1/2016 1. bis 15. Januar Zentralredaktion Wie viele Herzenstüren öffnet das Heilige Jahr der Barmherzigkeit? Andenken und gläubig bedenken 2 Thema Was Papst Franziskus sich vom ausserordentlichen Heiligen Jahr erhofft Die Barmherzigkeit konkret leben Das Heilige Jahr als «ausserordentliches Jubiläum der Barmherzigkeit» begann am 8. Dezember und endet am 20. November 2016. Papst Franziskus hatte es überraschend letztes Frühjahr ausgerufen. Auch das Bistum Basel trägt das Heilige Jahr mit. Ein Heiliges Jahr soll die Erneuerung des Glaubens fördern und ist mit ei nem besonderen Ablass verbunden. Traditionell findet es alle 25 Jahre statt. Im Mittelpunkt des diesjährigen ausserordentlichen Jubiläumsjahres steht die Barmherzigkeit. Die Gläubi gen mögen, so der Wunsch von Papst Franziskus, in dieser Zeit verstärkt darüber nachdenken, wie die Barm herzigkeit konkret gelebt werden kann. Das Heilige Jahr solle aber auch «eine Zeit der Gnade für die Kir che sein und helfen, das Zeugnis der Gläubigen stärker und wirkungsvol ler zu machen», schrieb der Papst bei der offiziellen Ankündigungsbulle. Pilgerfahrt und Ablass Der argentinische Papst rief weiter zu Pilgerfahrten auf. Scharen werden 2016 nach Rom kommen und durch die Heilige Pforte schreiten wollen. Doch den damit verbundenen Ablass gibt es auch an zahlreichen weite ren Orten. Der Papst hat die Bischöfe der Weltkirche aufgefordert, für die Dauer des Heiligen Jahres in einer ihrer Bistumskirchen eine «Pforte der Barmherzigkeit» zu öffnen – nach dem Vorbild des Petersdoms und der drei weiteren päpstlichen Basiliken Roms (Lateran, Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore). Programm Bistum Basel Das Bistum Basel vertieft die The men Migration und Umwelt im Heiligen Jahr. Zwischen Mai und Oktober wird Bischof Felix Gmür sechs Orte der Barmherzigkeit be suchen, darunter am 27. Mai das Asylempfangszentrum in Kreuz lingen und die Gassenküche in Luzern am 24. Juni. Parallel zu allen Veranstaltungen läuft die Kampagne der Klima-Allianz, die der Bischof persönlich unterstützt. Während des ganzen Jahres können in vier Wallfahrtskirchen das Sakrament der Versöhnung und die besonderen Gnadenga ben des Heiligen Jahres empfan gen werden: in den Klöstern von Delsberg, Eschenz, Mariastein und im Wesemlin in Luzern. www.bistum-basel.ch Biblischer Hintergrund Die jüdische Antike beging alle 50 Jahre ein Jubeljahr, das vom Klang eines Widderhorns – hebräisch «yobel» – eröffnet wurde. Das Jahr ging einher mit symbolischen und konkreten Gesten wie dem Ruhen der Erde, der Rückgabe beschlag nahmter Grundstücke, Schulden erlass und der Befreiung der Skla ven. Im ausserordentlichen Heili gen Jahr 1933 erliessen auf Bitte Papst Pius XI. internationale Fi nanzinstitute armen Ländern meh rere Milliarden Schulden. Im Bistum Basel hat deshalb Bischof Felix Gmür am 13. Dezember in der Kathedrale von Solothurn eine «Hei lige Pforte» geöffnet, verbunden mit einem Solidaritätsgottesdienst für verfolgte Christen und Menschen auf der Flucht. Erinnerung ans Konzil Detailansicht der Heiligen Pforte am Petersdom in Rom. Nur in einem Heiligen Jahr öffnet der Papst diesen Zugang, zuletzt Papst Johannes Paul II. zur Jahrtausendwende 2000. Bild: aw Mit dem Heiligen Jahr erinnert Papst Franzikus auch an das Zweite Vatika nische Konzil. Er habe den 8. Dezem ber 2015 zur Eröffnung gewählt, weil genau 50 Jahre zuvor das Zweite Vati kanische Konzil (1962–1965) zu Ende gegangen sei, erklärte Franziskus in seiner Bulle. Damals seien Mauern eingerissen worden, «die die Kirche allzu lange in einer