roter faden textileforce Leitung: Univ.-Prof. Barbara Putz-Plecko 1 Agnes Czifra Die Ausstellung roter faden · textileforce bietet Einblick in die vielfältigen, vielschichtigen, spannenden, überraschenden und mitunter außerordentlich aufwändigen Praxen künstlerischer textiler Produktion. In Zusammenarbeit mit der Universität für angewandte Kunst Wien und im Besonderen mit der Abteilung für Textil – freie, angewandte und experimentelle künstlerische Gestaltung (Leitung: Barbara Putz-Plecko) zeigt die Galerie Freihausgasse einmal mehr, wie vielseitig die Produktionsweisen junger Künstler_innen heute angelegt sein können und aus welch unterschiedlichen Perspektiven geschaut, gedacht und gestaltet wird. Das Motiv des roten Fadens markiert bei aller Vielfalt der Arbeiten ihre innere Verbundenheit im Sinne des gemeinsamen Verständnisses von künstlerischen Prozessen als einem eben auch forschenden Handeln. Und textileforce bezeichnet die Energie, die sich über die vorgestellten individuellen und kollektiven Prozesse bündelt und die Entwicklung antreibt. Kooperation mit Otto Bock · Oberflächen-Design für Prothesen und Orthesen Abteilung Texil in Kooperation mit Otto Bock HealthCare Products GmbH. Projektleitung: Walter Lunzer, gemeinsam mit Martina Mahdavi (Kaleidoscope, black red und Concrete), Linnéa Jänen (Mandala, to colour it yourself), Agnes Czifra (Muscles, white black), Tina Ocsovay (Fox und Bears, blue green grey), David Meran (Camouflage Earth); 2013 Walter Lunzer ist Designer und Lektor an der Angewandten /Abt. Textil. Prothesen / Orthesen sind in den letzten Jahrzehnten zu technischen Wunderwerken avanciert. Die Verbindung von Mensch und Maschine beschäftigt uns sowohl medial – etwa als Science Fiction oder in Computerspielen – wie marktwirtschaftlich (Google-Glasses) nachhaltig. Dennoch beschränkt sich der Großteil der gängigen Produktpalette noch immer auf die Farben Nude, Grau oder Schwarz. Im Rahmen dieses Projektes (Leitung: Walter Lunzer) wurden nun frischere gemusterte Oberflächen-Designs für Schäfte entwickelt, die in Farbkonzept, Grafik und Muster auf die zunehmende Nachfrage nach sowohl gutem Design wie optisch ansprechender Gestaltung antworten. Katharina Heinrich · R A U M H A L T E N Katharina Heinrich Linnéa Jänen Tina Ocsovay Die Ausstellung versammelt künstlerische Beiträge von Studierenden, Absolvent_innen und Lehrenden und macht anschaulich, wie sehr das Textile in seinen vielfältigen Ausformungen ein absolut starkes und zukunftsweisendes Medium ist und gerade unter den aktuellen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen rasant neue Qualitäten und Formen entwickelt. Dabei ist allerdings auch mit kritischer Aufmerksamkeit auf die oft mehr als problematischen Dynamiken textiler Produktionsprozesse und Marktstrategien weltweit zu schauen. David Meran Martina Mahdavi Textiles wird vorgestellt • als künstlerisches Medium in freien und angewandten Produktionsfeldern • als kulturelle Hautbildung in Bekleidung bzw. Mode, also als kulturelle und soziale Verortung • als raumbildendes Element in Design und Architektur • als experimentelles und intelligentes Medium • und schließlich auch als Modell für Strukturbildung, Verbindung und Vernetzung. Vor allem über Letzteres wird verständlich, dass auch einzelne Arbeiten in der Ausstellung gezeigt werden, die per se zwar nicht aus textilem Material gefertigt sind, aber doch strukturell oder inhaltlich Bezüge zum Textilen aufweisen. Experimentalfilm; Idee, Konzept, Kamera, Schnitt: Katharina Heinrich, 2. Kamera: Natia Arabuli, Mastering: Tatia Skhirtladze, 24´; 2013/14. Katharina Heinrich ist Künstlerin und Lektorin an der Angewandten / Abt. Textil. Das Material des Experimentalfilms „Raumhalten“ entstammt dem Herstellungsprozess einer von Katharina Heinrichs geflochtenen Skulpturen. Der Film