nz 38 Ja h re K o mp ete in Me sste c h n ik! Handbuch der modernen Messwerterfassung Teil 1: Mehr über Messgrößen • Wichtige Messgeräte im Überblick • DC-Messwerterfassung Erwähnte Firmen- und Produktnamen sind zum Teil eingetragene Warenzeichen der jeweiligen Hersteller. Irrtum und Änderung vorbehalten. © 2015 Meilhaus Electronic. MEsstechnik fängt mit ME an. Deckblatt_DAQ-Handbuch.indd 1 MEILHAUS ELECTRONIC GMBH Am Sonnenlicht 2 82239 Alling/Germany Fon Fax E-Mail ++49 (0) 81 41 - 52 71-0 ++49 (0) 81 41 - 52 71-129 [email protected] www.meilhaus.de 12.03.15 15:05 Einleitung Messwerterfassung ist ein Überbegriff für den Aufgabenkomplex Messwertverarbeitung ist heute durch Mikroprozessoren, Einplatinencomputer und PCs gekennzeichnet. • Messwertaufnahme, • Messwertverarbeitung und • Messwertspeicherung/-anzeige. Doch bei aller Leistungsfähigkeit diese Technik ist es noch nicht damit getan, irgend ein Messgerät zu kaufen und anzuschließen oder ein paar Module vor einen PC zu schalten. Eine gestörte oder inakzeptabel verfälschte Anzeige mit all ihren negativen Folgen könnte die Quittung sein. Und vielleicht erweist sich das Ganze im Endeffekt sogar als Fehlkauf. Denn so umfangreich und vielfältig, ausgereift und preiswert moderne Messgeräte, Messmodule und ihr Zubehör heute auch sind − der Anwender kommt nicht umhin, sich folgenden Fragen zu stellen: Nutzt man dabei einen PC, so spricht man auch von Datenerfassung (Data Acquisition, DAQ). Ein Datenerfassungssystem besteht aus mindestens • einem Sensor, • Hardware in Form eines Geräts, Moduls oder einer Karte zur Signalkonditionierung und Analog/Digital-Wandlung, • einem geeigneten Bussystem sowie • dem Computer mit Treiber- und DAQ-Software. • Welches ist das richtige Messgerät oder Messmodul für meinen Zweck? • Wie zuverlässig werden die Messwerte erfasst und verarbeitet? • Wie genau ist die Speicherung/Anzeige? Der PC ermöglicht höchste Verarbeitungsleistung, komfortable Darstellung und optimale Auswertung der Messwerte. Es geht also um Auswahl der Technik, Störsicherheit des gesamten Aufbaus und Toleranz der Anzeige mit all ihren Facetten. Das sind die drei wichtigsten Fragen bei jeder praktischen Messwerterfassung! Die Erfassung von Messwerten ist heute bedeutsamer und umfangreicher, gleichzeitig aber auch problemloser denn je. Wie geht das zusammen? Ganz einfach: Die moderne Elektronik − sei es im Wohnbereich, im Kraftfahrzeug oder in der Produktion − bringt auch immer mehr Messaufgaben mit sich. Da sind beispielsweise Temperaturen zu erfassen, Druck- und Zugkräfte zu ermitteln, Geschwindigkeiten und Beschleunigungen oder Drehwinkel und Umdrehungszahlen präzise festzustellen. All diese Größen lassen sich nur auswerten, wenn sie durch elektrische Werte repräsentiert werden. Diese liefern Sensoren oder Messbrücken, und moderne Geräte und Messmodule werten sie dann gemäß den Anwenderwünschen aus. Messtechnik fängt mit ME an. Dieses dreiteilige Handbuch liefert ausführliche Antworten und ist dabei so aufgebaut, dass der Leser möglicht geradlinig und leichten Fußes an sein individuelles Ziel kommt. 1 www.meilhaus.de. Inhaltsverzeichnis Teil 1: Messgrößen, Messgeräte und DC-Messwerterfassung 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 Mehr über Messgrößen ................................................................................ DC-Größen ................................................................................................... AC-Größen ................................................................................................... Impulse und digitale Größen ........................................................................ Bauteil- und Anlagentest .............................................................................. Thermografie ................................................................................................ Fehlerarten .................................................................................................... 4 4 4 5 5 6 6 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 Wichtige Messgeräte im Überblick .............................................................. Das Oszilloskop ............................................................................................ Der Spektrumanalysator .............................................................................. Das Multimeter ............................................................................................ Der multifunktionale MEphisto ................................................................... Das „Messlabor“ .......................................................................................... 8 8 12 14 14 15 3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 3.10 DC-Messwerterfassung ............................................................................... Multimeterauswahl ...................................................................................... Spannungsmessung mit dem Multimeter ..................................................... Direkte Strommessung mit dem Multimeter ................................................ Indirekte Strommessung mit dem Multimeter .............................................. Pegelerfassung mit dem Datenlogger ........................................................... Spannungsmessung mit dem „Messlabor“ ................................................... Messverstärker und -umformer .................................................................... Die traditionelle Messbrücke und ihre Alternative ...................................... Der DMS für Druck- und Zugmessung ........................................................ Temperaturmessung − ein weites Feld ......................................................... 16 16 16 17 17 18 18 19 20 21 22 Teil 2: Erfassung von Wechsel-/Pulsgrößen und Testverfahren 4 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 4.10 4.11 4.11 Erfassung von Wechselspannungen, -strömen und -leistungen .................. Kennwerte einer Wechselgröße ................................................................... Der Messkreis: symmetrisch oder unsymmetrisch? .................................... Messen von Sinusgrößen mit dem Multimeter ........................................... Das True-RMS-Multimeter ......................................................................... Fehlerquellen beim Messen mit dem Scope ................................................ Teilertastköpfe nicht überschätzen .............................................................. Rauschspannungen richtig messen .............................................................. Tipps für die HF-Strommessung .................................................................. Was leistet ein Spektrumanalysator? ........................................................... Netzwerkanalyse: die S-Parameter .............................................................. Isolation − warum und wann? ...................................................................... Schwingung/Beschleunigung/Erschütterung ............................................... Messtechnik fängt mit ME an. 2 25 25 26 27 29 29 30 31 33 33 34 35 36 www.meilhaus.de 5 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 Frequenzmessung mit Scope und Zähler ...................................................... Frequenzermittlung mit dem Oszilloskop ..................................................... Wie genau messen? ....................................................................................... Frequenzzähler in der Praxis ......................................................................... Die wichtigsten Messtipps ........................................................................... Referenzfrequenzquellen ................................................................................ 38 38 38 39 40 41 6 6.1 6.2 6.3 6.4 Erfassung pulsierender/digitaler Größen ..................................................... Eigenanstiegszeit eines Oszilloskops ........................................................... Eigenanstiegszeit eines Tastkopfs ................................................................ Eigenanstiegszeit des Systems Scope/Tastkopf ........................................... Der Logikanalysator ..................................................................................... 42 42 42 43 43 7 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6 7.7 7.8 Anlagen- und Bauteiltest .............................................................................. Durchgangs- und Diodenprüfung ................................................................. R, C und L messen ........................................................................................ Transistoren ausmessen ................................................................................ Ein- und Ausgangswiderstand ermitteln ....................................................... Innenwiderstand einer Stromquelle ermitteln ................................................ Arbeitspunkte ermitteln ................................................................................. Das Impuls-Reflektometer ............................................................................ Isolationsmessung ......................................................................................... 45 45 45 46 46 47 47 47 49 Teil 3: ADCs, Bussysteme, Computer und Software 8 8.1 8.2 8.3 8.4 8.5 A/D-Wandler und Bussysteme .................................................................... ADC-Grundtypen ........................................................................................ Wichtige Kennwerte .................................................................................... Weitere Umsetzverfahren ............................................................................ Hauptsächliche Fehlerquellen ..................................................................... ADC-Auswahl ............................................................................................. 51 51 52 53 53 54 9 Welches Bussystem? ................................................................................... 56 9.1 Bussysteme für die Datenerfassung ............................................................ 56 9.2 Auswahl anhand der Datenmenge .............................................................. 59 9.3 Auswahl anhand der I/O-Anforderungen ................................................... 59 9.4 Sind mehrere Geräte zu synchronisieren? ................................................... 60 9.5 Wie mobil muss das System sein? ................................................................ 60 9.6 Auswahl anhand der Entfernung zwischen Messstelle und PC .................... 61 10 10.1 10.2 10.3 10.4 10.5 Last not least: PC und Software .................................................................. Welcher PC-Typ ist optimal? ...................................................................... Das passende Analysewerkzeug .................................................................. Welche Treibersoftware eignet sich am besten? ......................................... Wahl der Anwendungssoftware ................................................................... Das passende Datenformat finden ............................................................... 62 62 63 63 64 65 Ergänzende/weiterführende Literatur ........................................................... 68 Messtechnik fängt mit ME an. 3 www.meilhaus.de 1 Mehr über Messgrößen Es macht Sinn, Messgrößen in allgemeine und spezielle einzuteilen. Zur ersten Gruppe gehören die mit den Kürzeln DC und AC verbundenen sowie die Puls- und digitalen Größen. Zur zweiten Gruppe zählen unter anderen die Ergebnisse von Anlagen- und Komponententests sowie der Thermografie. Allgemeine Messgrößen lassen sich mit universellen Geräten und Modulen erfassen, während man für spezielle Messwerte auch eine ganz spezifische Messtechnik benötigt. Bei hohen Frequenzen verwendet man homogen aufgebaute Leitungen (verdrillter Zweidraht, Koaxialkabel). Eine solche Leitung ist durch den sogenannten Wellenwiderstand gekennzeichnet, der sich aus ihrer eigenen Parallelkapazität und Reiheninduktivität pro Längeneinheit ergibt. Er kann als rein ohmscher Widerstand aufgefasst werden. Ein besonderes Problem bei solchen Leitungen sind Reflexionen. Dies bedeutet die Zurückweisung von ankommender Leistung und erfolgt immer dann, wenn sich an einer Stelle der Wellenwiderstand abrupt ändert (Verbindung zweiter Leitungen mit verschiedenen Wellenwiderständen) oder wenn der äußere Widerstand nicht dem Wellenwiderstand entspricht. Beispielsweise wird am Eingang eines Verstärkers mit 75 Ohm Eingangswiderstand reflektiert, der sein Eingangssignal über ein 50-Ohm-Kabel erhält. Die Folgen einer Fehlanpassung sollte man aber nicht überschätzen: Beispielsweise bei einem Leitungsabschluss mit halbem oder doppeltem Wellenwiderstand werden nur 11% der ankommenden Leistung reflektiert. 1.1 DC-Größen DC steht für Direct Current (Gleichstrom), gemeint sind aber auch Gleichspannungen, denn Voraussetzung für einen Strom ist eine Spannung. Sensoren für Druck, Zug oder Temperatur liefern relativ kleine Gleichspannungen oder -ströme. Diese müssen in der Regel verstärkt werden. Kommt dann noch ein mittlerer oder gar hoher Innenwiderstand der Quelle hinzu, ist bei einfachem Aufbau die Störsicherheit gering und muss meist verbessert werden (Verdrillung der Zuleitung, Abschirmung, Erdung, Filterung). 1.2 AC-Größen AC bedeutet Alternating Current (Wechselstrom) und meint auch Wechselspannungen. Als Signalspannungen können diese sowohl in Größe als auch Frequenz äußerst stark differieren und beruhen meist auf der Sinusform. Ein vollständig angepasstes Leitungssystem. Würde die Leitung nicht dämpfen, ergäben sich elektrische Verhältnisse, als wäre der Lastwiderstand direkt mit der Quelle verbunden. Er erhielte die halbe Urspannung und die maximal aus der Quelle erhältliche Leistung bei einem Wirkungsgrad von 50 Ohm / (50 Ohm + 50 Ohm) = 0,5. Wechselspannungen sind in der Messtechnik auch deshalb recht beliebt, weil man hier die Messgröße als Frequenz darstellen und übertragen kann. Eine Frequenz ist jedoch durch übliche Störeinflüsse nicht beeinflussbar. Messtechnik fängt mit ME an. 4 www.meilhaus.de Digitale Größen sind bezüglich Pegel und Zeiten definierte Impulse. Von der mathematischen Logik her kann der hohen Spannung auch 0 und der niedrigen Spannung 1 zugeordnet sein. Diese „negative Logik“ verspricht oft eine höhere Störsicherheit. Nur am Eingang angepasstes Leitungssystem. Es kommt am Ausgang zu einer Reflexion, die reflektierte Leistung geht dann vollständig in die Quelle zurück. Würde die Leitung nicht dämpfen, existierten auch hier elektrische Verhältnisse wie bei Direktanschluss des Lastwiderstands. Er erhielte gemäß Spannungsteilerregel 0,6 V bei einem Wirkungsgrad von 75 Ohm / (50 Ohm + 75 Ohm) = 0,6. 1.4 Bauteil- und Anlagentest Ein Test unterscheidet sich durch eine Messung durch sein lediglich qualitatives Ergebnis (gut/schlecht, funktionsfähig/fehlerhaft, geeignet/ungeeignet). Ein Test geht oft einer Messung voraus. Als Bauteiltest bezeichnet man die Überprüfung einzelner Bauelemente oder Elemente. (Unter Komponententest, engl. Unit Test, versteht man hingegen das Prüfen der einzelnen Module einer Software.) Übliche Objekte für den Bauteiltest sind Widerstände, Kondensatoren und Spulen sowie Kabel/ Leitungen und Antennen. Oft ist es auch sinnvoll, selbst montierte Verbindungen (Stecker, Buchsen) auf Kurzschluss bzw. Durchgang zu testen. 