privilegierten Fes tung eingeschlossen hatten». In dem Schreiben äussert der Papst zudem die Hoffnung auf einen ver tieften Dialog der Religionen. Auch für das Judentum und den Islam stelle die Barmherzigkeit eine der wichtigs ten Eigenschaften Gottes dar.kath.ch Weitere Informationen auf www.iubilaeummisericordiae.va und www.heiliges-jahr.ch Thema 3 Begegnungen auf dem Petersplatz zum Heiligen Jahr Grossartige Idee für unsere Zeit Wie vertraut sind Besucher des Petersdomes in Rom mit dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit? Wer sollte mit wem barmherzig sein? Spontan gaben Passanten auf dem Petersplatz teils bewegende Antworten. Da ist zunächst Kim vom Souvenir stand hinter den Kollonaden des Pe tersplatzes. Er hoffe auf gute Geschäfte und deutet auf die vollen Regale mit teils recht fragwürdigem Kitsch, aber es sei möglich, dass das Heilige Jahr nicht mehr Besucher nach Rom ziehe als sonst. «Höchstens zu Eröffnung und Abschluss des Jahres», meint Kim und lockt die nächsten Kunden an. W ir sollten weniger über andere richten. Dominic Rankin, Priester, USA weniger über andere richten.» Aus der überwältigenden Barmherzigkeit Gottes müsse die Barmherzigkeit mit den Mitmenschen fliessen. Sarah, Ju lia und Mary, die drei Ordensschwes tern aus Indonesien, El Salvador und Togo, strahlen übers ganze Gesicht. In einem fröhlichen Mix aus Spanisch, Italienisch und Englisch beschreiben sie das Heilige Jahr als Geschenk, als Einladung, ihr Leben zu erneuern und Barmherzigkeit im Kleinen zu üben. Im Grossen ginge es nicht so sehr darum, dass irgendeine Gruppe mit einer anderen barmherzig sei, sondern dass die ganze Menschheit einen gemeinsamen Weg ginge. Andreas Wissmiller Hindus und Nichtreligiöse Ganz anders das Gespräch mit Ash und Adhiraj Banerjee aus London. Sie finden das Heilige Jahr eine gross artige Idee für unsere Zeit, die von so viel Gewalt geprägt sei. «Wer besser als der freundliche Papst Franziskus könne dazu anregen, über unser Menschsein zu sprechen, und dazu ermutigen, mehr Friede und Liebe zu verbreiten», sagt Ash und ergänzt: Er hoffe, dass das Heilige Jahr dazu beitrage, das Beste im Menschen vor anzubringen. Hermann und Elfriede aus Leverkusen bezeichnen sich als «eigentlich nicht religiös», aber das Heilige Jahr sei schon gut – wobei, so Hermann, wir jeden Tag Frieden bringen sollten. Und Elfriede macht deutlich: «Den symbolischen Hand lungen müssen Taten folgen.» Freudestrahlende Nonnen Dominic Rankin, ein junger Priester, drückt sich theologischer aus. Auf die Frage, wer mit wem barmherzig um gehen solle, erklärt er: «Wir bedürfen alle der Barmherzigkeit und sollten Auf dem Petersplatz angetroffen: Schwestern Sarah, Julia und Mary. Auch Dominic Rankin, ein junger Priester aus Illinois (USA), sowie die Londoner Hindus Ash Bilder: aw und Adhiraj Banerjee freuen sich über das Heilige Jahr. 4 Veranstaltungen Kleines Kirchenjahr Treffpunkte Epiphanie des Herrn Haus St. Dorothea, Flüeli-Ranft Ins neue Jahr mit Texten von Dietrich Bonhoeffer Das Via Cordis Haus St. Dorothea lädt ein zu Texten von Dietrich Bon hoeffer. Stille, Musik und Gespräch begleiten das Programm. Bonhoeffer (1906–1945) war der grosse Theologe und Mystiker im Widerstand gegen die Nazis, ein Märtyrer von heute. Am Ende des Lebens tastet er nach einem Christentum ohne einen jenseitigen Gott. Das bringt ihn vielen Menschen des 21. Jahrhunderts sehr nahe. Fr–So, 8.