So entstehen Schulbücher

ak-report.at
P.b.b., Erscheinungsort Linz, Verlagspostamt 4020. ZLN: GZ 02Z033936 M September 2015 / Nr. 5 / 46. Jahrgang
M a g a z i n
f ü r
A r b e i t n e h m e r / - i n n e n
i n
O b e r ö s t e r r e i c h
Seiten 5 –7
So entstehen
Schulbücher
Bis zu drei Jahre lang wird im Veritas-Verlag gearbeitet, bis Yara (Bild)
ihr neues Schulbuch in Händen hält.
Seite 3
Forderungen
an das Land
100en
Kartnnen
Seite 9 gewi
Messe für
faire Kleidung
Seiten 10/11
Gewalt am
Arbeitsplatz
Seite 12
Der Herr
der Bienen
Z U R
S A C H E
Wirtschaftskammer wettert
gegen Arbeitnehmerrechte
Mit einer Kampagne
gegen AK und ÖGB
greift die Wirtschafts­
kammer (WK) tief in
die ideo­logische Motten­
kiste. Der Verdacht
der ­Stimmungsmache
vor der Landtagswahl
liegt nahe.
A
uf
Pla­
katen in
­Betrieben wet­
tert die Wirt­
schaftskammer
gegen beste­
hende Schutz­
Andrea Heimberger bestimmungen
Chefredakteurin
und be­rech­tig­te
For­de­run­gen für Arbeit­neh­mer/
-in­nen und nennt sie eine „Gefahr
für Arbeitsplätze“! Das Gegenteil
ist wahr. Nehmen wir den WKWiderstand gegen ein Bonus-Ma­
lus-System für die Beschäftigung
Älterer: Tatsache ist, dass die Ar­
beitslosigkeit Älterer enorm hoch
ist, weil Unternehmen sie kaum
noch einstellen. Daher ist die Über­
legung, Betriebe, die viele Ältere
beschäftigen, zu belohnen und
jene, die das nicht tun, einen Ma­
lus zahlen zu lassen, nur logisch.
Und die von der WK kritisierte
sechste Urlaubswoche gibt es
schon lange. Allerdings nur nach
25 Jahren im selben Betrieb. An­
ge­sichts des Dauerwunsches der
Un­ter­neh­me­r/-in­nen nach „mehr
Flexibilität“ ist es legitim zu for­
dern, dass alle Ar­beit­neh­me­r/
-in­nen nach 25 Jahren eine sech­
ste Urlaubswoche bekommen,
egal wie viele Arbeitgeber/
-innen sie hatten.
Die von AK und ÖGB gefor­
derte Arbeitsmarktabgabe der
Unternehmen für jede angeord­
nete Überstunde ist auch kein
„Strafeuro“, sondern würde An­
reize schaffen, mehr Mit­ar­bei­­
ter/-in­
nen einzustellen, statt
dauernd Überstunden anzuord­
nen. Wer das ablehnt, handelt
angesichts der Rekordarbeits­
losigkeit unverantwortlich.
Und dass sich die WK sogar
gegen Arbeitszeit- und Arbeit­
nehmerschutzgesetze stellt, die
sie selbst mitgestaltet hat, ist be­
sonders unseriös. Sie wäre gut
beraten, sich wieder auf den Bo­
den der Sachlichkeit zu begeben.
Ihre
[email protected]
Service für Sie
●
Bares für Bildung von der AK
Wissen veraltet heutzutage schneller als früher. Für berufliches
Weiterkommen ist ständiges Lernen unumgänglich. Da Weiter­
bildung aber ins Geld geht, unterstützt die AK ihre Mitglieder
mit dem Bildungsbonus und Kursermäßigungen mit ihrer Leis­
tungskarte. So können sie pro Jahr bis zu 200 Euro sparen. Den­
ken Sie aber auch daran, finanzielle Hilfe beim Bildungskonto
des Landes zu beantragen und die Kosten von der Steuer abzu­
schreiben. Mehr zu Bildungsförderungen auf ak-report.at.
●
2
Baby & Beruf: Rat für Eltern
Die Geburt eines Kindes krempelt den privaten
und beruflichen Alltag der Eltern kräftig um. Da
ist es gut, über Karenz, Kinderbetreuungsgeld,
Elternteilzeit oder Wiedereinstieg informiert zu
sein. Die AK veranstaltet in ganz Oberöster­
reich Elternabende für (werdende) Mütter und
Väter. Wann ein AK-Eltern­abend in Ihrer Nähe
stattfindet, finden Sie auf ak-report.at.
●
Aktuelle Brennstoff-Preise
Es wird Zeit, sich mit Heizmaterial einzudecken. Wie viel es
kostet, erhebt die Arbeiterkammer für Sie: wöchentlich für Heiz­
öl Extraleicht und lose Pellets, monatlich für Pellets in 15-KiloSäcken. Immer aktuell auf ak-report.at.
Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich
Nr. 5, September 2015, 46. (70.) Jahrgang. Erscheint siebenmal im Jahr.
Medieninhaberin, Herausgeberin und Redaktion: Kammer für Arbeiter
und Angestellte für Oberösterreich, Volksgartenstraße 40, 4020 Linz,
Tel. +43 (0)50/6906-2182, E-Mail: [email protected]
Redaktion: Dominik Bittendorfer, Rainer Brunhofer, Robert Eiter, Ines Hafner,
Andrea Heimberger (Leitung), Martina Macher, Ulrike Mayr, Sabine Naderer-­
Jelinek, Kurt Neulinger (Bild), Norbert Ramp, Margit Schrenk (CvD), Wolfgang
Spitzbart, Walter Sturm, Wolfgang Zeintlhofer (Produktion, Layout, Bild).
Fotos: Manfred Gartner, Kurt Neulinger, Florian Stöllinger, Erwin Wimmer.
Auflage: 547.000
Hersteller: Gutenberg-Werbering Gesellschaft m.b.H.,
Verlagspostamt 4000 (4020) Linz
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz:
siehe ooe.arbeiterkammer.at/impressum.html
rige – müssen flächendeckend
ausgebaut werden.
Eine Kernaufgabe des Lan­
des ist die finanzielle Absiche­
rung in Notlagen sowie bei
Pflege und Betreuung. Rund
8000 Menschen warten auf ei­
nen geschützten Arbeitsplatz,
mobile Betreuung, persönliche
Assistenz oder einen betreuten
Wohnplatz. Diese Wartelisten
müssen durch massiven Aus­
bau der Plätze abgebaut wer­
den. Im Sozialbereich darf
nicht weiter zu Lasten der Be­
schäftigten gespart werden.
Seit 2009 sind die
Mieten um mehr als 14
Mit Investitionen
Prozent gestiegen. Trotz­
in Infrastruktur und
dem hat das Land das
­sozialen Wohnbau
Budget der Wohnbeihilfe
kann das Land
um knapp 20 Prozent ge­
­Arbeitsplätze schaffen.
kürzt. Vor allem Allein­
erziehende müssen bei
den Wohnkosten stärker unter­
stützt werden. Und wir brauchen
mehr geförderte Wohnungen.
Die Wartezeiten darauf – insbe­
sondere im Zentralraum – betra­
gen im Durchschnitt zwei bis
drei Jahre. Die AK fordert das
Land auf, so lange den Bau von
500 Mietwohnungen mehr pro
Jahr zu fördern (plus 25 Pro­
zent), bis die durchschnittliche
Wartezeit in allen Bezirken un­
ter 18 Monaten liegt.
FORDERUNGEN AN NEUE LANDESREGIERUNG
Vorrang für
Arbeitnehmer
O
berösterreich nimmt ei­
nen schweren Rucksack
in die nächste Regierungs­
periode mit. Laut AK-Berech­
nungen hat sich die Finanzlage
des Landes in den letzten zehn
Jahren um rund 4,2 Milliarden
Euro verschlechtert. Das Land
hat viel mehr Schulden bzw.
Verbindlichkeiten als offiziell
ausgewiesen (mehr dazu auf
ak-report.at). Um die eigene
Vorgabe eines ausgeglichenen
Haushalts bis 2016 zu errei­
chen, nimmt das Land schon
jetzt laufend Einschnitte bei den
öffentlichen Leistungen vor.