zeigt keine Handlung, erzählt keine Geschichte, vielmehr geht es um dessen Struktur und Aufbau und was sie in dem Betrachter / der Betrachterin auszulösen vermag. Er zeigt 24 aneinander gereihte einminütige Sequenzen – Einstellungen, die mit der Kamera in der Hand ohne Stativ aufgezeichnet wurden. Der Sound gibt synchron die Geräusche während des Arbeitsprozesses bei geöffnetem Fenster wieder. Matthias Schoiswohl · Bombensplitter. Geschichtsverlegung Isis Várkonyi In ihrer Videoarbeit Rückenzuwendung beobachtet die Künstlerin zwei ihrer Persönlichkeitsanteile: den intuitiven und den verstandesgeleiteten Anteil. Durch den Versuch, den nicht vollständig tastbaren Rücken als Körperteil zu betrachten und zu begreifen, also auf verschiedene Weise sinnlich zu erfahren, tritt die Intuition in den Vordergrund. Matthias Schoiswohl Isis Várkonyi · Rückenzuwendung Video, DV PAL, 16:9, 11‘; 2012 2 Tina Ocsovay roter faden · textileforce Siebdruck auf Filz. 14 Fliesen, 30 x 30 cm, 2012 Die siebbedruckten Filzfliesen schließen inhaltlich an den Kriegsteppich „Bombenhagel über Scharnstein“ (Geknüpfter Teppich, 2010/11) bzw. dessen Thematik an – die Romantisierung und Verfälschung von Geschichte. Beide Arbeiten zeigen die Schwierigkeiten, die aus der Verwendung von mündlichen Quellen als historische Dokumente entstehen. Durch die Variabilität der einzelnen Fliesen wird der Aspekt des Zurechtlegens von Geschichte wie mans gerade braucht in den Fokus gestellt. Inhaltslose, leere Kacheln sind Lückenfüller für noch zu erfindende Teile der Geschichte. Dem „grabe, wo du stehst“ steht das „baue, wo du stehst“ anbei. Es ist nicht klar, was Fakt und was Fiktion, was historisch belegt 3 und was frei erfunden ist. Manuel Wandl Performance, dokumentiert auf Video; 2006 Nilbar Güreş ist eine inzwischen international aktive und erfolgreiche Künstlerin, die sich bereits in ihren frühen Performances mit den später zentralen Themen ihrer künstlerischen Arbeit – mit Konstruktionen weiblicher Identitäten, mit Rollen der Frau und ihrem Verhältnis zum privaten und öffentlichen Raum, mit der Beziehung von Frauen untereinander und dem Bild muslimer Frauen in Europa auseinander gesetzt hat. In der im Video dokumentierten Performance erscheinen die über textile Kopfbedeckungen repräsentierten Frauen ihrer kurdischen Familie. Nilbar Güreş erhielt den Msgr. Otto Mauer Preis 2015. Aurélie Mazars Aurélie Mazars · Die Geschenke 3 in Leinen eingenähte Objekte und Text; 2012 „Die Geschenke“ sind das Ergebnis eines Gefühls, das man Liebe nennen kann, aber auch Trauer. Sie sind das Ergebnis eines Schutzinstinkts, sie sind eine Geste gegen den Verlust. „Die Geschenke“ sind das Ergebnis einer Angst, aber auch einer Hoffnung. Sie sind entstanden wie Rituale entste4 hen: aus der Notwendigkeit heraus. Objekt mit Baumwolle mit Naturindigo gefärbt, Dokumentation eines Arbeitsprozesses; 2006/07. Manuel Wandl ist Webspezialist und Lektor an der Angewandten / Abt. Textil. Am Handwebstuhl gefertigt. Auf Maß geschneidert. Auf der Spur der „Ur-Jeans“. Welche Arbeitsschritte sind nötig, um von einem weißen Garn zu verkaufsfertigen Blue-Jeans zu kommen? Fast jede und jeder besitzt dieses Kleidungsstück. Es bekleidet uns fast in jeder Situation unseres Lebens. Blue-Jeans sind Synonym für Freiheit und Unabhängigkeit. Sie sind Mythos mehrerer Generationen. Aber macht man sich beim Anblick dieser Hose Gedanken über die Geschichte und Fertigung dieses Kleidungsstücks? Das Projekt dokumentiert einen individuellen Fertigungsprozess. Monica Gross Meinhart Manuel Wandl · der blaue faden Von der Zweckmäßigkeit zum Modestatement. Texil, Leder, Fliesen; 2015 László Lukács hat seine Karriere im Schuhdesign als Schöpfer des Labels “Hey Mister” begonnen. Er legt in seinen Kollektionen besonderen Wert auf die Verschränkung von qualitätvoller