1 Unternehmerisches Lebenswerk 2015 Maria Vogelsang-Verhülsdonk Hugo Vogelsang Maschinenbau GmbH (v.l.n.r.) Landrat Johann Wimberg, Essen/Oldb.s Allgmeiner Vertreter des Bürgermeisters Andreas Güttler, Preisträgerin Maria Vogelsang-Verhülsdonk sowie Verbundpräsident Herbert Winkel und Laudator Clemens gr. Macke, MdL. (Foto: Ferdinand Kokenge, k-foto) 2 Mit dem Unternehmertum ist Maria Vogelsang-Verhülsdonk seit ihren Kindertagen in Bunnen vertraut. Ihr Vater, Inhaber der Holtkemper Transport GmbH, habe gute und schlechte Zeiten stets mit einem Bibelzitat „Betrachtet die Vögel des Himmels: sie säen nicht, sie ernten nicht….!“ kommentiert, erinnert sie sich. Diese Beziehung zum Unternehmertum setzte sich nach ihrer Hochzeit mit dem Ingenieur Helmut Vogelsang im Jahre 1957 nahtlos fort. Das von Böttchermeister Hugo Vogelsang begründete Sägewerk in Bunnen produzierte damals Butterfässer und Viehtränken aus Holz. „Wir haben Pioniergeist im Blut“, fasst Maria Vogelsang-Verhülsdonk beim Rückblick auf die Firmengeschichte zusammen. „Kundenwünsche verstehen, mitdenken, Ideen in die kontinuierliche Forschung und Entwicklung einbringen – so hielt es unser Firmengründer vor über 80 Jahren, und so verfahren wir nach wie vor.“ Bereits in den ersten Jahren nach seiner Gründung durch Hugo Vogelsang 1929 reagierte das Unternehmen mit Einfallsreichtum, Kreativität und Dynamik auf die Mechanisierung und den technischen Wandel. Schnell war Vogelsang einer der bedeutendsten Hersteller für landwirtschaftlich genutzte Fasswagen im norddeutschen Raum. Im Jahr 1954 hatte das Unternehmen bereits 20.000 Holzfässer hergestellt – eine für diese Zeit außergewöhnliche Produktionsleistung. Nach der Verlagerung des Firmensitzes nach Essen Oldb. im Jahre 1965 entwickelte Helmut Vogelsang 1970 die mit Elastomer beschichtete Drehkolbenpumpe für viskose und mit Fasern und Fremdkörpern belastete Medien und stellte damit die Weichen für eine erfolgreiche Entwicklung in Richtung Maschinenbau. Denn schon bald stellte sich heraus, dass diese Pumpe nicht nur das Handling von Flüssigmist (Gülle) revolutionierte, sondern auch für abrasive Medien, Säuren oder Flüssigkeiten mit hohem Feststoffanteil geeignet war, bei denen die etablierten Pumpsysteme an ihre Grenzen stoßen. Mit der Pumpe als zentralem Produkt wurden kontinuierlich Innovationen für die Zerkleinerungs-, Ausbring- und Entsorgungstechnik entwickelt. Nach 15 Jahren Kindererziehung war Maria Vogelsang von 1970 bis 1986 als Sportlehrerin am Gymnasium Löningen tätig. 1976 verstarb dann ihr Mann Helmut Vogelsang. 1979 heiratete sie Burkhard Verhülsdonk, einen Ingenieur vom Niederrhein. Die Firma hatte zu diesem Zeitpunkt rund 30 Mitarbeiter. Mitte der 80er Jahre geriet das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Tief enttäuscht durch Teile des Managements entschloss sie sich schweren Herzens, die Lehrtätigkeit am Gymnasium Löningen aufzugeben und die Firmenleitung trotz fehlender kaufmännischer Ausbildung persönlich zu übernehmen, „um die Firma für 3 meine Söhne zu retten“. Sehr gern erinnert sie sich an den Rat ihres Bruders Heinz Holtkemper: „Die Autorität des Eigentümers ist dringend erforderlich, Hauptsache du bist da“. Systematisch habe sie sich daraufhin in kaufmännischen Seminaren der Oldenburgischen IHK fortgebildet. „Für die Technik hatte ich meine Leute, vor allem meinen Mann Burkhard.“ Die von ihm entwickelte Schleppschlauchtechnik ist heute der Inbegriff für umweltschonende Gülleausbringung. Als Marktführer bietet das Unternehmen heute Schleppschläuche mit Arbeitsbreiten von 6 bis 36 Metern an. In der Unternehmensführung hatte sie zunächst aber „sehr harte Entscheidungen“ zu treffen und umzusetzen. 20 betriebsbedingte Kündigungen waren notwendig, um die Firma wieder auf Kurs zu bringen. „Das ist mir sehr, sehr schwer gefallen“, erinnert sie sich heute. Eine erste Tochtergesellschaft entstand schon 1988 in Dänemark. Nach dem Unternehmenseintritt ihres ältesten Sohnes Hugo als Ingenieur im Jahre 1992 und ihres Sohnes Harald als Betriebswirt im Jahre 1997 wurde Vogelsang Maschinenbau gemeinsam strategisch neu aufgestellt. Ab 1999 entstand schnell ein weltweites Netzwerk mit Tochtergesellschaften und Niederlassungen. „In über 85 Jahren vom Handwerksbetrieb zum international aufgestellten Maschinenbauunternehmen – eine Entwicklung, auf die wir stolz sind.