – und die Verfilmung mit Ben Affleck in der Hauptrolle löste erneut einen Medienhype aus. Ich kann die Begeisterung gut verstehen, denn einen Thriller wie diesen habe ich noch nie gelesen. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Nick und Amy, ein attraktives Vorzeigepaar. Beide verlieren ihre Arbeit und müssen aus New York in die Provinz ziehen, wo Nick eine Bar eröffnet. Am fünften Hochzeitstag kommt Nick nach Hause – und trifft das pure Chaos an. Seine Frau ist weg, und man findet überall Blutspuren. Nick wird verdächtigt, seine Frau umgebracht zu haben. Doch alles ist ganz anders, als man meint. Mehr kann ich zum Inhalt leider nicht sagen, weil ich sonst den Überraschungseffekt ruinieren würde. Nur so viel: Eine Kehrtwendung folgt auf die nächste, und man wird immer wieder auf eine falsche Fährte geführt. Ich wurde sehr oft gefragt, ob ich etwas Vergleichbares empfehlen könne. Jetzt kann ich das: ‹Girl on the Train – Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich› von Paula Hawkins. Hauptfigur ist die etwa 30-jährige Londonerin Rachel, die wegen ihres Alkoholproblems fristlos entlassen wurde. Damit ihre Mitbewohnerin nicht merkt, dass sie keine Arbeit mehr hat, fährt Rachel jeden Tag mit dem Zug in die Stadt, wo sie den Tag in der Bibliothek verbringt. Aus dem Zug heraus beobachtet sie die Menschen; der Zug fährt auch immer am Haus vorbei, in dem ihr Ex-Mann mit seiner neuen Familie lebt. Einmal fällt Rachel auf, dass eine Frau in einem Garten einen Fremden küsst – und tags darauf erfährt sie aus der Zeitung, dass diese Frau verschwunden ist. Irgendwie hat sie Erinnerungen an die Frau, doch diese sind wegen des Alkohols ganz verschwommen. Sie macht sich deshalb auf, das Rätsel zu lösen. Auch bei diesem Buch meint man immer wieder, man wisse, wie es weitergeht – aber dann kommt es doch ganz anders. Beide Psychothriller haben ein raffiniertes Ende, und beide setzen auf einen ähnlichen Kniff: Sie erzählen die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Interessant finde ich, dass mir die Hauptfiguren in beiden Büchern eigentlich nicht sympathisch sind – ich aber dennoch unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht.» ... und ausserdem Wir wissen es aus unzähligen Büchern und Filmen: Im Wilden Westen war die Eisenbahn ein Lieblingsziel von Banditen. Mit dem «Spiel des Jahres 2015» können jetzt alle selber einmal ein furioses Gauner-Spektakel erleben. Als Spielerinnen und Spieler springen wir auf einen dreidimensionalen Zug, der in tollkühner Fahrt über Weichen, Brücken und durch Tunnel jagt. Revolver rauchen und Fäuste fliegen, während wir von Waggon zu Waggon hechten, um Reisende zu berauben und Kontrahenten auszustechen. Doch Achtung, der Marschall kommt! «Colt Express» spult mit einfachen Regeln ein atemberaubendes Abenteuer ab. Die Jury des «Spiels des Jahres» befand, die Mischung aus Planung und Chaos habe Charme und viel Witz – dem ist nichts hinzuzufügen! Colt Express Für 2–6 Spieler ab 10 Jahren CHF 39.90 Asmodee Im Frühling liess ein Roman, der in Zürich spielt, in den USA manche Augenbraue hochgehen: «Hausfrau». Kritiker verglichen das Erstlingswerk der Texanerin Jill Alexander Essbaum mit «Anna Karenina», «Madame Bovary» und – man staune über die Kombination – «Shades of Grey». Nun ist «Hausfrau» bei Eichborn auf Deutsch erschienen, und das Buch findet auch bei uns reichlich Beachtung – denn es erzählt eine pikante Geschichte vor einer bekannten Kulisse und erzeugt damit einen anziehenden Schlüsselloch-Effekt. Hauptfigur ist Anna Benz, eine US-Amerikanerin, die mit dem Schweizer Banker Bruno verheiratet ist und mit ihm und den drei wohlgeratenen Kindern in Dietlikon lebt. Anna fühlt sich in einer Kleinbürgerhölle gefangen; die Einheimischen sind höflich zu ihr, aber irgendwie gelingt es der Zuwanderin nicht, in der Gesellschaft Tritt zu fassen. Warum sie Bruno geheiratet hat, weiss sie nicht so recht, und bald stürzt sie sich in eine Affäre nach der anderen. Doch die vielen flüchtigen SexAbenteuer vertreiben weder Schwermut noch Ennui – und Anna gerät in einen immer gefährlicheren Sog. «Hausfrau» folgt exakt den Konzepten, welche die in den USA so beliebten Creative-Writing-Kurse verbreiten. Dennoch bleibt der Roman lesenswert, nicht nur der vielen «Stellen» wegen. Die Autorin lebte selber als Expat in Zürich, und sie hat Land und Leute sehr genau studiert. Zuweilen ist es beklemmend, wie genau sie unsere Gesellschaft und deren Schwächen erfasst hat. Und die Situation einer Frau in Krise, die sich an eine Psychologin hängt und verzweifelt um Befreiung ringt, beschreibt sie geradezu erschreckend treffend. Autobiografisch scheint das Buch aber nicht zu sein, denn in einem Interview hat Essbaum angekündigt, ihr nächstes Werk handle von ihrer wahren Leidenschaft. Und die ist nicht etwa verruchter Sex, sondern: Basketball. 8 | NOTIZEN NOTIZEN | 9 Books Nr. 4/2015 Jahrestage Gäbe es einen Wettkampf um den Titel «Wichtigster deutschsprachiger Dramatiker», wären in den 1950er- und 1960erJahren zwei Schweizer im Final gestanden: Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Die beiden weltberühmten Bühnenautoren verband viel miteinander, etwa die überaus kritische Liebe zur Schweiz oder ein süffisanter Pessimismus – anders als der dritte grosse deutschsprachige Dramatiker des letzten Jahrhunderts, Bertolt Brecht, glaubten die Schweizer nicht daran, dass sich die Welt wirklich verändern liesse. Bei allen Parallelen unterschieden sich die Autoren aber auch deutlich. Obwohl beide ein hochintellektuelles Werk hinterliessen, war Dürrenmatt stets der «saftigere» Autor, jener mit der grösseren Fabulierlust und den barockeren Elementen in seinen Stücken. Während Frischs Dramen von verzweifelten und nachdenklichen Biedermännern bevölkert sind, brachte Dürrenmatt viel schräges Volk auf die Bühne: deformierte Mörderinnen, fette Kaiser, irre Wissenschaftler. Das ganze schrille Personal kann man jetzt in einer Neuerscheinung geniessen: «Die Stücke» vereint auf 1600 Seiten alle Dramen von Dürrenmatt. Für die Publikation des kostbaren Bands hat der Diogenes-Verlag einen guten Grund: Am 14. Dezember jährt sich der Todestag von Dürrenmatt zum 25. Mal. Der Autor starb 1990 mit 69 Jahren an Herzversagen. Was Dürrenmatt für das deutschsprachige Drama, ist F. Scott Fitzgerald für den US-amerikanischen Roman: ein Titan des 20. Jahrhunderts. Fitzgeralds Schlüsselwerk «Der grosse Gatsby» ist Pflichtstoff nicht nur für Englischschülerinnen und -schüler, sondern für alle, die sich für die USA, Kapitalismus und das Menschsein schlechthin interessieren. Dabei war «Der grosse Gatsby» zu Fitzgeralds Lebzeiten gar kein grosser Erfolg; erst die Verfilmung mit Robert Redford 1974 sorgte für die Wiederentdeckung des Autors. Dieser war bereits am 21. Dezember 1940 verstorben, also vor genau 75 Jahren. Am Ende seines Lebens war Fitzgerald ein vom Alkohol zerstörtes Wrack. Zwei Jahrzehnte lang hatte er Schindluderei mit seinem Körper und seinem Talent getrieben, mit Vorliebe zusammen mit seiner exzentrischen und psychisch angeschlagenen Frau Zelda oder seinem Kumpel Ernest Hemingway. Schrieb Fitzgerald über Dekadenz und Ausschweifungen, wusste er jedenfalls, worum’s ging. Gleich zwei Neuerscheinungen anlässlich seines Todestags sind bemerkenswert: «Liebe in der Nacht», erschienen bei Diogenes, vereint sieben stimmungsvolle Kurzgeschichten zum Thema Nummer eins. Um die Liebe geht es auch in «Die Strasse der Pfirsiche», einem Roman, den der Aufbau-Verlag erstmals auf Deutsch herausgebracht hat. Der Schriftsteller erzählt darin von einer Fahrt mit seiner Frau Zelda von Connecticut nach Alabama – ein so glamouröser wie schäbiger Roadtrip. So, wie Fitzgerald durch die Verfilmung eines seiner Werke wieder berühmt wurde, ist auch der posthume Ruhm von Rudyard Kipling aufs Kino zurückzuführen: 1967 erschien der Disney-Film «Das Dschungelbuch» – und machte den vergessenen britischen Schriftsteller und Dichter schlagartig wieder weltberühmt. Allerdings war Kipling bereits zu Lebzeiten ein literarischer Star. 1907, mit gerade einmal 42 Jahren, erhielt er den Nobelpreis für Literatur; bis heute ist er der jüngste Preisträger geblieben. Zur Welt kam Kipling in Indien, das damals britische Kolonie war, und zwar am 30. Dezember 1865, also vor genau 150 Jahren. Als er fünf Jahre alt war, schickten ihn die Eltern zurück nach England, wo er eine standesgemässe Ausbildung absolvieren sollte. So bald er konnte – mit 16 –, kehrte Kipling aber nach Indi- en zurück. Dort begann er mit dem Schreiben. Seine Kurzgeschichten, die vorwiegend im anglo-indischen Milieu spielten, seine Abenteuererzählungen und vor allem seine Kinderbücher begründeten schliesslich seinen Welterfolg. Sein vielleicht bedeutendster Roman ist jetzt von Hanser in neuer Übersetzung frisch herausgebracht worden: «Kim» erzählt die Geschichte eines irischen Waisenkinds, das auf den Strassen Lahores aufwächst und dann durch ganz Indien zieht. Eine bessere Darstellung des kolonialen Indiens gibt es kaum. Sehr zu empfehlen sind auch «Die späten Erzählungen», die der FischerVerlag in einem Band vereint hat. Die kraftvollen Kurzgeschichten belegen eindrücklich, warum Kipling zu den Grossen der Literatur zählt. Ein Zeitgenosse von Kipling war der amerikanische Autor Henry James – dessen Todestag sich am 28. Februar 2016 zum 100. Mal jährt. Auch James fühlte sich schon früh zur Schriftstellerei hingezogen, und auch er schrieb über Menschen, die nicht dort sind, wo sie ursprünglich hingehörten: Viele seiner Figuren sind USAmerikanerinnen und -Amerikaner, die in Europa leben. Auch Henry James selber war ein solcher Expatriate, er lebte lang in Paris und starb schliesslich 72-jährig in Grossbritannien. Während er im angelsächsischen Raum zu den Grossen zählt, gilt es ihn bei uns immer noch zu entdecken. Das lässt sich hervorragend mit einigen Neuerscheinungen tun: Der Manesse-Verlag, der sich schon lang für das Werk des Amerikaners einsetzt, hat gerade dessen leichtfüssige Komödie «Die Europäer» in neuer Übersetzung veröffentlicht. Darin geht es um einen Reigen transatlantischer Beziehungen. Im gleichen Gewässer fischt James’ berühmtestes Werk «Porträt einer jungen Dame», neu erschienen bei Ars Vivendi: Eine attraktive US-Amerikanerin lernt in Europa einen britischen Snob kennen und lieben – und muss erkennen, dass sie sich in ihm geirrt hat. Wie immer zeichnet Henry James seine Figuren mit viel Tiefgang und psychologischem Verständnis. Ein Genuss! Das sind die Gewinner Die 24-h-Arztpraxis für zu Hause Neu kom komp petent, akt und s , günstig ch als d neller as W eb Dr. med. Dirk Nonhoff | Dr. med. Robert Koch Der kleine Schweizer Hausarzt Hardcover gebunden, mit Infografiken und Schnelldiagnose 176 Seiten, ISBN 978-3-85569-910-0 e Auch als E-Book erhältlich Der Knigge für die Arbeit – aktuell und mit viel Humor Neu In jeder Ausgabe von Books finden Sie einen Kreuzworträtsel-Wettbewerb; in dieser Ausgabe auf Seite 48. Zu gewinnen gibt es jeweils zehn Büchergutscheine im Wert von 20 bis 200 Franken. Beim letzten Wettbewerb – das Lösungswort lautete «Erzaehlperspektive» – wurden folgende drei Teilnehmende als Gewinner ausgelost: 1. Preis: Gabriela Spörri, Küsnacht 2. Preis: Horst-Dieter Schmitt, Allschwil 3. Preis: Luana Bocelli, Zürich Herzliche Gratulation! Die Gewinnerinnen und Gewinner der Preise 4 bis 10 werden schriftlich benachrichtigt. Christoph Stokar Der Schweizer Business-Knigge Klappenbroschur, mit vielen Illustrationen 224 Seiten, ISBN 978-3-85569-911-7 e Auch als E-Book erhältlich Ratgeber, auf die Sie sich verlassen können 10 | Interview Interview | 11 Books Nr. 4/2015 «Die Erfahrung war monumental» Den Basler Autor Claude Cueni kannte man früher vor allem als Autor historischer Romane. In seinem 2014 erschienenen autobiografischen Roman «Script Avenue» schlug er dann einen ganz neuen Ton an: Er schrieb schonungslos über sein Leben, seine schwere Krankheit und den Krebstod seiner Frau. Nun ist eine Art Fortsetzung dieses Bestsellers erschienen: «Pacific Avenue». Marius Leutenegger Wie verändert man sich, wenn man derart schwer erkrankt? Worin unterscheidet sich der Claude Cueni von heute am ehesten von jenem von vor der Krankheit? In allem. Mein Leben lang war ich topfit, jetzt bin ich mental und körperlich von der erfolgreichen Behandlung gezeichnet und kann viele Sachen nicht mehr machen: Ich kann nicht mehr schwimmen, Velo fahren oder ohne Handlauf Treppen steigen. Aber Treppensteigen war auch nie meine Kernkompetenz. Ich bin zufrieden mit meinem neuen Leben. Gewonnen habe ich Gelassenheit, wobei die Grenzen zwischen Gelassenheit und Gleichgültigkeit fliessend sind. Aber ich habe definitiv begriffen, wie schnell alles vorbei ist und wie belanglos das Meiste ist, das man im Leben tut. Ist diese Haltung von Dauer – oder wird wieder der Courant normal Einzug halten? Eine solche Erfahrung ist monumental. Das prägt sich ein wie ein Brandzeichen. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man als Gesunder über den Tod redet oder ob man wirklich davon ausgehen muss, dass es jetzt vorbei ist, dass man demnächst aufhört zu existieren. Man wird sich der eigenen Bedeutungslosigkeit bewusst. Haben Sie heute mehr oder weniger Angst vor dem Tod? Vor dem Totsein habe ich keine Angst, aber vor einem endlosen Sterben muss jeder vernünftige Mensch Angst haben. Ich pflegte meine krebskranke Frau bis zu ihrem Tod. Am Ende war sie froh, dass sie gehen konnte. Dass alle Krebskranken schmerzfrei sterben können, ist eine grosse Lüge der Palliativmediziner. 2010, ausgerechnet im Jahr Ihrer Knochenmarktransplantation, heirateten Sie ihre zweite Frau, die viel jüngere Philippinin Dina Ariba. Wie gelang Ihnen das? Ich bringe sie zum Lachen, aber fragen Sie Dina. Ich begegnete ihr in Hongkong. Wir hatten es einfach gut miteinander. Sie wollte nach Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses in die Schweiz kommen. Doch dann erkrankte ich aus heiterem Himmel an Leukämie und sagte ihr, dass es sinnlos sei, in die Schweiz zu fliegen, ich würde in den nächsten drei Monaten eh sterben. Sie sagte, dass man sich in der philippinischen Kultur nicht für Dinge Claude Cueni kam 1956 in Basel zur Welt. Er schrieb historische Romane, Thriller, Theaterstücke, Hörspiele und über 50 Drehbücher, etwa für «Tatort», «Eurocops», «Peter Strohm» und »Cobra 11«. Für Blackpencil kreierte er jahrelang Computergames, darunter den Welthit «Catch the Sperm». Sein historischer Roman «Das grosse Spiel» wurde bisher in 13 Sprachen übersetzt. Claude Cueni hat einen erwachsenen Sohn und lebt mit seiner zweiten Frau in Basel. interessiere, die vielleicht in drei Monaten geschehen – und nahm den nächsten Flieger nach Zürich. «Script Avenue» handelt von Ihrer Krankheit und der tödlichen Krebserkrankung Ihrer Frau. Warum geht man mit so unerfreulichen Themen an die Öffentlichkeit? Wieso nicht? Ich schreibe über Dinge, die ich verstehe, und teile Erfahrungen, die der Leser nicht oder noch nicht gemacht hat. Sehr viele Leserinnen und Leser haben sich für diese schonungslose Offenheit bedankt, einige schrieben, «Script Avenue» habe ihnen Mut gemacht, Mut, Schwierigkeiten zu überwinden und nie aufzugeben. In der «Script Avenue» gibt es manche sehr persönliche Passage, die mich auch eigenartig berührte – weil ich fand, das geht mich jetzt wirklich nichts an. Sind Sie ein Exhibitionist? Ich bin ein introvertierter Mensch, der Claude Cueni und Figuren aus seinen Büchern: «Ich freundete mich schon früh damit an, dass meine Welt im Kopf stattfindet.» © Sebastian Magnani, Zürich Books: Die Biografie auf Ihrer Website vermerkt zu 2009: «Erkrankung an Leukämie. 6 Monate Isolierstation. Chemos, Bestrahlungen, Hirnblutung, Koma, Lungenembolie, E-Coli in Gehirnflüssigkeit, Hirndruck, Trepanation des Schädels.» Und 2010 dann: «Knochenmark-Transplantation.» Wie geht es Ihnen heute? Claude Cueni: Gut, aber auf tiefem Niveau. Die Lunge hat sich auf einem Restvolumen von 40 Prozent stabilisiert. Die Leukämie und die Folgen der Knochenmarktransplantation habe ich nach sechs Jahren wider Erwarten überstanden. Als ich nach sechs Monaten Chemoinfusionen immer noch Leukämie hatte, verkaufte ich das Haus und verschenkte einen Grossteil meines Besitzes, mein Koffer war gepackt, ich war im GoodbyeModus. Und jetzt geht mein Leben in die Verlängerung, im Januar werde ich 60, niemand hat damit gerechnet. 