Handarbeit und symbolischer Wertschöpfung. Er setzt Schuhdesign als künstlerischen Prozess auf. Seinen Produkten gehen immer ausführliche Materialexperimente voraus. Ausgangspunkt sind häufig biografisch aufgeladene Muster und Symbole, die Lukács mittels Siebdruck neu interpretiert. Maria Walcher Nilbar Güreş · Undressing László Lukács · Männerschuh Maria Walcher · I PACK MY BAG Partizipatives Projekt, Stationen: Sarajevo, Wien, München, Zürich, Istanbul, Südtirol; 2011/2012; work in progress. Mit ihrem partizipativen Wanderprojekt “I pack my bag” begab sich Maria Walcher auf die Suche nach Kleidern mit besonderen Geschichten und damit in einen Austausch mit den Menschen, die ihr begegneten, über Erinnerung, Mobilität, kulturelle Identität und Veränderung. Auf einem Lastenfahrrad durchquerte sie etwa – ähnlich den Wanderhandwerkern – Südtirol. Mit der von ihr entwickelten künstlerischen Form der „mobilen Schneiderei“ wurde der öffentliche Raum zu einem Handlungsraum und die Kleider wurden zum Kommunikationsmedium, dessen psychologische, soziale und kulturelle Einschreibungen im künstlerischen Prozess berührt wurden. Monica Gross Meinhart · portraces Getragene Kleidungsstücke verarbeitet; 2013. Getragene Kleidungsstücke haben die Eigenheit, mit der Zeit vielleicht an materiellem Wert zu verlieren, dafür aber an emotionalem zu gewinnen. Auch wenn Schäden oder schlichtes „Aus-der-Modekommen“ ein Kleidungsstück in seiner Funktionalität unbrauchbar machen, werten die Spuren der Zeit es gleichzeitig immateriell auf. Die Kleidungsstücke werden zu Zeitzeugen. ”portraces” ist eine Serie von Bildern/Porträts, die aus getragenen Kleidungsstücken hergestellt werden. Sie bilden den Träger, die Trägerin ab, ohne sie figurativ zu zeigen. Die Dekonstruktion des Kleidungsstückes und die Reassamblage zu einer schlichten, aber gleichsam vielschichtig strukturierten Leinwand schaffen eine Projektionsfläche für Assoziationen und Erinnerungen. 5 Birgit Scholin Nilbar Güreş Johanna Unger Video, 8‘13‘‘ / Strickobjekt in transparenter Kugel (50 cm); 2012: Fotoausdrucke auf Kopierpapier, blaues Leinen, Kunststoffgewebe, Molino (10 x 14 cm), Nähseide, Karton; 2015 Parallel zur Dokumentation des Strickprozesses funktionieren die Untertitel des Videos als Dokument des künstlerischen Produktionsprozesses. Die beiden untereinander gehängten Videos entsprechen den untereinander gehängten Maschen des darin gestrickten Bandes. Zu hören ist der O-Ton während der Dreharbeiten. Entstehungsort ist der familiäre Raum. Die Arbeit fokussiert das Ungewollte in einem strengen Rahmen der Kontrolle. Johanna Unger überstickt in dieser Serie ein sechs Jahre altes Foto ihrer selbst. In Auseinandersetzung mit Inhalten der Ausstellung „Gestellt − Fotografien als Werkzeug der Habsburgermonarchie“ (Volkskunde Museum, Wien 2014) entstanden verschiedene Selbstinszenierungen. Die Stücke dieser Arbeit fordern aufgrund der gleichen Ausgangsportraits dazu auf, nach Ähnlichkeiten und Unterschieden zu suchen. László Lukács Johanna Unger · O. T. //Selbstportrait(s) übernäht Nr. 1–17 2012 / Animation. Das textile Kleidungsstück nimmt die Rolle der Haut ein und wird zum eigentlichen Träger von Identität. Der Stoff wird – wie Haut im Prozess des Tätowierens – von der Nadel durchstochen. Innen- und Außenseite des Kleidungsstücks haben eine gleichwertige Position und Bedeutung und können nicht isoliert voneinander betrachtet werden. Die Präsenz des Besitzers wird durch das Kleidungsstück und die darin zurückgelassenen Spuren erhalten. In Scholins surrealem Claymation “Family Portrait: Synopsis” erleben wir Familie als Summe versprengter Einzelner. Der mit Preisen ausgezeichnete Film bietet 6 generationenübergreifenden Einblick einen in soziale Verhältnisse unserer Gesellschaft. Linnéa Jänen Linnéa Jänen · m.saw 2012, Material: tyvek und pvc Angelehnt an der 3D-Computertechnik “Low Polygon Modeling” beschäftigt sich Jänen in m.saw mit der Entwicklung eines Tools, das schnell und einfach die Möglichkeit bieten soll, von Körpern einen jeweils individuellen triangulären Schnitt abzunehmen, durch den die Eigenheiten des Körpers zum Vorschein gebracht werden. Die Technik LPM wird ursprünglich dazu verwendet, dreidimensionale Computergrafiken zu erstellen, indem das Objekt dabei meistens in Triangeln heruntergebrochen wird. Je weniger trianguläre Teile, desto reduzierter das Erscheinungsbild. David Meran Anja R. Alturban, Victoria Dirisamer, Julia Dröpke, Susanne Frantal, Victoria Gitzl, Monika Haas, Teresa Holzer, Amelie Schillhuber · Ikat Anja Ray Alturban • Irideszenz, Doppel-Ikat, 45 x 321 cm, Baumwolle, Seide • Victoria Dirisamer px. Kett-Ikat, 43 x 280 cm, Baumwolle • Julia Dröpke out of context II, Kett-Ikat in Drucktechnik, 42 x 316 cm, Baumwolle, Polyamid • Susanne Frantal, Sichtbare Leerstellen 1, Doppel-Ikat, 40 x 200 cm, Baumwolle, Nähseide • Viktoria Gitzl interaction, Kett-Ikat in Drucktechnik, 32 x 145 cm, Baumwolle, Polyamid • Monika Haas Die Mündung. Aus der Endlichkeit zur Unendlichkeit, Kett-Ikat, 34 x 258 cm, Baumwolle, Seide • Teresa Holzer, Wolkenwasserpflanzen/ Algenteppich, Kett-Ikat, 40 x 240 cm, Baumwolle • Amelie Schillhuber Der rechte Winkel, Kett-Ikat, 30 x 200 cm, Baumwolle, Kabeldraht Ikats sind geschichtenreiche Stoffe. Viele Stücke unterschiedlicher Kulturen sind im Farbenspiel wie in der Musterung Dokumente textiler Meisterschaft und Kostbarkeiten einer blühenden und wunderbar verfeinerten Materialkultur, der die Aura des Außergewöhnlichen und Wertvollen anhaftet und die gleichzeitig nach und nach aus unserer Welt verschwindet. Die künstlerischen Ergebnisse des mehrjährigen Studienprojektes vermitteln sehr gut sowohl die faszinierende und inspirierende Kraft wie das technische und künstlerische Potenzial dieser alten und dennoch inspirierend frischen Kulturtechnik. Julia Neckel Birgit Scholin · Ohne Titel // Family Portrait: Synopsis Textiles Objekt, Stickerei; 2015; ORIENTAL RUG, Installation: Orientteppich (3,5 x 1 m) weißer Lack David Meran unterzieht in seiner Arbeit verschiedene aufgeladene Oberflächen einem künstlerischen Eingriff. Welches Spannungsverhältnis gibt es zwischen der kulturellen Bedeutungsebene und dem Umkodieren in ein sogenanntes „Kunstwerk“? Funktioniert das Objekt in seiner ursprünglichen Funktion nach dem künstlerischen Eingriff immer noch? Monika Haas, Anja Ray Alturban rolle, Draht, Leinen); 2010. 3) Studienkoffer u. Stoffserie – hallstatt farben; 2011 – 13 1) Mit Nadel und Faden gezeichnete Körperumrisslinien repräsentieren Erinnerungen von Familiengeschichten. Das Abreißen des Papiers der Küchenrolle wird durch die gestickten Linien unmöglich. Familienbande sind auf dem unscheinbaren und täglich gebrauchten Material festgeschrieben und können erweitert werden. 2) Das Papier einer Küchenrolle taucht in der Arbeit Ohne Titel als zartes, dekoratives Element auf, das hier – seiner ursprünglichen Funktion enthoben – nobilitierend wirkt. Die Arbeit ist eine poetische Auseinandersetzung mit dem Kopftuch bzw. dem Schleier in seiner Mehrdeutigkeit als Element weiblicher Bekleidungskultur, an der Schwelle von Zeigen und Verbergen. 3) Die Stoffserie zeigt Zaussingers sammelndes und forschendes Vorgehen anhand der Vertiefung in Streifenmuster und seine Sonderform – das Karo. Streifen haben auffallend häufig signalisierende, hierarchisierende, klassifizierende und ordnende Funktionen im Zusammenleben. Ausgehend von gesammelten Stoffproben (Studienkoffer) entwickelte Z. verschiedenste Abwandlungen von Streifen- und Karomustern und daraus Siebdrucke, mit synthetisch hergestellten Pasten und Naturfarbstoffen auf verschiedenen Stoffen angewandt (s. Katalog zu Forschungsprojekt und Ausstellung hallstatt farben im NH Museum Wien) David Meran · FURRY VARNISHED COAT Installation: Pelzmantel, weißer Lack, Amelie Schillhuber Brigitte Zaussinger · 3 Projekte exemplarisch für einen Studienverlauf 1) Stickerei auf Küchenrolle; 2009. 