Diese Seite als PDF - Anzeiger Thal Gäu Olten

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Nr. 9 / Donnerstag, 3. März 2016
Anzeiger Thal Gäu Olten
Region
•••GERÜSTBAU•••
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Eine Freiheitskämpferin im
Theaterstudio
Eine Geschichte ins Hier und Jetzt geholt, mit echten und wahren Gefühlen,
nachvollziehbar und doch voller Geheimnisse. Erzählt in der wunderbaren Theaterproduktion «Mariana Pineda», zu sehen am 11. und 12. März im
Theaterstudio Olten. Mit Rachel Matter und der bekannten Schauspielerin
Mona Petri in den Hauptrollen.
Drei Häuser, darunter der 2012 erstellte Neubau (links), bilden die Lilith, das Zentrum für Frauen und Kinder in Oberbuchsiten.
Fotos: ZVG
Seit 20 Jahren wissen, was zu tun ist
Das Zentrum Lilith für Frauen und Kinder in Oberbuchsiten begeht ein Jubiläum
Das renommierte Zentrum Lilith in
Oberbuchsiten feiert sein 20-jähriges
Bestehen. Es bietet Frauen in schwierigen Lebenslagen zusammen mit ihren Kindern ein temporäres Zuhause
mit Therapiemöglichkeiten.
«Es ist mir eine Freude, die Lilith ins
Jubiläumsjahr zu führen», sagt Stephanie Hartung, die genau vor einem Jahr
die Nachfolge von Lis Misteli als Geschäftsleiterin der Lilith, des renommierten Zentrums für Frauen und Kinder in
Oberbuchsiten, angetreten hat. Sie habe
von ihrer Vorgängerin einen sorgfältig
geführten, gut aufgestellten Betrieb mit
Herz übernommen, so Hartung. «Die
Lilith ist in den 20 Jahren ihres Bestehens zu einer festen, nicht mehr wegzudenkenden Institution mit einem klaren
Auftrag gewachsen.»
In der Schweiz einzigartig
Am 8. März 1996, dem internationalen
Frauentag, öffnete die Lilith im Unteren
Bifang von Oberbuchsiten ihre Türen. Es
war ursprünglich eine Diplomarbeit von
Lis Misteli, aus der das Konzept, Frauen
in schwierigen Lebenslagen zusammen
mit ihren Kindern ein temporäres Zuhause mit Therapiemöglichkeiten zu bieten, hervorgegangen war. Die zweifache
Mutter hatte sich im Alter von 39 Jahren
zur Sozialpädagogin ausbilden lassen,
von einem Zwei-Generationen-Haus
hatte sie immer geträumt. Die Lilith war
ihr «Baby». Es ist schweizweit die einzige
Institution dieser Art.
Ein Jubiläum – zwei
Anlässe
Nächsten Dienstag, 8. März, feiert die
Lilith in der «Schälismühle» in Oberbuchsiten ihren offiziellen Geburtstag
mit geladenen Gästen.
Am Samstag, 25. Juni, folgt ein Fest für
die Öffentlichkeit auf dem Lilith-Gelände in Oberbuchsiten.
Kontinuierlicher Ausbau
Seit jenem Eröffnungstag vor 20 Jahren
hat sich die Lilith permanent weiterentwickelt. Das ursprüngliche Betreuungsangebot von acht Plätzen ist auf heute
21 Plätze angewachsen. Aus dem Haus
und im Dorf verstreuten Wohnungen
ist ein auf drei Häuser verteiltes Zentrum geworden, samt externer Tagesstätte
und ambulanten Angeboten. Gegenüber
ehemals zwölf Mitarbeitenden kümmern
sich heute 35 Fachfrauen um die Belange
der Mütter und Kinder.
In Oberbuchsiten ist die Lilith gut integriert und respektiert. Gerade neulich,
erzählt Stephanie Hartung, habe eine
Dorfbewohnerin dem Haus eine grosse
Spende zukommen lassen – ohne Aufhebens und ohne ihren Namen zu nennen,
sondern einfach, um einen Beitrag zu
leisten und Anerkennung auszudrücken.
Doch die Lilith geniesst weit über die Region hinaus einen hervorragenden Ruf.
Dazu beigetragen hat auch der 2012 eingeweihte, unmittelbar neben dem Haupt-
haus domizilierte Neubau. Mit Hilfe
zahlreicher Spender und eines Patronatskomitees, das von Regierungsrätin Esther
Gassler präsidiert wurde, gelang es den
Lilith-Verantwortlichen, das 3,5-Millionen-Gebäude zu finanzieren: Ein schönes, nach ökologischen Standards konzipiertes Haus mit neun Wohnungen.
Für Lilith-Gründerin Lis Misteli hatte das «Haus 3», wie es seither genannt
wird, eine ganz besondere Bedeutung:
«Es verkörpert geradezu ideal die Philosophie der Lilith, Mutter und Kind wenn
immer möglich nicht zu trennen», sagte
sie im Sommer 2012 bei der Eröffnung.
Frauen mit psychischer Erkrankung
Nicht nur das äussere Erscheinungsbild,
auch die Klientinnen der Lilith haben sich
in den letzten Jahren gewandelt. Wurden
zu Beginn vor allem suchtkranke Frauen
– mit oder ohne Kinder – betreut, leiden
heute viele von ihnen zusätzlich an einer
psychischen Erkrankung. Eine wachsende Gruppe sind Mütter mit strukturellen
Schwierigkeiten: Frauen, die sich im Leben allein nicht zurechtfinden, erst recht
nicht mit einem Kind. Das psychosoziale
Betreuungsangebot ist dementsprechend
auf andere Ziele ausgerichtet als zu Beginn. In den Anfängen der Lilith konnten
die Verantwortlichen darauf hinarbeiten,
die Klientinnen gesund und sozial integriert in die Gesellschaft zu entlassen.
