Ein Kochbuch regt die Kreativität an

Das Magazin der Buchhandlungen von Orell Füssli
Nr. 4/2015
Wahre Thriller
Neue Sachbücher zu
grossen Themen
«Die Erfahrung war
monumental»
Claude Cueni über seine Leukämie und sein neues Buch
Und ausserdem:
Literatur zum Mars
Neues von Zeruya Shalev,
Jonathan Franzen und
Salman Rushdie
«Ein Kochbuch regt
die Kreativität an»
Mit Nadja Zimmermann in
fremde Töpfe schauen
Ihr p
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Editorial | 3
Meissner Thalia
Bahnhofstrasse 41, 5001 Aarau
Mo – Fr: 9.00 – 18.30 Uhr | Do: 9.00 – 20.00 Uhr
Sa: 9.00 – 17.00 Uhr
Wirz Thalia
Hintere Vorstadt 18, 5001 Aarau
Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr
Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 17.00 Uhr
FRAUENFELD –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Orell Füssli Einkaufszentrum Passage
Bahnhofstrasse 70 / 72, 8500 Frauenfeld
Mo – Fr: 8.00 – 20.00 Uhr
Sa: 8.00 – 18.00 Uhr
FRIBOURG
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Thalia
Bahnhof / Gare, 1700 Fribourg
Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr
Sa, So: 9.00 – 21.00 Uhr
BADEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Thalia
Langhaus beim Bahnhof, 5401 Baden
Mo – Fr: 9.00 – 19.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr
BASEL ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Orell Füssli Bahnhof SBB
Passerelle, Güterstrasse 115, 4053 Basel
Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr | Sa: 8.00 – 21.00 Uhr
So: 9.00 – 20.00 Uhr
Thalia
Freie Strasse 32, 4001 Basel
Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr
Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr
BERN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Stauffacher
Neuengasse 25 – 37, 3001 Bern
Mo – Mi, Fr: 9.00 – 19.00 Uhr
Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 –17.00 Uhr
Thalia Spitalgasse
Spitalgasse 47/51, 3001 Bern
Mo – Mi: 9.00 – 19.00 Uhr | Do: 9.00 – 21.00 Uhr
Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 17.00 Uhr
Thalia Bahnhof SBB
Bahnhofplatz 10, 3001 Bern
Mo – Sa: 7.00 – 22.00 Uhr | So: 9.00 – 22.00 Uhr
BRIG –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
ZAP
Furkastrasse 3, 3900 Brig
Mo – Fr: 9.00 – 18.30 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr
ZAP Bürostore
Englischgrussstrasse 6, 3900 Brig
Mo – Fr: 8.30 – 12.00 und 13.30 – 17.00 Uhr
BRUGG –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
SCHAFFHAUSEN
––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Thalia
Vordergasse 77, 8200 Schaffhausen
Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr
Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr
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Thalia Shoppyland
Industriestrasse 10, 3322 Schönbühl
Mo – Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Fr: 9.00 – 21.30 Uhr
Sa: 8.00 – 17.00 Uhr
SCHÖNBÜHL
SIERRE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
ZAP
Place de la Gare 2, 3960 Sierre
Mo – Fr: 9.00 – 12.00 und 13.30 – 18.30 Uhr
Sa: 9.00 – 17.00 Uhr
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Thalia Shoppi & Tivoli
8957 Spreitenbach
Mo – Sa: 9.00 – 20.00 Uhr
ST. GALLEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Orell Füssli Bahnhof
Poststrasse 28, 9000 St. Gallen
Mo – Fr: 8.00 – 21.00 Uhr
Sa: 9.00 – 20.00 Uhr | So: 10.00 – 20.00 Uhr
Rösslitor Bücher
Multergasse 1 – 3, 9001 St. Gallen
Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr
Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr
Thalia Shopping Arena
Zürcher Strasse 464, 9015 St. Gallen
Mo – Mi, Fr: 9.00 – 19.00 Uhr,
Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr
CHUR –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
THUN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
EMMENBRÜCKE –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
VISP ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Inhalt
Orell Füssli
Marktgasse 41, 8400 Winterthur
Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr
Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr
ZERMATT ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
ZAP
Hofmattstrasse 3, 3920 Zermatt
Mo – Fr: 9.00 – 12.00 Uhr und 14.00 – 18.30 Uhr
Während der Saison:
Mo – Fr: 9.00 – 12.30 Uhr und 14.00 – 19.00 Uhr
So: 16.00 – 19.00 Uhr
ZÜRICH ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Orell Füssli Kramhof
Füsslistrasse 4, 8001 Zürich
Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr
Orell Füssli Am Bellevue
Theaterstrasse 8, 8001 Zürich
Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr
Orell Füssli The Bookshop
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Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr
Orell Füssli Flughafen
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Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr | Sa, So: 8.00 – 21.00 Uhr
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So: 9.00 – 20.00 Uhr
Orell Füssli im Bahnhof Stadelhofen
Stadelhoferstrasse 8, 8001 Zürich
Mo – Fr: 8.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 19.00 Uhr
So: 10.00 – 18.00 Uhr
Ein vielfältiges Menü
Liebe Leserin
Lieber Leser
Es gibt Bücher, in denen man schwelgen kann. Es
gibt Bücher, die sind einfach schön. Es gibt Bücher,
dank denen man viel lernt. Und es gibt Bücher, die
man gut brauchen kann.
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Exklusiv-interview mit
Claude Cueni, Autor von
«Pacific Avenue»
«Die Erfahrung war
monumental»
Das alles gilt für Kochbücher. In gewissem Sinn sind
sie die Krönung des Buchs schlechthin, denn sie
vereinen alle dessen Stärken. Da ist es naheliegend,
dass wir ihnen in dieser Ausgabe unser Spezial im
Mittelteil widmen. Zumal Kochbücher gerade in
der Weihnachtszeit eine besondere Rolle spielen:
Sie sind ideale Geschenke – und inspirieren uns zu
besonderen Weihnachtsmenüs.
Seite 10
Bücher, die zumindest im übertragenen Sinn zum
Anbeissen sind? Wir haben unzählige davon, für jeden Geschmack und jeden (Lese-)Hunger. Lassen Sie
sich auf den folgenden Seiten Appetit machen – und
dann in einer unserer Filialen beraten.
Ihr Michele Bomio
CEO Orell Füssli Thalia AG
Orell Füssli im Franz Carl Weber
Bahnhofstrasse 62, 8001 Zürich
Mo – Mi: 9.00 – 18.30 Uhr
Do, Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr
ST. MARGRETHEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––
Thalia Einkaufszentrum Rheinpark
9430 St. Margrethen
Mo – Do: 9.00 – 19.00 Uhr | Fr: 9.00 – 21.00 Uhr
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Mo, Di, Do: 9.00 – 18.30 Uhr
Mi, Fr: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 8.00 – 16.00 Uhr
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Mo – Fr: 8.30 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 18.00 Uhr
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Thalia
Neumarktplatz 12, 5200 Brugg
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Sa: 8.00 – 17.00 Uhr
Thalia Einkaufscenter City West
Raschärenstrasse 35, 7000 Chur
Mo – Do: 9.00 – 19.00 Uhr | Fr: 9.00 – 20.00 Uhr
Sa: 8.00 – 18.00 Uhr
WINTERTHUR ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Ihr Michele Bomio
CEO Orell Füssli Thalia AG
© Rob Palmer / Callwey
AARAU –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Inspiration zu noch mehr
genuss
Kochbuch-Spezial
Seite 24
Thalia
Bälliz 60, 3600 Thun
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Sa: 9.00 – 17.00 Uhr
Neue Sachbücher zu grossen
Themen
Zur Sache!
Seite 16
4Notizen
15 Im Schaufenster
«Zwei Jahre, acht Monate
und achtundzwanzig Nächte» von Salman Rushdie
23 Power-Books
Neue eBooks zu Fitness und
Gesundheit
32 Kaffeepause
Die Books-Debatte
36 Fantastisch!
Fantasy-Neuerscheinungen
42Mars attacks!
Abenteuer auf dem Roten
Planeten
46 Mit viel Charakter
Neues aus der Kinderwelt
48 Kreuzworträtsel
49 Veranstaltungen
50 Kolumne
Darum schreibe ich –
von Urs Augstburger
Impressum
Die nächste Ausgabe von Books, dem Magazin der Orell Füssli
Thalia AG, erscheint im März 2016. Sie erhalten Books kostenlos
in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen unter
www.books.ch, [email protected] und Telefon 0848 849 848.
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Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise
und eine umfassende Auswahl an Büchern, Filmen und Spielen
finden Sie auf www.books.ch, www.thalia.ch und www.buch.ch.
Herausgeber:
Orell Füssli Thalia AG, Dietzingerstrasse 3, Postfach, 8036 Zürich
Gesamtherstellung und Redaktion:
Die Blattmacher GmbH, Zürich
Gestaltung / LAYOUT: Strichpunkt GmbH, Winterthur
CoverFoto: Adrian Portmann
Bücher mit diesen Zeichen sind auch als eBook
bzw. Hörbuch erhältlich.
NOTIZEN | 5
Books Nr. 4/2015
© SMAC Porträt Goldt: © Billy & Hells
Marius Leutenegger
Als Islamisten diesen Januar die Redaktion des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo in Paris stürmten und zwölf Menschen ermordeten, besuchte ich sofort die Website des
deutschen Satire-Pendants Titanic. Ich wollte wissen: Vergeht jetzt auch den Frankfurtern
das Lachen? Zum Glück nicht: Nicht einmal der Tod der Kollegen hielt die Titanic-Leute
davon ab, weiterhin rotzfrech und sehr entlarvend über alles
und jeden herzuziehen – über vermeintlich religiös motivierte Kriminelle im Speziellen und allgemein krude Weltbilder
im Allgemeinen. Nun sind aus dem Umfeld dieser fidelen
Truppe gleich zwei Neuerscheinungen zu verzeichnen. Schon
vor Jahren taten sich drei ehemalige Chefredaktoren des
Magazins zur «Titanic Boy Group» zusammen, die seither
mit Texten aus dem Magazin und neueren Werken durch die
Welt der Kleinbühnen tingelt. «20 Jahre Krawall für Deutschland», erschienen bei Rowohlt, vereint nun die besten Ideen
des Trios. Manches ist einfach nur lustig – wobei «nur» nicht
so gemeint ist, wie es klingt, denn lustig zu sein ist eine hohe
Kunst –, anderes erschütternd komisch. Boy-Group-Mitglied
Martin Sonneborn gelang es ja, mit seiner Unsinns-Partei
«Die Partei» einen Sitz im Europaparlament zu ergattern,
und immer wieder bringt er aus Brüssel Müsterchen für den
alltäglichen Wahnsinn der Bürokratie mit. Mit etwas feinerer Klinge als die drei Ex-Chefs säbelt ein langjähriger Kolumnist der Titanic – der auch aus vielen anderen Medien
bekannte Max Goldt. Besonders geglückt sind die ComicStrips, die er zusammen mit dem Berliner Zeichner Stephan
Katz kreiert und die vom Zürcher Verlag Edition Moderne
verlegt werden. Für «Räusper», ebenfalls bei Rowohlt erschienen, hat Goldt nun die Comic-Szenarien in «Dramolette» umgewandelt, in kleine Theatersketche, die ohne Bilder
auskommen müssen. Das funktioniert hervorragend – ab auf
die Bühne damit! Die beiden Neuerscheinungen zeigen einmal mehr: Nicht nur Loriot taugte als Beweis dafür, dass die
Deutschen eben doch Humor haben!
NullNUMMER
D er neue Roman von Umberto Eco
Die grossen Werke von Max Frisch, der von
1911 bis 1991 lebte, sind fraglos alle bereits
gedruckt, übersetzt, gespielt. Aber noch immer erblicken neue Texte des Zürchers das
Licht der Öffentlichkeit. Soeben hat Suhrkamp dessen allerletzte Arbeit publiziert:
«Ignoranz als Staatsschutz». In
einer Art Text-Collage kommentiert Frisch die Eintragungen in
seinen Fichen. Wir erinnern uns:
1989 flog auf, dass Schweizer
Bundespolizisten seit 1900 rund
900'000 Menschen in der
Schweiz observiert und ihre Beobachtungen auf Fichen – Karteikarten – festgehalten hatten.
Ein riesiger Skandal, der ausgerechnet kurz vor der ohnehin schon umstrittenen 700-Jahr-Feier der Schweiz
aufgedeckt wurde. Zehntausende verlangten Einsicht in ihre Fichen, und auch
Frisch erhielt seine 13 – mit schwarzen
Balken zensierten – Karteikarten. Dass es
den grossen Schweiz-Kritiker lockte, die
Eintragungen zu kommentieren, versteht
man sofort: Die Stümperhaftigkeit, mit der
die Beamten in seinem Fall vorgingen, ist
© Jean-Marc Lubrano
Notizen
Der Ich-Erzähler, ein melancholischer Erfinder, nimmt an einem Ball seinen ganzen
Mut zusammen und küsst
eine hinreissende junge
Frau, zu der er sich magnetisch hingezogen fühlt.
Der Kuss ist so intensiv,
wie er sich das erhofft
hat – doch die Frau
wird darauf buchstäblich unsichtbar. Damit
beginnt ein Abenteuer
des Herzens, wie es
selbst geübte Leserinnen und Leser von Liebesromanen wohl noch nie miterlebten. Denn
wie findet man eine Unsichtbare? Natürlich mit Hilfe eines blauen Papageis, der
auf jede Art von amour fou spezialisiert
ist! Und wie liebt man eine Frau, die man
nicht sehen kann? Selbstverständlich heftig! Mit «Der kleinste Kuss der Welt» ist
Mathias Malzieu erneut ein Wurf geglückt
– der Franzose erregte ja bereits grosses
Aufsehen mit dem Roman «Die Mechanik
des Herzens», den Luc Besson verfilmte.
Auch in seiner neuen Geschichte, erschienen bei carl’s books, reiht Malzieu einen
originellen Einfall an den nächsten, wiederum kreiert er eine zauberhafte Stimmung, und erneut schöpft er tief aus dem
Romantik-Brunnen, ohne Kitsch zutage
zu fördern. Ein Experiment im Freundeskreis zeigt, dass das schöne Märchen über
Ende und Neuanfang sogar hartgesottenen Männern gefällt – nur schade, dass
man es bereits in eineinhalb Stunden verschlungen hat.
schier unfassbar. Die Eintragungen, die
sich über einen Zeitraum von 42 Jahren
erstrecken, scheinen völlig beliebig, irrelevant und inkonsistent. Der Skandal in
dieser Affäre liegt rückblickend auch darin, welche enorme Arbeit die Beamten für
nichts und wieder nichts leisteten. Frisch kommentiert die
Eintragungen so, wie man das
von ihm erwartet: mal süffisant,
mal spöttelnd, dann wieder
ziemlich trocken. Als FrischLesestück taugt das schmale
Büchlein kaum, zu dünn ist sein
Gehalt und zu aufgebauscht –
die Fichentexte kommen zum
Beispiel auf den 128 Seiten
gleich dreimal vor. Zudem starb Frisch,
ehe er sein Fragment abschliessend bearbeiten konnte. Aber als Zeitdokument hat
diese Neuveröffentlichung durchaus ihren Wert. Gerade auch in einer Zeit, in
welcher der Überwachungsstaat ganz andere Mittel hat, als ein Heer von Schlapphüten auf die Pirsch zu schicken und ihre
Beobachtungen klandestin auf Kärtchen
zu tippen.
Serienjunkies wissen: Auf dem Anwesen Downton Abbey – das der mittlerweile in der sechsten Staffel stehenden BBC-Produktion den Namen gab – herrschen strenge Regeln. Natürlich für alle Mitglieder der adligen Familie
Crawley, die einen guten Ruf zu verlieren hat. Noch mehr aber für das
riesige Personal unter Leitung des gütig-strengen Butlers Charles
Carson. Was trägt die Zofe? Wie dekantiert man Wein? Carson war
so freundlich, die vielen Regeln präzise in einem kleinen Buch festzuhalten, das alle Fans
der Serie begeistern wird: «Hausregeln für die
Dienerschaft», erschienen bei Edel Books, ist ein
witziger Benimmführer, bei dem man viel fürs eigene Leben lernen kann – auch wenn man nicht in
fremden Diensten arbeitet. Ein Müsterchen: «Leider ist die Unart, sich zu vorlauten Kommentaren
zu erdreisten, nicht wenig verbreitet.» Wo der
Butler Recht hat, hat er – Recht.
Es gibt immer einen,
der uns betrügen will.
Ü.: Burkhart Kroeber. 240 S. Bedrucktes u. geprägtes Leinen, Lesebändchen, farbiges
Vorsatzpapier. Auch als -Book. Foto: © Thomas Laisné / Corbis / APImages
4 | NOTIZEN
288 Seiten. Gebunden
Auch als
-Book
www.arno-geiger.de
www.hanser-literaturverlage.de
6 | NOTIZEN
NOTIZEN | 7
Books Nr. 4/2015
Die israelische Autorin Zeruya Shalev
ist spezialisiert auf weibliches Elend,
scheiternde Beziehungen und enttäuschte Hoffnungen. Sie lotet die Untiefen der menschlichen Seele und der
Ehe schon seit Jahren mit einer
manchmal fast schmerzhaften Präzision aus. Passend heisst ihr neuester,
im Berlin-Verlag erschienener Roman
denn auch «Schmerz». Die 45-jährige
Protagonistin Iris wurde vor Jahren
Opfer eines Terroranschlags. Sie leidet körperlich schwer unter den Folgen. Noch schlimmer sind aber die
seelischen Schmerzen, die ihr einst
Eitan zufügte. Er war die grosse Liebe
ihres Lebens, doch als sie 17 war, verliess er sie Knall auf Fall. Seither
funktioniert Iris eigentlich nur noch,
ob als Schuldirektorin, Ehefrau und
Mutter zweier Kinder. Als die körperlichen Schmerzen wieder einmal unerträglich sind, begibt sie sich in die
Notaufnahme – und begegnet dort Eitan, der inzwischen Schmerzspezialist geworden ist. Zu ihrer grossen
Überraschung hat er sie so vermisst
wie sie ihn. Die Liebe trifft sie mit
voller Wucht. Doch ein simples Happyend ist weder möglich, noch würde
es Zeruya Shalev entsprechen. Die Situation bleibt quälend für Iris. Nicht
aber für den Leser und die Leserin:
Mit Shalev hat sich hier eine grosse
Autorin der grossen Liebe angenommen. Das Werk ist dicht, von vielen
raffinierten Bezügen zur Bibel und
zur israelischen Gesellschaft durchzogen – und sehr nah am Menschen.
2015 war das Schweizer Jubiläumsjahr schlechthin: 700
Jahre Schlacht bei Morgarten! 500 Jahre Abschlachterei bei Marignano! 200
Jahre Neutralität und Bundesvertrag! Die zufällige
Häufung der Jahrestage
brachte nicht nur zahlreiche Festanlässe mit sich, sondern auch
vielfältige Debatten – denn über historische
Ereignisse lässt sich ja immer trefflich streiten. Jede Auseinandersetzung mit der Vergangenheit geriet dieses Jahr in den Ruch der
Parteinahme. Dass es auch anders geht, beweist ausgerechnet eine neue Serie von Comicbänden, die sich mit der Schweizer Geschichte im 14. Jahrhundert beschäftigt:
«Die Munggenstalder», erschienen im OrellFüssli-Verlag. Munggenstalden ist so etwas
wie ein Schwyzer Asterix-Dorf; es liegt irgendwo zwischen Rothenturm und den Mythen, und seine Bevölkerung besteht aus veritablen Innerschweizer Charakterköpfen.
Die Schöpfer der Reihe, Martin Weiss und
Rolf Willi, geben den aktuellen Stand der
Forschung wieder, auch in zahlreichen Fussnoten und Erläuterungen, und sie stehen im
Zweifelsfall unverblümt dazu, dass man vieles nicht weiss. Als Einstieg in die Welt der
Schweizer Geschichte eignen sich die ersten
beiden Bände «Die
Munggenstalder und
der Klosterturm» und
«Die Munggenstalder
am Morgarten» daher
auf jeden Fall – nicht
nur für Jugendliche!
d
inserat_books_4_OFT_Layout 1 01.10.15 08:34 Seite 1
Weihnachten der Gegensätze
Stefan Wiesner/
Monica Wiesner-Auretto
Tanja Grandits
Wurstwerkstatt
vierzig Kräuter und
hundertvierzig Rezepte
978-3-03800-805-7
Fr. 44.90/€ 39,90 (D)/€ 41,10 (A)
Brat- und Siedwürste
einfach selber machen
978-3-03800-882-8
Fr. 39.90/€ 34,95 (D)/€ 36,00 (A)
Kräuter
www.at-verlag.ch
Leute, die das mögen, mögen auch ...
Sie kennen das: Man hofft, ein Buch ginge nie zu Ende, weil es einem so gut gefällt – aber irgendwann ist die letzte
Seite doch gelesen. Zum Glück kann
man sich in solchen Momenten vertrauensvoll an Fachleute wenden, die einem
ein Buch mit vergleichbaren Qualitäten
empfehlen. Zum Beispiel an Sabine Obi.
Die 42-Jährige lebt in
Volketswil und arbeitet
in der Filiale von Orell
Füssli am Flughafen
Zürich. Buchhändlerin
wurde sie, weil sie ihr
Hobby – das Lesen – zu
einem Teil ihres Berufs
machen wollte.
«‹Gone Girl – Das perfekte Opfer› von Gillian
Flynn war ein riesiger
Bucherfolg – und die Verfilmung mit
Ben Affleck in der Hauptrolle löste erneut einen Medienhype aus. Ich kann
die Begeisterung gut verstehen, denn
einen Thriller wie diesen habe ich noch
nie gelesen. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Nick und Amy, ein attraktives Vorzeigepaar. Beide verlieren
ihre Arbeit und müssen aus New York in
die Provinz ziehen, wo Nick eine Bar
eröffnet. Am fünften Hochzeitstag
kommt Nick nach Hause – und trifft das
pure Chaos an. Seine Frau ist weg, und
man findet überall Blutspuren. Nick
wird verdächtigt, seine Frau umgebracht zu haben. Doch alles ist ganz
anders, als man meint. Mehr kann ich
zum Inhalt leider nicht sagen, weil ich
sonst den Überraschungseffekt ruinieren würde. Nur so viel: Eine Kehrtwendung folgt auf die nächste, und man
wird immer wieder auf eine falsche
Fährte geführt.
Ich wurde sehr oft gefragt, ob ich etwas
Vergleichbares empfehlen könne. Jetzt
kann ich das: ‹Girl on the Train – Du
kennst sie nicht, aber sie kennt dich›
von Paula Hawkins. Hauptfigur ist die
etwa 30-jährige Londonerin
Rachel, die wegen ihres Alkoholproblems fristlos entlassen wurde. Damit ihre
Mitbewohnerin nicht merkt,
dass sie keine Arbeit mehr
hat, fährt Rachel jeden Tag
mit dem Zug in die Stadt, wo
sie den Tag in der Bibliothek
verbringt. Aus dem Zug heraus beobachtet sie die Menschen; der Zug fährt auch
immer am Haus vorbei, in
dem ihr Ex-Mann mit seiner neuen Familie lebt. Einmal fällt Rachel auf, dass eine
Frau in einem Garten einen Fremden
küsst – und tags darauf erfährt sie aus
der Zeitung, dass diese Frau verschwunden ist. Irgendwie hat sie Erinnerungen
an die Frau, doch diese sind wegen des
Alkohols ganz verschwommen. Sie macht
sich deshalb auf, das Rätsel zu lösen.
Auch bei diesem Buch meint man immer
wieder, man wisse, wie es weitergeht –
aber dann kommt es doch ganz anders.
Beide Psychothriller haben ein raffiniertes Ende, und beide setzen auf einen ähnlichen Kniff: Sie erzählen die Geschichte
aus verschiedenen Perspektiven. Interessant finde ich, dass mir die Hauptfiguren in beiden Büchern eigentlich nicht
sympathisch sind – ich aber dennoch unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht.»
... und ausserdem
Wir wissen es aus unzähligen Büchern und Filmen: Im Wilden
Westen war die Eisenbahn ein Lieblingsziel von Banditen. Mit
dem «Spiel des Jahres 2015» können jetzt alle selber einmal
ein furioses Gauner-Spektakel erleben. Als Spielerinnen und
Spieler springen wir auf einen dreidimensionalen Zug, der in
tollkühner Fahrt über Weichen, Brücken und durch Tunnel
jagt. Revolver rauchen und Fäuste fliegen, während wir von
Waggon zu Waggon hechten, um Reisende zu berauben und
Kontrahenten auszustechen. Doch Achtung, der Marschall
kommt! «Colt Express» spult mit einfachen Regeln ein atemberaubendes Abenteuer ab. Die Jury des «Spiels des Jahres»
befand, die Mischung aus Planung und Chaos habe Charme
und viel Witz – dem ist nichts hinzuzufügen!