12 | Interview © Julian Salinas «Ich denke, ein Leben war dann befriedigend, wenn man schwierige, aber lösbare Probleme gemeistert und das Leben anderer Menschen signifikant verbessert hat.» Claude Cueni mit seiner Frau Dina am Wohnort in Basel: «Wir hatten es einfach gut miteinander.» sechs Monate allein in einem Isolierzimmer lag und anschliessend infolge der Immunschwäche ein Robinsondasein fristete. Ich schluckte anfangs 25 Pillen pro Tag und war ziemlich benebelt. Ich schrieb «Script Avenue» wie in Trance und blendete anfangs aus, dass eines Tags andere Menschen diesen Text lesen werden. Einem gesunden Menschen wäre manches vielleicht peinlich, weil er weiterlebt. Aber wenn Sie sich mit dem baldigen Tod abgefunden haben, werden Sie demütig, bescheiden und gnadenlos ehrlich. Vor unserem Interview sagten Sie, Sie beantworteten jede Frage. Kennen Sie keine Scham? Oder gibt es Dinge, über die Sie doch nicht schreiben würden? Ich habe eine sehr enge Beziehung zu meinem Sohn. Er liest seit je alles, was ich schreibe. Bei der «Script Avenue» akzeptierte er viele Dinge, weil er dachte, das Schreiben hielte mich am Leben. Nur ein einziges Kapitel bat er mich ersatzlos zu streichen. Das habe ich dann auch gemacht. Mein Sohn ist mir wichtiger als alle meine Bücher zusammen. Worum ging es da? Ich wäre ein Lump, würde ich das jetzt erzählen! «Script Avenue» war sehr erfolgreich und erreichte Platz 4 auf der Schweizer Bestsellerliste. Was sprach Ihre Leserinnen und Leser derart an? Ich bekam nach dem Erscheinen des Buchs weit über 100 E-Mails, mehr als bei allen früheren Büchern zusammen. Der Interview | 13 Books Nr. 4/2015 Tenor war: Wir haben abwechselnd geweint und gelacht. Die meisten schrieben, die «Script Avenue» sei ein Buch, das sie ihr Leben lang nie vergessen würden. Und jetzt die «Pacific Avenue»! Ist das überhaupt eine Fortsetzung der «Script Avenue»? Für die Leserinnen und Leser der «Script Avenue» ist das neue Buch eine Fortsetzung, weil sie vertrauten Figuren wiederbegegnen. Aber man braucht die «Script Avenue» nicht gelesen zu haben, um die «Pacific Avenue» zu verstehen. Ich habe das beim Schreiben berücksichtigt. Der Kniff der «Pacific Avenue»: Ein Medikament, das Sie schlucken müssen, lässt Sie in eigenartigen Träumen versinken – Sie träumen sich auf das Schiff des Seefahrers Magellan und beschreiben dessen Reise um die Welt. Im Wachzustand planen Sie mit Ihrer Frau eine Reise auf die philippinische Insel Cebu, auf der Magellan den Tod fand. Schliesslich nähern Sie sich Cebu aus zwei Richtungen: Heute aus dem Westen, in der erträumten Vergangenheit aus dem Osten. Ist das einfach ein gutes Konzept, oder haben Medikamente Sie tatsächlich derart stark träumen lassen? Ursprünglich schrieb ich parallel an einem historischen Magellan-Roman und an einer Fortsetzung der «Script Avenue». Ich mache das oft so und weiss dann nach ungefähr 60 Seiten, welcher der beiden Romane das Rennen macht. Ich erhielt damals ein neues Medikament, im Roman nenne ich es Cellaris. Diese Pille hat laut Beipackzettel enorme Nebenwirkungen: abnormes Träumen, Halluzinationen. Ich war anfangs schockiert und dachte, jetzt kann ich meinen Beruf an den Nagel hängen. Doch weil ich die Nebenwirkungen nicht besiegen konnte, integrierte ich sie. So entstand ein Buch über einen Schriftsteller, der einen historischen Roman über Magellan schreibt und zu Recherchen auf die Philippinen fliegt. Und mit Cellaris einen unerwünschten Co-Autor hat. In der Realität hat Cellaris einen anderen Namen. Im Trailer zum Buch steht: «Ich wollte einen Roman über Magellan schreiben.» Dieser Strang ist neben den autobiografischen Passagen aber eher sekundär. Kommt der Magellan-Roman noch? Nein. Ich schreibe keine historischen Romane mehr. Was? Warum denn das? Im spanischen, italienischen und französischen Markt laufen historische Romane gut, im deutschsprachigen mittelmässig. Ich habe mit «Script Avenue» und «Pacific Avenue» meinen Stil gefunden. In diesem Stil schreibe ich auch meinen neuen Roman. Der ist aber weder autobiographisch noch historisch, es ist ein ganz anderes Genre. Weshalb geniessen historische Romane bei uns wenig Anerkennung? Das hat vielleicht mit der Literaturkritik zu tun. Man erhält mehr Applaus, wenn man 180 Seiten Betroffenheitsliteratur schreibt. Aufwändig recherchierte historische Wälzer gelten bestenfalls als intelligente Unterhaltung. Das hat mich früher geärgert. Ein Autor wie Gisbert Haefs, der unter anderem einen genialen Hannibal-Roman verfasste, müsste weltberühmt sein, er ist ein grossartiger Erzähler. Zum Glück orientieren sich die Leserinnen und Leser heute immer mehr an den Online-Kommentaren anderer Leser. Egal ob die Kommentare gut oder schlecht sind, sie geben einen zuverlässigeren Hinweis darauf, ob einem der Titel gefallen könnte oder nicht. Zurück zur «Pacific Avenue»: Man fragt sich beim Lesen ständig, was autobiografisch und was erfunden ist. Am Schluss wird einem diesbezüglich einiges, aber längst nicht alles klar. Wie viel Fiktion steckt im Buch? «Script Avenue» wurde auf dem Umschlag als autobiografischer Roman ausgewiesen, auf «Pacific Avenue» steht nur noch «Roman». Es gibt einen autobiographischen Strang, einen historischen Strang und noch einen dritten Strang, der von Cellaris diktiert wird. Das Buch ist derart prallvoll, das man den Eindruck gewinnt, hier brennt ein Autor an beiden Enden. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass die «Pacific Avenue» bereits ihr vierter dicke Roman seit 2013 ist. Warum diese Masse? Wäre ich gesund, könnte ich doppelt so viel schreiben. Ich bin kein elektrisches Schaukelpferd, das nur galoppiert, wenn der Staat eine Münze einwirft, ich galoppiere immer. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie ein weisses Blatt angestarrt. Früher schrieb ich nebenbei noch Drehbücher und entwickelte Computergames, ich arbeitete immer viel und gern. Früher hielt ich meine Produktivität für eine Zwangserkrankung, heute ist sie vielleicht eine Form der Verzweiflung. Wäre die Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers nicht limitiert, könnte ich 24 Stunden am Tag schreiben. Sie haben es schon erwähnt: Im Januar werden Sie 60 Jahre alt. Was bedeutet das für Sie? Im Kopf fühle ich mich immer noch wie 40, aber der Körper hat stark gelitten. Es braucht noch mehr Wille und Disziplin, um unter diesen Umständen zu schreiben. Aber mit Abschluss der «Script Avenue» habe ich alles beendet, was ich noch machen wollte, mein Sohn hat ein gutes Leben – ich spüre eine grosse Genugtuung. Ich denke, ein Leben war dann befriedigend, wenn man schwierige, aber lösbare Probleme gemeistert und das Leben anderer Menschen signifikant verbessert hat. Wir fragen in jeder Ausgabe einen Schriftsteller oder eine Schriftstellerin: «Warum schreiben Sie?» Was würden Sie antworten? Ich brauche keinen Grund, ich brauche keine günstigen Rahmenbedingungen, ich brauche keine staatliche Motivation, ich bin wie ein Wasserhahn, der ununterbrochen fliesst. Mein Problem ist, dass ich den Wasserhahn nicht abstellen kann. Schon als Bub hatte ich stets grosses Kino im Kopf, ich brauchte nie viele äussere Anreize, um mich wohl zu fühlen, meine Fantasie war stets ausreichend. Sie haben viel und viel Verschiedenes geschrieben – Filmdrehbücher, Psychothriller, historische Romane und Autobiografisches. Was machen Sie am liebsten? Grundsätzlich habe ich immer alles, was ich gemacht habe, gern gemacht. Aber am liebsten habe ich Romane geschrieben. Der Roman erscheint genau so, wie man ihn geschrieben hat. Weitere Romane von Claude Cueni Das Gold der Kelten (1998) 590 Seiten CHF 25.90 eBook: CHF 16.90 Lenos 58 vor Christus: Bei Genava trifft der junge Druidenlehrling Korisios auf Cäsar und tritt als Schreiber in dessen Dienste. Auf geheimnisvolle Weise scheint sein Schicksal mit Cäsars triumphalem Aufstieg verknüpft zu sein – doch eines Tages werden die beiden zu erbitterten Rivalen. Erster Teil der Trilogie über Geld und Liebe. Das grosse Spiel (2006) 447 Seiten CHF 14.90 eBook: CHF 11.90 Heyne Zweiter Teil der Trilogie über Geld und Liebe: die fesselnde Geschichte des Genies John Law, das für seine atemberaubende Idee des Papiergelds sein Leben und ein ganzes Land aufs Spiel setzte. Nummer 1 der Schweizer Bestsellerliste. Giganten (2015) 398 Seiten CHF 37.90 eBook: CHF 23.90 Wörterseh Pacific Avenue 432 Seiten CHF 37.90 eBook: CHF 27.90 Wörterseh Das Drama zweier Rivalen, die im Wettstreit um eine Frau zu Feinden werden. Der eine ist der kühl berechnende Visionär und Ingenieur Gustave Eiffel, der andere der Bildhauer Frédéric Bartholdi, der die Freiheitsstatue errichtete. Script Avenue (2014) 640 Seiten CHF 17.90 eBook: CHF 15.90 Heyne Aus der Perspektive seines Krankenlagers erinnert sich Claude Cueni an seine mehr als abenteuerliche Lebensgeschichte, die in einem von religiösem Wahn, sexuellen Zwängen und Gewalt geprägten Milieu im schweizerischen Jura beginnt. 14 | Buchtipps Im Schaufenster | 15 Books Nr. 4/2015 Der Beginn der Seltsamkeiten Salman Rushdie führt uns mit übersprudelnder Erzähllust durchs Zeitalter der Seltsamkeiten in den Krieg der Welten – jenen zwischen Dschinns und Menschen, Vernunft und Aberglauben. Benjamin Gygax Kleine Fluchten In der Stadt am Alpenrand wühlt der Föhn den See auf – und die Menschen. Auch Rea, Mutter zweier Kinder, wird an einem stürmischen Sommerwochenende davongetragen. Bei einer Bergpartie, welche die lang ersehnte Abwechslung in die Ehe mit ihrem Mann Peer bringen soll, lässt sie sich auf einen Fremden ein. Zur gleichen Zeit verfällt Peer einer flüchtigen Geliebten, die er Jahre zuvor in der virtuellen Realität schon einmal traf. Während die Eltern ihre kleinen Fluchten geniessen, kosten die Kinder von ungleich giftigeren Früchten. Urs Augstburger erzählt von kleinen Fluchten und grossen Konsequenzen, von heutigen Versuchungen und zeitlosen Sehnsüchten. Barbara Hagmann Blühender Lavendel Herbert Kull ist Buchhalter in einer Zürcher Privatbank. Er liebt Ordnung und Rituale; Ambitionen hat er weder hinsichtlich Karriere noch bezüglich zwischenmenschlicher Beziehungen. Einzig seiner Mutter, mit der er den Duft von Lavendel verbindet, trauert er nach. Als seine Schwestern ihn dazu drängen, gemeinsam ihre Kindheit aufzuarbeiten, werden Herbert Kulls Zwänge nur noch stärker. Die junge Assistentin Simone Allemann arbeitet Tür an Tür mit Herbert Kull. Sie interessiert sich nicht für den Buchhalter, denn sie ist vollauf mit ihrem Gefühlsleben beschäftigt. Die beiden verbindet absolut nichts, sie leben in verschiedenen Welten – bis es zu jener fatalen Begegnung kommt ... Brooke Davis Noch so eine Tatsache über die Welt Millie Bird führt Buch über alles, was auf der Welt verloren geht. Darauf, dass sie auch ihren Vater ins Buch eintragen muss, war sie nicht vorbereitet, und auch nicht darauf, dass ihre Mutter sie einfach im Kaufhaus stehen lässt. Karl ist aus dem Altersheim ins Kaufhaus abgehauen, wo er per Zufall auf Millie trifft. Und Agatha geht nicht mehr aus dem Haus, seit ihr Mann gestorben ist. Bis das kleine Mädchen von gegenüber allein zurückkommt. Brooke Davis erzählt von Verlust und Trauer – und zugleich von einem Abenteuer voll furiosem Witz: Wie drei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aufbrechen, um Millies Mutter zu suchen, und wie sie dabei zurück ins Leben und die Liebe finden. David Safier Das Geschlecht der Duniazát Mieses Karma hoch 2 Die Gelegenheitsschauspielerin Daisy Becker hat keine Ahnung, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Noch viel weniger weiss sie, was das Wort «Liebe» bedeutet. Und sie wird es in diesem Leben auch nicht mehr erfahren – denn sie gerät mit dem arroganten Hollywoodstar Marc Barton in einen tödlichen Autounfall. Daisy und Marc werden als Ameisen wiedergeboren und erfahren von Buddha, dass sie in ihrem Leben zu viel mieses Karma angesammelt haben. Was also tun? Gutes Karma sammeln, um wieder zu Menschen zu werden! Doch das ist nicht so einfach, wenn man einander die Schuld am Unfalltod gibt. Und noch viel schwerer wird es, wenn man sich ineinander verliebt ... 400 Seiten 240 Seiten 280 Seiten 320 Seiten CHF 29.90 CHF 35.90 CHF 27.90 CHF 27.90 eBook: CHF 25.90 eBook: CHF 16.90 eBook: CHF 17.00 eBook: CHF 19.00 Klett-Cotta Riverfield Antje Kunstmann Kindler ISBN 978-3-608-98023-3 ISBN 978-3-9524463-7-9 ISBN 978-3-95614-053-2 ISBN 978-3-463-40623-7 Worum geht es in diesem Sammelsurium überschäumender Ideen? Das ist nicht ganz einfach zu beschreiben. Salman Rushdie beginnt mit dem maurischen Arzt und Philosophen Averroës, auch Ibn Rushd genannt. Er vertrat im 12. Jahrhundert die Ansicht, dass nur die Logik Menschen zum Glück verhelfen könne. Darüber fiel er in Ungnade. Diese historisch belegte Person lässt Rushdie eine Beziehung mit einer Zauber-Prinzessin eingehen. Die Dschinnya namens Dunia schlüpfte durch einen Schlitz in die Welt der Menschen. «In den folgenden zwei Jahren, acht Monaten und achtundzwanzig Tagen und Nächten wurde sie drei Mal schwanger und gebar jedes Mal eine Vielzahl von Kindern ...» Diese bilden das Geschlecht der Duniazát, die von nun an die Welt bevölkern und dem viele weitere Figuren des Romans angehören. © Porträt: David Shankbone Urs Augstburger Schon lang ein heisser Anwärter auf einen Literaturnobelpreis: der indisch-britische Autor Salman Rushdie. «Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte» nennt Salman Rushdie sein neustes Werk. Wer sich über diesen etwas sperrigen Titel wundert, kann die genannte Dauer in Tage umrechnen. Das Ergebnis ist 1001. Und mit diesem Bezug zur weltberühmten Märchensammlung wird klar: Der Autor, der schon lang als heisser Anwärter auf den Literaturnobelpreis gilt, bleibt auch in seinem zwölften Roman dem magischen Realismus treu. Er präsentiert seinen Leserinnen und Lesern in einem wilden Ritt durch mehrere Jahrhunderte Motive aus orientalischen Märchen, hinduistische Götter, Comic-Helden, amerikanische Politik, europäischen Surrealismus und den Krieg der Welten. Seitenweise ist das alles so wie der Titel – etwas sperrig, meist aber ebenso kurzweilig wie geistreich. Apokalypse in New York Eine davon ist der in Mumbai geborene Hieronymus Manezes, genannt Mr. Geronimo. Er lebt als Gärtner in New York, als die Stadt von einem Unwetter mit apokalyptischen Ausmassen heimgesucht wird. Mr. Geronimo wird vom Blitz getroffen und erwacht anderntags in einer kafkaesken Szene: «Die Struktur der abgeschliffenen Holzdielen seines Schlafzimmerbodens war ihm vertraut, doch aus irgendeinem Grund spürte er sie an diesem Mittwochmorgen nicht.» Seine Füsse berühren den Boden nicht mehr. Damit beginnen die Seltsamkeiten, die in einen epischen Kampf der Welten, zwischen Menschen und Dschinns, zwischen Vernunft und Aberglauben führen – und in dem der bisher unauffällige Gärtner Mr. Geronimo eine wichtige Rolle spielt. Die gezähmten Träume Viele der Bilder und Ereignisse, die sich der Autor ausgedacht hat, können als Kommentar zum Weltgeschehen gelesen werden, in dem der Aberglaube oft blutig gegen die Vernunft wütet. Als Leser ist man beeindruckt von Salman Rushdies Beharrlichkeit, mit der er auch nach 26 Jahren existenzieller Bedrohung durch die Fatwa Ayatollah Khomeinis gegen religiösen Extremismus anschreibt – und mit welcher Offenheit! Das Zeitalter nach dem Sieg der Vernunft beschreibt er als eine Welt, «in der wir vom Träumen träumen würden, wenn wir träumen könnten ... Das ist der Preis, den wir für Frieden, Wohlstand, Toleranz, Verständnis, Weisheit, Güte und Wahrheit zahlen: dass die Wildheit in uns, die der Schlaf früher freisetzte, gezähmt und das Dunkel in uns, welches das Theater der Nacht betrieben hat, besänftigt worden ist.» Ausdrucksstarke Bilder Rushdie sagte kürzlich in einem Interview: «Ich wünschte mir schon, dass die Leute mein Werk nicht nur durch die politische Linse wahrnehmen würden. Nach der Fatwa sehen die Menschen in mir den politischen Autor. Nicht den Schriftsteller.» Als Schriftsteller hat er mit seinem jüngsten Werk nicht alle überzeugt. Der Rezensent der FAZ nennt es «literarisches Allotria». Doch Salman Rushdie hat auch Bilder gezeichnet, die sich in die Erinnerung einbrennen: jenes vom geerdeten Mr. Geronimo, der nun wie durch magnetische Abstossung schwebt; das Baby, das nach dem Sturm plötzlich auf dem Schreibtisch der Bürgermeisterin liegt und das alle Lügner, Betrüger und Korrupten in seiner Umgebung mit lepröser Fäulnis zeichnet; der Bonvivant und Ehefrauenverführer, der verhext wird und fortan trotz DreitausendDollar-Anzügen und seifigem Charme keine Frau mehr bezirzen kann, sich dafür aber schmerzhaft in jedes weibliche Wesen verliebt, das seine Wege kreuzt. Solche Kleinode gibt es in «Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte» einige zu entdecken. Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte 384 Seiten CHF 28.90 eBook: CHF 19.90 Bertelsmann 16 | Sachbücher Viele Sachbücher sind wahre Thriller: Sie packen hochinteressante Themen auf mitreissende Art zwischen zwei Buchdeckel. Die Mitglieder der Redaktion von Books haben einige der interessantesten Sachbuch-Neuerscheinungen herausgepickt. Und empfehlen diese jetzt einander – und erst recht Ihnen. Erik Brühlmann, Jonas Bühler, Markus Ganz, Benjamin Gygax und Marius Leutenegger Stephan Schmitz © illustration: stephan schmitz über Detailaspekte nähern kann. Zwei Thesen dominieren das Buch. Zum einen: Getötet wurde und wird vor allem hochritualisiert in offiziellem Auftrag. Spontan denkt man beim Begriff Töten vielleicht an Mörder, die hinter dunklen Ecken lauern, in Wahrheit sorgten der Scharfrichter und der Kriegsherr aber fast immer für viel mehr Tote als die Kriminellen. Töten war stets die radikalste Form der Machtausübung. Zum anderen: Staatliches Töten ist seit jeher stark mit Religion verknüpft. «Der religiöse Einfluss beschränkte sich keineswegs auf die Sorge um das Seelenheil der Verurteilten, sondern prägte Gesetzgebung, Ausgestaltung des Hinrichtungsrituals und dessen Legitimierung», hält Schuster fest. Dass Religion und Gewalt noch heute Geschwister sind, zeigt uns der Blick in die Zeitung täglich. Dort begegnen wir nicht nur den abstossenden Praktiken des «Islamischen Staats», sondern zum Beispiel auch der Haltung christ- licher Fundamentalisten in den USA, welche die Todesstrafe so vehement wie widersprüchlich befürworten. Warum sie das tun, ist mir nach der Lektüre dieses interessanten Werks etwas klarer. Aber Achtung: Zuweilen sind die exakten Beschreibungen der Tötungsarten und der Martern, denen Menschen unterzogen wurden, mehr als grausig. Ich empfehle euch dieses Buch trotzdem, weil es uns viel lehrt über den Menschen. Und warum sind wir Journalisten, wenn nicht deshalb, weil uns der Mensch interessiert? «Kurz und gut: Wenn ihr, liebe Kollegen, demnächst ein bisschen Zeit erübrigen könnt, ist dieses Buch auf jeden Fall ein paar Stunden eures Lebens wert.» Herzlichst Marius Verbrecher, Opfer, Heilige – Eine Geschichte des Tötens Peter Schuster 416 Seiten CHF 35.90 eBook: CHF 30.90 Klett-Cotta Liebe Kollegen Ich muss sagen: Die Kombination von deinem Buch, Marius, und meinem verleitet zum Kalauern. Phrasen wie «Die Zeit ist abgelaufen», «hat das Zeitliche gesegnet» oder, wenn ihr mir das Englische nachseht, «doing time» leiten von der Geschichte des Tötens doch wunderbar zur «Geschichte» der Zeit. Nie hat man genug von dieser Zeit – ausser, man ist gelangweilt. Dann hat man plötzlich viel zu viel davon. Sie rinnt uns durch die Hände, während wir älter werden, und doch heilt sie Wunden. Ihr seht, die Zeit ist ein Phänomen. Und genau dieses versucht Rüdiger Safranski in seinem Buch «Zeit. Was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen» zu ergründen. Eine wahre Herkules-Aufgabe, die Safranski mit der feinen, präzise geführten Klinge eines Philosophen angeht. Das Schöne dabei ist, dass auch Normalsterbliche, die weder ein Physik- noch ein Philosophiestudium absolviert haben, Safranskis Zeitfaden folgen können. Natürlich muss man den Kopf bei der Sache haben, wenn der Autor darlegt, wie man Zeit intensiv erlebt, wenn man sich langweilt; weshalb der sich bewegende Zeiger nichts anderes ist als der menschliche Versuch, Zeit sichtbar zu machen; wie die Zeit vergesellschaftet und so zum wertvollen Gut wurde. Während man fasziniert Seite um Seite umblättert, merkt man gar nicht, wie die Sekunden verrinnen und es plötzlich Zeit für den Znacht ist. Kurz und gut: Wenn ihr, liebe Kollegen, demnächst ein bisschen Zeit erübrigen könnt, ist dieses Buch auf jeden Fall ein paar Stunden eures Lebens wert. © illustration: stephan schmitz Zur Sache! Liebe Kollegen Zu Beginn gehe ich gleich mal in die Vollen: Mit «Verbrecher, Opfer, Heilige» legt uns der Historiker Peter Schuster «Eine Geschichte des Tötens» vor. Der Untertitel stimmt allerdings nicht ganz, denn der Autor beschränkt sich auf einen kleinen Ausschnitt dieser Geschichte – auf jenen, mit dem er sich besonders gut auskennt: Schuster ist Professor für die Geschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Das Buch behandelt vor allem die Zeit zwischen den Epochen, das 16. Jahrhundert, das von einer besonderen Brutalität und aussergewöhnlich hohen Tötungsziffern geprägt war. Auch geografisch holt Schuster nicht sehr weit aus, er beleuchtet schwergewichtig den deutschsprachigen Raum. Das bekommt dem komplexen Thema aber gut; denn das Töten ist eine so monumentale, endgültige und gravierende Sache, dass man es in seiner Gesamtheit kaum erfassen und sich ihm eigentlich nur SachBücher | 17 Books Nr. 4/2015 En Gruess Erik Zeit. Was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen Rüdiger Safranski 272 Seiten CHF 35.90 eBook: CHF 27.90 Hanser Liebe Kollegen Um mit den unsterblichen Monty Phython zu sprechen: «And now for something completely different» – nach zwei Mal schwerer Kost habe ich jetzt mal reinste Unterhaltung für euch. Ich höre den anspruchsvollen Benjamin schon seufzen angesichts meiner Empfehlung, ABER: Ich bin sicher, auch dir könnte dieses Lölizeugs irgendwie Spass machen. Es handelt sich dabei um Bücher, die momentan ziemlich en vogue sind und in ganz verschiedenen Formen erscheinen. Ihren Witz verdanken sie einem simplen Kniff: Sie zeigen Infografiken zu fiktiven Statistiken – und lösen damit den «Genau-So-Ist-Es!»