Dr. Claudia Fenzl, Universität Bremen

Konzeption eines berufsbegleitenden Bachelorstudiums
Dr. Claudia Fenzl (Universität Bremen, Projekt BP@KOM)
Balanceakt berufsbegleitendes Studieren
Arbeitnehmerkammer Bremen, 2. März 2016
Inhalt
1.
2.
3.
4.
5.
Der Studiengang „Berufliche Bildung“: Kurzportrait
Die Zielgruppe der beruflich Qualifizierten
(Kennzeichen und Studierendenzahlen)
Berufsbegleitendes Studium als „Balanceakt“
• Balanceakt Zeitstruktur
• Balanceakt Eingangsniveau
• Balanceakt Anrechnung
• Balanceakt Leben – Arbeiten – Studieren
Studieren beruflich Qualifizierte erfolgreich?
Fazit
Inhalt
1.
2.
3.
4.
5.
Der Studiengang „Berufliche Bildung“: Kurzportrait
Die Zielgruppe der beruflich Qualifizierten
(Kennzeichen und Studierendenzahlen)
Berufsbegleitendes Studium als „Balanceakt“
• Balanceakt Zeitstruktur
• Balanceakt Eingangsniveau
• Balanceakt Anrechnung
• Balanceakt Leben – Arbeiten – Studieren
Studieren beruflich Qualifizierte erfolgreich?
Fazit
Der Studiengang Berufliche Bildung
•
•
•
•
•
•
„Berufliche Bildung mit den beruflichen Fachrichtungen ElektrotechnikInformationstechnik sowie Metalltechnik-Fahrzeugtechnik“
Start: Wintersemester 2012/13
Abschluss: Bachelor of Science (B. Sc.)
Inhaltliche Schwerpunkte:
– Berufswissenschaften sowie Berufs- und Betriebspädagogik
– Fachwissenschaften
Überwiegend berufsbegleitende Zeitstruktur
Begleitung durch das Projekt BP@KOM
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Absichten der Öffnung für beruflich Qualifizierte
•
•
•
•
Beruflich Qualifizierten den Zugang zur Hochschulbildung ebnen
„Praktiker/innen“ mit breitem technischen und pädagogischen
Erfahrungshintergrund theoretische Absicherung von Wissen und Können
ermöglichen
Beruflich Qualifizierten verschiedene Karriereoptionen eröffnen
z.B. innerbetrieblichen Aufstieg, Betriebliche Ausbildungsleitung, Lehramt an
Beruflichen Schulen, Studium der Ingenieurwissenschaften
Gute Lehrer/innen für die berufliche Schule ausbilden
5
Möglicher Studienverlauf
6
Inhalt
1.
2.
3.
4.
5.
Der Studiengang „Berufliche Bildung“: Kurzportrait
Die Zielgruppe der beruflich Qualifizierten
(Kennzeichen und Studierendenzahlen)
Berufsbegleitendes Studium als „Balanceakt“
• Balanceakt Zeitstruktur
• Balanceakt Eingangsniveau
• Balanceakt Anrechnung
• Balanceakt Leben – Arbeiten – Studieren
Studieren beruflich Qualifizierte erfolgreich?
Fazit
Studierendentypen
Studierende mit
traditionellem HSZ
•
•
•
•
männlich/weiblich,
ca. 20 Jahre alt,
mit Nebenjob und BAföG
oder Rücklagen,
ohne
Familienverantwortung ,
nur für den eigenen
Lebensunterhalt zuständig
Vollzeit-Studierende
beruflich qualifizierte
Studierende mit
traditionellem HSZ
•
•
•
•
männlich/weiblich,
Mitte 20,
mit Nebenjob und BAföG
oder Rücklagen
ohne
Familienverantwortung,
nur für den eigenen
Lebensunterhalt zuständig
berufsbegleitend oder
Vollzeit
Studierende mit
nicht-traditionellem HSZ
•
•
männlich, deutsch,
Anfang 40,
voll berufstätig,
•
mit persönlicher und
finanzieller
Familienverantwortung
•
häufig berufsbegleitend
studierend 8
Studierendenzahlen
Kohorte 4
(ab WiSe 15/16)
Kohorte 1
Kohorte 2
Kohorte 3
(ab WiSe 12/13)
(ab WiSe 13/14
oder SoSe14)
(ab WiSe 14/15
oder SoSe 15)
Traditioneller HSZ
ohne Berufserfahrung
mit Berufsausbildung
mit Erststudium
mit Meisterabschluss
mit Technikerabschluss
19
12
6
1
-
16
4
-
21
11
8
2
17
13
4
-
Nicht-traditioneller HSZ
Meister/innen
Techniker/innen
Sonstige
11
8
3
-
6
4
2
-
8
7
1
12
5
3
4
Gesamt
30
22
29
29
12
Inhalt
1.
2.
3.
4.
5.
Der Studiengang „Berufliche Bildung“: Kurzportrait
Die Zielgruppe der beruflich Qualifizierten
(Kennzeichen und Studierendenzahlen)
Berufsbegleitendes Studium als „Balanceakt“
• Balanceakt Zeitstruktur
• Balanceakt Eingangsniveau
• Balanceakt Anrechnung
• Balanceakt Leben – Arbeiten – Studieren
Studieren beruflich Qualifizierte erfolgreich?
Fazit
Balanceakt Zeitstruktur
Alle vom ITB verantworteten Lehrveranstaltungen
finden am Abend oder am Wochenende statt.