Investieren in
Jobs, Jobs, Jobs
Wichtigste Aufgabe des Lan­
des aus AK-Sicht ist es, Ar­
beitsplätze zu schaffen. Dafür
sind dringend mehr öffentliche
Investitionen in sozialen
Wohnbau, öffentlichen Ver­
kehr, soziale Dienstleistungen
(Bildung, Pflege und Sozialar­
beit), Breitband- und Energie­
netze und in den ökologischen
Umbau der Wirtschaft notwen­
dig. Dazu braucht es ein Kon­
junkturprogramm, das diesen
Namen verdient. Denn das vor­
liegende beruht vorwiegend
auf Vorzieheffekten. Die An­
nahmen über den volkswirt­
schaftlichen Nutzen sind da­
durch unrealistisch. Die Strate­
gie „Arbeitsplatz Ober­
öster­
reich 2020“ muss neu ausge­
richtet werden, um Ziele wie
eine höhere Beschäftigungs­
quote von Älteren und Mi­gran­
ten/-innen sowie mehr Jobs für
Menschen mit Beeinträch­
tigungen auch erreichen zu
können.
Die vielen Qualifizierungsan­
gebote für Jugendliche außer­
halb von Schule und Lehre müs­
sen besser aufeinander abge­
Keine Kompromisse
bei Gesundheit
stimmt werden. Dafür soll das
Land eine übergeordnete Platt­
form einrichten, in die auch die
Sozialpartner eingebunden sind.
Verschränkte Ganztagsschulen
,,
sowie Kinderbetreuungseinrich­
tungen, die eine Vereinbarkeit
von Beruf und Familie ermögli­
chen – insbesondere Betreu­
ungsplätze für Unter-Dreijäh­
,,
„Wichtige Arbeitnehmeranliegen –
vor allem der Kampf
gegen die dramatisch
hohe ­Arbeitslosigkeit –
müssen in zukünftigen
Landesbudgets absolute Priorität haben“,
fordert AK-Präsident
Dr. Johann Kalliauer.
Die AK verlangt die finanzi­
elle Absicherung des Zuganges
zu einem qualitätsvollen Ge­
sundheitssystem für alle. Bei
der oberösterreichischen Spi­
talsreform ging es aber fast nur
um Kostendämpfung. Dort, wo
das zu deutlichen Verschlech­
terungen bei den Leistungen
geführt hat, muss korrigiert
werden. Auch die Arbeitsbe­
dingungen in den Spitälern
müssen dringend verbessert
werden, vor allem durch ver­
pflichtende Personalschlüssel
sowie klare Regelungen der
Nachtdienste.
Um die nötigen Mittel für
diese Aufgaben freizumachen,
muss das gesamte Budget ohne
Tabus durchleuchtet werden.
Doppelförderungen sind eben­
so abzuschaffen wie Parallel­
strukturen.
[email protected]
3
*Antwort-Text weicht von Printausgabe ab
Ihr Recht
bei Gleitzeit
Gleitzeit ermöglicht es,
die Arbeitszeit den eigenen
Bedürfnis­
sen anzu­
passen. Wir
spra­chen mit
AK-Ex­per­tin
Mag.a Ajla
Gazija, wie‘s
rechtlich aus­
­schaut.
AK-Report: Was versteht
man unter Gleitzeit?
Gazija: Dass jeder Mit­
arbei­
ter innerhalb eines
vereinbarten Zeitfensters
Arbeitsbeginn und -ende
selbst bestimmen kann.
AK-Report: Können ein­
zelne Personen ausgenom­
men werden?
Gazija: Ja. Oft geht es
aber nicht um konkrete Per­
sonen, sondern um Positio­
nen – etwa, dass der Emp­
fang besetzt sein muss.
AK-Report: Manche be­
haupten, durch Gleitzeit
gehen
Überstundenzu­
schläge verloren.
Gazija: Das ist falsch.
Jede Arbeitsleistung, die
über zehn Stunden am Tag
bzw. im Schnitt 40 Wochen­
stunden hinausgeht, oder die
außerhalb des Gleitzeitrah­
mens erbracht wird, muss als
Überstunde bezahlt werden.
AK-Report: Ein Arzt­
besuch zu Arbeitsbeginn
oder -ende: Welche Uhr­
zeit ist einzutragen?
Gazija: Der Beginn bzw.
das Ende der Normalarbeits­
zeit. Ein Beispiel: Normalar­
beitsbeginn: 8 Uhr, Gleitzeit:
7 bis 9.30 Uhr, Arztbesuch:
7.30 bis 9 Uhr. Von 8 bis 9 Uhr
ist der Arztbesuch Arbeitszeit.
AK-Report: Wenn man
am Ende der Gleitzeitpe­
riode mehr Zeitguthaben
hat als erlaubt: Kann man
das mitnehmen?
Gazija: Nein, daher recht­
zeitig abbauen. Bleibt den­
noch ein Überhang, muss er
mit Zuschlag abgegolten
werden.*
4
?
Fragen
06-1
050/69
Obwohl ihm die AK zu
seinem Recht verhelfen
konnte, hat Bujar K
­ abashi
aus Ried viel Geld ver­
loren. Schuld sind die
kurzen Verfallsfris­ten im
Kollektivvertrag. Die
­Arbeiterkammer kämpft
dafür, dass diese ab­
geschafft werden.
ERSTE ERFOLGE FÜR AK-BÜRGERINITIATIVE
Verfallsfristen
müssen weg
B
ujar Kabashi hatte knapp
drei Jahre bei einem Trans­
portunternehmen in Zell an der
Pram gearbeitet und musste
Monat für Monat um die 50
Überstunden machen. Bezahlt
bekam er sie aber nicht. Als er
seinem Chef sagte, er gehe des­
wegen zur Arbeiterkammer,
wurde er gekündigt. Außerdem
behauptete der Arbeitgeber,
dass Bujar Kabashi einen Ge­
haltsvorschuss erhalten habe
und zog ihm bei der Endabrech­
nung einfach 3000 Euro ab.
Sieg mit bitterem
Beigeschmack
Die AK ging vor Gericht und
erkämpfte dort offenen Lohn,
Sonderzahlungen, nicht ver­
brauchten Urlaub, Überstun­
den und eine Kün­di­gungs­ent­
schä­
digung. Dass der angeb­
liche G
­ehaltsvorschuss eine
Lüge des Chefs war, konnte die
AK glaubhaft nachweisen.
Kabashi bekam rund 5000
­
Euro nachbezahlt und dennoch
bleibt ein bitterer Beige­
schmack: Sämtliche Überstun­
den, die mehr als drei Monate
zurücklagen, waren verfallen.
Der Kollektivvertrag für die
Güterbeförderung sieht näm­
lich eine extrem kurze Verfalls­
frist von drei Monaten vor.
Gegen solche Ungerechtig­
keiten ist die AK Oberöster­
reich im vergangenen Jahr ins
Feld gezogen und hat eine Par­
lamentarische Bürgerinitiative
gestartet, die zwei Ziele ver­
folgt: zum einen die Abschaf­
fung der kurzen Verfallsfristen
und zum anderen eine Informa­
tionspflicht bei Unterentloh­
nung. Nun brachte die Initiati­
ve erste Erfolge: Arbeit­
neh­
mer/-innen müssen informiert
werden, wenn es bei einer Be­
triebsprüfung durch die Ge­
Hunderte Überstunden ohne Bezahlung:
Bujar Kabashi ist ein Opfer kurzer Verfallsfristen.
bietskrankenkasse oder das
­Finanzamt zu einer Strafanzei­
ge wegen Unterentlohnung ge­
gen ihre Firma kommt. Außer­
dem machen sich Arbeitgeber/
-innen seit 1. Jänner 2015 nach
dem Lohn- und Sozialdumping
Bekämpfungsgesetz strafbar,
wenn sie ihren Beschäftigten
den Lohn oder das Gehalt vor­
enthalten. Das gilt auch für
Überstunden, Zulagen, Zu­
schläge, Sonderzahlungen, Ur­
laubs- oder Krankengeld.
Die AK wird die Umsetzung
des neuen Gesetzes genau
überwachen und sich dafür ein­
setzen, dass den betroffenen
Arbeitnehmern/-innen das vor­
enthaltene Geld nachgezahlt
wird. Und sie wird auch wei­
terhin für die Abschaffung der
Verfallsfristen kämpfen – und
damit für eine Gesetzesände­
rung, die den Beschäftigten
viele Millionen Euro bringen
wird.
