Falsche Tatsachen vorgaukeln

Appenzellerland 31
Donnerstag, 7. Januar 2016
Falsche Tatsachen vorgaukeln
BROSMETE
Der Schweizer Comedy- und Zauberkünstler Michel Gammenthaler ist derzeit mit seinem Soloprogramm «Scharlatan»
unterwegs. Erstmals spielt er auf der Bühne sich selbst. Manipulation geschieht für ihn im Alltag zuhauf.
ROGER FUCHS
HEIDEN. Allein schon gemessen
an der Körpergrösse ist Michel
Gammenthaler einer der grössten Schweizer Kleinkünstler. Seine 194 Zentimeter wurden ihm
aber auch schon zum Problem –
beispielsweise als er vor über
zehn Jahren sein erstes abendfüllendes Programm zum ersten
Mal ausprobierte. «Im Kulturlokal 3 Eidgenossen in Appenzell
konnte ich wegen der niedrigen
Raumhöhe kaum gerade stehen», erinnert sich der auch aus
Radio und Fernsehen bekannte
Künstler. Auf seiner inzwischen
Der blaue
Schnee der
Feen
M
«Im ‹3 Eidgenossen› in
Appenzell konnte ich
wegen meiner Grösse
kaum gerade stehen.»
fünften Solotournée findet sich
Appenzell nicht auf der Liste der
Auftrittsorte, dafür Heiden. Am
Freitagabend, 20 Uhr, präsentiert
er im Kursaal sein Programm
«Scharlatan».
Kontakt zu Verstorbenen
Angekündigt wird Scharlatan
als «vollkommen paranormal».
Gammenthaler, der sich selbst
als zaubernden Kabarettisten,
der auch manchmal moderiert,
bezeichnet, klärt auf: «In meinem fünften Programm gaukle
ich dem Publikum falsche Tatsachen vor. Ich lasse dieses wissen, dass ich nur so tue, als ob ich
zaubern könne.» Michel Gammenthaler
als
Hochstapler,
Schwindler, Quacksalber – das ist
«Scharlatan». Als solcher stellt er
Kontakt her zu Verstorbenen, die
gar nie gelebt haben. Oder er liest
Gedanken ganz ohne übersinnliche Fähigkeiten. Immer wieder
sitzen bei ihm Menschen im
Publikum, die sich wünschten,
die Illusionen wären Wirklichkeit. «Aber du kannst doch zau-
bern, sagen sie mir jeweils am
Schluss der Vorstellung», so Michel Gammenthaler.
Auf die Frage, ob Gammenthaler wenigstens im Privatleben
ein Saubermann sei, führt er aus,
wie auch im Alltag Manipulationen die Menschen im Griff haben. Als Beispiel nennt er eine
Mutter, die ihren Sohn zum Verspeisen einer Banane auffordert,
worauf er eine Viertelstunde mit
dem Gameboy spielen dürfe.
Ja zur
Vereinbarung
Die Sternsinger sind unterwegs
Die Hinterund die Mittelländer Gemeinde
melden im jüngsten Verhandlungsbericht, dass sie einer Ergänzung zur Leistungsvereinbarung mit der Beratungsstelle für
Flüchtlinge zugestimmt haben.
Der Beratungsstelle obliegen
Aufgaben im Bereich der anerkannten Flüchtlinge und vorläufig aufgenommenen Personen
(Gewährung individuelle Sozialhilfe, Förderung der Integration
etc.). Der Gemeinderat Trogen
hält zudem fest, dass wegen gestiegener Kosten der Beratungsstelle ein Mehrkostenanteil von
gut 7300 Franken auf die Gemeinde entfällt. (gk)
URNÄSCH/TROGEN.
Bild: rf
Michel Gammenthaler stellt in «Scharlatan» Kontakt her zu Verstorbenen, die gar nie gelebt haben.
Das ist reine Manipulation. Das
eine hat mit dem anderen nichts
zu tun. Manipulation ortet der
Künstler auch dann, wenn Menschen andere motivieren, bei einem Projekt mitzuwirken, und
dabei alle Register der Überzeugungskunst ziehen.
Nur noch sich selbst
Mit Zauberei angefangen hat
Michel Gammenthaler bereits als
siebenjähriger Bub. «Die meisten
werden wieder gesund, bei mir
ist dieses Virus geblieben», sagt
er. Sein aktuelles Soloprogramm
lässt sich nicht mehr mit früheren vergleichen. Erstmals spiele
er auf der Bühne keine Figuren
mehr, sondern sei nur noch sich
selbst. Dadurch entstünde eine
noch intensivere Nähe zum Publikum. Gewichten, ob ihm nun
die Comedy oder die Zauberei
lieber ist, mag er nicht. Die Leute
an einem Punkt festzunageln,
entblösst er als Schweizer Eigenheit. Nebst seinen Bühnenshows
ist Michel Gammenthaler auch
bekannt als Moderator der Sendung «Ohrfeigen» auf SRF 1 oder
«Comedy im Labor» auf SF1. «Ich
liebe ein abwechslungsreiches
Leben», so der Künstler.
Michel Gammenthaler mit «Scharlatan» am Freitag, 8. Januar,
20 Uhr, Kursaal Heiden – Tickets an
der Abendkasse erhältlich.
Das Segnen der Häuser zum Jahresbeginn ist eine alte Tradition. Die Sternsinger tragen die frohe
Weihnachtsbotschaft zu den Menschen und sammeln dieses Jahr Geld für das Projekt Palliri in Bolivien.