Colt Express
Für 2–6 Spieler ab 10 Jahren
CHF 39.90
Asmodee
Im Frühling liess ein Roman, der in Zürich
spielt, in den USA manche Augenbraue
hochgehen: «Hausfrau». Kritiker verglichen
das Erstlingswerk der Texanerin Jill Alexander Essbaum mit «Anna Karenina»,
«Madame Bovary» und – man staune über
die Kombination – «Shades of Grey». Nun
ist «Hausfrau» bei Eichborn auf Deutsch
erschienen, und das Buch findet auch bei
uns reichlich Beachtung – denn es erzählt
eine pikante Geschichte vor einer bekannten Kulisse und erzeugt damit einen anziehenden Schlüsselloch-Effekt. Hauptfigur ist
Anna Benz, eine US-Amerikanerin, die mit
dem Schweizer Banker Bruno verheiratet
ist und mit ihm und den drei wohlgeratenen
Kindern in Dietlikon lebt. Anna fühlt sich in
einer Kleinbürgerhölle gefangen; die Einheimischen sind höflich zu ihr, aber irgendwie gelingt es der Zuwanderin nicht, in der
Gesellschaft Tritt zu fassen. Warum sie Bruno geheiratet hat, weiss sie nicht so recht,
und bald stürzt sie sich in eine Affäre nach
der anderen. Doch die vielen flüchtigen SexAbenteuer vertreiben weder Schwermut
noch Ennui – und Anna gerät in einen immer gefährlicheren Sog. «Hausfrau» folgt
exakt den Konzepten, welche die in den USA
so beliebten Creative-Writing-Kurse verbreiten. Dennoch bleibt der Roman lesenswert, nicht nur der vielen «Stellen» wegen.
Die Autorin lebte selber als Expat in Zürich,
und sie hat Land und Leute sehr genau studiert. Zuweilen ist es beklemmend, wie genau sie unsere Gesellschaft und deren
Schwächen erfasst hat. Und die Situation
einer Frau in Krise, die sich an eine Psychologin hängt und verzweifelt um Befreiung
ringt, beschreibt sie geradezu erschreckend
treffend. Autobiografisch scheint das Buch
aber nicht zu sein,
denn in einem Interview hat Essbaum angekündigt, ihr nächstes Werk handle von
ihrer wahren Leidenschaft. Und die ist
nicht etwa verruchter
Sex, sondern: Basketball.
8 | NOTIZEN
NOTIZEN | 9
Books Nr. 4/2015
Jahrestage
Gäbe es einen Wettkampf um den Titel
«Wichtigster deutschsprachiger Dramatiker», wären in den 1950er- und 1960erJahren zwei Schweizer im Final gestanden:
Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Die
beiden weltberühmten Bühnenautoren
verband viel miteinander, etwa die überaus
kritische Liebe zur Schweiz oder ein süffisanter Pessimismus – anders als der dritte
grosse deutschsprachige Dramatiker des
letzten Jahrhunderts, Bertolt Brecht,
glaubten die Schweizer nicht daran, dass
sich die Welt wirklich verändern liesse.
Bei allen Parallelen unterschieden sich
die Autoren aber auch
deutlich. Obwohl beide ein hochintellektuelles Werk hinterliessen, war Dürrenmatt
stets der «saftigere»
Autor, jener mit der
grösseren Fabulierlust
und den barockeren
Elementen in seinen
Stücken.
Während
Frischs Dramen von
verzweifelten und nachdenklichen Biedermännern bevölkert sind, brachte Dürrenmatt viel schräges Volk auf die Bühne:
deformierte Mörderinnen, fette Kaiser, irre
Wissenschaftler. Das ganze schrille Personal kann man jetzt in einer Neuerscheinung geniessen: «Die Stücke» vereint auf
1600 Seiten alle Dramen von Dürrenmatt.
Für die Publikation des kostbaren Bands
hat der Diogenes-Verlag einen guten
Grund: Am 14. Dezember jährt sich der
Todestag von Dürrenmatt zum 25. Mal. Der
Autor starb 1990 mit 69 Jahren an Herzversagen.
Was Dürrenmatt für
das deutschsprachige Drama, ist F. Scott
Fitzgerald für den
US-amerikanischen Roman: ein Titan
des 20. Jahrhunderts.
Fitzgeralds Schlüsselwerk «Der grosse
Gatsby» ist Pflichtstoff nicht nur für Englischschülerinnen und -schüler, sondern
für alle, die sich für die USA, Kapitalismus
und das Menschsein schlechthin interessieren. Dabei war «Der grosse Gatsby» zu
Fitzgeralds Lebzeiten gar kein grosser
Erfolg; erst die Verfilmung mit Robert
Redford 1974 sorgte für die Wiederentdeckung des Autors. Dieser war bereits am
21. Dezember 1940 verstorben, also vor
genau 75 Jahren. Am
Ende seines Lebens
war Fitzgerald ein
vom Alkohol zerstörtes Wrack. Zwei Jahrzehnte lang hatte
er Schindluderei mit
seinem Körper und
seinem Talent getrieben, mit Vorliebe zusammen mit seiner
exzentrischen und psychisch angeschlagenen Frau Zelda oder seinem Kumpel
Ernest Hemingway. Schrieb Fitzgerald
über Dekadenz und Ausschweifungen,
wusste er jedenfalls, worum’s ging. Gleich
zwei Neuerscheinungen anlässlich seines
Todestags sind bemerkenswert: «Liebe in
der Nacht», erschienen bei Diogenes, vereint sieben stimmungsvolle Kurzgeschichten zum Thema Nummer eins. Um die Liebe geht es auch in «Die Strasse der
Pfirsiche», einem Roman, den der Aufbau-Verlag erstmals auf Deutsch herausgebracht hat. Der Schriftsteller erzählt
darin von einer Fahrt mit seiner Frau
Zelda von Connecticut nach Alabama – ein
so glamouröser wie schäbiger Roadtrip.
So, wie Fitzgerald
durch die Verfilmung
eines seiner Werke
wieder berühmt wurde, ist auch der posthume Ruhm von
Rudyard Kipling aufs Kino
zurückzuführen: 1967 erschien der Disney-Film «Das Dschungelbuch» – und
machte den vergessenen britischen
Schriftsteller und Dichter schlagartig wieder weltberühmt. Allerdings war Kipling
bereits zu Lebzeiten ein literarischer Star.
1907, mit gerade einmal 42 Jahren, erhielt er den Nobelpreis für Literatur; bis
heute ist er der jüngste Preisträger geblieben. Zur Welt kam Kipling in Indien, das
damals britische Kolonie war, und zwar
am 30. Dezember 1865, also vor genau
150 Jahren. Als er fünf Jahre alt war,
schickten ihn die Eltern zurück nach England, wo er eine standesgemässe Ausbildung absolvieren sollte. So bald er konnte
– mit 16 –, kehrte Kipling aber nach Indi-
en zurück. Dort begann er mit dem Schreiben. Seine Kurzgeschichten, die vorwiegend im anglo-indischen Milieu spielten,
seine Abenteuererzählungen und vor allem seine Kinderbücher begründeten
schliesslich seinen Welterfolg. Sein vielleicht bedeutendster Roman ist jetzt
von Hanser in neuer
Übersetzung frisch herausgebracht
worden:
«Kim» erzählt die Geschichte eines irischen
Waisenkinds, das auf
den Strassen Lahores
aufwächst und dann
durch ganz Indien zieht. Eine bessere
Darstellung des kolonialen Indiens gibt es
kaum. Sehr zu empfehlen sind auch «Die
späten Erzählungen», die der FischerVerlag in einem Band vereint hat. Die
kraftvollen Kurzgeschichten belegen eindrücklich, warum Kipling zu den Grossen
der Literatur zählt.
Ein Zeitgenosse von Kipling war der amerikanische Autor Henry James – dessen
Todestag sich am 28. Februar 2016 zum
100. Mal jährt. Auch James fühlte sich
schon früh zur Schriftstellerei hingezogen,
und auch er schrieb über Menschen, die
nicht dort sind, wo sie ursprünglich hingehörten: Viele seiner Figuren sind USAmerikanerinnen und -Amerikaner, die in
Europa leben. Auch Henry James selber
war ein solcher Expatriate, er lebte lang in
Paris und starb schliesslich 72-jährig in
Grossbritannien. Während er im angelsächsischen Raum zu den Grossen zählt,
gilt es ihn bei uns
immer noch zu
entdecken.
Das
lässt sich hervorragend mit einigen Neuerscheinungen tun: Der
Manesse-Verlag, der sich schon
lang für das Werk des Amerikaners einsetzt, hat gerade dessen leichtfüssige Komödie «Die Europäer» in neuer Übersetzung veröffentlicht. Darin geht es um
einen Reigen transatlantischer Beziehungen. Im gleichen Gewässer fischt James’
berühmtestes Werk
«Porträt einer jungen Dame», neu erschienen bei Ars Vivendi: Eine attraktive
US-Amerikanerin
lernt in Europa einen
britischen Snob kennen und lieben – und
muss erkennen, dass sie sich in ihm geirrt
hat. Wie immer zeichnet Henry James seine Figuren mit viel Tiefgang und psychologischem Verständnis. Ein Genuss!
Das sind die
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verlassen können
10 | Interview
Interview | 11
Books Nr. 4/2015
«Die Erfahrung war
monumental»
Den Basler Autor Claude Cueni kannte man früher vor allem als Autor historischer Romane.
In seinem 2014 erschienenen autobiografischen Roman «Script Avenue» schlug er dann
einen ganz neuen Ton an: Er schrieb schonungslos über sein Leben, seine schwere Krankheit
und den Krebstod seiner Frau. Nun ist eine Art Fortsetzung dieses Bestsellers erschienen:
«Pacific Avenue».
Marius Leutenegger
Wie verändert man sich, wenn man
derart schwer erkrankt? Worin unterscheidet sich der Claude Cueni von
heute am ehesten von jenem von vor
der Krankheit?
In allem. Mein Leben lang war ich topfit,
jetzt bin ich mental und körperlich von
der erfolgreichen Behandlung gezeichnet und kann viele Sachen nicht mehr
machen: Ich kann nicht mehr schwimmen, Velo fahren oder ohne Handlauf
Treppen steigen. Aber Treppensteigen
war auch nie meine Kernkompetenz. Ich
bin zufrieden mit meinem neuen Leben.
Gewonnen habe ich Gelassenheit, wobei
die Grenzen zwischen Gelassenheit und
Gleichgültigkeit fliessend sind. Aber ich
habe definitiv begriffen, wie schnell alles
vorbei ist und wie belanglos das Meiste
ist, das man im Leben tut.
Ist diese Haltung von Dauer – oder
wird wieder der Courant normal Einzug halten?
Eine solche Erfahrung ist monumental.
Das prägt sich ein wie ein Brandzeichen.
Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man
als Gesunder über den Tod redet oder ob
man wirklich davon ausgehen muss, dass
es jetzt vorbei ist, dass man demnächst
aufhört zu existieren. Man wird sich der
eigenen Bedeutungslosigkeit bewusst.
Haben Sie heute mehr oder weniger
Angst vor dem Tod?
Vor dem Totsein habe ich keine Angst,
aber vor einem endlosen Sterben muss
jeder vernünftige Mensch Angst haben.
Ich pflegte meine krebskranke Frau bis
zu ihrem Tod. Am Ende war sie froh,
dass sie gehen konnte. Dass alle Krebskranken schmerzfrei sterben können, ist
eine grosse Lüge der Palliativmediziner.
2010, ausgerechnet im Jahr Ihrer Knochenmarktransplantation, heirateten
Sie ihre zweite Frau, die viel jüngere
Philippinin Dina Ariba. Wie gelang
Ihnen das?
Ich bringe sie zum Lachen, aber fragen
Sie Dina. Ich begegnete ihr in Hongkong.
Wir hatten es einfach gut miteinander.
Sie wollte nach Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses in die Schweiz kommen.
Doch dann erkrankte ich aus heiterem
Himmel an Leukämie und sagte ihr, dass
es sinnlos sei, in die Schweiz zu fliegen,
ich würde in den nächsten drei Monaten
eh sterben. Sie sagte, dass man sich in
der philippinischen Kultur nicht für Dinge
Claude Cueni
kam 1956 in Basel zur Welt. Er schrieb
historische Romane, Thriller, Theaterstücke, Hörspiele und über 50 Drehbücher,
etwa für «Tatort», «Eurocops», «Peter
Strohm» und »Cobra 11«. Für Blackpencil
kreierte er jahrelang Computergames,
darunter den Welthit «Catch the Sperm».
Sein historischer Roman «Das grosse Spiel»
wurde bisher in 13 Sprachen übersetzt.
Claude Cueni hat einen erwachsenen Sohn
und lebt mit seiner zweiten Frau in Basel.
interessiere, die vielleicht in drei Monaten geschehen – und nahm den nächsten
Flieger nach Zürich.
«Script Avenue» handelt von Ihrer
Krankheit und der tödlichen Krebserkrankung Ihrer Frau. Warum geht man
mit so unerfreulichen Themen an die
Öffentlichkeit?
Wieso nicht? Ich schreibe über Dinge, die
ich verstehe, und teile Erfahrungen, die
der Leser nicht oder noch nicht gemacht
hat. Sehr viele Leserinnen und Leser
haben sich für diese schonungslose Offenheit bedankt, einige schrieben, «Script
Avenue» habe ihnen Mut gemacht, Mut,
Schwierigkeiten zu überwinden und nie
aufzugeben.
In der «Script Avenue» gibt es manche sehr persönliche Passage, die
mich auch eigenartig berührte – weil
ich fand, das geht mich jetzt wirklich
nichts an. Sind Sie ein Exhibitionist?
Ich bin ein introvertierter Mensch, der
Claude Cueni und Figuren aus seinen Büchern:
«Ich freundete mich schon früh damit an, dass
meine Welt im Kopf stattfindet.»
© Sebastian Magnani, Zürich
Books: Die Biografie auf Ihrer Website vermerkt zu 2009: «Erkrankung
an Leukämie. 6 Monate Isolierstation.
Chemos, Bestrahlungen, Hirnblutung,
Koma, Lungenembolie, E-Coli in Gehirnflüssigkeit, Hirndruck, Trepanation
des Schädels.» Und 2010 dann: «Knochenmark-Transplantation.» Wie geht
es Ihnen heute?
Claude Cueni: Gut, aber auf tiefem
Niveau. Die Lunge hat sich auf einem
Restvolumen von 40 Prozent stabilisiert.
Die Leukämie und die Folgen der Knochenmarktransplantation habe ich nach
sechs Jahren wider Erwarten überstanden. Als ich nach sechs Monaten Chemoinfusionen immer noch Leukämie hatte,
verkaufte ich das Haus und verschenkte
einen Grossteil meines Besitzes, mein
Koffer war gepackt, ich war im GoodbyeModus. Und jetzt geht mein Leben in die
Verlängerung, im Januar werde ich 60,
niemand hat damit gerechnet.
12 | Interview
© Julian Salinas
«Ich denke, ein
Leben war dann
befriedigend, wenn
man schwierige,
aber lösbare Probleme gemeistert
und das Leben
anderer Menschen
signifikant verbessert hat.»
Claude Cueni mit seiner Frau Dina am Wohnort in Basel: «Wir hatten es einfach gut miteinander.»
sechs Monate allein in einem Isolierzimmer lag und anschliessend infolge
der Immunschwäche ein Robinsondasein
fristete. Ich schluckte anfangs 25 Pillen
pro Tag und war ziemlich benebelt. Ich
schrieb «Script Avenue» wie in Trance und
blendete anfangs aus, dass eines Tags andere Menschen diesen Text lesen werden.
Einem gesunden Menschen wäre manches vielleicht peinlich, weil er weiterlebt.
Aber wenn Sie sich mit dem baldigen Tod
abgefunden haben, werden Sie demütig,
bescheiden und gnadenlos ehrlich.
Vor unserem Interview sagten Sie, Sie
beantworteten jede Frage. Kennen Sie
keine Scham? Oder gibt es Dinge, über
die Sie doch nicht schreiben würden?
Ich habe eine sehr enge Beziehung zu
meinem Sohn. Er liest seit je alles, was
ich schreibe. Bei der «Script Avenue»
akzeptierte er viele Dinge, weil er dachte,
das Schreiben hielte mich am Leben. Nur
ein einziges Kapitel bat er mich ersatzlos
zu streichen. Das habe ich dann auch
gemacht. Mein Sohn ist mir wichtiger als
alle meine Bücher zusammen.
Worum ging es da?
Ich wäre ein Lump, würde ich das jetzt
erzählen!
«Script Avenue» war sehr erfolgreich
und erreichte Platz 4 auf der Schweizer
Bestsellerliste. Was sprach Ihre Leserinnen und Leser derart an?
Ich bekam nach dem Erscheinen des
Buchs weit über 100 E-Mails, mehr als bei
allen früheren Büchern zusammen. Der
Interview | 13
Books Nr. 4/2015
Tenor war: Wir haben abwechselnd geweint und gelacht. Die meisten schrieben,
die «Script Avenue» sei ein Buch, das sie
ihr Leben lang nie vergessen würden.
Und jetzt die «Pacific Avenue»! Ist das
überhaupt eine Fortsetzung der «Script
Avenue»?
Für die Leserinnen und Leser der «Script
Avenue» ist das neue Buch eine Fortsetzung, weil sie vertrauten Figuren wiederbegegnen. Aber man braucht die «Script
Avenue» nicht gelesen zu haben, um die
«Pacific Avenue» zu verstehen. Ich habe
das beim Schreiben berücksichtigt.
Der Kniff der «Pacific Avenue»: Ein
Medikament, das Sie schlucken müssen, lässt Sie in eigenartigen Träumen
versinken – Sie träumen sich auf das
Schiff des Seefahrers Magellan und
beschreiben dessen Reise um die Welt.
Im Wachzustand planen Sie mit Ihrer
Frau eine Reise auf die philippinische
Insel Cebu, auf der Magellan den Tod
fand. Schliesslich nähern Sie sich Cebu
aus zwei Richtungen: Heute aus dem
Westen, in der erträumten Vergangenheit aus dem Osten. Ist das einfach
ein gutes Konzept, oder haben Medikamente Sie tatsächlich derart stark
träumen lassen?
Ursprünglich schrieb ich parallel an
einem historischen Magellan-Roman und
an einer Fortsetzung der «Script Avenue».
Ich mache das oft so und weiss dann nach
ungefähr 60 Seiten, welcher der beiden
Romane das Rennen macht. Ich erhielt
damals ein neues Medikament, im Roman
nenne ich es Cellaris. Diese Pille hat laut
Beipackzettel enorme Nebenwirkungen:
abnormes Träumen, Halluzinationen. Ich
war anfangs schockiert und dachte, jetzt
kann ich meinen Beruf an den Nagel hängen. Doch weil ich die Nebenwirkungen
nicht besiegen konnte, integrierte ich sie.
So entstand ein Buch über einen Schriftsteller, der einen historischen Roman über
Magellan schreibt und zu Recherchen auf
die Philippinen fliegt. Und mit Cellaris
einen unerwünschten Co-Autor hat. In
der Realität hat Cellaris einen anderen
Namen.
Im Trailer zum Buch steht: «Ich wollte
einen Roman über Magellan schreiben.» Dieser Strang ist neben den
autobiografischen Passagen aber eher
sekundär. Kommt der Magellan-Roman
noch?
Nein. Ich schreibe keine historischen
Romane mehr.
Was? Warum denn das?
Im spanischen, italienischen und französischen Markt laufen historische Romane
gut, im deutschsprachigen mittelmässig.
Ich habe mit «Script Avenue» und «Pacific
Avenue» meinen Stil gefunden. In diesem
Stil schreibe ich auch meinen neuen Roman. Der ist aber weder autobiographisch
noch historisch, es ist ein ganz anderes
Genre.
Weshalb geniessen historische Romane
bei uns wenig Anerkennung?
Das hat vielleicht mit der Literaturkritik
zu tun. Man erhält mehr Applaus, wenn
man 180 Seiten Betroffenheitsliteratur schreibt. Aufwändig recherchierte
historische Wälzer gelten bestenfalls als
intelligente Unterhaltung. Das hat mich
früher geärgert. Ein Autor wie Gisbert
Haefs, der unter anderem einen genialen Hannibal-Roman verfasste, müsste
weltberühmt sein, er ist ein grossartiger
Erzähler. Zum Glück orientieren sich die
Leserinnen und Leser heute immer mehr
an den Online-Kommentaren anderer
Leser. Egal ob die Kommentare gut oder
schlecht sind, sie geben einen zuverlässigeren Hinweis darauf, ob einem der Titel
gefallen könnte oder nicht.
Zurück zur «Pacific Avenue»: Man
fragt sich beim Lesen ständig, was
autobiografisch und was erfunden ist.
Am Schluss wird einem diesbezüglich
einiges, aber längst nicht alles klar.
Wie viel Fiktion steckt im Buch?
«Script Avenue» wurde auf dem Umschlag als autobiografischer Roman ausgewiesen, auf «Pacific Avenue» steht nur
noch «Roman». Es gibt einen autobiographischen Strang, einen historischen
Strang und noch einen dritten Strang,
der von Cellaris diktiert wird.
Das Buch ist derart prallvoll, das man
den Eindruck gewinnt, hier brennt ein
Autor an beiden Enden. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt,
dass die «Pacific Avenue» bereits ihr
vierter dicke Roman seit 2013 ist.
Warum diese Masse?
Wäre ich gesund, könnte ich doppelt
so viel schreiben. Ich bin kein elektrisches Schaukelpferd, das nur galoppiert,
wenn der Staat eine Münze einwirft, ich
galoppiere immer. Ich habe in meinem
ganzen Leben noch nie ein weisses Blatt
angestarrt. Früher schrieb ich nebenbei
noch Drehbücher und entwickelte Computergames, ich arbeitete immer viel und
gern. Früher hielt ich meine Produktivität für eine Zwangserkrankung, heute ist
sie vielleicht eine Form der Verzweiflung.
Wäre die Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers nicht limitiert, könnte ich
24 Stunden am Tag schreiben.
Sie haben es schon erwähnt: Im Januar
werden Sie 60 Jahre alt. Was bedeutet
das für Sie?
Im Kopf fühle ich mich immer noch wie
40, aber der Körper hat stark gelitten. Es
braucht noch mehr Wille und Disziplin,
um unter diesen Umständen zu schreiben. Aber mit Abschluss der «Script
Avenue» habe ich alles beendet, was ich
noch machen wollte, mein Sohn hat ein
gutes Leben – ich spüre eine grosse Genugtuung. Ich denke, ein Leben war dann
befriedigend, wenn man schwierige,
aber lösbare Probleme gemeistert und
das Leben anderer Menschen signifikant
verbessert hat.
Wir fragen in jeder Ausgabe einen
Schriftsteller oder eine Schriftstellerin:
«Warum schreiben Sie?» Was würden
Sie antworten?
Ich brauche keinen Grund, ich brauche
keine günstigen Rahmenbedingungen,
ich brauche keine staatliche Motivation,
ich bin wie ein Wasserhahn, der ununterbrochen fliesst. Mein Problem ist,
dass ich den Wasserhahn nicht abstellen kann. Schon als Bub hatte ich stets
grosses Kino im Kopf, ich brauchte nie
viele äussere Anreize, um mich wohl zu
fühlen, meine Fantasie war stets ausreichend.
Sie haben viel und viel Verschiedenes
geschrieben – Filmdrehbücher, Psychothriller, historische Romane und
Autobiografisches. Was machen Sie am
liebsten?
Grundsätzlich habe ich immer alles, was
ich gemacht habe, gern gemacht. Aber
am liebsten habe ich Romane geschrieben. Der Roman erscheint genau so, wie
man ihn geschrieben hat.
Weitere Romane von
Claude Cueni
Das Gold der Kelten
(1998)
590 Seiten
CHF 25.90
eBook: CHF 16.90
Lenos
58 vor Christus: Bei Genava trifft der
junge Druidenlehrling Korisios auf Cäsar
und tritt als Schreiber in dessen Dienste.
Auf geheimnisvolle Weise scheint sein
Schicksal mit Cäsars triumphalem
Aufstieg verknüpft zu sein – doch eines
Tages werden die beiden zu erbitterten
Rivalen. Erster Teil der Trilogie über Geld
und Liebe.
Das grosse Spiel
(2006)
447 Seiten
CHF 14.90
eBook: CHF 11.90
Heyne
Zweiter Teil der Trilogie über Geld und
Liebe: die fesselnde Geschichte des
Genies John Law, das für seine atemberaubende Idee des Papiergelds sein Leben
und ein ganzes Land aufs Spiel setzte.
Nummer 1 der Schweizer Bestsellerliste.
Giganten (2015)
398 Seiten
CHF 37.90
eBook: CHF 23.90
Wörterseh
Pacific Avenue
432 Seiten
CHF 37.90
eBook: CHF 27.90
Wörterseh
Das Drama zweier Rivalen, die im Wettstreit um eine Frau zu Feinden werden.
