Schloss Freudenfels – kurzer geschichtlicher Abriss

Schloss Freudenfels – kurzer geschichtlicher Abriss
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Kaiser Otto der Grosse schenkt der Benediktiner Abtei Einsiedeln,
der heutigen Eigentümerin von Schloss Freudenfels, den Hof
Eschenz mit Pfarreirecht und Gericht. Daraus entwickelt sich in
der Folge die Gerichtsherrschaft Eschenz.
um 1300
entsteht an der Stelle des heutigen Schlosses ein Wehr-,
Verwaltungs- und Wohnturm mit dem Zweck, die Gegend und
den Handel auf Untersee und Rhein zu sichern.
1359
veräussern die damaligen Besitzer, die Herren von Hohenklingen,
ihren Besitz an die Erzherzöge von Österreich. In der Folge
wechseln Schloss und Gerichtsherrschaft oft den Besitzer. Als
Eigentümer treffen wir Junker und Patrizier aus der näheren und
ferneren Umgebung an.
Kupferradierung von David Herrliberger aus
dem Jahr 1754.
1464
nach der Eroberung des Thurgaus durch die Eidgenossen nimmt
Zürich Freudenfels unter Burgrechtsvertrag (Schutz).
1524
gehören zum Schloss ein Hof, zwei Scheunen, zwei Torkel, ein
umfangreiches Territorium und die niedere Gerichtsbarkeit, aus
welchen namhafte Einkünfte fliessen.
1623
Erwirbt die Abtei Einsiedeln auf Betreiben der Schweizerischen
Benediktinerkongregation die Herrschaft Freudenfels und vereint
sie mit derjenigen von Eschenz. Dieser Akt steht im Zeichen der
Gegenreformation und strebt (erfolgreich) die Rekatholisierung
der hiesigen Bevölkerung an. Der Statthalter, ein Einsiedler
Mönch, leitet fortan die Geschicke der Herrschaft. Im selben Jahr
verkauft die Abtei das auf der andern Seeseite liegende, 1608
erworbene Schloss Oberstaad.
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Kolorierte Lithographie, wahrscheinlich von G.
Gersbach nach der Zeichnung von Friedrich
August Pecht, 1832.
1798
im Zug der Helvetischen Revolution verliert Freudenfels sein
Gebiet und seine herrschaftlichen Rechte, auch diejenigen in
Eschenz. Der Besitz der Abtei schrumpft zusammen auf die
Schlossanlage, den dazugehörigen Bauernhof und etwa hundert
Hektaren Land, bestehend aus Wald, Wiesen, Äcker, Felder und
Reben. Der Einsiedler Statthalter behält seine Funktion, ist aber
zugleich Seelsorger. Die Erträge der Land- und Forstwirtschaft
reichen zunächst für die Entlöhnung der Angestellten und den
Unterhalt der Gebäude.
1965
geht der Bauernhof in einen Pachtbetrieb des Klosters über.
1960-1985
akzentuieren sich – wie landesweit – die Probleme der Land- und
Forstwirtschaft, die Erträge schmelzen markant.
1985
stirbt der letzte Einsiedler Statthalter auf dem Schloss und wird
nicht ersetzt. Die Statthalterei wird derjenigen von Schloss
Sonnenberg (Stettfurt TG) angegliedert. Die Abtei, auf deren
Schultern die Last des Unterhalts der Gebäude lastet, sucht nach
einer Lösung.
1988
schliesst das Kloster Einsiedeln mit der Marti Unternehmungen
AG einen Pachtvertrag ab: Marti erhält die Nutzungsrechte für
das Schloss, wo es ein firmeneigenes Aus- und
Weiterbildungszentrum einrichten will. Marti zahlt dafür einen
monatlichen Pachtzins, übernimmt vollumfänglich die
Renovations- und Umbaukosten und gewährt den Einsiedler
Mönchen das Ferienrecht während ihrer Betriebsferien – eine
Traumlösung für die Abtei.
Aquarell von Unbekannt, sicher nach 1824.
1989-1992
erfolgen die umfangreichen, tiefgreifenden Bauarbeiten, bei
deren Abschluss das Schloss unter den Schutz der
Eidgenossenschaft gestellt wird.
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1996
Aus wirtschaftlichen Überlegungen bemüht sich die Firma Marti
um einen Partner oder Nachfolger für ihr Zentrum. Die
Liechtenstein Global Trust übernimmt den Vertrag der Firma
Marti und führt hier ihr eigenes Seminar- und Tagungszentrum,
das indes seine Leistungen auch Externen anbietet. Es entsteht
die Schloss Freudenfels AG.
Kolorierte Lithographie von Johann Friedrich
Wagner, 1840/1844.
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