HERISAU. Die Sternsinger ziehen
dieser Tage mit königlichen Gewändern und Kronen auf dem
Haupt von Haus zu Haus, singen
Weihnachtslieder und tragen die
frohe Weihnachtsbotschaft zu
den Menschen.
C+M+B plus Jahreszahl
Die Häuser und Wohnungen
werden nach einem alten Brauch
gesegnet. Über die Haustür wer-
den mit Kreide die Jahreszahl
und die Buchstaben C+M+B
(Christus mansionem benedicat,
Christus segne dieses Haus) geschrieben, oder es wird ein
CMB-Türkleber angebracht.
Geld für ein Projekt in Bolivien
Die Buben und Mädchen
sammeln Geld für Kinder und
Jugendliche in anderen Ländern
und auf anderen Kontinenten
und verbinden damit Kulturen.
In diesem Jahr engagieren sich
die Sternsinger für das Projekt
Palliri in El Alto in Bolivien. Bis
zu 400 Kinder und Jugendliche
aus schwierigen sozialen Verhältnissen finden dank einer
Stiftung in einem Kindergarten,
zwei Jugendzentren und in einer
Fussballschule eine liebevolle
Betreuung und eine sinnvolle
Freizeitbeschäftigung. Sie sollen
stark gemacht werden für das
das Leben in der Grossstadt;
ihnen werden Werte wie Selbstvertrauen, Teamgeist und Respekt für das Gegenüber vermittelt.
Darüber hinaus schafft die
Stiftung in einer Nähwerkstatt
und in Boutiquen als Hilfe zur
Selbsthilfe Arbeitsplätze für die
Erwachsenen, vor allem für
Frauen. (gr)
Michael Genova
Zeugenaufruf:
Wer weiss mehr?
MEISTERSRÜTE. Am letzten Diens-
Tagblatt für die Kantone Appenzell
Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden
186. Jahrgang
Redaktion:
Patrik Kobler (pk, Leitung); Roger Fuchs
(rf, Stv.); Jesko Calderara (cal); Monika Egli (eg);
Michael Genova (mge); Mea McGhee (mc);
Karin Erni (ker); Stephanie Sonderegger (sso).
applaus: Andy Lehmann (ale).
Appenzeller Zeitung, Kasernenstrasse 64,
Postfach 61, 9101 Herisau
Telefon 071 353 96 90, Fax 071 353 96 97
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Verbreitete Auflage: 11 601 Exemplare
WEMF 2015
eine Suche nach dem
Schnee begann kurz
nach Weihnachten
vor einem schwarzen Loch. Hier
in Kandersteg, vor dem Nordportal des Lötschbergtunnels,
hielt der damalige Bundespräsident Adolf Ogi vor 15 Jahren
seine Neujahrsansprache. Er
sagte: «Gehen Sie weiter! Mit
jedem Schritt vorwärts wird es
heller. Am Tunnelende ist das
Licht.» Daran erinnerte ich
mich, als ich mein Auto auf den
ersten Verladewagen der
Lötschbergbahn lenkte. Ich war
überzeugt: Mit dem Licht am
Ende des Tunnels musste Ogi
schon damals den Schnee gemeint haben. Die Rettung
schien nah.
Im Lichte von Goppenstein,
auf der anderen Seite des Tunnels, folgte die Ernüchterung.
Keine meterhohen Schneewälle,
keine funkelnden Schneekristalle, kein Walliser Wintermärchen. So war es auch in Visperterminen, am ersten Ziel meiner
Reise. Das Bergdorf hat ein kleines Skigebiet mit zwei Schleppliften, in Betrieb war nach Weihnachten aber nur der Übungslift
für Kinder. Bekannt ist Visperterminen vor allem für seinen
Weisswein Heida. Die alte Rebsorte wächst an den steilen
Hängen des höchsten Rebbergs
Europas. Tatsächlich wähnte ich
mich in den letzten Dezembertagen eher in der Toscana als im
gebirgigen Vispertal.
Ein zweites Reiseziel musste
also her. Ein Ort, wo an 365
Tagen pro Jahr Winter herrscht,
wo man sogar im Sommer Skifahren kann. So reiste ich zu
den Gletscherpisten von Saas
Fee. In den Niederungen
brummten auch hier die
Schneekanonen. Je höher ich
aber kam, desto verwunschener
wurde es. Bei der Abfahrt von
Mittelallalin schimmerte es
plötzlich blau zwischen meinen
Skiern. Am Fusse des Hangs
blickte ich zurück. Einen
Moment lang dachte ich an den
Blauschnee vom Säntis. Doch
dann realisierte ich: Hier war
das Licht am Endes des Tunnels,
hier war der blaue Schnee des
Feegletschers.
Bild: gr
Um den Dreikönigstag herum sind auch die Sternsinger wieder unterwegs.
tag, 5. Januar, kurz vor 23 Uhr,
wurde in Meistersrüte auf einer
abgelegenen Strasse ein Auto
von zwei unbekannten Fussgängern angehalten. Laut einer Mitteilung der Innerrhoder Kantonspolizei bekam der in der
Nähe wohnhafte Autolenker
Angst und fuhr davon. Dabei
könnte sich einer der Fussgänger
verletzt haben. Welche Absicht
die beiden unbekannten Fussgänger hatten, ist nicht bekannt.
Wer Angaben zum Tathergang
machen kann oder verdächtige
Beobachtungen gemacht hat,
wird gebeten, sich mit der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden in Verbindung zu setzen.
Tel.: 071 788 95 00. (kpai)