Harare, im September 2015 Liebe Freunde, seit

Harare, im September 2015
Liebe Freunde,
seit dem letzten Rundbrief hat sich so manches bei uns verändert. Nicht nur, dass der
Rundbrief wieder über Nürnberg verschickt wird, ich selbst bin umgezogen, wie es wohl einigen
von Ihnen schon bekannt geworden ist. Nach sechs Jahren in St. George's und noch mehr in
anderen Schulen war es an der Zeit, die Arbeit bei den Jungen auch Jüngeren zu überlassen und
mich zu den Älteren zu begeben. Im Richartz House sind die Alten aus unserer SJ-Provinz
versammelt. Gleichzeitig dient es als Gästehaus.
Auch die Provinz ändert sich ständig. Im Dezember vorigen Jahres wurde die Provinz Simbabwe
mit der Region Mosambik zusammengeschlossen. Dadurch kommen hier viele unserer Leute
vorbei zu Konferenzen etc. Harare liegt zentral. Die Entfernungen zu den einzelnen Stationen
vor allem in Mosambik sind enorm, manche Stationen sind nur mit dem Flugzeug zu erreichen.
Der Provinzial hat seinen Sitz zwei Häuser neben dem Richartz House, eine Querstraße weiter
liegt das Arrupe College, das Studienhaus der Scholastiker aus den Englisch sprechenden
Provinzen Afrikas. Und in einer Parallelstraße zur Groombridge Road liegt das Emmaus Haus,
das offizielle Gästehaus der Provinz. So kommt man schon mit vielen Leuten verschiedener
Ländern zusammen.
Wie geht es jetzt vom Richartz House mit den Hilfsprojekten weiter? Wie ich das letzte Mal
schrieb, fuhr mich ein junger Mann aus der Kommunität von St. George's zum Gefängnis. Er
machte auch selbstständig dort Besuche und Besorgungen. Leider wurde er immer mehr von der
Arbeit in der Schule verschluckt. Es blieb keine Zeit mehr fürs Gefängnis. Doch hat sich eine
andere Tür aufgetan. Ein ehemaliger Schüler aus dem Ignatius College, den ich damals, d. h. in
den neunziger Jahren in meiner Klasse hatte, kam mich neulich besuchen. Er ist jetzt Internist am
größten Krankenhaus von Harare. Ihm erzählte ich von der Lage im Gefängnis. Spontan sagte er:
„Pater, ich fahre Sie hin.“ So feiern wir wenigstens einmal im Monat einen Gottesdienst mit den
Gefangenen. Der Doktor feiert engagiert mit. Eine weitere Gelegenheit ergibt sich hin und
wieder, wenn ich zu einem Besuch nach St. George's komme. Da kann ich beim Gefängnis
vorbei fahren und Medikamente abgeben. So bleibt der Kontakt gewahrt und den Kranken wird
geholfen.
Als Ende August meine Verwandten hier waren, konnten wir sogar eine Außenstelle des
Gefängnisses besuchen. Wir hatten für die Asthmakranken einen "Nebulizer" ( Atemgerät )
mitgebracht, der sogar hier im Lande erhältlich ist. Der Verkehr in der Innenstadt beim Einkauf
ist allerdings abenteuerlich, wie wir bei dieser und anderen Gelegenheiten feststellen konnten. Ist
es in der Innenstadt der Verkehr, so sind es in den Außenbezirken die Straßen, die einem alles
abverlangen können. Es geht ja nicht darum, die Schlaglöcher möglichst zu vermeiden, sondern
in welches man fallen wird. Auch gilt es, schnell zu erfassen, welche der Verkehrsampeln an der
Kreuzung funktioniert. Geht keine der vier Ampeln, weiß man, dass im ganzen Bezirk
wahrscheinlich Stromsperre herrscht. Erfreulicherweise werden jetzt mehr und mehr Ampeln mit
Solarstrom bedient, und Sonne gibt es bei uns ja reichlich. So haben wir auch in den Zimmern im
Hause Solarlampen für den Fall, dass unser Generator ausfällt.
Wie geht es nun weiter in St. Josef, St. Peter Claver und der Klinik mit der Schulspeisung? Wie
mir wieder sowohl in der Klinik als auch in der Schule versichert wurde, ist dies immer noch eine
große Hilfe vor allem in der zweiten Jahreshälfte, wenn die Eigenvorräte aus der letzten Ernte zu
Ende gehen. Die Firma, mit der ich seit Jahren zusammenarbeite, muss wieder mehrere Tonnen
Maismehl anliefern Nach den Ferien haben die Schulen den Betrieb wieder aufgenommen. Die
Klinik ist das ganze Jahr über geöffnet. Die letzte Ernte war sehr unterschiedlich je nach dem
Regen in der Gegend. So müssen wir weiter dran bleiben mit der Zusatzernährung vor allem bei
den Kindern und Müttern.
Viele unserer Leute aus der Provinz bemühen sich um die junge Generation im Lande. Das
letzte Mal schrieb ich von einem unserer Patres, der neben seinen anderen Aufgaben mehrere
"Fußball-Akademien" leitet und sich auch um das Schulgeld der jungen Sportlerinnen und
Sportler kümmert, damit die Kinder und Jugendlichen zur Schule gehen können. Inzwischen hat
der junge Mann, der in St. George's Musik macht, seine Aktivität ausgeweitet. Er hat ein
Musikprojekt eingeleitet, um Anleitung und Ausbildung in der Musik anzubieten, gleichzeitig aber
"fundraising" d. h. Einkommen für weitere Ausbildung zu beschaffen. Es gibt viele solcher
Initiativen. Sie sollen die Jugendlichen neben der üblichen Arbeit in den Schulen in ihrer Freizeit
und ihren Familien erreichen und sie bei ihren eigenen Interessen abholen. Das Land selbst bietet
wenig Perspektiven. Die Folgen davon sind bekannt.
Dieser Brief kommt schon etwas früher als in den vorigen Jahren, so hoffe ich. Doch das Jahr
geht schnell zu Ende. Ihnen allen, die uns wieder so wirksam unterstützt haben, Gottes Segen
und meinen herzlichen Dank, besonders auch denen, die mir geschrieben haben trotz Poststreik
und langer Wege! Meine neue Adresse füge ich unten an.
Ob aus St. George's oder Richartz House, wir setzen uns weiter ein für dieses Land und seine
Menschen. Mit Ihrer Hilfe ist das möglich. Alle meine guten Wünsche für Sie und viele Grüße,
Ihr
P. C.J. Freyer SJ
Richarzt House
4 Groombridge Road
Mt. Pleasant
HARARE
Zimbabwe
Spendenkonto bei der Jesuitenmission:
Liga Bank ● IBAN: DE61 7509 0300 0005 1155 82 ● SWIFT-BIC: GENO DEF1 M05
Verwendungszweck: X41510 Clemens Freyer SJ