[email protected]
NÜTZLICHE
TIPPS FÜR SIE
•Lohnabrechnungen
kontrollieren
­lassen: Vertrauen
Sie nie darauf,
dass die Lohnabrechnung stimmt.
Die AK-Rechts­exper­
ten/-innen prüfen,
ob Sie alles
bezah­lt bekommen
haben.
•Infos einholen:
Kommen Sie schon
im aufrechten
­Arbeitsverhältnis
zur Beratung – so
können Sie böse
Überraschungen
vermeiden.
•Arbeitszeiten minutiös aufzeichnen
und wenn möglich
von Arbeits­kol­
legen/-innen bestätigen lassen.
Damit haben Sie
ein Beweismittel,
um Ihre Forderun­
gen durchsetzen
zu können.
Wo kommen all die
­bunten Schulbücher her?
Für Yara und Philipp (Bild) sowie weitere 200.000 Kinder aus Oberösterreich
hat gerade das Schuljahr begonnen. Jetzt gibt‘s viele neue Schulbücher.
Wo die herkommen, hat sich der AK-Report bei einem Schulbuchverlag angeschaut.
Mehr dazu auf den Seiten 6 und 7
5
Bis zu drei Jahre dauert’s
von der Idee bis
zum fertigen Buch.
U
nverlangt eingesandte Manuskripte – der Schrecken aller
Verlage – gibt’s beim Veritas-Verlag in Linz nur selten. Kaum
einer fühlt sich zum Schulbuchautor berufen. Aber auch das Un­
terrichtsministerium gibt die Bücher nicht in Auftrag. Schulbü­
cher entstehen anders.
Enge Zusammenarbeit mit Lehrkräften
Veritas-Betriebsrat
Thomas Kirnbauer
setzt sich dafür ein,
dass die Arbeits­zeit­
wünsche der Kolle­
ginnen und Kollegen ­
erfüllt werden.
Am Anfang steht die Marktforschung: Wo wird et­
was Neues gebraucht, wo gibt es veraltete Inhalte?
Und dann die wichtigste Frage: Wer verfasst das neue
Werk? Besprechungen und Workshops mit Lehrkräf­
ten, um Ideen zu entwickeln und Autorenteams zu fin­
den, gehören beim Verlag zum Tagesgeschäft. Ein
Manuskript entsteht gewöhnlich in Zusammenarbeit
zwischen den Autoren/-innen (in der Regel Lehrkräften) und einer
Projektleiterin/einem Projektleiter vom Verlag. Von der Idee bis
zum fertigen Text vergeht mindestens ein Jahr. Bis zum Stichtag
15. Oktober muss das Werk beim Bildungsministerium einge­
reicht werden, wenn es zwei weitere Jahre später bei den Schü­
lerinnen und Schülern landen soll.
Dann werden Änderungswünsche der Gutachter/-innen eingear­
beitet, oft muss das Ganze noch einmal dem Ministerium vorge­
legt werden. Audio-Hilfsmittel (etwa CDs für den Sprachunter­
richt) und Lernhefte werden produziert, Übungen und Lernbei­
spiele mit Schulkindern getestet. Erst wenn das ministerielle
Okay kommt, wird das Buch in die Schulbuchliste aufgenommen.
Schließlich wird die erste Auflage gedruckt, und alle Beteiligten
hoffen, dass die Schulen fleißig
bestellen.
Drei Jahre von der Idee bis zum fertigen Buch sind eine
lange Zeit in einer sich ständig verändernden Welt. „Bei Spra­
chen ist das nicht so tragisch, aber zum Beispiel bei Geogra­
fie-Büchern kann diese Vorlaufzeit schon problematisch sein,
etwa wenn neue Staaten entstehen. Da müssen dann die Leh­
rerinnen und Lehrer darauf hinweisen, wenn etwas überholt
ist“, sagt die Lektorin Mag.a Monika Neißl, MA, die beim
Verlag für romanische Sprachen zuständig ist.
Erst Professorin, dann Lektorin
Frau Neißl hat Spanisch und Französisch studiert und
dann noch einen „Master of European Studies“ draufge­
setzt. Nach einem kurzen Unterrichts-Intermezzo an zwei
Linzer Gymnasien wechselte sie zum Schulbuchverlag.
„Das hab ich bis heute nicht bereut“, erzählt die 32-Jäh­
rige, die gerade ihr zweites Kind erwartet. Wie schon
beim ersten Kind möchte sie während der Karenz ge­
ringfügig weiterarbeiten: „Alles verändert sich so
schnell, da ist es gut, am Ball zu bleiben.“
Weiterbildung gern gesehen
Auch Andrea Hackl, BSC, war bei unserem Besuch
gerade auf dem Sprung in den Mutterschutz. Die
27-Jährige hat in Hagenberg Medientechnik und De­
sign studiert und arbeitet im Bereich Produktion/
Mediengestaltung. Für ihr Masterstudium an der
6
Uni Krems (Digitales Publizieren) hat sie ihre Arbeitszeit um
zehn Stunden reduziert. „Dass ich in Bildungsteilzeit gehe, hat
der Arbeitgeber sofort befürwortet“, freut sich die junge Frau,
die für Gestaltung und Layout der Bücher zuständig ist.
80 Prozent der Beschäftigten sind Frauen
„Teilzeit ist bei uns überhaupt ein großes Thema“, berichtet
Betriebsrat Dr. Thomas Kirnbauer. Kein Wunder: Von den
insgesamt 104 Beschäftigten sind 84 Frauen, mehr als die
Hälfte davon arbeitet derzeit Teilzeit, zehn sind in Karenz. Auf
die Arbeitszeitwünsche der Kolleginnen und Kollegen wird
Rücksicht genommen, so weit es geht. Vor allem ist Teilzeit
keine Sackgasse, eine Rückkehr zur Vollzeit ist möglich. „Die
Organisation ist nicht einfach, aber es geht“, sagt Kirnbauer.
Schulbuchaktion brachte Aufschwung
Zum Glück für die Beschäftigten ist das Verlegen von Schul­
büchern eine von konjunkturellen Schwankungen relativ un­
abhängige Branche. Der große Aufschwung kam 1972 mit der
Schulbuchaktion unter Bundeskanzler Kreisky. Durch die für
die Eltern kostenlosen Schulbücher sollten auch Arbeiter­
kinder leichter in den Genuss einer höheren Bildung
kommen.
Davor waren die Schulbücher von Generation zu Generation
weitergegeben worden. Dadurch waren die Bücher sehr langle­
big, sie wurden selten geändert und enthielten viel veraltetes
Wissen. Mit Beginn der Schulbuchaktion konnten nun auch
­Arbeitsbücher verwendet werden, davor gab es nur reine Text­
bücher. Es ist kein Zufall, dass Veritas – ursprünglich ein Verlag
für religiöse Kleinschriften – 1973 erstmals mit einem Schul­
buchprogramm startete.
Auf ins digitale Zeitalter!
Seither hat sich viel verändert: Der Veritas-Verlag gehört mitt­
lerweile zur deutschen Franz Cornelsen Bildungsgruppe, und die
digitale Revolution macht auch vor den Schultoren nicht halt. Ab
dem Schuljahr 2016/17 werden über die Schulbuchaktion in Ober­
stufenklassen erstmals auch digitale Versionen gedruckter Bücher
angeboten. Ist das Schulbuch ein Auslaufmodell? „Wir bieten
schon jetzt digitale Zusatzangebote für Jugendliche und Lehrkräf­
te. Der Umbruch ist in vollem Gang und bringt viel zusätzliche
Arbeit. Aber Schulbücher wird es auch in Zukunft geben“, ist
Betriebsrat Kirnbauer überzeugt. Und dass die Zielgruppe nicht
ausstirbt, dafür sorgen schon Kolleginnen wie Monika Neißl und
Andrea Hackl, denen wir hiermit noch einmal herzlich gratulieren
möchten.
[email protected]
Monika Neißl (links) und Andrea Hackl präsentieren stolz das vielfältige Verlagsangebot.