1.3 Impulse und digitale Größen Ein Impuls ist ein Einzelereignis. Beispielsweise bei einem idealen positiven Impuls springt die Spannung von 0 V auf 10 V, bliebt für 1 ms stabil und fällt danach in unendlich kurzer Zeit wieder auf null. Ein realer Impuls ist infolge unvermeidlicher Störkapazitäten und Induktivitäten durch eine bestimmte Anstiegs- und Abfallzeit (Rise-/ Falltime) gekennzeichnet. Das sind die Zeiten, die lt. allgemein anerkannter Definition vergehen, wenn die Spannung den Bereich 10...90 % vom Maximum durchquert. Sie sind sind oft gleich, daher spricht man meist nur von Anstiegszeit. Ein Anlagentest baut meist auf einem schrittweisen Baugruppentest auf. Funktionieren alle Baugruppen innerhalb der Anlage, so sollte auch diese funktionieren. Beim Test von leitungsgebundenen Übertragungssystemen wird oft die Time Domain Reflectometry (TDR) einbezogen. Time Domain bedeutet Zeitbereich und meint eine einmalige Darstellung von Ereignissen innerhalb einer bestimmten Zeitspanne. Dies ist mit einem Oszilloskop im sogenannten OneShot-Modus möglich, wobei die Aufzeichnung meist mit Auftauchen der ersten Signalflanke gestartet (getriggert) wird. Ein Puls ist eine zeitlich begrenzte Folge von Impulsen. Das sogenannte Tastverhältnis ist Impulsbreite / (Impulsbreite + Pausenzeit). Die Anzahl der in einem Puls enthaltenen Impulse kann einer Messgröße entsprechen. Die TDR liefert weitaus mehr Informationen als ein einfacher Test. Es wird ein möglichst schmaler einzelner Impuls auf die Leitung gegeben. Parallel zum Impulsgenerator schließt man ein Oszilloskop an. Dieses stellt sowohl den Impuls als auch eine eventuelle Reflexion dar. Die Gesamtdarstellung ist sehr informativ, man kann daraus leicht ersehen, in welcher Entfernung die Reflexion aufge- Idealer und nichtidealer (realer) Impuls (Quelle: Wikipedia) Messtechnik fängt mit ME an. 5 www.meilhaus.de treten ist und wie sie verursacht wurde. So lassen sich recht bequem Unterbrechungen, Kurzschlüsse, Wasserschäden, Quetschungen und Fehlabschlüsse bereits verlegter Leitungen aufspüren. Heutzutage wird Thermografie meist als Synonym für die Infrarotthermografie verwendet. Der damit verbundene Begriff FLIR steht für Forward Looking InfraRed („nach vorne schauendes Infrarotsystem“). Das ursprünglich an Luftfahrzeugen montierte eindimensional nach unten oder zur Seite schauende System wurde durch nach vorne schauende Scannerkameras abgelöst, die nicht mehr auf eine Bewegung des Trägersystems angewiesen sind. Moderne FLIR sind mit unterschiedlichen gekühlten und ungekühlten zweidimensionalen, abbildenden Detektorsystemen ausgestattet, die Wärmebilder in bei Wellenlängen von 2 bis 14 µm erzeugen. Dadurch sind FLIR universell nutzbar, z.B. zur Bauthermografie. TDR im Prinzip. Die TDR Device setzt sich aus Einzelimpulsgenerator und Oszilloskop im „One-Shot“-Modus zusammen. 1.5 Thermografie Mithilfe der Thermografie erfasst man die Oberflächentemperatur von Objekten. Diese ist nämlich ein Maß der abgehenden Wärmestrahlung. Diese wurde um 1800 entdeckt und später Infrarotstrahlung genannt. Eine mobile Wärmebildkamera wandelt diese für das menschliche Auge unsichtbare Strahlung in elektrische Bildsignale um. Das entsprechende Bild liefert zwar Falschfarben, diese lassen sich jedoch Temperaturen zuordnen. Eine externe Lichtquelle ist nicht erforderlich. Spezialsensoren erlauben die Temperaturbestimmung auch aus größerer Entfernung. Auch der Temperaturmessbereich ist deutlich ausgeweitet worden, zudem lassen sich winzige Temperaturunterschiede feststellen. Eine einfachere Anwendung ist das Infrarotthermometer. 1.6 Fehlerarten Es sind verschiedenartige Messfehler möglich. Praktikern genügt es, drei zu kennen: • der methodische Fehler • der Gerätefehler • der Ablesefehler Der methodische Fehler ist der unvermeidliche Fehler, der durch den Anschluss des Messinstruments an eine Messschaltung entsteht. Er wäre nur bei einem idealen Messinstrument null. Beim Testen von einzelnen Bauelementen entsteht er jedoch nicht. Aufgebaut ist eine Wärmebildkamera im Prinzip wie eine normale elektronische Kamera. Nur die Sensoren unterscheiden sich in Aufbau und Funktionsweise je nach zu detektierender Wellenlänge. Der Gerätefehler ist ebenfalls unvermeidlich. Er ergibt sich dadurch, dass man Messgeräte mit hundertprozentiger Genauigkeit nicht bauen kann. Diesen Fehler macht das Messgerät bei jeder Messung – auch beim Messen von einzelnen Bauelementen. Bei einem Digitalmultimeter setzt er sich aus zwei Teilen zusammen. Der eine resultiert aus der Ungenauigkeit des Analogteils. Er wird Toleranz genannt und in Prozent vom Messbereich angegeben. Er gilt, wenn nicht anders gekennzeichnet, immer in beide Richtungen. Der andere Teilfehler ergibt sich prinzipiell aus der Arbeitsweise des Digitalteils. Er wird Auflösung genannt und entspricht immer der Thermografie: Die Farbe verrät die Temperatur (Quelle: NASA/IPAC) Messtechnik fängt mit ME an. 6 www.meilhaus.de letzten Stelle. Endet beispielsweise der Messbereich bei 199,9 V, so beträgt er 0,1 V. Bei jeder beliebigen Anzeige kann der wirkliche Messwert also auch 0,1 V geringer oder 0,1 V größer sein als der angezeigte. Soll man nun mit 3 multiplizieren oder durch 3 teilen? Teilen ist richtig, beim Multiplizieren würde man 10 % zu wenig herausbekommen. Zweitens kommt der mögliche Fehler durch „schiefe“ Betrachtung hinzu, daher haben gute Analoginstrumente eine Spiegelskala. Man liest nur richtig ab, wenn das ZeigerSpiegelbild unter dem Zeiger verschwunden ist. Schließlich der Ablesefehler: Bei der Digitalanzeige kann man sich leicht um den Faktor 10 irren, wenn man den Messbereich nicht beachtet oder die Anzeige falsch interpretiert. Das Digitalmultimeter zeigt daher auch in bestimmten Bereichen einen Punkt an, der hierzulande ein Komma repräsentiert. Bei analoger Anzeige ist das auch möglich. Hier kommen aber noch zwei weitere mögliche Fehler hinzu: Erstens der Umrechnungsfehler, wenn beispielsweise die Skale bis 30 geht, man aber im 1- oder 10-V-Bereich ist. Messtechnik fängt mit ME an. Allgemein und insbesondere für die Messdatenerfassung, deren Komplexität manchmal den Blick darauf verstellt, gilt: Ein bei der Messwertaufnahme gemachter Fehler kann auch durch noch so großen Hardware- und Softwareaufwand nicht mehr ausgebügelt werden. 7 www.meilhaus.de 2 Wichtige Messgeräte im Überblick Bei der Auswahl des richtigen Messgeräts oder -moduls ist es von Vorteil, sich darüber klar zu sein, um welchen Grundtyp es sich handelt. immer wieder neu erfasst. Man spricht dabei von der Darstellung im Zeitbereich (Time Domain). Darüber hinaus sind viele Oszilloskope in der Lage, kurze einmalige Ereignisse, wie einen einzigen Impuls, abzubilden. Es erfolgt eine einmalige Erfassung und dauerhafte Speicherung. Man spricht vom Single- oder One-Shot-Modus. Universelle Messgeräte und -module sind zwar vielseitig zu gebrauchen, aber auf eine einzige physikalische Größe fixiert. Innerhalb dieser Beschränkung sind sie aber sehr flexibel und insofern universell. So vermag das bekannteste universelle Messgerät, das Oszilloskop, im Grunde nur Spannungen anzuzeigen, dies können aber kleine bis große Gleich- oder Wechselspannungen auch sehr hoher Frequenz sein. Man sieht die Kurvenform, sodass die Messgröße im Wesentlichen auf einen Blick erfasst werden kann. Lange Zeit gab es Oszilloskope nur mit Kathodenstrahlröhre (Analog Real-Time Scope, ART). Die grundsätzlichen Ausführungsformen waren Einstrahl-, Zweistrahl- und Zweikanalgerät (ein Elektronenstrahl wird für zwei Kanäle genutzt). Das Zweikanal-Scope bietet das beste Verhältnis von Messmöglichkeiten zum Preis, besitzt allerdings auch die meisten Bedienelemente. Denn hier gibt es die Betriebsarten „Alternate“ und „Chopper“. In der ersten schreibt das Oszilloskop einen kompletten Schwingungszug des einen Signals, dann einen kompletten Schwingungszug des zweiten Signals usw. In der zweiten erfolgt das Umschalten mit einer festen Frequenz von beispielsweise 50 kHz. Das bekannteste Multifunktionsgerät ist das Multimeter. Multifunktionalität liegt im Trend. So gibt es multifunktionale Oszilloskope, wie den MEphisto. Oder das sogenannte Messlabor, ein Modul, das in entsprechender Auslegung sowohl analoge wie digitale Eingangsgrößen verarbeiten kann. Weiter gibt es eine ganze Reihe von speziellen Messgeräten und -modulen. Bekannte Vertreter sind die Wärmebildkamera und das Impuls-Reflektometer für die TDR. 2.1 Das Oszilloskop Das mit Abstand wichtigste Auswahlkriterium eines analogen Scopes ist die 3-dBBandbreite. Dies ist eine Frequenzabgabe, und bei dieser Frequenz wird eine Spannung mit einem Fehler von -3 dB entsprechend -29 % angezeigt. Dieser „krumme“ Wert ist so populär, weil mit ihm ein Leistungsfehler von 50 % verbunden ist (denn -29 % bei der Spannung bedeutet auch -29 % beim Strom bzw. die Leistung ist proportional zum Quadrat der Spannung). Das Oszilloskop (kurz: Scope) kann eine kontinuierliche Wechselspannung abbilden, indem es dieses in regelmäßigen Zeitabständen, immer an der