Heute geht es in vielen Fällen darum, die
vorhandenen Fähigkeiten der Frauen so
zu stärken, dass sie später mit ambulan-
Sie hat die Lilith gegründet:
Die langjährige Geschäftsleiterin Lis Misteli.
ter Begleitung zumindest selbstständig
wohnen können. Für manche Frauen ist
die Lilith ein Refugium, ein Zuhause;
der einzige Ort, von dem sie nicht schon
nach kurzer Zeit wieder weggeschickt
werden.
Zu ihrem Jubiläum hat sich die Lilith einen neuen Slogan gegeben: «Wissen, was
zu tun ist.» Der Leitsatz wird die Institution auch in kommenden Jahren begleiten. Er fasse zusammen, was die Lilith für
die Frauen und Kinder erreichen wolle,
sagt Geschäftsleiterin Stephanie Hartung:
«Halt geben, Bindung fördern, Struktur
schaffen und Zuversicht wachsen lassen.»
Wenn Frauen die Lilith verlassen, wissen
sie: Sie sind gestärkt.
MGT
Drei Fragen an Geschäftsleiterin Stephanie Hartung
Warum braucht es die Lilith?
Weil Frauen, die an sich arbeiten wollen,
um sich und ihren Kindern ein verant-
wortungsbewusstes Leben aufbauen zu
können, diese Möglichkeit haben sollen.
Was macht die Lilith einzigartig?
Das Zwei-Generationen-Modell, und ich
sage mal: der institutionelle Familiengeist.
Sie sind seit einem Jahr Geschäfts­
leiterin. Ihr schönstes Erlebnis bisher?
Ich bin mit Liedern, die Klientinnen und
Personal zusammen sangen, in meinem
neuen Büro empfangen worden. Da
bildete sich «Hennuhüt» – ich bin Walliserin.
Frauen und Kinder auch in schwierigen Lebenslagen nicht trennen: Das ist der zentrale
Pfeiler der Lilith-Philosophie.
Das Theater Ariane bringt das Stück
«Mariana Pineda» des spanischen Lyrikers und Dramatikers Federico García
Lorca auf die Bühne. «Mariana Pineda»
ist Lorcas grosses Frühwerk von 1925
und eine Herausforderung für Regisseure, die neben dem Kammerton das grosse
theatralische Sujet suchen.
Es ist ein Stoff, der nach musikalischer
Sprache zu drängen scheint: Granada
1831, die spanische Freiheitskämpferin und Volksheldin Mariana de Pineda
Muñoz verhilft ihrem Geliebten, einem
Revolutionär, zur Flucht aus dem Gefängnis. Bald wird sie vom Strafrichter
Pedrosa bedrängt. Mariana bleibt sich
selbst und ihren Idealen jedoch treu und
stirbt als Märtyrerin.
Mariana ist die stärkste von Lorcas
Frauenfiguren. Sie ist eine der grossen
Bühnenrollen des modernen Theaters,
eine Julia ohne Romeo. Dramatiker
Lorca sucht nicht die historische Heldin,
sondern die dramatische Frauengestalt.
Sie wird zur Verkörperung der Freiheit
im Moment, in dem sie erkennt, dass ihr
Liebhaber sie mit der Freiheit «betrügt».
Ein höchst aktueller Diskurs zwischen
persönlichen und kollektiven Idealen.
Wo, wann, warum fängt Widerstand an?
Wie weit geht die Opferbereitschaft der
Frau? Der Regisseur Jordi Vilardaga setzt
zusammen mit seinem Ensemble zum
dritten Mal ein Stück von Garcìa Lorca
in Szene. Die beiden Schauspielerinnen
Rachel Matter und Mona Petri und der
Schauspieler Antonio da Silva verkörpern
insgesamt elf Figuren.
MGT
«Mariana Pineda»: Freitag und Samstag,
11. und 12. März, jeweils um 20.15 Uhr
im Theaterstudio Olten.
«Das doppelte
Lottchen» in der
Zauberlaterne
Im deutschen Spielfilm «das doppelte
Lottchen» aus dem Jahr 1950 hat Erich
Kästner nicht nur das Buch geschrieben
und das Drehbuch verfasst, er wirkt sogar
selber mit – als Erzähler.
Die Verwechslungskomödie mit Zwillingsschwestern, die nie mehr getrennt
werden wollen, erlebt man in der Zauberlaterne Olten, dem Filmclub für Kinder
im Primarschulalter, diesen Samstag, am
5. März, um 10.30 Uhr im Youcinema
in Olten.
Luise und Lotte haben sich noch nie gesehen, bis sie sich in einem Ferienlager
für Mädchen treffen. Und sie ähneln sich
wie ein Ei dem andern und finden heraus,
dass sie tatsächlich Schwestern sind. Als
die beiden noch Babys waren, trennten
sich ihre Eltern. Der Vater nahm Luise
mit sich nach Wien, während Lotte mit
der Mutter nach München zog.
Am Ende der Ferien beschliessen die zwei
Mädchen, die Eltern zu tauschen; natürlich ohne es diesen zu sagen …
MGT
«Das doppelte Lottchen»: Diesen Samstag, am 5. März, um 10.30 Uhr im Youcinema in Olten.