-Effekt aus. Etwa, wenn es ums Thema Fax geht: Der Balken bei «Wie oft ich ein Fax bekomme» ist klitzeklein, jener bei «Wie oft ich ein Fax sende» immerhin mickrig – und der Dritte bei «Wie oft ich versehentlich die Faxnummer anrufe» riesig. Stimmt haargenau! Ich weiss noch, wie lang ich versuchte, den Fax meines neuen Superdruckers zu installieren. Und kein Schwein hat mir je etwas gefaxt. Lustig ist auch die Grafik, die deutlich «30 %» zeigt – und in der Legende darunter steht, genau ein Viertel aller Grafiken enthielte Fehler. Aus dem grossen Angebot solcher Bücher zupfe ich jetzt einmal zwei heraus. «Was wir tun, wenn der Chef reinkommt» der deutschen Bloggerin Katja Berlin (www.graphitti-blog.de) – und «Truth Facts 2» von Mikael Wulff und Anders Morgenthaler. Das erste Büchlein ist lustiger, das zweite schöner. Beide eignen sich zum Blättern während einer kurzen Fahrt im Tram oder beim Warten auf dasselbe. Und beide eignen sich natürlich als Geschenk. Aber keine Angst – ihr kriegt von mir etwas anderes zu Weihnachten, denn die Bücher stehen ja schon bei uns im Büro im Gestell. Zupacken! Herzlichst Marius Was wir tun, wenn der Chef reinkommt Katja Berlin 192 Seiten CHF 14.90 eBook: CHF 11.90 Heyne Truth Facts 2 Mikael Wulff, Anders Morgenthaler 144 Seiten CHF 13.90 Kein & Aber SachBücher | 19 Books Nr. 4/2015 aber Henry Werners Erkenntnis, dass trotz allen technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen «das heutige körperlose Geld wiederum dem allerersten Geld der Sumerer gleicht». Die Priester und Tempel, die einst als Hüter des Geldes wirkten, sind im Lauf der Zeit weggefallen. Werner: «Zurück ist das Geld als reines Zeichen, ohne physisch in Erscheinung treten zu müssen. Zurück ist das Geld als Mass aller Dinge.» «Ich sehe schon, diesmal dreht sich hier alles um die ganz grossen Fragen rund um das Leben, das Universum und den ganzen Rest.» Mit grosszügigen Grüssen Markus © illustration: stephan schmitz Geschichte des Geldes Grüezi miteinander Also Marius, ich bin ja froh, dass die Themen nach deinem happigen Einstieg inzwischen etwas entschärft wurden. Keine Angst, deine «Truth Facts» gefallen mir ausgezeichnet, und deshalb schiebe ich jetzt gleich noch ein Buch mit humorvollen Infografiken nach. Doch bevor ich beginne, werfe ich nur mal so einen Gedanken in die Runde: Wenn ein Sachbuch ein Buch ist, das sachlich über ein Thema informiert, dann wäre «Total alles über die Schweiz» keins. War euch das jetzt zu verdreht? Was ich sagen wollte: In Susann Sitzlers Buch geht es nicht nüchtern sachlich, sondern äusserst vergnügt zur Sache. Ihr fragt mich jetzt vielleicht: «Die ganze Schweiz in einem Buch – und dazu auch noch auf nur gerade 128 Seiten?» Tatsächlich klingt das doch etwas vermessen. Immerhin ist das Statistische Jahrbuch der Schweiz 608 Seiten stark, und alle Telefonbücher des Lands zusammen belegen sicher einen Laufmeter im Regal. Aber bei «Total alles über die Schweiz» geht es ja auch nicht um Vollständigkeit, sondern um das Wesentliche – also die Essenz. Und wie es sich für eine solche gehört, ist sie schön eingekocht, konzentriert und kräftig im Geschmack. Jede Information in diesem bunten Buch ist in witzigen Infografiken so zugespitzt, dass sie sicher hängen bleibt. Was macht also die Schweiz aus? Natürlich ihre Einwohnerschaft. Die Autorin zeigt auf, woher sie kommt, wohin sie geht, wie sie am häufigsten heisst und wer viel oder wenig verdient. Damit man sich in einem Land zurechtfindet, muss man sich aber auch mit den wichtigsten Kraftausdrücken auskennen. Susann Sitzler hat sie verständlich erklärt und fein säuberlich sortiert, von harmlos bis richtig kräftig. Und die Autorin zeigt die Entstehung der Schweiz ebenso verständlich wie die Entstehung eines Gesetzes oder einer knusprigen Rösti. In diesem Buch kann man ausgezeichnet blättern, da oder dort verweilen und über dieses oder jenes schmunzeln. Wer es von vorn bis hinten durchliest, ist tatsächlich ziemlich gut auf Ferien oder das Leben in der Schweiz vorbereitet. Erwartet ihr also mal Besuch aus dem Ausland – mit diesem Buch geht’s schnell zur Sache. Euer Benjamin Total alles über die Schweiz Susann Sitzler 128 Seiten CHF 29.90 Folio Liebe Kollegen Ihr mögt euch fragen, was ein Buch mit dem Titel «Geschichte des Geldes» euch bringen kann. Marius wusste bestimmt schon vor der Lektüre von «Verbrecher, Opfer, Heilige – Eine Geschichte des Tötens», dass bis heute auch oft wegen Geld getötet wird. Erik kannte sicherlich bereits vor dem Lesen des Buchs «Zeit. Was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen» die Redensart, dass Zeit Geld ist. Und Benjamin musste nicht «Total alles über die Schweiz» lesen, um über die herausragende Bedeutung des Finanzwesens in unserem Land informiert zu werden. Wir alle benützen in unserem Alltag ganz selbstverständlich Geld. Wir sagen, dass Geld nicht glücklich macht – und wollen doch stets mehr davon. Denn wir wissen: «Geld regiert die Welt». Aber, Hand aufs Herz, könntet ihr mir konkret sagen, was Geld ist? Um dies beantworten zu können, empfiehlt sich der Blick zurück. Henry Werner ermöglicht uns dies mit seinem Buch «Geschichte des Geldes», dessen Lektüre wohl nicht so vergnüglich wie «Total alles über die Schweiz», aber nicht minder spannend ist. Der Wirtschaftshistoriker erzählt die Entwicklung von den Anfängen bei den Sumerern im 3. Jahrtausend vor Christus über das Geld im Mittelalter bis zu den digitalen Währungen von heute. Gleichzeitig beschreibt er, wie sich dieser Wandel ökonomisch, gesellschaftlich und kulturell ausgewirkt hat. Die Erklärung und Einschätzung von innovativen elektronischen Parallelwährungen wie Bitcoins ist etwas knapp ausgefallen. Erstaunlich ist Henry Werner 208 Seiten CHF 28.90 Palm Hallo zusammen Ein philosophisches Werk über die Zeit und eine historische Betrachtung über das Geld – man könnte denken, mehr braucht es nicht, um unsere Gesellschaft zu beschreiben. Doch will man sie genau kartografieren und berechnen, kommt man um eines nicht herum: die Mathematik – genauer: die Algorithmen! Keine Angst, Freunde, ich pauke euch jetzt keine komplizierten Formeln oder unverständliche Beweise rein, denn ich hatte in der Mathematik einen Fensterplatz. Trotzdem möchte ich euch «Planet der Algorithmen – Ein Reiseführer» sehr ans Herz legen. Wie der Titel schon andeutet, richtet sich das Buch zum Glück nicht an Universalgenies, sondern viel eher an Mathematik-Touristen. Der Mathematik-Professor Sebastian Stiller erweist sich dabei als rücksichtsvoller Reiseführer. «Planet der Algorithmen» nähert sich in einfachen Schritten den Phänomenen jener uralten Denkweise, der wir nicht nur unsere moderne Technologie zu verdanken haben. Kein einziges Mal kommt in diesem Buch eine mathematische Formel vor. Das ist auch nicht nötig. Algorithmen sind im Grunde nichts anderes als Lösungsansätze für komplexe Probleme oder logische Denksysteme. Schon wer ein Büchergestell einräumt, geht dabei im besseren Fall algorithmisch vor – sonst würden wir in unserem Büchergestell im Büro gar nichts mehr finden. Genau darin liegt die Stärke dieses Buchs: Stiller entführt uns nicht in unerreichbare mathematische Höhen, sondern führt uns anhand von Alltagsbeschreibungen bequem quer durch den Planeten der Algorithmen. Er nimmt uns die Angst vor Maschinen, die selber denken können, und verweist immer wieder auf die Grenzen des mathematisch Möglichen. Für Spezialisten sind die Touren in diesem Reiseführer wohl eine Unterforderung, aber für mich – und wohl für die meisten von uns – bie- tet er eine äusserst aufschlussreiche Einführung in eine Logik, die unsere Welt genauso prägt wie das Geld oder die Zeit. Gruss Jonas Planet der Algorithmen – Ein Reiseführer Sebastian Stiller 256 Seiten CHF 22.90 eBook: CHF 14.90 Knaus Liebe Bücherfreunde Ich sehe schon, diesmal dreht sich hier alles um die ganz grossen Fragen rund um das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Ich kontere daher mit Leo Bormans; der Philosoph und Journalist aus Belgien ist ein Spezialist für solche Fragen. In den letzten Jahren sorgte er mit zwei Buchprojekten für internationales Aufsehen: Er nahm sich jeweils eines universellen Begriffs an – einmal Glück, einmal Liebe – und bat 100 Wissenschaftler rund um den Globus, ihre Erkenntnisse dazu in einem ultrakurzen und eingängigen Aufsatz zusammenzufassen. Die Textsammlungen geben einen bunten Eindruck davon, was Glück und Liebe in verschiedenen Weltregionen bedeuten und was man © illustration: stephan schmitz 18 | Sachbücher Diesmal betont sachlich: das Books-Redaktionsteam, bestehend aus den aufgeweckten Feldforschern (v. l.) Marius Leutenegger, Jonas Bühler, Erik Brühlmann, Markus Ganz und Benjamin Gygax. konkret darüber weiss. Nun hat Bormans nachgelegt – mit einem Begriff, der auf den ersten Blick etwas weniger gewichtig wirkt: Hoffnung. Tatsächlich aber ist die Hoffnung für uns so fundamental, wie es Liebe und Glück sind. Das merkt man beim Lesen der wie gewohnt prägnanten und leicht verständlichen Texte schnell. Hoffnung ist die Triebfeder von fast allem und prägt unsere Entscheidungen grundlegend, ohne sie gibt es kein lebenswertes Leben. Entsprechend viel – und das war für mich eher überraschend – wird denn auch rund um den Begriff geforscht. Warum sind hoffnungsvolle Menschen erfolgreicher, und wie können Pessimisten sich Hoffnung bis zu einem gewissen Mass antrainieren? Wie verändert Hoffnung die Lebensqualität von Krebskranken? Wie hoffnungsvoll müssen wir Ziele definieren, damit wir langfristig zufrieden bleiben? In diesem Buch geht es also wirklich ums Ganze. Der Begriff «Hoffnung» ist aber eindeutig sperriger und weniger plakativ, als es «Glück» und «Liebe» waren. Dieses interessante Buch voller Sätze, an die man sich später plötzlich wieder erinnern wird, braucht also etwas hoffnungsvollen Anschub – den ich hiermit gegeben hätte! Herzlichst Marius Hoffnung. The World Book of Hope Leo Bormans (Hg.) 352 Seiten CHF 36.90 Dumont Sachbücher | 21 Books Nr. 4/2015 Liebe Kollegen Glück, Liebe, Hoffnung – da sind wir nun bei den grossen Gefühlen angelangt. Ich finde, in diese Familie gehört noch ein anderes, obwohl es sich nicht um ein Geschwister der genannten handelt, sondern eher um eine Art schrägen Onkel. Ich meine den Humor. Da ihr alle einem träfen Spruch oder einem guten Witz nicht abgeneigt seid, werdet ihr sicher euren Spass haben an «Kennen Sie den schon?» von Jim Holt. Der amerikanische Autor und Essayist schrieb seine Abhandlung über die Geschichte und Philosophie des Witzes ursprünglich für die Zeitschrift «New Yorker», jetzt ist sie als 140-seitiges Büchlein erschienen. Ich höre euch bereits einwenden, dass es für den Humor nichts Schlimmeres gibt als eine zerredete Pointe oder einen Witz, den man erklären muss. Oder wie der Cartoonist Saul Steinberg sagte: «Der Versuch, Humor zu definieren, ist eine der Definitionen von Humor.» Aber keine Angst, der Autor ist ein unterhaltsamer Erzähler. Trotzdem steht das Büchlein der «Geschichte des Geldes» in punkto Seriosität in nichts nach. Holt trägt Informationen zur Entwicklung von Witzen und ihrer Deutung zusammen und belegt zum Beispiel, dass «niemand je einen Witz zum ersten Mal erzählt hat», sondern dass sich viele Witze in Varianten bis in die Antike zurückverfolgen lassen. Manches wird mit Beispiel-Witzen verdeutlicht oder klingt selber schon anekdotisch. Zum Beispiel die Lebensbeschreibung von Poggio Bracciolini aus dem Abschnitt über die Geschichte des Witzes. Jener päpstliche Sekretär schrieb 1451 mit seiner deftigen Witzesamm- lung «Facetiae» einen Bestseller. Auch der Abschnitt über Gershon Legman, einen autodidaktischen Gelehrten des unanständigen Witzes, klingt nach dem Drehbuch für einen Woody-Allen-Film. Dieser machte sich über die «Pisserationen» der «Kakademiker» lustig und fand, dass «Witze der Schlüssel zu den eigenen Neurosen und Zwängen des Witze-Erzählers sind und seine Schuldgefühle darüber verraten». Damit wären wir beim Kapitel über die Philosophie angelangt. Jim Holt schreibt: «Zunächst gilt die Grundregel: Je interessanter x ist, desto langweiliger neigt die Philosophie von x zu sein und umgekehrt.» Sein Beleg dafür: Kunst sei interessant, die Philosophie der Ästhetik dagegen meist langweilig, während Recht langweilig, Rechtsphilosophie dagegen ziemlich interessant sei. Heisst das, die Philosophie des interessanten Witzes sei dröge? Hier widerspricht sich Holt offensichtlich selber – denn er kann der psychologischen und philosophischen Erörterung des Witzes doch viel Interessantes abringen. findet in diesem nächtlichen Sammelsurium etwas von Interesse. Religion, Biologie, Astrologie, Moral, Physik – alles wird angesprochen. In die Tiefe kann das zwar nicht gehen, aber als Einstieg in die «dunkle Materie» macht das Buch wahrlich keine schlechte Figur. Wer Lust hat auf eine nächtliche Tour de Force, ist mit diesem Buch gut bedient, denn es finden sich viele Wissensperlen, die es wert sind, aufgelesen zu werden. Liebe Grüsse Erik Durch die Nacht. Eine Naturgeschichte der Dunkelheit Ernst Peter Fischer 239 Seiten CHF 33.90 eBook: CHF 23.90 Siedler Grinsend grüsst Benjamin Kennen Sie den schon? Geschichte und Philosophie des Witzes Jim Holt 144 Seiten CHF 17.90 eBook: CHF 11.00 Rowohlt Liebe Leute Mit einem ähnlichen Konzept wie meine erste Empfehlung, «Zeit», ist Ernst Peter Fischer mit seinem Buch «Durch die Nacht» unterwegs. Der Wissenschaftspublizist, der bereits für «Focus» und «Die Welt» tätig war, lässt einen wahren Rundumschlag zu den Themen «Nacht» und «Dunkelheit» auf die neugierige Leserschaft los. Das nennt man dann wohl literarisches Powershopping: Man wird durch die Abteilungen des nächtlichen Supermarkts geführt und bekommt seinen Einkaufswagen mit möglichst vielen nächtlichen Aspekten vollgepackt. Klar, dass die dafür zur Verfügung stehenden knapp 250 Seiten hinten und vorn nicht reichen, was Fischer auch ganz offen des Öfteren bedauert – nach dem Motto: «... könnte man weiterverfolgen, tu ich aber nicht.» Wirklich jeder Liebe Lesegenossen Sodeli – jetzt ist allmählich aber gut mit Sachbüchern. Ich mag diese zwar sehr, aber selbstverständlich geht nichts über die Literatur, die schöne und wahre. Gern baue ich euch daher zum Ende unseres EMail-Austauschs eine Brücke von der Insel der Sachbücher zurück auf den Kontinent der literarischen Werke. Wir alle mögen ja nicht nur Geschichten, sondern auch Geschichte; Erik und Benjamin haben diese sogar studiert. Ein Buch, das beides in geradezu idealer Weise zusammenbringt – Historie und Erzählungen –, ist «Eine Weltgeschichte in 33 Romanen». Herausgeber Markus Gasser hat dafür längere Ausschnitte aus weltberühmten literarischen Werken ausgewählt, die zusammen einen ziemlich guten Eindruck von der Entwicklung der Menschheit vermitteln. Das Buch bietet also exakt das, was sein Titel verspricht. Umberto Eco erzählt aus dem vorchristlichen Jerusalem, Thomas Mann aus dem Ägypten der Pharaonen, Thornton Wilder von Cäsars Rom, Mark Twain von Jeanne d’Arc oder John Le Carré von der Berliner Mauer. Die Ausschnitte sind wirklich klug gewählt – und das Konzept ermöglicht uns Lesenden, quasi en passant gleich noch ein paar wichtige Autorinnen und Autoren kennenzulernen, von denen man vielleicht noch nie etwas gelesen hat. Und schwupps – sind wir wieder bei der Literatur angekommen. Der wahren und schönen! Herzlichst Marius Eine Weltgeschichte in 33 Romanen Markus Gasser (Hg.) 304 Seiten CHF 28.90 eBook: CHF 22.90 Hanser Weniger trinken? Mehr Sport machen? Rausgehen, wenn die Sonne scheint? Einen Scheiß muss ich! Das neue B uch von Y TOMMD JAU www.einen-scheiß-muss-ich.de 320 Seiten, durchgehend farbig, 16,99 € (D), auch als E-Book erhältlich. 20 | SachBücher 22 | BUCHTIPPS EBOOKS | 23 Books Nr. 4/2015 Power-Books Nutzen Sie Ihre Energie für Fitnessübungen statt fürs Bücherschleppen: Neu erschienene eBooks zu den Themen Wohlbefinden und Gesundheit geben Ihnen Anregungen für einen ausgeglichenen Lebensstil. Benjamin Gygax Dominique Anne Schuetz Susanna Grogg Sandra Gatti-Müller Clare Clark 1888 macht sich der Schweizer Buchhalter Ferdinand Ulrich nach Amerika auf, um seinen Horizont zu erweitern. Auch den Geigenbauer und Musiker Aloysius Brandl aus München zieht es in die Neue Welt, weil er berühmt werden will. Der Zufall verschlägt die beiden in eine verrückte kleine Stadt in Kansas. Die ehrgeizige Boomtown hat Grosses vor, aber es kommt alles ganz anders als erwartet. Die Magd Magdalena Hirschi möchte eine Familie gründen. Doch Anfang des 19. Jahrhunderts stellen sich jungen Leuten aus einfachen Verhältnissen viele Hürden in den Weg. Obwohl dank Napoleon ein frischer Wind weht – sogar bis nach Bern –, regiert das Ancien Régime uneingeschränkt weiter. Kirche und Staat halten die Menschen im Griff. Im Mai 1906 wurde die 21-jährige Anna Müller in einem Wäldchen im Zürcher Weinland auf bestialische Art ermordet. Das ungeklärte Verbrechen liegt bis heute wie ein Schatten über der Region; der Tatort heisst seither «Mörderhölzli». «Am Ende jener Tage» handelt vom Glanz und Glamour einer grossen Dynastie und dem Ende einer Epoche. Die Melvilles gehören zu den angesehensten Adelsfamilien Englands. Ihre legendären Feste sind schillernd und luxuriös, ihr Selbstbewusstsein ist so unerschütterlich wie das Gemäuer ihres Schlosses. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, verändert sich für die Mitglieder der Familie Melville alles. Von einem, der auszog, die Welt zu verschieben Mit Tempo, Witz und Tiefgang wird eine unglaubliche Begebenheit erzählt, die sich tatsächlich so zutrug. Geschickt bevölkert die Autorin ihre Geschichte mit liebenswerten, schrägen und auch tragischen Figuren, die ihre Bestimmung, die Liebe und die wahre Musik suchen. Heimatlos in der Heimat Der Kirchenbau in Albligen, der Heimatgemeinde von Magdalena, wird von der Obrigkeit minutiös geplant. Was aber ist mit ihrem Leben? Hat neben der Arbeit auch ein wenig Glück Platz? Wird sie ihre Kinder behalten dürfen oder droht ihnen das Schicksal von Verdingkindern? Die wahre und bewegende Geschichte einer Frau auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft. Mörderhölzli Schon als Kind fragte Sandra GattiMüller ihre Grossmutter, woher der Name des Wäldchens komme. Jahre später stöberte sie die alten Polizeiakten auf und fand heraus, dass das Opfer ihre Urgrosstante war. Mit akribischen Recherchen erweckte sie darauf die damaligen Ereignisse wieder zum Leben. In «Mörderhölzli» verwebt die Autorin Sachbuch, Krimi und Historie zu einem fesselnden Werk – und es bleiben am Schluss kaum mehr Zweifel, wer den Mord beging. Am Ende jener Tage Clare Clark, geboren 1967 in London, studierte Geschichte am Trinity College in Cambridge. Sie arbeitete einige Jahre in den USA und lebt heute wieder in London. Vor «Am Ende jener Tage» schrieb sie bereits die historischen Romane «Der Vermesser», «Der Apotheker» und «Die französische Braut». 280 Seiten 192 Seiten 271 Seiten 544 Seiten CHF 31.90 CHF 31.90 CHF 36.90 CHF 23.90 Europa Blaukreuz Bern WOA eBook: CHF 15.90 ISBN 978-3-906272-36-8 ISBN 978-3-85580-504-4 ISBN 978-3-9524265-3-1 Atlantik ISBN 978-3-455-65072-3 Books widmet sich in dieser Ausgabe mit grossen Beiträgen den Sach- und Kochbüchern. Und wie liessen sich diese beiden Themen besser verbinden als mit Sachbüchern zu Gesundheit und Wohlbefinden? Wer ausgiebig in Kochbüchern geschwelgt und neue Rezepte ausprobiert hat, möchte als Ausgleich vielleicht auch etwas fürs körperliche und seelische Wohlbefinden tun. Anregungen dazu findet man in zahlreichen Büchern, in denen bewährte Themen gut erklärt und neue Trends vorgestellt werden. Aber es ist doch so: Hat man sich erst mal alles Wichtige zu einem Thema angeeignet und die Übungen begriffen, liegt das Buch eigentlich nur noch im Weg herum. Deshalb stellen wir hier Neuerscheinungen vor, die es als praktisches eBook gibt – einige davon sogar ausschliesslich. und beweglichen Rücken ist Yoga. Die Yogalehrerin Anna Trökes stellt ein Buch vor, das sich auf alles rund um die Wirbelsäule konzentriert: «Rücken-Yoga – Die Basics für mehr Beweglichkeit». Unser Körper werde durch die Art geformt, wie wir ihn brauchen. In ihrem eBook erklärt sie eine ganzheitliche Übungsmethode, die Entspannung und Selbstwahrnehmung mit Kraft und Beweglichkeit kombiniert. Sie erklärt diese mit den Worten: «Wenn wir Yoga für den Rücken üben, werden wir immer zu erkennen versuchen, welches Verhalten und welche innere Einstellung im Alltag dazu geführt haben, dass Rücken, Nacken und Schultern mit Anspannung und Schmerz reagieren. Wir werden unseren Atem bewusst einsetzen, um Blockierungen zu erspüren und zu lösen.» Faszinierende Faszien Verschnaufpause für den Stoffwechsel Üppige Schlemmereien, Kaffee, Alkohol und fliegende Mittagsverpflegung haben ihren Preis: Wir fühlen uns müde, kraftlos und schwer. Dann würde es guttun, dem schwer beanspruchten Stoffwechsel mal eine Verschnaufpause zu gönnen und ihn wieder neu in Schwung zu bringen. Doch wann soll das auch noch Platz im Alltag finden? Autorin Nicole Staabs schlägt «Das Detox-Wochenende» vor. Durch die sorgfältige Auswahl von Lebensmitteln und den Verzicht auf gewisse Produkte wird nicht nur der Körper entlastet, sondern auch der Stoffwechsel angeregt – und dafür reicht auch mal ein Wochenende. Mit einer drei Tagen dauernden Smoothie-Kur kommt das Wohlbefinden zurück. Die Autorin beginnt mit einer Erklärung dazu, was Detox bedeutet und bewirkt, dann stellt sie 12 schmackhafte Smoothies vor: Gemixt werden Randen, Spinat oder Granatapfel, alles Zutaten mit besonderer Wirkung. Die meisten Schmerzbeschwerden werden den «üblichen Verdächtigen» zugeordnet: Bandscheibenproblemen, Wirbelblockaden, eingeklemmten Nerven, einer verkrampften, zu schwachen oder einseitig belasteten Muskulatur oder einer psychosomatischen Ursache wie chronischem Stress. Oft genug weisen diese Erklärungen aber nicht den Weg zur Besserung. Seit einiger Zeit rückt ein neues Thema ins Bewusstsein: die Faszien. Dieses weisse Geflecht aus faserigem Bindegewebe ist ein eigenständiges Organ mit zahlreichen Nervenenden, Schmerz- und Bewegungssensoren, es reicht bis in die winzigsten körperlichen Einheiten. Die Autoren von «Faszientraining – Mehr Beweglichkeit, Gesundheit und Dynamik» erklären ausführlich und verständlich illustriert, was diese Faszien sind, wie sie funktionieren und wie man sie speziell trainieren kann. Einfache Übungen im Stehen und Liegen tragen dazu bei, dass der Körper gesund, schmerzfrei und leistungsfähig bleibt. Das DetoxWochenende Nicole Staabs 128 Seiten CHF 3.90 Gräfe und Unzer Rücken-Yoga Die Basics für mehr Beweglichkeit Anna Trökes 40 Seiten CHF 4.90 Gräfe und Unzer Faszientraining Mehr Beweglichkeit, Gesundheit und Dynamik Siegbert Tempelhof, Daniel Weiss, Anna Cavelius 128 Seiten CHF 4.90 Gräfe und Unzer Entspannen im Alltag Schnelle Meditation zum Entspannen Kleine Übungen für den Alltag, leicht und überall umsetzbar Ist die Verspannung nicht körperlich, sondern mental verursacht, findet man Rat im Buch von Ulrich Hoffmann. Er beschreibt Ulrich Hoffmann 30 Seiten CHF 4.90 Gräfe und Unzer Kraft und Beweglichkeit für den Rücken Nicht nur überschüssige Pfunde und Energiedefizite sind ein weit verbreitetes Leiden, sondern auch Rückenschmerzen. Ein jahrhundertealtes Mittel für einen starken in seinem eBook «Schnelle Meditation zum Entspannen» zwölf kleine Übungen, die sich leicht in den Alltag einfügen lassen. Die paar Minuten dafür können wir alle aufbringen, und einen speziellen Ort, um sie auszuüben, braucht es auch nicht. Die Meditationen sind gut beschrieben und mit Piktogrammen gekennzeichnet. Diese zeigen auf, wofür die Übung besonders gut geeignet ist. 24 | Spezial – Kochbücher Spezial – Kochbücher | 25 Books Nr. 4/2015 Books Spezial «Ein Kochbuch regt die Kreativität an» Nadja Zimmermann war jahrelang das Gesicht des FernsehPromimagazins «Glanz & Gloria». Mittlerweile ist sie zweifache Mutter, Bloggerin von familienhaeppchen.ch – und Kochbuchautorin. Soeben ist das dritte Buch ihrer Reihe «Unser Menü eins» erschienen: «Eine kulinarische Weltreise». Marius Leutenegger Inspiration zu noch mehr Genuss Kochbücher gibt es seit dem Altertum – das älteste, das wir kennen, stammt aus Indien und dürfte rund 3500 Jahre alt sein. Bis heute sind vermutlich Millionen von Kochbüchern rund um den Globus erschienen. Doch noch immer gibt es Neuerscheinungen, die uns mit frischen Ideen inspirieren. Ihnen ist das Spezial dieser Ausgabe von Books gewidmet. Books: Wie wurde aus der Fernsehmoderatorin die Kochbuchautorin Nadja Zimmermann? Nadja Zimmermann: Als meine erste Tochter etwa zwei Jahre alt war, merkte ich, dass mir beim Kochen die Ideen ausgingen. Ich hatte früher nur selten gekocht, war also nicht sehr geübt, und die Bedürfnisse ändern sich ja auch, wenn man Kinder hat: Plötzlich muss das Essen gesund und die Ernährung ausgewogen sein. Das sind Themen, die mich früher nicht gross gekümmert hatten. Ich begann andere Leute zu fragen, was es bei ihnen heute zum Znacht gibt oder wie sie kochen. Dabei merkte ich, wie viel man davon profitieren kann, wenn man anderen in den Kochtopf und auf den Teller schaut. Ich begann Tipps zu notieren, erst nur für mich, bis mir dann die Idee kam, meine Erkundungen für ein Buch zu nutzen. Das Konzept meiner Kochbücher basiert auf der Art, wie ich an die Informationen gelange: Ich gehe auf Menschen zu und frage sie, wie sie ihre liebsten Menüs zubereiten. Die Neuerscheinung «Eine kulinarische Weltreise» ist der dritte Band von «Unser Menü eins». Diesmal zeigen Sie hier lebende Familien mit ausländischen Wurzeln, die Alltagsgerichte aus ihren Herkunftsländern kochen. Mittlerweile haben Sie 135 Familien porträtiert. Wie finden Sie bloss all diese Leute? Zu Beginn befragte ich meine Bekannten, mittlerweile hat sich die Sache aber ausgeweitet. Ich bekomme Tipps von Freunden oder schaue zum Beispiel, welche Nationalitäten auf den Klassen- oder Krippenlisten meiner Kinder auftauchen. Es ist jedenfalls noch nie schwierig gewesen, Teilnehmende zu finden. Die meisten machen gern mit und freuen sich, ihre Rezepte vorzustellen. Sie sind zwar eine Kochbuch-Bestsellerautorin, aber eigentlich nicht vom Fach. Im berühmten Pixar-Trickfilm «Ratatouille» sagt Sternekoch Gusteau: «Jeder kann kochen.» Kann denn auch jeder und jede ein Kochbuch schreiben? Ich denke schon. Man muss einfach eine gute Idee haben, ein interessantes Thema. Kurze Texte zu verfassen finde ich einfacher, als einen Bogen über viele Seiten schlagen zu müssen. Ein Roman schreibt sich viel schwieriger als ein Kochbuch. Fraglos anspruchsvoll ist aber, Menüs so zu fotografieren, dass sie appetitlich wirken – bei den meisten Fastfood-Ständen sieht man ja abschreckende Beispiele zuhauf. Die tollen Fotos in Ihren Büchern stammen alle von Ihnen. Warum können Sie so gut fotografieren? Beim ersten Buch fand ich: Jetzt gehe ich einfach zu den Familien und fotografiere drauflos. Ich wollte keinen Fotografen mitnehmen, der alles schön ausleuchtet, aber vielleicht die familiäre Atmosphäre stört. Beim zweiten und dritten Buch hatte ich dann höhere Ansprüche. Ich optimierte die Ausrüstung, belegte Fotokurse und fotografierte auch daheim viel. Und ich fand viele wertvolle Tipps im Internet. Dort findet man ja sowieso alles – auch Millionen von Rezepten. Warum braucht es heute überhaupt noch Kochbücher? Das Internet ist ideal, wann man gezielt nach etwas sucht – wenn man zum Beispiel einen grossen Kürbis hat und nichts damit anzufangen weiss. Aber gerade die riesige Zahl an Rezepten im Netz macht die Selektion schwierig; ein Buch erscheint mir da die bessere Inspirationsquelle. Ich selber bin ohnehin kein sehr digitaler Mensch. Ich liebe Kochbücher, auch deshalb, weil man hineinschreiben kann. Ist ein Buch aber nicht eine gewisse Kreativitätsbremse: Man kocht nach Rezept, statt sich selber etwas auszudenken? Im Gegenteil! Ein Kochbuch regt die Kreativität an. Man sollte die Rezepte, die man dort findet, unbedingt variieren. Ich koche nie sklavisch nach Rezept, sondern schaue die Zutaten an und lasse mich dadurch inspirieren. Natürlich geht dann manchmal auch etwas daneben – und dann denke ich: Ach, hätte ich mich doch ans Rezept gehalten! Aber das würde mir einfach weniger Spass machen. Sind Sie eigentlich eine gute Köchin? Mittlerweile sind manche Leute nervös, wenn sie mich einladen – huch, die Kochbuchautorin kommt! Aber das ist natürlich Quatsch. Ich bin als Köchin inzwischen sicher ganz okay, weil ich von vielen Leuten sehr viel lernen konnte. Aber ich habe noch einen weiten Weg vor mir, bis ich eine wirklich gute Köchin bin. Wovon wird der vierte Band von «Unser Menü eins» handeln? Keine Ahnung. Sicher ist, dass es wieder ein übergeordnetes Thema geben wird. Mir gefällt, von Alltagserfahrungen zu berichten, welche die Leute in der Küche machen. Ich glaube, davon profitieren die Leserinnen und Leser am meisten. Bücher mit schicken Menüs gibt es ja schon genug. Nadja Zimmermann beim «Books»-Interview: «Die meisten machen gern mit und freuen sich, ihre Rezepte vorzustellen.» Unser Menü eins – Eine kulinarische Weltreise Nadja Zimmermann 320 Seiten CHF 35.90 Salis Spezial – Kochbücher | 27 Books Nr. 4/2015 Reisen in ferne Küchen Der Appetit kommt beim Blättern! Zu den Klassikern der Kochbücher gehören Rezeptsammlungen einzelner Länder oder Regionen. Sie sind nicht zuletzt beliebt, weil sie einen dank meist prächtigen Fotografien bereits beim Durchblättern in dieses Gebiet versetzen. Steigen dann noch die Düfte der Speisen auf, werden Erinnerungen an eine vergangene Reise wach oder wird die Vorfreude auf kommende Ferien geweckt. Gut gemachte Kochbücher wie «Zu Gast in Marokko» vermitteln auch einen kulturellen und gesellschaftlichen Eindruck. Die Autoren Rob und Sophia Palmer beschreiben auf sehr persönliche Weise, wie sie sich von der Magie Marokkos einnehmen liessen, dem Land von Sophias Mutter. Diese menschliche Seite zeigt sich auch in den Fotos aus dem marokkanischen Alltag, was dem wunderschön aufgemachten Buch viel Authentizität und Lebendigkeit verleiht. Das Paar schildert immer wieder, wie gekocht wird, ob dies nun ein Bauernfrühstück oder in der Küche eines Hotelrestaurants ist. Entsprechend vielfältig sind die Rezepte, die das Land zudem als Schnittpunkt der Kulturen widerspiegeln. Beim Kochen und beim Essen geht es nicht nur um Ernährung – sondern auch um ein Erlebnis. Und dieses Erlebnis ist umso grösser, je mehr man es mit Freunden und Familienangehörigen teilen kann. Diesen Aspekt stellen viele Autorinnen und Autoren bei ihren neuen Kochbüchern in den Vordergrund. Andere wenden sich an eine klar definierte Zielgruppe, um deren Bedürfnissen besser gerecht zu werden. Zu den Klassikern gehören schliesslich Kochbücher, welche die Küche eines Lands vorstellen – sie verbinden kulinarischen Genuss mit Feriengefühl. Wir stellen Neuerscheinungen aus all diesen Bereichen vor. © Jonathan Gregson / Knesebeck Verlag Markus Ganz Die Bücher über exotische Küche machen besonders Freude, weil sie Erinnerungen an die Ferien oder die Vorfreude auf die nächste Reise wecken. Das macht Lust auf mehr. Die Bilder links und rechts oben stammen aus dem Buch «Easy Indisch Vegetarisch», das Bild rechts unten aus «Zu Gast in Marokko». © Rob Palmer / Callwey © Jonathan Gregson / Knesebeck Verlag Schwer auszusprechen, leicht gekocht Die indische Küche ist in der Schweiz beliebt. Und doch werden im umfangreichen Kochbuch «Easy Indisch Vegetarisch» auch Kenner noch einige ihnen unbekannte Gerichte finden. Die Autorin Madhur Jaffrey empfiehlt etwa ein von Jägern und Sammlern erfundenes Kodava-PilzCurry mit Kokosnuss, das gleichzeitig süss, sauer, scharf und salzig schmecke. Diese Autorität der indischen Küche hat aber nicht nur viele Rezepte aus allen Teilen des Lands zusammengetragen. Sie erklärt auch den Hintergrund von einzelnen Lebensmitteln wie etwa Jaggery oder die Unterschiede zwischen Upma, Poha und Sooji. Madhur Jaffrey zeigt zudem auf, was die Leute in ihrem Alltag essen. Zudem präsentiert sie auch einige eigene Kreationen und die typischen Gerichte eines Ashrams. Sie betont, dass keines der über 200 Gerichte schwierig zuzubereiten sei, räumt allerdings ein, dass manche viele Zutaten und viel Zeit benötigten. © Jonathan Gregson / Knesebeck Verlag 26 | Spezial – Kochbücher Wenig bekannte Küche Zwei neue Bücher über die indonesische Küche belegen, dass das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2015 auch kulinarisch überraschen kann. Viele Gerichte des Inselstaats zeigen neben regionalen Unterschieden auch chinesische, indische und niederländische Einflüsse. Diese Küche hat weit mehr als das auch hierzulande bekannte Nasi goreng (gebratener Reis) und Sambal oelek (Chilipaste) zu bieten. Gado gado (gemischtes Gemüse mit Erdnusssauce) mag einigen Touristen ein Begriff sein. Wer aber kennt etwa Tempeh, eine Art fermentierter Sojakuchen, der auch für Saté-Spiesschen verwendet wird? Köstlich ist auch Rendang Tahu, ein pikantes Curry mit gebratenem Tofu aus Sumatra. Die gebürtige Indonesierin Jenny Susanti betont in ihrem Kochbuch «Indonesisch vegetarisch» denn auch, dass vegetarisches Essen in ihrer Heimat eine lange Tradition hat und abwechslungsreich ist. Von derselben Autorin stammt das Buch «Bali & Java Street Food», das sie als «kulinarische Reiseskizzen mit vielen Rezepten» beschreibt. Jenny Susanti beschränkt sich hier auf Menschen und Gerichte, die sie in Garküchen und kleinen Restaurants auf dem muslimisch geprägten Java und dem hinduistisch geprägten Bali angetroffen hat. Auch zu diesem Buch hat Andreas Wemheuer eindrückliche Fotos von Landschaften, Tempeln, Märkten und Menschen beigesteuert. Grünes Chutney aus «Easy Indisch Vegetarisch». Zu Gast in Marokko Rob und Sophia Palmer 288 Seiten CHF 52.00 Callwey Easy Indisch Vegetarisch Madhur Jaffrey 352 Seiten CHF 48.90 Knesebeck Indonesisch vegetarisch Jenny Susanti 112 Seiten CHF 21.90 Hädecke Bali & Java Street Food Jenny Susanti 216 Seiten CHF 24.90 Hädecke 28 | Spezial – Kochbücher Spezial – Kochbücher | 29 Books Nr. 4/2015 Vom Glück gemeinsam zu essen Gemeinsam zum Glück Wer kennt es nicht? Man hat ein feines Gericht vor sich – und doch will es nicht recht schmecken, weil man es allein und womöglich unter Zeitdruck verdrücken muss. Umgekehrt kann ein simpler Cervelat selbst Gourmets und Sterneköche verzücken, wenn er im Kreis von Freunden oder der Familie in entspannter Atmosphäre verzehrt wird. Von dieser Erkenntnis sind Leo und Karl Wrenkh in ihrem bemerkenswerten Kochbuch ausgegangen, das treffend «Vom Glück gemeinsam zu essen» betitelt ist. Im väterlichen Betrieb des ersten vegetarischen Restaurants Wiens lernten die beiden Brüder einige einfache Grundregeln. «Das Essen, das auf den Tisch kommt, muss sich nach den Bedürfnissen der Menschen richten – nicht umgekehrt», schreiben sie beispielsweise. Damit meinen sie einerseits eine Menüzusammenstellung, deren Zubereitung das gemeinsame Essen von Gastgebern und Gästen erlaubt. Zum anderen fordern sie eine Kombination von Gerichten, damit Fleischesser, Fischesser, Vegetarier, Veganer und Allergiker gleichermassen glücklich werden können. Beim Essen bleibt die Küche zu Welcher Song und welches Gericht ist gemeint? Rätsel, mit denen das Kochbuch «Killing me Soufflé» zur Party unter Freunden beiträgt. Als Lösung präsentieren Leo und Karl Wrenkh kapitelweise einen gedeckten Tisch, der jeweils eine ausgeklügelte Zusammenstellung von Gerichten zu einem Thema ist. Zu diesen gehören nicht allein die Jahreszeiten und die Küchen etwa von Kuba bis zur Bretagne; man findet auch Kapitel mit Überschriften wie Hot Pot, Pis- «Das Essen, das auf den Tisch kommt, muss sich nach den Bedürfnissen der Menschen richten – nicht umgekehrt.» Leo und Karl Wrenkh 208 Seiten CHF 42.90 eBook: CHF 21.90 