gleichen Stelle beginnend, Digitale Oszilloskope speichern das digitalisierte Signal und können daher auch einmalige Vorgänge leicht erfassen. Man braucht nur den Speicherinhalt „einzufrieren“. Gegen- Einzelgeräte besitzen meist wenige Kanäle. Module (in Standalone-Ausführung mit Gehäuse oder als Steckkarte) bieten eine mittlere bis hohe Kanalanzahl. Messtechnik fängt mit ME an. 8 www.meilhaus.de über analogen Scopes sind weitere interessante Features möglich, wie erweiterte Triggermöglichkeiten (Pre- und Post-Trigger, Slew-Rate-Trigger, Pulsbreiten-Trigger, Logik-Trigger), diverse mathematische Operationen (etwa die Addition, Subtraktion oder Integration zweier Signale oder die schnelle Fourier-Analyse), numerische Ausgabe von Werten, Zoom, Cursor und PC/DruckerAnschluss. DSOs sind sehr komfortabel und besitzen meist zwei Kanäle. Signalaufzeichnungen können gespeichert und somit später analysiert, archiviert, ausgedruckt oder versendet werden. Hier beginnt die Aufzeichnung nicht erst mit dem Triggerimpuls, sondern es wird permanent in den Speicher eingelesen. Das macht u.a. die Pre-Triggerung möglich: Ein Stück „Trigger-Vorgeschichte“ kommt mit zur Aufzeichnung – beim Analoggerät unmöglich. Signale lassen sich beim DSO spielend leicht mit einem Cursor vermessen und einzeln oder gemeinsam darstellen und vergleichen. Auch hier muss man zwischen verschiedenen Grundtypen unterscheiden: • Digital Storage Oscilloscope (DSO) • Digital Phosphor Oscilloscope (DPO) • Sampling Oscilloscope Wichtig bei DSOs ist u.a. die Abtastrate (MS/s, Mega-Samples pro Sekunde). Man unterscheidet zwei Abtastmethoden: Stark verbreitet ist das DSO als Tischgerät mit eigenem Display oder als PC-Zusatz (USB Scope). Die Arbeitsweise ist seriell, auf Eingangsverstärker und Analog/DigitalWandler folgt ein De-Multiplexer zur Aufbereitung des Signals für den ersten Speicher (Acquisition Memory). Der Mikroprozessor kann diesen Inhalt nun für den zweiten Speicher aufbereiten (Display Memory). Das Signal wird fortlaufend gespeichert. Der Mikroprozessor rechnet gewissermaßen das digitalisierte Signal in entsprechende Bildschirmsignale um. • Echtzeit-Sampling (Real-Time oder Native Sampling) • periodisches Sampling (Repetitive Sampling) Beim Echtzeit-Sampling erfolgt die vollständige Abtastung während einer einzigen Signalperiode. Hierbei ist die Abtastrate größer als die doppelte Signalfrequenz, wie es die Theorie für eine fehlerlose Abtastung verlangt. Da auf dem Bildschirm nicht eine Anreihung von Punkten, sondern ein durchgehender Signalzug erscheinen soll, werden die Signalproben durch den Mikroprozessor zu einem Signalzug verbunden (interpoliert). Möglich sind zwei Interpolationsarten: • Sinus-Interpolation (sin oder sin x/x) Der Mikroprozessor geht von einem Sinussignal aus und verbindet mit entsprechend geschwungenen Linien. Dieser Modus wird praktisch oft verwendet. Ist die Abtastrate etwa dreifach größer als die Signalfrequenz, genügt das oft. • Lineare Interpolation (lin) Die „Mainstream“-DSOs der Serie Rigol DS2000A und MSO2000A sind vollgepackt mit innovativer Technologie und starken Spezifikationen für breitgefächerte Einsatzbereiche. Messtechnik fängt mit ME an. Die Punkte werden durch gerade Linien verbunden. Dies ist vorteilhaft bei Impulsen. Die Abtastrate sollte zehnfach höher als die Impulsfrequenz sein. 9 www.meilhaus.de Beim periodischen Sampling werden Signalproben von mehreren aufeinanderfolgenden Perioden genommen. Daher auch die häufig anzutreffende Bezeichnung Equivalent-Time Sampling (ETS). Ein spezieller Generator sorgt dafür, dass die Abtastung an definierten Stellen erfolgt. Daher kann die Abtastrate geringer als die Signalfrequenz sein. Auch hier unterscheidet man zwei Arten: DSOs können den Zweikanalbetrieb grundsätzlich mit zwei Methoden bewältigen: • Zufälliges Sampling (Random EquivalentTime Sampling) • Simultanbetrieb (simultanes Sampling auf beiden Kanälen) Die Abtastpunkte werden zufällig verteilt. Bei jeder Abtastung wird der zeitliche Abstand zum Triggerpunkt (z.B. Nulldurchgang des Messsignals) registriert und auf dieser Grundlage die Darstellung organisiert. Vorteil: keine Verzögerungsstufe erforderlich Hier sind die Kanäle zunächst völlig unabhängig und besitzen je einen A/D-Wandler, dies ist vergleichbar mit dem analogen Zweistrahl-Scope. • Multiplexbetrieb (Nacheinander-Abtasten der Kanäle) Es erfolgt ein ständiges Umschalten durch den Multiplexer, dies ist vergleichbar mit dem analogen Zweikanal-Oszilloskop. Im ersten Fall halbieren sich die Nennabtastraten im Zweikanalbetrieb, was sich in einer Reduzierung der Bandbreite niederschlägt. • Sequentielles Sampling (Sequential Equivalent-Time Sampling) Aber DSOs haben gegenüber dem klassischen Scope nicht nur Vorteile. So bieten sie keinen Echtzeitbetrieb, denn das zweimalige Speichern und die Verarbeitung im Prozessor benötigen Zeit. Weiter ist die Gefahr von Fehlmessungen höher, denn es gibt vielfältigere Kombinationen von Signalart und Einstellungen, und bei zu hoher Signalfrequenz ist eine völlig falsche Darstellung möglich. Es wird bei jeder Triggerung nur ein Abtastpunkt erfasst. Dieser verschiebt sich von Periode zu Periode etwas. Ist die Anzahl der erfassten Werte groß genug, lässt sich so in unveränderter Reihenfolge das Signal rekonstruieren. Vorteil: höhere Auflösung und Genauigkeit Auch bildet das übliche DSO mit stets gleicher Intensität ab, man kann also nicht wie beim Analog-Scope aus der Helligkeit der Darstellung eines Störsignals auf die Häufigkeit seines Auftretens in der Zeit schließen. Außerdem ist der frequenzabhängige Fehler nicht eindeutig definierbar, sondern stark vom Modell abhängig. Zusammengefasst: • Vorteile: qualifizierte Erfassung und Speicherung auch aperiodischer Signale, leichtes Ablesen (oft mit automatisierter Cursorfunktion), erweiterter Funktionsumfang (Analysesoftware für beispielsweise Anstiegszeit, Impulsbreite, Amplitude, Frequenz usw., automatische Einstellung auf ein unbekanntes Signal, mathematische Funktionen, Frequenzspektrendarstellung, Statistiken), bequeme Auswertung, preislich attraktiver Ideal für Service und Wartung: Dieses Keysight Hand-DSO ist auch noch Multimeter und Datenlogger. Messtechnik fängt mit ME an. 10 www.meilhaus.de • Nachteile: kein Echtzeitbetrieb, Bildschirm leuchtet nicht nach, was die Auswertung gestörter oder komplexer Signale erschwert, Fehldarstellung möglich, genaue Information zum Frequenzverhalten erforderlich (Testberichte, eigener Test mit Messgenerator) Wegen der jeweiligen Vor- und Nachteile sind Kombigeräte (ART/DSO) durchaus sinnvoll. Das Pen Scope ist Einkanal-Oszilloskop und Tastkopf in einem Gerät. Multifunktionalität ist im Aufschwung. Universelle Messgeräte werden heute dank kostengünstiger digitaler Signalverarbeitung so aufgewertet, dass man sie auch als multifunktionell bezeichnen könnte. So findet sich das FFT-Feature auch in vielen digitalen Oszilloskopen. Und manche DSOs wiederum verfügen über zusätzliche Logikeingänge, die sich auf bestimmte Logikfamilien einstellen lassen. Diese sogenannten Mixed-SignalOszilloskope (MSOs) unterscheiden dann nur die Zustände H, L und undefiniert, arbeiten also auch wie Logikanalysatoren. • USB-Mini-Scope (Pocket Scope) Es passt etwa in Hemd- oder Hosentasche. Der Eingang ist als Buchse ausgeführt; man benötigt also einen Tastkopf. Es gibt zwei Varianten: - mit USB-Stecker, Vorteile: Kleinheit, meist kein USB-Kabel erforderlich, Messsystem mit mehreren Scopes leicht möglich, Nachteil: keine hohe Leistungsfähigkeit - mit USB-Buchse, Vorteile: Kleinheit, zwei Kanäle und/oder diverse Zusatzfunktionen möglich, Nachteil: Kompromiss zwischen Scope-Leistungsfähigkeit und ZusatzFeatures wahrscheinlich Das USB Scope kann man sich als vollwertiges DSO vorstellen, welches zwei besonders teure Komponenten, nämlich den Bildschirm und das Bedienfeld, in einen Computer verlagert. Dabei lassen sich auch wesentliche Funktionen im Rechner verwirklichen, was weitere Einsparungen beim eigentlichen Scope bedeutet. Der Universal Serial Bus (USB) befeuerte als sehr gut geeignete Schnittstelle die Entwicklung solcher Zusätze, welche sich heute in einem sehr breiten Typenspektrum zeigen: • USB-Standard-Scope Die meisten USB Scopes zeigen