7
Nur die beste Lehrausbildung bringt‘s
N
ur wenn Unternehmen Mitarbeiter/-innen gut ausbilden,
sind sie sicher für die Zukunft aufgestellt. Bei MAN in
Steyr hat man das längst erkannt. Die betriebseigene Lehr­
werkstätte bildet alle eigenen Lehrlinge aus und fungiert als
überregionales Ausbildungszentrum, das auch von anderen
Unternehmen genutzt wird. Derzeit sind dort rund 320 junge
Menschen in Ausbildung – davon 100 eigene Lehrlinge, die
anderen kommen von BMW Motoren Steyr, ZF Steyr, Steyr
Mannlicher, SKF, CNH St. Valentin oder Eisenbeiss in Enns.
Die Lehrlinge absolvieren die Grundausbildung – oder einzel­
ne Module daraus – bei MAN. MAN-Betriebsrat und AK-Vi­
zepräsident Erich Schwarz: „Alle Firmen teilen sich die Kos­
ten. Das ermöglicht Top-Qualität beim Ausbildungspersonal
und bei der Ausstattung. Es
MAN-Betriebsrat und A
­ K-Vize
bräuchte mehr Unternehmen, die
Erich
Schwarz
mit
den
L
­
ehrlingen
in der Lehrlingsausbildung ge­
Thomas ­Johanek (rechts) und
meinsame Wege gehen.“
Mario Mitterhuber.
Zwei, die davon profitieren,
sind die Kfz-Technik-Lehrlinge
Thomas Johanek aus der BMW und Mario Mitterhuber aus der
MAN. Wie sehr, das zeigte sich beim letzten Lehrlingswettbe­
werb: Mario hat sich zum Landessieger gekrönt.
AK-Classics-Abo
um nur 50 Euro
Hochkarätige
Konzerte
namhafter Komponisten, re­
nommierte Orchester, mini­
male Ticketpreise: Das ist AKClassics. Vier Aufführungen –
drei Konzerte mit dem Bruck­
ner Orchester Linz und ein Ba­
rockkonzert mit der Camerata
Schulz – kosten für AK-Mit­
glieder im Abo nur 50 Euro.
Erhältlich im Brucknerhaus
Linz. Mehr auf ak-report.at.
Günstige Öffis
für Teilzeitkräfte
Teilzeitbeschäftigte, die mit
öffentlichen Verkehrsmitteln in
die Arbeit pendeln, sind im
Nachteil. Für sie gibt es keine
Zeitkarten, die preislich dem
Faktum Rechnung tragen, dass
sie Bahn und Bus seltener be­
nützen als Vollzeitbeschäftigte.
8
Die AK hat nun den Verkehrs­
verbund und die politisch Ver­
antwortlichen neuerlich aufge­
fordert, endlich ein für Teilzeit­
kräfte passendes Angebot zu
schaffen.
Ferien: Problem
für Berufstätige
Berufstätige Eltern atmen
auf: Endlich sind die Ferien
vorbei, die Kinderbetreuungs­
einrichtungen haben wieder
geöffnet. 25 Tagen Jahres­
urlaub von Mama und Papa
stehen 32,6 Schließtage in
Oberösterreichs Kindergärten
& Co gegenüber. Ohne Hilfe
von anderen geht da oft gar
nichts. Mit diesen 32,6 Schließ­
tagen liegt unser Bundesland
übrigens weit über dem Öster­
reich-Schnitt von 24,4 Tagen.
Die AK verlangt Investitionen
in den qualitätsvollen Ausbau
und in die Ausweitung der
Öffnungszeiten der Kinder­
betreuungseinrichtungen. Das
bringt allen was: Die Kinder
sind gut betreut, die Eltern
können sich beruhigt auf ihre
Arbeit konzentrieren und durch
den Ausbau gibt es zusätzliche
Jobs.
Jugend & Beruf:
Messe in Wels
Alles über Lehrberufe, Schu­
len, Universitäten und Fach­
hochschulen: Mehr als 200
Aussteller geben bei der Messe
„Jugend & Beruf“ Top-Infos zu
Jobs und Ausbildung. Wer bei
diesem Riesenangebot nicht
kreuz und quer durch die
Messe laufen will, lädt sich
­
auf jugendundberuf.at den
„Sticker­pass“ herunter. Damit
lässt sich der Messebesuch in­
dividuell planen, und nebenbei
kann man damit tolle Preise
gewinnen. „Jugend & Beruf“
findet von 14. bis 17. Oktober
auf dem Messegelände Wels
statt. Der Eintritt ist frei.
Kein Auskommen
mit dem Einkommen
Für sechs bis acht Prozent
der
Arbeitnehmer/-innen
reicht das Einkommen nicht
zum Leben – ein Größenver­
hältnis, das seit 15 Jahren
gleich geblieben ist. Wesent­
lich zugelegt – von 36 auf
46 Prozent – hat im selben
Zeitraum der Anteil jener, für
die das Einkommen gerade so
reicht. Die Daten untermauern,
wie wichtig die Steuerreform
ist, die mehr netto bringen
wird.
Von 18. bis 20. 100n
rte
­Sep­tember wird die gKeawinnen G R A T I S Z U R M E S S E W E A R F A I R I N L I N Z
Messe „WearFair &
mehr“ in der Tabak­fabrik
Linz zum Hotspot für alle,
denen fairer Kon­sum,
men­schenwürdige Pro­­duk­­
tions­be­din­gun­gen und
ökologische Verantwortung am Herzen liegen.
Hippe Mode
fair produziert
B
ereits zum achten Mal geht
heuer die „WearFair &
mehr“-Messe
in
Fesche und nachhaltige
Linz über die Bühne.
Kombi
bei der „WearFair &
Mehr als 11.000 Be­
mehr
2015“: faire Mode
su­cher/-innen waren
und ein stilvolles Fahrrad.
vergangenes Jahr da­
bei – ein erfreuliches
Zeichen dafür, dass fairer Han­
del und menschenwürdige so­
wie ökologische Produktion
voll im Trend liegen.
Vor allem die Bekleidungsin­
dustrie ist in puncto Arbeits­
bedingungen ein Sorgenkind.
Horrormeldungen von bren­
nenden und einstürzenden Tex­
tilfabriken, Giftstoffen in Klei­
dungsstücken und ausbeute­
rischen Produktionsverhältnis­
sen legen die traurige Realität
offen. Einen Ausweg bieten
Hersteller, die ökofaire Mode
Telefondeals
sind ungültig
G
eschäfte, die durch Werbe­
anrufe zustandekommen,
bringen oft Scherereien. Die
AK half einer Pensionistin, die
von einer Telefondienst­leis­
tungs­
firma angerufen und zu
einem Vertragsabschluss ge­
drängt worden war. Dienstleis­
tungsverträge, die von Unter­
nehmen angebahnt werden,
werden rechtlich erst gültig,
wenn die Kundin/der Kunde
schriftlich zustimmt. Da dies
nicht der Fall war, war die Sa­
che eindeutig: Die Frau musste
keine Rechnungen bezahlen,
der Vertrag war ungültig.
© by sahlia
Gratis dabei
sein mit der AK
Foto:
Viel mehr als
nur Öko-Mode
produzieren. Das breite Sorti­
ment kann sich durchaus sehen
lassen! Viele stellen ihre Pro­
dukte bei der Messe aus und
verkaufen sie dort auch.
Doch nicht nur bei der Her­
stellung von Kleidung werden
Menschen und Natur ausge­
beutet. Bei der „WearFair &
mehr“ finden deswegen – wie
der Name schon verrät – auch
andere Themen an den Infound Verkaufsständen sowie im
spannenden Rahmenprogramm
Platz. In Podiumsdiskussionen
geht es unter anderem um men­
schenunwürdige Bedingungen
bei der Produktion von IT-Ge­
KREDIT UND KONTOÜBERZIEHUNG
Wickel mit Zinsen
L
aufend wenden sich Kre­
dit­neh­mer/-innen an die
Ar­bei­ter­kammer, weil es
Probleme mit den Zinsen
gibt. Banken schwatzen den
Kunden/-innen immer wie­
der Kredite auf, bei denen sie
sich einen Mindestertrag
durch eine Zinssatzunter­
grenze sichern. Die gute
und wichtige Nachricht für
Kon­
sumentinnen und Kon­
sumenten: Das ist nur zu­
lässig, wenn gleichzeitig
eine Zins­obergrenze verein­
bart wird!
räten, den geplanten Verschleiß
von Produkten, Europas sozi­
ale und ökologische Verant­
wortung und Möglichkeiten
der Konsumenten/-innen, zu
einer nachhaltigen Gesellschaft
beizutragen. Außerdem auf
dem Programm: Einkochen
von Bio-Gemüse, stilvolles
Radfahren auf der Bühne und
ein musikalisches ClowneriePoesie-Programm für Kinder.