–10.1., Haus St. Dorothea, 6073 Flüeli-Ranft, 041 660 50 45, www.viacordis.ch Treffpunkt Kino Die Sonne fiel vom Himmel In ihrem Film «Als die Sonne vom Himmel fiel» begibt sich die schweizerisch-japanische Regis seurin Aya Domenig auf die Spu ren ihres verstorbenen Grossva ters. Dieser hatte als junger Arzt nach dem Abwurf der Atombom be im Rotkreuzspital von Hiro shima gearbeitet. Nie hat er über seine Erfahrungen gesprochen. Bei ihrer Suche begegnet die Re gisseurin einem ehemaligen Arzt und einer Krankenschwester, die Ähnliches erlebt haben wie der Grossvater. Dank der grossen Of fenheit ihrer Protagonisten kann Domenig ihm näherkommen. Dokumentarfilm, CH 2016, 80 Min., Kinostart Deutschschweiz: 7.1. Angekommen – Menschen auf der Flucht hoffen auf eine gute Zukunft. Bild: Peter Weidemann/pfarrbriefservice.de Tagung zur Migrationscharta Gesellschaft, Solidarität und die Flüchtlingsfrage Millionen Menschen flüchten oder migrieren an einen anderen Ort. Noch nie waren es so viele wie heute. Das fordert überall die Gesellschaf ten heraus. Eine Gruppe von Theo loginnen und Theologen hat darüber reflektiert und sich in die Debatte eingemischt. Im August veröffent lichte sie die Migrationscharta «Freie Niederlassung für alle. Willkommen in einer solidarischen Gesellschaft!». Darin formuliert sie Grundsätze ei ner neuen Migrationspolitik aus bib lisch-theologischer Perspektive. Zum Thema der Migrationscharta findet am 23. Januar in Bern eine Tagung statt, die der Solidarität mit Flüchtlingen inner- und ausserhalb der Kirchen weiteren Schwung verleihen will. Sa, 23.1., ab 9.45, Kirchgemeindehaus Johannes, Wylerstrasse 5, Bern. Programm: www.migrationscharta.ch, Anmeldung erwünscht, Tagungsbeitrag (Richtpreis) Fr. 30.– Sozialtag der KAB Schweiz Geld kauft Geist. Wir mit dem Geld – und das Geld mit uns Aus dem grossen Weihnachtsfest kreis ragt am 6. Januar das Hoch fest der «Erscheinung des Herrn», in Anlehnung ans Griechische auch «Epiphanie» genannt, her aus. Im 3. Jahrhundert gedachten an diesem Tag die Christen der Geburt und der Taufe Jesu und des Weinwunders an der Hoch zeit zu Kana. Ab dem 4. Jahrhundert rückt die Feier der Geburt Jesu auf den 25. Dezember. Am 6. Januar feiert die Kirche seither die Ankunft der Weisen, die Taufe Jesu und sein erstes Wunder als deutliche Zei chen seiner Erscheinung. Die mittelalterliche Volksfrömmigkeit liebte die «Heiligen Drei Könige» so sehr, dass bis heute Epipha nie oft Dreikönigsfest heisst. Seit 1960 wird die Taufe Jesu separat ge feiert, am Sonntag nach Epi phanie. Orgelkonzert in Horw Reif für die Britische Insel? Der 2010 mit dem Horwer Kultur preis ausgezeichnete Martin Heini lädt ein zu einer musikalischen Ent deckungsreise in die Welt der engli schen Orgelmusik. Der Kirchenmusi ker spielt unter anderem Werke von Edward Elgar, Percy Whitlock und Benjamin Britten. So, 24.1., 17 Uhr, Pfarrkirche St. Katharina, Horw, Kollekte. www.musikkathhorw.ch Rund ums Geld dreht sich der 31. Sozialtag der KAB Schweiz am 9. Januar in Goldau. Auf dem Programm steht unter anderem ein Referat von Detlef Vögeli, Gesellschaftswissen schaftler und Projektleiter der Aus stellung «Geld» im Stapferhaus Lenz burg. Sa, 9.1., 10–15.45, Pfarreizentrum Eichmatt, Goldau, Information: www.kab-schweiz.ch Martin Heini, spielfreudiger Kirchenmusiker und Konzertorganist. Bild: pd 5 Luzern – Schweiz – Welt Aus der Kirche Schweiz Schifferseelsorge am Rhein Luzern Radio SRF 2 Luzerner Synodale Eugen Koller neuer Radioprediger Seit diesem Mo nat kommentiert ein neues Team von Radiopre digerinnen und -predigern aktu elle Themen aus christlicher Pers pektive. Die elf Theologinnen und Theologen gehö ren verschiedenen Konfessionen an und sind abwechselnd auf