sich in Gehäusen mit 150 bis etwa 200 m maximaler Kantenlänge aus Kunststoff oder Metall. Die Leistungsfähigkeit der USB-StandardOszilloskope variiert in einem weiten Bereich, erreicht aber keine Spitzenwerte. Nicht wenige dieser Geräte sind sehr preiswürdig. Es kann keine bis reichhaltige Zusatz-Features geben. • USB-Hand-Scope (Pen Scope) Es hat die Form eines großen Tastkopfs – man braucht nun einen solchen nicht mehr, ein klarer Vorteil nicht nur preislich, sondern auch technisch, denn die störende Kabelkapazität fällt weg. Die Leistungsfähigkeit dieser Scopes kann beachtlich sein. Vorteile: Kleinheit, kapazitätsarme Messung, beachtliche Scope-Performance möglich Nachteile: Vorteiler nicht möglich, verbaute Messstellen schwer zugänglich, begrenzte Leistungsfähigkeit/Funktionen Messtechnik fängt mit ME an. • USB-Profi-Scope (Highend Scope) Hier wird an Leistungsfähigkeit nicht gespart, Mindestanforderungen sind 100 MS/s native, 1 GS/s repetitive, schirmendes Metallgehäuse, vier Trigger-Betriebsarten, komfortable Speichermöglichkeiten, ausgedehnte mathematische Möglichkeiten (z.B. echter Mittelwert oder Klirrfaktor) 11 www.meilhaus.de 2.2 Der Spektrumanalysator Was das Scope im Zeitbereich (Time Domain) ist, das ist der Spectrum Analyzer im Frequenzbereich (Frequency Domain). Die horizontale Achse repräsentiert hier nicht die Zeit, sondern die Frequenz. Warum ein solches Gerät? Die Darstellung im Zeitbereich ist zwar sehr transparent, denn sie zeigt das Signal wie es ist. Allerdings taugt sie nicht dazu, bei einem vermeintlichen Sinussignal die Abweichung von der idealen Sinusform für die Praxis ausreichend genau einzuschätzen. Der Spektrumanalysator ist Spezialist auf diesem Gebiet. Die USB-Scope-Serie PicoScope 3000 umfasst Modelle mit zwei oder vier Analogkanälen sowie Mixed-Signal-Modelle mit 16 Logikkanälen für die Analyse gemischter Schaltungen (analog/digital). Stellt sich die Frage: Herkömmliches DSO oder USB Scope? Die Entscheidung hängt sehr von individuellen Gegebenheiten ab. Das Standalone-DSO ist spannungsfester als das USB Scope und schnell betriebsbereit. Es ist meist mit der Überspannungskategorie CAT II, d.h. einsetzbar bis zu Verbrauchern an 230-V-Steckdosen, spezifiziert. Bei USB Scopes ist eine CAT-Spezifizierung die Ausnahme. USB Scopes sollten aber durch Neuentwicklungen und mit Minicomputern (ohne Festplatte) als Partner an Attraktivität gewinnen. Die schlanken Bauformen (Pen, Pocket) faszinieren durch ihre Kleinheit und können mit erstaunlich guten Leistungen überzeugen. Signaldarstellung im Zeit- und im Frequenzbereich (Quelle: W. D. Schleifer) Grundsätzlich gilt: Theoretischer Hintergrund: Ein Sinussignal vereint all seine Energie quasi in einer Frequenz. Legt man es an den Eingang eines Empfängers, kann es mit diesem nur nachgewiesen werden, indem man ihn auf genau diese Frequenz einstellt. Alle vom idealen Sinus abweichenden Signalformen lassen sich durch die Überlagerung (Addition) mehrerer (bis theoretisch unendlich vieler) idealer Sinussignale verschiedener Frequenz und Amplitude erzeugen. Eine sehr gute Rechteckform gelingt beispielsweise durch Addition von elf reinen Sinussignalen. Legt man dieses Rechtecksignal an den Eingang eines Empfängers, so lässt es sich auf elf Frequen- • Hauptkriterium beim analogen Scope ist die Bandbreite. • Hauptkriterium bei der vertikalen DSOAuflösung ist die Bitbreite, während Bandbreite, Sampling Rate und Speichertiefe (Recordlength) die horizontale Auflösung kennzeichnen. Achtung! Die Speichertiefe, also die maximale Anzahl der speicherbaren Messwerte, wird oft unterschätzt. Sie ist wichtig, weil sie zusammen mit der Sampling Rate das mögliche horizontale Zeitfenster bildet. Messtechnik fängt mit ME an. 12 www.meilhaus.de zen nachweisen. Genau das leistet ein Spektrumanalysator. Er funktioniert im Prinzip wie ein Empfänger, der automatisch einen breiten Frequenzbereich absucht und die gefundenen Sinussignale darstellt: vertikal mit der Amplitude und horizontal mit der Frequenz. Es gibt Spektrumanalysatoren, die beide Messmethoden − das klassische hardwarebasierte Empfängerprinzip und die softwarebasierte FFT − bieten. Die FFT ist eine relativ günstige Alternative zu den auf der Überlagerung basierenden Geräten, die in Bezug auf nutzbaren Frequenzbereich, Genauigkeit und Messdynamik mehr begrenzt sind. Die beiden grundsätzlichen Auswahlkriterien eines Spectrum Analyzers sind • Einsatzbandbreite und • Eigenrauschen. Das Eigenrauschen (Displayed Average Noise Level, DANL) ist das Maß für die Empfindlichkeit. Spektrum eines 1-kHz-Rechtecksignals. Links die sogenannte Grundwelle, daneben die sogenannten Oberwellen. Der Abstand untereinander ist stets 2 kHz. Alle Oberwellen sind ungeradzahlig. Oberwellen mit der doppelten, vierfachen... Frequenz der Grundwelle (also geradzahlige) existieren hier nicht. (Quelle: Wikipedia) Hinzu kommt die • Auflösungsbandbreite (Resolution Band With, RBW) Das ist der kleinste Frequenzabstand, den zwei benachbarte Signale gleicher Amplitude haben dürfen, damit je eine MaximaBestimmung möglich ist. Die RBW wird durch die Filterkurven der Bandpässe bestimmt und kann zwischen 1 Hz und 10 MHz oder mehr liegen. Besonders in der Funkpraxis ist es sehr wichtig, möglichst „reine“ Sinussignale, also solche mit möglichst geringem Oberwellenanteil, zu erzeugen, um andere Anwendungen mit den Oberwellen nicht zu stören. Nur ein Spektrumanalysator zeigt genau alle in einem Signal enthaltenen Frequenzen. Es gibt Analysatoren nach dem Prinzip des Überlagerungsempfängers und nach dem Prinzip der Fourier-Analyse. Dahinter steckt nichts weiter als die Mathematik, welche die Zusammensetzung jeder beliebigen Signalform aus einzelnen Sinussignalen beschreibt. Lässt man diese vom Computer/ Mikroprozessor ausführen, spricht man von diskreter Fourier-Transformation (DFT). Hier ist der Aufwand an Rechenschritten hoch, wächst quadratisch mit der Auflösung! Die Serie DSA1000 umfasst leistungsfähige, preiswerte und portable Spektrumanalysatoren in einem kompakten Design. Der Frequenzbereich reicht von 9 kHz bis 2 oder 3 GHz, der DANL herab bis zu -138 dBm. Daher entwickelte man einen schnelleren Algorithmus, die Fast-Fourier-Transformation (FFT). Damit war der Weg frei für die softwarebasierte Fourier-Analyse. Messtechnik fängt mit ME an. 13 www.meilhaus.de übersichtliche und robuste Aufbau, die hohe Preiswürdigkeit, die komfortable Bedienung und Ablesung, die geringere Beeinflussung des Messobjekts, mögliche Schutzschaltungen gegen Überlast und Verpolung sowie die mögliche Auto-Range- und/oder Data-HoldFunktion. Tischgeräte sind Handgeräten in punkto Messbereiche und vor allem Genauigkeit deutlich überlegen. 2.3 Das Multimeter Multifunktionsgerät Nummer 1 ist das Multimeter. Es misst mindestens Gleich- und Wechselspannung, Gleich- und Wechselstrom sowie Widerstände. Bei den Wechselgrößen sollte man den Frequenzbereich beachten, er ist oft recht begrenzt (z.B. 50...400 Hz). Bei einfachen Multimetern stimmt die Anzeige auch nur bei Sinusform. Damit ein Computer Multimeterdaten erhalten und verarbeiten kann, besitzen immer mehr Digitalmultimeter eine PCAnschlussbuchse. Mitgeliefert wird eine Software, welche digitale und analoge Anzeige sowie weitere Informationen auf den Bildschirm zaubert. Viele Multimeter leisten mehr: Temperaturund Kapazitäts- sowie Induktivitäts- oder Schallpegelmessung. Hochwertige Geräte verfügen über eine True-RMS-Funktion. Diese ermöglicht die genaue Messung auch von nichtsinusförmigen Wechselspannungen. Die Buchstaben RMS stehen für das hier verwendete Messprinzip (Root Mean Square − Effektivwertermittlung durch Quadrieren und Radizieren). Messgeräte werden entsprechend verschiedener Sicherheitskategorien hergestellt: • CAT I für Messungen an Geräten, die entweder batteriebetrieben sind oder über einen eingebauten Trafo zur galvanischen Netztrennung verfügen • CAT II für Messungen an Geräten, die über einen Netzstecker mit dem Stromnetz verbunden sind • CAT III für Messungen in der Hausinstallation und bei fest installierten Geräten • CAT IV für Messungen an der Quelle der Nieders pannungsi nstallati on ( EVUÜbergabepunkt und im Freien) Dank 190 Messungen pro Sekunde und einem leuchtstarken OLED-Display bringt das Keysight 34450A eine neue Qualität in den Bereich der Digitalmultimeter. 