Brandstätter saladière und Sonntag. Stets wird auch angegeben, in welcher Reihenfolge man die meist einfach und schnell zu kochenden Speisen am besten zubereitet. Es spricht nichts dagegen, dass man Rezepte verschiedener Kapitel miteinander kombiniert und mit eigenen ergänzt. Die Autoren bestehen aber darauf, dass sämtliche Einzelgerichte gleichzeitig auf den Tisch kommen – damit auch die Kochenden am Glück des gemeinsamen Essens teilnehmen können! Weihnachtsgeschenke aus der Küche Sabine Fuchs und Susanne Heindl 88 Seiten CHF 23.90 eBook: CHF 12.90 Jan Thorbecke Schmackhaftes schenken Ein gemeinsames Erlebnis sollen auch Weihnachten sein. Dazu gehören neben dem gemeinsamen Essen auch Geschenke – die vielen allerdings zur Qual werden. Die einen Menschen haben schon alles, die anderen geben ihre Wünsche nicht preis. Unter Freunden und Verwandten dürften die kulinarischen Vorlieben jedoch bekannt sind. Was liegt also näher als ein gastronomisches Geschenk, ein selbstgemachtes zumal? Sabine Fuchs und Susanne Heindl machen in ihrem Kochbuch «Weihnachtsgeschenke aus der Küche» bestechende Vorschläge, vom Mango-Ketchup und Kumquat-Chutney über Chili-ParmesanPlätzchen und Koriander-Pesto bis zu Feuerpflaume und Orangentrüffel. Der Clou: Es werden zusätzlich detaillierte Vorschläge für die Verpackung und Kopiervorlagen für die Etiketten geboten, auch online. Genuss mit Groove Für Musikfans höchst vergnüglich ist das Buch «Killing Me Soufflé». Autor Lachlan Hayman findet, eine Mahlzeit schmecke mit fetzigem Soundtrack und guter Laune doppelt gut. Entsprechend präsentiert er in seinem selbstredend knallig aufgemachten Buch 90 originelle Duette von Speisen mit dazu passenden Hits, die von wortspielerisch umbenannten Stars wie Nelly Frittata, Harissa Etheridge und New Squids On The Block stammen. Dies führt zu kulinarischen Coverversionen wie «Spice Oddity» (Teigtaschen mit Pekingente und Shiitake), «Every Broth You Take» (Hühnersuppe mit Ingwer), «Another Borek In The Wall» (Sigara-Börek mit Spinat und Feta), «Knockin‘ On Oven‘s Door» (Lammkarree mit Honig-Wurzelgemüse) oder «Money For Muffin» (Schinken-Lauch-Muffin mit Gruyère). Solche Titel verleiten schon vor dem Essen zu einem Quiz, welches Gericht, welcher Song und welcher Künstler damit gemeint sein könnten. Spannender tafeln Was gibt es Schöneres, als mit Freunden einen gemeinsamen Abend mitsamt feinem Essen zu verbringen? Man könnte ihn noch etwas aufpeppen. Wenn die Freunde Krimifans sind, hilft den Gastgebern das Buch «Krimi – Ein perfekter Themenabend». Autorin Angela Esser gibt Anregungen, wie man einen Abend passend zu einem Krimi gestalten kann, egal ob dieser nur diskutiert oder als DVD oder Hörbuch abgespielt wird. Die Tipps decken das Krimi – Ein perfekter Themenabend Spektrum von der Einladung über die passende Musik bis zu den Accessoires ab, mit denen man das Zuhause oder wenigstens den Esstisch in einen Tatort verwandeln kann. Im Zentrum aber stehen Rezepte, die von der «falschen Leberwurst» (vegetarischer Brotaufstrich) über ein «leichenblasses Schaumsüppchen» (Suppe mit frischen Kräutern und Pistolennudeln) bis zum «Süssen Trost hinter Gittern» (warme Schokoladenküchlein mit Eispraline und frischen Früchten) reichen. Angela Esser 96 Seiten CHF 21.90 Ars vivendi Killing me Soufflé – 90 rockende Rezepte Lachlan Hayman 192 Seiten CHF 24.90 Hädecke . Bücher, über die man spricht. www.piper.de DER NEUE ROMAN VON CHARLOTTE ROCHE JETZT ! LESEN CHARLOTTE ROCHE MÄDCHEN FÜR ALLES Erscheint zeitgleich als Hörbuch Ungekürzte Lesung von Jessica Schwarz 6 CDs • Osterwald Audio ISBN 978-3-86952-298-2 Roman • 240 Seiten Klappenbroschur • Piper ISBN 978-3-492-05499-7 A U C H A L S E - B O O K E R H Ä LT L I C H 30 | Spezial – Kochbücher Buchtipps | 31 Books Nr. 4/2015 Alles über eines bemerkenswerten Texten von Melanie Grundmann hängen, die immer wieder trockenen Humor durchscheinen lassen. Die Kulturwissenschaftlerin beschreibt kenntnisreich diese «höchst komplexe und sogar paradoxe Figur», die «für Eleganz, Finesse, ästhetisches Empfinden und Lebensgenuss» steht. Dieser Hintergrund hilft, die spezielle Einstellung des Dandys zu den kulinarischen Freuden zu verstehen. «Der Genuss scheint mir das Ziel des Lebens und die einzig nützliche Sache der Welt zu sein», schrieb der Dandy Théophile Gautier im frühen 19. Jahrhundert. Exklusiv und exotisch «Das Mama-Kochbuch» aus dem Callwey-Verlag macht Rezeptvorschläge für die Zeit ab der Schwangerschaft bis zum dreijährigen Kind. Viele neue Kochbücher sind exakt auf spezifische Zielgruppen ausgerichtet. «Das Mama-Kochbuch» etwa bietet Rezepte und Tipps für Mütter und ihr bis zu dreijähriges Kind. Die Autorin Hannah Schmitz konzentriert sich auf die Bedürfnisse der beiden, die sich mit dem Alter des Kleinkinds verändern. Entsprechend hat sie das Buch in Kapitel zu den unterschiedlichen Stadien unterteilt und beginnt folgerichtig bereits mit der Schwangerschaft. In dieser Zeit könne beispielsweise ein grüner Saft aus Federkohl, Gurke, Ananas und Limette wieder munter machen. Nach der Geburt sei dann eine Hühnersuppe optimal, um wieder zu Kräften zu kommen. Hannah Schmitz empfiehlt, die Suppe bereits in der Schwangerschaft vorzukochen und einzufrieren. Denn sie bietet nicht nur unkomplizierte Rezepte etwa für SodbrennBlocker, Durstlöscher und Seelentröster, sondern auch viele Tipps zu Themen wie «Hamstereinkäufe fürs Wochenbett». Kinder an den Herd! Werden Kinder älter, möchten manche schon selbst kochen. Und wer die kleine Hexe Bibi Blocksberg liebt, möchte natürlich gern deren Lieblingsgerichte zubereiten. Stefanie Korda zeigt in «Bibi Blocksberg – Kochen mit Hex-hex!», wie dies geht. Es ist ein kunterbuntes Kinderkochbuch mit Rezepten entstanden, die an das Alter angepasst wurden und teilweise auch vegetarischen und veganen Anforderungen gerecht werden. Sie eignen sich auch für Geburtstagsessen und Hexenfeste, auch wenn dann die Anwesenheit der Mutter doch empfehlenswert ist. In gleicher Aufmachung sind übrigens auch weitere Bücher erschienen, die bei Kindern beliebte Figuren ins Zentrum rücken – Yakari, Pettersson und Findus sowie die Bewohner der Sesamstrasse. Manche Rezepte widerspiegeln auch den Hang zu Raffinement und Extravaganz. Wer hat schon einmal eine Timbale mit Kalbszitzen und Tauben-Salpikon oder Hahnenkämme mit Kalbsbries gekostet, um zwei Extreme herauszupicken? Melanie Grundmann hat aus den literarischen Zeugnissen berühmter Dandys aussergewöhnliche Menüfolgen rekonstruiert, die Rezepte aber an heutige Gepflogenheiten und Möglichkeiten angepasst. Entsprechend versichert sie: «Hahnenkämme sind leichter zu beschaffen als gedacht!» Denn was abstrus klingen mag, passt heute wieder zum Gastro-Trend «Nose to tail», gemäss der möglichst sämtliche Teile eines Tiers verwertet werden. Manche dieser Speisen mögen heute exklusiv oder exotisch wirken, waren einst aber Gerichte armer Leute. Das Mama-Kochbuch – 101 Rezepte und Tipps für Mama & Baby Hannah Schmitz 256 Seiten CHF 42.90 Callwey Lisa Nieschlag, Lars Wentrup New York Christmas – Bernhard Edmaier, Angelika Jung-Hüttl Wasser Rezepte und Geschichten Ein Ausflug ins magische New York der Vorweihnachtszeit, wenn bunte Lichter die Fassaden schmücken, allerorts Jingle Bells erklingt und kulinarische Hochgenüsse zum Schlemmen einladen. Wer träumt nicht davon, über die verschneite 5th Avenue zu bummeln, unter dem imposanten Tannenbaum am Rockefeller Center übers Eis zu laufen und zum krönenden Abschluss ein köstliches Stück Pumpkin Pie in einem der unzähligen Cafés zu geniessen? Wasser prägt unseren Planeten wie kaum eine andere natürliche Kraft. In flüssigem Zustand, gefroren zu Eis und gasförmig als Wasserdampf formt es die Landschaften überall auf der Erde immer wieder neu: Täler und Schluchten, Berggipfel, Deltas und Schwemmebenen, Inseln, Ufer und Strände. Auch der Sand der Dünen in der Wüste ist ein Produkt des Wassers. Wasser, das tief in der Erdkruste zirkuliert, feuert sogar Vulkanausbrüche an. Sechsminuten – Ursus & Nadeschkin Kiss the Cook Ursus und Nadeschkin haben in den letzten 28 Jahren auf unzähligen Bühnen und Festivals im In- und Ausland gespielt. «Sechsminuten» ist das neuste und vorerst letzte abendfüllende Programm des Komikerduos vor seiner kreativen Pause. Jahrelang war er den Feinschmeckern von Los Angeles zu Diensten – doch jetzt reicht es Gourmetkoch Carl: Restaurantbesitzer Riva lässt ihm keine kreative Freiheit, seine Ehe ist gescheitert, die Beziehung zu seinem Sohn Percy liegt brach. Am Nullpunkt angekommen, besinnt sich Carl auf seine kulinarischen Wurzeln und kauft in Miami einen Imbisswagen. Zusammen mit Percy und seinem Souschef Martin begibt er sich auf einen kulinarischen Road Trip durch den amerikanischen Süden. Es startet fulminant, atemberaubend, spektakulär – und ist schneller zu Ende, als einem lieb ist. Der Vorhang fällt und die Vorstellung beginnt – dann, wenn man alles oder nichts mehr erwartet. Ein Abend voller Wendungen, skurriler Ein- und Reinfälle. Mit reizvoll unverständlich geführten Wortgefechten nehmen Ursus und Nadeschkin die Regeln des heutigen Showbusiness aufs Korn. Mit 50 Rezepten für Pancakes, Maple Glazed Ham und einen unvergesslichen Cheesecake sowie den schönsten Weihnachtsgeschichten aus dem Big Apple lässt uns dieses Kochbuch daheim in der eigenen Küche von einer weissen New Yorker Weihnacht träumen. Dieser Fotoband zeigt das Element Wasser – den Quell allen Lebens auf unserem Planeten – von seiner bisher wenig wahrgenommenen Seite: als die wichtigste landschaftsgestaltende Kraft auf der Erde. 176 Seiten 240 Seiten DVD DVD CHF 35.90 CHF 78.00 CHF 18.90 CHF 18.90 Hoelker Prestel EAN 7611372644230 EAN 4020628883614 ISBN 978-3-88117-977-5 ISBN 978-3-7913-8164-0 Der ausgelassene, deftig brutzelnde Film trägt alle Attribute eines Herzensprojekts: eine Geschichte, die ein unabhängiges Leben voller Genuss feiert, in lässigem Look und mit mitreissendem Soundtrack. Bibi Blocksberg – Kochen mit Hex-hex! Stefanie Korda 144 Seiten CHF 21.90 eBook: CHF 13.00 Edel-Motion Hier köchelt der Dandy Wer weiss, vielleicht entwickelt sich das Kind einmal zu einem Dandy? Und für solch ausgeprägte Charaktere gibt es endlich ein Kochbuch, das entsprechend stilvoll gestaltet wurde. «Das Dandy-Kochbuch» ist zunächst einmal schlicht eine Augenweide, die man gern durchblättert. Und dabei bleibt man bald auch an den Das Dandy-Kochbuch – Originalrezepte für Männer mit Stil Melanie Grundmann 256 Seiten CHF 52.00 Rogner & Bernhard 32 | K affeepause Die Debatte Was machen Buchhändlerinnen und Buchhändler in ihrer Kaffeepause? Sie plaudern über Bücher. Zum Beispiel im Starbucks des Kramhofs, der Filiale von Orell Füssli an der Zürcher Bahnhofstrasse. Books hat sich dort zu Céline Tapis und Dario Widmer gesetzt. Marius Leutenegger Euphoria Lily King 262 Seiten CHF 28.90 eBook: CHF 17.00 C. H. Beck Der Pfandleiher Edward Lewis Wallant 352 Seiten CHF 31.90 eBook: CHF 20.00 Berlin Unschuld Jonathan Franzen 832 Seiten CHF 38.90 eBook: CHF 26.00 Rowohlt K affeepause | 33 Books Nr. 4/2015 Books: Céline, deine Empfehlung für diese Runde ist «Euphoria» von Lily King. Wie bist du auf dieses Buch gekommen? Céline Tapis (CT): Ich lasse mich gern vom Äusseren von Büchern ansprechen. Mir hat das Cover von «Euphoria» sofort gefallen. Zudem wusste ich, dass der Verlag C. H. Beck unter anderem mit diesem Titel eine neue Belletristik-Reihe gestartet hat; man kennt ihn ja vor allem wegen seiner Sachbücher. Ich wollte unbedingt wissen, in welche Richtung diese literarischen Werke gehen. Wovon handelt «Euphoria» denn? CT: Die Autorin Lily King hat sich für ihren Roman vom Leben der berühmten Ethnologin Margaret Mead inspirieren lassen. Diese US-amerikanische Wissenschaftlerin lebte von 1901 bis 1978; sie gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen der Theorie, dass unser Sozialverhalten nicht angeboren, sondern kulturbestimmt ist – die Geschlechterrollen sind ihrer Meinung nach nicht natürlich gegeben, sondern anerzogen. Mit ihren Werken über die Sexualität südpazifischer Kulturen löste Margaret Mead in der Mitte des letzten Jahrhunderts ein kleines gesellschaftliches Erdbeben aus, und es heisst, sie habe auch wesentlich zur sexuellen Revolution beigetragen. Bei Lily King heisst Margaret Mead nun Nell Stone. Diese ist mit ihrem Ehemann Fen, ebenfalls Ethnologe, in Neuguinea unterwegs. Das Paar besucht Stämme abseits der Zivilisation. Als die beiden nach Hause fahren wollen, lernen sie den Forscher Andrew Bankson kennen. Er ist einsam und fasziniert vom Gedanken, im Team zu arbeiten. Also bringt er Nell und Fen zum Stamm der Tam. Dort haben Frauen das Sagen, und Nell findet das natürlich hochinteressant. Bald schon beginnen Nell und Bankson eine Affäre, und es entwickelt sich eine leidenschaftliche Dreiecksbeziehung. Diese wird auch dadurch befeuert, dass die drei in einem beruflichen Wettstreit stehen. Nell hat ein sehr erfolgreiches Buch über die Sexualität von Urvölkern geschrieben, und Fen fühlt sich ihr unterlegen. Er findet heraus, dass ein Stamm über eine Art Fetisch verfügt, in den Schriftzeichen eingeritzt sind. Weil man bislang angenommen hat, dass solche Stämme keine Schriftzeichen kennen, wittert Fen eine wissenschaftliche Sensation – und beschliesst, den wichtigen Fetisch zu stehlen. Mehr kann ich nicht erzählen, ohne zu viel zu verraten. Dario, wie fandest du die Empfehlung von Céline? Dario Widmer (DW): Ich bin grundsätzlich kein Fan davon, dass historische Fakten für Fiktionen verwendet werden. Oft konkurrieren dann die Ideen der Autorin oder des Autors mit der tatsächlichen Geschichte. Aber hier störte mich das nicht. Lily King arbeitet mit feinen Mitteln, und ihre Geschichte ist plausibel. Interessant fand ich das Buch aber vor allem, weil ich beim Lesen sehr viel über das Leben von Urvölkern erfuhr. Ich mag es, wenn ich sozusagen en passant etwas lernen kann. CT: Man erfährt ja auch sehr viel über die strenge Arbeit der Ethnologen – und über die schweren Fehler, die manche Wissenschaftler einst machten. Man lernt viel ... bleibt C. H. Beck also sozusagen dem Sachbuch treu? CT: Es handelt sich hier schon um ein erzählendes Werk, aber ich finde, es ergibt durchaus Sinn, dass es bei C. H. Beck erscheint. Das passt! Was gefällt dir denn so gut an diesem Buch, dass du es hier empfiehlst? CT: Ich mag Geschichten, die vor einem Hintergrund spielen, den man noch nicht kennt. Die Dreiecksbeziehung ist ein bekanntes Motiv, aber vor der Kulisse eines fremdartigen indigenen Stamms gewinnt es neue Konturen. Das Verhältnis zwischen den Stammesmitgliedern und den Forschern fand ich auch sehr interessant. Die Wissenschaftler halten sich für überlegen, so sehr sie sich auch für die anderen interessieren – aber dann werden sie von ihren Studienobjekten hereingelegt, ohne dass sie es merken. DW: Ich fand angenehm, dass sich Lily King nicht zu sehr in der Liebesgeschichte verliert. Diese findet eigentlich nur am Rand statt und ist überhaupt nicht kitschig. CT: Was hieltest du eigentlich vom Kuss zwischen Fen und Bankson? DW: Ich hielt ihn eher für eine Einbildung von Bankson, hervorgerufen durch seinen Malaria-Schub. CT: Na, Nell hatte ja auch eine Beziehung zu einer Frau. Eine Anziehung zwischen Fen und Bankson würde ja irgendwie in den Kontext passen, wo es ständig um Geschlechterfragen geht. Dario Widmer: «In ‹Unschuld› stehen die Figuren im Zentrum; ich selber bevorzuge eher Bücher mit einer guten Handlung. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Franzen beherrscht sein Metier auf jeden Fall.» Céline Tapis: «Ich rechne Franzen hoch an, dass er bei so viel Inhalt einen Plot hinkriegt, der aufgeht. Ich verstehe, warum dieser Roman überall gelobt wird, er enthält viele gute Szenen, und die Figurenzeichnung ist hervorragend.» Für wen eignet sich dieses Buch? DW: Sicher für alle, die sich für Ethnologie oder Geographie interessieren. Oder für jene, die etwas über Java erfahren möchten, wo die Geschichte spielt. Manchmal ist man als Buchhändler sehr glücklich, wenn jemand ein Buch sucht, dass in einer bestimmten Gegend spielt – und man dann überraschenderweise eines zur Hand hat! Dario, du hast «Der Pfandleiher» mitgebracht. Das ist eine interessante Wahl: Das Buch erschien erstmals 1961, wurde auch erfolgreich verfilmt, ging dann vergessen – und ist jetzt auf Deutsch erhältlich. DW: Das Buch wurde mir von einem Kollegen empfohlen, der den Film gesehen hat und davon fasziniert war. Es geht um Sol Nazerman, einen Pfandleiher im New Yorker Stadtteil Spanish Harlem. Sol ist ein sehr verschlossener Mensch, und man erfährt erst mit der Zeit, warum er so verklemmt und voller Hass gegen praktisch alles ist: Er war im KZ und musste dort miterleben, wie sein Kind und seine Frau misshandelt und getötet wurden. Darüber ist er gefühllos geworden. Das kleine Pfandleihgeschäft, das er betreibt, dient unter anderem einem Mafiapaten zur Geldwäscherei. Sol hat einen jungen Gehilfen, der sehr interessiert ist, ständig Fragen stellt und mehr über Sol und das Pfandleihgeschäft erfahren will. Eines Tages lässt sich der Gehilfe aber von anderen überreden, den Pfandleiher auszurauben. Das ist mir jetzt aber ein fröhliches Buch! DW: Es stimmt einen wirklich sehr traurig, wenn man die Perspektive des Pfandleihers einnimmt. Ich finde es aber auch sehr raffiniert: Man erkennt den Schrecken des Kriegs anhand der Folgen, die er auf Menschen hat. Es geht um die Verarbeitung von Dingen, die man eigentlich nicht verarbeiten kann. CT: Ich finde das ein wahnsinnig gutes Buch. Der Autor heischt nicht Aufmerksamkeit, indem er das unvorstellbar Schlimme darstellt; Beklemmung entsteht durch Kargheit und Ruhe. Sprachlich ist das Werk einfach toll, ich habe kein anderes Wort dafür. Wallant beschreibt Dinge extrem treffend und findet immer wieder ein gutes Bild, einen passenden und überraschenden Ausdruck. Mir bleibt etwa die Szene im Kopf, wie Sol im Bett liegt, er hatte gerade einen Albtraum, draussen regnet es – und der Autor schreibt, es klinge, als würde der Regen auf einen Céline Tapis, 23, lebt in Bern. Nach der Matura absolvierte sie eine Buchhändlerlehre in Basel; mittlerweile arbeitet sie zu 50 Prozent bei Stauffacher Bern, daneben studiert sie Germanistik und Interreligiöse Studien. Dario Widmer, 23, lebt in Bühler in Appenzell Ausserrhoden. Seine Lehre zum Buchhändler absolvierte er im Rösslitor in St. Gallen, der grössten Buchhandlung der Ostschweiz, heute arbeitet er in der OrellFüssli-Filiale Kramhof in Zürich. 