Radio SRF 2 Kultur und Musikwelle zu hö ren, jeweils sonntags ab 09.30 Uhr. Darunter ist aus dem Kanton Luzern Eugen Koller. Der 57-jährige Theo loge ist Redaktor des Pfarreiblatts Uri Schwyz, Gefängnisseelsorger in Bi berbrugg und Psychiatrieseelsorger am Sanatorium Kilchberg. Seit ver gangenem Sommer ist Koller zudem Mitglied der Synode, des Parlaments der Landeskirche. Aus dem bisherigen Team verab schiedet wurden unter anderem die Theologin Li Hangartner (Luzern) und der Theologe Walter Kirchschlä ger (Kastanienbaum). So ein Witz! Der eifrige Sakristan hat für den bevorstehenden Bischofsbesuch an alles gedacht. Sogar einen Kleiderhaken hat er reserviert und durch ein Schild kenntlich gemacht: «Nur für den Bischof». – Ministrantin Celine hat Humor und schreibt darunter: «Man kann aber auch einen Mantel dar an hängen.» Basler Xaver Pfister beauftragt Die «Schifferseelsorge» wird ökume nisch verstärkt: Der reformierte Dia kon Walter Schär erhält den pensio nierten katholischen Theologen Xa ver Pfister zur Seite gestellt. Das En gagement beider Männer erfolgt ehrenamtlich und mit kirchlicher Beauftragung. Schär und Pfister be treuen die Kapitäne und Matrosen der Rheinschiffe einen halben Tag pro Woche, wie die katholische Kir che beider Basel mitteilt. Neuer Jahreskalender Täglich 20 heilige Minuten «Die heiligen 20 Minuten» heisst ein neuer Jahreskalender – als humor volle Abgrenzung zur in Eile gelese nen Gratiszeitung «20 minuten». Zu jedem Tag ist einer der Tagesheiligen und sind die biblischen Lesungen des Tages eingetragen. Im ersten Jahr steht der Kalender unter dem Motto «Namenspatrone», unter anderem mit Texten von prominenten Persön lichkeiten. Aber auch «gewöhnliche» Leute kommen zu Wort, so aus dem Kanton Luzern etwa P. Hansruedi Kleiber, Leiter des Pastoralraums Lu zern, Joseph Durrer, alt Synodeprä sident, Adligenswil, die Baldegger Schwester Karin Zurbriggen, der Ent lebucher Pfarrer Pius Troxler oder Seelsorgeratspräsident Karl Mattmül ler. Das Vorwort beigesteuert hat Bi schofsvikar Ruedi Heim. Bezug für Fr. 8.– bei: Epiphania-Verlag, Hagnaustrasse 27, 4132 Muttenz, 061 373 96 26, [email protected] Das neue RKZ-Präsidium mit (von links) Susana Garcia, Luc Humbel Bild: pd und Renata Asal-Steger. International Ermutigendes Jubiläum der Jesuiten RKZ 25 Jahre in Kambodscha tätig An ihrer letzten Plenarversammlung der Amtsperiode hat die RömischKatholische Zentralkonferenz (RKZ) den Aargauer Luc Humbel zum Prä sidenten für die nächsten zwei Jahre gewählt. Der als Anwalt tätige Jurist ist seit 2010 Präsident des Aargauer Kirchenrates und war in der letzten Amtsperiode Vizepräsident der RKZ. In ihrem Amt bestätigt wurde Susana Garcia (VD) als welsche Vizepräsi dentin. Ihr deutschschweizerisches Pendant ist neu Renata Asal-Steger (LU), so dass erstmals in der Ge schichte der RKZ zwei Frauen die Vi zepräsidien innehaben. Renata AsalSteger war bereits seit 2014 Mitglied des Präsidiums. Vor vierzig Jahren verwandelten die Roten Khmer das Leben in Kambod scha in eine Hölle. Sie ermordeten mindestens 1,7 Millionen Menschen und zerstörten das ganze Bildungs system. Nach dem Ende der Khmer kehrten ab 1990 die ersten Jesuiten und Mitarbeitende aus den Flücht lingslagern in Thailand nach Kam bodscha zurück. Sie engagieren sich seither im Bildungs- und Versöh nungsbereich als Schlüssel für die Zukunft des Landes, wie das Magazin «jesuitenweltweit» in seiner Weih nachtsausgabe schreibt. Nach 25 Jah ren Präsenz geht jetzt ein Traum in Erfüllung – die Gründung einer eige nen Schule, der Xavier Jesuit School mit