2.4 Der multifunktionale MEphisto Das MEphisto Scope ist ein speziell für Ausbildungs- und mobile Zwecke entwickeltes überaus vielseitiges USB-Kombi-Scope. In erweiterter Funktion ist es auf einen PC nicht mehr angewiesen und speichert auf eine SDKarte. Analogmultimeter benötigen in passiver Ausführung keine Batterie und übertrumpfen Digitalmultimeter, wenn es um die Erfassung der Tendenz eines sich ändernden Messwerts geht: Spannungs- oder Stromschwankungen werden durch das Wandern des Zeigers optimal sichtbar gemacht. Außerdem können sie Wechselspannungen meist in einer hohen Frequenzbandbreite (z.B. 500 kHz) messen. Das MEphito Scope bietet folgende Funktionen (Module): • duales AC/DC-Voltmeter mit analoger und digitaler Anzeige • analoger und digitaler Datenlogger • Logikanalysator mit 16 Kanälen für CMOS Digitalmultimeter haben in der Regel Messbereiche von 200 mV bis 1000 V und von 20 µA bis 20 A. Ihre Vorteile sind der relativ Messtechnik fängt mit ME an. 14 www.meilhaus.de • Zweikanal-Präzisionsoszilloskop • Spektrumanalysator (FFT) • digitale I/O-Schaltbox (Input/Output) für bis zu 24 TTL-Leitungen 2.5 Das „Messlabor“ Messlabor nennt man ein preiswertes, aber komplettes PC-Zusatzgerät für den USB. Für einfache bis ambitionierte Mess- und Steuervorgänge ist es die optimale Alternative zu Standalone-Lösungen. Man kann u.a. Gleichwie Wechselspannungen messen (z.B. bis 500 kHz). Damit hat man gewissermaßen sieben Funktionen in einem Gehäuse. Man wählt einfach die gewünschte Funktion per Mausklick aus dem Hauptmenü. So ein Mini-Messlabor eignet sich besonders gut für Ausbildung oder Experimente. Es bietet beispielsweise folgende Möglichkeiten: • acht Single-ended oder vier differentielle Analogeingänge • 12-Bit-A/D-Wandlung mit 1,2 oder 8 kS/s für maximal 4000 Werte • programmierbare Eingangsbereiche • zwei Analogausgänge • 32-Bit-Ereigniszähler • 24 Digital-I/O-Kanäle, erweiterbar • vier diskrete Digital-I/O-Kanäle auf Schraubklemmen Die Software läuft unter Windows und erlaubt die einfache Installation sowie Kalibrierung und Test. Dem kompakten MEphisto sieht man seine Vielseitigkeit zunächst nicht an. Messtechnik fängt mit ME an. 15 www.meilhaus.de 3 DC-Messwerterfassung Zur Erfassung von Gleichgrößen nutzt man meist Digitalmultimeter. Sie sind in punkto Preis/Leistung unschlagbar. Eine Langzeiterfassung gelingt ebenfalls sehr preiswert mit Datenloggern. Soll die Messgröße nicht abgelesen, sondern weiterverarbeitet werden, kommt z.B. das „Messlabor“ zum Einsatz. Beispiel Transistorstufe: Messung an einem 2,7-kOhm-Widerstand, der an einer Quelle mit 9 V Urspannung und 3,3 kOhm Innenwiderstand liegt: • Spannungsabfall an 2,7 kOhm unbelastet: 4,05 V • Spannungsabfall an 2,7 kOhm, mit 1 MOhm belastet: 4,044 V • Spannungsabfall an 2,7 kOhm, mit 10 MOhm belastet: 4,0496 V 3.1 Multimeterauswahl Achten Sie auf die Sicherheits-Kategorie. Zu empfehlen ist CAT III, denn damit sind auch Messungen direkt in der Hausinstallation möglich. Bei passiven Analogmultimetern wird der Eingangswiderstand in kOhm/V angegben, da er sich proportional zum eingestellten Bereich verhält. Beispiel für 15 kOhm/V: Wertvoll sind Kapazitäts- und möglichst noch Induktivitätsmessmöglichkeit. Denn diese Größen sind ansonsten nur mit speziellen, teueren Messinstrumenten oder Hilfsschaltungen erfassbar. • Eingangswiderstand im Bereich 1,5 V: 22,5 kOhm • Eingangswiderstand im Bereich 5 V: 75 kOhm • Eingangswiderstand im Bereich 15 V: 225 kOhm Der Eingangswiderstand eines aktiven analogen Multimeters oder Digitalmultimeters sollte 10 MOhm betragen. Achtung: Bei passiven Analogmultimetern ist der kleinste Bereich nicht immer der optimale. Denn infolge der geringeren Belastung in einem höheren Bereich kann dort die Anzeige genauer sein, auch wenn der absolute Gerätefehler natürlich größer ist. Die Anzeigetoleranz von Digitalmultimetern wird als Gerätefehler in Prozent und Digits angegeben. Beispiel: 0,5 %/2 Digits bis 200 V DC, 2 %/5 Digits bei 10 A. Höchste Anzeigegenauigkeit bieten Tischinstrumente. 3.2 Spannungsmessung mit dem Multimeter Analogmultimeter wie handliche Digitalmultimeter weisen Gerätefehler im Bereich 1 bis 3 % auf. Beim Digitalmultimeter mit seinem bereichsunabhängigen Eingangswiderstand gilt es, immer den kleinstmöglichen Messbereich zu wählen. Ein Beispiel zeigt, warum: Bei einer Spannungsmessung muss prinzipiell der Eingangswiderstand des Messgeräts beachtet werden, da er eine zusätzliche Last verkörpert und somit einen Messfehler verursacht. Bei aktiven Analog- oder Digitalvoltmetern beträgt der Eingangswiderstand 1 MOhm oder 10 MOhm und ist daher meist vernachlässigbar. Messtechnik fängt mit ME an. • zu großer Messbereich Die Spannung 1 V wird im 20-V-Bereich eines Multimeters mit vier Stellen gemessen. 16 www.meilhaus.de Dabei gilt: - Auflösung 10 mV, da MessbereichsEndwert 1,99 V - absoluter Gesamtfehler = 30 mV + 10 mV = 40 mV - prozentualer Gesamtfehler = 0,04 V/1 V = 4% - Toleranz 1,5 % vom Messbereich, also 0,015 x 20 V = 0,3 V = 300 mV - Auflösung 10 mV, da MessbereichsEndwert 19,99 V - absoluter Gesamtfehler = 300 mV + 10 mV = 310 mV - prozentualer Gesamtfehler = 0,31 V/1 V = 31 % Die gemessene Spannung liegt im Bereich 960 mV bis 1,04 V. Die gemessene Spannung liegt im Bereich 690 mV bis 1,31 V. 3.3 Direkte Strommessung mit dem Multimeter • korrekter Messbereich Die Spannung 1 V wird im 2-V-Bereich eines Multimeters mit vier Stellen gemessen. Beim direkten Strommessen muss das Messgerät in eine Leitung eingefügt werden. Man muss also eine Verbindung auftrennen, sei es durch Stecken, Schrauben oder Löten. Das ist oft von Nachteil. Besitzt der Stromkreis jedoch einen Schalter mit zugänglichen Anschlüssen, kann man einfach zwischen diesen messen. - Toleranz 1,5 % vom Messbereich, also 0,015 x 2 V = 0,03 V = 30 mV - Auflösung 1 mV, da Messbereichs-Endwert 1,999 mV - absoluter Gesamtfehler = 30 mV + 1 mV = 31 mV - prozentualer Gesamtfehler = 0,031 V/1 V = 3,1 % Zu beachten ist hier der Innenwiderstand des Messgeräts, der in einem einfachen Stromkreis den Stromfluss zusätzlich hemmt und somit einen Messfehler verursacht. Dieser ergibt sich aus dem Verhältnis von Innenwiderstand zu Widerstand im Stromkreis. Beispiel: Die gemessene Spannung liegt im Bereich 997 mV bis 1,03 V. • Innenwiderstand des Messgeräts 0,1 Ohm • Widerstand im Stromkreis 22 Ohm • Fehler 0,1/47 = 0,0045 bzw. 0,45 % Das Beispiel zeigt deutlich, dass im Wesentlichen die Toleranz die Ursache des Unterschieds ist. Der jeweils durch die Auflösung verursachte Fehler ist gering. Er würde sich aber verzehnfachen, wenn das Multimeter nur drei Stellen hätte: 3.4 Indirekte Strommessung mit dem Multimeter Hierbei erfolgt zuerst die Messung des Spannungsabfalls über einem bekannten Widerstand in der betreffenden Leitung und dann die Errechnung des Stroms. So vermeidet man das Auftrennen des Stromkreises. Mit einem batteriebetriebenen Multimeter ist • korrekter Messbereich, nur drei Stellen Die Spannung 1 V wird im 2-V-Bereich eines Multimeters mit drei Stellen gemessen. - Toleranz 1,5 % vom Messbereich, also 0,015 x 2 V = 0,03 V = 30 mV Messtechnik fängt mit ME an. 17 www.meilhaus.de diese Methode problemlos möglich, da das Messgerät „schwimmend“ ohne Verkopplungsgefahr eingesetzt werden kann. Normsignal-Logger dienen vor allem zur Spannungs- und Stromüberwachung, typisch für 0...20 V und 0...20 mA. Erweiterungen gestatten speziellere Einsätze. Unter Beachtung des Eingangswiderstands bzw. Innenwiderstands erfolgt die Anwendung wie bei einem Multimeter. Die Programmierung erfolgt vom PC aus. Zu beachten ist wieder der Eingangswiderstand des Messgeräts, der nun den Stromfluss erhöht und somit einen Messfehler verursacht. Es sind die Betrachtungsweisen wie bei der Spannungsmessung anzuwenden. Beispiel: Mini-Datenlogger, auch USB Logger genannt, haben ein kleines Format und wahlweise interne oder externe Sensoren zum Aufzeichnen verschiedener Messgrößen. Sie sind vielseitig einsetzbar. • Messung über 22-kOhm-Widerstand • Eingangswiderstand 1 MOhm • Ergebnis 1,25 V Die grundsätzliche Vorgehensweise beim Einsatz eines Datenloggers: Gemessen wurde über der Parallelschaltung 22 kOhm/1 MOhm, also über 21,53 kOhm. Ohne Messgerät betrüge die Spannung daher 1,25 V x 22 kOhm/21,53 kOhm = 1,277 V. Dies entspricht einem Strom von 1,277 V/22 kOhm = 58,06 µA. • Konfigurieren mit der mitgelieferten Software • Platzieren (Anbringen am Messort, Einfügung in Schaltung) • Auslesen der Daten • Darstellen der Daten 3.5 Pegelerfassung mit dem Datenlogger Ein Datenlogger nimmt prozessorgesteuert Datenproben in einem bestimmten Rhythmus über eine Schnittstelle auf und legt sie in einem Speicher ab. Diese Informationen lassen sich zur Auswertung aufbereiten (Diagramm). Datenlogger zeichnen beispielsweise Temperaturen, Spannungen und Beschleunigungen über längere Zeiträume auf. Dies erfolgt über eine herstellerabhängige Schnittstelle. Intern ist diese, wenn der Datenlogger mit einem Sensor eine Einheit bildet. Jeder Datenlogger verfügt aber über mindestens eine externe digitale Schnittstelle, wie RS232, CAN oder USB. So klein kann ein Datenlogger sein. Darüber oder über Industrieklemmen können externe Geräte oder Sensoren als Datenlieferanten angeschlossen werden. Und über diese Zugänge wird ein Datenlogger in der Regel auch für seinen Einsatz konfiguriert (Startund Endzeit, Messintervalle). 