Der eine ist der kühl berechnende Visionär
und Ingenieur Gustave Eiffel, der andere
der Bildhauer Frédéric Bartholdi, der die
Freiheitsstatue errichtete.
Script Avenue (2014)
640 Seiten
CHF 17.90
eBook: CHF 15.90
Heyne
Aus der Perspektive seines Krankenlagers
erinnert sich Claude Cueni an seine mehr
als abenteuerliche Lebensgeschichte, die
in einem von religiösem Wahn, sexuellen
Zwängen und Gewalt geprägten Milieu im
schweizerischen Jura beginnt.
14 | Buchtipps
Im Schaufenster | 15
Books Nr. 4/2015
Der Beginn der
Seltsamkeiten
Salman Rushdie führt uns mit übersprudelnder Erzähllust
durchs Zeitalter der Seltsamkeiten in den Krieg der Welten –
jenen zwischen Dschinns und Menschen, Vernunft und Aberglauben.
Benjamin Gygax
Kleine Fluchten
In der Stadt am Alpenrand wühlt der
Föhn den See auf – und die Menschen.
Auch Rea, Mutter zweier Kinder, wird
an einem stürmischen Sommerwochenende davongetragen. Bei einer
Bergpartie, welche die lang ersehnte
Abwechslung in die Ehe mit ihrem
Mann Peer bringen soll, lässt sie sich
auf einen Fremden ein.
Zur gleichen Zeit verfällt Peer einer
flüchtigen Geliebten, die er Jahre zuvor
in der virtuellen Realität schon einmal
traf. Während die Eltern ihre kleinen
Fluchten geniessen, kosten die Kinder
von ungleich giftigeren Früchten. Urs
Augstburger erzählt von kleinen Fluchten und grossen Konsequenzen, von
heutigen Versuchungen und zeitlosen
Sehnsüchten.
Barbara Hagmann
Blühender
Lavendel
Herbert Kull ist Buchhalter in einer
Zürcher Privatbank. Er liebt Ordnung
und Rituale; Ambitionen hat er
weder hinsichtlich Karriere noch
bezüglich zwischenmenschlicher
Beziehungen. Einzig seiner Mutter,
mit der er den Duft von Lavendel
verbindet, trauert er nach. Als seine
Schwestern ihn dazu drängen, gemeinsam ihre Kindheit aufzuarbeiten,
werden Herbert Kulls Zwänge nur
noch stärker.
Die junge Assistentin Simone
Allemann arbeitet Tür an Tür mit
Herbert Kull. Sie interessiert sich
nicht für den Buchhalter, denn sie
ist vollauf mit ihrem Gefühlsleben
beschäftigt. Die beiden verbindet absolut nichts, sie leben in verschiedenen Welten – bis es zu jener fatalen
Begegnung kommt ...
Brooke Davis
Noch so eine
Tatsache über
die Welt
Millie Bird führt Buch über alles,
was auf der Welt verloren geht.
Darauf, dass sie auch ihren Vater ins
Buch eintragen muss, war sie nicht
vorbereitet, und auch nicht darauf,
dass ihre Mutter sie einfach im Kaufhaus stehen lässt. Karl ist aus dem
Altersheim ins Kaufhaus abgehauen,
wo er per Zufall auf Millie trifft. Und
Agatha geht nicht mehr aus dem
Haus, seit ihr Mann gestorben ist. Bis
das kleine Mädchen von gegenüber
allein zurückkommt.
Brooke Davis erzählt von Verlust
und Trauer – und zugleich von einem
Abenteuer voll furiosem Witz: Wie
drei Menschen, die unterschiedlicher
nicht sein könnten, aufbrechen, um
Millies Mutter zu suchen, und wie sie
dabei zurück ins Leben und die Liebe
finden.
David Safier
Das Geschlecht der Duniazát
Mieses Karma
hoch 2
Die Gelegenheitsschauspielerin Daisy
Becker hat keine Ahnung, was sie
mit ihrem Leben anfangen soll. Noch
viel weniger weiss sie, was das Wort
«Liebe» bedeutet. Und sie wird es
in diesem Leben auch nicht mehr
erfahren – denn sie gerät mit dem arroganten Hollywoodstar Marc Barton
in einen tödlichen Autounfall.
Daisy und Marc werden als Ameisen
wiedergeboren und erfahren von
Buddha, dass sie in ihrem Leben
zu viel mieses Karma angesammelt
haben. Was also tun? Gutes Karma
sammeln, um wieder zu Menschen zu
werden! Doch das ist nicht so einfach,
wenn man einander die Schuld am
Unfalltod gibt. Und noch viel schwerer wird es, wenn man sich ineinander
verliebt ...
400 Seiten
240 Seiten
280 Seiten
320 Seiten
CHF 29.90
CHF 35.90
CHF 27.90
CHF 27.90
eBook: CHF 25.90
eBook: CHF 16.90
eBook: CHF 17.00
eBook: CHF 19.00
Klett-Cotta
Riverfield
Antje Kunstmann
Kindler
ISBN 978-3-608-98023-3
ISBN 978-3-9524463-7-9
ISBN 978-3-95614-053-2
ISBN 978-3-463-40623-7
Worum geht es in diesem Sammelsurium
überschäumender Ideen? Das ist nicht
ganz einfach zu beschreiben. Salman Rushdie beginnt mit dem maurischen Arzt und
Philosophen Averroës, auch Ibn Rushd genannt. Er vertrat im 12. Jahrhundert die
Ansicht, dass nur die Logik Menschen zum
Glück verhelfen könne. Darüber fiel er in
Ungnade. Diese historisch belegte Person
lässt Rushdie eine Beziehung mit einer
Zauber-Prinzessin eingehen. Die Dschinnya namens Dunia schlüpfte durch einen
Schlitz in die Welt der Menschen. «In den
folgenden zwei Jahren, acht Monaten und
achtundzwanzig Tagen und Nächten wurde
sie drei Mal schwanger und gebar jedes
Mal eine Vielzahl von Kindern ...» Diese
bilden das Geschlecht der Duniazát, die von
nun an die Welt bevölkern und dem viele
weitere Figuren des Romans angehören.
© Porträt: David Shankbone
Urs Augstburger
Schon lang ein heisser Anwärter auf einen
Literaturnobelpreis: der indisch-britische Autor
Salman Rushdie.
«Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte» nennt Salman Rushdie
sein neustes Werk. Wer sich über diesen
etwas sperrigen Titel wundert, kann die
genannte Dauer in Tage umrechnen. Das
Ergebnis ist 1001. Und mit diesem Bezug
zur weltberühmten Märchensammlung
wird klar: Der Autor, der schon lang als
heisser Anwärter auf den Literaturnobelpreis gilt, bleibt auch in seinem zwölften
Roman dem magischen Realismus treu. Er
präsentiert seinen Leserinnen und Lesern
in einem wilden Ritt durch mehrere Jahrhunderte Motive aus orientalischen Märchen, hinduistische Götter, Comic-Helden,
amerikanische Politik, europäischen Surrealismus und den Krieg der Welten. Seitenweise ist das alles so wie der Titel – etwas sperrig, meist aber ebenso kurzweilig
wie geistreich.
Apokalypse in New York
Eine davon ist der in Mumbai geborene Hieronymus Manezes, genannt Mr. Geronimo.
Er lebt als Gärtner in New York, als die Stadt
von einem Unwetter mit apokalyptischen
Ausmassen heimgesucht wird. Mr. Geronimo wird vom Blitz getroffen und erwacht
anderntags in einer kafkaesken Szene: «Die
Struktur der abgeschliffenen Holzdielen seines Schlafzimmerbodens war ihm vertraut,
doch aus irgendeinem Grund spürte er sie
an diesem Mittwochmorgen nicht.» Seine
Füsse berühren den Boden nicht mehr. Damit beginnen die Seltsamkeiten, die in einen
epischen Kampf der Welten, zwischen Menschen und Dschinns, zwischen Vernunft
und Aberglauben führen – und in dem der
bisher unauffällige Gärtner Mr. Geronimo
eine wichtige Rolle spielt.
Die gezähmten Träume
Viele der Bilder und Ereignisse, die sich
der Autor ausgedacht hat, können als
Kommentar zum Weltgeschehen gelesen
werden, in dem der Aberglaube oft blutig
gegen die Vernunft wütet. Als Leser ist
man beeindruckt von Salman Rushdies
Beharrlichkeit, mit der er auch nach 26
Jahren existenzieller Bedrohung durch die
Fatwa Ayatollah Khomeinis gegen religiösen Extremismus anschreibt – und mit
welcher Offenheit! Das Zeitalter nach dem
Sieg der Vernunft beschreibt er als eine
Welt, «in der wir vom Träumen träumen
würden, wenn wir träumen könnten ...
Das ist der Preis, den wir für Frieden,
Wohlstand, Toleranz, Verständnis, Weisheit, Güte und Wahrheit zahlen: dass die
Wildheit in uns, die der Schlaf früher freisetzte, gezähmt und das Dunkel in uns,
welches das Theater der Nacht betrieben
hat, besänftigt worden ist.»
Ausdrucksstarke Bilder
Rushdie sagte kürzlich in einem Interview: «Ich wünschte mir schon, dass die
Leute mein Werk nicht nur durch die politische Linse wahrnehmen würden. Nach
der Fatwa sehen die Menschen in mir den
politischen Autor. Nicht den Schriftsteller.» Als Schriftsteller hat er mit seinem
jüngsten Werk nicht alle überzeugt. Der
Rezensent der FAZ nennt es «literarisches
Allotria». Doch Salman Rushdie hat auch
Bilder gezeichnet, die sich in die Erinnerung einbrennen: jenes vom geerdeten Mr.
Geronimo, der nun wie durch magnetische
Abstossung schwebt; das Baby, das nach
dem Sturm plötzlich auf dem Schreibtisch
der Bürgermeisterin liegt und das alle Lügner, Betrüger und Korrupten in seiner Umgebung mit lepröser Fäulnis zeichnet; der
Bonvivant und Ehefrauenverführer, der
verhext wird und fortan trotz DreitausendDollar-Anzügen und seifigem Charme keine Frau mehr bezirzen kann, sich dafür
aber schmerzhaft in jedes weibliche Wesen verliebt, das seine Wege kreuzt. Solche Kleinode gibt es in «Zwei Jahre, acht
Monate und achtundzwanzig Nächte» einige zu entdecken.
Zwei Jahre, acht
Monate und
achtundzwanzig
Nächte
384 Seiten
CHF 28.90
eBook: CHF 19.90
Bertelsmann
16 | Sachbücher
Viele Sachbücher sind wahre Thriller: Sie packen hochinteressante Themen auf mitreissende Art zwischen zwei Buchdeckel.
Die Mitglieder der Redaktion von Books haben einige der interessantesten Sachbuch-Neuerscheinungen herausgepickt. Und
empfehlen diese jetzt einander – und erst recht Ihnen.
Erik Brühlmann, Jonas Bühler, Markus Ganz, Benjamin Gygax und Marius Leutenegger
Stephan Schmitz
© illustration: stephan schmitz
über Detailaspekte nähern kann. Zwei
Thesen dominieren das Buch. Zum einen:
Getötet wurde und wird vor allem hochritualisiert in offiziellem Auftrag. Spontan
denkt man beim Begriff Töten vielleicht an
Mörder, die hinter dunklen Ecken lauern,
in Wahrheit sorgten der Scharfrichter und
der Kriegsherr aber fast immer für viel
mehr Tote als die Kriminellen. Töten war
stets die radikalste Form der Machtausübung. Zum anderen: Staatliches Töten ist
seit jeher stark mit Religion verknüpft.
«Der religiöse Einfluss beschränkte sich
keineswegs auf die Sorge um das Seelenheil der Verurteilten, sondern prägte Gesetzgebung, Ausgestaltung des Hinrichtungsrituals und dessen Legitimierung»,
hält Schuster fest. Dass Religion und Gewalt noch heute Geschwister sind, zeigt
uns der Blick in die Zeitung täglich. Dort
begegnen wir nicht nur den abstossenden
Praktiken des «Islamischen Staats», sondern zum Beispiel auch der Haltung christ-
licher Fundamentalisten in den USA, welche die Todesstrafe so vehement wie
widersprüchlich befürworten. Warum sie
das tun, ist mir nach der Lektüre dieses
interessanten Werks etwas klarer. Aber
Achtung: Zuweilen sind die exakten Beschreibungen der Tötungsarten und der
Martern, denen Menschen unterzogen
wurden, mehr als grausig. Ich empfehle
euch dieses Buch trotzdem, weil es uns viel
lehrt über den Menschen. Und warum sind
wir Journalisten, wenn nicht deshalb, weil
uns der Mensch interessiert?
«Kurz und gut:
Wenn ihr, liebe Kollegen, demnächst
ein bisschen Zeit
erübrigen könnt,
ist dieses Buch auf
jeden Fall ein paar
Stunden eures
Lebens wert.»
Herzlichst
Marius
Verbrecher, Opfer,
Heilige – Eine Geschichte
des Tötens
Peter Schuster
416 Seiten
CHF 35.90
eBook: CHF 30.90
Klett-Cotta
Liebe Kollegen
Ich muss sagen: Die Kombination von
deinem Buch, Marius, und meinem verleitet zum Kalauern. Phrasen wie «Die
Zeit ist abgelaufen», «hat das Zeitliche
gesegnet» oder, wenn ihr mir das Englische nachseht, «doing time» leiten von
der Geschichte des Tötens doch wunderbar zur «Geschichte» der Zeit. Nie hat
man genug von dieser Zeit – ausser, man
ist gelangweilt. Dann hat man plötzlich
viel zu viel davon. Sie rinnt uns durch die
Hände, während wir älter werden, und
doch heilt sie Wunden. Ihr seht, die Zeit
ist ein Phänomen. Und genau dieses versucht Rüdiger Safranski in seinem Buch
«Zeit. Was sie mit uns macht und was wir
aus ihr machen» zu ergründen. Eine
wahre Herkules-Aufgabe, die Safranski
mit der feinen, präzise geführten Klinge
eines Philosophen angeht. Das Schöne
dabei ist, dass auch Normalsterbliche,
die weder ein Physik- noch ein Philosophiestudium absolviert haben, Safranskis Zeitfaden folgen können. Natürlich
muss man den Kopf bei der Sache haben,
wenn der Autor darlegt, wie man Zeit intensiv erlebt, wenn man sich langweilt;
weshalb der sich bewegende Zeiger nichts
anderes ist als der menschliche Versuch,
Zeit sichtbar zu machen; wie die Zeit vergesellschaftet und so zum wertvollen Gut
wurde. Während man fasziniert Seite um
Seite umblättert, merkt man gar nicht,
wie die Sekunden verrinnen und es plötzlich Zeit für den Znacht ist. Kurz und gut:
Wenn ihr, liebe Kollegen, demnächst ein
bisschen Zeit erübrigen könnt, ist dieses
Buch auf jeden Fall ein paar Stunden eures Lebens wert.
© illustration: stephan schmitz
Zur Sache!
Liebe Kollegen
Zu Beginn gehe ich gleich mal in die Vollen:
Mit «Verbrecher, Opfer, Heilige» legt uns
der Historiker Peter Schuster «Eine Geschichte des Tötens» vor. Der Untertitel
stimmt allerdings nicht ganz, denn der Autor beschränkt sich auf einen kleinen Ausschnitt dieser Geschichte – auf jenen, mit
dem er sich besonders gut auskennt:
Schuster ist Professor für die Geschichte
des Mittelalters und der frühen Neuzeit.
Das Buch behandelt vor allem die Zeit zwischen den Epochen, das 16. Jahrhundert,
das von einer besonderen Brutalität und
aussergewöhnlich hohen Tötungsziffern
geprägt war. Auch geografisch holt Schuster nicht sehr weit aus, er beleuchtet
schwergewichtig den deutschsprachigen
Raum. Das bekommt dem komplexen Thema aber gut; denn das Töten ist eine so
monumentale, endgültige und gravierende
Sache, dass man es in seiner Gesamtheit
kaum erfassen und sich ihm eigentlich nur
SachBücher | 17
Books Nr. 4/2015
En Gruess
Erik
Zeit. Was sie mit uns
macht und was wir aus
ihr machen
Rüdiger Safranski
272 Seiten
CHF 35.90
eBook: CHF 27.90
Hanser
Liebe Kollegen
Um mit den unsterblichen Monty Phython
zu sprechen: «And now for something
completely different» – nach zwei Mal
schwerer Kost habe ich jetzt mal reinste
Unterhaltung für euch. Ich höre den anspruchsvollen Benjamin schon seufzen angesichts meiner Empfehlung, ABER: Ich
bin sicher, auch dir könnte dieses Lölizeugs
irgendwie Spass machen. Es handelt sich
dabei um Bücher, die momentan ziemlich
en vogue sind und in ganz verschiedenen
Formen erscheinen. Ihren Witz verdanken
sie einem simplen Kniff: Sie zeigen Infografiken zu fiktiven Statistiken – und lösen
damit den «Genau-So-Ist-Es!»-Effekt aus.
Etwa, wenn es ums Thema Fax geht: Der
Balken bei «Wie oft ich ein Fax bekomme»
ist klitzeklein, jener bei «Wie oft ich ein Fax
sende» immerhin mickrig – und der Dritte
bei «Wie oft ich versehentlich die Faxnummer anrufe» riesig. Stimmt haargenau! Ich
weiss noch, wie lang ich versuchte, den
Fax meines neuen Superdruckers zu installieren. Und kein Schwein hat mir je etwas gefaxt. Lustig ist auch die Grafik, die
deutlich «30 %» zeigt – und in der Legende
darunter steht, genau ein Viertel aller Grafiken enthielte Fehler. Aus dem grossen
Angebot solcher Bücher zupfe ich jetzt einmal zwei heraus. «Was wir tun, wenn der
Chef reinkommt» der deutschen Bloggerin
Katja Berlin (www.graphitti-blog.de) – und
«Truth Facts 2» von Mikael Wulff und Anders Morgenthaler. Das erste Büchlein ist
lustiger, das zweite schöner. Beide eignen
sich zum Blättern während einer kurzen
Fahrt im Tram oder beim Warten auf dasselbe. Und beide eignen sich natürlich als
Geschenk. Aber keine Angst – ihr kriegt
von mir etwas anderes zu Weihnachten,
denn die Bücher stehen ja schon bei uns im
Büro im Gestell. Zupacken!
Herzlichst
Marius
Was wir tun,
wenn der Chef
reinkommt
Katja Berlin
192 Seiten
CHF 14.90
eBook: CHF 11.90
Heyne
Truth Facts 2
Mikael Wulff,
Anders Morgenthaler
144 Seiten
CHF 13.90
Kein & Aber
SachBücher | 19
Books Nr. 4/2015
aber Henry Werners Erkenntnis, dass
trotz allen technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen «das heutige
körperlose Geld wiederum dem allerersten Geld der Sumerer gleicht». Die Priester und Tempel, die einst als Hüter des
Geldes wirkten, sind im Lauf der Zeit weggefallen. Werner: «Zurück ist das Geld als
reines Zeichen, ohne physisch in Erscheinung treten zu müssen. Zurück ist das
Geld als Mass aller Dinge.»
«Ich sehe schon,
diesmal dreht
sich hier alles um
die ganz grossen
Fragen rund um
das Leben, das
Universum und
den ganzen Rest.»
Mit grosszügigen Grüssen
Markus
© illustration: stephan schmitz
Geschichte des Geldes
Grüezi miteinander
Also Marius, ich bin ja froh, dass die
Themen nach deinem happigen Einstieg
inzwischen etwas entschärft wurden.
Keine Angst, deine «Truth Facts» gefallen mir ausgezeichnet, und deshalb
schiebe ich jetzt gleich noch ein Buch mit
humorvollen Infografiken nach. Doch
bevor ich beginne, werfe ich nur mal so
einen Gedanken in die Runde: Wenn ein
Sachbuch ein Buch ist, das sachlich über
ein Thema informiert, dann wäre «Total
alles über die Schweiz» keins. War euch
das jetzt zu verdreht? Was ich sagen
wollte: In Susann Sitzlers Buch geht es
nicht nüchtern sachlich, sondern äusserst vergnügt zur Sache. Ihr fragt mich
jetzt vielleicht: «Die ganze Schweiz in
einem Buch – und dazu auch noch auf
nur gerade 128 Seiten?» Tatsächlich
klingt das doch etwas vermessen. Immerhin ist das Statistische Jahrbuch der
Schweiz 608 Seiten stark, und alle Telefonbücher des Lands zusammen belegen
sicher einen Laufmeter im Regal. Aber
bei «Total alles über die Schweiz» geht
es ja auch nicht um Vollständigkeit, sondern um das Wesentliche – also die Essenz. Und wie es sich für eine solche
gehört, ist sie schön eingekocht, konzentriert und kräftig im Geschmack. Jede
Information in diesem bunten Buch ist
in witzigen Infografiken so zugespitzt,
dass sie sicher hängen bleibt. Was macht
also die Schweiz aus? Natürlich ihre
Einwohnerschaft. Die Autorin zeigt auf,
woher sie kommt, wohin sie geht, wie sie
am häufigsten heisst und wer viel oder
wenig verdient. Damit man sich in einem Land zurechtfindet, muss man sich
aber auch mit den wichtigsten Kraftausdrücken auskennen. Susann Sitzler hat
sie verständlich erklärt und fein säuberlich sortiert, von harmlos bis richtig
kräftig. Und die Autorin zeigt die Entstehung der Schweiz ebenso verständlich
wie die Entstehung eines Gesetzes oder
einer knusprigen Rösti. In diesem Buch
kann man ausgezeichnet blättern, da
oder dort verweilen und über dieses
oder jenes schmunzeln. Wer es von vorn
bis hinten durchliest, ist tatsächlich
ziemlich gut auf Ferien oder das Leben
in der Schweiz vorbereitet. Erwartet ihr
also mal Besuch aus dem Ausland – mit
diesem Buch geht’s schnell zur Sache.
Euer
Benjamin
Total alles über die Schweiz
Susann Sitzler
128 Seiten
CHF 29.90
Folio
Liebe Kollegen
Ihr mögt euch fragen, was ein Buch mit
dem Titel «Geschichte des Geldes» euch
bringen kann. Marius wusste bestimmt
schon vor der Lektüre von «Verbrecher,
Opfer, Heilige – Eine Geschichte des Tötens», dass bis heute auch oft wegen Geld
getötet wird. Erik kannte sicherlich bereits vor dem Lesen des Buchs «Zeit. Was
sie mit uns macht und was wir aus ihr
machen» die Redensart, dass Zeit Geld ist.
Und Benjamin musste nicht «Total alles
über die Schweiz» lesen, um über die herausragende Bedeutung des Finanzwesens in unserem Land informiert zu werden. Wir alle benützen in unserem Alltag
ganz selbstverständlich Geld. Wir sagen,
dass Geld nicht glücklich macht – und
wollen doch stets mehr davon. Denn wir
wissen: «Geld regiert die Welt». Aber,
Hand aufs Herz, könntet ihr mir konkret
sagen, was Geld ist? Um dies beantworten
zu können, empfiehlt sich der Blick zurück. Henry Werner ermöglicht uns dies
mit seinem Buch «Geschichte des Geldes», dessen Lektüre wohl nicht so vergnüglich wie «Total alles über die
Schweiz», aber nicht minder spannend
ist. Der Wirtschaftshistoriker erzählt die
Entwicklung von den Anfängen bei den
Sumerern im 3. Jahrtausend vor Christus
über das Geld im Mittelalter bis zu den
digitalen Währungen von heute. Gleichzeitig beschreibt er, wie sich dieser Wandel ökonomisch, gesellschaftlich und kulturell ausgewirkt hat. Die Erklärung und
Einschätzung von innovativen elektronischen Parallelwährungen wie Bitcoins ist
etwas knapp ausgefallen. Erstaunlich ist
Henry Werner
208 Seiten
CHF 28.90
Palm
Hallo zusammen
Ein philosophisches Werk über die Zeit
und eine historische Betrachtung über
das Geld – man könnte denken, mehr
braucht es nicht, um unsere Gesellschaft
zu beschreiben. Doch will man sie genau kartografieren und berechnen,
kommt man um eines nicht herum: die
Mathematik – genauer: die Algorithmen!