Kindergarten, Schule, Lehrerse minar und Volkshochschule. Luzerner Synodalrätin neu im Vizepräsidium Thema 6 Caritas sucht Pflegefamilien für minderjährige Asylsuchende Flüchtlingskindern ein neues Daheim geben Caritas Schweiz sucht im Kanton Luzern Familien, die unbegleitete minderjährige Asylsuchende bei sich aufnehmen. Von den über 30 000 Asylsuchenden, die im vergangenen Jahr in die Schweiz kamen, musste der Kanton Luzern gemäss Verteilschlüssel des Bundes 4,9 Prozent aufnehmen, also rund 1500 Personen. Darunter waren um die 100 Kinder und Jugendliche, die ohne Begleitung ihrer Erzie hungsberechtigten Asyl beantragten. Für diese «Unbegleiteten minderjäh rigen Asylsuchenden» (UMA), die meist zwischen elf und achtzehn Jah re alt sind, sucht Caritas Schweiz zur zeit Betreuungsplätze in Familien im Kanton Luzern. Der Kanton selbst hat für UMA im November in Kriens ein Zentrum eingerichtet. Begleitung, Entschädigung Caritas begleitet im Auftrag von Ins titutionen und Behörden seit 25 Jah ren die Platzierung von Kindern, Ju gendlichen und jungen Erwachsenen in schwierigen Lebenssituationen bei Pflegefamilien, bis jetzt vor allem auf Bauernhöfen. «Für UMA, Schweizer Kinder und Jugendliche suchen wir aber Familien unterschiedlicher Prä gung, auf dem Land wie in der Stadt», sagt Markus Kopp, Fachstellenleiter von Caritas-Familienplatzierung in der Deutschschweiz. Familien, die für die Aufnahme eines Kindes oder Jugendlichen in Frage kommen, werden von der Caritas be Minderjährige Asylsuchende ohne Begleitung brauchen eine besondere Bild: Caritas /Pia Zanetti Betreuung. gleitet und entschädigt. Caritas bittet auch Personen, die sich in der Flücht lingshilfe einsetzen und von mögli chen Familien wissen, diese darauf hinzuweisen. www.familienplatzierung.ch, 041 419 22 77, [email protected] Um die Dreikönigszeit sind die Sternsinger unterwegs Singen für mehr Respekt untereinander Über 10 000 Kinder und Jugendliche sind jedes Jahr als Sternsinger unterwegs. Mit dem Geld, das sie sammeln, investieren sie in die Zukunft vieler Kinder – etwa im Gastland 2016, Bolivien. Das Sternsingen von Missio, dem internationalen katholischen Hilfs werk, ist in vielen Pfarreien der Deutschschweiz ein fester Teil des Gemeindelebens. Beim Sternsingen solidarisieren sich Kinder mit Gleich altrigen in aller Welt. Gottes Segen gilt allen Das Gastland der Aktion 2016 ist Bo livien. In Bolivien leben über 30 ver schiedene indigene Völker. Dort und in vielen anderen Teilen der Welt sind indigene Menschen oft an den Rand Kinder in Bolivien: Der Erlös des Sternsingens in der Schweiz kommt unter anderem ihnen zugute. Bild: Missio der Gesellschaft gedrängt. Sie sind besonders von Armut oder sozialer Stigmatisierung betroffen. «Ausgren zung, Rassismus und fehlender Res pekt vor Andersartigkeit stellen aber auch in der Schweiz ein immer wie derkehrendes Problem dar, dem es deutlich zu entgegnen gilt», heisst es in einer Medienmitteilung. Mit dem Slogan «Respekt für dich, für mich, für andere – in Bolivien und weltweit!» nimmt die Aktion Sternsin gen 2016 den gegenseitigen Respekt zwischen Menschen in den Blick. Sie spricht sich gegen Ausgrenzung auf grund von Herkunft, Verschieden heit oder Fremdheit aus. «Indem die Sternsinger den Segen Gottes zu den Menschen bringen, setzen sie ein Zei chen dafür, dass Gottes Segen allen Menschen ohne Unterschied gilt», heisst es in der Mitteilung weiter. 2015 sammelten die Sternsinger gruppen gut 1,5 Millionen Franken, über 70 000 mehr als im Vorjahr. Da mit konnten 188 Projekte für Kinder und Jugendliche unterstützt werden. 