3.6 Spannungsmessung mit dem „Messlabor“ Ein Messlabor bietet mehrere analoge Eingänge. Hierbei ist es möglich, diese als unsymmetrische (massebezogene, singleended) oder symmetrische (Differenz-) Eingänge zu konfigurieren. Ein Differenzeingang wird dabei aus zwei Single-endedEingängen gebildet, sodass sich mit beispielsweise acht dieser Eingänge vier diffe- Der Speichervorgang kann in genauen zeitlichen Abständen erfolgen oder jeweils im Moment der Datenerzeugung. Stets erfolgt er vollautomatisch. Messtechnik fängt mit ME an. 18 www.meilhaus.de rentielle Analogeingänge schaffen lassen. Die Eingangsbereiche sind jeweils programmierbar für höchste Genauigkeit und optimale Messwerterfassung. Der Eingangswiderstand beträgt meist 1 MOhm. 3.7 Messverstärker und -umformer Viele Messsignale sind zu klein für eine direkte Auswertung. Dies trifft insbesondere auf die DC-Signale diverser Sensoren zu. Eine definierte, störsichere Verstärkung ist unumgänglich. Hierfür werden universelle und spezielle Messverstärker angeboten, letztere etwa für Kräftemessungen oder Dehnungsmessstreifen (DMS). Grundsätzlich besitzt auch ein „Messlabor“ einen Gerätefehler. Daneben wird oft ein Nullpunktfehler angegeben. Bei manchen Modellen ist zu beachten, dass bei Anschluss einer Quelle ein im Eingang entstehender Ruhestrom fließt. Er verursacht je nach Innenwiderstand der Quelle einen zusätzlichen Nullpunktfehler. Dieser kann sich kompensierend oder verstärkend auf den bereits bestehenden auswirken. Messverstärker unterscheiden sich von anderen Verstärkern oft durch: • sehr hohe Langzeitstabilität und Temperaturunabhängigkeit der Kennwerte • sehr hohe Unabhängigkeit der Kennwerte von der Versorgungsspannung • robusten Aufbau zum Schutz von äußeren Einflüssen (Staub, Feuchtigkeit, Vibration, Störfelder) • einen Differenzeingang zur Eliminierung von Gleichtaktstörungen Ein reales „Messlabor“ hat beispielsweise. folgende Daten: • Eingangswiderstand 1 MOhm • Toleranz +/-0,1 % der Ablesung • +/-11 mV Nullpunktfehler • +/-0,87 mV/K Temperaturkoeffizient des Nullpunktfehlers • 2 µA Ruhestrom Eine ganz besonders hohe GleichtaktUnterdrückung (Common Mode Rejection) bieten sogenannte Instrumentationsverstärker, das sind spezielle Differenzverstärker. Mit diesen 2 µA würde bei einem Innenwiderstand der Quelle von 10 kOhm ein zusätzlicher Nullpunktfehler von 20 mV entstehen. Trennverstärker besitzen eine interne galvanische Isolation (optisch oder transformatorisch) zur Vermeidung von Störungen infolge galvanischer Verkopplungen, beispielsweise als „Brummschleife“, und zur Abblockungen hoher Gleichspannungen im Fehlerfall. Bei jedem „Messlabor“ erfolgt eine interne A/D-Wandlung, das Messergebnis wird also (auch) digital ausgegeben. Neben der analogen Messwerterfassung erlaubt ein solches Modul auch die Erfassung bereits digitalisierter Messwerte. Der typische Trennverstärker isoliert das Signal und auch die Versorgung. Messumformer dienen der Signalanpassung („Konditionierung“) bzw. Signalverarbeitung. Sie wandeln z.B. von symmetrisch auf unsymmetrisch oder umgekehrt oder setzen einen Strom in eine Spannung um. Ziel einer Das „Messlabor“ RedLab 204 bietet viele Messmöglichkeiten. Messtechnik fängt mit ME an. 19 www.meilhaus.de solchen Umsetzung ist immer der Erhalt eines Normsignals, wie 0...+/-10 V, 0...+/-20 mA oder 4...20 mA. Auch hier werden Qualitätsmaßstäbe wie bei den Messverstärkern angelegt. Die erforderliche hohe Qualität schlägt sich natürlich jeweils im Preis nieder. Widerstandsänderung kommt es an. Die praktische Anwendung behindern allerdings zwei Nachteile: • Jeder Sensor benötigt seine eigene Brücke. • Bei niederohmigen Sensoren wirkt sich der Leitungswiderstand störend aus. Bei Nutzung dieser Geräte und Module sollte man immer beachten, dass sich an Schnittstellen Spannungsteilungen ergeben, hervorgerufen durch Ausgangswiderstand der einen und Eingangswiderstand der folgenden Stufe. Anwendung der Whaetston-Brücke in der modernen Messtechnik. Hier führt ein 20 Milliohm höherer Widerstand des Sensors links oben zu 20 mV Eingangsspannung für den Instrumentationsverstärker IA. Kraftmess-/DMS-Verstärker vom Typ RedMU-DMS dienen zum Anschluss an DMSVollbrücken in Mehrleitertechnik. (Quelle: IOtech) 3.8 Die traditionelle Messbrücke und ihre Alternative Den zweiten Nachteil kann man durch die sogenannte Kevin Connection eliminieren, wobei die Versorgungsspannung gesteuert wird. Viele Sensoren basieren auf einer Widerstandsänderung. Eine solche Änderung lässt sich u.a. mit der traditionellen Whaetstonschen Messbrücke auswerten. Sie besteht in der Urform aus zwei gleichen Widerständen, einem variablen Widerstand mit Werteskala und dem unbekannten Widerstand. Mit dem variablen Widerstand bringt man die Brückenspannung auf null. Dann entspricht sein ablesbarer Wert dem des unbekannten Widerstands. Man erkennt leicht, dass dieses Verfahren keine widerstandsproportionale elektrische Größe liefert. Die Brückenspannung ist jedoch proportional der Widerstandsänderung, und genau das ist für die Anwendung in der Messtechnik mit Sensoren von Vorteil. Der absolute Wert des Sensorwiderstands spiel eine Nebenrolle, denn auf den Zusammenhang zwischen Messgröße und Messtechnik fängt mit ME an. Prinzip der Kevin Connection. An den Klemmen Vout und Vsense liegen Verstärkereingänge. (Quelle: IOtech) 20 www.meilhaus.de Als Alternative insbesondere für mehrere Sensoren hat sich die Anderson Loop etabliert. In ihrer einfachsten Form besteht sie aus einer Konstantstromquelle, dem zu erfassenden Widerstand und einem Spannungsmesser direkt darüber. Dessen Anzeige ist infolge des konstanten Stroms proportional zum Widerstand und auch unabhängig vom Leitungswiderstand der Schleife. Zum Beispiel mit 10 mA Konstantstrom folgt bei R = 68 (100, 150, 345 Ohm) U zu 0,68 (1, 1,5, 3,45) V. Nach diesem Prinzip werden allgemein oft Widerstände gemessen. Interessant daran ist, dass es sich leicht auf mehrere Sensoren ausdehnen lässt. Diese werden einfach in Reihe gelegt und erhalten ihre eigenen Spannungsmesser. Hierbei ist ein differentieller Eingang Voraussetzung. Das Prinzip stößt an seine Grenzen, wenn der Gesamtwiderstand der Sensoren so hoch wird, dass die Konstantstromquelle die für den Konstantstrom nun erforderliche Spannung nicht mehr aufbringen kann. Bei einer guten Konstantstromquelle liegt diese etwas unterhalb der Betriebsspannung. Ist zum Beispiel mit 12 V Betriebsspannung eine maximale Spannung von 10 V für den Konstantstrom von 10 mA möglich, so darf der Gesamtwiderstand der Sensoren niemals den Wert 10 V/10 mA = 1 kOhm überschreiten. Erreicht ein Sensor z.B. maximal 150 Ohm, so kann man bis zu sechs solcher Sensoren einsetzen (6 x 150 Ohm = 900 Ohm). Die Darstellung nur der Änderung des Widerstandswerts erfordert den Einsatz einer Referenz. Ein Operationsverstärker bildet die Differenz aus Referenz- und Messspannung. Schema der Anderson Loop, links die Stromschleife mit dem Sensor, unten eine mögliche Referenzanzeige, in deren Art sich weitere Sensoren einfügen lassen. 