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Caritas in Mannheim
Lichtblick
3 15
CARITAS REGIONAL
FÜR MENSCHEN IN
MANNHEIM
I
REGINA HERTLEIN
Vorstandsvorsitzende
Caritasverband Mannheim
Liebe Leserinnen und Leser,
Ehrenamt und Beruf ist das Thema des aktuellen Lichtblicks – und ich
frage mich gerade, wie das bei mir so aussieht. Ich bin im Vorstand der
Monsignore Franz Völker Stiftung und im Vorstand des Fördervereins St.
Vincent Hospiz e.V. – zwei Ehrenämter, die ganz eng mit meiner beruflichen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzende im Caritasverband verknüpft
sind. Dagegen ist meine Mitwirkung im Vorstand der Freunde und Alumni der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, der DHBW Mannheim,
schon etwas leichter von meinem Beruf zu trennen.
Ehrenamt ist immens vielfältig und entgegen der landläufigen Meinung
noch lange nicht aus der Mode. Ich mache immer wieder die Erfahrung,
wenn wir Menschen mit entsprechenden Kompetenzen für eine Aufgabe
suchen und ich sie anspreche, dass ich selten ein Nein erhalte. So haben
wir jetzt vollkommen unkompliziert unseren neuen Aufsichtsrat für das
Landolin, unser Miteinander-Restaurant auf dem Waldhof, gefunden.
ImPreSSum
Herausgeber:
Caritasverband Mannheim e.V.
B 5, 19a
68159 Mannheim
Telefon (06 21) 1 26 02-0
Telefax (06 21) 1 26 02-88
E-Mail: [email protected]
Internet: www.caritas-mannheim.de
Redaktion: Gabriela Crisand (gabriela.
[email protected])
Gestaltung: Julia Koch
Unsere Gesellschaft lebt davon, dass nicht alles für das soziale Zusammenleben Notwendige durch bezahlte Arbeit geleistet wird. Es braucht
das Engagement und die Kompetenzen vieler, sei es in der Caritas, sei
es in der Politik oder in den Gewerkschaften, in den Kirchengemeinden,
den Sport- oder Kulturvereinen. Für „ein Appel und ein Ei“ hieß eine
Ehrenamtskampagne des BDKJ in den 80er Jahren. Ziel war es, darauf
aufmerksam zu machen, dass Ehrenamt Anerkennung braucht. Unsere
Ehrenamtsinitiative heißt „MitMenschen in Mannheim“. Darum geht es:
mit den eigenen Talenten mit Menschen in Kontakt zu kommen und zu
mehr Mitmenschlichkeit beizutragen. Nicht jede und jeder muss alles können oder alles machen. Aber jede und jeder, der etwas beiträgt zu einem
gelingenden Miteinander, hat unser aller Wertschätzung verdient.
Caritas in Mannheim
II
Ehrenamt
„Den Menschen zuzuhören ist enorm wichtig“
„Ich bin seit 2004 ehrenamtlicher
Schuldnerberater, und ich kam dazu
wie die Jungfrau zum Kinde“, sagt Werner Schwab, ehemaliger Banker und
Schuldnerberater mit Leib und Seele.
Der 69 -Jährige kommt zweimal die Woche den ganzen Tag nach B4 und berät
Menschen, die oftmals hoffnungslos verschuldet sind.
Die Begeisterung für sein Ehrenamt ist
ihm anzusehen. „Es macht mir große
Freude, wenn es den Menschen besser
geht, wenn sie mein Büro verlassen“, beschreibt er den unmittelbaren Erfolg.
Frustriert und ohne Selbstvertrauen
kommen sie zu ihm, hoffnungslos überfordert und von den Gläubigern gedemütigt. Werner Schwab sieht es als seine
Aufgabe an, sie persönlich aufzubauen,
aber auch Lösungen für ihre finanzielle
Misere zu finden.
„Menschen, die zu mir kommen, befinden sich in einem Hamsterrad, und ich
kann ihnen heraushelfen“, fügt er hinzu.
„Die private Insolvenz und der Vergleich
sind immer eine Möglichkeit, mit der die
Klienten dann gut weiterleben können“,
weiß er und nutzt die Erfahrungen aus
seinem Berufsleben als Banker. „Der
beste Käse ist der alte“, schmunzelt er.
„Ich weiß, wie Banken und Versicherungen ticken und wie der Hase in Sachen
Kreditgeschäfte läuft“, sagt der passionierte Schuldnerberater. Die berufliche
Kompetenz und sein Sachverstand sind
Werner Schwab hilft Menschen in der Schuldenfalle.
die Basis für sein Wirken. Dennoch hat
er gelernt, den Menschen zunächst zuzuhören. „Auch das ist enorm wichtig“,
weiß er. Menschen müssen sich erst einmal öffnen und Vertrauen fassen. Aber
Schwab legt auch viel Wert darauf, dass
nicht nur er versucht, die Probleme zu lösen, sondern die Klienten müssen ebenfalls ihre Hausaufgaben machen.