2) Ohne Titel (Gewebe, Küchen- Digitalprint v. Objektfoto von Rita Newman; Objekt aus Merinowolle, design:mikimartinek, gestrickt von Veronika Persché; 2011 Miki Martinek ist Designerin und fokussiert ihre Lehre an der Angewandten vor allem auf Interior Design (Abt. DAE/tex). Miki Martinek machte 2011 im Zusammenhang mit der Vienna Design Week Textiles zu einem fundamentalen Element ihrer Produktion. Merinowolle, (ein)gestrickte Hocker, Polster und Decken wurden vor allem im Zusammenhang mit dem Wohlbefinden der Kund_innen präsentiert. design:mikimartinek beauftragte lokale Expert_innen im Materialfeld als gleichgestellte Partner. Alten Dingen wird ein neuer Look gegeben, die Produktionsprozesse und eingesetzten Materialien zielten auf Nachhaltigkeit, der „Wegwerfgesellschaft“ sollten und müssen Alternativen aufgezeigt werden. Miki Martinek · Foto Rita Newman Brigitte Zaussinger design:mikimartinek · knitted stool Julia Neckel · Wirbel Molino, Nieten und Füllwatte; 2010. Das 70 cm lange Objekt „Wirbel“ wurde von den Formen des menschlichen Rückgrats inspiriert. Wirbel will das Innerste nach außen bringen und das Härteste zum Weichen machen. Edwina Sasse Projektleitung: Karin Altmann, gemeinsam mit Julia Cristofolini · Stefanie Salzburger · Ramona Rieder · Jürgen Böheimer · Marie Kainz Anna · Lena Bankel Amelie Schillhuber · Anita Bauer · Anja Ray Alturban· Anita Zečić · Junia Lahner · Sylvia Stegbauer · Dana Sultana · Anastasia Soutormina; 2015. Karin Altmann ist Künstlerin und Senior Artist an der Angewandten / Abt. Textil. Im Rahmen des urbanize! Festivals 2015, welches sich der Erkundung der Perspektiven eines kooperativen Urbanismus widmete, luden Studentinnen der Abteilung Textil und des /ecm-Masterlehrgangs unter dem Festivaltitel “Do It Together“ zu einer kollektiven Filzaktion. In zwei Tagen entstand aus 14 kg naturbelassener Schafwolle in einem gemeinsamen Prozess ein großformatiges Filzobjekt. Wie in den Steppen und Dörfern Zentralasiens wurden beim Filzen Neuigkeiten ausgetauscht, es wurde gemeinsam geschwitzt und geschnauft, gesungen und getanzt, gespaßt und gelacht, gegessen und getrunken. Also nicht nur über die Hände entstand ein „ZusammenRaum“ als gewissermaßen soziale Skulptur. Stefanie Salzburger Nicole Weniger · Reflections // The Unknown Reflections, Video, 16:9; 2014. The Unknown, Pigmentdruck, Rahmung 98 x 69, Nordirland (1); 2014 Österreich (2); 2015 Reflections: Ein Raum wird mit einer Plane, die aus 38 zusammengenähten Rettungsdecken besteht, auf halber Höhe durchzogen. Es entsteht der Eindruck, als sei der Raum von einem goldenen Meer durchflutet. Zu sehen ist ein abgefilmtes Fragment der Installation. Eine tiefe Männerstimme erzählt von einem Nachmittag am Meer und lässt uns fragmentarisch an seiner Erinnerung teilhaben. In der Fotoserie ”The Unknown” wird der Bezug zwischen Mensch und Natur bzw. Landschaft inszeniert dargestellt. Die Personen unter den goldenen Burkas wandern durch unwegsames Gebirge und über karge Küstenstreifen. Zu sehen ist eine nicht identifizierbare Gruppe, die sich versucht, in der Landschaft zu orientieren. Ein surreales Bild entsteht, indem ein unklarer Moment des Ankommens und des Sich-selbst-Verortens gezeigt wird. ZusammenRaum – ein Kommunikations-, Spielraum und Shelter für NomadInnen Filzdecke, 2015 Heftfaden auf Molino, Wolle; 2014 Vier Jahre arbeitete Stefanie Salzburger während des Zeichenprozesses unter Ausschluss des Sehsinns. Der Entscheidung, wieder hinzusehen, folgte ein Wechsel der Medien: Sie fing an, mit