“ Die Diversifizierung in die Bereiche Landwirtschaft und Entsorgungslösungen für die Industrie wurde systematisch umgesetzt, effiziente Vertriebsstrukturen wurden aufgebaut. Für den Erfolg sprechen die erreichten 50% zu 50% bei Inlands- und Exportumsatz sowie Landwirtschafts- und Industriekunden. Ein weiterer Wettbewerbsvorteil ist in Maria Vogelsang-Verhülsdonks Augen die „hohe Flexibilität durch große Fertigungstiefe“: „Wir können kurzfristig auf nahezu alle Kundenanforderungen antworten!“ Der technologische Führungsanspruch wird durch eine hochqualifizierte F&E-Abteilung mit hohen Standards gewährleistet. 60 Auszubildende werden beschäftigt. Inzwischen ist sie nur noch vormittags in ihrem Büro in Essen Oldb. anzutreffen. Es sei denn, es ist Messe. Auf der EuroTier und Agritechnica ist sie stets voll im Einsatz. Ihre große Leidenschaft sind Gymnastik und Tanz. Im DJK-SV Bunnen betreut sie zurzeit noch sechs der insgesamt zwölf Gruppen mit insgesamt 160 Aktiven Mitgliedern. Angefangen hat alles 1956 in den Gruppenstunden der 14 bis 18jährigen Jugendlichen. Nach einem besinnlichen, religiösen Teil kam der 4 unterhaltsame Teil mit Basteln, Spielen, Singen und Tanzen. Da das Tanzen den Jungen und Mädchen so gut gefiel – sonst gab es ja keine Abwechslung im Dorf – einigte man sich auf eine regelmäßige, gemeinsame Tanzstunde. Bald kamen Wettkämpfe in der Gymnastik hinzu. Daraus entwickelte sich im Lauf der Jahre die heute weit über die Ortsgrenzen bekannte Tanz- und Gymnastik-Abteilung des DJKSV-Bunnen, dessen umfangreiches Repertoire man in vielen Veranstaltungen bewundern kann. Die Bunner Gymnastik / Tanzgruppen nehmen regelmäßig an regionalen und überregionalen Wettkämpfen teil. Die Gruppen, die am Wettkampf teilnehmen, möchte sie im nächsten Jahr abgeben, um Zeit zu haben, alle Vogelsang-Tochterfirmen noch einmal zu besuchen. Heute ist die Hugo Vogelsang Maschinenbau GmbH ein international operierender Maschinenbaukonzern. Die Geschäftsführung liegt in den Händen der Söhne Hugo und Harald. Die Firma konstruiert und produziert heute Geräte und Anlagen für die Pump-, Zerkleinerungs- und Verteiltechnik in der Agrar- und Biogastechnik sowie in Industrie und Kommunen. Dazu gehört in erster Linie die aus der Erfindung von 1970 weiter entwickelte Drehkolbenpumpe. Sie wird zum Beispiel in Biogas- und Kläranlagen, in der Landwirtschaft für Tank- und Fasswagen oder bei der FäkalienEntsorgung in Bahnen, Bussen und Schiffen eingesetzt. Bis heute setzt Vogelsang mit der Drehkolbenpumpe internationale Standards. Zahlreiche weitere patentierte Produkte und eine intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit sichern einen technologischen Vorsprung, mit dem Vogelsang in vielen Bereichen zu den Marktführern gehört. Zu den Kunden von Vogelsang gehören Biogasanlagenbetreiber, Landtechnikhersteller, Agrarbetriebe, Kommunen, Werften und Reedereien, zahlreiche Industrieunternehmen und Bahngesellschaften. Vogelsang wuchs insbesondere seit den 90er Jahren kontinuierlich. Die Mitarbeiterzahl stieg von 100 auf 650 weltweit an. Es wurden neue Produktionshallen am Hauptsitz errichtet und der Maschinenpark erweitert. Heute produzieren allein in Essen/Oldb. mehr als 500 Mitarbeiter auf über 25.000 Quadratmetern Hallenfläche. Zur Unternehmensgruppe gehören 20 Töchter und Niederlassungen in Europa, USA und Asien, drei internationale Vertriebsbüros sowie zwei Fertigungsstandorte in Deutschland. Ergänzt durch ein weltweites Händlernetz exportiert das Unternehmen seine Produkte in alle europäischen Länder und wichtigen Industrienationen der Welt und erwirtschaftete 2014 einen konsolidierten Umsatz von 85 Millionen Euro. Durch die Entwicklung neuer Technologien erweitert das Unternehmen sein 5 Angebotsspektrum in allen Geschäftsbereichen stetig. 2012 wurde die Hugo Vogelsang Maschinenbau GmbH in der Sonderkategorie Großunternehmen für ihr nachhaltiges Wachstum, das Gründen eigener Gesellschaften als Vertriebsorganisation und für den hohen Anteil an Auszubildenden in der Belegschaft mit dem Niedersächsischen Außenwirtschaftspreis ausgezeichnet. Das Familienunternehmen will auch in der Zukunft sein internationales Wachstum weiter verfolgen und seinen Markterfolg durch Investitionen in Forschung und Entwicklung konsequent ausbauen. (v.l.n.r.) Harald Vogelsang, Maria Vogelsang-Verhülsdonk und Burkhard Verhülsdonk, Geschäftsführer der Hugo Vogelsang Maschinenbau in Essen/Oldb. (Foto: Gerald Lampe, foto-hölzen)
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