Keine Angst, Freunde, ich pauke euch
jetzt keine komplizierten Formeln oder
unverständliche Beweise rein, denn ich
hatte in der Mathematik einen Fensterplatz. Trotzdem möchte ich euch «Planet der Algorithmen – Ein Reiseführer»
sehr ans Herz legen. Wie der Titel schon
andeutet, richtet sich das Buch zum
Glück nicht an Universalgenies, sondern viel eher an Mathematik-Touristen. Der Mathematik-Professor Sebastian Stiller erweist sich dabei als
rücksichtsvoller Reiseführer. «Planet
der Algorithmen» nähert sich in einfachen Schritten den Phänomenen jener
uralten Denkweise, der wir nicht nur
unsere moderne Technologie zu verdanken haben. Kein einziges Mal kommt in
diesem Buch eine mathematische Formel vor. Das ist auch nicht nötig. Algorithmen sind im Grunde nichts anderes
als Lösungsansätze für komplexe Probleme oder logische Denksysteme. Schon
wer ein Büchergestell einräumt, geht
dabei im besseren Fall algorithmisch
vor – sonst würden wir in unserem Büchergestell im Büro gar nichts mehr finden. Genau darin liegt die Stärke dieses
Buchs: Stiller entführt uns nicht in unerreichbare mathematische Höhen, sondern führt uns anhand von Alltagsbeschreibungen bequem quer durch den
Planeten der Algorithmen. Er nimmt
uns die Angst vor Maschinen, die selber
denken können, und verweist immer
wieder auf die Grenzen des mathematisch Möglichen. Für Spezialisten sind
die Touren in diesem Reiseführer wohl
eine Unterforderung, aber für mich –
und wohl für die meisten von uns – bie-
tet er eine äusserst aufschlussreiche
Einführung in eine Logik, die unsere
Welt genauso prägt wie das Geld oder
die Zeit.
Gruss
Jonas
Planet der Algorithmen –
Ein Reiseführer
Sebastian Stiller
256 Seiten
CHF 22.90
eBook: CHF 14.90
Knaus
Liebe Bücherfreunde
Ich sehe schon, diesmal dreht sich hier
alles um die ganz grossen Fragen rund
um das Leben, das Universum und den
ganzen Rest. Ich kontere daher mit Leo
Bormans; der Philosoph und Journalist
aus Belgien ist ein Spezialist für solche
Fragen. In den letzten Jahren sorgte er mit
zwei Buchprojekten für internationales
Aufsehen: Er nahm sich jeweils eines universellen Begriffs an – einmal Glück, einmal Liebe – und bat 100 Wissenschaftler
rund um den Globus, ihre Erkenntnisse
dazu in einem ultrakurzen und eingängigen Aufsatz zusammenzufassen. Die Textsammlungen geben einen bunten Eindruck
davon, was Glück und Liebe in verschiedenen Weltregionen bedeuten und was man
© illustration: stephan schmitz
18 | Sachbücher
Diesmal betont sachlich: das Books-Redaktionsteam, bestehend aus den aufgeweckten Feldforschern (v. l.)
Marius Leutenegger, Jonas Bühler, Erik Brühlmann, Markus Ganz und Benjamin Gygax.
konkret darüber weiss. Nun hat Bormans
nachgelegt – mit einem Begriff, der auf den
ersten Blick etwas weniger gewichtig
wirkt: Hoffnung. Tatsächlich aber ist die
Hoffnung für uns so fundamental, wie es
Liebe und Glück sind. Das merkt man beim
Lesen der wie gewohnt prägnanten und
leicht verständlichen Texte schnell. Hoffnung ist die Triebfeder von fast allem und
prägt unsere Entscheidungen grundlegend, ohne sie gibt es kein lebenswertes
Leben. Entsprechend viel – und das war
für mich eher überraschend – wird denn
auch rund um den Begriff geforscht. Warum sind hoffnungsvolle Menschen erfolgreicher, und wie können Pessimisten sich
Hoffnung bis zu einem gewissen Mass antrainieren? Wie verändert Hoffnung die
Lebensqualität von Krebskranken? Wie
hoffnungsvoll müssen wir Ziele definieren,
damit wir langfristig zufrieden bleiben? In
diesem Buch geht es also wirklich ums
Ganze. Der Begriff «Hoffnung» ist aber eindeutig sperriger und weniger plakativ, als
es «Glück» und «Liebe» waren. Dieses interessante Buch voller Sätze, an die man
sich später plötzlich wieder erinnern wird,
braucht also etwas hoffnungsvollen Anschub – den ich hiermit gegeben hätte!
Herzlichst
Marius
Hoffnung. The World Book
of Hope
Leo Bormans (Hg.)
352 Seiten
CHF 36.90
Dumont
Sachbücher | 21
Books Nr. 4/2015
Liebe Kollegen
Glück, Liebe, Hoffnung – da sind wir nun
bei den grossen Gefühlen angelangt. Ich
finde, in diese Familie gehört noch ein
anderes, obwohl es sich nicht um ein Geschwister der genannten handelt, sondern eher um eine Art schrägen Onkel.
Ich meine den Humor. Da ihr alle einem
träfen Spruch oder einem guten Witz
nicht abgeneigt seid, werdet ihr sicher
euren Spass haben an «Kennen Sie den
schon?» von Jim Holt. Der amerikanische Autor und Essayist schrieb seine
Abhandlung über die Geschichte und
Philosophie des Witzes ursprünglich für
die Zeitschrift «New Yorker», jetzt ist sie
als 140-seitiges Büchlein erschienen. Ich
höre euch bereits einwenden, dass es für
den Humor nichts Schlimmeres gibt als
eine zerredete Pointe oder einen Witz,
den man erklären muss. Oder wie der
Cartoonist Saul Steinberg sagte: «Der
Versuch, Humor zu definieren, ist eine
der Definitionen von Humor.» Aber keine
Angst, der Autor ist ein unterhaltsamer
Erzähler. Trotzdem steht das Büchlein
der «Geschichte des Geldes» in punkto
Seriosität in nichts nach. Holt trägt Informationen zur Entwicklung von Witzen
und ihrer Deutung zusammen und belegt
zum Beispiel, dass «niemand je einen
Witz zum ersten Mal erzählt hat», sondern dass sich viele Witze in Varianten
bis in die Antike zurückverfolgen lassen.
Manches wird mit Beispiel-Witzen verdeutlicht oder klingt selber schon anekdotisch. Zum Beispiel die Lebensbeschreibung von Poggio Bracciolini aus
dem Abschnitt über die Geschichte des
Witzes. Jener päpstliche Sekretär schrieb
1451 mit seiner deftigen Witzesamm-
lung «Facetiae» einen Bestseller. Auch
der Abschnitt über Gershon Legman, einen autodidaktischen Gelehrten des unanständigen Witzes, klingt nach dem
Drehbuch für einen Woody-Allen-Film.
Dieser machte sich über die «Pisserationen» der «Kakademiker» lustig und
fand, dass «Witze der Schlüssel zu den
eigenen Neurosen und Zwängen des Witze-Erzählers sind und seine Schuldgefühle darüber verraten». Damit wären
wir beim Kapitel über die Philosophie
angelangt. Jim Holt schreibt: «Zunächst
gilt die Grundregel: Je interessanter x ist,
desto langweiliger neigt die Philosophie
von x zu sein und umgekehrt.» Sein
Beleg dafür: Kunst sei interessant, die
Philosophie der Ästhetik dagegen meist
langweilig, während Recht langweilig,
Rechtsphilosophie dagegen ziemlich interessant sei. Heisst das, die Philosophie
des interessanten Witzes sei dröge? Hier
widerspricht sich Holt offensichtlich selber – denn er kann der psychologischen
und philosophischen Erörterung des
Witzes doch viel Interessantes abringen.
findet in diesem nächtlichen Sammelsurium etwas von Interesse. Religion, Biologie, Astrologie, Moral, Physik – alles
wird angesprochen. In die Tiefe kann
das zwar nicht gehen, aber als Einstieg
in die «dunkle Materie» macht das Buch
wahrlich keine schlechte Figur. Wer
Lust hat auf eine nächtliche Tour de
Force, ist mit diesem Buch gut bedient,
denn es finden sich viele Wissensperlen,
die es wert sind, aufgelesen zu werden.
Liebe Grüsse
Erik
Durch die Nacht.
Eine Naturgeschichte
der Dunkelheit
Ernst Peter Fischer
239 Seiten
CHF 33.90
eBook: CHF 23.90
Siedler
Grinsend grüsst
Benjamin
Kennen Sie den schon?
Geschichte und Philosophie
des Witzes
Jim Holt
144 Seiten
CHF 17.90
eBook: CHF 11.00
Rowohlt
Liebe Leute
Mit einem ähnlichen Konzept wie meine
erste Empfehlung, «Zeit», ist Ernst Peter Fischer mit seinem Buch «Durch die
Nacht» unterwegs. Der Wissenschaftspublizist, der bereits für «Focus» und
«Die Welt» tätig war, lässt einen wahren
Rundumschlag zu den Themen «Nacht»
und «Dunkelheit» auf die neugierige Leserschaft los. Das nennt man dann wohl
literarisches Powershopping: Man wird
durch die Abteilungen des nächtlichen
Supermarkts geführt und bekommt seinen Einkaufswagen mit möglichst vielen nächtlichen Aspekten vollgepackt.
Klar, dass die dafür zur Verfügung stehenden knapp 250 Seiten hinten und
vorn nicht reichen, was Fischer auch
ganz offen des Öfteren bedauert – nach
dem Motto: «... könnte man weiterverfolgen, tu ich aber nicht.» Wirklich jeder
Liebe Lesegenossen
Sodeli – jetzt ist allmählich aber gut mit
Sachbüchern. Ich mag diese zwar sehr,
aber selbstverständlich geht nichts über
die Literatur, die schöne und wahre. Gern
baue ich euch daher zum Ende unseres EMail-Austauschs eine Brücke von der Insel der Sachbücher zurück auf den Kontinent der literarischen Werke. Wir alle
mögen ja nicht nur Geschichten, sondern
auch Geschichte; Erik und Benjamin haben diese sogar studiert. Ein Buch, das
beides in geradezu idealer Weise zusammenbringt – Historie und Erzählungen –,
ist «Eine Weltgeschichte in 33 Romanen».
Herausgeber Markus Gasser hat dafür
längere Ausschnitte aus weltberühmten
literarischen Werken ausgewählt, die zusammen einen ziemlich guten Eindruck
von der Entwicklung der Menschheit vermitteln. Das Buch bietet also exakt das,
was sein Titel verspricht. Umberto Eco erzählt aus dem vorchristlichen Jerusalem,
Thomas Mann aus dem Ägypten der Pharaonen, Thornton Wilder von Cäsars Rom,
Mark Twain von Jeanne d’Arc oder John
Le Carré von der Berliner Mauer. Die Ausschnitte sind wirklich klug gewählt – und
das Konzept ermöglicht uns Lesenden,
quasi en passant gleich noch ein paar
wichtige Autorinnen und Autoren kennenzulernen, von denen man vielleicht noch
nie etwas gelesen hat. Und schwupps –
sind wir wieder bei der Literatur angekommen. Der wahren und schönen!
Herzlichst
Marius
Eine Weltgeschichte in
33 Romanen
Markus Gasser (Hg.)
304 Seiten
CHF 28.90
eBook: CHF 22.90
Hanser
Weniger trinken? Mehr Sport machen?
Rausgehen, wenn die Sonne scheint?
Einen Scheiß muss ich!
Das neue B
uch von
Y
TOMMD
JAU
www.einen-scheiß-muss-ich.de
320 Seiten, durchgehend farbig, 16,99 € (D), auch als E-Book erhältlich.
20 | SachBücher
22 | BUCHTIPPS
EBOOKS | 23
Books Nr. 4/2015
Power-Books
Nutzen Sie Ihre Energie für Fitnessübungen statt fürs Bücherschleppen:
Neu erschienene eBooks zu den Themen Wohlbefinden und Gesundheit
geben Ihnen Anregungen für einen ausgeglichenen Lebensstil.
Benjamin Gygax
Dominique Anne Schuetz
Susanna Grogg
Sandra Gatti-Müller
Clare Clark
1888 macht sich der Schweizer Buchhalter Ferdinand Ulrich nach Amerika
auf, um seinen Horizont zu erweitern.
Auch den Geigenbauer und Musiker
Aloysius Brandl aus München zieht es
in die Neue Welt, weil er berühmt
werden will. Der Zufall verschlägt die
beiden in eine verrückte kleine Stadt in
Kansas. Die ehrgeizige Boomtown hat
Grosses vor, aber es kommt alles ganz
anders als erwartet.
Die Magd Magdalena Hirschi möchte
eine Familie gründen. Doch Anfang
des 19. Jahrhunderts stellen sich
jungen Leuten aus einfachen Verhältnissen viele Hürden in den Weg.
Obwohl dank Napoleon ein frischer
Wind weht – sogar bis nach Bern –,
regiert das Ancien Régime uneingeschränkt weiter. Kirche und Staat
halten die Menschen im Griff.
Im Mai 1906 wurde die 21-jährige
Anna Müller in einem Wäldchen
im Zürcher Weinland auf bestialische Art ermordet. Das ungeklärte
Verbrechen liegt bis heute wie ein
Schatten über der Region; der Tatort
heisst seither «Mörderhölzli».
«Am Ende jener Tage» handelt vom
Glanz und Glamour einer grossen Dynastie und dem Ende einer Epoche.
Die Melvilles gehören zu den angesehensten Adelsfamilien Englands. Ihre
legendären Feste sind schillernd und
luxuriös, ihr Selbstbewusstsein ist so
unerschütterlich wie das Gemäuer
ihres Schlosses. Doch als der Erste
Weltkrieg ausbricht, verändert sich
für die Mitglieder der Familie Melville
alles.
Von einem, der
auszog, die Welt
zu verschieben
Mit Tempo, Witz und Tiefgang wird
eine unglaubliche Begebenheit erzählt,
die sich tatsächlich so zutrug. Geschickt
bevölkert die Autorin ihre Geschichte
mit liebenswerten, schrägen und auch
tragischen Figuren, die ihre Bestimmung, die Liebe und die wahre Musik
suchen.
Heimatlos in der
Heimat
Der Kirchenbau in Albligen, der Heimatgemeinde von Magdalena, wird
von der Obrigkeit minutiös geplant.
Was aber ist mit ihrem Leben? Hat
neben der Arbeit auch ein wenig
Glück Platz? Wird sie ihre Kinder
behalten dürfen oder droht ihnen das
Schicksal von Verdingkindern? Die
wahre und bewegende Geschichte
einer Frau auf der Suche nach ihrem
Platz in der Gesellschaft.
Mörderhölzli
Schon als Kind fragte Sandra GattiMüller ihre Grossmutter, woher
der Name des Wäldchens komme.
Jahre später stöberte sie die alten
Polizeiakten auf und fand heraus, dass
das Opfer ihre Urgrosstante war. Mit
akribischen Recherchen erweckte
sie darauf die damaligen Ereignisse
wieder zum Leben. In «Mörderhölzli»
verwebt die Autorin Sachbuch, Krimi
und Historie zu einem fesselnden
Werk – und es bleiben am Schluss
kaum mehr Zweifel, wer den Mord
beging.
Am Ende jener
Tage
Clare Clark, geboren 1967 in London,
studierte Geschichte am Trinity
College in Cambridge. Sie arbeitete
einige Jahre in den USA und lebt
heute wieder in London. Vor «Am
Ende jener Tage» schrieb sie bereits
die historischen Romane «Der Vermesser», «Der Apotheker» und «Die
französische Braut».
280 Seiten
192 Seiten
271 Seiten
544 Seiten
CHF 31.90
CHF 31.90
CHF 36.90
CHF 23.90
Europa
Blaukreuz Bern
WOA
eBook: CHF 15.90
ISBN 978-3-906272-36-8
ISBN 978-3-85580-504-4
ISBN 978-3-9524265-3-1
Atlantik
ISBN 978-3-455-65072-3
Books widmet sich in dieser Ausgabe mit
grossen Beiträgen den Sach- und Kochbüchern. Und wie liessen sich diese beiden
Themen besser verbinden als mit Sachbüchern zu Gesundheit und Wohlbefinden?
Wer ausgiebig in Kochbüchern geschwelgt
und neue Rezepte ausprobiert hat, möchte
als Ausgleich vielleicht auch etwas fürs
körperliche und seelische Wohlbefinden
tun. Anregungen dazu findet man in zahlreichen Büchern, in denen bewährte Themen gut erklärt und neue Trends vorgestellt werden. Aber es ist doch so: Hat man
sich erst mal alles Wichtige zu einem Thema angeeignet und die Übungen begriffen,
liegt das Buch eigentlich nur noch im Weg
herum. Deshalb stellen wir hier Neuerscheinungen vor, die es als praktisches
eBook gibt – einige davon sogar ausschliesslich.
und beweglichen Rücken ist Yoga. Die Yogalehrerin Anna Trökes stellt ein Buch vor,
das sich auf alles rund um die Wirbelsäule
konzentriert: «Rücken-Yoga – Die Basics
für mehr Beweglichkeit». Unser Körper
werde durch die Art geformt, wie wir ihn
brauchen. In ihrem eBook erklärt sie eine
ganzheitliche Übungsmethode, die Entspannung und Selbstwahrnehmung mit
Kraft und Beweglichkeit kombiniert. Sie
erklärt diese mit den Worten: «Wenn wir
Yoga für den Rücken üben, werden wir immer zu erkennen versuchen, welches Verhalten und welche innere Einstellung im
Alltag dazu geführt haben, dass Rücken,
Nacken und Schultern mit Anspannung
und Schmerz reagieren. Wir werden unseren Atem bewusst einsetzen, um Blockierungen zu erspüren und zu lösen.»
Faszinierende Faszien
Verschnaufpause für den Stoffwechsel
Üppige Schlemmereien, Kaffee, Alkohol
und fliegende Mittagsverpflegung haben
ihren Preis: Wir fühlen uns müde, kraftlos
und schwer. Dann würde es guttun, dem
schwer beanspruchten Stoffwechsel mal
eine Verschnaufpause zu gönnen und ihn
wieder neu in Schwung zu bringen. Doch
wann soll das auch noch Platz im Alltag
finden? Autorin Nicole Staabs schlägt «Das
Detox-Wochenende» vor. Durch die sorgfältige Auswahl von Lebensmitteln und den
Verzicht auf gewisse Produkte wird nicht
nur der Körper entlastet, sondern auch der
Stoffwechsel angeregt – und dafür reicht
auch mal ein Wochenende. Mit einer drei
Tagen dauernden Smoothie-Kur kommt
das Wohlbefinden zurück. Die Autorin beginnt mit einer Erklärung dazu, was Detox
bedeutet und bewirkt, dann stellt sie 12
schmackhafte Smoothies vor: Gemixt werden Randen, Spinat oder Granatapfel, alles
Zutaten mit besonderer Wirkung.
Die meisten Schmerzbeschwerden werden
den «üblichen Verdächtigen» zugeordnet:
Bandscheibenproblemen, Wirbelblockaden, eingeklemmten Nerven, einer verkrampften, zu schwachen oder einseitig
belasteten Muskulatur oder einer psychosomatischen Ursache wie chronischem
Stress. Oft genug weisen diese Erklärungen aber nicht den Weg zur Besserung. Seit
einiger Zeit rückt ein neues Thema ins Bewusstsein: die Faszien. Dieses weisse Geflecht aus faserigem Bindegewebe ist ein
eigenständiges Organ mit zahlreichen Nervenenden, Schmerz- und Bewegungssensoren, es reicht bis in die winzigsten körperlichen Einheiten. Die Autoren von
«Faszientraining – Mehr Beweglichkeit,
Gesundheit und Dynamik» erklären ausführlich und verständlich illustriert, was
diese Faszien sind, wie sie funktionieren
und wie man sie speziell trainieren kann.
Einfache Übungen im Stehen und Liegen
tragen dazu bei, dass der Körper gesund,
schmerzfrei und leistungsfähig bleibt.
Das DetoxWochenende
Nicole Staabs
128 Seiten
CHF 3.90
Gräfe und Unzer
Rücken-Yoga
Die Basics für mehr
Beweglichkeit
Anna Trökes
40 Seiten
CHF 4.90
Gräfe und Unzer
Faszientraining
Mehr Beweglichkeit,
Gesundheit und
Dynamik
Siegbert Tempelhof,
Daniel Weiss,
Anna Cavelius
128 Seiten
CHF 4.90
Gräfe und Unzer
Entspannen im Alltag
Schnelle Meditation
zum Entspannen
Kleine Übungen für
den Alltag, leicht und
überall umsetzbar
Ist die Verspannung nicht körperlich, sondern mental verursacht, findet man Rat im
Buch von Ulrich Hoffmann. Er beschreibt
Ulrich Hoffmann
30 Seiten
CHF 4.90
Gräfe und Unzer
Kraft und Beweglichkeit für den Rücken
Nicht nur überschüssige Pfunde und Energiedefizite sind ein weit verbreitetes Leiden, sondern auch Rückenschmerzen. Ein
jahrhundertealtes Mittel für einen starken
in seinem eBook «Schnelle Meditation zum
Entspannen» zwölf kleine Übungen, die
sich leicht in den Alltag einfügen lassen.
Die paar Minuten dafür können wir alle
aufbringen, und einen speziellen Ort, um
sie auszuüben, braucht es auch nicht. Die
Meditationen sind gut beschrieben und mit
Piktogrammen gekennzeichnet. Diese zeigen auf, wofür die Übung besonders gut
geeignet ist.
24 | Spezial – Kochbücher
Spezial – Kochbücher | 25
Books Nr. 4/2015
Books
Spezial
«Ein Kochbuch regt
die Kreativität an»
Nadja Zimmermann war jahrelang das Gesicht des FernsehPromimagazins «Glanz & Gloria». Mittlerweile ist sie zweifache Mutter, Bloggerin von familienhaeppchen.ch – und Kochbuchautorin. Soeben ist das dritte Buch ihrer Reihe «Unser
Menü eins» erschienen: «Eine kulinarische Weltreise».
Marius Leutenegger
Inspiration
zu noch mehr
Genuss
Kochbücher gibt es seit dem Altertum – das älteste, das wir
kennen, stammt aus Indien und dürfte rund 3500 Jahre alt
sein. Bis heute sind vermutlich Millionen von Kochbüchern
rund um den Globus erschienen. Doch noch immer gibt es
Neuerscheinungen, die uns mit frischen Ideen inspirieren.
Ihnen ist das Spezial dieser Ausgabe von Books gewidmet.
Books: Wie wurde aus der Fernsehmoderatorin die Kochbuchautorin Nadja
Zimmermann?
Nadja Zimmermann: Als meine erste
Tochter etwa zwei Jahre alt war, merkte ich, dass mir beim Kochen die Ideen
ausgingen. Ich hatte früher nur selten
gekocht, war also nicht sehr geübt, und
die Bedürfnisse ändern sich ja auch, wenn
man Kinder hat: Plötzlich muss das Essen
gesund und die Ernährung ausgewogen
sein. Das sind Themen, die mich früher
nicht gross gekümmert hatten. Ich begann
andere Leute zu fragen, was es bei ihnen
heute zum Znacht gibt oder wie sie kochen. Dabei merkte ich, wie viel man davon profitieren kann, wenn man anderen
in den Kochtopf und auf den Teller schaut.
Ich begann Tipps zu notieren, erst nur für
mich, bis mir dann die Idee kam, meine
Erkundungen für ein Buch zu nutzen.
Das Konzept meiner Kochbücher basiert
auf der Art, wie ich an die Informationen
gelange: Ich gehe auf Menschen zu und
frage sie, wie sie ihre liebsten Menüs
zubereiten.
Die Neuerscheinung «Eine kulinarische
Weltreise» ist der dritte Band von «Unser Menü eins». Diesmal zeigen Sie hier
lebende Familien mit ausländischen
Wurzeln, die Alltagsgerichte aus ihren
Herkunftsländern kochen. Mittlerweile
haben Sie 135 Familien porträtiert. Wie
finden Sie bloss all diese Leute?
Zu Beginn befragte ich meine Bekannten, mittlerweile hat sich die Sache aber
ausgeweitet. Ich bekomme Tipps von
Freunden oder schaue zum Beispiel, welche Nationalitäten auf den Klassen- oder
Krippenlisten meiner Kinder auftauchen.
Es ist jedenfalls noch nie schwierig gewesen, Teilnehmende zu finden. Die meisten
machen gern mit und freuen sich, ihre
Rezepte vorzustellen.
Sie sind zwar eine Kochbuch-Bestsellerautorin, aber eigentlich nicht vom Fach.
Im berühmten Pixar-Trickfilm «Ratatouille» sagt Sternekoch Gusteau: «Jeder
kann kochen.» Kann denn auch jeder
und jede ein Kochbuch schreiben?
Ich denke schon. Man muss einfach eine
gute Idee haben, ein interessantes Thema.
Kurze Texte zu verfassen finde ich einfacher, als einen Bogen über viele Seiten
schlagen zu müssen. Ein Roman schreibt
sich viel schwieriger als ein Kochbuch.
Fraglos anspruchsvoll ist aber, Menüs so
zu fotografieren, dass sie appetitlich wirken – bei den meisten Fastfood-Ständen
sieht man ja abschreckende Beispiele
zuhauf. Die tollen Fotos in Ihren Büchern
stammen alle von Ihnen. Warum können
Sie so gut fotografieren?
Beim ersten Buch fand ich: Jetzt gehe ich
einfach zu den Familien und fotografiere
drauflos. Ich wollte keinen Fotografen
mitnehmen, der alles schön ausleuchtet,
aber vielleicht die familiäre Atmosphäre
stört. Beim zweiten und dritten Buch hatte
ich dann höhere Ansprüche. Ich optimierte
die Ausrüstung, belegte Fotokurse und fotografierte auch daheim viel. Und ich fand
viele wertvolle Tipps im Internet.