34 | Buchtipps Daniel Häni, Philip Kovce Marianne Grädel Péter Gárdos Veit Etzold Die Schweiz ist das weltweit erste Land, das über die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens abstimmen wird. Sozialisten und Kapitalisten, Liberale und Konservative, Unternehmer und Gewerkschafter bekämpfen den Vorschlag – und begeistern sich für ihn. Nachdem man neun Monate im Fruchtwasser des Mutterbauchs wohl behütet und geborgen war, kommt man auf die Welt, hat Mutter und Vater, wird vielleicht selber wieder Eltern und Grosseltern. Wie Kinder geboren werden und aufwachsen, ist entscheidend für ihre Zukunft, aber auch für die Entwicklung der Welt. Die Hebamme Marianne Grädel beschreibt ihre Beobachtungen und Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit werdenden Eltern und gibt Anregungen, wie Familien der Start gelingen kann. Im Juli 1945 wird Miklós nach Schweden gebracht. Der junge Ungar hat das KZ überlebt, aber der Arzt gibt ihm nur noch sechs Monate. Doch Miklós hat andere Pläne. 117 junge Frauen aus Miklós’ Heimatstadt haben wie er die Vernichtungslager überlebt und es nach Schweden in Erholungsheime geschafft. Jeder einzelnen schreibt er einen Brief. Eine dieser Frauen wird er heiraten. Im Kongo wütet seit Jahrzehnten der Kampf um die kostbaren Rohstoffe, die in jedem digitalen Gerät stecken. Martin, ein junger Berliner Journalist, reist für seinen ersten grossen Rechercheauftrag in den Kongo. Kurz nach seiner Ankunft wird er von den Milizen eines Warlords in Geiselhaft genommen. Ausgelöst wird er von einer Geschäftsfrau aus Ruanda. Was fehlt, wenn alles da ist? Der Grund dafür ist einfach: Die Abstimmungsvorlage zum bedingungslosen Grundeinkommen wirft existentielle gesellschaftliche Fragen auf. Was würde man tun, wenn man nicht mehr fürs Geld arbeiten geht? Würde man tun können, was man wirklich will? Was traut man sich selbst zu, was den andern? Ein provokativer Essay der Verantwortlichen für die Initiative, die 2016 zur Abstimmung gelangt. Zuwendung Probleme, die entstehen können, spricht die Fachfrau direkt an. Dabei spannt sie den grossen Bogen von der Sexualität über die Schwangerschaft bis zur Geburt, zur Kindererziehung und zum Zusammenleben der Generationen. Fieber am Morgen Lili liest seinen Brief und beschliesst, ihm zu antworten. Brief um Brief verlieben sich die beiden ineinander. Im Dezember 1945 treffen Miklós und Lili einander zum ersten Mal – und lieben einander vom ersten Augenblick an. Nun müssen sie nur noch einen Weg finden, wie sie heiraten können. Und Miklós darf nicht sterben. Todesdeal Der unerfahrene Journalist gerät in die Hände gnadenloser russischer Oligarchen, chinesischer Investoren und deutscher Waffenhändler. Erst spät stellt Martin fest, dass auch er nur Verhandlungsmasse in einem geopolitischen Schachspiel ist, in dem die Rohstoffverteilung für das 21. Jahrhundert festgelegt wird. Sargdeckel klopfen. Solche Bilder sind grossartig! DW: Ein wichtiger Aspekt der Geschichte ist auch das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien. Ich war mir nie sicher, wie es gemeint ist, wenn die Schwarzen zum Beispiel als dumm und ungeschickt im Umgang mit Geld dargestellt werden ... da merkt man jedenfalls, aus welcher Zeit das Buch stammt. CT: Die Übersetzerin rechtfertigt sich im Nachwort für die Verwendung des Worts «Neger». Das sei aus dieser Zeit heraus richtig. Ich finde, man muss ein solches Werk auch als Zeitdokument lesen. Aber rassistisch finde ich den Autor oder seine Hauptfigur nicht – bei Sol kommen ja alle gleichermassen schlecht weg. DW: Das Buch ist einfach ausserordentlich gut. Ich habe noch nie so etwas gelesen – man erfährt in ganz kleinen Passagen, was passiert ist, und das reicht völlig. Das ist also ein Titel, den ihr literarisch Interessierten empfiehlt. CT: Ja. Und den Geschichtsinteressierten. «Der Pfandleiher» ist darüber hinaus ein sehr politisches Buch. DW: Und ein psychologisches. CT: Mich hat es mit seiner unterschwelligen Stimmung und mit seinem nüchternen Ton auch an «Stoner» von John Williams erinnert – dieser sehr erfolgreiche Roman war ja ebenfalls eine Wiederentdeckung. «Der Pfandleiher» ist also etwas für «Stoner»-Fans, und das ist eine sehr heterogene Gruppe. Kommen wir noch zum dritten Buch unserer heutigen Runde – zu einem poten- ziellen Welthit: «Unschuld» des literarischen Superstars Jonathan Franzen. CT: Darin geht es etwa um Pip Tyler, eine junge Frau in den USA. Ihre sehr anhängliche Mutter ist depressiv; wer ihr Vater ist, weiss Pip nicht. Die Mutter sagt nur, sie sei vom Vater misshandelt worden und habe eine neue Identität annehmen müssen, damit er sie nicht mehr findet. Pip arbeitet in einem Call-Center, wo sie erneuerbare Energien verkauft. Sie ist ein Mädchen, das gern die Welt verändern würde. Eine andere Hauptfigur, mit der Pip bald zu tun hat, ist Andreas Wolf, ein Deutscher. Er betreibt in Bolivien eine Hackergruppe und will mit seinem Sunlight-Projekt – eine Art Wikileaks – die Wahrheit über alles ans Licht bringen. Bemerkenswert für einen US-Autor wie Franzen ist, dass er die Stasi-Zeit, die Andreas Wolf prägte, sehr gut beschreibt. Man erfährt viel über Wolf und seine eigenartige Kindheit. Wolf half später einer jungen Frau, ihren Stiefvater umzubringen, weil dieser sie missbrauchte. War dieser Mord gerechtfertigt? Es gibt viele Fragen, die sich um Schuld und die im Titel genannte «Unschuld» drehen. Und es gibt noch einige weitere wichtige Figuren. Die Geschichte ist etwas verworren, es geht um Sex, ums Internet, um Überwachung, Missbrauch, um zerrüttete Familien und Ungewissheiten. Da wollte einer offenbar den ganz grossen Roman schreiben. CT: Ja, und das ist Franzen in mancherlei Hinsicht auch gelungen. In diesem Buch steckt sehr viel drin. Ich glaube, es ist eine besondere Fähigkeit US-amerikanischer Autoren, wichtige Themen grossflächig und leserlich auszubreiten. Das Buch liest sich trotz seiner Komplexität leicht, und es ist auch sehr unterhaltsam. Ich muss aber gestehen, dass ich kein grosser Fan dicker Bücher bin – ich fand «Unschuld» dann doch etwas lang. Viel zu lang? CT: Nein, Franzen hätte seinen Stoff nicht auf 300 Seiten packen können. Aber ich glaube, 700 Seiten hätten gereicht. Manche Dialoge sind aufgeblasen, und die habe ich stellenweise dann auch überflogen – ohne, dass ich den Faden verloren hätte. Deine Meinung, Dario? DW: In diesem Roman stehen die Figuren im Zentrum; ich selber bevorzuge eher Bücher mit einer guten Handlung. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Franzen beherrscht sein Metier auf jeden Fall, und es gelingt ihm, dass man zwar extrem viel über die Figuren erfährt – aber trotzdem immer wieder von ihnen überrascht wird. CT: Ich rechne Franzen hoch an, dass er bei so viel Inhalt einen Plot hinkriegt, der aufgeht. Ich verstehe, warum dieser Roman überall gelobt wird, er enthält hat viele gute Szenen, die Figurenzeichnung ist hervorragend – aber mir war es einfach ein bisschen zu viel von allem. LASS DICH VERZAUBERN –von jeder Tasse 192 Seiten 176 Seiten 256 Seiten 480 Seiten CHF 19.90 CHF 31.90 CHF 31.90 CHF 21.90 eBook: CHF 14.90 Blaukreuz Bern eBook: CHF 20.90 eBook: CHF 11.00 Orell Füssli ISBN 978-3-85580-503-7 Hoffmann und Campe Droemer Knaur ISBN 978-3-455-40557-6 ISBN 978-3-426-30434-1 ISBN 978-3-280-05592-2 K affeepause | 35 Books Nr. 4/2015 Besuche auch unsere Starbucks Coffeehouses in den Orell Füssli Buchhandlungen im Kramhof und am Bellevue in Zürich. 36 | Fantastisch! Fantastisch! | 37 Books Nr. 4/2015 zu sein scheint ... Ach, leider kann ich nicht mehr vom Inhalt wiedergeben, weil ich sonst zu viel verraten würde. Aber ich lege dieses Buch wirklich allen Fantasyfans nahe. Gaiman baut seine Figuren meisterhaft auf; er gibt so viel von ihnen preis, dass man sich gut mit ihnen identifizieren kann, aber eben nur so viel, dass sie einen immer wieder überraschen können. Ich liebe auch Gaimans Hang zu abstrusen Szenen – manches ist krass und wunderschön zugleich geschrieben. Schön, dass dieses Buch jetzt wieder erhältlich ist. Ich verstehe nicht, warum von Gaiman nicht mehr Texte auf Deutsch verfügbar sind; vielleicht aber hat es mit seinem Humor zu tun, der zuweilen doch recht derb und schwarz ist. Fantastisch! Eine Mitarbeiterin von Orell Füssli Thalia präsentiert Neuerscheinungen und Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen. Marius Leutenegger Die vielfach preisgekrönte US-Amerikanerin Eudora Welty gilt nicht als wichtige Vertreterin der Fantasyszene – doch ihre Erzählung «Der Räuberbräutigam» hat in dieser zahlreiche Spuren hinterlassen. teuergeschichte. Sie erinnert ein wenig an die Grimm-Märchen, auch stilistisch, ist aber gleichzeitig sehr amerikanisch geschrieben: Alle Figuren verfügen über ein gesundes Selbstbewusstsein, und die Sprache ist sehr direkt. Das Buch ist nur 150 Seiten dünn; mir hat das kurze Lesevergnügen aber sehr viel Spass gemacht, weil ich noch nie zuvor so etwas in den Händen hielt. Dass eine Fantasy-Geschichte in den Südstaaten spielt, kommt ja eigenartigerweise selten vor; die Kulisse, vor der dieser Roman erzählt wird, gemahnt weniger an das europäische Mittelalter, wie das fürs Fantasygenre üblich ist, als an die ‹Pirates of the Carribean›. Dieser kurze Roman soll übrigens William Goldman zu seinem ungleich erfolgreicheren Werk ‹Die Brautprinzessin› inspiriert haben – und dieses wiederum ist das Lieblingsbuch von Cornelia Funke, der Autorin von ‹Tintenherz›. Eudora Welty hat in der Szene also wichtige Spuren hinterlassen. ‹Der Räuberbräutigam› eignet sich für alle Fantasyfans und für alle, die einmal einen guten Abenteuerroman lesen möchten. Wenn ich seit jeher für einen Autor schwärme, dann für Neil Gaiman. Der 1960 geborene Engländer kann einfach alles – er schreibt hervorragende Science-Fictionund Fantasyromane, erstklassige Comics, rührende Kindergeschichten und erfolgreiche Drehbücher. Gaiman hat einen ganz eigenen Stil, der immer ein wenig an die Schauerromantik von Edgar Allan Poe oder E. T. A. Hoffmann erinnert. Die Schauerromantik ist meine liebste literarische Epoche, und so erstaunt es nicht, dass ich Gaiman mag. Eines seiner erfolgreichsten Werke ist der 2001 erstmals veröffentlichte Roman ‹American Gods›, der soeben in einer neuen Übersetzung Für gewöhnlich stellen wir in dieser Rubrik keine neuen Folgen bestehender Serien vor, doch Ausnahmen müssen möglich sein – dann nämlich, wenn eine Neuerscheinung Gelegenheit bietet, auf eine aussergewöhnlich gute Serie hinzuweisen. Diese Serie ist die ‹Dämonensaga› von Peter V. Brett. Und die Neuerscheinung ist der vierte Teil, ‹Der Thron der Finsternis›. Fast vier Jahre lang mussten wir auf dieses Buch warten; der Cliffhanger am Ende von Band drei machte das Warten wirklich zur Qual. Die Saga spielt in einer Welt, in der Dämonen ihr Unwesen treiben, sobald die Sonne untergeht. Die bösen Wesen raffen alles dahin, was Neil Gaiman ist ein literarischer Tausendsassa. Die Neuveröffentlichung seines Bestsellers «American Gods» bietet Gelegenheit, eines seiner Hauptwerke frisch zu entdecken. und in ungekürzter Fassung neu erschienen ist. Die Grundidee: Götter und mythische Kreaturen existieren nur deshalb, weil Menschen an sie glauben. Einst brachten die Einwanderer aus ihren Heimaten Zwerge, Elfen und unzählige Geister oder Götter nach Amerika, doch mit dem schwindenden Glauben der Menschen ist die Macht dieser mythischen Wesen geschwächt. Das Bewusstsein der Menschen brachte neue Götter hervor: Medien, Drogen oder den Kapitalmarkt. Das Buch handelt von der erbitterten Konkurrenz zwischen den neuen und alten Göttern. Protagonist ist ein gewisser Shadow, der vorzeitig aus seiner Haft entlassen wird. Shadow wird Bodyguard von Mr. Wednesday, der nicht das ist, was er © Karsten Moran «Eudora Welty ist bei uns nicht sehr bekannt – sie gilt aber als eine der besten US-amerikanischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Während 60 Jahren gewann sie fast alle wichtigen Literaturauszeichnungen in ihrer Heimat, unter anderem den Pulitzerpreis. Zur Welt kam Eudora Welty 1909 in Mississippi – sie starb 2001 –, und die Atmosphäre der Südstaaten durchweht ihr gesamtes Werk. Auch ihr Buch, das ich hier als erstes vorstelle, spielt in Mississippi: das moderne Märchen ‹Der Räuberbräutigam›. Ein junger Mann begegnet in einer Herberge einem älteren Herrn, der ihn zu sich nach Hause einlädt. Dort lernt der junge Mann die wunderschöne Tochter des Hauses und auch deren eher hässliche Stiefmutter kennen – und aus dieser Ausgangslage entwickelt sich eine hinreissende Liebes-Aben- Peter V. Brett hat mit seiner Dämonensaga High Fantasy vom Feinsten geschaffen. Nun ist der vierte Teil erschienen – «Der Thron der Finsternis». «Für gewöhnlich stellen wir hier keine neuen Folgen bestehender Serien vor, doch Ausnahmen müssen möglich sein – wenn eine Neuerscheinung Gelegenheit bietet, auf eine aussergewöhnlich gute Serie hinzuweisen.» nicht durch Runen geschützt ist. Die Geschichte wird aus der Sicht einer Handvoll Kinder erzählt, die auf zwei Kontinenten aufwachsen. Der eine Kontinent erinnert an das westliche Mittelalter, der andere ist eher orientalisch geprägt. Im Westen reagiert man auf die Dämonen, indem man sich vor ihnen zu schützen versucht. Im Osten hingegen werden schon kleine Buben dazu ausgebildet, gegen die Dämonen zu kämpfen – auch wenn sie eigentlich keine Chance haben. Die Geschichten über die verschiedenen Kinder fügen sich mit der Zeit zu einem Ganzen, und wir erkennen, dass jedes Kind eine Fähigkeit hat, die im Kampf gegen die Dämonen hilfreich sein kann. Die Umstände machen die Protagonisten aber zu Feinden. Besonders spannend sind die Bücher, weil ständig die Gefahr der Dämonen im Hintergrund lauert. Es gibt schön beschriebene Sonnenuntergänge, doch man will den Figuren nur noch zurufen: Geht dort weg, gleich kommen sie! Der Spannungsbogen der Serie ist jedenfalls irrsinnig gut. Und mir gefällt, dass ich die psychologische Entwicklung der Figuren mitverfolgen kann, so wie bei ‹Game of Thrones›. Wenn man versteht, warum Figuren so handeln, wie sie es tun, kann man mit ihnen mitfühlen – und wird viel stärker in die Geschichte hineingezogen. Das ist eine jener Serien, die man sich gern ins Bücherregal stellt und an die man sich gern zurückerinnert, weil man mit den Figuren einen Weg zurückgelegt hat. High Fantasy vom Feinsten!» Ramona Gilomen, 24, wohnt in Grenchen und arbeitet bei Stauffacher in Bern. Sie hat sich zur Buchhändlerin ausbilden lassen, weil sie ihre Freude am Lesen und am Gelesenen gern weitergibt. Am allerliebsten sind ihr Fantasybücher und Comics – kein Wunder also, ist sie in der Comic- und Fantasyabteilung tätig. «Fantasy bietet mehr als unsere bekannte Welt», erklärt sie ihre Leidenschaft, «denn die Autorinnen und Autoren müssen sich an kein Naturgesetz halten.» Der Räuberbräutigam Eudora Welty 155 Seiten CHF 19.90 eBook: CHF 16.90 Klett-Cotta American Gods Neil Gaiman 672 Seiten CHF 21.90 eBook: CHF 13.00 Eichborn Der Thron der Finsternis Peter V. Brett 1024 Seiten CHF 24.90 eBook: CHF 17.90 Heyne 38 | Buchtipps FANTASTISCH | 39 Books Nr. 4/2015 Und noch mehr Fantasy! Dennis Lehane Am Ende einer Welt Nach dem Tod seiner Frau lebt Joe Coughlin mit seinem Sohn Tomás in Zurückgezogenheit. Die Zeit offener Mafiagewalt ist vorbei, die alten Geschichten sind bloss noch Legenden. Joe ist nun ein allseits geschätztes Mitglied sowohl der legalen als auch der weniger legalen Gesellschaft in der Gegend. Eines Tages erhält er die Nachricht, dass ein Killer auf ihn angesetzt wurde. Sein früheres Leben auf der falschen Seite fordert einen hohen Tribut, vor dem ihn keine noch so respektable Fassade und kein Geld der Welt bewahren können. Ursula Poznanski, Arno Strobel Adrian Suter Teri Terry Sie ist allein zu Haus. Plötzlich steht ein Mann vor ihr. Er behauptet, ihr Lebensgefährte zu sein. Aber sie hat keine Ahnung, wer er ist. Sie hat Angst. Und sie verspürt diesen unwiderstehlichen Drang, sich mit einem Messer zu wehren. Die Story hat Kultcharakter: Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs begibt sich eine Sondereinheit des Hitler-Regimes unter der Leitung von Oberst Dr. Furtwanger auf die «Expedition Mantodea». Sie sucht in der afrikanischen Steppe nach einer Spezies der Stabschrecke, durch deren Verzehr Unsterblichkeit erlangt werden soll. Wird es gelingen? In Lunas Welt ist jeder online: Der Unterricht ist individuell, Dates und Sport erlebt man als Avatar, sogar das Parlament tagt digital. Nur Luna bleibt offline. Sie ist eine Verweigererin, seit ihre Mutter vor Jahren in einem Online-Spiel starb. Umso überraschter ist Luna, als sie von der mächtigen Firma PareCo zu einem Einstufungstest eingeladen wird – und einen der begehrten ProgrammiererJobs erhält. Warum hat die Firma ein derart grosses Interesse an ihr? Fremd Er kommt nach Hause, und seine Frau erkennt ihn nicht. Sie hält ihn für einen Einbrecher oder Vergewaltiger. Sie wehrt sich, sie verbarrikadiert sich. Sie behauptet, ihn niemals zuvor gesehen zu haben. Sie hält ihn offenbar für verrückt. Eine Frau. Ein Mann. Je mehr die beiden die Situation zu verstehen versuchen, desto verwirrender wird sie. Bald müssen sie erkennen, dass sie in tödlicher Gefahr sind. Und es gibt nur eine Rettung: Sie müssen einander vertrauen. Mind Games Die schrecklich schöne neue Welt des Professor Furtwanger Wir erfahren es hundertvierzig Jahre später, in einer technologisch hochstehenden, friedfertigen und gleichzeitig kitschig-skurrilen Welt, in der sich die Menschheit einem überbordenden Konsumrausch hingibt. In Tat und Wahrheit aber herrscht die totale Kontrolle, und es droht das ewige böse Reich – denn Adolf Hitler soll von den Toten erweckt werden. Als Luna den begabten Hacker Gecko kennenlernt, beginnt sie die von PareCo erschaffene Welt immer mehr zu hinterfragen. Doch dann ist Gecko auf einmal verschwunden – und Luna kann sich nicht mehr an ihn erinnern. 