7 Thema Ein Neujahrswort von Roland Gröbli, Vereinigung Christlicher Unternehmer Wer erzählt die beste Geschichte? «Die Zukunft gehört dem, der die beste Geschichte erzählt.» Dieses Zitat der Zürcher Trendforscherin Karin Frick nehme ich gerne als Einstieg in das neue Jahr und schlage drei Geschichten vor, warum der Schweiz die Zukunft gehört. Die erste Geschichte: Der Schweiz gehört die Zukunft, weil sie ein Mig rationsland ist. Menschen aus aller Welt bereichern die lokale Bevölke rung mit ihrer Vitalität, ihrer Schaf fenskraft, Kreativität und Beweglich keit. Die erste Generation startet die se Bereicherung; den grössten Nut zen für die in der Schweiz wohnhafte Gesellschaft erbringen dann die Se condos und Secondas. Sie nutzen ihre Talente, die sie aus zwei Kultu ren schöpfen. So bilden sie die wich tigsten Akteure der Veränderungen in der Schweiz. Dabei verstehe man mich richtig: Die Schweiz wird nicht von heute auf morgen ein anderes Land mit anderen Gewohnheiten oder anderen Rechten. Veränderun gen entwickeln sich langsam, einiges überlebt, anderes verliert sich wieder. Offener Mikrokosmos Die zweite Geschichte: Der Schweiz gehört die Zukunft, weil der Mikro kosmos Schweiz institutionell offen für Neues ist. Im Mikrokosmos Schweiz wenden 26 Ganz- und Halb kantone unterschiedliche Methoden an, um Probleme zu lösen. Der Ruf nach «Bern» ist erfreulich leise – die Versuche, Probleme selber zu lösen, erfreulich ausgeprägt. Die Vorteile dieser föderalen Struktur überwie gen die Nachteile. Dazu kommt, dass die Steuergelder von unten nach oben (von Gemeinden zu Kanton und Bund) fliessen. Das schafft Frei einen so hohen Stellenwert. Je mehr Frauen und Männer am öffentlichen und wirtschaftlichen Leben teilha ben und sich einbringen, desto mehr profitieren alle davon. Ein optimistischer Glaube Dr. Roland Gröbli, Generalsekretär der Georg Fischer AG und Präsident der VCU Regionalgruppe Zürich. räume, welche vor allem Gemeinden mit mehreren tausend Einwohnern und mittelgrosse Kantone nutzen. Die erfolgreichsten institutionellen Ideen werden kopiert, erfolglose wie der aufgegeben. Davon profitieren alle. Fehlerfreundliche Kultur Die dritte Geschichte: Der Schweiz gehört die Zukunft, weil sie christlich geprägt ist. Ist diese Feststellung dem Pfarreiblatt geschuldet? Überhaupt nicht! Drei kurze Begründungen: 1. Das Christentum motiviert die Gläubigen, Fehler zu verzeihen. Eine Kultur des Verzeihens ermöglicht laufende Verbesserungen. Werden Fehler nur bestraft, ist niemand mu tig, Stillstand herrscht. 2. Das Christentum fordert Respekt für alle Menschen. In keiner anderen Weltreligion geniesst die Würde des Menschen – unabhängig von Her kunft, Fähigkeiten oder Leistungen, 3. Das Christentum baut auf einem optimistischen Glaubensverständnis auf. Aus gutem Grund heisst das Neue Testament die «Frohe Bot schaft». Das wichtigste Fest im christ lichen Abendland ist Ostern, die Auf erstehung Jesu Christi. Die aktuelle Krise des Glaubens, vor allem und weitgehend ausschliesslich in West europa, ist eine Chance der Neube sinnung und Neuentdeckung dieses österlichen, tröstlichen, zukunftsge richteten und optimistischen Glau bensverständnisses. Wer erzählt im neuen Jahr die beste Geschichte? Die Zukunft wird es wei sen. Eines aber weiss ich mit Gewiss heit: Wer keine Geschichte erzählt, hat schon verloren. Scheuen wir uns also nicht, unserer Geschichte, unse rer «frohen Botschaft», auch 2016 im mer wieder Gehör zu verschaffen. Roland Gröbli Christliche Unternehmer Der VCU, der 1949 gegründeten Vereinigung