der Nähmaschine und der Häkelnadel zu zeichnen. Im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit stehen seitdem leibliche Erkundungen – das Innen und Außen ihres Körpers. Er dient als vielschichtiges Motiv – für ihre textilen Zeichnungen und wandelbaren Objekte zum Legen, Hängen, Aufklappen und Durchblättern. Edwina Sasse · Wald / The Drift Pigmentprint; 2013/14 Öffnet man eine Bild-Datei mit nicht dafür vorgesehenen Programmen, wie z.B. mit einem Text-Editor, wird erkennbar, dass sie aus nichts anderem als Code bzw. Informationen bestehen, die erst durch Bildverarbeitungsprogramme als „Bilder“ lesbar werden. Dieser Übersetzungsprozess ist durch automatisierte Abläufe von Kameras und Computern häufig nicht wahrnehmbar. Der Code lässt sich beeinflussen und neu darstellen. Sasse manipuliert darüber Bildstrukturen. Die Textur des digitalen Bildes wird darüber sichtbar. Projekt ZusammenRaum Nicole Weniger Stefanie Salzburger · Kopf / Körper im Naturhistorisches Museum Wien; 2012 Die Modekollektion ”Wandering Tribe” baut einerseits auf Färbeexperimenten mit Metallkorrosion und Naturfarben, andererseits auf experimentellen Verbindungen von Blaudrucktechnik mit Hallstattmustern und der japanischen Shiboritechnik auf. Dadurch entsteht eine Collage ästhetischer Aspekte der Gegenwart und der Vergangenheit, die in der Kollektion individuell kombiniert und interpretiert werden. In ihr vermittelt sich der kulturelle Transfer zwischen Eisenzeit und Hallstatt, Edo und Meiji-Periode japanischer Kultur, dem Österreich des 19. Jhs. und gegenwärtigen textilen Positionen. Kathrin Stumreich · Textile Soundcape Soundinstallation. Plexiglasobjekte, Lautsprecher, Lichtsensoren; 2012 Kathrin Stumreich ist Absolventin der Studienrichtung Digitale Kunst. Auf der Strecke Wien – Shanghai wurden von der Künstlerin Stoffproben entnommen und Keyframes der geografischen Linie festgelegt. Ziel der Entnahme war eine Soundinstallation, die sowohl ein sonifiziertes Tagebuch abbildet, wie für die Region typische Symbole oder Zeichen, welche teilweise in Textilien verwebt zu finden sind, in Sound transformiert. Die einzelnen Objekte spielen die Stoffe in verschiedenen Geschwindigkeiten ab und fügen8 sich zu einer Komposition. Die unterschiedlich gewebten Stoffe werden mit Lichtsensoren erkannt und der Ton dadurch elektroakustisch generiert. Video; 2012 ”Connections” zeigt ein behutsames Verbinden durch das Nähen mit Nadel und Faden. Eine neue Hülle wird aus der Haut von Mandarinen geschaffen. Dieses Nähen mutet an wie ein operatives Vorgehen. Das Anlegen der Stücke und das Verbinden der einzelnen Schalenelemente auf der Hand scheinen Betrachter_innen skurril und obskur. Die Haut der Orangen scheint wie eine echte Haut zu sein, die mit der Nadel durchstochen wird. Der Zeitlauf schreibt sich als gestaltendes Element mit ein. Romana Rieder Romana Rieder · Connections 9 Christina Raab Kathrin Stumreich Christina Raab · Wandering Tribe Modekollektion und Performance Barbara Graf Möbiusband; 2012 // Wo es endet, dort fangt es an. Objekt und Fotografie; 2014. In ihrer künstlerischen Beschäftigung mit dem Möbiusband hat Klaudia Kozma einerseits Beiträge im interdisziplinären Dialog mit Mathematiker_innen (Forschungsprojekt des Design-Labs, DAE) und andererseits eine Methode entwickelt, wie sich aus einem Möbiusband unendlich mögliche Möbiusbänder generieren lassen. Dazu wurde in Workshops mit verschiedenen Altersgruppen gearbeitet. Nur das Material des Bandes setzt der Unendlichkeit der Variationen Grenzen. reformuliert ein Kleidungsstück, indem sie nicht Fragen beantwortet, sondern Fragen stellt. Wo das Hemd bei den Männern aufhört, haben es die Frauen als Hose an - nach dem Motto: „Absurdität unserer Welt • Alles steht auf dem „Kopf´“. Nicole Miltner Claire Chatel· Musik: Botakoz Mukasheva, Solo