Details zum Programm finden
Sie auf wearfair.at.
Häufiges Ärgernis sind
auch Zinsen bei einer Konto­
überziehung: Trotz der nied­
rigen Leitzinsen am Geldund Kapitalmarkt liegen diese
aktuell in Oberösterreich bei
bis zu 18,25 Prozent. Die Ar­
beiterkammer fordert deswe­
gen eine einheitliche Rege­
lung für alle Banken und eine
angemessene Obergrenze.
Tipp: Bei Unklarheiten
und Problemen mit Kreditund Überziehungszinsen
berät und hilft der AK-Kon­
sumentenschutz.
Auch die AK Ober­österreich
wird mit einem Messestand vor
Ort sein. Dort gibt’s nützliche
Infos rund ums Thema „Fairer
Konsum“ und auch die aktuelle
Ausgabe des „Fair Fashion
Guide“ kostenlos zum Mitneh­
men. Dieser bietet einen Über­
blick über mehr als 100 Shops
in Österreich, in denen garan­
tiert nachhaltige Mode ver­
kauft wird. Den „Fair Fashion
Guide“ können Sie auch auf
ak-report.at herunterladen.
Wer schnell ist, kann dort
auch gewinnen: Wir ver­
schenken je zwei Eintritts­
karten zur „WearFair &
mehr 2015“ an die ersten
50 Teilnehmer/-innen.
[email protected]
Frust mit
Fitnessstudio
D
ie AK holte eine Frau aus
ihrem Vertrag mit einem
Fitnessstudio heraus, nachdem
dieses die Kündigung nicht an­
erkennen wollte. Dabei hatte
die Ennserin einen guten
Grund: Sie hatte den Vertrag
abgeschlossen, weil es ein
­Studio in ihrer Heimatgemein­
de gab. Als dieses schloss,
­hätte sie nach Linz, Perg oder
Steyr ausweichen sollen. Das
ist ein unzumutbarer Mehr­
aufwand und eine einseitige
Vertragsänderung – und somit
ein außerordentlicher Kündi­
gungsgrund!
9
Gewalt kann viel Leid verursachen. Oft trifft
sie Unschuldige, die nur ihre Arbeit tun.
Gewalt durch Kunden/-innen oder
Patienten/-innen war in Österreich
­lange ein Tabuthema. Langsam rütteln
internationale Studien aber auch hier­
zulande wach. Wegschauen war einmal.
Beschäftigte müssen geschützt werden!
D
er Vorfall passierte
an einem ganz nor­
malen Arbeitstag. Da­
nach war für Franz K.
(Name von der Redak­
tion geändert) nichts
mehr, wie es einmal
war: Kurz nach 17 Uhr
schließt er in der Halte­
10
stelle Unionstraße in
Linz die Türen seines
O-Busses und fährt
langsam los. Plötzlich
ein Knall. Jemand hat
mit voller Wucht gegen
den Bus gedroschen.
Auf der Straße zwei
junge Männer, sie
schreien und schimpfen,
wollen mitfahren. Franz
K. öffnet die Türen, und
dann geht alles ganz
schnell. Der eine schreit
auf ihn ein, der andere
holt aus und schlägt ihm
mit der Faust ins Ge­
sicht. Einfach so. Weil
er beinahe den Bus ver­
säumt hätte.
Seit diesem Tag kann
Franz K. keinen Fahr­
dienst mehr leisten. Er
leidet unter schweren
Schlafstörungen und be­
kommt schon Angstzu­
stände, wenn er einen
Bus oder eine Straßen­
bahn auch nur betreten
muss. Nach langem
Krankenstand und in­
tensiver psychischer
Reha kann er nun im
Innendienst arbeiten.
Szene nachgestellt
Bedroht, beschimpft, gesch
Tatort
Gewalt hat viele Ge­
sichter: Schläge, Rem­
peleien, sexuelle Be­
lästigung, Beschimp­
fungen, Beleidigungen,
Drohungen, Mobbing
oder Diskriminierung.
Die Folgen für die Op­
fer können fatal sein:
Krankenstände, Burn­
out, Berufsausstieg.
Laut Gesetz sind
­Ar­beit­­geber/-innen ver­
pflichtet, einen sicheren
Arbeitsplatz zu gewähr­
leisten. Bei der Linz AG
versucht man, dieser
Verantwortung gerecht
zu werden. In den letz­
ten Jahren wurden alle
Straßenbahnen mit Fah­
rerkabinen ausgestattet,
die die Chauffeure/-in­
nen vor Attacken und
Lärm abschotten. Wal­
ter Schlossinger, Be­
triebsrat bei der Linz
AG: „Das Feedback un­
serer Fahrerinnen und
Fahrer ist sehr gut. Die
Belastung ist spürbar
zurückgegangen.“ Nun
sollen auch alle O
­ -Busse
– wie damals jener von
Franz K. – Fahrerkabi­
nen bekommen.
Attacken im
Krankenzimmer
Ein brisantes Thema
ist Gewalt auch im Ge­
sundheits- und Pflege­
bereich. Eine Befragung
aus dem Jahr 2013 in
österreichischen Kran­
kenhäusern, Altershei­
men und psy­chia­tri­schen
Einrichtun­gen brachte
das Ergebnis, dass mehr
als 76 Prozent der Be­
schäftigten im Jahr da­
hlagen:
Arbeitsplatz
„Wir müssen unsere Leute schützen, wenn sie
bis zur Pension gesund durchhalten sollen“,
so Linz AG-Betriebsrat Walter Schlossinger.
vor verbalen Übergrif­
fen von Pa­tien­ten/­-in­nen
– etwa Be­schim­pfun­gen
oder Er­nied­ri­gun­gen –
aus­ge­setzt waren. Rund
44 Prozent waren mit
leichter und 16 Prozent
sogar mit schwerer kör­
perlicher Gewalt kon­
frontiert.
Anschreien
ist Alltag
Michaela Garhammer
ist diplomierte Gesund­
heits- und Krankenpfle­
gerin und arbeitet in
der Notfallambulanz im
Kran­ken­haus Braunau:
„Die Patienten und ihre
Angehörigen sind oft in
psychischen Ausnahme­
zuständen. Sie haben
Schmerzen, Angst, Sor­
gen oder kommen alko­
holisiert zu uns.“ Ange­
schrien werden gehört
leider fast schon zur Ta­
gesordnung. Keinesfalls
aber das, was Michaela
Garhammer passiert ist:
Ein Patient hat sie im Lift
angegriffen und geschla­
gen. Doch damit nicht
genug. Auf die körper­
liche Attacke folgte wo­
chenlanger psychischer
Terror. Vor der Gerichts­
verhandlung versuchte
der Mann mehrmals, mit
ihr Kontakt aufzuneh­
men. „Zum Glück hat
man alles getan, um mich
zu schützen. Das Sicher­
heitspersonal hat beson­
ders auf mich aufgepasst
und ich habe einen si­
cheren Parkplatz in der
Tiefgarage bekommen“,
erinnert sich Schwester
Garhammer.
Mittlerweile ist alles
weitgehend überwunden
– geblieben ist das Be­
wusstsein für die Pro­
blematik. Krankenhaus­
leitung und Betriebsrat
sind sich einig: Gewalt
darf nicht zum Berufs­
risiko gehören! So be­
findet sich nun auf je­
dem Telefonapparat eine
„Bedrängnistaste“, die
im Notfall sofort Kol­le­
gen/-innen alarmiert.
Überlegt wird auch,
künftig mittels Deeska­
lationstrainings Gewalt­
Michaela Garhammer wurde von einem Patienten geschlagen
und bedroht. Es dauerte, bis sie wieder gerne zur Arbeit ging.
delikte zu reduzieren. In
anderen europäischen
Ländern funktioniert
das bereits recht gut.