Dort findet man ja sowieso alles – auch
Millionen von Rezepten. Warum braucht
es heute überhaupt noch Kochbücher?
Das Internet ist ideal, wann man gezielt
nach etwas sucht – wenn man zum Beispiel einen grossen Kürbis hat und nichts
damit anzufangen weiss. Aber gerade
die riesige Zahl an Rezepten im Netz
macht die Selektion schwierig; ein Buch
erscheint mir da die bessere Inspirationsquelle. Ich selber bin ohnehin kein sehr
digitaler Mensch. Ich liebe Kochbücher,
auch deshalb, weil man hineinschreiben
kann.
Ist ein Buch aber nicht eine gewisse Kreativitätsbremse: Man kocht nach Rezept,
statt sich selber etwas auszudenken?
Im Gegenteil! Ein Kochbuch regt die Kreativität an. Man sollte die Rezepte, die man
dort findet, unbedingt variieren. Ich koche
nie sklavisch nach Rezept, sondern schaue
die Zutaten an und lasse mich dadurch inspirieren. Natürlich geht dann manchmal
auch etwas daneben – und dann denke ich:
Ach, hätte ich mich doch ans Rezept gehalten! Aber das würde mir einfach weniger
Spass machen.
Sind Sie eigentlich eine gute Köchin?
Mittlerweile sind manche Leute nervös,
wenn sie mich einladen – huch, die
Kochbuchautorin kommt! Aber das ist
natürlich Quatsch. Ich bin als Köchin
inzwischen sicher ganz okay, weil ich von
vielen Leuten sehr viel lernen konnte.
Aber ich habe noch einen weiten Weg vor
mir, bis ich eine wirklich gute Köchin bin.
Wovon wird der vierte Band von «Unser
Menü eins» handeln?
Keine Ahnung. Sicher ist, dass es wieder
ein übergeordnetes Thema geben wird.
Mir gefällt, von Alltagserfahrungen zu
berichten, welche die Leute in der Küche
machen. Ich glaube, davon profitieren die
Leserinnen und Leser am meisten. Bücher
mit schicken Menüs gibt es ja schon
genug.
Nadja Zimmermann beim «Books»-Interview:
«Die meisten machen gern mit und freuen sich,
ihre Rezepte vorzustellen.»
Unser Menü eins –
Eine kulinarische
Weltreise
Nadja Zimmermann
320 Seiten
CHF 35.90
Salis
Spezial – Kochbücher | 27
Books Nr. 4/2015
Reisen in ferne Küchen
Der Appetit kommt
beim Blättern!
Zu den Klassikern der Kochbücher gehören Rezeptsammlungen einzelner Länder
oder Regionen. Sie sind nicht zuletzt beliebt, weil sie einen dank meist prächtigen Fotografien bereits beim Durchblättern in dieses Gebiet versetzen. Steigen
dann noch die Düfte der Speisen auf, werden Erinnerungen an eine vergangene
Reise wach oder wird die Vorfreude auf
kommende Ferien geweckt. Gut gemachte Kochbücher wie «Zu Gast in Marokko»
vermitteln auch einen kulturellen und gesellschaftlichen Eindruck. Die Autoren
Rob und Sophia Palmer beschreiben auf
sehr persönliche Weise, wie sie sich von
der Magie Marokkos einnehmen liessen,
dem Land von Sophias Mutter. Diese
menschliche Seite zeigt sich auch in den
Fotos aus dem marokkanischen Alltag,
was dem wunderschön aufgemachten
Buch viel Authentizität und Lebendigkeit
verleiht. Das Paar schildert immer wieder, wie gekocht wird, ob dies nun ein
Bauernfrühstück oder in der Küche eines
Hotelrestaurants ist. Entsprechend vielfältig sind die Rezepte, die das Land zudem als Schnittpunkt der Kulturen widerspiegeln.
Beim Kochen und beim Essen geht es nicht nur um Ernährung – sondern auch um ein Erlebnis.
Und dieses Erlebnis ist umso grösser, je mehr man es mit Freunden und Familienangehörigen teilen kann. Diesen Aspekt stellen viele Autorinnen und Autoren bei ihren neuen
Kochbüchern in den Vordergrund. Andere wenden sich an eine klar definierte Zielgruppe,
um deren Bedürfnissen besser gerecht zu werden. Zu den Klassikern gehören schliesslich
Kochbücher, welche die Küche eines Lands vorstellen – sie verbinden kulinarischen
Genuss mit Feriengefühl. Wir stellen Neuerscheinungen aus all diesen Bereichen vor.
© Jonathan Gregson / Knesebeck Verlag
Markus Ganz
Die Bücher über
exotische Küche machen besonders Freude,
weil sie Erinnerungen
an die Ferien oder
die Vorfreude auf die
nächste Reise wecken.
Das macht Lust auf mehr.
Die Bilder links und rechts oben
stammen aus dem Buch «Easy
Indisch Vegetarisch», das Bild rechts
unten aus «Zu Gast in Marokko».
© Rob Palmer / Callwey
© Jonathan Gregson / Knesebeck Verlag
Schwer auszusprechen, leicht
gekocht
Die indische Küche ist in der Schweiz beliebt. Und doch werden im umfangreichen
Kochbuch «Easy Indisch Vegetarisch»
auch Kenner noch einige ihnen unbekannte Gerichte finden. Die Autorin Madhur Jaffrey empfiehlt etwa ein von Jägern
und Sammlern erfundenes Kodava-PilzCurry mit Kokosnuss, das gleichzeitig
süss, sauer, scharf und salzig schmecke.
Diese Autorität der indischen Küche hat
aber nicht nur viele Rezepte aus allen Teilen des Lands zusammengetragen. Sie erklärt auch den Hintergrund von einzelnen
Lebensmitteln wie etwa Jaggery oder die
Unterschiede zwischen Upma, Poha und
Sooji. Madhur Jaffrey zeigt zudem auf,
was die Leute in ihrem Alltag essen. Zudem präsentiert sie auch einige eigene
Kreationen und die typischen Gerichte eines Ashrams. Sie betont, dass keines der
über 200 Gerichte schwierig zuzubereiten
sei, räumt allerdings ein, dass manche
viele Zutaten und viel Zeit benötigten.
© Jonathan Gregson / Knesebeck Verlag
26 | Spezial – Kochbücher
Wenig bekannte Küche
Zwei neue Bücher über die indonesische
Küche belegen, dass das Gastland der
Frankfurter Buchmesse 2015 auch kulinarisch überraschen kann. Viele Gerichte
des Inselstaats zeigen neben regionalen
Unterschieden auch chinesische, indische
und niederländische Einflüsse. Diese Küche hat weit mehr als das auch hierzulande bekannte Nasi goreng (gebratener
Reis) und Sambal oelek (Chilipaste) zu
bieten. Gado gado (gemischtes Gemüse
mit Erdnusssauce) mag einigen Touristen
ein Begriff sein. Wer aber kennt etwa Tempeh, eine Art fermentierter Sojakuchen,
der auch für Saté-Spiesschen verwendet
wird? Köstlich ist auch Rendang Tahu, ein
pikantes Curry mit gebratenem Tofu aus
Sumatra. Die gebürtige Indonesierin Jenny Susanti betont in ihrem Kochbuch «Indonesisch vegetarisch» denn auch, dass
vegetarisches Essen in ihrer Heimat eine
lange Tradition hat und abwechslungsreich ist. Von derselben Autorin stammt
das Buch «Bali & Java Street Food», das sie
als «kulinarische Reiseskizzen mit vielen
Rezepten» beschreibt. Jenny Susanti beschränkt sich hier auf Menschen und Gerichte, die sie in Garküchen und kleinen
Restaurants auf dem muslimisch geprägten Java und dem hinduistisch geprägten
Bali angetroffen hat. Auch zu diesem Buch
hat Andreas Wemheuer eindrückliche Fotos von Landschaften, Tempeln, Märkten
und Menschen beigesteuert.
Grünes Chutney aus «Easy Indisch Vegetarisch».
Zu Gast in
Marokko
Rob und Sophia
Palmer
288 Seiten
CHF 52.00
Callwey
Easy Indisch
Vegetarisch
Madhur Jaffrey
352 Seiten
CHF 48.90
Knesebeck
Indonesisch
vegetarisch
Jenny Susanti
112 Seiten
CHF 21.90
Hädecke
Bali & Java Street
Food
Jenny Susanti
216 Seiten
CHF 24.90
Hädecke
28 | Spezial – Kochbücher
Spezial – Kochbücher | 29
Books Nr. 4/2015
Vom Glück
gemeinsam
zu essen
Gemeinsam zum Glück
Wer kennt es nicht? Man hat ein feines Gericht vor sich – und doch will es nicht recht
schmecken, weil man es allein und womöglich unter Zeitdruck verdrücken muss. Umgekehrt kann ein simpler Cervelat selbst
Gourmets und Sterneköche verzücken,
wenn er im Kreis von Freunden oder der
Familie in entspannter Atmosphäre verzehrt wird. Von dieser Erkenntnis sind Leo
und Karl Wrenkh in ihrem bemerkenswerten Kochbuch ausgegangen, das treffend
«Vom Glück gemeinsam zu essen» betitelt
ist. Im väterlichen Betrieb des ersten vegetarischen Restaurants Wiens lernten die
beiden Brüder einige einfache Grundregeln. «Das Essen, das auf den Tisch kommt,
muss sich nach den Bedürfnissen der Menschen richten – nicht umgekehrt», schreiben sie beispielsweise. Damit meinen sie
einerseits eine Menüzusammenstellung,
deren Zubereitung das gemeinsame Essen
von Gastgebern und Gästen erlaubt. Zum
anderen fordern sie eine Kombination von
Gerichten, damit Fleischesser, Fischesser,
Vegetarier, Veganer und Allergiker gleichermassen glücklich werden können.
Beim Essen bleibt die Küche zu
Welcher Song und welches Gericht ist gemeint?
Rätsel, mit denen das Kochbuch «Killing me
Soufflé» zur Party unter Freunden beiträgt.
Als Lösung präsentieren Leo und Karl
Wrenkh kapitelweise einen gedeckten
Tisch, der jeweils eine ausgeklügelte Zusammenstellung von Gerichten zu einem
Thema ist. Zu diesen gehören nicht allein
die Jahreszeiten und die Küchen etwa von
Kuba bis zur Bretagne; man findet auch
Kapitel mit Überschriften wie Hot Pot, Pis-
«Das Essen, das auf
den Tisch kommt,
muss sich nach den
Bedürfnissen der
Menschen richten –
nicht umgekehrt.»
Leo und Karl
Wrenkh
208 Seiten
CHF 42.90
eBook: CHF 21.90
Brandstätter
saladière und Sonntag. Stets wird auch angegeben, in welcher Reihenfolge man die
meist einfach und schnell zu kochenden
Speisen am besten zubereitet. Es spricht
nichts dagegen, dass man Rezepte verschiedener Kapitel miteinander kombiniert
und mit eigenen ergänzt. Die Autoren bestehen aber darauf, dass sämtliche Einzelgerichte gleichzeitig auf den Tisch kommen
– damit auch die Kochenden am Glück des
gemeinsamen Essens teilnehmen können!
Weihnachtsgeschenke
aus der Küche
Sabine Fuchs und
Susanne Heindl
88 Seiten
CHF 23.90
eBook: CHF 12.90
Jan Thorbecke
Schmackhaftes schenken
Ein gemeinsames Erlebnis sollen auch
Weihnachten sein. Dazu gehören neben
dem gemeinsamen Essen auch Geschenke
– die vielen allerdings zur Qual werden. Die
einen Menschen haben schon alles, die anderen geben ihre Wünsche nicht preis. Unter Freunden und Verwandten dürften die
kulinarischen Vorlieben jedoch bekannt
sind. Was liegt also näher als ein gastronomisches Geschenk, ein selbstgemachtes
zumal? Sabine Fuchs und Susanne Heindl
machen in ihrem Kochbuch «Weihnachtsgeschenke aus der Küche» bestechende
Vorschläge, vom Mango-Ketchup und
Kumquat-Chutney über Chili-ParmesanPlätzchen und Koriander-Pesto bis zu Feuerpflaume und Orangentrüffel. Der Clou: Es
werden zusätzlich detaillierte Vorschläge
für die Verpackung und Kopiervorlagen für
die Etiketten geboten, auch online.
Genuss mit Groove
Für Musikfans höchst vergnüglich ist das
Buch «Killing Me Soufflé». Autor Lachlan
Hayman findet, eine Mahlzeit schmecke
mit fetzigem Soundtrack und guter Laune
doppelt gut. Entsprechend präsentiert er
in seinem selbstredend knallig aufgemachten Buch 90 originelle Duette von Speisen
mit dazu passenden Hits, die von wortspielerisch umbenannten Stars wie Nelly Frittata, Harissa Etheridge und New Squids On
The Block stammen. Dies führt zu kulinarischen Coverversionen wie «Spice Oddity»
(Teigtaschen mit Pekingente und Shiitake),
«Every Broth You Take» (Hühnersuppe mit
Ingwer), «Another Borek In The Wall» (Sigara-Börek mit Spinat und Feta), «Knockin‘ On Oven‘s Door» (Lammkarree mit
Honig-Wurzelgemüse) oder «Money For
Muffin» (Schinken-Lauch-Muffin mit Gruyère). Solche Titel verleiten schon vor dem
Essen zu einem Quiz, welches Gericht, welcher Song und welcher Künstler damit gemeint sein könnten.
Spannender tafeln
Was gibt es Schöneres, als mit Freunden
einen gemeinsamen Abend mitsamt feinem Essen zu verbringen? Man könnte ihn
noch etwas aufpeppen. Wenn die Freunde
Krimifans sind, hilft den Gastgebern das
Buch «Krimi – Ein perfekter Themenabend». Autorin Angela Esser gibt Anregungen, wie man einen Abend passend zu
einem Krimi gestalten kann, egal ob dieser
nur diskutiert oder als DVD oder Hörbuch
abgespielt wird. Die Tipps decken das
Krimi –
Ein perfekter
Themenabend
Spektrum von der Einladung über die passende Musik bis zu den Accessoires ab, mit
denen man das Zuhause oder wenigstens
den Esstisch in einen Tatort verwandeln
kann. Im Zentrum aber stehen Rezepte, die
von der «falschen Leberwurst» (vegetarischer Brotaufstrich) über ein «leichenblasses Schaumsüppchen» (Suppe mit frischen
Kräutern und Pistolennudeln) bis zum
«Süssen Trost hinter Gittern» (warme
Schokoladenküchlein mit Eispraline und
frischen Früchten) reichen.
Angela Esser
96 Seiten
CHF 21.90
Ars vivendi
Killing me
Soufflé – 90
rockende Rezepte
Lachlan Hayman
192 Seiten
CHF 24.90
Hädecke
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30 | Spezial – Kochbücher
Buchtipps | 31
Books Nr. 4/2015
Alles über eines
bemerkenswerten Texten von Melanie
Grundmann hängen, die immer wieder
trockenen Humor durchscheinen lassen.
Die Kulturwissenschaftlerin beschreibt
kenntnisreich diese «höchst komplexe und
sogar paradoxe Figur», die «für Eleganz,
Finesse, ästhetisches Empfinden und Lebensgenuss» steht. Dieser Hintergrund
hilft, die spezielle Einstellung des Dandys
zu den kulinarischen Freuden zu verstehen. «Der Genuss scheint mir das Ziel des
Lebens und die einzig nützliche Sache der
Welt zu sein», schrieb der Dandy Théophile Gautier im frühen 19. Jahrhundert.
Exklusiv und exotisch
«Das Mama-Kochbuch» aus dem Callwey-Verlag macht Rezeptvorschläge für die Zeit ab der Schwangerschaft bis zum dreijährigen Kind.
Viele neue Kochbücher sind exakt auf spezifische Zielgruppen ausgerichtet. «Das
Mama-Kochbuch» etwa bietet Rezepte und
Tipps für Mütter und ihr bis zu dreijähriges
Kind. Die Autorin Hannah Schmitz konzentriert sich auf die Bedürfnisse der beiden, die sich mit dem Alter des Kleinkinds
verändern. Entsprechend hat sie das Buch
in Kapitel zu den unterschiedlichen Stadien unterteilt und beginnt folgerichtig bereits mit der Schwangerschaft. In dieser
Zeit könne beispielsweise ein grüner Saft
aus Federkohl, Gurke, Ananas und Limette
wieder munter machen. Nach der Geburt
sei dann eine Hühnersuppe optimal, um
wieder zu Kräften zu kommen. Hannah
Schmitz empfiehlt, die Suppe bereits in der
Schwangerschaft vorzukochen und einzufrieren. Denn sie bietet nicht nur unkomplizierte Rezepte etwa für SodbrennBlocker, Durstlöscher und Seelentröster,
sondern auch viele Tipps zu Themen wie
«Hamstereinkäufe fürs Wochenbett».
Kinder an den Herd!
Werden Kinder älter, möchten manche
schon selbst kochen. Und wer die kleine
Hexe Bibi Blocksberg liebt, möchte natürlich gern deren Lieblingsgerichte zubereiten. Stefanie Korda zeigt in «Bibi Blocksberg – Kochen mit Hex-hex!», wie dies
geht. Es ist ein kunterbuntes Kinderkochbuch mit Rezepten entstanden, die an das
Alter angepasst wurden und teilweise auch
vegetarischen und veganen Anforderungen gerecht werden. Sie eignen sich auch
für Geburtstagsessen und Hexenfeste,
auch wenn dann die Anwesenheit der Mutter doch empfehlenswert ist. In gleicher
Aufmachung sind übrigens auch weitere
Bücher erschienen, die bei Kindern beliebte Figuren ins Zentrum rücken – Yakari,
Pettersson und Findus sowie die Bewohner der Sesamstrasse.
Manche Rezepte widerspiegeln auch den
Hang zu Raffinement und Extravaganz.
Wer hat schon einmal eine Timbale
mit Kalbszitzen und Tauben-Salpikon oder
Hahnenkämme mit Kalbsbries gekostet,
um zwei Extreme herauszupicken? Melanie Grundmann hat aus den literarischen
Zeugnissen berühmter Dandys aussergewöhnliche Menüfolgen rekonstruiert, die
Rezepte aber an heutige Gepflogenheiten
und Möglichkeiten angepasst. Entsprechend versichert sie: «Hahnenkämme sind
leichter zu beschaffen als gedacht!» Denn
was abstrus klingen mag, passt heute wieder zum Gastro-Trend «Nose to tail», gemäss der möglichst sämtliche Teile eines
Tiers verwertet werden. Manche dieser
Speisen mögen heute exklusiv oder exotisch wirken, waren einst aber Gerichte
armer Leute.
Das Mama-Kochbuch – 101 Rezepte und Tipps
für Mama & Baby
Hannah Schmitz
256 Seiten
CHF 42.90
Callwey
Lisa Nieschlag, Lars Wentrup
New York
Christmas –
Bernhard Edmaier, Angelika
Jung-Hüttl
Wasser
Rezepte und
Geschichten
Ein Ausflug ins magische New York der
Vorweihnachtszeit, wenn bunte Lichter
die Fassaden schmücken, allerorts
Jingle Bells erklingt und kulinarische
Hochgenüsse zum Schlemmen einladen. Wer träumt nicht davon, über die
verschneite 5th Avenue zu bummeln,
unter dem imposanten Tannenbaum
am Rockefeller Center übers Eis zu laufen und zum krönenden Abschluss ein
köstliches Stück Pumpkin Pie in einem
der unzähligen Cafés zu geniessen?
Wasser prägt unseren Planeten wie
kaum eine andere natürliche Kraft.
In flüssigem Zustand, gefroren zu
Eis und gasförmig als Wasserdampf
formt es die Landschaften überall auf
der Erde immer wieder neu: Täler
und Schluchten, Berggipfel, Deltas
und Schwemmebenen, Inseln, Ufer
und Strände. Auch der Sand der
Dünen in der Wüste ist ein Produkt
des Wassers. Wasser, das tief in der
Erdkruste zirkuliert, feuert sogar
Vulkanausbrüche an.
Sechsminuten –
Ursus &
Nadeschkin
Kiss the Cook
Ursus und Nadeschkin haben in den
letzten 28 Jahren auf unzähligen Bühnen und Festivals im In- und Ausland
gespielt. «Sechsminuten» ist das
neuste und vorerst letzte abendfüllende Programm des Komikerduos vor
seiner kreativen Pause.
Jahrelang war er den Feinschmeckern
von Los Angeles zu Diensten – doch
jetzt reicht es Gourmetkoch Carl:
Restaurantbesitzer Riva lässt ihm
keine kreative Freiheit, seine Ehe ist
gescheitert, die Beziehung zu seinem
Sohn Percy liegt brach. Am Nullpunkt
angekommen, besinnt sich Carl auf
seine kulinarischen Wurzeln und
kauft in Miami einen Imbisswagen.
Zusammen mit Percy und seinem
Souschef Martin begibt er sich auf
einen kulinarischen Road Trip durch
den amerikanischen Süden.
Es startet fulminant, atemberaubend, spektakulär – und ist schneller
zu Ende, als einem lieb ist. Der
Vorhang fällt und die Vorstellung
beginnt – dann, wenn man alles oder
nichts mehr erwartet. Ein Abend
voller Wendungen, skurriler Ein- und
Reinfälle. Mit reizvoll unverständlich
geführten Wortgefechten nehmen
Ursus und Nadeschkin die Regeln des
heutigen Showbusiness aufs Korn.
Mit 50 Rezepten für Pancakes, Maple
Glazed Ham und einen unvergesslichen
Cheesecake sowie den schönsten
Weihnachtsgeschichten aus dem
Big Apple lässt uns dieses Kochbuch
daheim in der eigenen Küche von
einer weissen New Yorker Weihnacht
träumen.
Dieser Fotoband zeigt das Element
Wasser – den Quell allen Lebens auf
unserem Planeten – von seiner bisher
wenig wahrgenommenen Seite: als
die wichtigste landschaftsgestaltende
Kraft auf der Erde.
176 Seiten
240 Seiten
DVD
DVD
CHF 35.90
CHF 78.00
CHF 18.90
CHF 18.90
Hoelker
Prestel
EAN 7611372644230
EAN 4020628883614
ISBN 978-3-88117-977-5
ISBN 978-3-7913-8164-0
Der ausgelassene, deftig brutzelnde Film trägt alle Attribute eines
Herzensprojekts: eine Geschichte,
die ein unabhängiges Leben voller
Genuss feiert, in lässigem Look und
mit mitreissendem Soundtrack.
Bibi Blocksberg –
Kochen mit
Hex-hex!
Stefanie Korda
144 Seiten
CHF 21.90
eBook: CHF 13.00
Edel-Motion
Hier köchelt der Dandy
Wer weiss, vielleicht entwickelt sich das
Kind einmal zu einem Dandy? Und für
solch ausgeprägte Charaktere gibt es endlich ein Kochbuch, das entsprechend stilvoll gestaltet wurde. «Das Dandy-Kochbuch» ist zunächst einmal schlicht eine
Augenweide, die man gern durchblättert.
Und dabei bleibt man bald auch an den
Das Dandy-Kochbuch – Originalrezepte für
Männer mit Stil
Melanie
Grundmann
256 Seiten
CHF 52.00
Rogner & Bernhard
32 | K affeepause
Die Debatte
Was machen Buchhändlerinnen und Buchhändler in ihrer
Kaffeepause? Sie plaudern über Bücher. Zum Beispiel im
Starbucks des Kramhofs, der Filiale von Orell Füssli an der
Zürcher Bahnhofstrasse. Books hat sich dort zu Céline Tapis
und Dario Widmer gesetzt.
Marius Leutenegger
Euphoria
Lily King
262 Seiten
CHF 28.90
eBook: CHF 17.00
C. H. Beck
Der Pfandleiher
Edward Lewis Wallant
352 Seiten
CHF 31.90
eBook: CHF 20.00
Berlin
Unschuld
Jonathan Franzen
832 Seiten
CHF 38.90
eBook: CHF 26.00
Rowohlt
K affeepause | 33
Books Nr. 4/2015
Books: Céline, deine Empfehlung für diese Runde ist «Euphoria» von Lily King.
Wie bist du auf dieses Buch gekommen?
Céline Tapis (CT): Ich lasse mich gern
vom Äusseren von Büchern ansprechen.
Mir hat das Cover von «Euphoria» sofort
gefallen. Zudem wusste ich, dass der Verlag C. H. Beck unter anderem mit diesem
Titel eine neue Belletristik-Reihe gestartet
hat; man kennt ihn ja vor allem wegen
seiner Sachbücher. Ich wollte unbedingt
wissen, in welche Richtung diese literarischen Werke gehen.
Wovon handelt «Euphoria» denn?
CT: Die Autorin Lily King hat sich für ihren
Roman vom Leben der berühmten Ethnologin Margaret Mead inspirieren lassen.