3.9 Der Dehnungsmessstreifen für Druck- und Zugmessung Eine typische Brückenanwendung ist die Druck- bzw. Zugmessung. Zur Indikation bieten sich Dehnungsmessstreifen (DMS, engl. Strain Gauge) oder piezoresistive Sensoren an. Sie sind einfach aufgebaut, kostengünstig und langlebig. Mit dem DMS lassen sich auch minimale Verdrehungen, Biegungen oder Zugkräfte auf Oberflächen messen. Ein resistiver DMS ist ein Flachwiderstand, der sich beugen oder biegen kann und dabei seinen Wert verändert. Drucksensoren sind entweder konditioniert oder nichtkonditioniert. Konditionierte Sensoren filtern und verstärken das Signal an Ort und Stelle. Mit nichtkonditionierten Sensoren geschieht dies erst innerhalb der folgenden Hardware. Wheatston-Brücke mit Kevin Connection und Kalibrierung (Quelle: IOtech) Messtechnik fängt mit ME an. Grundaufbau des Dehnungsmessstreifens (Quelle: Wikipedia/Meise) 21 www.meilhaus.de Baut man eine Wheatstone-Brücke mit einem (zwei, vier) DMS, so spricht man von einer Viertelbrücke (Halbbrücke, Vollbrücke). Mit der Anzahl der Dehnungsmessstreifen steigt die Genauigkeit. Alle drei Brückentypen eignen sich für folgende Anwendungen: Verstärkung ist unabdingbar und Filterung meist notwendig. Das Thermoelement erfordert eine sogenannte Kaltstellenkompensation, die früher mithilfe eines Eisbades erfolgte und heute per Software erledigt werden kann. Neben dem Eigenfehler (Herstellungstoleranz) sind folgende Hauptfehlerquellen bei Messungen möglich: • Erfassung axial wirkender Kraft (Ausdehnen oder Auseinanderziehen eines Werkstoffs) • Biegung (Erfassung der Streckung auf der einen und der Kontraktion auf der anderen Seite eines Werkstoffs) • Verdrehung eines Werkstoffs (Erfassung von Torsion bzw. Scherung) • Fehler bei der Kaltstellenkompensation • Fehler durch Offset (Nullpunktabweichung) • Fehler durch interne und externe Störungen Dehnungsmessstreifen benötigen einen Erregerstrom, den die Brücke/Loop automatisch liefert. Dadurch sind sie elektrisch störanfällig, was man jedoch durch kapazitive Beschaltung mindern kann. Von echtem Nachteil ist ihre Anfälligkeit für Temperaturschwankungen, Biegedehnung und Längsdehnung. Glasfasersensoren für DMS sind elektrisch passiv und daher nicht anfällig gegenüber elektromagnetischen Störungen. Der Kaltstellenkompensationsfehler ist nicht zu unterschätzen und setzt sich zusammen aus dem Fehler des zur Kompensation benutzten Temperatursensors, dem Fehler des angeschlossenen Geräts und dem Temperaturgradienten zwischen Kaltstelle und Temperatursensor. Dieser ist im Allgemeinen am größten und „schwankungsfreudigsten“. Anspruchsvolle Messgeräte nutzen daher hochpräzise Sensoren zur Kompensation. Der Kaltstellenkompensationsfehler kann durch eine Umgebungstemperaturschwankung beeinflusst werden. Ein Thermoelements solle daher in einer möglichst temperaturstabilen Umgebung eingesetzt werden. Manche Geräte haben einen einzigen Kaltstellenkompensationssensor für mehrere Kanäle. Je höher hier die Anzahl der Kanäle, umso anfällig ist das Gerät für Fehler aufgrund von Temperaturgradienten. 3.10 Temperaturmessung - ein weites Feld Die bekanntesten Temperatursensoren sind • Thermoelement (Thermocouple), • Widerstandsthermometer (Resistance Temperature Detector, RTD) • Thermistor und • Halbleitersensor. Da Thermoelemente sehr kleine Signale ausgeben, darf man Offset-Fehler nicht missachten. Geräte mit automatischem Nullabgleich sind daher sinnvoll. Erfolgt kein automatischer Nullabgleich, muss man genau beachten, wie sich der Offset-Fehler auswirkt. Grundsätzlich sollte das Messgerät regelmäßig kalibriert werden. Das Thermoelement ist robust, kostengünstig und benötigt keine extra Energieversorgung. Damit lässt sich ein großer Temperaturbereich erfassen. Empfindlichkeit und somit erreichbare Genauigkeit sind gering. Der Skalenfaktor liegt meist um 50 µV/K. 1 K Toleranz markiert die erreichbare Genauigkeitsgrenze. Die Ansprechzeit liegt unter 1 s. Die erzeugte Spannung ist proportional zum Temperaturunterschied zwischen dem Punkt, an dem die Temperatur gemessen wird und dem Punkt, an dem das Thermoelement an das Messgerät angeschlossen ist. Messtechnik fängt mit ME an. Störspannungen können vom Messgerät selbst (z.B. durch Rauschen oder Störspitzen auf der Versorgungsspannung) oder von der Umgebung (z.B. vom elektrischen Feld der Netzleitung) verursacht werden. Zur Vermeidung schaltet man Tiefpassfilter nach. 22 www.meilhaus.de Eine weitere Störquelle entsteht durch die Montage oder Lötung eines Thermoelements an ein leitendes Material oder die Platzierung in einer leitenden Flüssigkeit (wie Wasser!). Dies befördert Gleichtaktspannungen und Masseschleifen. Bei leitenden Materialien, die große Gleichtaktspannungen hervorrufen, ist Isolierung Pflicht! auf einem Kunststoff- oder Keramikträger. RTDs werden gemäß ihrem Nennwiderstand bei 0 °C bezeichnet, der bei Platin oft 100 oder 1000 Ohm beträgt. Am bekanntesten ist der Typ Pt 100. Thermokoppler-Eigenschaften sind heute standardisiert, s. http://srdata.nist.gov/its90/ main. Ein Buchstabe verrät den Grundtyp: Kennbuchstabe Metall J Eisen/Konstantan K Crom/Alu T Kupfer/Konstantan E Chrom/Konstantan R Pt/Pt mit 13 % Rh S Pt/Pt mit 10 % Rh N NiCrSi/NiSi Mg Temperaturbereich -210 bis +760 °C -270 bis 1370 °C -270 bis 400 °C -200 bis 1000 °C 0 bis 1700 °C 0 bis 1700 °C -270 bis 1300 °C Verschiedene RTDs (Quelle: Rössel Messtechnik) Die Anschlussdrähte eines RTDs sind einheitlich farblich gekennzeichnet. Der schwarze bzw. weiße Draht kommt an Masse. Der rote führt die (positive) Erregerspannung. Messgeräte bieten meist ähnliche Anschlusskonfigurationen für RTD-Messungen. Es können neben der simplen Zweidrahtanbindung auch Dreidraht- oder Vierdrahtanbindung für höhere Genauigkeiten möglich sein. Drei der populären metallummantelten Thermokoppler (Quelle: Gefran) Das RTD benötigt zwar einen Erregerstrom, arbeitet jedoch sehr präzise (linear) und bietet weitere gute Eigenschaften, wie hohe Stabilität über viele Jahre hinweg. Der Einsatztemperaturbereich erstreckt sich von -200 bis +500 °C. Die Ansprechzeit liegt typisch zwischen 2,5 bis 10 s, die erreichbare Präzision der Temperaturmessungen bei +/1,5 %. Man nutzt Metalle, die bei einer Temperaturveränderung auch ihren Widerstand verändern, wie Nickel (Ni), Kupfer (Cu) und − am häufigsten − Platin (Pt). Es gibt mehrere Aufbauarten. Das dominierende Dünnschichtelement besitzt eine sehr dünne Schicht Metall Messtechnik fängt mit ME an. Während bei der Zweidrahtmessung der Leitungswiderstand RL voll fehlerwirksam ist, wird sein Einfluss bei der Dreidrahtanbindung teilweise und bei der Vierdrahtanbindung völlig eliminiert. (Quelle: NI) 23 www.meilhaus.de Der Thermistor benötigt zwar eine Erregerspannung, glänzt aber mit sehr hoher Genauigkeit − auch aufgrund seiner kurzen Ansprechzeit − von bis zu +/-0,05 % und hoher Empfindlichkeit. Sein hoher Widerstand macht ihn anfällig für elektrische Störungen. Der Einsatztemperaturbereich ist etwa -100 bis +250 °C. Thermistoren sind mechanisch relativ empfindlich (zerbrechlich). Wie beim RTD ändert sich der Widerstand mit der Temperatur − beim PTC-Typ (Positive Temperature Coefficient) mit ca. 200 Ohm/K, beim NTC-Typ (Negative Temperature Coefficient) mit ca. -200 Ohm/K. Verwendet wird ein Metalloxid-Halbleitermaterial, eingeschlossen in einer Glas- oder Epoxidperle. Es sind Widerstandswerte zwischen 2 und 10 kOhm üblich. Bei der Temperaturmessung bevorzugt man NTC-Thermistoren. Der LM 335 ist ein einfacher analoger Halbleitersensor. Halbleitersensoren sind klein und leicht. Ausgenutzt wird die Tatsache, dass die Durchlassspannung einer Diode einen TK von etwa -2,3 mV/K (bei 1 mA) besitzt. Die Ausgangsgröße kann analog (Strom oder Spannung) oder digital (seriell) sein. Auch eine temperaturproportionale Frequenz ist möglich. Temperaturen zwischen etwa -50 und + 150 °C sind erfassbar. Nicht selten ist ein Mikrocontroller integriert, der die Messfehler des eigentlichen Halbleitersensors korrigiert. Die Bauformen von Thermistoren erinnern oft an andere Bauelemente, wie Widerstände, LEDs oder Scheibenkondensatoren. (Quelle: Doctronics) Messtechnik fängt mit ME an. 24 www.meilhaus.de
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