aus dem Ballett „Kozy korpesh bayan sulu“ von E. Brusilovsky, Schnitt: Uli Kühn; 2011. Die Arbeit, die das Auslegen eines Wortes mit Stoffstreifen im Schnee zeigt, entstand aus der langen und vielschichtigen Suche nach der Geschichte, Bedeutung, Identität eines verschwundenen Familiennamens. Claire Chatel baut auf der Erkundung von sprachlichen Strukturen und ihrer Dekonstruktion auf und fasst die Probleme des Übersetzungsprozesses in ein poetisch geheimnisvolles Bild. Manora Auersperg · Hülle dis-played Gobelingewebe, Wolle, Baumwolle, ca. 120 x 180 cm, Display Eisen, 70 x 70 x 100 cm; 1998/99/2015. Manora Auersperg ist Künstlerin und Senior Artist an der Angewandten /Abt. Textil. „Aus einer Verdichtung von Gedanken und Gefühlen im Prozess des Webens geht ein kostbares Abbild hervor, welches nach innen gewandt das Empfindsame schützt“, schrieb Manora Auersperg zur Arbeit 1999. Das Motiv des Mantelschutzes, das – im Bewusstsein um die Wirksamkeit des Außenliegenden – auf ein Inneres verweist, ergibt im Zusammenspiel mit dem Display eine Werkkonstellation, in der das Verhältnis von Innen und 10 Außen zum Verhandlungsraum von Verbergen und Zeigen wird. Eisenringe, H 3,7m ø 0,71m; 2013. Nicole Miltner ist Künstlerin und Assistentin an der Angewandten / Abt. Textil. Eine hängende, textile Säule entbehrt ihrer Funktion als architektonische Stütze. Sobald sie aus der Halterung an der Decke gelöst wird, fällt sie in sich zusammen. Auch im Entstehungsprozess geht sie den umgekehrten Weg: Die in Streifen gerissenen Stoffe werden einer ornamentalen Strukturierung folgend von oben nach unten ineinander verflochten. Das besondere Interesse am mythologischen Stoff Leda und der Schwan liegt für die Künstlerin im Motiv der Täuschung und Tarnung. Leda läst sich täuschen, als Zeus sich ihr als Schwan getarnt nähert. Larissa Mathis Erste Hilfe Textil Larissa Mathis Claire Chatel · Choukroun Video, 6’ 24’’, Loop; Konzept u. Dreharbeit: Nicole Miltner · Waking Up Series_ Leda and the swan Flechtarbeit; diverse Stoffe, Klaudia Kozma mera: Simon Goritschnig, Schnitt: Simon Goritschnig, Afra Kirchdorfer, Personen im Video: Lucia Zamora Campos, Magdalena Jurisic, Natalia Dnes Afra Kirchdorfer präsentiert ein modulares Bekleidungssystem, das auf festgelegte Vermessungsformen, Kleidungsproduktion und Kleidungsvorgaben reagiert. Seine geometrischen Module und Elemente sind alternative Angebote zur herkömmlichen Garderobe. Die einzelnen Teile können direkt an den Körper angebracht werden, ohne dass sie konventionellen Gewand- und Körpernormen folgen. Während des Anlegens der Module findet eine Auseinandersetzung mit dem Körper und dem Bekleiden statt. Klaudia Kozma · Hemdhose Ein Männerhemd kann zur Hose werden. Kozma Claire Chatel Afra Kirchdorfer · Das Bekleidungssystem Video, textile Medien; 2015. Ka- Manora Auersperg Afra Kirchdorfer Barbara Graf · Hautfalten − Modulare Anordnung 1 Baumwolle, Haken und Ösen, Druckknöpfe, Klettband. 17 Elemente (16 modulare Teile und Figur) und Tasche. Flächige Wandinstallation: 185 x 112 cm; Figur, Länge (Höhe): 160 cm / Tasche: 67 x 44 x 7 cm; 2009. Barbara Graf ist Künstlerin und Senior Artist an der Angewandten /Abt. Textil. Angelehnt an die Darstellung von Blutgefäßen in anatomischen Atlanten werden in Rot, Blaugrau und in gebrochenem Weiß verschiedene Linien in das textile Gewebe genäht: Konturen, Körperfalten oder Stepplinien, die einem Fingerabdruck ähnlich der Oberfläche eine neue Qualität verleihen. Dargestellt ist eine Ganzkörperansicht, bei welcher der körperliche Faltenwurf als Ereignis mit Nadel und Faden ins textile Gewebe gezeichnet wurde. Aus dieser Figur herausgegriffene Körperstellen wiederholen sich als stetig kleiner werdende Fragmente; sie werden geschichtet, auf den Körper zurückgebracht und bilden ein gleichsam kartografisches