Hindernisse:
- sog. „Importveranstaltungen“ anderer Fachbereiche
- Interessenkonflikte zwischen Vollzeit- und berufsbegleitend Studierenden
- nur wenige berufsbegleitend Studierende
- nicht immer Akzeptanz des berufsbegleitenden Modells durch die Lehrenden
- Erschöpfung der Studierenden nach einem Arbeitstag / einer Arbeitswoche
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Balanceakt Eingangsniveau
1. Mathematik
Importfach „Mathematik I“ für (Wirtschafts-)Ingenieure und Berufliche Bildung
„Man darf Mathe auf keinen Fall im ersten
Semester machen. Wenn ich das im ersten Semester
gemacht hätte, hätte ich danach aufgehört. (…)
Wenn ich mir vorgestellt hätte, dass jedes Semester
so läuft wie das Mathesemester; in dem Semester
habe ich an den Wochenenden nichts anderes
gemacht als Mathe. (…) Ich glaube, ich hätte das
Handtuch geworfen“.
(11S/66/69) (Berufsbegleitend studierender
Techniker)
„Die Mathematikhürde ist sehr
hoch, es raubt Zeit, Nerven,
Mut und Kraft für das
Studieren der anderen Fächer“.
(Berufsbegleitend studierender
Meister)
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Balanceakt Eingangsniveau
1. Mathematik
Damalige Probleme:
• nicht in die berufsbegleitende Struktur integriert
• Eingangsniveau Abitur
• hoher Zeitaufwand
• hohe Abbruch- und Durchfallquoten bei nicht-traditionell Studierenden (ca.
80%), trotz Begleitkurs am ITB
• ingenieurwissenschaftliche Ausrichtung
Aktuelles Angebot
• Brückenkurs „Grundlagen der Mathematik“ (6 CP)
• Angebot einer eigenen „Mathematik I“ am ITB
• Ressourcenlage für dieses Angebot ungewiss
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Balanceakt Eingangsniveau
2. Wissenschaftliches Arbeiten
•
•
•
Lesen und (kritisches) Verstehen von Texten
Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten
Entwickeln und Bearbeiten von Fragestellungen
Abiturienten müssen lernen – beruflich Qualifizierte müssen umdenken!
Brückenkurs „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“
(Wahlpflichtangebot 1. Semester, Hausarbeit, 3 CP)
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Balanceakt Anrechnung
•
•
pauschale Anrechnung der Abschlüsse Meister (15 CP), Techniker (22 CP) und
Berufspädagoge (IHK) (30 CP)
individuelle Anrechnung beruflicher Lernergebnisse
Vorteile:
- Reduzierung der Gesamtbelastung insbesondere bei
berufsbegleitend Studierenden
Nachteile:
- Konfliktpotenzial: Wunsch der Studierenden nach sehr
großzügiger Anrechnung
- weniger Gelegenheit zu akademischer Sozialisation
- die beruflich Qualifizierten können ihre ausgerechnet Stärken
nicht vertiefen und einbringen
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Balanceakt Leben – Arbeiten – Studieren
Unterstützende Bedingungen
•
Studieren im „Tandem“: gegenseitige motivationale und praktische
Unterstützung
•
Unterstützung durch den Arbeitgeber, insbesondere flexible
Arbeitszeitmodelle
•
Rückhalt im Familien- und Freundeskreis
•
Persönliche Eigenschaften: Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz,
Zielstrebigkeit…
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Inhalt
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5.
Der Studiengang „Berufliche Bildung“: Kurzportrait
Die Zielgruppe der beruflich Qualifizierten
(Kennzeichen und Studierendenzahlen)
Berufsbegleitendes Studium als „Balanceakt“
• Balanceakt Zeitstruktur
• Balanceakt Eingangsniveau
• Balanceakt Anrechnung
• Balanceakt Leben – Arbeiten – Studieren
Studieren beruflich Qualifizierte erfolgreich?
Fazit
Studieren beruflich Qualifizierte erfolgreich?
•
Die Abbrecherquoten der beruflich Qualifizierten sind deutlich geringer als
die der Abiturienten.
•
Erste berufsbegleitend Studierende (Techniker) haben in 6 Semestern
Regelstudienzeit abgeschlossen, viele werden es in 8 Semestern schaffen.
•
Erste Bachelorarbeiten zeigen Niveauunterschiede im Bereich
wissenschaftlichen Arbeitens, vor allem in Hinblick auf die Entwicklung und
Bearbeitung einer wissenschaftlichen Fragestellung.
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Inhalt
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Der Studiengang „Berufliche Bildung“: Kurzportrait
Die Zielgruppe der beruflich Qualifizierten
(Kennzeichen und Studierendenzahlen)
Berufsbegleitendes Studium als „Balanceakt“
• Balanceakt Zeitstruktur
• Balanceakt Eingangsniveau
• Balanceakt Anrechnung
• Balanceakt Leben – Arbeiten – Studieren
Studieren beruflich Qualifizierte erfolgreich?
Fazit
Fazit
Erfolgreich berufsbegleitend studieren ist möglich – aber ein Kraftakt für alle
Beteiligten:
a) Für die Studierenden ist Gesamtbelastung extrem hoch.
Arbeitszeitreduzierung (mit finanzieller Kompensation!) wäre
wünschenswert.
b) Für die Universität bedeutet die neue Zielgruppen mehr als die Anpassung
von Veranstaltungszeiten. Erforderlich sind ein hohes Maß an Information
und Beratung sowie individueller Betreuung und hohe Flexibilität in Bezug
auf Studienorganisation und Studienkonzepte .
Hierfür sind auch nach der Förderung Ressourcen nötig.
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