Christlicher Unter nehmer, gehören rund 400 Füh rungspersönlichkeiten aus der deutschsprachigen Schweiz an. Sie orientieren sich im persön lichen und beruflichen Alltag an den christlichen Grundwerten und pflegen den Austausch zu ak tuellen Themen aus Glaube, Kul tur, Wissenschaft und Wirtschaft. www.vcu.ch 8 Thema «Bis du merkst, dass du fliegen kannst»: Rahel Kaeslin stellt in ihrem Buch zwölf Menschen vor, die den Mut hatten, ihren eigenen Weg zu gehen. Bild: Seetaler Bote Maturaarbeit an der Kantonsschule Seetal als Buch erschienen Vom Mut, sich ein Herz zu fassen Von Menschen, die vor einem weitreichenden und schwierigen Entscheid standen, erzählt Rahel Kaeslin in ihrer Maturaarbeit. Daraus ist nun ein Buch entstanden. Ein Mutmacherbuch. Marc und Daniel, die ihre gut be zahlten Bankerjobs kündigten und ein Hilfsprojekt starteten, Margrit, die nach 17 Jahren aus dem Kloster aus trat, oder Raphaël, der sich äusserlich zum Mann veränderte, um in seinem Wesen erkannt zu werden: drei von zwölf Menschen, deren Geschichte die 18-jährige, in Hochdorf aufge wachsene Rahel Kaeslin in ihrem Buch «Bis du merkst, das du fliegen kannst» nachzeichnet. Alle standen sie vor einem Entscheid, der ihr Le ben umkrempelte, alle aus freiem Willen, bis auf Gabriela, die sich nach einem Unfall im Rollstuhl wiederfand und sich gleichwohl für das Leben entschied. Die zwölf Zeugnisse seien «ein Beweis dafür, dass sich das Le ben lohnt», sagt Maria Brun, Dozen tin für Religion und Ethik an der Kantonsschule Seetal in Baldegg. Sie hatte die 2014 eingereichte Matura arbeit von Rahel Kaeslin, aus der das Buch entstand, betreut und später für den «Luzerner Religionspreis» nomi niert. Die Jury empfahl die Arbeit für die Buchreihe «Herausragende Ma turaarbeiten aus dem Fachbereich Religion und Ethik», in der sie nun als fünfter Band erschienen ist. Fliegen lernen Sie wolle mit ihrem Buch «Menschen Mut machen, sich auf Veränderun gen einzulassen», sagt Rahel Kaeslin, «sich weiterzuentwickeln, um sich treu zu bleiben». Die zwölf von ihr vorgestellten Menschen hätten «er fahren, dass man fliegen kann, wenn man auf sein Inneres hört und sich für das entscheidet, was das Herz ei nem sagt». Daniel Siegfried, der wie Marc Jenni Siegfried als Bankmana ger ausstieg und mit diesem zusam men das Hilfsprojekt Child’s Dream gründete, pflichtet Kaeslin bei: «Marc und ich haben die Überzeugung, die Welt sähe ganz anders aus, wenn mehr Menschen den Mut hätten, ih ren eigenen Weg zu gehen», lassen sie sich in dem Buch zitieren. «Bis zu merkst, dass du fliegen kannst» ist eine leicht zu lesende, kurzweilige Lektüre. Die Menschen darin erzählen von sich in der IchForm. Ein Stilmittel, das dazu beiträgt, sich als Leserin, als Leser in dieser oder jener Person ein bisschen selbst zu sehen. Und vielleicht morgen den Sprung zu wagen. do Rahel Kaeslin, «Bis du merkst, dass du fliegen kannst», 88 S., zahlreiche Fotos, Fr. 26.–, dbVerlag Horw/Luzern, ISBN 978-905388-45-9, im Buchhandel oder portofrei beim Verlag ([email protected]) Worte auf den Weg Bild: Dominik Thali V on der Strasse rufen Lösungen, die wir überfahren», meinte der deutsche Philosoph, Kinderliederautor und Schriftsteller Manfred Hinrich (1926–2015). Es gilt aber auch: «Wo eine Lösung ist, ist nicht immer ein Problem», wie ein Kalenderspruch lautet. Wir wünschen Ihnen im neuen Jahr, dass Sie stets die Balance zwischen Problem und Lösung finden – und zu gegebener Zeit einen Troubleshooter auf Ihrem Parkplatz. Dominik Thali und Andreas Wissmiller
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