Relief. Klaudia Kozma, Foto: Georg Glaeser Klaudia Kozma Endlose Endlosigkeit Textiles Objekt und Video; Baumwolle, Kunststoff, Metall; 2014 Das Tuch ist ein multifunktionales Arbeitsmittel zur Unterstützung einer praxisorientierten Vermittlungstätigkeit. Es versammelt vielfältige nähtechnische Grundfiguren und Arbeitsweisen, ist zugleich Sammlung wie Anleitung und kann zu einer Tasche für Materialtransporte oder zu Arbeitskleidung umfunktioniert werden. Der grüne Stoff in rechteckiger Form mit spezifischen Schlitzöffnungen lässt das Objekt als OP-Abdecktuch erscheinen. Die nähtechnischen Operationen an diesem Tuch gleichen chirurgischen Eingriffen. Gleich einem Notfallkoffer bietet das „Erste Hilfe Textil“ Basismaterialien und Techniken, die, folgt man der Anleitung, rasch und 11 effizient einsetzt werden können. Sophia Mairer Sophia Mairer · moving stool Objekt aus Holz und Stahl; 2012 Der Hocker ist ein Objekt, das sich im Raum bewegt; ist eine Sitzgelegenheit, die immer wieder zwischendurch verwendet wird und dem Körper viel Bewegungsfreiheit lässt, ihn zugleich aber auch in Bewegung hält. Eine Verdichtung von diagonalen Linien, welche den Boden nicht berühren, lässt die Sitzfläche bzw. die Sitzende scheinbar vom Boden abheben. Rahmenprogramm Sascha Reichstein: DAYLI PRODUCTION Video: Die Produktion von Tradition. Über die Produktion einer Lederhose in Sri Lanka Beide Publikationen sind erschienen in der Edition Angewandte / De Gruyter Verlag. Samstag, 16. Jänner, 10 – 12 Uhr: Mit dem Faden malen. Textile Experimente mit Faden, Stoff und Farbe für Kinder ab 3 Jahren. Mit Simone Dueller. Materialkostenbeitrag Euro 2,– Freitag, 22. Jänner, 19 Uhr: Für Garderobe wird nicht gehaftet. Widerständiges in Mode und Produktion Beatrice Jaschke (/ecm Leitungsteam, Universität für angewandte Kunst Wien), Anastasia Soutormina (Kunsthistorikerin, /ecm KuratorInnenteam) und Bojana Stamenkovic (Künstlerin, /ecm KuratorInnenteam) stellen ihr aktuelles Projekt vor, das zur Zeit im Angewandte Innovation Laboratory in Wien das Thema Mode aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Mode ist Handlung und Sprache: Wir verbinden mit ihr Kreativität und Begehren, Freude am persönlichen Ausdruck wie auch die Möglichkeit widerständiger Gestaltung. Zugleich ist die Kritik an der Modeindustrie berechtigt mannigfach. Das vorgestellte Ausstellungsprojekt, das zugleich ein Diskursprogramm anbietet und Interventionen im öffentlichen Raum setzt, verfolgt die Fragen: Wie wird Mode produziert? • Wie produziert Mode uns? • Was tun? Kunstvermittlung: Für Kindergärten, Volksschulen, Unter- und Oberstufen bieten wir nach telefonischer Terminvereinbarung gerne Führungen und Workshops an. Anmeldungen bei: Claudia Schauß, Tel. 04242 205-3450 und/oder -3420 In der Galerie liegen Einladungen für Kinder im Volksschulalter bereit, sich an dem „Fahnenprojekt" der Abteilung Textil der Angewandten und Kindern der Schule in Abrekum / Ghana zu beteiligen. Wir freuen uns, wenn Ihr bei diesem bunt-luftigen Geplauder mitmacht! Kuratorin der Ausstellung: Barbara Putz-Plecko Ausstellungsgestaltung: finnworks · Projektbetreuung: Marietta Böning Galerie Freihausgasse · Galerie der Stadt Villach Freihausgasse, A – 9500 Villach Tel.: +43(0)4242 / 205-3420 und/oder -3450 [email protected] · www.villach.at Galerieleitung: Edith Eva Kapeller Mi., Do., Fr.: 9–13 und 14–18 Uhr · Sa.: 9–15 Uhr geschlossen am 24. und 31. Dezember 2015 Ausstellungsdauer 16. Dez. 2015 bis 30. Jän. 2016 12 Foto vorne: © Nicole Weniger, The Unknown, Northern Ireland, 2014 · www.nicoleweniger.com · Gestaltung: Peter Putz · www.ewigesarchiv.at Freitag, 15. Jänner, 19 Uhr: Buchpräsentation mit Kurzvorträgen und Video Karin Altmann: Fabric of Life. Textile Kunst in Buthan – Kultur, Tradition und Transformation
© Copyright 2024 ExpyDoc