Nicht alles
gefallen lassen
Ein weiterer Punkt ist
die lückenlose Doku­
mentation. Barbara Pu­
cher, Betriebsrätin im
Krankenhaus Braunau:
„Alle sind angehalten,
Vorfälle zu melden –
mit einem Formular, das
per Knopfdruck auf je­
dem PC verfügbar ist.“
Dieses geht direkt an
das Qualitätsmanage­
ment, von hier aus wer­
den die nötigen Schritte
eingeleitet: Das kann
einen Verweis durch
den zuständigen Ober­
arzt oder Primar bedeu­
ten, im schlimmsten
Fall aber sogar die Weg­
weisung der Patientin/
des Patienten von der
Station oder sogar aus
dem Krankenhaus. „Die
K r a n­k e n­h a u s­l e i­t u n g
nimmt die Vorfälle
wirklich ernst und rea­
giert schnell. Uns ist
aber auch wichtig, die
Belegschaft zu sensibi­
lisieren. Man muss und
darf sich nicht alles ge­
fallen lassen“, so Barba­
ra Pucher. Die volle Rü­
ckendeckung durch den
Arbeitgeber ist im
Krankenhaus Braunau
jedenfalls gegeben.
[email protected]
11
Beruflich hat Heinz
Wahlmüller aus
Feldkirchen/Donau
viel mit Problemen
zu tun. Denn er arbeitet bei der Störungs­
behebung der Linz AGFernwärme. Mit dem
Imkern kommt er in der
Freizeit zur Ruhe.
IMKERN IST SEINE GROSSE LEIDENSCHAFT
Herr über vier
Millionen Bienen
D
urchatmen, den ange­
nehmen Duft riechen, ent­
spannen. Das ist es, was den
Techniker so fasziniert, wenn
er von der Arbeit nach Hause
kommt und zu seinen 70 Bie­
nenvölkern geht: „Diese Ruhe,
die ein Bienenstand ausstrahlt,
die kann man in Worten nicht
beschreiben.“ Es ist eine Art
Meditation für ihn.
Keimfreier als
in einem OP-Saal
7000 beschäftigen
sich mit Imkerei
Heinz Wahlmüller ist einer
von 7000 Imkerinnen und Im­
kern in Ober­
österreich. Und
täglich werden es mehr. „Es ist
ein wahrer Boom zu beobach­
ten und bei den Schulungen
gibt es sogar Wartezeiten“, sagt
der Naturliebhaber, der auch
als Vizepräsident beim ober­
österrei­chischen Landesver­
band für Bienenzucht ehren­
amtlich tätig ist.
Heinz Wahlmüller bei seinen Bienenstöcken im Pesen­bach­tal.
In jedem Stock arbeiten bis zu 60.000 Bienen.
Jedes seiner 70 Völker hat
bis zu 60.000 Arbeitsbienen –
er ist also Herr über etwa vier
Millionen nützliche Tierchen.
Rund zwei bis drei Stunden
Zeit wendet der Imker pro
Stock und Jahr auf. Bis zu
80 Kilogramm wohlschme­
ckenden und gesunden Honig
produziert ein Volk im Jahr.
Woher der Ausdruck „fleißig
wie eine Biene“ kommt? „Ganz
einfach“, erklärt der leiden­
schaftliche B
­ ienenvater, „ein
Bienenvolk bringt enor­
me
Leistungen. Erstens sich selbst
im Stock zu organisieren wie
in einem Staat. Dann die Ho­
VON DER ARMENHILFE ZUM WOHLFAHRTSSTAAT
Landesschau „Soziale Sicherung“
12
Foto: Landesausstellung
N
och bis 2. November ist
im Diakoniewerk Gallneu­
kirchen die Landesausstellung
„Hilfe“ über die soziale Siche­
rung in Österreich zu sehen.
Was aufs Erste trocken klingt,
entpuppt sich als spannende
Reise durch den Sozialstaat.
Im größten Raum betritt
man das Deck eines stolzen
Schiffes: der „MS ASVG“.
Vor ihr ragen gefährliche Mi­
nen aus dem Wasser (siehe
Bild). Auf diesen steht:
„Krankheit“, „Arbeitslosig­
keit“, „Alter“ und „Behinde­
nigproduktion, für die jede
Biene jeden Tag kilometerweit
fliegt, um den notwendigen
Nektar zu sammeln. Und nicht
zu ver­
gessen: der Wert der
Blüten­bestäubung.“
Die Imker kämpfen aber mit
Problemen – Stichwort Bie­
nensterben. Die Varroa-Milbe
und die Faulbrut machen den
Bienen und den Imkern schwer
zu schaffen. Aber dagegen gibt
es Abhilfe mit naturnahen und
bio­
technischen Mitteln ohne
Chemie. Tödlich sind aber auch
Spritzmittel der Landwirtschaft.
„Dieses Problem können wir
nur miteinander lösen – mit viel
Aufklärung, mit offenem Reden und mit Verzicht auf diese
Mittel“, so Wahlmüller.
Ein faszinierendes Detail: In
einem Bienenstock gibt es
weniger Keime als in einem
­
Operationssaal. Verantwortlich
dafür ist eine Art Antibiotikum,
das die Bienen selbst produzie­
ren – das Propolis.
Interesse an Bienen und am
Imkern? Der Landesverband
feiert am 18. Oktober in der
Linzer Lederfabrik sein 125jähriges Jubiläum und freut
sich auf viele Gäste (Infos:
www.imkereizentrum.at).
[email protected]
steuert das Schiff sicher durch
die verminte See.
Ähnlich sinnlich, mit vielen
Gelegenheiten zum Schauen,
Hören und selbst Ausprobieren,
kann man sich über Härten der
Armenfürsorge des 19. Jahr­
hunderts, die vielfältigen Sozi­
aleinrichtungen und -berufe der
Gegenwart oder die Überlegen­
heit der staatlichen über die
private Pensions­vorsorge infor­
mieren. Große Empfehlung!
AK-Leis
rung“. Das ASVG ist das
„Allgemeine Sozialversiche­
rungsgesetz“, das uns seit
1955 zuverlässig gegen die
genannten Gefahren absichert.
Man kann der „MS ASVG“
als Treibstoff die Beiträge der
arbeitenden Menschen zufüh­
ren. Dann beginnt die Maschi­
ne mächtig zu stampfen und
tungsK
Arte
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in
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de
123456
Millionen Menschen
protestieren gegen die
geplanten Freihandelsabkommen TTIP und
CETA. Ein Grund dafür
ist, dass ohnehin mächtige Konzerne ihre Profit­
interessen künftig auch
mit einer Privatjustiz
durchsetzen könnten.
PRIVATJUSTIZ FÜR KONZERNE
TTIP: Profit
über alles
N
och 2015 soll das Frei­
handelsabkommen CETA
zwischen der EU und Kanada
abgeschlossen werden. 2016
soll dann das ganz ähnliche
Abkommen TTIP zwischen der
EU und den USA folgen. Han­
delshindernisse abbauen, um
den Wohlstand zu steigern –
das klingt sehr positiv.
Doch bei schon bestehenden
Abkommen zwischen Staaten
zeigen sich die Schattenseiten:
Der Wettbewerb wird ver­
schärft, was international Löh­
ne senkt sowie Sozial- und Um­
weltstandards verschlechtert.
Berüchtigt ist auch der soge­
nannte Investorenschutz: TTIP
und CETA sehen zahlreiche
Klagerechte für Konzerne vor,
und zwar gegen Länder, in de­
nen sie investiert haben. Ent­
200 Millionen für
Untreueverdacht?
Foto: Panthermedia
Schattenseiten
überwiegen klar
den Fortis-Aktien sei entwertet
worden, argumentiert der Kon­
zern. Dass er ohne Staatsein­
griff das Geld zur Gänze ver­
loren hätte, ignorierte er. Bel­
gien gewann zwar, doch seine
Steuerzahler/-innen müssen
Verfahrenskosten von mehre­
ren Millionen Euro tragen!
Oder der schwedische Ener­
giekonzern Vattenfall. Er ver­
langt vor einem Schiedsgericht
4,7 Milliarden Euro von
Deutschland. Grund: Die deut­
sche Regierung hat nach der
Fukushima-Katastrophe den
Atomausstieg beschlossen und
auch zwei Atomkraftwerke des
Konzerns stillgelegt.