„Der Vorteil meines Ehrenamtes ist,
dass sich die Hilfe in Euro und Cent
ausdrückt. Das bedeutet, der Erfolg ist
messbar.“
Anderen Ehrenamtlichen empfiehlt er,
auch mal etwas Berufsfremdes auszuprobieren, wenn sie sich freiwillig engagieren möchten. „Man muss sich nicht
unbedingt in dem Bereich engagieren,
den man kennt.“ Nur in manchen Fällen
ist die Berufsverwandtschaft sinnvoll
und hilfreich. „Auch ich habe mich in ein
neues Feld gewagt und unterstütze die
Kollegin der Caritas in der Schuldenprävention an Schulen“, sagt Schwab und berichtet von den positiven Erfahrungen,
die er bereits in den Klassen gemacht hat.
S c h u l d n e r b e r at e r
Schuldnerberater Winfried Schräder
Er fackelt nicht lange und legt seine ganze berufliche Kompetenz und Autorität
in die Waagschale, wenn es darum geht,
verschuldeten Menschen zu helfen. Winfried Schräder ist 74 Jahre alt und ist seit
zehn Jahren ehrenamtlich in der Schuldnerberatung tätig. „Ich wollte mein Wissen und meinen Erfahrungsschatz aus
meiner beruflichen Laufbahn als leitender Angestellter bei einer Großbank einbringen. Da lag es nahe, in die Schuldnerberatung zu gehen.“ Winfried Schräder
schätzt auch heute noch die diffizilen
Aufgaben. Und: „Ich hege eine gewisse
Leidenschaft für das Komplizierte, für
Sachverhalte, die mich herausfordern“,
sagt der ehemalige Banker. 44 Jahre Berufserfahrung helfen ihm heute bei Verhandlungen mit Gläubigern, und die Vernetzung und die Kontakte spielen eine
große Rolle. Besonders hilfreich für das
Ehrenamt ist es laut Schräder, zuhören
und sich einfühlen zu können und den
Menschen zu helfen, sich zu öffnen.
Fotos: Crisand
„Ich hege eine Leidenschaft für das Komplizierte“
Caritas in Mannheim
III
„Ich bringe meine
Berufserfahrung ein“
Gespräch mit Dr. Thomas Kloster, Führungskraft in der Strategie-Abteilung bei BASF
Was haben Sie für ein Ehrenamt
inne?
Kloster: Ich bin ehrenamtlicher Geschäftsführer der ad laborem gGmbH.
Seit wann üben Sie das Ehrenamt
aus, und wieviel Zeit nimmt es in Anspruch?
Ich habe das Ehrenamt seit 2008 inne.
Der zeitliche Aufwand ist unterschiedlich. Manchmal sind es nur ein paar
kurze Gespräche mit meinem Geschäftsführerkollegen in der Woche, manchmal
auch einen halben Tag.
Fotos: Rodenborn, Privat
Wie kamen Sie zu dieser Aufgabe?
Wir sind als Familie eng mit dem Caritasverband Mannheim verbunden. Daher haben wir erfahren, dass die ad laborem einen neuen Geschäftsführer sucht.
Da lag es nahe, Ja zu sagen, als ich angesprochen wurde.
Was macht Ihnen daran besonders
Freude?
Es ist eine ideale Aufgabe für mich. Ich
kann meine Erfahrung aus dem Berufsleben einbringen, ich kann helfen und
schnelle Einschätzungen geben, wie wir
die ad laborem weiter verbessern und
voranbringen können. Die Menschen in
der ad laborem sind das Wichtigste, angefangen vom Betriebsleiter bis zu jedem
einzelnen Mitarbeiter, der Tag für
Tag seine Arbeit
in der Werkshalle
erbringt.
Thomas Kloster
Wie bringen Sie
Ihre beruf lichen Erfahrungen ein?
Ich bin auch in
meinem eigentli-
Im Integrationsbetrieb ad laborem gGmbH werden unter anderem verschiedene Auto­
ersatzteile für die Daimler AG verpackt.
chen Beruf als Geschäftsführer tätig und
habe verschiedene Positionen im Management bekleidet. Aus diesen Erfahrungen kann ich gemeinsam mit meinem
Geschäftsführerkollegen Volker Hemmerich immer wieder Impulse in die ad
laborem einbringen.
Welche besonderen Fähigkeiten
braucht es dafür?
Spaß an der Arbeit und an der Zusammenarbeit mit Menschen. Natürlich ein
wenig Zeit, aber das lässt sich in meinem
Fall an die Situation in meinem Beruf anpassen.
Wenn Sie für das Ehrenamt werben
sollten, was würden Sie empfehlen?
Dass ein Ehrenamt trotz des zusätzlichen Zeitaufwandes viel Freude machen
kann. Und dass es sich lohnt, sich auch
für ein Lächeln und Dankbarkeit etwas
anzustrengen.