400 Seiten 400 Seiten 400 Seiten 464 Seiten CHF 33.90 CHF 23.90 CHF 37.90 CHF 27.90 eBook: CHF 27.00 eBook: CHF 16.00 Riverfield eBook: CHF 15.90 Diogenes Wunderlich ISBN 978-3-9524463-8-6 Coppenrath ISBN 978-3-257-06944-0 ISBN 978-3-8052-5084-9 ISBN 978-3-649-66712-4 Katharina Kromer, 29, lebt in Wutach, etwa eine halbe Stunde von Schaffhausen entfernt. Seit vier Jahren arbeitet sie bei Thalia Schaffhausen. Buchhändlerin wurde sie, weil sie schon immer sehr gern las und sie nicht studieren wollte. Ihre bevorzugte Lektüre sind Fantasy-Romane für Jugendliche und Erwachsene. Ihr Tipp: «Die Blausteinkriege 1 - Das Erbe von Berun» von T. S. Orgel. «Die Geschichte, die in einer ganz neuen Welt spielt, wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Da ist einmal das Mädchen Sara; es verfügt über ein Talent, das es für den Diebesboss von Berun unentbehrlich macht. Gewisse Umstände führen aber dazu, dass Sara unter den Schutz des Kaiserhauses kommt – und in die Intrigen des Hofs verstrickt wird. Dann gibt es den jungen Schwertmann Marten, der dem Diebesboss einen Gefallen schuldet und durch unglückliche Umstände auf einem Kriegsschiff nach Macouban landet. Weitere Perspektiven liefern Meister Messer, ein Auftragsmörder, und der Blausteinsucher Lebrec, der Intrigen in Macouban aufdeckt und fliehen muss. Die vielen Wechsel führen zu immer grösserer Spannung, weil man die Geschichte langsam zu durchschauen beginnt; wie Puzzlestücke bilden die Teile nach und nach ein Ganzes. Die Figuren sind tiefgründig und entwickeln sich. Noch aber bleiben viele Fragen offen. So wird noch nicht genau erklärt, was Blaustein überhaupt ist – offenbar handelt es sich dabei um ein Mineral, das man essen oder als Pulver schnupfen kann. Blaustein verstärkt oder unterstützt das Talent, das man hat. Ich hoffe, das unter einem Pseudonym schreibende Autorenduo stillt meine Neugier in Band zwei!» Kai Mader, 33, wohnt auf der deutschen Seite von Weil am Rhein. Seit sechs Jahren arbeitet er bei Thalia Basel – und seit vier Jahren leitet er dort die Fantasy-Abteilung. «Fantasy bietet mir auf schöne Weise eine Möglichkeit, den Alltag hinter mir zu lassen», begründet er seine literarische Vorliebe. Sein Tipp: «Feuerjäger» von Susanne Pavlovic. «Die raue Kriegerin Krona hat ihre besten Jahre hinter sich. Und sie hat zu viel Krieg und Verlust erlebt, um noch an Heldenmut und Ehre zu glauben. Ein leichter Auftrag verspricht ihr genug Geld, um den Winter unbeschadet zu überstehen. Also schart sie ein paar Freiwillige um sich und gürtet erneut ihr Schwert um. Als die Gefährten jedoch einen gefährlichen Feuerdämon in die Freiheit entlassen, müssen sie ihn aufhalten – oder ihre Welt wird brennen. So machen sie sich auf zu einer Jagd, die sie prüfen wird wie noch nichts zuvor. ‹Feuerjäger› erstreckt sich über zwei Bände – und hat mich hervorragend unterhalten. Die Beschreibung der Welt, in der die Geschichte spielt, ist zwar ein wenig blass, aber die Charaktere sind vielschichtig und sehr gut in Szene gesetzt. Pavlovics Erzählstil ist flüssig und packend – und schon bald hat man die Figuren ins Herz geschlossen. Ihre Reibereien, aber auch ihre aufkommende Freundschaft während der gefährlichen Reise lassen die Seiten nur so dahinfliegen. Ich empfehle die Geschichte besonders allen Fans der ‹Askir›-Romane von Richard Schwartz.» Angelina Rubli, 30, ist im Kanton Schaffhausen aufgewachsen, wohnt in Dachsen und arbeitet bei Orell Füssli am Bellevue. Sie verschlingt etwa drei bis vier Bücher pro Woche, vorzugsweise Fantasy; eigenartigerweise liest sie bei jedem Buch immer zuerst das Ende. Ihr Tipp: «Ada» von Angela Mohr. «Dieses Buch hat mich stark an den unheimlichen Film ‹The Village› erinnert, in dem ein abgeschiedenes Dorf von bösartigen Kreaturen bedroht wird. Hier beginnt ebenfalls alles in einem Dorf fernab der Zivilisation und der Moderne. Ada lebt dort sehr behütet bei ihrer strenggläubigen Familie. Glaube und Arbeit stehen im Vordergrund und bedeuten den Dorfbewohnern alles. Ada hat einen Verlust zu beklagen, den sie nur schlecht verarbeiten kann: Ihr Bruder Kassian, der ihr sehr nahestand, ist tot. Als Luca im Dorf auftaucht, kommen Ruhe und Ordnung gehörig durcheinander. Denn Luca erzählt von einer anderen Welt, in der es Dinge gibt, von denen Ada noch nie gehört hat. Und zudem will er Adas Bruder gesehen haben. Doch das kann nicht sein – Kassian ist doch tot! Adas Abenteuer beginnt, und alles kommt anders, als sie erwartet hat. Ich fand das Buch sehr spannend, unvorhersehbar und stimmig. Ausserdem hat es mir gefallen, etwas zu lesen, das ‹The Village› ähnelt. Der Schluss ist vielleicht etwas platt, aber darüber kann man hinwegsehen. Dieser Roman eignet sich für alle, die auf Geschichten stehen, die gleichermassen logisch und unlogisch sein können – und die überraschende Wendungen mögen.» Die Blausteinkriege 1 – Das Erbe von Berun Feuerjäger 2 – Herz aus Stein Ada – Im Anfang war die Finsternis T. S. Orgel 608 Seiten CHF 22.90 eBook: CHF 14.90 Heyne Susanne Pavlovic 762 Seiten CHF 35.90 eBook: CHF 6.40 Amrun Angela Mohr 360 Seiten CHF 21.90 eBook: CHF 14.90 Arena 40 | Publireportage Buchtipps | 41 Books Nr. 4/2015 Neunmal Weihnachten in Niedersachsen © Braunschweig Stadtmarketing GmbH / © Hameln Marketing und Tourismus GmbH © Stadt Hannover / © Autostadt GmbH / Matthias Letzke In Niedersachsen haben Weihnachtsmärkte Tradition. Stimmungsvoll laden sie die Besuchenden zum Schlendern und zum Geniessen ein – und dazu, sich und ihre Liebsten mit schönen Dingen zu beschenken. Die neun niedersächsischen Städte Braunschweig, Celle, Göttingen, Goslar, Hameln, Hannover, Hildesheim, Lüneburg und Wolfenbüttel präsentieren sich in der Vorweihnachtszeit festlich elegant. Ihre Weihnachtsmärkte sind bewusst traditionell gehalten und werden mitten in den historischen Stadtkernen durchgeführt. Der Duft von Glühwein und Lebkuchen verführt die Besuchenden zwischen idyllischen Fachwerkhäusern, gotischen Backsteingiebeln oder prächtigen Barockfassaden. Die festlich geschmückten Fussgängerzonen laden zum gemütlichen Weihnachtseinkaufsbummel ein. Auf einer Weihnachtsmarkttour durch die neun niedersächsischen Städte erwartet die Besucher viel Abwechslung. Ob im Weihnachtswald, in der weihnächtlichen Märchenmeile, auf dem historischen Weihnachtsmarkt, im Weihnachtsvarieté oder auf dem finnischen Weihnachtsmarkt: Weihnachtsstimmung findet sich in allen Variationen. steine des KraftWerks wie Adventskerzen – und auf der vereisten Lagune zeigen Eiskunstläufer ihr Können. Einen Überblick über alle Termine und Angebote der Weihnachtsmärkte in den neun Städten bietet www.9staedte.de. Neben den neun Weihnachtsmärkten lohnt sich auch der Besuch der Winterinszenierung in der Autostadt in Wolfsburg, die den ganzen Dezember hindurch stattfindet. Dann leuchten die vier Schorn- Alexander Gschwind Diesseits und jenseits von Gibraltar Jon Mathieu Die Alpen Bahnhofstrasse Zürich – Geschichte, Gebäude, Geschäfte Vor 150 Jahren wurde die Zürcher Bahnhofstrasse dem Verkehr übergeben. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die Verbindung zwischen Bahnhof und See zum Schaufenster nicht nur Zürichs, sondern der ganzen Schweiz. Das Buch «Bahnhofstrasse Zürich» zeichnet in reich illustrierten Beiträgen die Geschichte dieser wichtigen Strasse nach und thematisiert einzelne Aspekte – von den Warenhäusern über die Banken und Hotels bis zu den Plakaten. Fritz von Gunten 366 Tage aus dem Leben von Albert Schweitzer Ein halbes Jahrhundert lang widmete sich Albert Schweitzer im tropischen Regenwald Afrikas Kranken. Im umgebauten Hühnerstall führte er zu Beginn Operationen durch. Er war Theologe, Arzt, Philosoph, Musiker, Baumeister, Autor, Menschen- und Tierfreund. 1965 verstarb er an seinem Wirkungsort. Heute ist das grosse Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene weltweit ein Begriff. Seit Menschengedenken markiert die Felsnase von Gibraltar den Schnittpunkt zwischen Atlantik und Mittelmeer, Europa und Afrika. In der Antike galt sie lange als das Ende der Welt. Später diente sie den maurischen Heeren als Orientierungspunkt bei deren Vorstoss ins Abendland – und bis heute spielt sie eine wichtige Rolle bei der Kontrolle der gleichnamigen Meerenge. Neben unberührter Natur finden sich in den Alpen überall auch menschliche Einflüsse: Bevor der Tourismus einsetzte, prägte vor allem die Landwirtschaft die Gebirgslandschaft, aber auch durchreisende Eroberer und Händler hinterliessen Spuren. Höchste Zeit, die Alpen als Kulturraum zu betrachten und die Geschichte ihrer Besiedelung zu erzählen, vom Ötzi bis ins 21. Jahrhundert. Fast dreissig Jahre lang hat Alexander Gschwind für Schweizer Medien als Korrespondent vor Ort über Ereignisse in Spanien, Portugal und Nordafrika berichtet. Dabei wurde ihm immer wieder bewusst, wie eng das Schicksal der Völker beidseits dieser Meerenge bis in unsere Tage miteinander verknüpft bleibt. Jon Mathieu ist Geschichtsprofessor und Gründungsdirektor des Istituto di Storia delle Alpi. In diesem Standardwerk beschreibt er die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Natur, die diese einzigartige Kulturlandschaft prägt. 256 Seiten 254 Seiten 260 Seiten 304 Seiten CHF 36.90 CHF 51.00 CHF 101.00 CHF 39.90 Blaukreuz Bern Reclam Edition Hochparterre Blaukreuz Bern ISBN 978-3-85580-506-8 ISBN 978-3-15-011029-4 ISBN 978-3-909928-29-3 ISBN 978-3-85580-508-2 Es geht auch dem aktuellen Wandel auf die Spur und fragt: Wem gehört die Bahnhofstrasse? Wie teuer ist sie? Rückgrat des Buchs sind die «Hausgeschichten», die jedes einzelne Gebäude des exklusiven Boulevards in Text, Bildern und Plänen vorstellen. Albert Schweitzers Handeln, seine Gedanken und Worte sind aktueller denn je. Darum kann man sich von ihm mit diesem Buch durchs Jahr begleiten lassen. Man lernt dabei unbekannte Seiten des grossen Denkers kennen, der Texte von enormer Tragweite verfasste, sehr humorvoll war und mit ganz verschiedenen Leuten korrespondierte. Gewinnen Sie eine Reise in die neun Städte in Niedersachsen Gewinnen Sie eine tolle Weihnachtsmarktreise für zwei Personen mit insgesamt vier Übernachtungen in eine oder mehrere der neun Städte in Niedersachsen – Sie bestimmen das Programm! Die An- und Abreise mit der Bahn ist im Gewinn ebenfalls enthalten und wird von railtour suisse organisiert. Folgende Leistungen sind in Ihrem Gewinn enthalten: •An- und Abreise für zwei Personen mit der Bahn in der 2. Klasse ab und bis zu Ihrem Wohnort in der Schweiz. • Insgesamt vier Übernachtungen inkl. Früh stück für zwei Personen in einer Stadt oder in mehreren Städten Ihrer Wahl. • Besuch der Weihnachtsmärkte in der Stadt oder in den Städten Ihrer Wahl inklusive Gutschein für einen Glühwein. • Besuch der Winterinszenierung in der Autostadt in Wolfsburg. • Führungen in der Stadt oder in den Städten Ihrer Wahl. Sie wollen an der Verlosung mitmachen? Dann senden Sie bis 30. November 2015 eine E-Mail mit dem Stichwort «9 Städte» und der Angabe Ihrer vollständigen Anschrift an [email protected]. 42 | Bücher zum Film Die Literatur befruchtet das Kino seit jeher. Deshalb stellen wir in jeder Ausgabe Bücher im Zusammenhang mit einem aktuellen Kinohit vor. Diesmal geht es um Bücher rund um Reisen zum Mars – natürlich wegen des Blockbusters «Der Marsianer – Rettet Mark Watney». Technisch glaubwürdiges SpaceDrama Holperige Marsfilm-Historie Der Rote Planet erwies sich für Filmemacher bisher übrigens als ziemlich hartes Pflaster. «Notlandung im Weltraum» (1964) mit TV-Batman Adam West ist zwar in sei- Fantasievolle Marsbücher Einige filmische Perlen lassen sich im roten Sand aber auch ausmachen – allen voran «Total Recall» (1990) in der Originalversion mit Arnold Schwarzenegger und Sharon Stone. Der Film basiert auf der Kurzgeschichte «Erinnerungen en gros» von Science-Fiction-Ikone Philip K. Dick, der auch die Vorlagen für «Blade Runner» und «Minority Report» lieferte. Die Verfilmung verzichtet zwar auf den psychologischen Tiefgang der Literaturvorlage, geizt dafür aber nicht mit effektvoller Mars-Action, originellen Mutantenwesen und einer irrwitzigen Geschichte voller überraschender Wendungen. Überhaupt sind es eher die Literaten, die den Mars ins rechte Licht rücken. «Die Mars-Chroniken» (1950) von Ray Bradbury erzählt beispielsweise von der Kolonialisierung des Mars und gilt als Klas- THE MARTIAN © 2015 Fox Wissenschaftlich glaubwürdig und mit viel Sarkasmus und Galgenhumor hat Andy Weir im Science-Fiction-Roman «Der Marsianer» Mark Watneys Schicksal beschrieben. Zum veritablen Space-Drama wird der Roman schliesslich, als NASA-Mitarbeiten- de auf Satellitenfotos erkennen, dass der bereits mit allen Ehren verabschiedete Astronaut noch am Leben ist und ein doppelter Wettlauf mit der Zeit beginnt. So attraktiv der Stoff auch ist: Dass sich Regisseur Ridley Scott («Alien», «Blade Runner», «Prometheus») und Hauptdarsteller Matt Damon («Good Will Hunting», «Die Bourne Identität», «Monuments Men») an seiner Verfilmung versuchen konnten, ist purer Zufall. Denn eigentlich wollte erst kein Verlag Andy Weirs Roman veröffentlichen. Der Software-Entwickler und Schriftsteller publizierte daraufhin die Geschichte erst kostenlos auf seiner Website, anschliessend auf Bitten der schnell wachsenden Fangemeinde zum Mindestverkaufspreis von 0.99 Dollar als Kindle-Version bei Amazon. Erst nachdem davon in drei Monaten 35'000 Downloads verkauft worden waren, erkannten auch die Buchverlage den Wert von «Der Marsianer». ner «Weltraumisierung» von «Robinson Crusoe» durchaus originell; der Streifen floppte aber ebenso wie «Mars Needs Women» (1966) oder «Devil Girl from Mars» (1954). Mag man diesen frühen Werken noch zugutehalten, dass das Genre jung und die technischen Mittel begrenzt waren, gibt es diese Entschuldigungen für neue Mars-Film-Fehlschüsse nicht. «Doom» (2005) beispielsweise ist nur eine weitere missglückte Game-Verfilmung. «Ghosts of Mars» (2001) von John Carpenter kommt gänzlich ohne zusammenhängende Story aus. Und «John Carter – Zwischen zwei Welten» (2012) war ein derartiger Reinfall, dass der damalige Chef der verantwortlichen Disney-Filmstudios seinen Hut nehmen musste. Auf dem Mars wandelt der Mensch schon lange – allerdings nur in Büchern und Filmen wie hier im Blockbuster «The Martian». Der Marsianer – Rettet Mark Watney Andy Weir 512 Seiten CHF 14.90 eBook: CHF 19.90 Heyne Der lange Mars Terry Pratchett und Stephen Baxter 448 Seiten CHF 26.90 eBook: CHF 17.90 Manhattan THE MARTIAN © 2015 Fox Mars attacks! Ein gewaltiger Sandsturm erzwingt den Abbruch der Marsmission «Ares 3» nach nur wenigen Tagen. Zurück auf dem Roten Planeten bleiben fast das komplette Material und der NASA-Astronaut Mark Watney. Er wurde beim Rückzug der Crew nämlich von einer abgebrochenen Antenne getroffen und von den anderen Mitgliedern irrtümlicherweise für tot gehalten. Doch Watney trägt lediglich eine Verletzung davon – und macht sich daran, mit allen Tricks und Kniffen sein Überleben bis zum Eintreffen der nächsten Marsmission in vier Jahren zu sichern. Er ist damit fast so etwas wie ein moderner, ja futuristischer Robinson Crusoe: Verlassen im Nirgendwo, am Leben gehalten vor allem von der Hoffnung auf die sprichwörtlichen Segel am Horizont, die Rettung versprechen. Bücher zum Film | 43 Books Nr. 4/2015 Robinson Crusoe von heute – pardon, morgen: Matt Damon in «The Marsian». siker der Science-Fiction-Literatur. Schon viel früher beschäftigte sich Tarzan-Erfinder Edgar Rice Burroughs mit dem Mars. «Die Prinzessin vom Mars» (1917) und die folgenden Geschichten – die Vorlage zum bereits erwähnten Film «John Carter – Zwischen zwei Welten» – sind eher ScienceFantasy und strotzen vor Elementen, die auch in vielen Abenteuerromanen jener Zeit auftauchen. Arthur C. Clarke – neben Robert Heinlein und Isaac Asimov einer der «Grossen Drei» der Science-Fiction-Literatur – hatte den Mars in seinem «Projekt Morgenröte» (1951) ebenfalls bereits besiedelt. Die Geschichte beschreibt, wie sich ein Science-Fiction-Autor auf die Reise zum Roten Planeten begibt, sich dort niederlässt und Teil der Kolonie wird. Der lange Mars Wieder einmal auf die Spitze treibt es der Anfang dieses Jahrs verstorbene «Scheibenwelt»-Erfinder Terry Pratchett in seiner Zusammenarbeit mit dem britischen Science-Fiction-Spezialisten Stephen Baxter, bekannt für seinen «Xeelee»-Zyklus. Die beiden schreiben in «Der lange Mars» nämlich nicht nur über den Mars, sondern über unendlich viele «Marse». Der Roman ist der dritte Teil einer Serie, die mit «Die lange Erde» ihren Anfang nahm und mit «Der lange Krieg» fortgesetzt wurde. Die Menschen haben entdeckt, dass es unendlich viele Erden gibt, die wie an einer Schnur aufgereiht sind und die man mittels eines «Wechslers» ganz einfach erreichen kann. Diese Parallelwelten unterscheiden sich von der «Datum», der Originalerde, manchmal nur wenig, zuweilen aber auch radikal. In «Der lange Mars» stellt sich nun heraus, dass dasselbe auch für den Roten Planeten gilt! Und los geht das interstellare Road Movie in Buchform, das von einer Art Sandwürmer bis hin zu krabbenartigen Kreaturen viel Fantasievolles beinhaltet. Scheibenwelt-Fans sollten aber dennoch Vorsicht walten lassen, denn vom schmissigen, manchmal beissend bösen Humor à la Pratchett ist in «Der lange Mars» und den beiden Vorläufern wenig zu finden. Eine interessante Übung in gemeinschaftlichem World Building ist der Roman, der im Englischen bereits mit «The Long Utopia» fortgesetzt wurde, aber allemal. Ob nach Pratchetts Tod der avisierte nächste Teil noch erscheinen wird, steht in den Sternen. Total Recall Revisited. Die besten Stories Philip K. Dick 352 Seiten CHF 14.90 eBook: CHF 11.90 Fischer Die Mars-Chroniken Ray Bradbury 372 Seiten CHF 17.90 Diogenes Projekt Morgenröte Arthur C. Clarke eBook: CHF 6.40 (nur als eBook erhältlich) Heyne Her mit den Marsmenschen! Aber was ist, wenn man seine Protagonisten nicht auf eine 228 Millionen Kilometer lange Reise schicken und seinen Mars-Roman nicht vor einer recht trostlosen Kulisse handeln lassen will? Dann holt man die «Marsmenschen» eben auf die Erde! H. G. Wells tat dies in seinem für das Genre wegweisenden Roman «Der Krieg der Welten» bereits 1898 – lange bevor der Mensch auch nur ansatzweise hoffen konnte, jemals ins All fliegen zu können. Der verheerende Angriff der waffenstrotzenden Marsianer war ein satirischer Seitenhieb auf die Kolonialpolitik Englands. Eine Facette, die in den beiden Verfilmungen von 1953 und 2005 natürlich nicht mehr zu finden ist. Aber wer will sich darüber schon beschweren, wenn ein Steven Spielberg die Alien-Invasion inszeniert und ein Tom Cruise sich aufmacht, die Erde zu retten? Der Krieg der Welten H. G. Wells 352 Seiten CHF 17.90 eBook: CHF 17.90 Diogenes 44 | Hörbücher Books Nr. 4/2015 Mein großes Musikbuch sFr 28,90 ISBN 978-3-551-22062-2 Jetzt erwachen Bücher zum Leben! Endlich – das Orchester! Die Höredition der Weltliteratur Liebe, Lust, Leichtsinn, Hass, Neid oder Gier – hier finden alle, die Literatur lieben, die ganze Skala des menschlichen Lebens. Wer schlüpft nicht gern einmal mit der Stimme von Gert Westphal in die Rolle des jungen Werthers? Wer möchte nicht mit Brigitte Horney in Tschechows Russland umherreisen, wer sich nicht mit Uwe Friedrichsen über Mark Twains Geschichte von Adam und Eva amüsieren? In dieser inspirierenden Sammlung bekannter und neu zu entdeckender Romane, Erzählungen, Märchen und Novellen grosser Autoren finden die Hörerinnen und Hörer wahre Schätze der