BIELEFELDER KULTUR WESTFALEN-BLATT Nr. 276 Donnerstag, 26. November 2015 Das waren sie, die 68er Jahre Die Schriftstellerin Ulla Hahn liest in der Reihe »Lektüren und Lektionen« Von Burgit H ö r t t r i c h Galerie Uerpmann B i e l e f e l d (WB). Als junge Studentin habe sie eine Arbeit über ein Gedicht von Ulla Hahn geschrieben, erzählte Dr. Karin Volkwein. Als Ulla Hahn sie dann aber fragte, ob sie denn das Gedicht noch auswendig wisse, musste Volkwein passen. Ulla Hahn fand’s nicht weiter tragisch, sondern sparte nicht mit Lob für die »gelungene Einführung« in ihre Lesung: »Dann kann ich ja gleich anfangen.« Eingeladen für die Reihe »Lektüren und Lektionen« ins Oberstufen-Kolleg hatten die Schriftstellerin die Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität, die Fachkonferenz Deutsch des Oberstufenkollegs und das Ästhetische Zentrum. Ulla Hahn (69) las vor gut 200 Zuhörern aus dem dritten Roman um die Protagonistin Hilla Palm, dem Alter Ego der Autorin. Band 1 mit dem Titel »Das verborgene Wort« erschien 2001, 2009 folgte »Aufbruch«; daraus las sie vor Jahren in der Stadtbibliothek. Karin Volkwein sprach darüber, dass Ulla Hahn sich zunächst einen Namen als Lyrikerin gemacht habe, entdeckt von Marcel Reich-Ranicki, mit zahlreichen Preisen geehrt wurde, aber: »Ulla Hahn beherrscht auch die Prosa.« Die Schriftstellerin, verheiratet mit dem früheren Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD), wuchs in Monheim am Rhein (im Roman: Dondorf) auf und gelangte über den zweiten Bildungsweg zu Abitur und Studium. In »Spiel der Zeit« erzählt sie, wie Hilla Palm, das katholische Arbeiterkind vom Dorfe, als Studentin in B i e l e f e l d (WB). Gemälde von Karsten Meiwald und Uwe Herbst stehen im Mittelpunkt der Ausstellung, die am kommenden Samstag, 28. November, im Bielefelder Kunsthaus Uerpmann, Goldstraße 1, eröffnet wird. Die Schriftstellerin Ulla Hahn war im Oberstufen-Kolleg zu Gast. Sie las vor rund 200 Zuhörern aus dem dritten Band um ihre Protagonistin Hilla Palm: »Spiel der Zeit«. Hilla Palm ist das Alter Ego der vielfach ausgezeichneten Autorin. Foto: Bernhard Pierel Köln ankommt. Im Jahr 1968 versucht sie, an der Universität und in der Großstadt heimisch zu werden, erkundet die Welt der Sprache, genießt die Freiheit des Denkens, und sehnt sich nach Orientierung im Leben. Sie verliebt sich, findet schließlich die Kraft für einen neuen Blick auf alte Verletzungen. und in den 1980er Jahren zur gefeierten Dichterin (»Herz über Kopf«) wird. Die Rheinländerin Hahn ist längst an der Elbe in Hamburg heimisch geworden. Wie es weiter geht im Leben von Hilla Palm/ Ulla Hahn, dass soll dem interessierten Leser nicht verborgen bleiben: Es »Spiel der Zeit« ist aber auch ein Roman über die 68er Jahre, in denen mit der Nazi-Vergangenheit abgerechnet wird, Tausende gegen den Vietnamkrieg demonstrieren, den Schah-Besuch oder gegen die Notstandsgesetze. Hilla Palm hat eine typische 68er-Vita – so wie auch Ulla Hahn, die promoviert Bielefeld (WB). Im Bielefelder Jazzclub an der Beckhausstraße 72 ist morgen um 20.30 Uhr das Django Lassi-Sextett aus Berlin zu Gast. Gespielt werden virtuose Reinhard-Kompositionen und wilde poetische Balkan-Musik. Django Lassi versteht es, eine tanzbare Klangwelt entstehen zu lassen. Musikalische Grenzüberschreitungen sind dabei Programm. Die Band mit Musikern aus Kanada, Dänemark, Israel, Eritrea und von der Elfenbeinküste fordert die Gypsy-Tradition heraus und denkt sie weiter. Bielefeld (WB). Der Musikverein der Stadt führt morgen um 20 Uhr in der Rudolf-Oetker-Halle unter dem Thema »Frieden auf Erden« von Frank Martin »In terra pax« und von Ralph Vaughan Williams »Dona nobis pacem« auf. Bereits in der kommenden Woche beginnt die nächste Probenphase für ein Konzert am Karfreitag mit Dvoraks »Stabat mater«. Dafür werden noch Sängerinnen und Sänger gesucht. Der Chor probt dienstags ab 19.30 Uhr im Ratsgymnasium. Infos gibt Annegret Bokermann unter Telefon 0521/76 