Für den deutschen Atomausstieg möchte sich ein
schwedischer Energiekonzern teuer entschädigen lassen.
schieden würde darüber aber
nicht von staatlichen Gerich­
ten, sondern von privaten
Schiedsgerichten. Damit dro­
hen unabsehbare Risiken und
Kosten für die beteiligten Staa­
ten, also auch für Österreich.
Profitinteressen wären oft stär­
ker als das Allgemeininteresse.
Übertreibung? Gräuelpropa­
ganda? Keineswegs. Beispiele
als Folgen schon bestehender
Abkommen sprechen für sich.
So ging etwa der chinesische
Konzern Ping An vor ein pri­
vates Schiedsgericht, als der
belgische Staat die Banken­
gruppe Fortis in der F
­ inanzkrise
2008 teilverstaatlichen musste.
Sein Zehn-Prozent-Anteil an
Weil die österreichische Jus­
tiz gegen die Meinl Bank we­
gen Untreue ermittelt, wandte
sich die maltesische Brief­
kastenfirma Far East – Mehr­
heitseigentümerin der Meinl
Bank – an die zwischen Öster­
reich und Malta vereinbarte
Privatjustiz in den USA (!).
­
Aufgrund der Ermittlungen
will Far East 200 Millionen
Euro wegen Wertminderung
der Bank!
Diese warnenden Beispiele
zeigen: TTIP und CETA müssen
unbedingt gestoppt werden!
[email protected]
OPFER BEKAM MIT AK-HILFE 2650 EURO
JUNGE FRAU RECHTSWIDRIG GEKÜNDIGT
Sexuell belästigt
Keine Probezeit
U
nerwünschte Umarmun­
gen, Klapse auf den Po,
anzügliche Bemerkungen
und eindeutige Angebote wa­
ren an der Tagesordnung.
Weil ihr Chef sie ständig
belästigte, wurde der Job
­
bei einem Gastgewerbe­
betrieb für eine Arbeiterin
zum Albtraum.
Als sie wegen einer Fuß­
verletzung nicht arbeiten
konnte, bekam die mehr­
fache Mutter unverzüglich
die Kündigung serviert. Zum
Glück wandte sich die Frau
an die Gleichbehandlungsbe­
ratung der Arbeiterkammer
Oberösterreich, die bei ihren
Nachforschungen zusätzlich
zur sexuellen Belästigung
noch auf diverse arbeits­
rechtliche Unstimmigkeiten
und Unterentlohnung stieß.
In einem außergericht­
lichen Vergleich erreichte die
Arbeiterkammer insgesamt
2650 Euro Nachzahlung:
650 Euro an vorenthaltenem
Entgelt und 2000 Euro als
Schadenersatz für die sexu­
elle Belästigung.
N
ach nur einem Monat
wurde eine Sekretärin
aus Kirchdorf gekündigt,
weil angeblich die Probezeit
abgelaufen war. Die AK
Kirchdorf stellte fest, dass es
sich um eine fristwidrige
Kündigung gehandelt hatte:
Schließlich war nie eine
­Probezeit vereinbart worden,
es gab nicht einmal einen
Dienstzettel. Per Brief wies
die AK die Firma darauf hin
und forderte sie auf, der Frau
alle offenen Ansprüche zu
überweisen: Gehalt, Sonder­
zahlungen, Urlaubsersatz­
leis­
tung und Kündigungs­
entschädigung – in Summe
1550 Euro. Erst dann zahlte
der Arbeitgeber.
Rechtsexperte Mag. Lud­
wig Korninger von der AK
Kirchdorf: „In manchen
Kollektivverträgen ist auto­
­
matisch eine Probezeit vor­
gesehen. Wo das nicht der
Fall ist, braucht es für diese
eine eigene Vereinbarung.
Dass es eine solche gibt,
muss im Streitfall der Arbeit­
geber nachweisen können.“
13
Wegen einer Mehl­
allergie musste Martin
Fragner seinen Beruf
als Bäcker aufgeben
und ließ sich zum Fahrschullehrer umschulen.
Ein AK-Angebot
­ermöglichte ihm,
den Berufskraftfahrer-­
Abschluss nachzuholen.
ANERKENNUNG VON BERUFSERFAHRUNG
Vom Bäcker
zum Buslenker
A
ls Martin Fragner mit 18
seine Lehre zum Bäcker
abgeschlossen hatte, war die
Welt noch in Ordnung. Kurz
danach stellte sich allerdings
heraus, dass er eine Mehl­
allergie entwickelt hatte, die zu
allergischem Asthma führte. Er
musste den Beruf aufgeben.
„Momentan hat mir das den
Boden unter den Füßen weg­
gerissen“, sagt der heute
34-Jährige.
Liebe zur
Straße entdeckt
Aber irgendwie musste es
weitergehen. „Ich habe mich
dann in Abendkursen zum
Fahrschullehrer umschulen
lassen und in der Zwischenzeit
einem Fleischer beim Auslie­
fern geholfen. Dabei habe ich
die Liebe zur Straße entdeckt,
den C- und D-Führerschein
nachgeholt und dann als Hilfs­
Dank AK konnte Martin Fragner den Lehrabschluss zum Berufskraftfahrer nachholen.
chauffeur bei den ÖBB an­
gefangen“, erzählt Fragner.
Durch die Berufserfahrungen,
die er in dieser Zeit gesammelt
hat, konnte er den Lehrab­
schluss „Berufskraftfahrer“
nachholen. Ermöglicht wurde
das durch die Zusammenarbeit
Pensionen:
Voll im Plan
K
eine Rede vom Kollaps
des gesetzlichen Pensions­
systems: Laut Rechnungsab­
schluss 2014 der Pensionsver­
sicherungsanstalt ist der Bei­
trag des Staates zu den Pensio­
nen der PVA-Versicherten nur
um 0,4 Prozent gestiegen – und
nicht wie prognostiziert um 8,4
Prozent. Gestiegen ist im glei­
chen Zeitraum auch das Pen­
sionsantrittsalter, nämlich um
beachtliche 13 Monate. Das
zeige, dass die in den letzten
Jahren eingeleiteten Maßnah­
men wirken, sagt AK-Präsident
Dr. Johann Kalliauer.
14
der Betriebsräte der ÖBB-Post­
bus GmbH, der AK und der
Gewerkschaft der Post- und
Fernmeldebediensteten. In
Ober­österreich gab es kein pas­
sendes Angebot. Deshalb
wandte sich der Betriebsrat der
ÖBB-Postbus GmbH an den
„Fachausschuss der Berufs­
kraftfahrer in der AK Wien“,
der für alle interessierten Post­
busmitarbeiter/-innen ein maß­
geschneidertes Ausbildungsan­
gebot zum „Berufskraftfahrer“
konzipierte.
Fünfzig neue
Berufskraftfahrer
Die Ausbildung nahm nur
sechs Wochen in Anspruch:
neun Kurstage, vier Wochen
Selbststudium, drei Tage Prü­
fungsvorbereitung sowie zwei
Prüfungstage. So konnten be­
reits mehr als 50 Personen den
Lehrabschluss „Berufskraftfah­
rer“ nachholen. Wer die Lehr­
berufe Baumaschinentechniker,
Kfz-Techniker, Kfz-Elektriker,
Landmaschinentechniker oder
Speditionskaufmann erfolg­
reich abgeschlossen hat, für
den verkürzt sich die Kurs­
dauer sogar von neun auf ­fünf
Kurstage. Mit dem AK-Bil­
dungsbonus, der Förderung
durch das oö. Bildungskonto
und die finanzielle Unterstüt­
zung der Gewerkschaft konnte
der Kurs für die Absolventen/
-innen zur Gänze finanziert
werden. „Ich bin froh, dass ich
diese Chance bekommen habe
und nun als Fachkraft arbeiten
kann und Berufsschutz habe“,
so Fragner.