Diese US-amerikanische Wissenschaftlerin
lebte von 1901 bis 1978; sie gehört zu den
wichtigsten Vertreterinnen der Theorie,
dass unser Sozialverhalten nicht angeboren, sondern kulturbestimmt ist – die
Geschlechterrollen sind ihrer Meinung
nach nicht natürlich gegeben, sondern
anerzogen. Mit ihren Werken über die
Sexualität südpazifischer Kulturen löste
Margaret Mead in der Mitte des letzten
Jahrhunderts ein kleines gesellschaftliches Erdbeben aus, und es heisst, sie habe
auch wesentlich zur sexuellen Revolution
beigetragen. Bei Lily King heisst Margaret
Mead nun Nell Stone. Diese ist mit ihrem
Ehemann Fen, ebenfalls Ethnologe, in
Neuguinea unterwegs. Das Paar besucht
Stämme abseits der Zivilisation. Als die
beiden nach Hause fahren wollen, lernen
sie den Forscher Andrew Bankson kennen. Er ist einsam und fasziniert vom Gedanken, im Team zu arbeiten. Also bringt
er Nell und Fen zum Stamm der Tam. Dort
haben Frauen das Sagen, und Nell findet
das natürlich hochinteressant. Bald schon
beginnen Nell und Bankson eine Affäre,
und es entwickelt sich eine leidenschaftliche Dreiecksbeziehung. Diese wird auch
dadurch befeuert, dass die drei in einem
beruflichen Wettstreit stehen. Nell hat ein
sehr erfolgreiches Buch über die Sexualität von Urvölkern geschrieben, und Fen
fühlt sich ihr unterlegen. Er findet heraus,
dass ein Stamm über eine Art Fetisch verfügt, in den Schriftzeichen eingeritzt sind.
Weil man bislang angenommen hat, dass
solche Stämme keine Schriftzeichen kennen, wittert Fen eine wissenschaftliche
Sensation – und beschliesst, den wichtigen Fetisch zu stehlen. Mehr kann ich
nicht erzählen, ohne zu viel zu verraten.
Dario, wie fandest du die Empfehlung
von Céline?
Dario Widmer (DW): Ich bin grundsätzlich kein Fan davon, dass historische
Fakten für Fiktionen verwendet werden.
Oft konkurrieren dann die Ideen der
Autorin oder des Autors mit der tatsächlichen Geschichte. Aber hier störte mich
das nicht. Lily King arbeitet mit feinen
Mitteln, und ihre Geschichte ist plausibel.
Interessant fand ich das Buch aber vor
allem, weil ich beim Lesen sehr viel über
das Leben von Urvölkern erfuhr. Ich mag
es, wenn ich sozusagen en passant etwas
lernen kann.
CT: Man erfährt ja auch sehr viel über die
strenge Arbeit der Ethnologen – und über
die schweren Fehler, die manche Wissenschaftler einst machten.
Man lernt viel ... bleibt C. H. Beck also
sozusagen dem Sachbuch treu?
CT: Es handelt sich hier schon um ein
erzählendes Werk, aber ich finde, es ergibt
durchaus Sinn, dass es bei C. H. Beck
erscheint. Das passt!
Was gefällt dir denn so gut an diesem
Buch, dass du es hier empfiehlst?
CT: Ich mag Geschichten, die vor einem
Hintergrund spielen, den man noch nicht
kennt. Die Dreiecksbeziehung ist ein bekanntes Motiv, aber vor der Kulisse eines
fremdartigen indigenen Stamms gewinnt
es neue Konturen. Das Verhältnis zwischen den Stammesmitgliedern und den
Forschern fand ich auch sehr interessant.
Die Wissenschaftler halten sich für überlegen, so sehr sie sich auch für die anderen
interessieren – aber dann werden sie von
ihren Studienobjekten hereingelegt, ohne
dass sie es merken.
DW: Ich fand angenehm, dass sich Lily
King nicht zu sehr in der Liebesgeschichte verliert. Diese findet eigentlich nur
am Rand statt und ist überhaupt nicht
kitschig.
CT: Was hieltest du eigentlich vom Kuss
zwischen Fen und Bankson?
DW: Ich hielt ihn eher für eine Einbildung
von Bankson, hervorgerufen durch seinen
Malaria-Schub.
CT: Na, Nell hatte ja auch eine Beziehung
zu einer Frau. Eine Anziehung zwischen
Fen und Bankson würde ja irgendwie in
den Kontext passen, wo es ständig um
Geschlechterfragen geht.
Dario Widmer:
«In ‹Unschuld› stehen
die Figuren im Zentrum; ich selber bevorzuge eher Bücher mit
einer guten Handlung.
Aber das ist natürlich
Geschmacksache. Franzen beherrscht sein
Metier auf jeden Fall.»
Céline Tapis:
«Ich rechne Franzen
hoch an, dass er bei so
viel Inhalt einen Plot
hinkriegt, der aufgeht.
Ich verstehe, warum
dieser Roman überall
gelobt wird, er enthält
viele gute Szenen, und
die Figurenzeichnung
ist hervorragend.»
Für wen eignet sich dieses Buch?
DW: Sicher für alle, die sich für Ethnologie
oder Geographie interessieren. Oder für
jene, die etwas über Java erfahren möchten, wo die Geschichte spielt. Manchmal
ist man als Buchhändler sehr glücklich,
wenn jemand ein Buch sucht, dass in einer
bestimmten Gegend spielt – und man dann
überraschenderweise eines zur Hand hat!
Dario, du hast «Der Pfandleiher» mitgebracht. Das ist eine interessante Wahl:
Das Buch erschien erstmals 1961, wurde
auch erfolgreich verfilmt, ging dann
vergessen – und ist jetzt auf Deutsch
erhältlich.
DW: Das Buch wurde mir von einem
Kollegen empfohlen, der den Film gesehen
hat und davon fasziniert war. Es geht um
Sol Nazerman, einen Pfandleiher im New
Yorker Stadtteil Spanish Harlem. Sol ist
ein sehr verschlossener Mensch, und man
erfährt erst mit der Zeit, warum er so
verklemmt und voller Hass gegen praktisch alles ist: Er war im KZ und musste
dort miterleben, wie sein Kind und seine
Frau misshandelt und getötet wurden.
Darüber ist er gefühllos geworden. Das
kleine Pfandleihgeschäft, das er betreibt,
dient unter anderem einem Mafiapaten
zur Geldwäscherei. Sol hat einen jungen
Gehilfen, der sehr interessiert ist, ständig
Fragen stellt und mehr über Sol und das
Pfandleihgeschäft erfahren will. Eines
Tages lässt sich der Gehilfe aber von
anderen überreden, den Pfandleiher
auszurauben.
Das ist mir jetzt aber ein fröhliches
Buch!
DW: Es stimmt einen wirklich sehr traurig,
wenn man die Perspektive des Pfandleihers einnimmt. Ich finde es aber auch sehr
raffiniert: Man erkennt den Schrecken
des Kriegs anhand der Folgen, die er auf
Menschen hat. Es geht um die Verarbeitung von Dingen, die man eigentlich nicht
verarbeiten kann.
CT: Ich finde das ein wahnsinnig gutes
Buch. Der Autor heischt nicht Aufmerksamkeit, indem er das unvorstellbar
Schlimme darstellt; Beklemmung entsteht
durch Kargheit und Ruhe. Sprachlich ist
das Werk einfach toll, ich habe kein anderes Wort dafür. Wallant beschreibt Dinge
extrem treffend und findet immer wieder
ein gutes Bild, einen passenden und
überraschenden Ausdruck. Mir bleibt etwa
die Szene im Kopf, wie Sol im Bett liegt,
er hatte gerade einen Albtraum, draussen regnet es – und der Autor schreibt,
es klinge, als würde der Regen auf einen
Céline Tapis, 23, lebt in Bern. Nach der
Matura absolvierte sie eine Buchhändlerlehre in Basel; mittlerweile arbeitet sie zu
50 Prozent bei Stauffacher Bern, daneben
studiert sie Germanistik und Interreligiöse
Studien.
Dario Widmer, 23, lebt in Bühler in
Appenzell Ausserrhoden. Seine Lehre zum
Buchhändler absolvierte er im Rösslitor in
St. Gallen, der grössten Buchhandlung der
Ostschweiz, heute arbeitet er in der OrellFüssli-Filiale Kramhof in Zürich.
34 | Buchtipps
Daniel Häni, Philip Kovce
Marianne Grädel
Péter Gárdos
Veit Etzold
Die Schweiz ist das weltweit erste
Land, das über die Einführung eines
bedingungslosen Grundeinkommens
abstimmen wird. Sozialisten und
Kapitalisten, Liberale und Konservative,
Unternehmer und Gewerkschafter
bekämpfen den Vorschlag – und
begeistern sich für ihn.
Nachdem man neun Monate im
Fruchtwasser des Mutterbauchs wohl
behütet und geborgen war, kommt
man auf die Welt, hat Mutter und
Vater, wird vielleicht selber wieder
Eltern und Grosseltern. Wie Kinder
geboren werden und aufwachsen, ist
entscheidend für ihre Zukunft, aber
auch für die Entwicklung der Welt.
Die Hebamme Marianne Grädel
beschreibt ihre Beobachtungen und
Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit werdenden Eltern und gibt
Anregungen, wie Familien der Start
gelingen kann.
Im Juli 1945 wird Miklós nach Schweden gebracht. Der junge Ungar hat
das KZ überlebt, aber der Arzt gibt
ihm nur noch sechs Monate. Doch
Miklós hat andere Pläne. 117 junge
Frauen aus Miklós’ Heimatstadt haben
wie er die Vernichtungslager überlebt
und es nach Schweden in Erholungsheime geschafft. Jeder einzelnen
schreibt er einen Brief. Eine dieser
Frauen wird er heiraten.
Im Kongo wütet seit Jahrzehnten der
Kampf um die kostbaren Rohstoffe,
die in jedem digitalen Gerät stecken.
Martin, ein junger Berliner Journalist, reist für seinen ersten grossen
Rechercheauftrag in den Kongo. Kurz
nach seiner Ankunft wird er von den
Milizen eines Warlords in Geiselhaft
genommen. Ausgelöst wird er von
einer Geschäftsfrau aus Ruanda.
Was fehlt, wenn
alles da ist?
Der Grund dafür ist einfach: Die
Abstimmungsvorlage zum bedingungslosen Grundeinkommen wirft existentielle gesellschaftliche Fragen auf. Was
würde man tun, wenn man nicht mehr
fürs Geld arbeiten geht? Würde man
tun können, was man wirklich will?
Was traut man sich selbst zu, was den
andern? Ein provokativer Essay der
Verantwortlichen für die Initiative, die
2016 zur Abstimmung gelangt.
Zuwendung
Probleme, die entstehen können,
spricht die Fachfrau direkt an. Dabei
spannt sie den grossen Bogen von
der Sexualität über die Schwangerschaft bis zur Geburt, zur Kindererziehung und zum Zusammenleben
der Generationen.
Fieber am
Morgen
Lili liest seinen Brief und beschliesst,
ihm zu antworten. Brief um Brief verlieben sich die beiden ineinander. Im
Dezember 1945 treffen Miklós und
Lili einander zum ersten Mal – und lieben einander vom ersten Augenblick
an. Nun müssen sie nur noch einen
Weg finden, wie sie heiraten können.
Und Miklós darf nicht sterben.
Todesdeal
Der unerfahrene Journalist gerät in
die Hände gnadenloser russischer
Oligarchen, chinesischer Investoren
und deutscher Waffenhändler. Erst
spät stellt Martin fest, dass auch er
nur Verhandlungsmasse in einem
geopolitischen Schachspiel ist, in dem
die Rohstoffverteilung für das 21.
Jahrhundert festgelegt wird.
Sargdeckel klopfen. Solche Bilder sind
grossartig!
DW: Ein wichtiger Aspekt der Geschichte
ist auch das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien. Ich war mir nie sicher, wie
es gemeint ist, wenn die Schwarzen zum
Beispiel als dumm und ungeschickt im
Umgang mit Geld dargestellt werden ... da
merkt man jedenfalls, aus welcher Zeit das
Buch stammt.
CT: Die Übersetzerin rechtfertigt sich im
Nachwort für die Verwendung des Worts
«Neger». Das sei aus dieser Zeit heraus
richtig. Ich finde, man muss ein solches
Werk auch als Zeitdokument lesen. Aber
rassistisch finde ich den Autor oder seine
Hauptfigur nicht – bei Sol kommen ja alle
gleichermassen schlecht weg.
DW: Das Buch ist einfach ausserordentlich
gut. Ich habe noch nie so etwas gelesen –
man erfährt in ganz kleinen Passagen, was
passiert ist, und das reicht völlig.
Das ist also ein Titel, den ihr literarisch
Interessierten empfiehlt.
CT: Ja. Und den Geschichtsinteressierten.
«Der Pfandleiher» ist darüber hinaus ein
sehr politisches Buch.
DW: Und ein psychologisches.
CT: Mich hat es mit seiner unterschwelligen Stimmung und mit seinem nüchternen
Ton auch an «Stoner» von John Williams
erinnert – dieser sehr erfolgreiche Roman
war ja ebenfalls eine Wiederentdeckung.
«Der Pfandleiher» ist also etwas für
«Stoner»-Fans, und das ist eine sehr heterogene Gruppe.
Kommen wir noch zum dritten Buch unserer heutigen Runde – zu einem poten-
ziellen Welthit: «Unschuld» des literarischen Superstars Jonathan Franzen.
CT: Darin geht es etwa um Pip Tyler, eine
junge Frau in den USA. Ihre sehr anhängliche Mutter ist depressiv; wer ihr Vater
ist, weiss Pip nicht. Die Mutter sagt nur,
sie sei vom Vater misshandelt worden
und habe eine neue Identität annehmen
müssen, damit er sie nicht mehr findet.
Pip arbeitet in einem Call-Center, wo sie
erneuerbare Energien verkauft. Sie ist ein
Mädchen, das gern die Welt verändern
würde. Eine andere Hauptfigur, mit der
Pip bald zu tun hat, ist Andreas Wolf,
ein Deutscher. Er betreibt in Bolivien
eine Hackergruppe und will mit seinem
Sunlight-Projekt – eine Art Wikileaks – die
Wahrheit über alles ans Licht bringen.
Bemerkenswert für einen US-Autor wie
Franzen ist, dass er die Stasi-Zeit, die
Andreas Wolf prägte, sehr gut beschreibt.
Man erfährt viel über Wolf und seine
eigenartige Kindheit. Wolf half später
einer jungen Frau, ihren Stiefvater umzubringen, weil dieser sie missbrauchte.
War dieser Mord gerechtfertigt? Es gibt
viele Fragen, die sich um Schuld und die
im Titel genannte «Unschuld» drehen.
Und es gibt noch einige weitere wichtige
Figuren. Die Geschichte ist etwas verworren, es geht um Sex, ums Internet, um
Überwachung, Missbrauch, um zerrüttete
Familien und Ungewissheiten.
Da wollte einer offenbar den ganz grossen Roman schreiben.
CT: Ja, und das ist Franzen in mancherlei
Hinsicht auch gelungen. In diesem Buch
steckt sehr viel drin. Ich glaube, es ist eine
besondere Fähigkeit US-amerikanischer
Autoren, wichtige Themen grossflächig
und leserlich auszubreiten. Das Buch liest
sich trotz seiner Komplexität leicht, und es
ist auch sehr unterhaltsam. Ich muss aber
gestehen, dass ich kein grosser Fan dicker
Bücher bin – ich fand «Unschuld» dann
doch etwas lang.
Viel zu lang?
CT: Nein, Franzen hätte seinen Stoff nicht
auf 300 Seiten packen können. Aber ich
glaube, 700 Seiten hätten gereicht. Manche Dialoge sind aufgeblasen, und die
habe ich stellenweise dann auch überflogen – ohne, dass ich den Faden verloren
hätte.
Deine Meinung, Dario?
DW: In diesem Roman stehen die Figuren
im Zentrum; ich selber bevorzuge eher
Bücher mit einer guten Handlung. Aber
das ist natürlich Geschmacksache. Franzen beherrscht sein Metier auf jeden Fall,
und es gelingt ihm, dass man zwar extrem
viel über die Figuren erfährt – aber trotzdem immer wieder von ihnen überrascht
wird.
CT: Ich rechne Franzen hoch an, dass
er bei so viel Inhalt einen Plot hinkriegt,
der aufgeht. Ich verstehe, warum dieser
Roman überall gelobt wird, er enthält hat
viele gute Szenen, die Figurenzeichnung
ist hervorragend – aber mir war es einfach
ein bisschen zu viel von allem.
LASS DICH VERZAUBERN
–von jeder Tasse
192 Seiten
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ISBN 978-3-280-05592-2
K affeepause | 35
Books Nr. 4/2015
Besuche auch unsere Starbucks Coffeehouses
in den Orell Füssli Buchhandlungen im Kramhof
und am Bellevue in Zürich.
36 | Fantastisch!
Fantastisch! | 37
Books Nr. 4/2015
zu sein scheint ... Ach, leider kann ich
nicht mehr vom Inhalt wiedergeben, weil
ich sonst zu viel verraten würde. Aber ich
lege dieses Buch wirklich allen Fantasyfans nahe. Gaiman baut seine Figuren
meisterhaft auf; er gibt so viel von ihnen
preis, dass man sich gut mit ihnen identifizieren kann, aber eben nur so viel, dass
sie einen immer wieder überraschen können. Ich liebe auch Gaimans Hang zu abstrusen Szenen – manches ist krass und
wunderschön
zugleich
geschrieben.
Schön, dass dieses Buch jetzt wieder erhältlich ist. Ich verstehe nicht, warum von
Gaiman nicht mehr Texte auf Deutsch verfügbar sind; vielleicht aber hat es mit seinem Humor zu tun, der zuweilen doch
recht derb und schwarz ist.
Fantastisch!
Eine Mitarbeiterin von Orell Füssli Thalia präsentiert Neuerscheinungen und
Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde
Welten entführen lassen.
Marius Leutenegger
Die vielfach preisgekrönte US-Amerikanerin
Eudora Welty gilt nicht als wichtige Vertreterin
der Fantasyszene – doch ihre Erzählung «Der
Räuberbräutigam» hat in dieser zahlreiche
Spuren hinterlassen.
teuergeschichte. Sie erinnert ein wenig an
die Grimm-Märchen, auch stilistisch, ist
aber gleichzeitig sehr amerikanisch geschrieben: Alle Figuren verfügen über ein
gesundes Selbstbewusstsein, und die Sprache ist sehr direkt. Das Buch ist nur 150
Seiten dünn; mir hat das kurze Lesevergnügen aber sehr viel Spass gemacht, weil
ich noch nie zuvor so etwas in den Händen
hielt. Dass eine Fantasy-Geschichte in den
Südstaaten spielt, kommt ja eigenartigerweise selten vor; die Kulisse, vor der dieser
Roman erzählt wird, gemahnt weniger an
das europäische Mittelalter, wie das fürs
Fantasygenre üblich ist, als an die ‹Pirates
of the Carribean›. Dieser kurze Roman soll
übrigens William Goldman zu seinem ungleich erfolgreicheren Werk ‹Die Brautprinzessin› inspiriert haben – und dieses
wiederum ist das Lieblingsbuch von Cornelia Funke, der Autorin von ‹Tintenherz›.
Eudora Welty hat in der Szene also wichtige Spuren hinterlassen. ‹Der Räuberbräutigam› eignet sich für alle Fantasyfans und
für alle, die einmal einen guten Abenteuerroman lesen möchten.
Wenn ich seit jeher für einen Autor schwärme, dann für Neil Gaiman. Der 1960 geborene Engländer kann einfach alles – er
schreibt hervorragende Science-Fictionund Fantasyromane, erstklassige Comics,
rührende Kindergeschichten und erfolgreiche Drehbücher. Gaiman hat einen
ganz eigenen Stil, der immer ein wenig an
die Schauerromantik von Edgar Allan Poe
oder E. T. A. Hoffmann erinnert. Die
Schauerromantik ist meine liebste literarische Epoche, und so erstaunt es nicht,
dass ich Gaiman mag. Eines seiner erfolgreichsten Werke ist der 2001 erstmals
veröffentlichte Roman ‹American Gods›,
der soeben in einer neuen Übersetzung
Für gewöhnlich stellen wir in dieser Rubrik keine neuen Folgen bestehender Serien vor, doch Ausnahmen müssen möglich
sein – dann nämlich, wenn eine Neuerscheinung Gelegenheit bietet, auf eine
aussergewöhnlich gute Serie hinzuweisen. Diese Serie ist die ‹Dämonensaga›
von Peter V. Brett. Und die Neuerscheinung ist der vierte Teil, ‹Der Thron der
Finsternis›. Fast vier Jahre lang mussten
wir auf dieses Buch warten; der Cliffhanger am Ende von Band drei machte das
Warten wirklich zur Qual. Die Saga spielt
in einer Welt, in der Dämonen ihr Unwesen treiben, sobald die Sonne untergeht.
Die bösen Wesen raffen alles dahin, was
Neil Gaiman ist ein literarischer Tausendsassa. Die
Neuveröffentlichung seines Bestsellers «American
Gods» bietet Gelegenheit, eines seiner Hauptwerke frisch zu entdecken.
und in ungekürzter Fassung neu erschienen ist. Die Grundidee: Götter und mythische Kreaturen existieren nur deshalb,
weil Menschen an sie glauben. Einst
brachten die Einwanderer aus ihren Heimaten Zwerge, Elfen und unzählige Geister oder Götter nach Amerika, doch mit
dem schwindenden Glauben der Menschen ist die Macht dieser mythischen
Wesen geschwächt. Das Bewusstsein der
Menschen brachte neue Götter hervor:
Medien, Drogen oder den Kapitalmarkt.
Das Buch handelt von der erbitterten
Konkurrenz zwischen den neuen und alten Göttern. Protagonist ist ein gewisser
Shadow, der vorzeitig aus seiner Haft entlassen wird. Shadow wird Bodyguard von
Mr. Wednesday, der nicht das ist, was er
© Karsten Moran
«Eudora Welty ist bei uns nicht sehr bekannt – sie gilt aber als eine der besten
US-amerikanischen Schriftstellerinnen des
20. Jahrhunderts. Während 60 Jahren gewann sie fast alle wichtigen Literaturauszeichnungen in ihrer Heimat, unter anderem den Pulitzerpreis. Zur Welt kam
Eudora Welty 1909 in Mississippi – sie
starb 2001 –, und die Atmosphäre der
Südstaaten durchweht ihr gesamtes Werk.
Auch ihr Buch, das ich hier als erstes vorstelle, spielt in Mississippi: das moderne
Märchen ‹Der Räuberbräutigam›. Ein
junger Mann begegnet in einer Herberge
einem älteren Herrn, der ihn zu sich nach
Hause einlädt. Dort lernt der junge Mann
die wunderschöne Tochter des Hauses und
auch deren eher hässliche Stiefmutter kennen – und aus dieser Ausgangslage entwickelt sich eine hinreissende Liebes-Aben-
Peter V. Brett hat mit seiner Dämonensaga
High Fantasy vom Feinsten geschaffen. Nun ist
der vierte Teil erschienen – «Der Thron der
Finsternis».
«Für gewöhnlich
stellen wir hier keine
neuen Folgen bestehender Serien vor, doch
Ausnahmen müssen
möglich sein – wenn
eine Neuerscheinung
Gelegenheit bietet,
auf eine aussergewöhnlich gute Serie hinzuweisen.»
nicht durch Runen geschützt ist. Die Geschichte wird aus der Sicht einer Handvoll
Kinder erzählt, die auf zwei Kontinenten
aufwachsen. Der eine Kontinent erinnert
an das westliche Mittelalter, der andere ist
eher orientalisch geprägt. Im Westen reagiert man auf die Dämonen, indem man
sich vor ihnen zu schützen versucht. Im
Osten hingegen werden schon kleine Buben dazu ausgebildet, gegen die Dämonen
zu kämpfen – auch wenn sie eigentlich
keine Chance haben. Die Geschichten
über die verschiedenen Kinder fügen sich
mit der Zeit zu einem Ganzen, und wir
erkennen, dass jedes Kind eine Fähigkeit
hat, die im Kampf gegen die Dämonen hilfreich sein kann. Die Umstände machen
die Protagonisten aber zu Feinden. Besonders spannend sind die Bücher, weil ständig die Gefahr der Dämonen im Hintergrund lauert. Es gibt schön beschriebene
Sonnenuntergänge, doch man will den
Figuren nur noch zurufen: Geht dort weg,
gleich kommen sie! Der Spannungsbogen
der Serie ist jedenfalls irrsinnig gut. Und
mir gefällt, dass ich die psychologische
Entwicklung der Figuren mitverfolgen
kann, so wie bei ‹Game of Thrones›. Wenn
man versteht, warum Figuren so handeln,
wie sie es tun, kann man mit ihnen mitfühlen – und wird viel stärker in die Geschichte hineingezogen. Das ist eine jener Serien, die man sich gern ins Bücherregal
stellt und an die man sich gern zurückerinnert, weil man mit den Figuren einen
Weg zurückgelegt hat. High Fantasy vom
Feinsten!»
