WUNSCHBILDER gestern. heute. morgen … halten Einzug in die Neue Residenz Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 19. November 2015, 18 Uhr Es sprechen Hon. Prof. Dr. Martin Hochleitner | Direktor Salzburg Museum Dr. Esra Ipek-Kraiger | Abteilung Kunstvermittlung Dauer der Ausstellung: 20. November 2015 bis 27. März 2016 Die Abteilung Kunstvermittlung des Salzburg Museum gestaltete die Sonderausstellung, „WUNSCHBILDER gestern. heute. morgen.“. Inhalt der Schau ist die Welt der Wünsche und Idealbilder: Ein Thema, das jeden betrifft. Denn Wünsche sind fester Bestandteil jedes menschlichen Erlebens, ganz unabhängig von Alter, Herkunft und Bildungsstand. Die Säulenhalle der Neuen Residenz bietet vom 20. November 2015 bis zum 27. März 2016 viel Raum für vielfältige WUNSCHBILDER. Das Wort „Wunsch“ stammt aus dem Indogermanischen. Es bedeutet „Nach-etwas-Streben“. Insofern stehen Wünsche zwischen der Realität und einem (noch) unerreichten Ideal. Sie haben daher Einfluss auf unser Verhalten und darauf, wie wir unser Leben gestalten möchten. Von der Idee zur Umsetzung: ein gemeinschaftlicher Prozess In der Ausstellung sind vier „Wünsche“ in den Mittelpunkt gerückt – der Wunsch nach Arbeit, Gesundheit, Heimat und Schönheit. Die Sonderausstellung behandelt die Themen aus mehreren Blickwinkeln: Anhand von Objekten aus der Sammlung des Salzburg Museum wird die Bedeutung der Wünsche in der Vergangenheit beleuchtet. „Gleichzeitig schafft die Ausstellung einen aktuellen Bezug: In einem vorausgegangenen Projekt haben wir Menschen eingeladen, in Zusammenarbeit mit den KünstlerInnen Erik Hable, Ulrike Lienbacher, David Moises, Moira Zoitl ihre eigenen Erfahrungen umzusetzen,“ erklärt das Team der Kunstvermittlung des Salzburg Museum. „In diesen Projekten können wir viele Wunsch-Aspekte aufzeigen. Zum Beispiel, was für die VerkäuferInnen der Salzburger Straßenzeitung ‚Apropos‘ der Wunsch nach Arbeit bedeutet.“ Weitere Fragen eröffnen andere, vielschichtige Perspektiven: Welchen Stellenwert hat etwa Gesundheit für Berufstätige im Bereich des Gesundheitswesens? Welches Verständnis von Heimat haben Menschen mit Migrationshintergrund? Und welche Vorstellung von Schönheit haben Lehrlinge in der Friseurbranche? Die dabei entstandenen künstlerischen Arbeiten sind wesentlicher Bestandteil der Ausstellung. WUNSCHBILDER ist einzigartig. Die Ausstellung ist das Resultat eines gemeinschaftlichen Prozesses und das Ergebnis vieler Beteiligter: der vom Museum eingeladenen ProjektteilnehmerInnen, der KünstlerInnen und der Kunstvermittlerinnen des Salzburg Museum. Ein kleiner Ausstellungs-Rundgang Themen – Konzepte – Projekte Der Wunsch nach Schönheit Seit jeher hat der Mensch versucht, sein Äußeres dem Ideal seiner Zeit anzupassen. Die Vorstellung von dem, was schön ist, hat sich im Lauf der Jahrhunderte verändert. In der globalisierten Welt von heute fällt auf, dass sich das Schönheitsideal weltweit zunehmend angleicht. Über Jahrhunderte beeinflusste die Bildende Kunst dieses Idealbild. Im 20. Jahrhundert wird es vor allem durch Film, Fernsehen und andere Medien bestimmt. Das Gleichsetzen von Schönheit und Erfolg in der Werbung führt zum Wunsch nach makellosem Aussehen. Schönheitschirurgische Eingriffe sind scheinbar glückversprechend. Das Künstlerprojekt mit Ulrike Lienbacher behandelt Fragen zum Thema Schönheit an einem ganz speziellen Ort. „Schaltzentrale der Schönheit“ Friseursalon Eder Intercoiffure. Dies ist der Arbeits- und Ausbildungsplatz der drei ProjektteilnehmerInnen und zugleich der Ausgangspunkt ihrer Zusammenarbeit mit der Künstlerin und Fotografin Ulrike Lienbacher. Am Arbeitsplatz