450. Politkabarett in der Schmiede Bielefeld (WB). Seit 30 Jahren ist Thomas Freitag erfolgreich als Kabarettist unterwegs. Morgen ist er zum ersten Mal in der Neuen Schmiede an der Handwerkerstraße zu Gast (20 Uhr). Seit 30 Jahren arbeitet »Der kaltwütige Herr Schüttlöffel« in der Stadtbibliothek. Die soll geschlossen werden. Herr Schüttlöffel nimmt die Bücher als Geiseln und verbarrikadiert sich. Seine Wut richtet sich gegen den Zeitgeist, die angebliche Alternativlosigkeit und das Sparen an der Kultur. Thomas Freitag balanciert dabei auf dem schmalen Grat zwischen Witz und bitterem Ernst. ist ein vierter Teil der Reihe geplant, vielleicht sogar fertig geschrieben. In Bielefeld jedenfalls ließ die Schriftstellerin sich bereitwillig ausfragen und signierte anschließend gern ihre Bücher. (»Spiel der Zeit«, 608 Seiten, DVA-Verlag, 24,99 Euro). 140 auf einen Streich Modern Balkan Swing Frieden auf Erden Spiel von Licht und Schatten BBK OWL feiert den 60. Geburtstag Feiern den BBK-Geburtstag: (von links) Uschi Bracker, Barbara Wilk, Daniel Kuhlmann, Marie Pascale Gräbener, Ute Grohs, Horst RottjakobStöwer, Bruno Büchel und Andrea Ridder. Foto: Bernhard Pierel Bielefeld (WB). Der Bundesverband Bildender Künstler Ostwestfalen-Lippe (BBK OWL) feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen und lädt aus diesem Anlass zu zwei Ausstellungen ein: Am Donnerstag, 3. Dezember, 20 Uhr, wird im WDR Landesstudio an der Lortzingstraße eine Schau mit Arbeiten von Magdalene Bischinger, Uschi Bracker, Bruno Büchel, Ute Grohs, Gerwin Heinrich, Gitte Klisa, Daniel Kuhlmann, Norbert Meier, Andrea Ridder, Horst Rottjakob-Stöwer, Barbara Wilk, Claudia Winkel und Inge Zintl eröffnet (bis 28. Januar). Im BBK-Atelier in der Ravensberger Spinnerei wird am Sams- tag, 5. Dezember, um 17 Uhr eine Ausstellung eröffnet, an der alle 140 Mitglieder des BBK mit Werken beteiligt sind. Erarbeitet wurde dabei ein Konzept, in dem unterschiedliche künstlerische Positionen in einen Kontext gebracht werden sollen. Gezeigt werde ein Querschnitt durch das zeitgenössische Schaffen der Mitglieder. Am Eröffnungstag um 19 Uhr findet ein Künstlergespräch mit Peter Flachmann und Peter Sommer unter dem Motto »BBK Gestern-Heute« statt. Am Sonntag, 13. Dezember, sind von 11 bis 18 Uhr Künstlerfilme zu sehen. Die Gemeinschaftsausstellung ist bis zum 20. Dezember geöffnet. Das bisschen Haushalt... Premiere der Dagmar Selje Puppenspiele mit »Ritter Rost und Prinz Protz« Bielefeld (pan). Burgfräulein Bö hat wirklich kein einfaches Leben. Ihr Staubsauger hat eine Hausstauballergie, und das schmutzige Geschirr weigert sich, gewaschen zu werden. Dazu kommen noch der verschnupfte Drache Koks, der überall seine feuerfesten Taschentücher herumliegen lässt, und der faule Ritter Rost, der den halben Tag auf der Toilette hockt. Im neuen Stück der Dagmar Selje Puppenspiele »Ritter Rost und Prinz Protz« nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Jörg Hilbert und Felix Janosa wächst der Haushalt allen mittelalterlichen Figuren über den Kopf. Mehr als 40 Besucher sahen sich die Premiere des musikalischen Stabpuppentheaters an, in dem trübe Tassen und ungebadete Drachen Lieder über haushaltliche Tätigkeiten schmettern. Mit viel Liebe zum Detail lassen darin die beiden Puppenspielerinnen Dagmar Selje und Simone Tank nicht nur die Puppen, sondern auch die Haushaltsgeräte und das Geschirr tanzen. Das putzmü- de Burgfräulein Bö schafft es nicht, mehr Glanz in die Hütte zu bekommen und Hausdrache Koks und Ritter Rost sind ihr auch keine große Hilfe. »Der Helm aus Blech, der Kopf aus Holz, das ist des Ritters ganzer Stolz«, pflegt die Dame über den Faulpelz in der Rüstung zu singen. Also wendet sie sich an den Zau- Die Puppenspielerinnen Dagmar Selje (links) und Simone Tank verzaubern mit ihren Figuren auf märchenhafte Weise das Publikum. Foto: Kerstin Panhorst berspiegel-Blitzversand und bestellt sich einen Diener. Die Auswahl fällt ihr leicht, da weder der rabattierte