Ramona Gilomen, 24, wohnt in
Grenchen und arbeitet bei Stauffacher
in Bern. Sie hat sich zur Buchhändlerin
ausbilden lassen, weil sie ihre Freude am
Lesen und am Gelesenen gern weitergibt.
Am allerliebsten sind ihr Fantasybücher
und Comics – kein Wunder also, ist sie
in der Comic- und Fantasyabteilung tätig.
«Fantasy bietet mehr als unsere bekannte
Welt», erklärt sie ihre Leidenschaft, «denn
die Autorinnen und Autoren müssen sich
an kein Naturgesetz halten.»
Der Räuberbräutigam
Eudora Welty
155 Seiten
CHF 19.90
eBook: CHF 16.90
Klett-Cotta
American
Gods
Neil Gaiman
672 Seiten
CHF 21.90
eBook: CHF 13.00
Eichborn
Der Thron der
Finsternis
Peter V. Brett
1024 Seiten
CHF 24.90
eBook: CHF 17.90
Heyne
38 | Buchtipps
FANTASTISCH | 39
Books Nr. 4/2015
Und noch mehr Fantasy!
Dennis Lehane
Am Ende einer
Welt
Nach dem Tod seiner Frau lebt Joe
Coughlin mit seinem Sohn Tomás in
Zurückgezogenheit. Die Zeit offener
Mafiagewalt ist vorbei, die alten
Geschichten sind bloss noch Legenden.
Joe ist nun ein allseits geschätztes
Mitglied sowohl der legalen als auch
der weniger legalen Gesellschaft in der
Gegend.
Eines Tages erhält er die Nachricht,
dass ein Killer auf ihn angesetzt wurde.
Sein früheres Leben auf der falschen
Seite fordert einen hohen Tribut, vor
dem ihn keine noch so respektable
Fassade und kein Geld der Welt
bewahren können.
Ursula Poznanski, Arno
Strobel
Adrian Suter
Teri Terry
Sie ist allein zu Haus. Plötzlich steht
ein Mann vor ihr. Er behauptet, ihr
Lebensgefährte zu sein. Aber sie
hat keine Ahnung, wer er ist. Sie hat
Angst. Und sie verspürt diesen unwiderstehlichen Drang, sich mit einem
Messer zu wehren.
Die Story hat Kultcharakter: Kurz
vor Ende des Zweiten Weltkriegs
begibt sich eine Sondereinheit des
Hitler-Regimes unter der Leitung
von Oberst Dr. Furtwanger auf die
«Expedition Mantodea». Sie sucht in
der afrikanischen Steppe nach einer
Spezies der Stabschrecke, durch
deren Verzehr Unsterblichkeit erlangt
werden soll. Wird es gelingen?
In Lunas Welt ist jeder online: Der
Unterricht ist individuell, Dates und
Sport erlebt man als Avatar, sogar
das Parlament tagt digital. Nur Luna
bleibt offline. Sie ist eine Verweigererin, seit ihre Mutter vor Jahren
in einem Online-Spiel starb. Umso
überraschter ist Luna, als sie von der
mächtigen Firma PareCo zu einem
Einstufungstest eingeladen wird – und
einen der begehrten ProgrammiererJobs erhält. Warum hat die Firma ein
derart grosses Interesse an ihr?
Fremd
Er kommt nach Hause, und seine
Frau erkennt ihn nicht. Sie hält ihn für
einen Einbrecher oder Vergewaltiger.
Sie wehrt sich, sie verbarrikadiert
sich. Sie behauptet, ihn niemals zuvor
gesehen zu haben. Sie hält ihn offenbar für verrückt.
Eine Frau. Ein Mann. Je mehr die
beiden die Situation zu verstehen
versuchen, desto verwirrender wird
sie. Bald müssen sie erkennen, dass
sie in tödlicher Gefahr sind. Und es
gibt nur eine Rettung: Sie müssen
einander vertrauen.
Mind Games
Die schrecklich
schöne neue Welt
des Professor
Furtwanger
Wir erfahren es hundertvierzig
Jahre später, in einer technologisch
hochstehenden, friedfertigen und
gleichzeitig kitschig-skurrilen Welt, in
der sich die Menschheit einem überbordenden Konsumrausch hingibt. In
Tat und Wahrheit aber herrscht die
totale Kontrolle, und es droht das
ewige böse Reich – denn Adolf Hitler
soll von den Toten erweckt werden.
Als Luna den begabten Hacker Gecko
kennenlernt, beginnt sie die von PareCo erschaffene Welt immer mehr
zu hinterfragen. Doch dann ist Gecko
auf einmal verschwunden – und Luna
kann sich nicht mehr an ihn erinnern.
400 Seiten
400 Seiten
400 Seiten
464 Seiten
CHF 33.90
CHF 23.90
CHF 37.90
CHF 27.90
eBook: CHF 27.00
eBook: CHF 16.00
Riverfield
eBook: CHF 15.90
Diogenes
Wunderlich
ISBN 978-3-9524463-8-6
Coppenrath
ISBN 978-3-257-06944-0
ISBN 978-3-8052-5084-9
ISBN 978-3-649-66712-4
Katharina Kromer,
29, lebt in Wutach,
etwa eine halbe
Stunde von Schaffhausen entfernt.
Seit vier Jahren
arbeitet sie bei
Thalia Schaffhausen. Buchhändlerin wurde sie, weil
sie schon immer sehr gern las und sie nicht
studieren wollte. Ihre bevorzugte Lektüre
sind Fantasy-Romane für Jugendliche und
Erwachsene. Ihr Tipp: «Die Blausteinkriege 1 - Das Erbe von Berun» von T. S.
Orgel. «Die Geschichte, die in einer ganz
neuen Welt spielt, wird aus verschiedenen
Perspektiven erzählt. Da ist einmal das
Mädchen Sara; es verfügt über ein Talent,
das es für den Diebesboss von Berun unentbehrlich macht. Gewisse Umstände
führen aber dazu, dass Sara unter den
Schutz des Kaiserhauses kommt – und in
die Intrigen des Hofs verstrickt wird. Dann
gibt es den jungen Schwertmann Marten,
der dem Diebesboss einen Gefallen schuldet und durch unglückliche Umstände auf
einem Kriegsschiff nach Macouban landet.
Weitere Perspektiven liefern Meister Messer, ein Auftragsmörder, und der Blausteinsucher Lebrec, der Intrigen in Macouban
aufdeckt und fliehen muss. Die vielen
Wechsel führen zu immer grösserer Spannung, weil man die Geschichte langsam zu
durchschauen beginnt; wie Puzzlestücke
bilden die Teile nach und nach ein Ganzes.
Die Figuren sind tiefgründig und entwickeln sich. Noch aber bleiben viele Fragen
offen. So wird noch nicht genau erklärt,
was Blaustein überhaupt ist – offenbar
handelt es sich dabei um ein Mineral, das
man essen oder als Pulver schnupfen kann.
Blaustein verstärkt oder unterstützt das
Talent, das man hat. Ich hoffe, das unter
einem Pseudonym schreibende Autorenduo stillt meine Neugier in Band zwei!»
Kai Mader, 33,
wohnt auf der
deutschen
Seite
von
Weil
am
Rhein. Seit sechs
Jahren arbeitet er
bei Thalia Basel –
und seit vier Jahren leitet er dort
die Fantasy-Abteilung. «Fantasy bietet mir auf schöne Weise
eine Möglichkeit, den Alltag hinter mir zu
lassen», begründet er seine literarische
Vorliebe. Sein Tipp: «Feuerjäger» von Susanne Pavlovic. «Die raue Kriegerin Krona hat ihre besten Jahre hinter sich. Und
sie hat zu viel Krieg und Verlust erlebt, um
noch an Heldenmut und Ehre zu glauben.
Ein leichter Auftrag verspricht ihr genug
Geld, um den Winter unbeschadet zu
überstehen. Also schart sie ein paar Freiwillige um sich und gürtet erneut ihr
Schwert um. Als die Gefährten jedoch einen gefährlichen Feuerdämon in die Freiheit entlassen, müssen sie ihn aufhalten
– oder ihre Welt wird brennen. So machen
sie sich auf zu einer Jagd, die sie prüfen
wird wie noch nichts zuvor. ‹Feuerjäger›
erstreckt sich über zwei Bände – und hat
mich hervorragend unterhalten. Die Beschreibung der Welt, in der die Geschichte
spielt, ist zwar ein wenig blass, aber die
Charaktere sind vielschichtig und sehr gut
in Szene gesetzt. Pavlovics Erzählstil ist
flüssig und packend – und schon bald hat
man die Figuren ins Herz geschlossen.
Ihre Reibereien, aber auch ihre aufkommende Freundschaft während der gefährlichen Reise lassen die Seiten nur so dahinfliegen. Ich empfehle die Geschichte
besonders allen Fans der ‹Askir›-Romane
von Richard Schwartz.»
Angelina
Rubli,
30, ist im Kanton
Schaffhausen aufgewachsen, wohnt
in Dachsen und
arbeitet bei Orell
Füssli am Bellevue.
Sie verschlingt etwa
drei bis vier Bücher pro Woche,
vorzugsweise Fantasy; eigenartigerweise
liest sie bei jedem Buch immer zuerst das
Ende. Ihr Tipp: «Ada» von Angela Mohr.
«Dieses Buch hat mich stark an den unheimlichen Film ‹The Village› erinnert, in
dem ein abgeschiedenes Dorf von bösartigen Kreaturen bedroht wird. Hier beginnt
ebenfalls alles in einem Dorf fernab der
Zivilisation und der Moderne. Ada lebt
dort sehr behütet bei ihrer strenggläubigen Familie. Glaube und Arbeit stehen im
Vordergrund und bedeuten den Dorfbewohnern alles. Ada hat einen Verlust zu
beklagen, den sie nur schlecht verarbeiten kann: Ihr Bruder Kassian, der ihr sehr
nahestand, ist tot. Als Luca im Dorf auftaucht, kommen Ruhe und Ordnung gehörig durcheinander. Denn Luca erzählt von
einer anderen Welt, in der es Dinge gibt,
von denen Ada noch nie gehört hat. Und
zudem will er Adas Bruder gesehen haben. Doch das kann nicht sein – Kassian
ist doch tot! Adas Abenteuer beginnt, und
alles kommt anders, als sie erwartet hat.
Ich fand das Buch sehr spannend, unvorhersehbar und stimmig. Ausserdem hat es
mir gefallen, etwas zu lesen, das ‹The Village› ähnelt. Der Schluss ist vielleicht etwas platt, aber darüber kann man hinwegsehen. Dieser Roman eignet sich für
alle, die auf Geschichten stehen, die gleichermassen logisch und unlogisch sein
können – und die überraschende Wendungen mögen.»
Die Blausteinkriege 1 –
Das Erbe von Berun
Feuerjäger 2 –
Herz aus Stein
Ada – Im Anfang war die
Finsternis
T. S. Orgel
608 Seiten
CHF 22.90
eBook: CHF 14.90
Heyne
Susanne Pavlovic
762 Seiten
CHF 35.90
eBook: CHF 6.40
Amrun
Angela Mohr
360 Seiten
CHF 21.90
eBook: CHF 14.90
Arena
40 | Publireportage
Buchtipps | 41
Books Nr. 4/2015
Neunmal Weihnachten
in Niedersachsen
© Braunschweig Stadtmarketing GmbH / © Hameln Marketing und Tourismus GmbH
© Stadt Hannover / © Autostadt GmbH / Matthias Letzke
In Niedersachsen haben Weihnachtsmärkte Tradition. Stimmungsvoll laden
sie die Besuchenden zum Schlendern und zum Geniessen ein – und dazu, sich und
ihre Liebsten mit schönen Dingen zu beschenken.
Die neun niedersächsischen Städte Braunschweig, Celle, Göttingen, Goslar, Hameln,
Hannover, Hildesheim, Lüneburg und
Wolfenbüttel präsentieren sich in der
Vorweihnachtszeit festlich elegant. Ihre
Weihnachtsmärkte sind bewusst traditionell gehalten und werden mitten in den
historischen Stadtkernen durchgeführt.
Der Duft von Glühwein und Lebkuchen
verführt die Besuchenden zwischen
idyllischen Fachwerkhäusern, gotischen
Backsteingiebeln oder prächtigen Barockfassaden. Die festlich geschmückten Fussgängerzonen laden zum gemütlichen
Weihnachtseinkaufsbummel ein.
Auf einer Weihnachtsmarkttour durch die
neun niedersächsischen Städte erwartet
die Besucher viel Abwechslung. Ob im
Weihnachtswald, in der weihnächtlichen
Märchenmeile, auf dem historischen
Weihnachtsmarkt, im Weihnachtsvarieté
oder auf dem finnischen Weihnachtsmarkt: Weihnachtsstimmung findet sich in
allen Variationen.
steine des KraftWerks wie Adventskerzen –
und auf der vereisten Lagune zeigen Eiskunstläufer ihr Können.
Einen Überblick über alle Termine und
Angebote der Weihnachtsmärkte in den
neun Städten bietet www.9staedte.de.
Neben den neun Weihnachtsmärkten
lohnt sich auch der Besuch der Winterinszenierung in der Autostadt in Wolfsburg, die den ganzen Dezember hindurch
stattfindet. Dann leuchten die vier Schorn-
Alexander Gschwind
Diesseits und
jenseits von
Gibraltar
Jon Mathieu
Die Alpen
Bahnhofstrasse
Zürich –
Geschichte, Gebäude, Geschäfte
Vor 150 Jahren wurde die Zürcher
Bahnhofstrasse dem Verkehr übergeben. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die Verbindung zwischen
Bahnhof und See zum Schaufenster
nicht nur Zürichs, sondern der
ganzen Schweiz. Das Buch «Bahnhofstrasse Zürich» zeichnet in reich
illustrierten Beiträgen die Geschichte
dieser wichtigen Strasse nach und
thematisiert einzelne Aspekte – von
den Warenhäusern über die Banken
und Hotels bis zu den Plakaten.
Fritz von Gunten
366 Tage aus
dem Leben
von Albert
Schweitzer
Ein halbes Jahrhundert lang widmete
sich Albert Schweitzer im tropischen
Regenwald Afrikas Kranken. Im
umgebauten Hühnerstall führte er zu
Beginn Operationen durch. Er war
Theologe, Arzt, Philosoph, Musiker,
Baumeister, Autor, Menschen- und
Tierfreund. 1965 verstarb er an
seinem Wirkungsort. Heute ist das
grosse Albert-Schweitzer-Spital in
Lambarene weltweit ein Begriff.
Seit Menschengedenken markiert
die Felsnase von Gibraltar den
Schnittpunkt zwischen Atlantik und
Mittelmeer, Europa und Afrika. In der
Antike galt sie lange als das Ende der
Welt. Später diente sie den maurischen
Heeren als Orientierungspunkt bei
deren Vorstoss ins Abendland – und
bis heute spielt sie eine wichtige Rolle
bei der Kontrolle der gleichnamigen
Meerenge.
Neben unberührter Natur finden sich
in den Alpen überall auch menschliche Einflüsse: Bevor der Tourismus
einsetzte, prägte vor allem die Landwirtschaft die Gebirgslandschaft, aber
auch durchreisende Eroberer und
Händler hinterliessen Spuren. Höchste Zeit, die Alpen als Kulturraum zu
betrachten und die Geschichte ihrer
Besiedelung zu erzählen, vom Ötzi
bis ins 21. Jahrhundert.
Fast dreissig Jahre lang hat Alexander
Gschwind für Schweizer Medien als
Korrespondent vor Ort über Ereignisse
in Spanien, Portugal und Nordafrika
berichtet. Dabei wurde ihm immer
wieder bewusst, wie eng das Schicksal
der Völker beidseits dieser Meerenge
bis in unsere Tage miteinander verknüpft bleibt.
Jon Mathieu ist Geschichtsprofessor und Gründungsdirektor des
Istituto di Storia delle Alpi. In diesem
Standardwerk beschreibt er die tiefe
Verbindung zwischen Mensch und
Natur, die diese einzigartige Kulturlandschaft prägt.
256 Seiten
254 Seiten
260 Seiten
304 Seiten
CHF 36.90
CHF 51.00
CHF 101.00
CHF 39.90
Blaukreuz Bern
Reclam
Edition Hochparterre
Blaukreuz Bern
ISBN 978-3-85580-506-8
ISBN 978-3-15-011029-4
ISBN 978-3-909928-29-3
ISBN 978-3-85580-508-2
Es geht auch dem aktuellen Wandel
auf die Spur und fragt: Wem gehört
die Bahnhofstrasse? Wie teuer ist sie?
Rückgrat des Buchs sind die «Hausgeschichten», die jedes einzelne Gebäude des exklusiven Boulevards in
Text, Bildern und Plänen vorstellen.
Albert Schweitzers Handeln, seine
Gedanken und Worte sind aktueller
denn je. Darum kann man sich von
ihm mit diesem Buch durchs Jahr
begleiten lassen. Man lernt dabei unbekannte Seiten des grossen Denkers
kennen, der Texte von enormer Tragweite verfasste, sehr humorvoll war
und mit ganz verschiedenen Leuten
korrespondierte.
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42 | Bücher zum Film
Die Literatur befruchtet das Kino seit jeher. Deshalb stellen wir
in jeder Ausgabe Bücher im Zusammenhang mit einem aktuellen Kinohit vor. Diesmal geht es um Bücher rund um Reisen zum
Mars – natürlich wegen des Blockbusters «Der Marsianer –
Rettet Mark Watney».
Technisch glaubwürdiges SpaceDrama
Holperige Marsfilm-Historie
Der Rote Planet erwies sich für Filmemacher bisher übrigens als ziemlich hartes
Pflaster. «Notlandung im Weltraum» (1964)
mit TV-Batman Adam West ist zwar in sei-
Fantasievolle Marsbücher
Einige filmische Perlen lassen sich im roten
Sand aber auch ausmachen – allen voran
«Total Recall» (1990) in der Originalversion
mit Arnold Schwarzenegger und Sharon
Stone. Der Film basiert auf der Kurzgeschichte «Erinnerungen en gros» von Science-Fiction-Ikone Philip K. Dick, der auch
die Vorlagen für «Blade Runner» und «Minority Report» lieferte. Die Verfilmung verzichtet zwar auf den psychologischen Tiefgang der Literaturvorlage, geizt dafür aber
nicht mit effektvoller Mars-Action, originellen Mutantenwesen und einer irrwitzigen
Geschichte voller überraschender Wendungen. Überhaupt sind es eher die Literaten, die den Mars ins rechte Licht rücken.
«Die Mars-Chroniken» (1950) von Ray
Bradbury erzählt beispielsweise von der
Kolonialisierung des Mars und gilt als Klas-
THE MARTIAN © 2015 Fox
Wissenschaftlich glaubwürdig und mit viel
Sarkasmus und Galgenhumor hat Andy
Weir im Science-Fiction-Roman «Der Marsianer» Mark Watneys Schicksal beschrieben. Zum veritablen Space-Drama wird der
Roman schliesslich, als NASA-Mitarbeiten-
de auf Satellitenfotos erkennen, dass der
bereits mit allen Ehren verabschiedete Astronaut noch am Leben ist und ein doppelter
Wettlauf mit der Zeit beginnt. So attraktiv
der Stoff auch ist: Dass sich Regisseur Ridley Scott («Alien», «Blade Runner», «Prometheus») und Hauptdarsteller Matt Damon («Good Will Hunting», «Die Bourne
Identität», «Monuments Men») an seiner
Verfilmung versuchen konnten, ist purer
Zufall. Denn eigentlich wollte erst kein Verlag Andy Weirs Roman veröffentlichen. Der
Software-Entwickler und Schriftsteller publizierte daraufhin die Geschichte erst kostenlos auf seiner Website, anschliessend auf
Bitten der schnell wachsenden Fangemeinde zum Mindestverkaufspreis von 0.99 Dollar als Kindle-Version bei Amazon. Erst
nachdem davon in drei Monaten 35'000
Downloads verkauft worden waren, erkannten auch die Buchverlage den Wert von
«Der Marsianer».
ner «Weltraumisierung» von «Robinson
Crusoe» durchaus originell; der Streifen
floppte aber ebenso wie «Mars Needs Women» (1966) oder «Devil Girl from Mars»
(1954). Mag man diesen frühen Werken
noch zugutehalten, dass das Genre jung
und die technischen Mittel begrenzt waren,
gibt es diese Entschuldigungen für neue
Mars-Film-Fehlschüsse nicht. «Doom»
(2005) beispielsweise ist nur eine weitere
missglückte Game-Verfilmung. «Ghosts of
Mars» (2001) von John Carpenter kommt
gänzlich ohne zusammenhängende Story
aus. Und «John Carter – Zwischen zwei
Welten» (2012) war ein derartiger Reinfall,
dass der damalige Chef der verantwortlichen Disney-Filmstudios seinen Hut nehmen musste.
Auf dem Mars wandelt der Mensch schon lange – allerdings nur in Büchern und Filmen wie hier im Blockbuster «The Martian».
Der Marsianer –
Rettet Mark Watney
Andy Weir
512 Seiten
CHF 14.90
eBook: CHF 19.90
Heyne
Der lange Mars
Terry Pratchett und
Stephen Baxter
448 Seiten
CHF 26.90
eBook: CHF 17.90
Manhattan
THE MARTIAN © 2015 Fox
Mars attacks!
Ein gewaltiger Sandsturm erzwingt den
Abbruch der Marsmission «Ares 3» nach
nur wenigen Tagen. Zurück auf dem Roten
Planeten bleiben fast das komplette Material und der NASA-Astronaut Mark Watney. Er wurde beim Rückzug der Crew
nämlich von einer abgebrochenen Antenne getroffen und von den anderen Mitgliedern irrtümlicherweise für tot gehalten.
Doch Watney trägt lediglich eine Verletzung davon – und macht sich daran, mit
allen Tricks und Kniffen sein Überleben bis
zum Eintreffen der nächsten Marsmission
in vier Jahren zu sichern. Er ist damit fast
so etwas wie ein moderner, ja futuristischer
Robinson Crusoe: Verlassen im Nirgendwo,
am Leben gehalten vor allem von der Hoffnung auf die sprichwörtlichen Segel am
Horizont, die Rettung versprechen.
Bücher zum Film | 43
Books Nr. 4/2015
Robinson Crusoe von heute – pardon, morgen: Matt Damon in «The Marsian».
siker der Science-Fiction-Literatur. Schon
viel früher beschäftigte sich Tarzan-Erfinder Edgar Rice Burroughs mit dem Mars.
«Die Prinzessin vom Mars» (1917) und die
folgenden Geschichten – die Vorlage zum
bereits erwähnten Film «John Carter –
Zwischen zwei Welten» – sind eher ScienceFantasy und strotzen vor Elementen, die
auch in vielen Abenteuerromanen jener
Zeit auftauchen. Arthur C. Clarke – neben
Robert Heinlein und Isaac Asimov einer der
«Grossen Drei» der Science-Fiction-Literatur – hatte den Mars in seinem «Projekt
Morgenröte» (1951) ebenfalls bereits besiedelt. Die Geschichte beschreibt, wie sich
ein Science-Fiction-Autor auf die Reise
zum Roten Planeten begibt, sich dort niederlässt und Teil der Kolonie wird.
Der lange Mars
Wieder einmal auf die Spitze treibt es der
Anfang dieses Jahrs verstorbene «Scheibenwelt»-Erfinder Terry Pratchett in seiner Zusammenarbeit mit dem britischen
Science-Fiction-Spezialisten Stephen Baxter, bekannt für seinen «Xeelee»-Zyklus.
Die beiden schreiben in «Der lange Mars»
nämlich nicht nur über den Mars, sondern
über unendlich viele «Marse». Der Roman
ist der dritte Teil einer Serie, die mit «Die
lange Erde» ihren Anfang nahm und mit
«Der lange Krieg» fortgesetzt wurde. Die
Menschen haben entdeckt, dass es unendlich viele Erden gibt, die wie an einer
Schnur aufgereiht sind und die man mittels
eines «Wechslers» ganz einfach erreichen
kann. Diese Parallelwelten unterscheiden
sich von der «Datum», der Originalerde,
manchmal nur wenig, zuweilen aber auch
radikal. In «Der lange Mars» stellt sich nun
heraus, dass dasselbe auch für den Roten
Planeten gilt! Und los geht das interstellare
Road Movie in Buchform, das von einer Art
Sandwürmer bis hin zu krabbenartigen
Kreaturen viel Fantasievolles beinhaltet.
Scheibenwelt-Fans sollten aber dennoch
Vorsicht walten lassen, denn vom schmissigen, manchmal beissend bösen Humor à la
Pratchett ist in «Der lange Mars» und den
beiden Vorläufern wenig zu finden. Eine interessante Übung in gemeinschaftlichem
World Building ist der Roman, der im Englischen bereits mit «The Long Utopia» fortgesetzt wurde, aber allemal. Ob nach Pratchetts Tod der avisierte nächste Teil noch
erscheinen wird, steht in den Sternen.