täglich mit dem Thema Schönheit konfrontiert, rückt das Projekt die Arbeitsgeräte sowie das Arbeitsumfeld der drei Friseurlehrlinge in den Vordergrund. Fotografiert und dadurch aus dem Kontext genommen, erhalten die Gebrauchsgegenstände eine spezielle Aura. Sie werden dadurch zum Kunstobjekt erhoben. Grenzen der Schönheit? Eine zweite Fotoserie dokumentiert eine Aktion im Frisiersalon: Das gegenseitige Schminken wurde stark übertrieben. Somit geriet der eigentliche Prozess des Verschönerns ins Wanken. Gemeinsam haben sich die ProjektteilnehmerInnen die Fragen nach den Grenzen des Schönen, nach Abweichungen und dem Beginn des Hässlichen gestellt. Der Wunsch nach Gesundheit Gesundheit ist eines der zentralen Themen im Leben eines jeden Menschen. Bereits die Ägypter bemühten sich, Arzneimittel zu entwickeln. Auf Wunden trugen sie Honig, Harz oder Metalle auf – also Heilmittel, die tatsächlich eine desinfizierende Wirkung aufweisen. Als Begründer der wissenschaftlichen Medizin gilt Hippokrates von Kos – der wohl bekannteste Arzt der Antike. Für ihn war Krankheit nicht etwas von Gott Gegebenes, sondern das Resultat einer schlechten Mischung der Körpersäfte. Besondere Wichtigkeit hatte die Anamnese, also die genaue Beobachtung des Patienten, seiner Lebensumstände und seiner seelischen Situation. David Moises zeigt in seinem Künstlerprojekt neue Perspektiven zum Thema Gesundheit auf. „Von der Gesundheit der Dinge“ Zu Beginn des Projektes gab David Moises Einblicke in seine künstlerische Arbeitsweise. Gemeinsam mit den ProjektteilnehmerInnen entwickelte sich die Idee, Nachdrucke alter Gemälde zu verwenden und mit diesen zu arbeiten. So können nun auf einer Darstellung des historischen Ägyptens einige Personen mit moderner Medizin versorgt werden. Oder ein kindlicher Geistlicher zweifelt an seiner gemalten zweidimensionalen Wirklichkeit. Und ein Wecker wird zum „eingebildeten Kranken“ und bittet per Stethoskop um Bestätigung, dass er richtig tickt. Der Wunsch nach Heimat Familie, Freunde, Traditionen, Sprache, ein Geruch oder Geschmack – all das, was die Kindheit prägt, bleibt dem Menschen oft ein Leben lang in Erinnerung. Als Heimat wird ein Ort der Vertrautheit und Akzeptanz bezeichnet. Bis ins 19. Jahrhundert meinte der Begriff nur das Aufenthalts- und Bleiberecht. Nicht der Ort der Geburt, sondern Eigentum und Besitz waren ausschlaggebend. In der heutigen globalisierten Welt gewinnt Heimat wieder an Bedeutung. Auch bei jungen Menschen äußert sich dies durch eine besondere Heimatverbundenheit: Traditionen werden wiederbelebt, es wird regional gekocht, die Heimat bewandert und Volksmusik gehört. Trotz der vielen positiven Bedeutungen von Heimat bleibt die Gefahr des ideologischen Missbrauchs. Erik Hable, Ferhat Ayne und Hilal Padar setzen sich in ihrem Projekt mit dem Begriff Heimat und Identität auseinander. „Diverse Begegnungen“ Ferhat Ayne, Erik Hable und Hilal Padar beschäftigten sich mittels Fotografie und Video mit unterschiedlichen Aspekten der Heimat-Vorstellung von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Die Installation mit visuellem Material der KünstlerInnen zeigt, wie divers das jeweilige Verständnis von Begriffen wie Heimat oder Identität innerhalb einer entstehenden Hybrid-Kultur ist. Der Wunsch nach Arbeit Arbeit strukturiert den Tagesablauf, fördert die Entwicklung sozialer Identität und schafft Kontakte zu Menschen. Die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit wurden in sozialwissenschaftlichen Untersuchungen erforscht. Wegweisend ist bis heute die berühmte Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ (1933). Ein junges Team