[email protected]
AK-ONLINE-BIBLIOTHEK IST EIN GROSSER ERFOLG
Jetzt auch Hörbücher online
K
ostenlos digitale Bücher
ausleihen – dieses An­
gebot hat die Arbeiterkam­
mer seit mehr als einem hal­
ben Jahr. Und in dieser Zeit
entwickelte sich das neue
Service zu einem wahren
Renner. Tausende Ober­
österreicherinnen und Ober­
österreicher haben sich
schon Romane, politische
Bücher, Fachlite­
ratur und
Zeitschriften heruntergela­
den. Interessierte Leserinnen
und Leser können aus 25.000
Titeln auswählen.
ausgeliehen werden. Das
Herunterladen der Dateien
erfolgt bequem übers Inter­
net – egal ob am Com­puter,
E-Reader, Tablet oder
Smartphone. Nach
Hörbücher
zwei Wochen wer­
liegen im Trend
den die Bücher
und Audiodateien
unleserlich und damit auto­
matisch „zurückgegeben“.
Auf ak-report.at kann man
Jetzt erweitert die Arbeiter­
kammer das Angebot noch­ sich ganz einfach zur AKmals: Ab sofort können auch Online-Bibliothek anmelden
fast 1000 Hörbücher zu ver­ und sofort nach der Registrie­
schiedenen Themen gratis rung Bücher ausleihen.
Wir bekommen
nur das, was wir
uns erkämpfen!
Der Oberösterreicher Rainer Wimmer ist Bundesvorsitzender der Gewerkschaft PROGE und gilt als Kämpfer,
der klare Worte nicht scheut. Der AK-Report sprach
mit ihm über die Bedeutung der Gewerkschaften für die gesellschaftliche Entwicklung.
AK-Report: Sie sind seit Ih­
rer Jugend gewerkschaftlich
aktiv. Was treibt Sie an, Ihr
Leben der Gewerkschaftsbe­
wegung zu widmen?
Wimmer: Es stimmt, mein
ganzes Leben ist gewerkschaft­
lich geprägt. Mit Menschen ge­
meinsam die Stärke zu entwi­
ckeln, um etwas umzusetzen,
das hat mich immer fasziniert.
Ich war ja viele Jahre Betriebs­
rat bei den Salinen Austria im
Salzkammergut. Ohne diese
Solidarität hätten wir damals,
als wir privatisiert wurden, die
450 Arbeitsplätze nicht sichern
können.
AK-Report: Der ÖGB feiert
heuer sein 70-jähriges Beste­
hen nach dem Zweiten Welt­
krieg. Welchen Anteil hat aus
Ihrer Sicht die Gewerkschaft
am Aufstieg Österreichs zu
einem der wohlhabendsten
Länder der Welt?
Wimmer: Einen
ganz wesentlichen.
Von der beispielge­
benden Lehrausbil­
dung bis zu unserem
Sozialstaat wurde al­
les von den Gewerk­
schaften erkämpft. Da
gab es Größen wie den ÖGBChef und Nationalratspräsi­
denten Toni Benya, der die
Sozialpartnerschaft gelebt und
viel weitergebracht hat. Jetzt
stehen wir vor der Herausfor­
derung, wie wir unsere sozia­
len Systeme absi­
chern können, wenn
immer mehr mit im­
mer weniger Men­
schen produziert
wird.
AK-Report: Die Netto-Löh­
ne stagnieren, beim unteren
Viertel der Einkommensbezie­
her sind sie in den letzten 20
Jahren sogar um zehn Prozent
gesunken. Das neoliberale
Wirtschaftssystem produziert
immer mehr Verlierer, die sich
zunehmend rechten Parteien
zuwenden. Welche Antworten
haben Sie darauf als Gewerk­
schafter?
Wimmer: Die wesentliche
Antwort: Wir kriegen nur das,
was wir uns erkämpfen. In der
Metallindustrie haben wir im­
mer einen Reallohnzuwachs
erreicht. Wenn wir aber ge­
samtwirtschaftlich in der
durchgesetzt, die allen Be­
schäftigten mehr Geld bringt.
Ihre Forderung nach Besteue­
rung großer Vermögen blieb
aber unerfüllt. Sind Sie mit
der Steuerreform zufrieden?
Wimmer: Ja, ich bin zufrie­
den, denn eine größere Lohn­
steuerreform als diese hat es
noch nie gegeben – mit einem
mittleren Plus von fast 900
Euro im Jahr für jeden. Das
haben wir nur mit der Kraft der
Arbeitnehmer erreicht, mit fast
900.000 Unterschriften. Und
darauf können wir schon ge­
meinsam stolz sein.
AK-Report: Ist die Vermö­
genssteuer jetzt vom Tisch?
Wimmer: Absolut
nicht. Es ist völlig
unverständlich, dass
sich die ÖVP da vor
die Reichen gestellt
hat. Es kann doch
kein Problem sein,
von Menschen, die
ungleich mehr ha­
ben als alle anderen, auch mehr
einzufordern.
AK-Report:
Demnächst
starten die Kollektivvertrags­
verhandlungen für die Metall­
industrie. Sie sind Chefver­
handler der Arbeiter. Mit wel­
ie meiste Kraft gibt
D
mir die Solidarität
unserer Mitglieder.
Lohn­entwicklung zurückblei­
ben, hat das negative Folgen
für das Wachstum. Wir müssen
daher noch selbstbewusster
verhandeln.
AK-Report: ÖGB und AK
haben eine Steuerreform
chen Zielen gehen Sie in diese
Verhandlungen?
Wimmer: Trotz schwieriger
Wirtschaftslage verdienen die
Unternehmen gutes Geld und
die Eigentümer bekommen
hohe Ausschüttungen. Wir wol­
len wieder einen realen Zu­
wachs für die Beschäftigten, die
das erwirtschaften, und den
werden wir auch erreichen. Und
wir werden vehement Fragen
der Arbeitszeit einbringen, weil
wir nicht zuschauen können,
wie Menschen einerseits 270
Millionen Überstunden machen
und dann teilweise wegbrechen
und auf der anderen Seite fast
400.000 arbeitslos sind.
AK-Report: Die Verhand­
lungen dauern oft nächtelang
und ziehen sich über Wochen.
Wo holen Sie sich den Aus­
gleich und die Kraft dafür?
Wimmer: Beim Fischen,
Wandern und Radlfahren im
Salzkammergut. Die meiste
Kraft gibt mir aber die große
Solidarität unserer Mitglieder.
Denn nur wenn die Kolle­
ginnen und Kollegen in den
Betrieben Druck machen, be­
wegt sich auch unser Verhand­
lungspartner.
[email protected]
15
HURRA NOVEMBER!
AK-KULTURMONAT
UM € 10,– IN JEDE VERANSTALTUNG
UND € 1,– IN DIE MUSEEN
HIGHLIGHTS IM AK-KULTURMONAT NOVEMBER:
FÜR ALLE
AK-MITGLIEDER
AK-Leistu
€ 10,–
ngsK Arte
er
Margarethe
Wienerroithn
89
1234567
val
nstfesti
Kleinku
ARBEITERKAMMER LINZ: Andrea Händler, The Lettners/ Rynhrd Boegl
Group, Die Querschläger, Thomas Malirsch, AK-Classics, Christof Spörk
POSTHOF: Linzer Kleinkunstfestival
THEATER PHÖNIX: „Er ist wieder da” nach Timur Vermes
SPINNEREI TRAUN: Bluatschink, Tagträumer,
Thomas Stipsits & Manuel Rubey
LOCAL-BÜHNE FREISTADT: Stermann & Grissemann, Peter Ratzenbeck
Infos über das gesamte Programm des Kulturmonats November
finden Sie auf ooe.arbeiterkammer.at.
€ 1,–
maw-logo_zw 08.09.2008 13:27 Uhr Seite 1
C
M
Y
CM
MY
CY CMY
K
KULTUR
Oberösterreich
P.b.b., Erscheinungsort Linz, Verlagspostamt 4020 Linz. ZLN: GZ 02Z033936 M
Retouren an Postfach 555, 1008 Wien
ooe.arbeiterkammer.at
Dr. Johann Kalliauer,
AK-Präsident
„Der November ist bereits traditio­
nell der AK-Kulturmonat. Mit der
Leis­tungskarte gibt es für viele attrak­
tive Veranstaltungen ermäßigte Ein­
trittskarten, wie zum Beispiel für das
AK-Classics-Konzert im Bruckner­
haus, für Produktionen des Linzer
Kleinkunstfestivals im Posthof, für
Theater und Kabarett im Linzer
­Phönix, in der Local-Bühne Freistadt
und in der Spinnerei Traun. Auch für
bestimmte Museen in Linz und Steyr
gibt es verbilligten Eintritt.“