reinliche Heinrich noch der wasserscheue Werwolf ihre Ansprüche erfüllen und nur Schrottfried, Prinz von und zu Putz und Protz, den Anforderungen entspricht. Doch der feine Herr wirft schnell das Handtuch und nimmt das Burgfräulein lieber gleich mit auf seine saubere Burg. Wie sich Ritter Rost und Drache Koks bei der Bewältigung des Haushalts schlagen und wie sie das Burgfräulein wieder zurückerobern, erzählt das Puppentheater in kurzweiligen 70 Minuten. Das Blechspektakel mit viel Gesang und skurrilem Humor ist für Kinder ab fünf Jahren geeignet. Die nächsten Vorstellungen finden vom 1. bis 6. Dezember täglich um 16 Uhr bei den Puppenspielen Dagmar Selje im Kultur- und Kommunikationszentrum Sieker (KuKS) in der Meisenstraße 65 statt. ____________________________ www.selje-puppenspiele.de @ Beide Künstler eint die Vorliebe für Landschaften und die künstlerisch gekonnte Verarbeitung ihrer mannigfaltigen Erscheinungsformen. Während Karsten Meiwald sich Küsten und Meeresstränden als Sujet verschrieben hat, sind die Motive von Uwe Herbst vornehmlich mediterrane und französische Landschaften. An die großen Meister des Impressionismus wie Van Gogh, Gaugin oder Cézanne anknüpfend hat der gebürtige Kölner, der abwechselnd in Deutschland und Frankreich arbeitet und lebt, einen unvergleichlichen Stil entwickelt. Mit einem virtuosen Lichtund Schattenspiel gelingt es ihm, den besonderen Zauber der Landschaften in seinen Gemälden einzufangen. Zu Recht gilt er als einer der wichtigsten zeitgenössischen Maler des Postimpressionismus. Ein ähnliches Renommee unter Kunstliebhabern genießt auch Karsten Meiwald. Die Bilder des gebürtigen Ostwestfalen zeichnen sich durch leuchtende Farben und filigran ausgearbeitete Einzelheiten aus. Unverkennbar sind die Einflüsse des Realismus und der Romantik in seinen Gemälden, die das Meer zu einem traumhaften Sehnsuchtsort stilisieren. Die Ausstellung im Altstädter Kunsthaus Uerpmann beginnt am 28. November um zehn Uhr mit einer Vernissage, bei der Karsten Meiwald und Uwe Herbst anwesend sein werden. Neben bereits bekannten Werken werden eigens für die Ausstellung angefertigte Malereien der beiden Künstler gezeigt. Die Ausstellung dauert bis zum 15. Dezember. Kultur in Kürze B-Ware: Der Chor B-Ware gibt unter dem Motto »A Joyful Christmas« an diesem Wochenende zwei Weihnachtskonzerte: am Samstag um 19.30 Uhr in der Neuapostolischen Gemeinde, Bismarckstraße 25-27, und am Sonntag um 18.30 Uhr in der Pauluskirche. Der Eintritt ist jeweils kostenlos, um Spenden wird gebeten. Doppelkonzert: Das Klavierund Cello-Duo Fluz mit Nils Rabente und Nele Irmer und der Experimental-Pianist Pablo Paolo Kilian spielen an diesem Samstag um 20.30 Uhr ein Doppelkonzert im Bunker Ulmenwall. Kindertheater: Das Trotz-Alledem-Theater, Feilenstraße 4, zeigt an diesem Samstag um 15 Uhr »Aladin und die Wunderlampe«, am Sonntag um 11 und um 15 Uhr steht »Der Räuber Hotzenplotz auf dem Programm. Kartenreservierung unter Telefon 0521/13 39 91. Musikernachwuchs: Der Bezirksverband OWL des Deutschen Tonkünstlerverbandes lädt an diesem Sonntag um 17 Uhr zu einem Schülerkonzert in die Oetkerhalle ein. Der Musikernachwuchs – Streicher, Bläser, Pianisten – zeigt die gesamte Bandbreite musikpädagogischer Arbeit in solistischen und kammermusikalischen Darbietungen. Der Eintritt ist frei. Löffelpiraten: Im Saal der Bürgerwache am Siegfriedplatz geben die Löffelpiraten an diesem Samstag um 15 Uhr ein Konzert mit dem Titel »Das gepfefferte Weihnachtsprogramm«. Der Eintritt ist frei. Transparenzen: Der Bielefelder Kunstverein veranstaltet an diesem Samstag von 12 bis 18 Uhr im Museum Waldhof ein Symposium »Transparenzen«. Auf dem Programm steht unter anderem ein Podiumsgespräch mit Clare Birchall (London), Simone Neuenschwander (Nürnberg), Manfred Schneider (Bochum) und Thomas Thiel. Eine Anmeldung per Email zum Symposium ist auf Grund der begrenzten Teilnehmerzahl erforderlich unter [email protected]
© Copyright 2024 ExpyDoc