von WissenschaftlerInnen machte es sich zur Aufgabe, die Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit auf die Gesellschaft und den Einzelnen zu untersuchen. Der Wunsch nach Arbeit oder nach besseren Arbeitsbedingungen führt immer wieder auch dazu, dass Menschen ihre Heimat verlassen. Dabei ist Arbeitsmigration kein neues Phänomen: Schon im 19. Jahrhundert brachten die Industrialisierung und ein erweiterter Dienstleistungssektor Abwanderungen mit sich. Das Filmprojekt von Moira Zoitl zeigt eindrucksvoll, welche Bedeutung der Wunsch nach Arbeit für die VerkäuferInnen der Straßenzeitung Apropos hat. „Außer Sichtweite – ganz nah“ Das Salzburg Panorama von Johann Michael Sattler aus dem Jahr 1829 bietet aus erhöhter Sicht einen Rundumblick auf die innerstädtischen Bereiche. Es zeigt außerdem das ländliche Umland bis hin zur Bergwelt im Südosten. Moira Zoitl lud eine Gruppe von VerkäuferInnen der Straßenzeitung Apropos ein, diesen „privilegierten“ Blick auf die Stadt einzunehmen, um ihre Vorstellungen von Arbeit in Bezug auf die Stadt Salzburg zu formulieren. Das Rundgemälde im Panorama Museum dient dem Filmprojekt als szenischer Hintergrund. Die Apropos-VerkäuferInnen sprechen in ihren Beiträgen von den unterschiedlichen Arbeitszusammenhängen, in denen sie beschäftigt waren. Sie erzählen vom Verlust der Arbeit und der Tätigkeit als ZeitungsverkäuferIn, die ihnen neue Perspektiven eröffnet. Gedanklich und physisch versetzen sie sich in die Zeit Sattlers und sprechen von gesellschaftlicher Teilhabe heute: sei es als Wirtschaftsflüchtling, als Arbeitssuchende/r oder als Mensch, der aus dem herkömmlichen Arbeitsmarkt herausgefallen ist. Am Ende des Films fügen sich alle Beteiligten in ein lebendes Gesamtbild ein. Hier verbinden sich die unterschiedlichen Erzählungen und werden zur Äußerung einer Gruppe von Menschen, die die gleiche Tätigkeit teilen. Weitere Arbeiten Die Ausstellung zeigt außerdem Arbeiten von Joachim Bergauer, Tanja Boukal und Leihgaben des Stadtarchivs Salzburg. Kurzbiographien der an den Projekten beteiligten KünstlerInnen „Schaltzentrale der Schönheit“ Ulrike Lienbacher wurde in Oberndorf bei Salzburg geboren. Heute lebt und arbeitet sie in Wien und Salzburg. Sie absolvierte das Studium der Bildhauerei an der Universität Mozarteum in Salzburg. „Von der Gesundheit der Dinge“ David Moises ist gebürtiger Innsbrucker. Heute lebt und arbeitet er in Wien. Er studierte an der Kunstuniversität Linz und an der Humboldt-Universität zu Berlin. „Diverse Begegnungen“ Ferhat Ayne, geboren in Sarikaya (TR), lebt und arbeitet in Stuttgart. Studium der Produktund Umweltgestaltung in Schwäbisch Gmünd (D) und Nantes (F). Studium der künstlerischen Fotografie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart. Erik Hable wurde in Linz geboren. Er lebt und arbeitet in Salzburg und studierte Erziehung an der Universität Mozarteum in Salzburg. Sein Schwerpunkt liegt auf partizipativen, kollaborativen und kuratorischen Projekten. Hilal Padar, geboren in Hallein, lebt und arbeitet ebenda. Studium der Bildnerischen Erziehung an der Universität Mozarteum in Salzburg und der Geschichte an der Paris Lodron Universität in Salzburg. „Außer Sichtweite – ganz nah“ Moira Zoitl wurde in Salzburg geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Studium an der Universität Mozarteum in Salzburg, der Universität für angewandte Kunst in Wien und an der Universität der Künste in Berlin. RÜCKFRAGEN Mag. Natalie Fuchs Salzburg Museum Öffentlichkeitsarbeit, Marketing Mozartplatz 1 5010 Salzburg [email protected] www.salzburgmuseum.at
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