Ist das Ehrenamt auch Frust oder
mehr Lust?
Natürlich mehr Lust. Es gibt auch kurze
Phasen mit etwas Frust, das gehört einfach dazu. Aber mit etwas Durchhaltevermögen sollte schnell wieder Lust aufkommen, sonst sollte man sich und sein
Ehrenamt hinterfragen.
Über die ad laborem
Die ad laborem gGmbH ist ein Verpackungs- und Logistik-Dienstleistungsunternehmen. In dem Inte­grationsbetrieb
arbeiten Menschen mit und ohne Behinderungen. Seit mehreren Jahren arbeitet
das Team erfolgreich in den Bereichen Lagerung, Kommissionierung, Verpackung
und Just-in-Time-Versand. Es ist für globale Großunternehmen und mittelständische Unternehmen aus der Region tätig.
M e h r I n f o r m at i o n e n :
w w w. a d l a b o r e m.d e
Caritas in Mannheim
IV
„Unsere Gesellschaft
aktiv mitgestalten“
Dominique Gründler ist Mitglied im Caritasrat, dem Aufsichtsgremium des Caritasverbands
Sie engagiert sich aus Überzeugung,
und es ist ihr ein besonderes Anliegen,
Menschen am Rande der Gesellschaft
zu unterstützen. Dominique Gründler
ist hauptberuflich Juristin bei der Karl
Berrang GmbH und als Mitglied im Caritasrat ehrenamtlich tätig. „Darüber hinaus engagiere ich mich im Lektorenkreis
an der Jesuitenkirche in Mannheim und
in meinem Sportverein“, nennt sie weitere Einsatzfelder.
Mitglied des Caritasrats ist Dominique
Gründler seit 2010. Den Zeitaufwand
empfindet sie als überschaubar. „Ich
nehme gerne an den regelmäßigen Sitzungen des Rates teil, dazu gehört auch
das Vor- und Nachbereiten sowie das
Wahrnehmen von weiteren Terminen“,
beschreibt sie ihre Tätigkeiten.
Die Aufgabe bei der Caritas war für sie
nicht wirklich neu, „denn durch mein
langjähriges kirchliches Engagement
bin ich auch in die Tätigkeit bei der Caritas hineingewachsen. Ich war zuvor
schon Mitglied im Pfarrgemeinderat und
im Stiftungsrat.“ Dies waren gute Vor-
aussetzungen und bilden einen großen
Erfahrungsschatz, den sie mit einbringt.
„Ich habe die Gelegenheit, unsere Gesellschaft und das Gemeinwesen in der
Stadt, in der wir leben, aktiv mitzugestalten“, sagt Gründler. „Es macht Freude, wenn das gelingt.“ Ehrenamtliches
Engagement könne viel Spaß machen.
„Im sozialen Bereich ist die Caritas in
Mannheim prägend, und es macht mir
Freude, mich auf diese Weise auch für
die Menschen einzusetzen, die benachteiligt sind.“
Ihre beruflichen Erfahrungen kann sie
als Caritasrätin gut einbringen. „Ich bin
Juristin und als Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens
für die Bereiche Personal und Recht zuständig. Das hilft mir auch im Caritasrat, Sachverhalte zu beurteilen“, sagt sie.
Ihre Einschätzungen sind gefragt.
Als besondere Fähigkeiten für ein Ehrenamt nennt sie in erster Linie die Bereitschaft, sich für andere einzusetzen.
Ebenso die Fähigkeit, sich schnell in
unterschiedliche Vorgänge und Themen
hineinzudenken. Aus ihrer Sicht ist es
wichtig, dass sich in einer funktionierenden Gesellschaft mehr Menschen freiwillig einbringen.
Sollte sie für das Ehrenamt werben,
empfiehlt sie, dass sich jeder in dem Bereich engagieren sollte, der seinen Talenten und Interessen entspricht. „Jeder
Mensch hat andere Fähigkeiten, und die
Möglichkeiten, diese im ehrenamtlichen
Bereich einzubringen, sind vielfältig.
Man sollte auf jeden Fall Freude an der
jeweiligen Aufgabe haben“, sagt sie.
Gleichzeitig brauche es aber auch ein
gutes Zeitmanagement und eine realistische Einschätzung, wie viel neben den
beruflichen und familiären Verpflichtungen bewältigt werden könne. „Damit
ist es möglich, das Ehrenamt und andere Verpflichtungen so zu organisieren,
dass daraus keine Nachteile entstehen,
zum Beispiel am Arbeitsplatz. Ich mache
aber die Erfahrung, dass ehrenamtliches
Engagement von vielen Menschen anerkannt und gewürdigt wird und man viel
positiven Zuspruch erhält.“
Foto: Koch
Dominique Gründler (vordere Reihe, 3.v.r.) und ihre Kollegen aus dem Caritasrat. Sie ist seit fünf Jahren als Mitglied tätig.