Sprechkunst. Die zehn MP3-CDs kommen in Schmuckverpackung und mit umfangreichem Begleitbuch mit Texten zu allen Klassikern daher. Elizabeth George David Lagercrantz Fred Vargas Barbara Havers folgt am liebsten ihrem Instinkt. Nach ihren letzten Alleingängen hat sie aber keinen guten Stand bei ihrer Chefin. Mit Unterstützung von DI Thomas Lynley will Barbara beweisen, dass sie ein guter Detective ist. Da kommt ihr ein mysteriöser Todesfall in Cambridge gerade gelegen: Die Bestsellerautorin Clare Abbott wurde tot in ihrem Hotelzimmer aufgefunden. Die langersehnte Fortsetzung der Millennium-Trilogie: Böse Zungen behaupten, Mikael Blomkvist sei nicht länger der Journalist, der er einst war. Lisbeth Salander hingegen ist aktiv wie eh und je. Die Wege der beiden kreuzen sich, als Frans Balder, einer der weltweit führenden Experten für künstliche Intelligenz, ermordet wird. Kurz vor seinem Tod hatte er Mikael Blomkvist brisante Informationen versprochen. In Paris werden die Leichen einer Mathematiklehrerin und eines reichen Schlossherrn entdeckt. In beiden Fällen wird Suizid vermutet. Es scheint keine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen zu geben. Bis JeanBaptiste Adamsberg auf unauffällige Zeichnungen an beiden Tatorten aufmerksam wird. Kurz darauf stellt sich heraus, dass die Lehrerin vor ihrem Tod dem labilen Sohn des Schlossherrn schrieb. Blomkvist nimmt die Recherche auf. Die Spur führt zu einem amerikanischen Softwarekonzern, der mit der NSA verknüpft ist. Mikael Blomkvist wittert seine Chance, die Enthüllungsstory zu schreiben, die er so dringend braucht. Doch wie immer verfolgt Lisbeth Salander ihre ganz eigene Agenda. Der Brief führt Adamsberg auf die Spuren einer verhängnisvollen Reise nach Island sowie in die Untiefen einer geheimen Robespierre-Gesellschaft. Weitere Menschen sterben, und für Adamsberg beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit – und gegen einen ebenso wandelbaren wie unbarmherzigen Mörder. Bedenke, was du tust Aber war es Mord? Clares Freundin und Lektorin Rory Statham glaubt jedenfalls nicht an einen natürlichen Tod. Auch Barbara hat das Gefühl, dass es im Verborgenen einen Gegenspieler gibt, der einem perfiden Plan folgt – ein Gefühl, das bestätigt wird, als Barbara Rory kurz darauf mit dem Tod ringend in ihrer Wohnung auffindet. Verschwörung Im Orchester müssen alle Instrumente gut zusammenspielen. Die Schlaginstrumente spielen einen Rhythmus, die Kontrabässe und Posaunen die tiefen Töne. Darüber entfalten sich die Klänge von Geigen, Klarinetten oder Flöten. Orchestermusiker spielen nach Noten. Die vom Dirigenten sind dick wie ein Buch. Das heißt Partitur. Darin stehen die Noten für alle Instrumente, von der Pauke bis zur Piccoloflöte. Der Dirigent zeigt an, wann welches Instrument einsetzt und ob einzelne Instrumente laut oder leise spielen sollen. Und mit seinem Taktstock gibt er das Tempo vor. Das barmherzige Fallbeil OD_9783551220622-LeYo-Musik_Inh_A01.indd 15-16 11.06.15 H ie r d ir e k t a u s p r o b ie r e n ! Hörbuch Hörbuch Hörbuch Hörbuch CHF 98.00 CHF 38.90 CHF 31.90 CHF 31.90 Hörverlag Hörverlag Random House audio Random House audio EAN 978-3-8445-1951-8 EAN 978-3-8445-1922-8 EAN 978-3-8371-3135-2 EAN 978-3-8371-3197-0 Je tz t di e lo s Le Yo !- Ap p ko st en ru nt er la de n www.carlsen.de/leyo Lade mit deinem Tablet oder Smartphone die kostenlose LeYo!-App herunter! Halte dein Mobilgerät über die Seite und erwecke sie zum Leben! 46 | kINDERWELT Mit viel Charakter Nicole Stäuble, unsere Fachfrau aus der Kinderwelt, präsentiert diesmal Neuerscheinungen, bei denen ganz besondere Persönlichkeiten im Mittelpunkt stehen. Marius Leutenegger «In diesem Herbst sind ungewöhnlich viele tolle Bücher für Kinder herausgekommen. Ich konnte mich kaum entscheiden, was ich hier vorstellen soll. Nun habe ich Neuerscheinungen mit aussergewöhnlichen Hauptfiguren gewählt – und Bücher, die auch Erwachsene lesen können, weil sie so viel Spass machen. Andreas Schmachtl / Snöfrid aus dem Wiesental © 2015 Arena Verlag GmbH, Würzburg Das gilt etwa für ‹Snöfrid aus dem Wiesental› von Andreas Schmachtl. Snöfried ist kein Name, sondern die Bezeichnung für ein besonderes Wesen, das ein bisschen aussieht wie ein Murmeltier. Snöfrids sind aber derart selten, dass man immer nur von jenem spricht, der in diesem Buch vorkommt. Zufälligerweise rettet er eines Tages einem Elf das Leben: Er hebt ein Holzstück auf und befreit damit den Elf, dessen Bein eingeklemmt war. Die Elfen sind ganz aus dem Häuschen, halten Snöfrid für einen Helden und bitten ihn, die entführte Prinzessin zurückzuholen. Snöfrid macht sich auf die Reise, und damit beginnt ein Fast so etwas wie «Herr der Ringe» für Kinder: Snöfrid macht sich auf den Weg, die entführte Prinzessin zu befreien. KINDERWELT | 47 Books Nr. 4/2015 grossartiges Abenteuer, das entfernt an ‹Herr der Ringe› erinnert; Snöfrid könnte durchaus als gemütlicher Hobbit durchgehen. Die Elfen haben ihm einen Zettel mitgegeben, auf dem in Gedichtform steht, wo ungefähr er nach der Prinzessin suchen muss. Ständig begegnet er den eigenartigsten Tieren, etwa den Skudden oder dem Teutwart. Das alles ist so herzig, dass man sich dem Charme der Geschichte einfach nicht entziehen kann. Mein Sohn ist jedenfalls ein richtiger Snöfrid-Fan; noch kein Buch hat ihn derart gefesselt. Geschichte und Stil entsprechen voll und ganz dem, was ein herausragendes Kinderbuch ausmacht. Ein anderes Buch, das alle lesen sollten – zumindest alle Buben –, ist ‹Nur Mut, Anton!› von Meike Haberstock. Darin geht es um Mut und Angst. Anton ist ein ganz normaler Bub, der auch ganz normal Schiss hat – etwa, wenn er den Koffer aus dem Keller holen oder auf einen dreitägigen Schulausflug muss. Denn welche Gefahren drohen einem während einer solchen Reise: Erdrutsche! Lawinen! Und vor allem: Wildschweine! Die Mutter erklärt Anton zwar, dass es im Sommer keine Lawinen gibt und die Wildschweine vor ihm mehr Angst haben, als er vor ihnen hat – doch so richtig entspannt ist der Bub nicht. Auf der Reise besteht er dann aber eine Mutprobe nach der anderen. Und er verscheucht sogar das Wildschwein, dem er begegnet! Anton merkt natürlich bald, dass er nicht der einzige ist, der sich manchmal fürchtet. Er ist ein so schnüseliger Bub, dass man ihn am liebsten gleich adoptierte! Das nächste Buch, das ich vorstelle, ist ein- fach genial: ‹Miles & Niles› von Jory John. Miles war an seiner alten Schule der König des Streichs. Jetzt kommt er an eine neue Schule – und merkt schon am ersten Tag, dass es hier einen anderen Superstreichemacher geben muss: Das Auto des Rektors ist so vor der Eingangstür platziert, dass die Kinder nur ins Schulhaus kommen, wenn sie durchs Auto klettern. Miles findet bald heraus, wer hinter diesem Streich steht: Niles, der Liebling aller Lehrer, ein richtiger Heimlifeiss. Miles würde sich gern mit ihm zusammentun, aber Niles hat keine Lust auf Teambildung. Also beginnt ein Wettstreit: Wem gelingt der Superstreich? Die Ideen, welche die beiden aushecken, sind einfach grossartig. Miles stammt aus einem Dorf, in dem es mehr Kühe als Menschen gibt, und viele Streiche drehen sich denn auch um Kühe. Der Schulrektor hat mir ein paar Mal ein bisschen leid getan, aber die Kreativität der beiden Jungs ist einfach atemberaubend. Meine nächste Empfehlung lässt sich nur schwierig zusammenfassen. So viel kann ich aber auf jeden Fall sagen: ‹Glück ist eine Gleichung mit 7› von Holly Goldberg Sloan ist eines der schönsten Bücher, die ich in meinem Leben gelesen habe. Hauptfigur ist die etwa 13-jährige Willow. Sie lebt bei Adoptiveltern, weil ihre leiblichen Eltern schon gestorben sind. Willow ist hochbegabt, sich dessen aber nicht bewusst. Den ganzen Tag lang macht sie Experimente, sie züchtet Bienen und hat sich selber einen Forschungsgarten angelegt. Natürlich ist sie immer allein, denn welche Kinder ihres Alters können mit ihren Hobbys schon etwas anfangen? Als Willow an eine neue Schule kommt, muss sie einen Test schreiben. Sie macht das so gut und so schnell, dass sie des Betrugs verdächtigt wird. Zur Strafe muss sie fortan einmal in der Woche zum Sozialarbeiter Dell, mit dem sie sich aber sofort anfreundet – und in dessen Wartezimmer sie das Mädchen Mai kennenlernt, mit dem sie sich unterhalten kann. Als Willow eines Tages nach Hause kommt, erlebt sie den Schock ihres Lebens: Ihre Adoptiveltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. Mais Mutter beschliesst, Willow bei sich aufzunehmen. Aber so einfach ist das natürlich nicht, denn Mais Familie ist so arm wie ungewöhnlich, und dem Waisenamt schwebt eine andere Lösung für Willow vor ... Das Buch ist von einer einmaligen Herzlichkeit geprägt, obwohl es auch sehr traurig ist. Glück und Unglück liegen hier so nah beieinander, dass das Lesen zum äusserst intensiven Erlebnis wird. Ich kann diesen Roman wirklich allen ans Herz legen. Ähnlich berührend fand ich auch ‹Elke› von Christian Duda – ein Kinderbuch, das ich aber eher Erwachsenen empfehle. Wir alle kennen wohl eine Elke wie die Hauptfigur dieses Buchs, eine Person, die sich aufopfert für andere, die ein ganzes Quartier zusammenwachsen lässt und einfach liebevoll für alle da ist. Die Elke dieses Buchs ist eine dicke Frau, die eines Morgens mit dem Kindergartenschüler Kasimir zusammenstösst. Sie hat ihn nicht gesehen, weil sie einen grossen Kuchen vor sich trägt. Einen solchen Kuchen bringt sie jeden Morgen in ein Café, das von einem bärbeissigen Wirt geführt wird und kaum Kunden hat. An diesem Tag nimmt sie Kasimir mit ins Café und gibt ihm dort ein grosses Stück Kuchen. Fortan begleitet Kasimir Elke immer vom Kindergarten ins Café. Mit der Zeit schleppt Elke noch mehr Leute an, schliesslich ist das Café rappelvoll. Das Buch ist eine einzige Lobeshymne an die Elkes dieser Welt. Ich finde dieses Buch wunderschön. Es ist zwar schmal, aber hier steckt das ganze Leben drin!» Snöfrid aus dem Wiesental 1 Andreas H. Schmachtl ab 4 Jahren 240 Seiten CHF 21.90 Arena Nur Mut, Anton! Meike Haberstock ab 6 Jahren 128 Seiten CHF 17.90 eBook: CHF 12.00 Oetinger Miles & Niles – Hirnzellen im Hinterhalt Jory John ab 8 Jahren 224 Seiten CHF 18.90 eBook: CHF 12.90 cbt Nicole Stäuble, 42, ist Buchhändlerin bei Orell Füssli in Frauenfeld; sie hat einen fünfjährigen Sohn. «Ich machte bereits meine Lehre zur Buchhändlerin bei Orell Füssli», erzählt sie. Schon in der Lehre seien Kinder- und Jugendbücher für sie das Grösste gewesen, denn «dieser Bereich ist so vielseitig – und fast so etwas wie eine Buchhandlung in der Buchhandlung!» Ausserdem könne man die Kundinnen und Kunden, die Kinderbücher suchten, richtig beraten: «Die meisten Leute sind dankbar für Empfehlungen, weil sie sich mit den Neuerscheinungen nicht so gut auskennen.» Glück ist eine Gleichung mit 7 Holly Goldberg Sloan ab 12 Jahren 302 Seiten CHF 23.90 eBook: CHF 18.90 Hanser Elke Christian Duda ab 6 Jahren 160 Seiten CHF 17.90 eBook: CHF 16.90 Beltz Schweizer Geschichte für alle! je Fr. 19.90 humorvoll und augenzwinkernd erzählt 978-3-280-03493-4 978-3-280-03494-1 8 50 | KOLUMNE Tram-Aktion | 51 Books Nr. 4/2015 BILDBAND REISE MIT DEM LICHT Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in Books, warum sie schreiben. Heute: Urs Augstburger Ich schreibe, weil ich gern hinter Wasserfällen zelte. Das klingt jetzt ein bisschen seltsam. Ich beginne besser am Anfang. In der Kindheit. Da las ich leidenschaftlich gern. Montags in die Bibliothek, drei Bücher ausgeliehen, diese am Mittwoch zurückgebracht und drei neue mitgenommen, Samstag nochmals dasselbe: Stoff fürs Wochenende. Bald hatte ich die Jugendbuchregale abgegrast und der Bibliothekar, Herr Mühlemann hiess er, erlaubte mir, mich in der Erwachsenenabteilung zu bedienen. Mit Ausnahmebewilligung las ich bald vom Hexer und vom Zinker und lernte, dass alle schönen Frauen graue Augen haben. Ich kämpfte mich mit den drei Musketieren durch Frankreich und erarbeitete mit dem Grafen von Monte Christo einen raffinierten Racheplan. Wenig später entdeckte ich Dürrenmatt. Frisch nicht, damit das gleich geklärt ist. Dürrenmatt hatte Humor, Frisch liess ihn sich wenig anmerken. Internet gab es noch nicht, Fernsehen nur homöopathisch, Kino kaum. Heute würden mich vielleicht Games und Videos inspirieren, damals begannen Fantasiereisen zwischen Buchdeckeln. Das knappe Büezer-Budget erlaubte der Familie auch keine Trips in ferne Länder. Wollten wir die erleben, mussten wir sie uns erlesen. Im Grunde habe ich mir fast alles erlesen, selbst Lebensentwürfe. Und mir einen davon schliesslich ... ausgelesen. Beim Buch «Rückgrat» von Philippe Djian. Da kam alles zusammen, da war alles drin, und die Lektüre mündete in der Überzeugung: So will ich auch leben. Und, verdammt: So will ich auch schreiben! Beides schien bei Djian eines. Endlich schrieb einer so, wie unsere Musik klang, wie uns die Tage zerrannen, wie unser Sehnen sich anfühlte. Deutschsprachige Schriftsteller taten das zu jener Zeit kaum, die arbeiteten mit der Sprache, arbeiteten sich ab an ihr, fern von allen Sehnsüchte, wie mir schien. Wie Djian wollte ich also schreiben. Nur einem Gebot folgend: Du darfst nicht langwei- len. Das erste Buch entstand. Keiner wollte es veröffentlichen. Das zweite entstand, einer wollte es veröffentlichen. Und jetzt ist gerade «Kleine Fluchten» erschienen. Das achte mittlerweile, offenbar ist ein Plan aufgegangen, der gar nie einer war. Denn eigentlich ist das mit dem Schreiben einfach so passiert, im Lauf der Zeit. Die logische Fortsetzung des Lesens. Ich konnte nicht anders. Oder ehrlicher: Ich konnte nichts Anderes. Schreiben wurde zwangsläufig zum Beruf, ich arbeitete erst als Journalist, aber ich wollte schon bald ganze Geschichten erzählen, nicht nur Unterfütterungen von Schlagzeilen. Als Autor kommt man oft in Zwickmühlen, sollte ich bald merken. Man muss oder darf beispielsweise Lesungen machen. Nun schreibe ich ja Bücher nicht für Zuhörer, sondern mit einem imaginären Leser vor Augen. Einem wie mir früher. Als Kind bastelte ich oft Zelte aus Wäscheleinen und Tüchern, nahm ein Lämpchen und Proviant hinein und versank in anderen Welten, abgeschirmt von der realen Welt. Eine öffentliche Lesung ist das blanke Gegenteil davon. Wir entschlossen uns deshalb schon beim ersten Buch zur Flucht nach vorn, entwickelten eine neue Art von Liveprogramm, ein Seh- und Hörspiel, sozusagen. In sich geschlossen, mit Band, mit verschiedenen Stimmen, professionelleren als meiner wenig begabten, mit Videos und Filmen, mit einem Soundtrack gar. Im Literaturbetrieb, wo niemals jemand wirklich für Betrieb sorgen darf, wurden wir deswegen angefeindet. Werden es manchmal heute noch. Allerdings nur von den – sagen wir mal: Betriebsleitern. Von den Zuhörern und Veranstaltern gar nicht. Die mögen es, fühlen sich von uns vielleicht an gemütliche Regennachmittage mit alten Hörspielkassetten erinnert. Dafür tun wir einiges, dafür schreibe ich alle Texte um. Damit sie auch ausserhalb des Zelts funktionieren, spannend und sinnlich klingen, Spass machen. Uns und dem Publikum. Derzeit stehen wir zu siebt auf der Bühne, diesmal veredelt eine Animations- künstlerin mit ihren Livezeichnungen die Videos und Songs zusätzlich. So erzählen wir die Geschichte einer tragischen lebenslangen Flucht, wie wir sie täglich in den Zeitungen finden, und daran gespiegelt unsere eigenen, kleinen, oft erotischen Fluchten. Alles erfunden natürlich, wo denken Sie hin! Früher musste ich lesen, um in andere Welten zu gelangen, jetzt beschreibe ich einfach, was ich mich selber nicht traue. Immer auf eines hoffend: Dass sich beim Schreiben manchmal dieselben magischen Erlebnisse einstellen wie einst im Lesezelt. Meine Töchter verschlingen gerade «Nightschool» oder «Die Tribute von Panem», ich liebte damals die «Rätsel-um»Romane von Enid Blyton. Im Spannendsten finden die Kinder ein sicheres Versteck vor den Schurken: Sie schlagen ihr Lager hinter einem Wasserfall auf. Sie ahnen es schon: In meinen eigenen Büchern gibt es exzessiv viele Wasserfälle. Logisch. Denn Schreiben ist wie zelten hinter Wasserfällen, im besten Fall. REISE MIT DEM LICHT PATRICK LOERTSCHER Begleiten Sie Patrick Loertscher auf seiner Reise mit dem Licht durch atemberaubende Landschaften und lassen Sie sich von den Farben und den Lichtstimmungen der Natur in Ihrem Innersten berühren. Ein wahrer Prachtband zum Geniessen – sozusagen eine Liebeserklärung an die Schönheit dieser Welt. Bildband Reise mit dem Licht Patrick Loertscher «Master of Photography» FEP durchgehend deutsch/englisch 240 Seiten, ca. 180 Farbabbildungen 30.5 x 30.5 cm, Leinenband mit Schutzumschlag ISBN: 978-3-905987-31-7 Bildband Swiss Vision Urs Augstburger Urs Augstburger, geboren 1965, lebt und schreibt in Ennetbaden und Disentis. Seinen Durchbruch als Schriftsteller erlebte er 2004 mit «Schattwand». Gerade ist sein achter Roman erschienen: Dieser aussergewöhnliche Jubiläumsbildband zelebriert das Licht und setzt zahlreiche Highlights von Natur und Landschaft aus allen fünf Kontinenten in eindrucksvolle Szenen. «Reise mit dem Licht» gibt aber auch einen umfassenden Einblick in das 25-jährige Schaffen des renommierten Meisterfotografen Patrick Loertscher. Mit grossem Einsatz und beispielloser Ausdauer hat er Jahr für Jahr auf der ganzen Welt mit seiner Kamera wahre Schätze eingefangen und diese in diesem ultimativen Meisterwerk zusammengetragen. In einem eigenen Kapitel erzählt der Fotograf zudem die spannenden Geschichten hinter seinen besten Bildern. von Patrick Loertscher mit einem Vorwort von Adolf Ogi durchgehend deutsch /englisch Im Anhang: f, i, sp, jap, chin, r 208 Seiten, ca. 150 Farbabbildungen Gegliedert in 14 Schweizer Regionen 30.5 x 24 cm, Leinenband mit Schutzumschlag ISBN: 978 -3 -905987-12- 6 Kleine Fluchten 392 Seiten CHF 29.90 eBook: CHF 25.90 Klett-Cotta 20 Jahre Jubiläum BILDBAND SWISS VISION Mit «Swiss Vision» hat der Landschaftsfotograf Patrick Loertscher ein Meisterwerk der Extraklasse geschaffen, sozusagen eine Liebeserklärung an seine Heimat, das die besonderen Werte der Schweiz in ihrer ganzen Ursprünglichkeit und Schönheit festhält. Ein aussergewöhnlicher Bildband, der sich an alle Menschen wendet, welche die Schweiz lieben und mit viel Freude die visuelle Schönheit dieses einzigartigen Landes mitten in Europa geniessen oder weiterreichen möchten. patrick loertscher 20 Jahre Jubiläum Water Protection Optimaler Schutz vor Wasser tap2flip Bequem blättern mit einem Fingertipp auf die Rückseite Neues Display für ein perfektes Schriftbild schärfer, weisser und flackerfrei mit 300 ppi E-Ink-CartaTouch-Display
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