Total Recall Revisited.
Die besten Stories
Philip K. Dick
352 Seiten
CHF 14.90
eBook: CHF 11.90
Fischer
Die Mars-Chroniken
Ray Bradbury
372 Seiten
CHF 17.90
Diogenes
Projekt Morgenröte
Arthur C. Clarke
eBook: CHF 6.40
(nur als eBook erhältlich)
Heyne
Her mit den Marsmenschen!
Aber was ist, wenn man seine Protagonisten nicht auf eine 228 Millionen Kilometer
lange Reise schicken und seinen Mars-Roman nicht vor einer recht trostlosen Kulisse
handeln lassen will? Dann holt man die
«Marsmenschen» eben auf die Erde! H. G.
Wells tat dies in seinem für das Genre wegweisenden Roman «Der Krieg der Welten»
bereits 1898 – lange bevor der Mensch auch
nur ansatzweise hoffen konnte, jemals ins
All fliegen zu können. Der verheerende Angriff der waffenstrotzenden Marsianer war
ein satirischer Seitenhieb auf die Kolonialpolitik Englands. Eine Facette, die in den
beiden Verfilmungen von 1953 und 2005
natürlich nicht mehr zu finden ist. Aber wer
will sich darüber schon beschweren, wenn
ein Steven Spielberg die Alien-Invasion inszeniert und ein Tom Cruise sich aufmacht,
die Erde zu retten?
Der Krieg der Welten
H. G. Wells
352 Seiten
CHF 17.90
eBook: CHF 17.90
Diogenes
44 | Hörbücher
Books Nr. 4/2015
Mein großes
Musikbuch
sFr 28,90
ISBN 978-3-551-22062-2
Jetzt erwachen
Bücher zum Leben!
Endlich – das Orchester!
Die Höredition
der Weltliteratur
Liebe, Lust, Leichtsinn, Hass, Neid
oder Gier – hier finden alle, die
Literatur lieben, die ganze Skala des
menschlichen Lebens. Wer schlüpft
nicht gern einmal mit der Stimme von
Gert Westphal in die Rolle des jungen
Werthers? Wer möchte nicht mit Brigitte Horney in Tschechows Russland
umherreisen, wer sich nicht mit Uwe
Friedrichsen über Mark Twains Geschichte von Adam und Eva amüsieren?
In dieser inspirierenden Sammlung
bekannter und neu zu entdeckender
Romane, Erzählungen, Märchen und
Novellen grosser Autoren finden die
Hörerinnen und Hörer wahre Schätze
der Sprechkunst.
Die zehn MP3-CDs kommen in
Schmuckverpackung und mit umfangreichem Begleitbuch mit Texten zu
allen Klassikern daher.
Elizabeth George
David Lagercrantz
Fred Vargas
Barbara Havers folgt am liebsten
ihrem Instinkt. Nach ihren letzten
Alleingängen hat sie aber keinen
guten Stand bei ihrer Chefin. Mit
Unterstützung von DI Thomas Lynley
will Barbara beweisen, dass sie ein
guter Detective ist. Da kommt ihr ein
mysteriöser Todesfall in Cambridge
gerade gelegen: Die Bestsellerautorin
Clare Abbott wurde tot in ihrem
Hotelzimmer aufgefunden.
Die langersehnte Fortsetzung der
Millennium-Trilogie: Böse Zungen
behaupten, Mikael Blomkvist sei nicht
länger der Journalist, der er einst war.
Lisbeth Salander hingegen ist aktiv
wie eh und je. Die Wege der beiden
kreuzen sich, als Frans Balder, einer
der weltweit führenden Experten für
künstliche Intelligenz, ermordet wird.
Kurz vor seinem Tod hatte er Mikael
Blomkvist brisante Informationen
versprochen.
In Paris werden die Leichen einer
Mathematiklehrerin und eines reichen
Schlossherrn entdeckt. In beiden
Fällen wird Suizid vermutet. Es scheint
keine Verbindung zwischen den
beiden Todesfällen zu geben. Bis JeanBaptiste Adamsberg auf unauffällige
Zeichnungen an beiden Tatorten
aufmerksam wird. Kurz darauf stellt
sich heraus, dass die Lehrerin vor
ihrem Tod dem labilen Sohn des
Schlossherrn schrieb.
Blomkvist nimmt die Recherche auf.
Die Spur führt zu einem amerikanischen Softwarekonzern, der mit der
NSA verknüpft ist. Mikael Blomkvist
wittert seine Chance, die Enthüllungsstory zu schreiben, die er so
dringend braucht. Doch wie immer
verfolgt Lisbeth Salander ihre ganz
eigene Agenda.
Der Brief führt Adamsberg auf die
Spuren einer verhängnisvollen Reise
nach Island sowie in die Untiefen
einer geheimen Robespierre-Gesellschaft. Weitere Menschen sterben,
und für Adamsberg beginnt ein
Wettrennen gegen die Zeit – und
gegen einen ebenso wandelbaren
wie unbarmherzigen Mörder.
Bedenke,
was du tust
Aber war es Mord? Clares Freundin
und Lektorin Rory Statham glaubt
jedenfalls nicht an einen natürlichen
Tod. Auch Barbara hat das Gefühl,
dass es im Verborgenen einen Gegenspieler gibt, der einem perfiden
Plan folgt – ein Gefühl, das bestätigt
wird, als Barbara Rory kurz darauf
mit dem Tod ringend in ihrer Wohnung auffindet.
Verschwörung
Im Orchester müssen alle Instrumente
gut zusammenspielen. Die Schlaginstrumente spielen einen Rhythmus, die
Kontrabässe und Posaunen die tiefen
Töne. Darüber entfalten sich die Klänge von Geigen, Klarinetten oder Flöten.
Orchestermusiker spielen nach Noten.
Die vom Dirigenten sind dick wie ein
Buch. Das heißt Partitur. Darin stehen
die Noten für alle Instrumente, von der
Pauke bis zur Piccoloflöte. Der Dirigent
zeigt an, wann welches Instrument einsetzt und ob einzelne Instrumente laut
oder leise spielen sollen. Und mit seinem
Taktstock gibt er das Tempo vor.
Das barmherzige
Fallbeil
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46 | kINDERWELT
Mit viel Charakter
Nicole Stäuble, unsere Fachfrau aus der Kinderwelt, präsentiert diesmal Neuerscheinungen,
bei denen ganz besondere Persönlichkeiten im Mittelpunkt stehen.
Marius Leutenegger
«In diesem Herbst sind ungewöhnlich viele
tolle Bücher für Kinder herausgekommen.
Ich konnte mich kaum entscheiden, was
ich hier vorstellen soll. Nun habe ich Neuerscheinungen mit aussergewöhnlichen
Hauptfiguren gewählt – und Bücher, die
auch Erwachsene lesen können, weil sie so
viel Spass machen.
Andreas Schmachtl / Snöfrid aus dem Wiesental
© 2015 Arena Verlag GmbH, Würzburg
Das gilt etwa für ‹Snöfrid aus dem Wiesental› von Andreas Schmachtl. Snöfried
ist kein Name, sondern die Bezeichnung
für ein besonderes Wesen, das ein bisschen
aussieht wie ein Murmeltier. Snöfrids sind
aber derart selten, dass man immer nur
von jenem spricht, der in diesem Buch vorkommt. Zufälligerweise rettet er eines Tages einem Elf das Leben: Er hebt ein Holzstück auf und befreit damit den Elf, dessen
Bein eingeklemmt war. Die Elfen sind ganz
aus dem Häuschen, halten Snöfrid für einen Helden und bitten ihn, die entführte
Prinzessin zurückzuholen. Snöfrid macht
sich auf die Reise, und damit beginnt ein
Fast so etwas wie «Herr der Ringe» für Kinder:
Snöfrid macht sich auf den Weg, die entführte
Prinzessin zu befreien.
KINDERWELT | 47
Books Nr. 4/2015
grossartiges Abenteuer, das entfernt an
‹Herr der Ringe› erinnert; Snöfrid könnte
durchaus als gemütlicher Hobbit durchgehen. Die Elfen haben ihm einen Zettel mitgegeben, auf dem in Gedichtform steht, wo
ungefähr er nach der Prinzessin suchen
muss. Ständig begegnet er den eigenartigsten Tieren, etwa den Skudden oder dem
Teutwart. Das alles ist so herzig, dass man
sich dem Charme der Geschichte einfach
nicht entziehen kann. Mein Sohn ist jedenfalls ein richtiger Snöfrid-Fan; noch kein
Buch hat ihn derart gefesselt. Geschichte
und Stil entsprechen voll und ganz dem,
was ein herausragendes Kinderbuch ausmacht.
Ein anderes Buch, das alle lesen sollten –
zumindest alle Buben –, ist ‹Nur Mut, Anton!› von Meike Haberstock. Darin geht es
um Mut und Angst. Anton ist ein ganz normaler Bub, der auch ganz normal Schiss
hat – etwa, wenn er den Koffer aus dem
Keller holen oder auf einen dreitägigen
Schulausflug muss. Denn welche Gefahren
drohen einem während einer solchen Reise: Erdrutsche! Lawinen! Und vor allem:
Wildschweine! Die Mutter erklärt Anton
zwar, dass es im Sommer keine Lawinen
gibt und die Wildschweine vor ihm mehr
Angst haben, als er vor ihnen hat – doch so
richtig entspannt ist der Bub nicht. Auf der
Reise besteht er dann aber eine Mutprobe
nach der anderen. Und er verscheucht sogar das Wildschwein, dem er begegnet!
Anton merkt natürlich bald, dass er nicht
der einzige ist, der sich manchmal fürchtet.
Er ist ein so schnüseliger Bub, dass man
ihn am liebsten gleich adoptierte!
Das nächste Buch, das ich vorstelle, ist ein-
fach genial: ‹Miles & Niles› von Jory John.
Miles war an seiner alten Schule der König
des Streichs. Jetzt kommt er an eine neue
Schule – und merkt schon am ersten Tag,
dass es hier einen anderen Superstreichemacher geben muss: Das Auto des Rektors
ist so vor der Eingangstür platziert, dass
die Kinder nur ins Schulhaus kommen,
wenn sie durchs Auto klettern. Miles findet
bald heraus, wer hinter diesem Streich
steht: Niles, der Liebling aller Lehrer, ein
richtiger Heimlifeiss. Miles würde sich
gern mit ihm zusammentun, aber Niles hat
keine Lust auf Teambildung. Also beginnt
ein Wettstreit: Wem gelingt der Superstreich? Die Ideen, welche die beiden aushecken, sind einfach grossartig. Miles
stammt aus einem Dorf, in dem es mehr
Kühe als Menschen gibt, und viele Streiche
drehen sich denn auch um Kühe. Der
Schulrektor hat mir ein paar Mal ein bisschen leid getan, aber die Kreativität der
beiden Jungs ist einfach atemberaubend.
Meine nächste Empfehlung lässt sich nur
schwierig zusammenfassen. So viel kann
ich aber auf jeden Fall sagen: ‹Glück ist
eine Gleichung mit 7› von Holly Goldberg
Sloan ist eines der schönsten Bücher, die
ich in meinem Leben gelesen habe. Hauptfigur ist die etwa 13-jährige Willow. Sie lebt
bei Adoptiveltern, weil ihre leiblichen Eltern schon gestorben sind. Willow ist hochbegabt, sich dessen aber nicht bewusst.
Den ganzen Tag lang macht sie Experimente, sie züchtet Bienen und hat sich selber einen Forschungsgarten angelegt. Natürlich ist sie immer allein, denn welche
Kinder ihres Alters können mit ihren Hobbys schon etwas anfangen? Als Willow an
eine neue Schule kommt, muss sie einen
Test schreiben. Sie macht das so gut und so
schnell, dass sie des Betrugs verdächtigt
wird. Zur Strafe muss sie fortan einmal in
der Woche zum Sozialarbeiter Dell, mit
dem sie sich aber sofort anfreundet – und
in dessen Wartezimmer sie das Mädchen
Mai kennenlernt, mit dem sie sich unterhalten kann. Als Willow eines Tages nach
Hause kommt, erlebt sie den Schock ihres
Lebens: Ihre Adoptiveltern sind bei einem
Unfall ums Leben gekommen. Mais Mutter
beschliesst, Willow bei sich aufzunehmen.
Aber so einfach ist das natürlich nicht,
denn Mais Familie ist so arm wie ungewöhnlich, und dem Waisenamt schwebt
eine andere Lösung für Willow vor ... Das
Buch ist von einer einmaligen Herzlichkeit
geprägt, obwohl es auch sehr traurig ist.
Glück und Unglück liegen hier so nah beieinander, dass das Lesen zum äusserst intensiven Erlebnis wird. Ich kann diesen
Roman wirklich allen ans Herz legen.
Ähnlich berührend fand ich auch ‹Elke›
von Christian Duda – ein Kinderbuch, das
ich aber eher Erwachsenen empfehle. Wir
alle kennen wohl eine Elke wie die Hauptfigur dieses Buchs, eine Person, die sich
aufopfert für andere, die ein ganzes Quartier zusammenwachsen lässt und einfach
liebevoll für alle da ist. Die Elke dieses
Buchs ist eine dicke Frau, die eines Morgens mit dem Kindergartenschüler Kasimir zusammenstösst. Sie hat ihn nicht
gesehen, weil sie einen grossen Kuchen
vor sich trägt. Einen solchen Kuchen
bringt sie jeden Morgen in ein Café, das
von einem bärbeissigen Wirt geführt wird
und kaum Kunden hat. An diesem Tag
nimmt sie Kasimir mit ins Café und gibt
ihm dort ein grosses Stück Kuchen. Fortan begleitet Kasimir Elke immer vom Kindergarten ins Café. Mit der Zeit schleppt
Elke noch mehr Leute an, schliesslich ist
das Café rappelvoll. Das Buch ist eine einzige Lobeshymne an die Elkes dieser Welt.
Ich finde dieses Buch wunderschön. Es ist
zwar schmal, aber hier steckt das ganze
Leben drin!»
Snöfrid aus dem
Wiesental 1
Andreas H. Schmachtl
ab 4 Jahren
240 Seiten
CHF 21.90
Arena
Nur Mut, Anton!
Meike Haberstock
ab 6 Jahren
128 Seiten
CHF 17.90
eBook: CHF 12.00
Oetinger
Miles & Niles – Hirnzellen im Hinterhalt
Jory John
ab 8 Jahren
224 Seiten
CHF 18.90
eBook: CHF 12.90
cbt
Nicole Stäuble, 42, ist Buchhändlerin bei Orell
Füssli in Frauenfeld; sie hat einen fünfjährigen
Sohn. «Ich machte bereits meine Lehre zur
Buchhändlerin bei Orell Füssli», erzählt sie.
Schon in der Lehre seien Kinder- und Jugendbücher für sie das Grösste gewesen, denn
«dieser Bereich ist so vielseitig – und fast so
etwas wie eine Buchhandlung in der Buchhandlung!» Ausserdem könne man die Kundinnen
und Kunden, die Kinderbücher suchten, richtig
beraten: «Die meisten Leute sind dankbar für
Empfehlungen, weil sie sich mit den Neuerscheinungen nicht so gut auskennen.»
Glück ist eine
Gleichung mit 7
Holly Goldberg
Sloan
ab 12 Jahren
302 Seiten
CHF 23.90
eBook: CHF 18.90
Hanser
Elke
Christian Duda
ab 6 Jahren
160 Seiten
CHF 17.90
eBook: CHF 16.90
Beltz
Schweizer
Geschichte
für alle!
je Fr.
19.90
humorvoll und
augenzwinkernd erzählt
978-3-280-03493-4
978-3-280-03494-1
8
50 | KOLUMNE
Tram-Aktion | 51
Books Nr. 4/2015
BILDBAND
REISE MIT DEM LICHT
Schweizer Autorinnen und
Autoren erzählen in Books,
warum sie schreiben.
Heute: Urs Augstburger
Ich schreibe, weil ich gern hinter Wasserfällen zelte.
Das klingt jetzt ein bisschen seltsam. Ich
beginne besser am Anfang. In der Kindheit.
Da las ich leidenschaftlich gern. Montags in
die Bibliothek, drei Bücher ausgeliehen,
diese am Mittwoch zurückgebracht und
drei neue mitgenommen, Samstag nochmals dasselbe: Stoff fürs Wochenende. Bald
hatte ich die Jugendbuchregale abgegrast
und der Bibliothekar, Herr Mühlemann
hiess er, erlaubte mir, mich in der Erwachsenenabteilung zu bedienen. Mit Ausnahmebewilligung las ich bald vom Hexer und
vom Zinker und lernte, dass alle schönen
Frauen graue Augen haben. Ich kämpfte
mich mit den drei Musketieren durch
Frankreich und erarbeitete mit dem Grafen
von Monte Christo einen raffinierten Racheplan. Wenig später entdeckte ich Dürrenmatt. Frisch nicht, damit das gleich geklärt ist. Dürrenmatt hatte Humor, Frisch
liess ihn sich wenig anmerken.
Internet gab es noch nicht, Fernsehen nur
homöopathisch, Kino kaum. Heute würden mich vielleicht Games und Videos inspirieren, damals begannen Fantasiereisen
zwischen Buchdeckeln. Das knappe Büezer-Budget erlaubte der Familie auch keine Trips in ferne Länder. Wollten wir die
erleben, mussten wir sie uns erlesen. Im
Grunde habe ich mir fast alles erlesen,
selbst Lebensentwürfe. Und mir einen davon schliesslich ... ausgelesen. Beim Buch
«Rückgrat» von Philippe Djian. Da kam
alles zusammen, da war alles drin, und die
Lektüre mündete in der Überzeugung: So
will ich auch leben. Und, verdammt: So
will ich auch schreiben! Beides schien bei
Djian eines. Endlich schrieb einer so, wie
unsere Musik klang, wie uns die Tage zerrannen, wie unser Sehnen sich anfühlte.
Deutschsprachige Schriftsteller taten das
zu jener Zeit kaum, die arbeiteten mit der
Sprache, arbeiteten sich ab an ihr, fern von
allen Sehnsüchte, wie mir schien.
Wie Djian wollte ich also schreiben. Nur einem Gebot folgend: Du darfst nicht langwei-
len. Das erste Buch entstand. Keiner wollte
es veröffentlichen. Das zweite entstand, einer wollte es veröffentlichen. Und jetzt ist
gerade «Kleine Fluchten» erschienen. Das
achte mittlerweile, offenbar ist ein Plan aufgegangen, der gar nie einer war. Denn eigentlich ist das mit dem Schreiben einfach
so passiert, im Lauf der Zeit. Die logische
Fortsetzung des Lesens. Ich konnte nicht anders. Oder ehrlicher: Ich konnte nichts Anderes. Schreiben wurde zwangsläufig zum
Beruf, ich arbeitete erst als Journalist, aber
ich wollte schon bald ganze Geschichten erzählen, nicht nur Unterfütterungen von
Schlagzeilen.
Als Autor kommt man oft in Zwickmühlen,
sollte ich bald merken. Man muss oder darf
beispielsweise Lesungen machen. Nun
schreibe ich ja Bücher nicht für Zuhörer,
sondern mit einem imaginären Leser vor
Augen. Einem wie mir früher. Als Kind bastelte ich oft Zelte aus Wäscheleinen und Tüchern, nahm ein Lämpchen und Proviant
hinein und versank in anderen Welten, abgeschirmt von der realen Welt. Eine öffentliche Lesung ist das blanke Gegenteil davon.
Wir entschlossen uns deshalb schon beim
ersten Buch zur Flucht nach vorn, entwickelten eine neue Art von Liveprogramm,
ein Seh- und Hörspiel, sozusagen. In sich
geschlossen, mit Band, mit verschiedenen
Stimmen, professionelleren als meiner wenig begabten, mit Videos und Filmen, mit
einem Soundtrack gar. Im Literaturbetrieb,
wo niemals jemand wirklich für Betrieb sorgen darf, wurden wir deswegen angefeindet. Werden es manchmal heute noch. Allerdings nur von den – sagen wir mal: Betriebsleitern. Von den Zuhörern und Veranstaltern gar nicht. Die mögen es, fühlen sich
von uns vielleicht an gemütliche Regennachmittage mit alten Hörspielkassetten
erinnert.
Dafür tun wir einiges, dafür schreibe ich alle
Texte um. Damit sie auch ausserhalb des
Zelts funktionieren, spannend und sinnlich
klingen, Spass machen. Uns und dem Publikum. Derzeit stehen wir zu siebt auf der
Bühne, diesmal veredelt eine Animations-
künstlerin mit ihren Livezeichnungen die
Videos und Songs zusätzlich. So erzählen
wir die Geschichte einer tragischen lebenslangen Flucht, wie wir sie täglich in den
Zeitungen finden, und daran gespiegelt unsere eigenen, kleinen, oft erotischen Fluchten. Alles erfunden natürlich, wo denken Sie
hin! Früher musste ich lesen, um in andere
Welten zu gelangen, jetzt beschreibe ich einfach, was ich mich selber nicht traue. Immer
auf eines hoffend: Dass sich beim Schreiben
manchmal dieselben magischen Erlebnisse
einstellen wie einst im Lesezelt.
Meine Töchter verschlingen gerade
«Nightschool» oder «Die Tribute von Panem», ich liebte damals die «Rätsel-um»Romane von Enid Blyton. Im Spannendsten finden die Kinder ein sicheres Versteck
vor den Schurken: Sie schlagen ihr Lager
hinter einem Wasserfall auf. Sie ahnen es
schon: In meinen eigenen Büchern gibt es
exzessiv viele Wasserfälle. Logisch. Denn
Schreiben ist wie zelten hinter Wasserfällen, im besten Fall.
REISE MIT DEM LICHT
PATRICK LOERTSCHER
Begleiten Sie Patrick Loertscher auf seiner Reise mit dem Licht durch
atemberaubende Landschaften und lassen Sie sich von den Farben
und den Lichtstimmungen der Natur in Ihrem Innersten berühren. Ein
wahrer Prachtband zum Geniessen – sozusagen eine Liebeserklärung
an die Schönheit dieser Welt.
Bildband Reise mit dem Licht
Patrick Loertscher «Master of Photography» FEP
durchgehend deutsch/englisch
240 Seiten, ca. 180 Farbabbildungen
30.5 x 30.5 cm, Leinenband mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-905987-31-7
Bildband Swiss Vision
Urs Augstburger
Urs Augstburger, geboren 1965, lebt und
schreibt in Ennetbaden und Disentis. Seinen
Durchbruch als Schriftsteller erlebte er
2004 mit «Schattwand». Gerade ist sein
achter Roman erschienen:
Dieser aussergewöhnliche Jubiläumsbildband zelebriert das Licht
und setzt zahlreiche Highlights von Natur und Landschaft aus allen
fünf Kontinenten in eindrucksvolle Szenen. «Reise mit dem Licht»
gibt aber auch einen umfassenden Einblick in das 25-jährige Schaffen
des renommierten Meisterfotografen Patrick Loertscher. Mit grossem
Einsatz und beispielloser Ausdauer hat er Jahr für Jahr auf der ganzen
Welt mit seiner Kamera wahre Schätze eingefangen und diese in
diesem ultimativen Meisterwerk zusammengetragen. In einem eigenen
Kapitel erzählt der Fotograf zudem die spannenden Geschichten
hinter seinen besten Bildern.
von Patrick Loertscher
mit einem Vorwort von Adolf Ogi
durchgehend deutsch /englisch
Im Anhang: f, i, sp, jap, chin, r
208 Seiten, ca. 150 Farbabbildungen
Gegliedert in 14 Schweizer Regionen
30.5 x 24 cm, Leinenband mit Schutzumschlag
ISBN: 978 -3 -905987-12- 6
Kleine Fluchten
392 Seiten
CHF 29.90
eBook: CHF 25.90
Klett-Cotta
20 Jahre Jubiläum
BILDBAND
SWISS VISION
Mit «Swiss Vision» hat der Landschaftsfotograf
Patrick Loertscher ein Meisterwerk der Extraklasse
geschaffen, sozusagen eine Liebeserklärung an seine
Heimat, das die besonderen Werte der Schweiz in ihrer
ganzen Ursprünglichkeit und Schönheit festhält.
Ein aussergewöhnlicher Bildband, der sich an alle
Menschen wendet, welche die Schweiz lieben und mit
viel Freude die visuelle Schönheit dieses einzigartigen
Landes mitten in Europa geniessen oder weiterreichen
möchten.
patrick loertscher
20 Jahre Jubiläum
Water Protection
Optimaler Schutz vor Wasser
tap2flip
Bequem blättern mit einem
Fingertipp auf die Rückseite
Neues Display für ein perfektes
Schriftbild
schärfer, weisser und flackerfrei mit 300 ppi E-Ink-CartaTouch-Display